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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1979
- Erscheinungsdatum
- 1979
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19790000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19790000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1979
-
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- Ausgabe Nr. 6, 9. Februar 1
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- Ausgabe Nr. 8, 23. Februar 1
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- Ausgabe Nr. 38, 19. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 43, 23. November 1
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Band
Band 1979
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Kultur spiegel Veranstaltungen im März Kulturbund der DDR — Hoch- schulgruppe Leipzig, Käthe-Koll- witz-Str. 115 6. März, 19.30 Uhr, Aus der Werkstatt eines Musikkalender machers, Dr. Martin Wehnert spricht über bildkünstlerische Darstellung musikalischen Lebens und Denkens (mit Lichtbildern), Haus der Wissenschaftler, 701, Dimitroffstr. 30 21. März, 16.30 Uhr, Peru — Land der Inkas einst und jetzt, Lichtbildervortrag von Prof. Dr. Horst Möhle, Haus der Wissen schaftler, 701, Dimitroffstr. 30 27. März, 19.30 Uhr, Honore Daumier, Lichtbildervortrag von Prof. Dr. Hans Schulze, Hörsaal Nr. 14, I. Etage Hörsaalbau, 701, Universitätsstraße Klub der jungen Arbeiter und Angestellten, Ritterstraße 16 3. März, Wochenend-Diskothek 7. März, Song-Kiste: „Melanie- Songs“ mit der Gruppe Leipzig- Formation 8. März, Klub-Frauentagsfeier (der UGL) „Das Fleisch ist willig, aber der Geist ist — wach“, Pro gramm der Gruppen HINZ & KUNST und MINNE CONSORT aus Weimar (Karten auf Ein- ladung und über die UGL) 10. März, Wochenend-Diskothek 14. März, Klub aktuell: 5: .. geigte zum Gotterbarmen“ — zum 100. Geburtstag Albert Ein steins 17. März, Wochenend-Diskothek 21. März, Talentetreff: „Begeg nungen“, Lyrik und Lieder von heute, mit Ulf Annel (schreiben der Student), Werner Volkmar (Liedermacher), mit Buchverkauf! 23. März, 5. Mitternachtsparty für junge Eheleute der KMU, 21 bis 2 Uhr „Schäferstündchen“ (ein erotisches Nachtprogramm mit Gerd E. Schäfer), Karten bestellung über 7 96 04 01/4 02, P 18 24. März, Wochenend-Diskothek 28. März, Das Bonbon: „Wün sche“, Chansons mit Cornelia Erben (Flöte) und Joachim Schäfer (Gitarre/Voc) 31. März, Wochenend-Diskothek Alle Veranstaltungen (außer 23. März) beginnen 19 und Sa. 19.30 Uhr! G.-W.-Leibniz-KIub, (701, Elster straße 35) Die Klubgalerie zeigt vom 6. bis 31. März Arbeiten von Werner Wittig, Radebeul 2. März, 19.30 Uhr, „P 16“ - Ein Musical für junge Leute von und mit der Gruppe „Schicht“, Poli tische Bühne, Kulturpalast Dres den 7. März, 19.30 Uhr, Disput im Klub „Angst vor dem Tode“? - Wir diskutieren über Altern und , Tod, Gespräch mit Dr. Norbert Tietze, Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie 20. März, 19.30 Uhr, „Unge duld“, Anarchismus — Terroris mus — Revolution? Ein Gespräch mit dem Lektor Dr. Ralf Schröder, Verlag Volk und Welt, Berlin, über den Roman von Jurij Trifo now 21. März, 19.30 Uhr, Galerie gespräch zur Ausstellung Werner Wittig, Leitung: Gert Claußnitzer, Dresden 28. März, 19.30 Uhr, „Aktuelle Probleme der Kulturpolitik“, Klubgespräch mit Dr. Dietmar Keller, Sekretär der Bezirks leitung der SED, Gesprächsleitung: Dr. Jürgen Schebera Mitteilung Die Inszenierung des Poetischen Theaters „Das Zeichen am Fen ster“ der afroamerikanischen Dramatikerin Lorraine Hansberry kann gegenwärtig nicht • gezeigt werden, weil der Hauptdarsteller