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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1979
- Erscheinungsdatum
- 1979
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19790000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19790000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1979
-
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Band
Band 1979
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UZ/11 16. März 1979 KMU-i nternationa/Rezension5 A nfang Oktober 1978 waren wir von Leipzig aus in Richtung । Äthiopien gestartet, und im Ja nuar (im Monat Maskarem) 1971 trafen wir in Addis Abeba ein. Sie ben Jahre Differenz! Die Lösung des Rätsels ist sehr einfach. Es handelt sich nicht etwa um einen Ver- jüngungsilug als Touristenattraktion, [sondern um alte Traditionen. Wenn ■auch die Entstehungsgeschichte Äthiopiens sagenumwoben ist, fest steht durch schriftliche Überlieferun gen, daß im Mittelalter das Christen- ■ tum hier festen Fuß faßte. Die ortho doxe Kirche führte den Julianischen I Kalender ein (im Gegensatz zur Gre gorianischen Zeitrechnung in Europa), der auch heute noch in Äthiopien Gültigkeit besitzt. Dieser Kalender liegt 7 Jahre und 8 Monate hinter dem gregorianischen zurück, d. h. er schreibt zur Zeit das Jahr 1971. Außerdem untergliedert er das Jahr in 12 Monate mit 30 und einen 13. Mo nat mit 5 (in Schaltjahren 6) Tagen. Solange man nur mit Hochschul lehrern und anderen hochqualifizier ten Kadern des Landes zusammen kommt, die über den europäischen Kalender, unsere Maßeinheiten und Zeitbestimmung informiert sind, fal len dem Landesfremden diese Unter schiede gar nicht auf. Aber bereits kurz nach unserem Eintreffen in Alemaya, als wir mit Studenten einen Termin für Besprechungen • o. ä. vereinbaren wollten, gab es Mißverständnisse und oft Erstaunen auf beiden Seiten, bis wir merkten, daß wir von der europäischen, die Studenten von der äthiopischen Ta- geszeit ausgingen. Letztere beginnt mit Sonnenaufgang, der jahraus Ijahrein um 6 Uhr erfolgt. Von hier ab wird gezählt, und wenn wir ein Treffen um 8 Uhr festsetzen, dür fen wir uns nicht wundern, wenn die Studenten erst 14 Uhr erschei nen oder wenn in der Geflügelfarm 1 um 5 Uhr Eier verkauft werden und sie bei unserem Eintreffen schon lange alle sind, weil wir nach unserer Zeit 11 Uhr hätten kommen müssen. Aber haben sie nicht recht mit ihren alten naturverbundenen Traditionen? Mit Sonnenaufgang be ginnt der Arbeitstag. Die Nacht ist lang, denn nach Sonnenuntergang (18 Uhr) wird es sehr schnell dun kel. In Äthiopien nimmt man am Abend nach der Arbeit die Haupt mahlzeit ein. Über einem offenen Feuer wird in großen irdenen oder Impressionen aus Äthiopien Notiert von Prof. Dr. sc. Gerd Fröhlich, Direktor des Instituts für tropische Landwirtschaft, und Brigitte Fröhlich eisernen Pfannen Injera gebacken. Es ist ein im Durchmesser etwa 50 cm großer, dünner, graugrüner, brotartiger Fladen aus Teff- (Millet- hirse) oder Gerstenmehl und ver schiedenen Zutaten. Zusammenge rollt und in Streifen geschnitten, wird er dem Gast auf einem farben frohen, kunstvoll geflochtenen Korb tisch, einem Masob, angeboten. Zum Injera gehört Wot. Wot ist kleinge schnittenes, gegartes Rind-, Ham mel- oder Geflügelfleisch in einer