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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1979
- Erscheinungsdatum
- 1979
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197900007
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19790000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1979
-
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19. Oktober 1979 Rezension 5 „...vorwärtsschreiten und bahnbrechend sein in aller Zukunft" Ad 1d 38 Marginalien zu „Ernst Thälmann. Eine Biographie" Hrsg, vom Institut für Marxismus- Leninismus beim ZK der SED, Dietz Verlag, Berlin 1979,804 S., 138 Abbildungen, 17,50 Mark ien Srge ür taatl rG S< hafts- . nut vorsit- itglie- Beige« • über ntroll- nkuns Sache nke‘ de Par- habe» naltedi WUen historiographischen Genres übt die Biographie sowohl auf viele RrKer als auch auf historisch Interessierte die größte Anziehungs- lj aUs. A. Laschitza, die gemeinsam mit G. Radczun 1971 das Buch l ^emburg. Ihr Wirken in der deutschen Arbeiterbewegung“ ver- is& hat kürzlich in einem Aufsatz (BzG. H 3/1979. S. 323 ff. u. H. 621494 ff.) gewichtige Gründe dafür genannt. Seit den sechziger Jah- in der DDR vor allem zur Geschichte der Arbeiterbewegung, dar- Geschichte der KPD. mehrere Biographien erschienen, die von naenen Forschungsarbeit und der Bewältigung dieses Genres durch C'historiker zeugen. Während die Schriften über Karl Liebknecht, Atemburg, Clara Zetkin oder Wilhelm Pieck von einem oder von knoren verfaßt worden sind, ist die Thälmann-Biographie von einem UeMgen Autorenkollektiv erarbeitet worden. Ihre Bedeutung besteht den darin, daß sie erstens eine fühlbare Lücke in der Reihe von Bio- 60 zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung schließt, daß sie daneuen Zündstoff für die Biographie-Diskussion unter, den Histo- u er DDR liefert, daß sie drittens — besonders seit September 1925 — Bettung einer Geschichte der KPD, die erst in den nächsten Jahren stügung stehen wird, besitzt, daß sie viertens eine Reihe von neuen Brungen zu Auffassungen Thälmanns und zur Politik der KPD ent- ejdaß fünftens eine Fülle von gedruckten und ungedruckten Quel- .2 60Ssen und aufbereitet worden sind, die auch unter weiteren Aspek- Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung auszuwerten sind. Ai ^“toren sind im Vorwort auf die Vorarbeiten und die Quellen ein- Wobei erst das Studium des gesamten Bandes es ermöglicht, ihr Herangehen an die Erschließung des Materials voll zu würdi- I es ihnen gelungen, auch für das erste und fünfte sowie für be- Teile des zweiten Kapitels Dokumente zu finden, die eine solide ermöglichten. grupp 6 r deutschen Arbeiterbewegung“ oder im „Biographischen Lexi- *hi45 vor der Geschichte nicht bestanden haben, zu erklären. Wenn ‘ dazu aufforderte, für die Art der Gestaltung von sich häu- und ZfG, H. 12/1976) mit Legenden auf, die sich hier und dort oziale Herkunft und den politischen Einfluß seines Elternhauses lassen die Formulierungen im „Biographischen Lexikon zur Ge- . Zur las i läs” r D n dif "she tecg .Stad äbp2 muS . u0® 769 hü, $ hör die” "$ BesSrsammlungs- und Kundgebungstätigkeit, von sich wiederholenden ihtigkeiten neue Methoden zu finden (S. 505), so wird die Berech- F"at er Meinung auch durch einige Passagen der Thälmann-Biographie ahp g de 18197 gelesh u t sehe’ rerd . Le, nkrl Ut" Ube gkei eseit, ;choß beife e ce Indae '4 wi r» Tä^i d - z e^' ■ mö8 erd tente röd0 bes. ns e.sds nbd daß er selbst auf „die sozialen Unterschiede im Volksleben“ wurde und in den Speicher- und Lagerhausfirmen des Hambur- die kapitalistische Ausbeutung am eigenen Leibe kennenlernte. rkUmann