das Ensemble verlassen hat. Wir verweisen Interessenten auf die beiden laufenden Inszenierungen von Athol Fugard „Aussagen nach einer Verhaftung auf Grund des Gesetzes gegen Unsittlichkeit“ und „Sizwe Bansi ist tot“. Im März und April wird es auch wieder Gelegenheit geben, das kürzlich mit einem Diplom des Ministers für Kultur ausgezeich nete Erich-Mühsam-Programm „Zwar ist dies nichts Besunderes" zu sehen. M. Hametner, Leiter des Poetischen Theaters Großes auf engem Raum Theaterspektakel. Was bisher nur professionelle Bühnen auf die Bretter stellten, versuchte Ende Januar die Studiobühne der Karl-Marx-Uni versität. Die Kantate „Santa Maria de Iquique", gespielt von der chile nischen Gruppe „Alerce", zwei Fu gard-Stücke und eines der Afro amerikanerin Lorraine Hansberry wurden zusammengestellt unter dem Gedanken der antiimperialistischen Solidarität. Solidarität ist uns bei leibe kein Fremdwort, aber wer es dennoch übersetzt, findet auch: Zu sammengehörigkeitsgefühl. Und das wurde erzeugt, dabei eine andere Welt zur genaueren, mehr emotional gefärbten Betrachtung und gedank lichen Auseinandersetzung heran geholt. Lohn für großes Engagement aller Mitglieder der Bühne und für den ungeheuren organisatorischen Auf wand war (und ist) die gewünschte Publikumsresonanz. Deutlich zeigten sich aber auch ge wisse qualitative und quantitative Grenzen des Amateurtheaters der KMU, einschließlich der örtlichen Begrenztheit. Fazit: Ein Theaterspektakel mit leisen Tönen, manchmal mit zu lauten. Theater, das enorm hohe Anforde rungen an die Aufmerksamkeit der Zuschauer stellte und in dieser Hin sicht etwas wenig theatralisches Ver gnügen bot. Theater im Kleinen wie im Großen, ein Großvorhaben auf engem Raum, aber mit gedanklicher Weite. Christian Becher und Jörg Becker bieten beeindruckende Leistungen in „Sizwe Bansi ist Jot". Foto: W. Hanzl Tragikomisches Plädoyer für menschliche Würde Sizwe Bansi ist tot. Sizwe Bansi lebt. Sein Name ist nun Robert Zwelin- zima. Nummer des Identifizierungs buches (gefunden bei einem Toten): 381 186 3. Alles o.k. Arbeits- und Wohnerlaubnis. Für einen südafrika nischen Schwarzen wie Sizwe — ver heiratet, Vater von vier Kindern — heißt das: leben. Leben für eine ganze Familie. Überleben. (1) Der Laufsteg, auf der einen Seite der Fotoapparat, auf der an deren der Stuhl, darübergehängt die Jacke. Dazwischen Styles, Schwarzer, Fotograf, sorgfältig kehrend; (wenn alle Zuschauer sitzen), dann erzählt er: Episoden aus seinem Leben, Lichtblicke und schwarze Tage. Styles’ Körper und Stimme spielen mit Erinnerungen. Lange erzählt er, nie langweilig. Der Geschäftsmann Styles bannt Träume auf Fotopapier, Glückssekunden. (2) Sizwe Bansi kommt. Scheu, un sicher, will geknipst werden. Er wird zurechtgemacht: Melone, Stock; plötz lich — ganz kurz — steht da Chaplin. Ein Laufbild, bitte! Klick! (3) Laufsteg Leben, Insel im Strom. Rückblick: Ein Schwarzer und keinen Ärger gekommen? Unmöglich. Sizwe hat Ärger. Neger ohne Arbeit, am von den weißen Behörden nicht genehmigten Aufenthaltsort, ver achtet, gestoßen, unwissend und voller Angst. Buntu — schnell und fest zupackend, geradlinig und ka meradschaftlich — nimmt ihn auf. Anscheinend gibt es für Sizwe keinen Ausweg. Im „Himmel“ werden die Sorgen fortgetrunken. Sie taumeln heimwärts auf einem schmalen Grat zwischen Komik und Tragik, un sicher Sizwe, ihn stützend und fest Fuß vor Fuß setzend Buntu. Auf diesem Weg dann der Tote: Robert Zwelinzima, saubere Papiere, Sizwes Chance bei Verlust seiner Identität. Den stolzen Namen ablegen, damit den Rest schwarzen Stolzes, aber