scharfen Soße mit Berbere oder an deren der Jahreszeit angepaßten Gewürzen, durchsetzt mit hart gekochten Eiern. Injera und Wot, ein exzellentes und sehr bekömmli ches Nationalgericht, das auch uns mundet. Mit der rechten Hand reißt man sich ein Stück vom säuerlich schmek- kenden Injera ab, tunkt es in die Soße und versucht gleichzeitig mit etwas Geschick ein Stückchen Fleisch oder Ei zu ergreifen. Aber Vorsicht! Es könnte passieren, man meint, Mund, Gaumen, Speiseröhre und Magen gehen in Flammen auf. Gelöscht wird mit „tadj", einem schmackhaften, kräftigen Honig wein oder mit „talla", dem äthiopi schen Bier. Tadj setzt man in gro ßen, langgestreckten bauchigen Ton krügen mit großer Öffnung (Besille) mit Honig und Wasser an, nachdem der Krug vorher mit frischen Blät tern. und den bitteren Wurzeln von Rhamnus-Sträuchern zur Unterstüt zung der Gärung ausgerieben wurde. Weinzubereitung ist Sache der Män ner, während sich die Frauen um die Herstellung des Bieres be mühen. Die Hauptanteile sind Gerste und die bereits genannten Gärungs mittel. Beide Getränke sollen sehr bald die Köpfe vernebeln, deshalb ist der Genuß während der Mittags hitze keinesfalls empfehlenswert. Um diese Zeit sieht man die sonst so ge schäftstüchtigen Händler auf dem Markt sowie in den kleinen Ver kaufsständen untätig herumsitzen pflückt die Blätter und zerkaut sie, ohne sie hinunterzuschlucken. Chat soll durch seinen hohen Coffein anteil zunächst anregend, später be täubend wirken. Wir haben viele Äthiopier kennengelernt, die den Chatgenuß ablehnen, aber auch zahlreiche, die ihn verteidigen. In so mancher Diskussion -wurden wir darauf hingewiesen, daß der Alkohol- verbrauch der Europäer ebenso ge sundheitsschädlich sei wie der Chat genuß. Wenn unser Freund Amhar mit seinem Esel vorbeikommt und uns eine Ladung Holz für den Kamin verkauft, wird immer ein wenig ge plaudert. Inzwischen haben wir die Begrüßungsformeln kennen gelernt, die gebraucht werden, wenn sich Freunde oder Verwandte treffen. So erkundigt man sich zunächst nach der Gesundheit des Ankommenden, nach seiner Familie, seinen Tieren, nach der Ernte und vielem anderen mehr: „Wie geht es?“ oder „Wie hast du die Nacht verbracht?“ einen breiten roten Streifen dicht über dem Saum, gilt es als Fest tagskleid (Jano). Unter der Schamma tragen die Männer weiße Baumwoll hosen, die vom Knie bis zu den Knöcheln eng anliegen, die Frauen knöchellange weite Baumwollröcke bzw. Kleider, die oft auch aus far benfreudigerem Material hergestellt sind. An kalten Abenden wird diese Nationaltracht oft durch ein mit reichlichen Streifen und Ornamen ten verziertes Schultertuch aus Le der (Barnos) ergänzt. Die Bekleidung der Dorfbewohner ist allerdings an Wochentagen wesentlich einfacher und besteht meist aus einem derben, selbstgewebten gelblichen oder graubraunen Stoff. Wie bei uns, lieben es auch die jungen Mädchen und Frauen Äthio piens, sich zu schmücken. So sieht man leuchtend bunte Tücher oder schwarze Schleier mit bunten Tup fen, keß über das Haar gebunden, reich verzierte Stirnbänder, bunte Perlenketten oder Ohrringe, metal- lene Armreifen und Ringe, wobei Silber- und Goldschmuck in den verschiedensten Varianten keine Seltenheit darstellt. Interessant sind auch die unterschiedlichen Haartrachten