Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1984
- Erscheinungsdatum
- 1984
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198400003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19840000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19840000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1984
-
- Ausgabe Nr. 1, 6. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 13. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 20. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 27. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 3. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 10. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 17. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 24. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 2. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 9. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 16. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 23. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 30. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 6. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 13. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 23. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 27. April 1
- Ausgabe Nr. 18, 4. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 11. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 18. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 25. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 1. Juni 1
- Ausgabe Nr. 23, 8. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 15. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 22. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 29. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 6. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 13. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 20. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 27. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 31. August 1
- Ausgabe Nr. 32, 7. September 1
- Ausgabe Nr. 33, 14. September 1
- Ausgabe Nr. 34, 21. September 1
- Ausgabe Nr. 35, 28. September 1
- Ausgabe Nr. 36, 5. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 37, 12. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 19. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 26. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 2. November 1
- Ausgabe Nr. 41, 9. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 16. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 23. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 30. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 7. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 46, 14. Dezember 1
-
Band
Band 1984
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
6 KULTUR 6. Januar 1984UZ/01 Veranstaltungen im Januar Filmzyklus 12. Januar, 17 Uhr, Filmkunst theater Casino, „Die Konstante“, Polen 1979, Regie: Krzystof Za nussi Dienstags in der 19 17. Januar, 19.30 Uhr, HS 19, „Reineke Fuchs“, Eberhard Esche spricht Goethe Schriftstellerlesungen und Arbeiterjugendanrecht 19. Januar, 19.30 Uhr, HS 12, Ju rij Brezan Studentenanrecht 10. Januar, 19.30 Uhr, HS 19, Pan tomime und Jazz, Das Panto mime-Studio Jena mit Harald Seime und Klaus Weinhardt Akademisches Orchester 30. Januar, 20 Uhr, Gewandhaus, Kleiner Saal, 4. Akademisches Konzert, Dietrich Reinhold, Vio line, Werke von Vivaldi, Tele mann, Mendelssohn Bartholdy, Mozart; Leitung: MD Dr. Horst Förster Kulturbund-Kreisorganisation Die „Kleine Galerie“ im Haus der Wissenschaftler zeigt Arbei ten von Andreas Weißgerber, Leipzig; Galeriegespräch zu der Ausstellung im Rahmen einer Veranstaltung der AG Gra fiksammler am 11. Januar, 19.30 Uhr Die „Galerie im