leben. (4) Klick! Bleib so, Robert. Nur noch einmal. Robert... Lächeln ... Lächeln! Klick! Ein dynamisches Stück des Süd afrikaners Athol Fugard; ungewöhn lich die Struktur, ungewohnt für uns die Sicht auf die für uns kaum vor stellbaren Zustände dortzulande. Streiflichtartig, knapp, manchmal die gute Laufsteg-Idee nicht ganz durch haltend, sparsam ausgestattet, ganz orientiert auf die Schauspieler — so machte Lutz Graf den „Sizwe“. Er hatte es leicht, entsprach Fugards Anweisungen, dem Schauspieler nichts mitzugeben: „Er muß alles selbst herstellen können, er ist ganz allein auf sein Spiel angewiesen.“ Die Schauspieler: Christian Becher als Styles und Buntu, die Figuren deutlich abgesetzt voneinander (Styles, der von Träumen lebt, Buntu, der für Träume lebt und in den vorhandenen Grenzen wahr macht, eigene und fremde). Eine er staunliche Leistung wird geboten. Be sonders als Styles zieht Becher fak tisch alle Register seines Könnens. Abstriche sind nur dort zu machen, wo der „academixer" zu sehr durch bricht. Aber Komik ist gefragt und wird auch umwerfend ängeboten. Auffällig Bechers Genauigkeit des Körperspiels und der stimmlichen Gestaltung, seine Ideen, sein Gefühl für das Ganze. Jörg Becker als Sizwe, beherrschter und bewußter spielend als in „Spre chen wir nicht von Bibi“. Nur seine Mimik wirkt zeitweilig noch über trieben. Nicht zu übersehen ist je doch das gewachsene schauspiele rische Vermögen. Der Figur des Sizwe kommt zudem Beckers manch mal hastig-hektischer Sprechweise entgegen. Sicher, Becker hat es schwer gegen den erfahrenen Becher, doch aus dem Zusammenspiel beider und dem 45-Minuten-Solo Bechers wächst eine erstaunlich gute Vor stellung, erregend komisch und tra gisch, mit zutiefst politischen Aus sagen und emotionsgeladenem Spiel. Besonders packend wirkte auf mich die Auseinandersetzung um den Stolz des Schwarzen unter grausamer Apartheid-Herrschaft. Von Buntus Idee, das Identifizierungsbuch für Sizwe zu nutzen, über Sizwes Angst und Stolz bis zur fast fatalistischen Konsequenz ist ein Bogen gespannt, der Spannung erzeugt. Aber am Ende erlauben sowohl die Verhältnisse als auch die Denkweise von Menschen wie Buntu und Sizwe noch, keine offene Auflehnung. So bleiben nur kleine, versteckte Verstöße gegen Satzungen eines unmenschlichen Sy stems, geeignet, das. im Moment Wichtigste zu sichern: Leben. Ein kleines Inszenierungskollektiv (einschließlich Annet Pohl und An dreas Wenzel) ermöglichte ein großes Theatererlebnis. Ulf Annel Unwillkürlich brachte mir das Erlebnis „Aussagen nach einer Verhaftung auf Grund des Geset zes gegen Unsittlichkeit“ einen mitunter äußerst heftig, wenn auch wohl nie völlig konsequent zu Ende geführten Disput mit einem meiner Bekannten in Er innerung. Und zwar über das Ver hältnis Regie-Schauspieler. Wäh rend er nahezu völlig die Priori tät der Regie zuspricht, Wirkung und Erfolg abhängig macht von der Fähigkeit des Regisseurs, seine bzw. des Autors Intention kompromißlos durchzusetzen, neige ich mehr zur Auffassung der kollektiven Erarbeitung und bühnenmäßigen Umsetzung, die den eigentlichen Akteuren breite sten Raum für eigenen Ausdruck, eigene Darstellung läßt. Die As soziation zu diesen Streitgesprä chen erscheint mir schon deshalb nicht willkürlich, weil gerade Athol Fugard, gerade die „Aus sagen. ..“ und ihre Inszenierung durch die Studiobühne aufs Neue einige Gedanken auf deses Ver hältnis notwendig zu machen scheinen. Fugard selbst sagt da zu (und es ist ein Vergnügen, „Aussagen..."