zeichnet in diesem ersten Kapitel den Weg Thälmanns von 3n‘ndheit und Jugend in Hamburg bis zu seiner Wahl als Mitglied 8 nalausschusses der VKPD mitunter sehr detailliert nach. Aus den FqShiven Hamburg und Bremen sowie aus dem Hamburger Echo sind 926Von Fakten ermittelt worden, die beweisen, daß sich Ernst Thäl- d" -Vertrauensmann seiner Kollegen“ — wie eine Unterüberschrift sheißt entwickelte und daß er infolge seines konsequenten Ein- Gsür die Belange der Arbeiter mit der reformistischen Gewerk- v"rung in Konflikt geriet. Umann — und das gilt auch für die übrigen Autoren — hat es sehr ge- kXerstanden, das Wirken Thälmanns mit der Geschichte der Ham- warbeiterbewegung und, wenn notwendig, mit der Geschichte der an Arbeiterbewegung zu verbinden. Gleichzeitig werden politische äDund Charaktereigenschaften sichtbar, die sich in den folgenden . ^Prägten. 6S H. Naumann auch vermocht hat, durch die Einbeziehung von 3398 en on Zeitgenossen oder später entstandene Selbstzeugnisse, an Quellen auszugleichen, so bleiben doch Fragen offen. Wir Ben 2 B. nicht, welche Bücher und Artikel Thälmann in jener Zeit hee seine’ Sympathie galt, wer ihn beeinflußte und mit wem er be- ‘ War. Manche Einschätzungen, so die des Beschlusses der Hambur- Aununisten. an den Wahlen zur Bürgerschaft nicht teilzunehmen, oder "pufes der Hamburger Kommunisten, während des Kapp-Putsches ät zu wahren, enthalten Ansätze zur Kritik. Ansehen Thälmanns unter Arbeitern wuchs "eite Kapitel ist vom Leiter des Autorenkollektivs, G. Hortz- Ms unter dessen Federführung auch die ..Illustrierte Geschichte der S"’Novemberrevolution 1918/1919“ entstand (vgl. UZ. Nr. 17/79) und BiWeber. essen Aufsatz über die Herausbildung des marxistisch- sBShen Zentralkomitees unter Thälmanns Führung (BzG. H. 4/1975) wchtung fand, verfaßt worden. Es umfaßt den Zeitraum von Thäl- Vkpirken als ehrenamtlicher Vorsitzender der Ortsgruppe Hamburg 4 D bis um 1. September 1925. als die politische und organisato- Borghrung der Partei in die Hände Ernst Thälmanns und seiner l Ehrten gelegt wurde. dlrekter Polemik mit bürgerlichen Historikern vermochten die Vf. E4sen, daß dieser Zeitraum keineswegs vorrangig durch innerpartei- '^'nandersetzungen geprägt war. die es natürlich gegeben hat, son- B. unter schwierigen Bedingungen. Funktionäre und Mitglieder der gesuchten und fanden, um die Partei zu stabilisieren, dje Einheit BaEterklasse herzustellen und Masseneinfluß zu gewinnen. Zu den 6 dieses Teils gehört, daß die Verfasser sehr lebendig schilderten, > dAnsehen Thälmanns unter den Arbeitern Hamburgs wuchs und Bwie Sympathie von großen Teilen des deutschen Proletariats ge- 3 hrend mancher Konferenzbeitrag der letzten Jahre den Eindruck #ls ob die Entwicklung der KPD widerspruchsfrei verlief, als Bentinweis Lenins, daß die Führer der Arbeiter keine Engel, keine [8 keine Heroen, sondern Menschen wie alle seien, in Vergessen- 3 Nen sei, besticht dieser Teil und auch die weiteren durch das Be- Ndem Ausgewogenheit. Das schließt ein, daß die Vf. auch die Fragen Nejnain denen Thälmann persönlich irrte, in denen er aus heutiger B dd er Komintern und der KPD irrte oder, in denen er eine Ansicht SdGle das Kollektiv nicht oder noch nicht teilte. Es ist sehr wohl- 4 i die Verfasser stets bestrebt waren, die Entstehung von Auffas- ehUr seine politische Entwicklung seinen Eltern zu danken hat. In 11 war das Sinnen und Trachten von Vater und Mutter Thäl- keindihr Geschäft gerichtet (S. 15), seine Erziehung im Elternhaus 'Wegs sozialistisch, sondern dem Vater ging die „Festigung seiner , Etlichen Existenz über alles“. (S. 20) b“ein Lebenslauf