der Frauen, die jedoch innerhalb eines Stammes weitest gehend einheitlich sind. Meist ist auch an der Frisur zu erkennen, ob es sich um eine verheiratete Frau oder ein unverheiratetes Mädchen handelt. Die Vielfältigkeit dieser Haartrachten zu beschreiben würde allerdings den Rahmen sprengen, wenn man bedenkt, daß Äthiopien etwa 8 große ethnische Föderationen, die Tigrai (etwa 2 Mio), Tigre (etwa 0,5 Mio), Amharen (etwa 11 Mio),’ Galla oder Omo (etwa 5,2 Mio), So mali (1,7 Mio), Danakil (0,4 Mio), Sidamo (0,8 Mio) und Shoa (80 000) umfaßt, die sich wiederum in große und kleine ethnische Gruppen mit einer entsprechenden Anzahl von Stämmen aufgliedern, wie die Beni Amer und Bet Asgede im Norden, die Agao und Beja im Hochland des Nordens, die Guraghe südlich von Addis Abeba, die Gimira-Maji, Ometo, Sidamo-Kambatta und Jan- jero im Süden des Landes, um nur einige Beispiele zu nennen. Davon leitet sich ein großer Problemkreis ab, den die fortschrittlichen Kräfte des sozialistischen Äthiopiens zu lösen haben, bekannt unter dem Begriff „Nationalitätenproblem“, Dieser Problemkreis wird deutlich, wenn man größere Strecken durch, das Land fährt. Noch sieht, man das scheue Verhalten ehemals unter drückter ethnischer Minderheiten und spürt die Aktivitäten der Füh rungskräfte, dieses zu überwinden. Nicht zuletzt dient dazu die Kam pagne gegen das Analphabetentum „Sematscha“. 1974 gingen Tausende Studenten und Oberschüler auf das Land, um zu lehren. Heute findet man in allen größeren Orten in spe ziell eingerichteten geräumigen Tu- kuls Ausstellungen über Sitten und Gebräuche der verschiedenen Na- tionalitäten des Gebietes, gleich zeitig fortschrittliche und reaktio näre Traditionen demonstrierend, eine Maßnahme, die die revolutio näre Entwicklung fördern wird. (In einem weiteren Beitrag wird Prof. Dr. Fröhlich, der während seiner Abwesenheit von Prof. Dr. Franke als kommissarischem Di rektor vertreten wird, die Leser der UZ über das Leben in den äthio pischen Dörfern informieren.) Foto oben links: Panorama eines Dorfes, unten: kunstvolle Frisur und exoti- sches Make-up ... oder -liegen, ohne großes Interesse für einen Handel zu zeigen. Es ist nicht nur die Mittagshitze, die ihre Aktivitäten lähmt, sondern die Män ner, weniger die Frauen, genießen ihren „Chat“. Sie kauen die frischen Blätter eines holzigen Gewächses, das um Dire Dawa herum und in der ganzen Hararge-Region z. T. den Kaffeeanbau verdrängt hat. Chat ist auch ein begehrter Exportartikel. Nach Untersuchungen von 1965/66 werden in den Farmen rund um Alemaya 5 bis 20 Prozent der land wirtschaftlich genutzten Fläche mit Chat bepflanzt. Insgesamt rechnet man mit einem Anbauertrag von 6200 t, d. h. einem Durchschnitts ertrag von 9,2 dt/ha. Seine Verwen dung ist relativ einfach: Zweige mit frischen Blättern werden in etwa armdicke Bündel zusammenge schnürt und mit frischen Maisblät tern oder feuchten Juteslücken um wickelt, um sie lange frisch zu hal ten. Der Konsument nimmt die Zweige aus dem Bündel heraus, „Dank sei Gott, ich bin gesund, und wie geht es dir?“ „Dank sei Gott, mir geht es gut, und wie geht es deinem Sohn?