- ein Erlebnis hier aus dem gut gestalteten Pro grammheft zu zitieren): der Schauspieler und die Bühne, der Schauspieler auf der Bühne. Um ihn ist Raum, der durch Bewe gungen und Gesten gefüllt und begrenzt werden soll; um ihn ist auch Stille, die durch Wörter und Laute mit Bedeutung gefüllt werden soll, und in Augenblicken, wenn ihm alles andere, die Worte eingeschlossen, fehlt, benutzt er die Stille selbst... Die äußere Form ... wird nichts gewinnen, wenn der Schauspieler keine Seele hat.“ Sein Werk be zeichnet er daraus ableitend als „Schauspielertheater“. Bei der Studiobühnen-Inszenierung kann man erfahrungsgemäß und getrost davon ausgehen, daß eine äußerst gründliche Erarbeitung des Stücks durch das Regie-Duo Konstanze Lauterbach. Bernhard Scheller und das Schauspieler-Duo Petra Stuber, Thomas Rühmann er folgte. Der Inhalt der „Aussa gen ...“ in gröbster Kurzfassung: Farbiger Mann und weiße Frau erleben und erleiden ihre Liebe, laut (gültigem) Apartheid- Gesetz eine „Straftat“, die mit Ge fängnis plus Zwangsarbeit und Auspeitschung „geahndet“ wird. Die Liebenden werden quasi in flagranti von Polizeibütteln er tappt und entwürdigenden Ver hören unterzogen. Das Entstehen, Wachsen einer zutiefst natürli chen Liebe unter zutiefst wider natürlichen Verhältnissen nach erlebbar zu machen, die ganze Skala von Gefühlen, Gedanken, Hoffnungen, Ängsten und Enttäu schungen darzustellen, auszuspie len (!) — das kann wohl auch keine Doppelregie schlechterdings administrieren, das verlangt von den Darstellern genau das, was Fugard „Seele“ nennt. Das wird auf kleinstem Raum, mit denk bar geringster Requisite auf die Bühne gebracht, die eigentlich gar keine ist. Was für eine enorme Forderung, was für enorme Mög lichkeiten für die beiden Dar steller, die in fast 90 Minuten eben diesen Raum zu füllen und zu begrenzen haben! Und der stellen sich nicht bühnenerfah rene Berufsschauspieler, sondern Amateure... Schon allein sich diesem Verlangen zu stellen, er fordert Mut, wie schon allein das große Anerkennung verdient. Da bei ist der Phonpegel des App laus nicht unbedingt DER Grad messer, ich glaube vielmehr, daß vertieftes Nachdenken über Stück und Darbietung erst geraume Zeit nach dem Fallen des (nichtvor handenen) Vorhangs einsetzt. Fu gard sagte: „Ich habe ständig in der Furcht gelebt, daß unsere Ar beit in ein gefährliches Spiel mit Persönlichkeiten ausarten könnte.“ Meinerseits kenne ich na türlich nicht diverse Ängste des Inszenierungskollektivs, ge wisse Identifikationsschwierigkei- ten sind jedoch ahnbar. Teil weise sichtbar — so zumindest mein Eindruck — werden sie in der Szene unmittelbaren Ertappt werdens. Hier wäre etwas weni ger wahrscheinlich mehr gewe sen — wohl gerade auch deshalb fand ich den Schlußpart außer ordentlich beeindruckend. Helmut Rosan „Santa Maria de Iquique“: Die chilenische Volkskantate von Luis Advis (Musik und Text) wurde be reits im vergangenen Jahr bei Soli daritätsveranstaltungen aufgeführt und völlig zu Recht in dieses Auf führungsquartett zum Gedanken der Solidarität einbezogen, vermag sie doch die Stimme der führenden Kraft im antiimperialistischen Be freiungskampf, der Arbeiterklasse, zu artikulieren. Die mit der Unidad Populär ver bundenen Künstler, die 1970 das Werk schufen und aufführten, wähl ten eine bedeutsame Episode des Klassenkampfes:' den Streik der Salpeterarbeiter in den zwanziger Jahren, der in einer Falle der Bosse blutig endete. Diese Kantate zeugt I davon, wie mit der Volksregierung eine volksverbundene Kunst er blühte — sie vereinigt Folklore und zeitgenössische Komposition. Die acht jungen Chilenen der Grupp« „Alerce“ (Leitung: Ricardo Lopez) sind dem Geschick der Hoffenden und