bis zum Eintritt in die KPD“, einem Dokument, haschistischen Kerker entstanden ist (vgl. BzG, H. 1/1975, S. 86 ff.). gup "Vertrauensmann seiner Kollegen entwickelt 7K1u9 Sten Teil aumt Horst Naumann, der sich um die Erforschung der und Jugend Ernst Thälmanns verdient gemacht hat (vergl. BzG, ussio ;ung^ . ucusenen mleeceweg ulg UUC1 1111 „510g1 apllociilil -nl erndelkMeutschen Geschichte“ den Schluß zu. daß der spätere Vorsitzende da fl1 bishe Ein neuer Abschnitt in der Entwicklung der KPD Daß die Vf. des dritten Teils, St. Weber und H, Karl, ausgewiesene Spe zialisten für den Zeitraum 1925—1929 sind, haben sie u. a. mit der Einlei tung zu Bd. VIII. der „Dokumente und Materialien zur Geschichte der deut schen Arbeiterbewegung“ bewiesen. Sie schätzten ein, daß die Übernahme der Parteiführung durch Ernst Thälmann und seine Kampfgefährten einen neuen Abschnitt in der Entwicklung der KPD eröffnete (S., 255). Die Vf. analysierten gewissenhaft den VI. Weltkongreß der Komintern und die Ta gungen ihres Exekutivkomitees, die erste und zweite Parteikonferenz der KPD, ihren 11. Parteitag und die Beratungen des Zentralkomitees sowie solche Aktionen der KPD wie den Kampf gegen die Fürstenabfindung, die Reichstreffen des RFB, die Wahlkämpfe oder das Volksbegehren 1928. Da bei konzentrierten sie sich auf den Anteil Ernst Thälmanns an der Fin dung von Entscheidungen, auf sein persönliches Auftreten. Ihre Darstel lung wirkt dann besonders plastisch, wenn sie imstande waren, auch die Argumente des Gegners einzubeziehen. Das trifft z. B. auf die Schilderung des 2. Reichstreffens des Roten Front kämpferbundes zu, als die „Berliner Börsen-Zeitung“ schrieb: ..Und wer gestern etwas von der Roten Demonstration gesehen hat, muß diese Poli tik (des konsequenten Internationalismus, G. K.) ernst nehmen, denn was sich hier in Berlin zusammengefunden hatte, waren nicht Apachen, son dern unsere deutschen Jungen, wie. sie früher im bunten Rock gesteckt haben und die jetzt leider der kommunistischen Irrlehre verfallen sind.“ (S. 285). In diesem wie auch in den anderen Teilen haben sich die Vf. auf außer ordentlich wenig Anmerkungen beschränkt. Bei allen Problemen, die ihren Gegenstand tangieren, beziehen sie sich oft auf Standardwerke. So fußen die Einschätzungen über die Komintern -auf dem bereits 1970 erschienenen Ab riß. Es verwundert etwas, daß man die in den folgenden Jahren veröffent lichten Studien und Aufsätze, die von Mitarbeitern der Nachbarabteilung im Hause des IML verfaßt worden sind, nicht findet. Das kann zu Fehl urteilen führen. So hat z. B. G.' Jähn nachgewiesen, daß in den „Thesen über die Propagandatätigkeit der KI und ihrer Sektionen“ erstmalig in einem Dokument der KI das Verhältnis von Marxismus und Leninismus bestimmt und die Absicht zurückgewiesen wurde, den Marxismus als Theorie und den Leninismus als revolutionäre Praxis darzustellen (BzG, H. 4/75, S. 555). Wenn E. Thälmann am 22. 1. 1925 in „Die Rote Fahne“ schrieb, „daß der Leninismus die lebendige Tat ist, die aus dem Marxismus entsprossen ist“ (S. 220), so wäre ein Hinweis auf diese Problematik angebracht gewesen. Mut, Standhaftigkeit und ungebrochenes Interesse am Kampf der Partei Die schwierigste Aufgabe hatte zweifelsohne der stellvertretende Leiter des Autorenkollektivs, W. Wimmer, zu lösen, denn der Zeitabschnitt 1929 bis 1933 ist bisher in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung aus gesprochen stiefmütterlich behandelt worden. Foto oben:, Ernst Thälmann auf einer der zahlreichen Massenkundgebungen am 1. Mai 1926 in Hamburg. Unten: Teddy im Schiller-Park in Berlin-Wedding während des 