Hörsaalbau“ zeigt bis 31. Januar Handzeich- nungen und Druckgrafik von Siegfried Ratzlaff, Gespräch in der Ausstellung am 25. Januar, 19 Uhr 20. Januar, 19.30 Uhr, FDJ- Jugend- und Studentenzentrum Moritzbastei, „Schwalbennest“, „Treffpunkt junge Intelligenz", Diskussion zum Thema „Unter haltung kontra Information? — zur Programmpolitik des Fern sehens der DDR“; Gesprächspart ner sind Dr. Christa Braumann, Leiterin der Abt. Information/ Analyse beim Fernsehen der DDK, Programmdirektion, und Mitarbeiter verschiedener Pro grammbereiche 30. Januar, 19.30 Uhr, Hörsaal gebäude, HS 11, Freundeskreis Orgel, Der Orgelprospekt im Wandel der Zeit — Gehäuse ab seits der großen Orgelstraßen, Vortrag mit Dias von Johannes Dickert, Hartha A&A-Klub 11. Januar, 19 Uhr, Filmothek, „Coming Home“, USA 1977, Re gie: Hal Ashby 13. Januar, 21. Uhr, Nachtklub P 20, Mitternachtsdiskothek für die ab 20, Kartenvorbestellungen in der HA Kultur 18. Januar, 19 Uhr, „Neue Lieder und Texte“ mit Steffen Mohr; 7., 14., 21. und 28. Januar, Wochen enddiskothek 25. Januar, 19 Uhr, Altindische Körperkultur, eine Stunde Hatha- Yoga mit Heinz Kucharski vom Museum für Völkerkunde Sonderausstellung im Alten Rathaus „Für Frieden und Sozialis mus“ — 65 Jahre Partei der Arbeiterklasse im Spiegel re volutionärer Grafik“ ist das Thema einer Sonderausstel lung in der 2. Etage des Alten Rathauses. Die aus den Be ständen des Museums für Ge schichte ’ der Stadt Leipzig und des Museums für bil dende Künste zusammenge stellte Kollektion veranschau licht revolutionäre Ereignisse, die namhafte Künstler, unter ihnen Hans und Lea Grundig, Alfred Frank. Käthe Koll witz, John Heartfield sowie Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Frank Rud- digkeit in grafischen Blättern festgehalten haben. Die Aus stellung ist bis Ende Januar täglich, außer montags, von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Die nikaraguanische Gruppe während eines Auftritts des Ensembles „Solidari- tät". Foto: Müller Geben Programmen besonderen Akzent Studenten aus Nikaragua im Ensemble „Solidarität" Ach, NICARAGUA, NICARAGUA. Schönste Blume meiner Liebe. Genährt von der heiligen Erde des Vaterlandes. Blut von Diriangen. Ach, Nicaragua, du bist süßer Als der Honig aus Tamagas. Doch jetzt, wo du frei bist, Nicaragüita, wird die Liebe endlos groß ... so besingt Carlos Mejias Godoy, Leiter der wohl bekanntesten ni karaguanischen Gruppe in der Welt, sein Land. Dieses Land, das so hel denhaft seine Revolution gegen die innere und äußere Reaktion vertei digt. Seit 1980 erhalten junge Leute aus Nikaragua in unserer Republik ihre Ausbildung, und seit zwei Jahren gibt es auch eine Gesangs- und In strumentalgruppe im Ensemble „So lidarität“ der Karl-Marx-Universi tät. Vor einem Jahr noch waren die Freunde auf der Bühne nur zu be merken. Im Ensemblekollektiv wa ren sie noch sehr ruhig. Heute dage gen weiß man genau, wo sie sich ge rade befinden, da sich dort immer eine große Traube von Mitgliedern anderer Gruppen um sie bildet. Diese Gruppe ist jetzt aus dem En semblebild nicht mehr wegzuden ken und sie gibt den Programmen des Ensembles immer stärker einen besonderen Akzent, etwas Unver wechselbares. obwohl die Mitglieder der Gruppe es sehr schwer haben, studieren sie doch in verschiedenen Städten unserer Republik. Da fällt es nicht leicht, kontinuierlich zu pro bieren und immer mit bester Quali tät auf der Bühne zu stehen und zu überzeugen. Aber sie schaffen es im mer wieder und gehören jetzt mit zu den leistungsstärksten Gruppen unseres Ensembles. Aus Dresden kommen Roberto, Danilo und der Panamese Luis. Ro berto, zukünftiger Elektrotechniker, prägt seit dem letzten Studienjahr wesentlich das musikalische Profil der Gruppe. Danilo studiert Ver kehrstechnik und