“ etc. etc. Freunde begrüßen sich mit Hand schlag, aber diese Geste ist nur bei Gleichgestellten üblich. Häufig kön nen wir beobachten, daß sich Ver wandte gleichen oder unterschied lichen Geschlechtes zur Begrüßung küssen, wobei auch hier die Anzahl der Küsse und die Art und Weise eine bestimmte Rangzugehörigkeit zum Ausdruck bringen soll; dabei ist der Handkuß nicht ausgenommen. Eine Ausnahme scheint es zu geben: unter Eheleuten ist es nicht üblich, sich öffentlich zu küssen. Die Nationaltracht der Äthiopier ist eine togaähnliche weiße ..Schamma“, ein breiter rechteckiger handgewebter Schal aus Baumwolle, der sowohl von Frauen als auch Männern, wenn auch ein wenig un terschiedlich in der Anordnung, ge tragen wird. Besitzt dieses Gewand Foto oben rechts: So entsteht ein Hüttendach, unten: Geschäftiges Markttreiben. (Fotos: Dr, Siegfried Legel) S pät, doch noch voll auf der Höhe der Zeit, um als ein Wegweiser für schöpferische Traditions- Wiege dienen zu können, erschien Cin geschmackvoll gestalteter Band mit Ergebnissen -einer Konferenz, die die Jenenser Universität aus- richtete. , Diese Konferenz zum Thema . „Vermittlung und Aneignung des | Kulturerbes und der Traditionen an । der sozialistischen Hochschule“ diente der Auswertung des IX. Par- teitages, speziell der Verwirklichung Wesentlicher Inhalte der sozialisti- Jchen Kultur- und Bildungspolitik im Hochschulwesen der DDR. Ein sol- cherart weitgespanntes und komple- I Xes Tagungsthema veranlaßte zur Untergliederung in drei Problem kreise: 1- Erfahrungen, Probleme und I Aufgaben bei der Vermittlung und Aneignung des kulturellen Erbes Und der Traditionen in der kommu- nistischen Erziehung der Studenten 1 und bei der Herausbildung ihrer I Sozialistischen Lebensweise. 2. Erbe und Tradition als ideel- moralische Quelle zur Förderung Sines sozialistischen Wissenschaft- er-Ethos, unter besonderer Berück- sichtigung der Rolle der Hochschul- Und Wissenschaftsgeschichte für die Weltanschaulich-ideologische und sthische Entwicklung des wissen- Schaftlichen Nachwuchses, und 3. Verantwortung und Aufgaben her sozialistischen Hochschule bei her Erschließung und Nutzung des Kulturerbes und der Tradition im Eeistig-kulturellen Leben der Repu- uk und des Territoriums. Die Drei- Eiederung liegt nun auch der Pu- Aiikation zugrunde, ohne daß sie wirrdings zunächst einmal genannt kAuf dreifache Weise wurde das Konferenzthema angegangen: R 1. Durch ein Plenarreferat des Aktors der Friedrich-Schiller-Uni versität, des nunmehrigen Ehren doktors unserer Universität, Prof. Dr. F. Bolck (S. 18-41). Der Wert dieses Vortrages besteht darin, daß sowohl grundsätzliche Ausgangs positionen und Leitlinien als auch reiche Erfahrungen, die an der Je nenser Universität bei der Pflege, Aufbereitung und Vermittlung von Erbe und Tradition gesammelt wor den sind, dargestellt werden. Die Konkretheit, Vielgestaltigkeit und die kritische Wertung des Erreich ten lassen erkennen, was die Schwe steruniversität auf vielen Gebieten beispielhaft zu verwirklichen ver stand und welche Absichten sie ver folgt. Der kollektive Erfahrungsschatz jener Universität, die als erste in der DDR seinerzeit unter Leitung von Prof. Dr. Max Steinmetz eine umfassende Universitätsgeschichte vorlegte (1958, 1962) und seither vie les Neue auf dem Gebiet von Erbe und Traditionspflege hinzuzufügen verstand, geht aus dem Rektorvor trag überzeugend hervor. 