3. Reichstreffens des Rot-Front-Kämpferbundes am 5. Juni 1927. Der unzureichende Forschungsstand und die komplizierten Situationen,' die die KPD bewältigen mußte, stehen in ursächlichem Zusammenhang. Es ist sehr erfreulich, daß mit dem vierten Teil der Biographie jetzt eine .Abhandlung von höher Qualität vorliegt an der keiner vorbeigehen kann, der. über Fragen der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung und der KPD in der Weltwirtschaftskrise arbeitet. Gewiß wird diese oder jene Wertung, z. B. der Losung „Volksrevolution“ oder des „Programms zur na tionalen und sozialen Befreiung“, Diskussionen hervorrufen, aber das liegt in der Natur der Sache. W. Wimmer hat es nicht nur verstanden, den Anteil Ernst Thälmanns an der Ausarbeitung und Umsetzung der Politik von Komintern und KPD herauszufinden, sondern hat wichtige Aussagen über diese Politik generell getroffen. Seine Beweisführung mündet in den überzeugenden Schluß, daß die rech ten Führer der Sozialdemokratie es immer wieder ablehnten, die von ih nen geführten starken Organisationen in die Front gegen den Faschismus einzureihen, während die KPD den Faschisierungsprozeß zwar ver langsamen, einzelne Schritte der faschistischen Kräfte aufhalten bzw. ver eiteln, aber die Errichtung einer faschistischen Diktatur nicht verhindern konnte (S. 640). G. Hortzschansky und L. Berthold haben die schwere und schöne Auf gabe übernommen, die Jahre vom Machtantritt des Faschismus bis zur Er mordung des deutschen Arbeiterführers zu bewältigen. Schwer deshalb, weil Ernst Thälmann seit dem 3. März 1933 über elf Jahre eingekerkert war und damit neue Bedingungen für die Vf. entstanden. Das beginnt mit den zur Verfügung stehenden Quellen und endet mit Problemen der Dar stellung. Schön deshalb, weil sie Gelegenheit hatten, in Seiten der Thäl- mannschen Persönlichkeit einzudringen, deren Behandlung bisher zu kurz gekommen war bzw. zu kurz kommen mußte. Eine wesentliche Quelle da für bildeten neben den Erinnerungen von Rosa und Irma Thälmann und den bereits publizierten Briefen aus dem Gefängnis die bisher nicht ver öffentlichten Gefängnisaufzeichnungen Thälmanns. Die Vf. ließen sich da von leiten, den Mut und die Standhaftigkeit Thälmanns, sein ungebroche nes Interesse am Kampf der Partei, seine theoretischen Leistungen hinter Kerkermauern zu würdigen und zu werten. Andererseits haben sie interes santes Material über die internationalen und nationalen Solidaritätsaktio nen und Befreiungsbestrebungen übermittelt. Dieser fünfte Teil schließt sich würdig an die vorherigen an. Zwei kritische Anmerkungen drängen sich jedoch auf. Es bleibt unklar, warum die Ermordung nicht mit der gleichen Ausführlichkeit wie die Verhaftung geschildert worden ist. Damit ist eine Chance, die Brutalität der faschistischen Henker erneut zu entlar ven, vergeben worden. Ebenso unverständlich ist es, warum auf den Inhalt der 22 Hefte, die Thälmann im Gefängnis von Hannover seiner Tochter übergab, mit nur wenigen Zeilen eingegangen wurde. II Konsequente Orientierung auf die Arbeit in den Gewerkschaften Diese Bemerkungen werden dem Gedankenreichtum der Biographie und der Leistung der Autoren Und Mitarbeiter nur unzureichend gerecht. Die kritischen Anmerkungen mögen diesen Eindruck noch verstärken. Deshalb sei im folgenden auf wichtige inhaltliche Probleme verwiesen. Wer sich der Mühe unterzieht und ein Sachregister zur Biographie anlegt, wird feststellen, daß sich durch das ganze Buch bestimmte Linien der Poli tik von KI und KPD und damit des Wirkens des Parteivorsitzenden ziehen. Eine erste Linie betrifft die Erkenntnisse Thälmanns über die marxi