Luis erhält an der TU Dresden seine Ausbildung in der Wasserwirtschaft. Salvador, der als Polit-Ökonom von Berlin nach Hause gehen wird, schreibt Texte für die Gruppe. Dadurch können sie immer mit ihrem Repertoire auf die aktuelle Situation im Lande reagie ren, z. B. mit Liedern wie:.. Gesang für Nicaragua“, „Der Kampf, die Er rungenschaften und das Ziel“ oder „Volk — Armee — Einheit“. Hierin Leipzig sind Ricardo, ein zukünfti ¬ ger Veterinärmediziner, Manuel, der an der Ingenieurschule der Deut schen Post Nachrichtentechnik stu diert und ebenfalls Texte für die, Gruppe schreibt, und Lissette, die Medizin studiert. Was die Gruppe besonders aus zeichnet, ist ihre Bescheidenheit im Auftreten, große Einsatzbereit schaft, Engagement und ihr enor mer Wissensdurst, soviel wie mög lich von den Menschen und Völkern anderer Länder kennen und verste hen zu lernen. So haben die sieben sympathischen jungen Leute auch viele Freunde im Ensemble gefun den. Auf der Bühne kann man auch Luis oder Manuel manchmal mit bei anderen Gruppen finden, wie z. B. in Rudolstadt, wo nicht alle Freunde der tansanischen und viet namesischen Gruppe dabeisein konnten. Da sah es zuerst so aus, als ob diese Gruppen nichts machen könnten. Aber Luis nahm sein Bongo und begleitete die Freunde aus Tansania bei dem Lied „Malai- ka“. Und auch den Genossen aus Vietnam half Luis, und Manuel un terstützte sie auf seiner Gitarre und sie sangen zusammen „Quantana- mera“. So wurden auch diese Auf tritte ein Erfolg. Aber an erster Stelle für alle steht das Studium, der Kampf um beste Leistungen, und ihr politi sches Engagement im „Sandinisti- sehen Jugendverband des 19. Juli“ Nikaraguas. Sie betonen aber auch ständig, daß die Arbeit im Ensem ble und die Möglichkeit, mit der Waffe der Kunst für ihre Heimat zu kämpfen, für sie sehr wichtig und bedeutungsvoll ist, ebenso die Ver bundenheit mit den anderen Völ kern, der Erfahrungsaustausch mit allen Freunden und die tiefe Solida rität, die alle miteinander verbin det. Und auch ein kleines Stück zweite Heimat ist dieses Ensemble für sie geworden, wo sie die Kraft finden, in dieser für ihr Land schwe ren Situation, weit entfernt davon, hier bei uns ihre Aufgaben für die Zukunft der Heimat zu meistern. Ja, jeder Freund unseres Ensembles versteht sehr gut, daß sie gerade in dieser Zeit große Sorgen bewegen um ihr Familien daheim, und daß sie manchmal gerade jetzt viel lie ber zu Hause wären, um zu kämp fen, anstatt hier zu studieren. Aber sie kennen ihre Aufgabe genau und erfüllen sie verantwortungsbewußt. SABINE LÄMMEL Studenten sangen für Studenten Es ist bereits seit einigen Jah ren am Herder-Institut Tradi tion, daß in der Vorweihnachts zeit in den großen Pausen am Vormittag die neu gebildeten Kulturgruppen vor ihren Kom militonen auftreten, und dabei geht es bei den Zuschauern und Mitwirkenden oft für uns unge wohnt temperamentvoll zu. So auch, als Studenten aus Afghani stan, Äthiopien, Madagaskar, Mo- cambique, Nikaragua, Latein amerika, Palästina und Syrien Lieder und Tänze aus ihrer Hei mat vorführten. Die nikaragua nischen Studenten verbanden dies mit einem leidenschaftli chen Protest gegen die amerika nische Aggression auf Grenada und die ständigen konterre volutionären Überfälle gegen ihr Land. Einmütig gaben die Stu denten aus über 30 Ländern dem Protestschreiben ihre Zustim mung. HELMUT STOLBA Es lebe die Mittelklasse" Der Film ist gebaut nach dem klassischen Muster der ihren Platz im Leben suchenden Menschen. Klassisch malt er eine Reihe von Personen in einem Lebensabschnitt, den sie miteinander teilen und der ihren weiteren Weg gründlicher be stimmt, als es mancher von ihnen bedachte. Anfang der 60er Jahre wurden sie Mitglieder der illegalen KP Spa niens. Manch einer „schlitterte" da