2. Ebenfalls dem Gesamtthema der Konferenz gewidmet sind die Begrüßungsansprache und das pro grammatische Schlußwort, gehalten vom Stellvertreter des Ministers für Hoch- und Fachschulwesen Prof. Dr. Gerhard Engel (S 13—17 und 52—63). Der Wert dieser Darlegung be steht darin, daß die Beschlüsse der Partei für das Hochschulwesen kon kretisiert werden und in aller gebo tenen Klarheit die Position und die Erwartung des MHF erläutert wer den. Zu den drei Teilthemen der Konferenz werden überschaubare Schwerpunktaufgaben umrissen, be achtenswerte Akzente gesetzt, die gleichzeitig Aktivitäten und Initiati ven an den Universitäten und Hoch schulen weiten Spielraum ermög lichen. 3. Die Teilthemen der Konferenz waren Gegenstand der Debatte in drei Arbeitskreisen, deren Leiter Vademekum der Traditionspflege Kulturerbe und Tradition an der sozialistischen Hochschule. Mate rialien der Konferenz des Ministeriums für Hoch- und Fachschul wesen vom 10. und 11. Februar 1977 in Jena, Friedrieh-Schiller-Uni- versität Jena 1977, 243 S„ 10 Mark (erhältlich über die Redaktion der WZ der FSU, 69 Jena, Ernst-Thälmann-Str. 24a). Dozent Dr. Dieter Strützel, Prof. Dr. Siegfried Schmidt und Dozent Dr. Werner Kahle in der abschließen den Plenarsitzung ein erstes Re sümee zogen (S. 42—51). So unter schiedlich im Gehalt und in der Nutzbarkeit die veröffentlichten 3 Übersichtsprotokolle und 43 Dis kussionsbeiträge sind, alles in allem findet der Leser in ihnen eine Fülle von produktiven Anregungen und interessanten Erfahrungen. Die 12 Beiträge vom ersten Ar beitskreis stammen von Hochschul lehrern, wissenschaftlichen Mit arbeitern und Studenten (S. 73—122) und setzen Erbeaneignung und -Ver mittlung in Beziehung zur kommu nistischen Erziehung der Studenten. Aus der Palette der Themen seien nur herausgegriffen: Marxismus-Le ninismus als Erbe, slawisches Kul turerbe, Erbeaneignung im Germa nistischen Ausländerstudium, Kul turerbe und ideologischer Klassen kampf, Fragen der medizin-histori schen Ausbildung oder die inter essanten Antworten, gegeben auf solche Fragen wie „Ist Schillers Weltbürgertum noch aktuell?“ und „Wie stehen die Studenten der Ernst-Moritz-Arndt-Universität zum Erbe ihrer Universität?“ Probleme und Erfahrungen bei der Erschließung und Nutzung von Erbe und Tradition in der Wissen schafts-, Universitäts- und Hoch schulgeschichte enthalten 14 Bei träge von Wissenschaftlern aus 7 Einrichtungen (S. 123—187). Das Spektrum des 2. Arbeitskreises reicht von der differenzierten Wertung des Werkes von Einzelpersönlichkeiten, wie C. F. Gauß über Fragen der Wissenschaftsgeschichte in einzelnen Disziplinen, Aspekte der deutsch russischen und sowjetischen . Wis senschaftsbeziehungen, die Arbeit an einer zusammenhängenden Uni versitätsgeschichte, die FDJ-Ge- schichte an den Universitäten und Hochschulen, zu den sozialistischen Traditionen, Problemen der Publi kationstätigkeit bis zu analytischen Betrachtungen zur gegensätzlichen Position zum Erbe im Hochschulwe sen der DDR und BRD und zur Typologie des bürgerlichen deut schen Universitätsprofessors. Es liegt auf der Hand, daß auch hier durchaus nicht jede in den Ma terialien enthaltene These akzeptiert werden braucht. Wenn beispiels weise Herbert Luck davon spricht, daß die Tradition der