stisch-leninistische Partei und ihre führende Rolle sowie seinen Kampf um die Schaffung dieser Partei. Eine zweite Linie beinhaltet sein Suchen im Kollektiv der Parteiführung, die Arbeiterklasse in Aktionen zu einen. Damit in Verbindung steht die konsequente Orientierung Ernst Thäl manns auf die Arbeit der Kommunisten in den Gewerkschaften. Wer die bisherigen Publikationen der Geschichtsabteilung des IML und der mit ihr verbundenen Forschungsgruppen kennt, weiß, daß auf diesem Gebiet gewaltige Lücken klaffen. Zu den weiteren Vorzügen der Biographie ge hört deshalb, daß sie erstmalig gewichtige Aussagen über die Gewerkschafts politik der KPD beinhaltet. Eine sehr differenzierte Wertung erfuhr im vierten Kapitel die damals und auch heute umstrittene Problematik der Revolutionären Gewerk schaftsopposition und neuer selbständiger Gewerkschaftsverbände (S. 541 f., 453 f., 490). Entschieden trat Thälmann für den Aufbau von Betriebszellen, vor allem in den Großbetrieben, ein. Sie bezeichnet er als „die entschei denden Organe ..., das Zentrum der Partei“ (S. 548). Mit dieser zweiten Linie ist eine dritte verbunden: die Darstellung der Politik der SPD und der Angebote der KPD, gemeinsam mit den Sozialde mokraten die Klassenauseinandersetzung zu führen. Da eine Geschichte der SPD in der DDR bisher nicht erschienen ist, er füllt die Biographie auch in dieser Beziehung eine Ersatzfunktion. Eine .vierte Linie bezieht sich auf die Bündnispolitik der KPD. auf die von ihr beschlossenen Deklarationen und eingeleiteten Maßnahmen, alle Ausgebeuteten und Unterdrückten zu Verbündeten der Arbeiterklasse zu gewinnen. Anfang 1919 erläuterte Thälmann auf einer Versammlung in Hamburg, daß und warum das Schicksal der deutschen Arbeiterklasse unlöslich mit dem Schicksal Sowjetrußlands verbunden sei: „Wer nicht an den Sieg des Sozialismus in Sowjetrußland glaubt, der glaubt auch nicht an die revolu tionären Kräfte der deutschen Arbeiterklasse . . .“ (S. 62). Dieser Überzeu gung blieb der Arbeiterführer sein Leben lang treu. An Hand neuer Materialien — und das wäre eine fünfte Linie — berich ten die Vf. von seinen Aufenthalten in der UdSSR, von seinem Eintreten für den ersten Arbeiter-und-Bauern-Staat, für den proletarischen Interna tionalismus. Ab dem dritten Kapitel zieht sich durch die Biographie die Erkenntnis des Faschismus durch Thälmann im Kollektiv der Führung der KI und der KPD und der Kampf gegen den Faschismus als eine sechste Linie. Um diese Linien ranken sich weitere Detailprobleme, z. B. die Parlaments- und Jugendarbeit der KPD. Thälmanns Stellung zur Geschichte oder zu den Intellektuellen. Sicherlich können die bisherigen Ausführungen den Eindruck hervorru fen, daß das Werk keine Biographie, sondern eine Monographie sei. Doch der Schein trügt. Die Autoren waren bestrebt, die Persönlichkeit Thäl manns allseitig zu erfassen. Wir lernen seinen Arbeitsstil kennen, seine Charaktereigenschaften schätzen. Wir erfahren, daß er Schiller, Shake speare, Goethe und Lessing verehrte und von „Wilhelm Teil“ stark beein druckt war. Er wandte sich gegen einen trockenen Resolutionsstil, der niemand begeistern könne? Die Partei müsse sich um eine volkstümliche, den Arbeitern verständliche Sprache bemühen. Vom schließlichen Sieg des Proletariats war er felsenfest überzeugt: „Wie die Sonne manchmal hart kämpfen muß, um den Wall von düsteren Wolken, der sie umringt, zu durchbrechen, und sich letzten Endes mit ihren Strahlen durchsetzt, so werden auch Recht und Wahrheit vorwärtsschreiten und bahnbrechend sein in aller?Zukunft.“ Günter Katsch
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