so hinein: Jose, weil er ein guter Kraftfahrer war, Alfredo, weil er das Große meistern wollte, um dem All täglichen aus dem Wege zu gehen, Marina, um ihr Selbstbewußtsein aus patriarchalischen Vorzeiten ans Licht zu befördern. Ein bißchen Idealismus dazu, die Gesellschaft zum Besseren zu verändern. Nein, halbherzig konnte man sie auch nicht nennen, immerhin war der Ein satz hoch, es ging auch ans Leben. So hinterließen die Ereignisse, in die man sich hineinmanövriert hatte, ihre bitteren Spuren und lie ßen das Bewußtsein wachsen, wer man selbst ist und welche Verant wortung nicht nur das politische Handeln, sondern auch die Bin dungen an die Menschen, mit de nen man an einem Strang zieht, mit sich bringen. Das von Dostojewski entlehnte Motto „Jeder ist für alles und für alle verantwortlich", das Simone de Beauvoir über ihren Roman „Das Blut der anderen“ stellte, wurde mir sofort erinnerlich angesichts der Ge wissensskrupel Joses und Alfredos, der Repräsentanten jener „Mittel klasse“, als sie sich in der allerletz ten Konsequenz als Menschen nicht verrieten, sich abführen ließen um der Glaubwürdigkeit ihrer einst so lässig übergeworfenen Ideale wil, len. Ihre stolze und trotzige Unter schrift empfand ich auch als fil misch gelungene Geste, die hervor- ragend dargestellt wurde, wie ich den ganzen Film, der übrigens sehr spannungsvoll und handlungsreich war, groß finde, i JULIANE HERZOG „Ohne Ideale kann man nicht leben..." Zu .Leo und Rosa“ von Helmut Baier im Kellertheater Es sind die Januartage 1919. Die Konterrevolution in Deutsch land wütet. Rosa Luxemburg und Leo Jogiches treffen überra schend in einem Versteck, dem Keller einer Druckerei, zusam men. Dieser kurze, vielleicht auch letzte, von außen stets be drohte Moment ihrer Intimität zwingt sie, sich auszusprechen, ihr gemeinsames Leben zu be trachten, zu prüfen, was von ih rer Liebe geblieben ist. Die spannungsreichen Dialoge dieses Stücks von Helmut Baierl sind nicht so sehr von den äuße ren Bedingungen diktiert, wenn gleich Jogiches davon seinen (allerdings fingierten) Vorschlag ableitet, Rosa solle sich auf die Flucht nach Petrograd begeben. Der eigentliche Konfliktstoff rührt von der Grundverschie denheit der beiden Persönlich keiten und ihren divergierenden Auffassungen zu Fragen der Re volution her. Zwar verliert sich Rosa in schwärmerischen Erinne rungen an die Schweizer Exil- jahre, in denen ihre Liebe wuchs, und dazu legt sie noch einmal ihr Brautkleid an, doch zugleich wirft sie Leo mit un erbittlich harten Worten seine menschlichen Schwächen vor: Arroganz, Starrsinn und Unemp findlichkeit für individuelle Re gungen. Für ihn gilt einzig die Lösung politischer Aufgaben. Sie erkennt selbstverständlich sei nen Heldenmut und sein großes organisatorisches Talent an. Aber sie begreift erst am Ende, daß sein Drängen zur Flucht Aus druck seiner tiefen Zuneigung zu ihr ist. Helmut Baierl gelang es, die Verflechtung der intimen Bezie hungen der beiden mit ihrer re volutionären Tätigkeit sichtbar zu machen. Daß dies bei einer Frau wie Rosa Luxemburg beson ders reizvoll sein mußte, gehört zur Grundidee des Autors. Wer weiß nicht von der hohen Sensi bilität dieser Frau, ihrer Natur- Hebe und ihrem Kunstverstand. Doch gerade sie hat in streitba rer Auseinandersetzung mit bür gerlich-reformistischen Auffas sungen die Einheit von Kunst und Politik gefordert. Und so wär auch ihr Leben angelegt. Sie mag darunter manchmal gelitten haben - eben auch, weil Leo Jo giches (während eineinhalb Jahr zehnten faktisch ihr Gatte) mit seinem rationalen Lebenssinn ih ren inneren Bedürfnissen nicht entsprach — bedauert hat sie die ses Leben wohl nicht. Ihr Ver zicht auf Resignation ist eng ver bunden mit ihrer politischen Klar- und Weitsicht. Die