Betrogenen gegenüber Berich tende und Anteilnehmende. Und ge rade weil historische Lehren mit so viel Leid erworben werden, ist die ses Lied von der Lebenskraft des Volkes so überzeugend. Ursula Minsel Petra Stuber und Thomas Rühmann in „Aussagen ...", Foto unten: Szene aus „Das Zeichen am Fenster". Fotos: UZ/Archiv, M. Nitzschke „Das Zeichen am Fenster“ - Zeichen ohne Wunder Von dieser Inszenierung (Regie: Michael Hametner) muß man wohl schon in der Vergangenheit schrei ben. Über diese Inszenierung sollte jedoch — zumindest in der Studio bühne — weiter diskutiert werden. Wies sie doch deutlich auf zu be achtende Besonderheiten des Ama teurtheaters hin, zeigte Grenzen der Universitätsbretter, auf denen man nur an der Welt herumdeutelt, wenn die Inszenierung nicht ausge reift ist. Noch dazu bei solch einem recht langen Stück. Der Stückumsetzung fehlten an scheinend noch einige Probenstun den. Vieles wirkte improvisiert, un gefestigt. Manchmal schien es fast, als müsse der Text erst hervorgekramt werden. Überlange Reaktionspausen waren die Folge. Das Stück schleppte sich oft von Satz zu Satz. Der wirk lich relevante Inhalt wurde hinter der eintönigen Spielweise versteckt. Gute schauspielerische Leistungen erbrachten eigentlich nur Barbara Frank (Mavis) mit Abstand Mathias Wedel und Christiane Hofmann (Sidney und Iris Brustein) sowie Dietmar Voigt (David). Selbst der er fahrene Michael Hametner, der aller dings kurzfristig einspringen mußte, schien keinen guten Regisseur- gehabt zu haben. Was jedoch ein Leipziger Kritiker zur Aufführung schrieb, halte ich für reichlich überspitzt. Immerhin gibt es trotz aller An sprüche immer noch Unterschiede zwischen Laien- und Profitheater. Entsprechend sollten auch die Ellen angelegt werden. Gegenüber der Kantate und den beiden anderen Stücken fiel die Inszenierung „Das Zeichen am Fenster“ jedoch sehr ab. Lorraine Hansberry schrieb das Stück 1964. Typische Zeitgenossen werden vorgeführt: der weiße, „liberale“ Intellektuelle Sidney Bru-' stein, zynisch, unproduktiv, politisch indifferent; dessen Frau Iris, Möchte gernschauspielerin, die ihre Haare,' das fast letzte Liebespfand, für einel Werbespot verkauft; Mavis, eine amerikanische Durchschnittsfrau, die mehr als die Seitensprünge ihres Mannes schicksalergeben hinnimmt aber noch genug gesunden Men schenverstand hat, um die „Bohe miens“ vernichtend einzuschätzen: des weiteren David Ragin, de generierter, homosexueller Bühnen autor; Gloria, eine „Reisenutte mit gutem Kern“ (viel Klischee ist al dieser Figur); Wally O’Hara, eip Rechtsanwalt, der Brustein zu seinen 1 Wahlfeldzug mißbraucht und selbst politisch mißbraucht wird; Alton Seales, der einzige Farbige, ein Linksradikaler, der die weiße Wei 1 auf seine Art in Frage stellt; zuletz „Ein Mann mit Fotoapparat“, Rand figur in dienstlicher Beobachter Stellung. Alle diese Typen treten in Be ziehung. Aber Handlung ist hier de psychologischen Zeichnung und gei stigen Auseinandersetzung der Per sonen untergeordnet. Und gerade d8 ist das Stück nicht bewältigt. Ware? die Akteure überfordert oder mi ihrer Rolle noch nicht fertig (bei des?!)? Psychologische Darstellung fordert mehr sprachliche Nuan cierung, auch leise Töne und veran schaulichenden körperlichen Aus druck. Eine wirklich gute Szene zeigte die Fragwürdigkeit und Mor bidität der meisten Typen und ihre. Umwelt: eng umschlungen tanzt de 1 ', homosexeile David mit der Prosti tuierten Gloria. So bildlich und bild'’ haft hätte man sich das Ganze ge wünscht. Anton Georg' Von der Kraft des Volkes
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