sozialistischen Universität mit der Brechung des Bildungsprivilegs beginne (S. 158), so ließe sich dem entgegenhalten, daß dieser Beginn doch wohl schon in der konsequenten Entnazifizie rung gesehen werden muß. Oder wenn der gleiche Autor (S. 159) der bürgerlichen Universität zu allen Zeiten abspricht, statt im Dienst an der Wahrheit zu wirken, bloß Apo logie der bürgerlichen Gesellschaft zu betreiben, so muß der historische Sachverhalt wohl dialektischer und differenzierter bewertet werden, indem das Ringen z. B. gegen feu dale Reaktion und seiner vielgestal tigen Komponenten, durchaus einher ging mit dem erfolgreichen Ringen um Wahrheit und Fortschritt. Vom dritten Arbeitskreis enthal ten die Konferenzmaterialien 17 Bei träge von Wissenschaftlern, Studen ten und Praktikern (S. 188—243). Vom Thema her wünschte man sich zwar manchen Beitrag anders ein geordnet, z. B. den grundsätzlichen theoretisch fundierten von Prof. John (KMU) zu ..Kulturerbe und kommunistische Erziehung“ oder den zum Jenaer Filmclub (St. König/ E. Griebel) bzw. zu einer Jenaer Studentenkonferenz (E.-A. Tschure- new) besser dem ersten Arbeitskreis eingefügt:, oder den instruktiven über die Traditionspflege an der Medizi nischen Akademie Erfurt (Dr. Abe), der sachlich besser zum zweiten Arbeitskreis gehörte. Nichtsdestoweniger lernt der Le ser hier zum Thema Erberezeption und Traditionspflege in Kooperation mit der Praxis außerhalb der Uni versität vielfältige und aufschluß reiche Erfahrungen und Überlegun gen kennen. Die Publikation selbst wird berei chert durch zahlreiche z. T. farbige Abbildungen von Kunstschätzen der Alma mater jenensis, von ihren Bauwerken und Denkmälern sowie zahlreiche Fotos von der Konferenz, schade nur, daß Druckfehler, bei spielsweise Alfred statt richtig Arvid Harnack (S. 21), übersehen wurden. Betrüblich auch, daß nicht wenige jener Redner, deren Bei träge Zündstoff für eine lebhafte Diskussion lieferten, ihre Ausführun gen nicht zum Druck zur Verfügung stellten. Noch bedauerlicher ist es, daß die meisten studentischen Bei träge, die im ersten Arbeitskreis vorgetragen worden waren, nicht zum Druck zur Verfügung standen. Überhaupt besteht zwischen dem Ablauf der Konferenz und den nun vorliegenden Arbeiten des ersten Arbeitskreises ein allzu großes Miß verhältnis, wenn von den 18 Red nern gedruckt nur 5 Beiträge vor liegen, weitere 7 nachgereicht wur den. Zusammenfassend kann festge stellt werden: Das Buch wird be reits in der Vorbereitung auf den 30. Gründungstag unserer Republik ein informativer Ratgeber sein. Es verdient Aufmerksamkeit und Inter esse bei breitesten Kreisen von Wis senschaftlern, Studenten, Funktio nären der Partei, Gewerkschaft und des Jugendverbandes, also keines wegs nur bei jenen, die sich von Berufs wegen mit der Erforschung und Pflege sowie dem Nutzbar machen von progressiven Traditio nen beschäftigen. Unsere Universität, die 1979 ihr zusammenhängendes Konzept für die 575-Jahr-Feier 1984 erarbeiten und beschließen wird, dürfte gut beraten sein, wenn Leitungskader der verschiedensten Ebenen und Bereiche, Wissenschaftler und Stu denten aus den Jenaer Konferenz materialien Anregungen und Anlei tung zum Handeln gewinnen. Prof. Dr. G. Handel
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