Unterhaltung dreht sich um die Rolle der Partei, die Frage der Demokratie in der Dik ¬ tatur des Proletariats, die Soli darität mit der russischen Revo lution. Während Jogiches in seiner trotzigen Opposition ge genüber Lenin verharrt, vertei digt Rosa Luxemburg die re volutionäre Theorie und Praxis des Roten Oktober. Sie verwahrt sich dagegen, dies als einen Ver rat an ihren ursprünglichen An sichten anzusehen. Es war in der Tat eine entschiedene Weiter entwicklung ihres Denkens, die in ihrem Auftreten während des Gründungsprozesses der KPD gipfelte. In diesen Streitgesprächen wird der Zuschauer bemerken, daß Baierl Argumente vorbrin gen läßt, die aus gegenwärtiger Sicht ausgewählt worden sind: „Was Lenin und die Bolschewiki machen, ist praktischer Sozialis mus, warum soll der Arbeiter im Westen nichts von . ihm wissen wollen? Immerhin kann er se hen, wie er gemacht wird und wie er ihn. besser machen kann.' 1 (Der Text erschien in der NDL 5/82.) Solche und ander Formu lierungen, Leo und Rosa in den Mund gelegt, verhindern, daß aus dieser Zwei-Personen-Szene ein Stück Historienmalerei wird. Die Regie von Gotthard Müller orientiert sich am! Untertitel: „Eine nicht alltägliche Liebesge schichte“ und rückt das Persön liche ihrer Beziehungen in den Vordergrund. In der auch in Leipzig gespielten Bühnenfas sung (Uraufführung 1982 im TIP Berlin) ist Rosas Bekenntnis zu Leo eindeutiger, vergleicht man mit dem Text (s. o.). Der Zu schauer spürt, wie sehr sie sich brauchen in diesen Stunden höch ster Gefahr für ihr Leben. Die beiden Rollen sind, mit Matthias Hummitzsch und Hei demarie Geese besetzt. Er macht den Liebhaber glaubhaft, weni ger den erfahrenen Revolutionär, sie ist beides: die leidenschaftli che Frau und die enthusiastische Kämpferin, in jedem Augenblick des Spiels voller Erregung. Mit raschen Zügen korrigiert sie einen eben erst verfaßten Arti kel, und sie legt ihr Brautkleid schließlich so zusammen, daß es wie ein eingewickeltes kleines Kind in ihrem Arm liegt. Das ist sehr berührend. Mit der Leninfigur Schatrows und dieser Rosa Luxemburg prä sentiert das Leipziger Theater zwei Stücke, die uns allen hel fen, aus der Geschichte der deut schen und internationalen Arbei terbewegung nicht nur rationale Lehren zu ziehen, sondern auch emotionale Kraft zu gewinnen, ohne die das von uns geforderte Engagement nicht zustande kom men kann. Dr. WERNER MARX Santa Claus im FDJ-Jugend- und Studentenzentrum Moritzbastei Ausschließlich englisch wurde am 2. Dezember im FDJ-Jugend- und Studentenzentrum Moritzbastei ge sprochen. Ursache dieses „Zwan ges" war eine englische Weih nachtsfeier, zu der Mitglieder des TAS-Klubs eingeladen hatten. Sie führten vor, daß Weihnachten in England mehr ist als nur Santa Claus und Mistelzweige. Von den (so angekündigten) David-Morgan- Super-Singers waren Lieder zu hö ren, mit denen englische Kinder von Haus zu Haus ziehen und Süßigkei ten erbitten. Volkstänze waren zu se hen. man konnte auch mitspringen und schließlich kam Santa Claus persönlich. Nur den Mistelzweig wird mancher wohl vergeblich ge; sucht haben. W. HOISNER E in Mann, der mit seiner Schau spielkunst den Lebensunterhalt bestritt, somit als Berufsschau spieler eigentlich nicht in diese Bei tragsfolge gehört, verdient dennoch, erwähnt zu werden. Zumal sein Ver dienst um die Entwicklung der deut schen Schauspielkunst außerordent lich und sein Leben mit Leipzig und der Leipziger Universität verknüpft gewesen sind. Die Rede ist von Jo hann Velthen (andere Schreibwei- . sen sind: Velten, Velthem, Velt heim), der am 24. Januar 1661 zwanzigjährig in Leipzig zum Magi ster promoviert wurde. Der junge Theologe war ein großes schauspiele risches Talent und von literarischer Die ,berühmte Bande des Magisters Velthen Bildung, zudem beherrschte er die französische, italienische und spani sche Sprache. Mit einer Gruppe gleichgesinnter Kommilitonen zog er in das fahrende Komödiantenle ben hinaus,, bald der berühmteste Prinzipal der zu jener . Zeit - künst lerisch wichtigsten Truppe. In Leip zig hat sie zum ersten Mal 1679 ge spielt, dann, nach einer Pest in Leip zig, von 1683 bis 1692 fast zu jeder ■ Messe. Auftrittsorte waren das „Fleischhaus“, zwischen Reichs straße und Naschmarkt gelegen, und „Rothaupts Hof“ an der Westseite des Marktes. Worin bestanden Velthens beson dere Leistungen? Er führte die Dra ¬ men Molieres auf der deutschen Bühne ein, womit, wie Eduard Dev rient in seiner „Geschichte der deut schen Schauspielkunst“ feststellt, die eigentliche Kunst der Men schendarstellung auf der Bühne be gann. Bis dahin hatten die zumeist zotenhaften Produkte der eng lischen Komödianten und ihrer deut schen Nachfolger auf den Wan-, das Schimpfspiel „Peter Squenz“ und das Trauerspiel „Großmütiger rechtsgelehrter oder sterbender Ämi- lius Paulus Papinianus“ zwei Werke von Andreas Gryphius (1616 — 1664) der als Begründer des deut schen Kunstdramas gilt. Eine andere Neuerung Velthens war, Frauen auf der Bühne agieren zu lassen. Das war damals noch un- Die Anfänge studentischen Laientheaters in Leipzig (4) derbühnen geherrscht. Magister Velthen übersetzte Moliere neu; nach Velthens Tod gab die Velthen- sehe Gesellschaft die Moliere- Übersetzung in drei Bänden heraus (1694). Zum Repertoire der „berühm ten Bande“, die zudem Titel und Pri vilegien der „Kursächsischen Hof komödianten“ besaß, gehörten z. B.: die Shakespearschen Stücke „Der Widerspenstigen Zähmung“, „Romeo und Julia“ und „Hamlet“. Velthen versuchte außerdem, das deutsche literarische Drama für die Bühne zu gewinnen, womit er eine Tradition begründete, die nach ihm Gottsched und die Neuberin ver dienstvoll fortsetzten. So spielte Velthens „Bande“ beispielsweise gewöhnlich und selbst in der Oper noch nicht allgemeiner Brauch. Ob auch bestimmte Veränderungen des Bühnenaufbaus ursprünglich auf Velthen zurückgehen, ist umstritten. In Ermangelung neuer und pu blikumswirksamer Stücke, wurde in Velthens Truppe nach englischem und italienischem Vorbild die Im provisation gepflegt. Das war bei Velthen in besonderem Maße mög lich, da seine Mitstreiter akademi sche Bildung und einen studentisch frischen Ton besaßen. So gewannen alte, längst bekannte Stücke durch den improvisierten Vortrag neue An ziehungskraft, was allerdings auf Kosten einer durchdachten Fi gurenentwicklung ging. Für die „Kursächsischen Hofko- mödianten“. später kam noch der Ti tel „königlich polnisch“ hinzu, wurde 1685 unter Johann Georg III das erste deutsche Hoftheater ein gerichtet. Doch die Möglichkeit, aut einer „stehenden“ Bühne kontinuier licher arbeiten zu können, währte nicht lange. Nach dem Tode des gön nerhaften Kurfürsten, 1691. war die Velthensche Truppe wieder aus schließlich auf die Wanderschaft an gewiesen. Die Konkurrenz der Oper und umherziehender Gauklerban den war härter, der Geschmack des Publikums roher geworden. So sah man auch auf Velthens Bühne die anspruchsvollen Stücke immer sel tener. Velthen starb 1692, seine Frau Katharina Elisabeth wurde Prinzipalin. 1711 oder 1712 löste sich die Truppe in Wien auf. Devrient schreibt, daß sich nach Velthens Tode von keiner Truppe mehr be haupten ließe, sie sei auf etwas an deres als bloßen Erwerb ausgegan gen. Vielleicht war es ein symbol hafter Zufall, daß für Velthens Ster* bejahr das Geburtsjahr der Neube rin verbürgt ist, deren Name rund 40 Jahre später schon für die Wei terentwicklung der deutschen Schau spielkunst stehen sollte. (Fortsetzung folgt) HELLMUTH HENNEBERG
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)