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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1.1957
- Erscheinungsdatum
- 1957
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-195700006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19570000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19570000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Heft Nr. 1 fehlt. Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1.1957
-
- Ausgabe Nr. 2, 16. April 1
- Ausgabe Nr. 3, 1. Mai 1
- Ausgabe Nr. 4, 15. Mai 1
- Ausgabe Nr. 5, 29. Mai 1
- Ausgabe Nr. 6, 12. Juni 1
- Ausgabe Nr. 7, 26. Juni 1
- Ausgabe Nr. 8, 9. Juli 1
- Ausgabe Nr. 9, 23. Juli 1
- Ausgabe Nr. 10, 6. August 1
- Ausgabe Nr. 11, 21. August 1
- Ausgabe Nr. 12/13, 17. September 1
- Ausgabe Nr. 14, 1. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 15, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 16, 29. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 17, 12. November 1
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Band 1.1957
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Gedanken zur Periodisierung der Geschidchile der KPdSU Von Oberassistent Dr. Günther Großer, Franz-Mehring-Institut Der XX, Parteitag der KPdSU gab der Erforsshung der Parteigeschichte ' neue, wichtige Impulse. Zahlreiche Neu erscheinungen, darunter auch die Zeit- , schritt „Fragen der Geschichte der ; KPdSU“ zeugen von dem Aufschwung auf diesem Gebiet der Geschichtswissen schaft. Eine vertiefte Untersuchung be gann auch hinsichtlich der Periodisie- ; rung der Geschichte der Partei. Gestützt auf neue Quellenmaterialien und auf ! eine gründliche Verarbeitung der zahl reichen Hinweise Lenins zu dieser Frage wurde die bisher gültige und im wesent lichen im „Kurzen Lehrgang der Ge- schichte der KPdSU“ vom Jahre 1938 dargelegte Periodisierung einer Ueber- | Prüfung unterzogen. Eine richtige Periodisierung der Parteigeschichte, die zahlreiche Faktoren sowohl objektiver als auch subjektiver Art berücksichtigen muß, erleichtert das ' Verständnis für Einzelfragen und för dert das Zurechtfinden in dem kompli zierten Gewirr der historischen Ereig- nisse. Ebenso ist eine reale Einschätzung ■ der erreichten Entwicklungsetappe eine ! unumgängliche Voraussetzung für die Festlegung einer richtigen politischen I Linie. Neue Dokumente zur Parteigeschichte Schon in den Jahren vor dem i XX. Parteitag der KPdSU erschienen ! eine Reihe wertvoller Materialien, die Grundfragen der Entwicklung der KPdSU behandelten und in denen auch i Hinweise zur Periodisierung gegeben wurden. Im Jahre 1953 wurden die Thesen .Fünfzig Jahre Kommunistische Partei der Sowjetunion (1903 bis 1953)“ ver- ! öffentlicht, in denen besonders die her vorragende Rolle des II. Parteitages der SDAPR in der Geschichte der Partei i hervorgehoben und begonnen wurde, die Rolle Lenins als des Führers der Partei Und des Zentralkomitees als des lei- ■ tenden Organs der Partei klarer heraus zuarbeiten. Im Jahre 1955 erschienen die Thesen „Fünfzig Jahre erste russische Revolu- tion“ Sie würdigten dieses welthisto rische Ereignis auf der Grundlage der Neuesten Forschungsergebnisse und ho ben die Hauptetappen und Hauptpro bleme dieser ersten Volksrevolution in der Epoche des Imperialismus hervor. Auch die Thesen des Zentralrats der sowjetischen Gewerkschaften zum fünf zigjährigen Bestehen der Gewerkschaf ten in der Sowjetunion, die in diesem J ahre erschienen, beleuchten Grund- Probleme der Entwicklung der wichtig sten Massenorganisation der Arbeiter klasse und der Beziehungen zwischen der Partei und den Gewerkschaften. Einen bedeutenden Fortschritt in der wissenschaftlichen Betrachtung der Ok toberrevolution und der Jahre des sozia listischen Aufbaus bis zur Gegenwart stellen die Thesen der Abteilung Propa ganda und Agitation des ZK der KPdSU Und des Instituts für Marxismus- Leninismus beim ZK der KPdSU „Zum 40. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution (1917 bis 1957)“ dar. Dieses Dokument, das der Erste Sekre tär des ZK der SED, Walter Ulbricht, als „ein Lehrbuch für die Arbeiterklasse Und für die Völker“ charakterisierte, hebt besonders die Gesetzmäßigkeit der Sozialistischen Revolution hervor und schildert anschaulich die Bedeutung des Großen Oktober für die Völker der Sowjetunion und für die Geschicke der gesamten Menschheit. Die genannten Dokumente sind in der Gegenwart — zusammen mit den «Thesen zum 40. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“, die Von der Abteilung Agitation und Pro paganda beim ZK der SED heraus- gegeben wurden — Grundlage für die Weitere wissenschaftliche und prona- Eandistische Arbeit auf dem Gebiet der Geschichte der KPdSU und bei der Vor- herejtung der 40-Jahr-Feier der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Zusammen mit einer Reihe von Arti keln, die in den letzten Jahren in der Sowjetunion erschienen, geben die ge- nannten Dokumente auch wichtige Hin- Weise über die Periodisierung der Par- teigeschichte. Obgleich zu bestimmten Fragen noch Diskussionen stattfinden, ■st es doch möglich, im folgenden den Gegenwärtigen Stand und die wichtig sten Ergebnisse darzulegen. Die Entstehung der Partei neuen Typus in Rußland Die erste Periode der Geschichte der KPdSU ist die Periode der Vorbereitung und Schaffung einer marxistischen Par- tei in Rußland, die sich von den sieb- 2iger und achtziger Jahren des vergan- Genen Jahrhunderts bis zum Jahre 1903 erstreckt. Lenin bezeichnet diese Periode pls die ursprüngliche, einleitende Pe- >ode der Parteientwicklung vom Volks- tomlertum, der Sozialdemokratie und er II. Internationale zum Bolschewis mus. Neu ist bei der Periodisirung der Herausbildung der Partei neuen Typus vor allem, daß dem II. Parteitag der SDAPR als dem Parteitag der Grund steinlegung des Bolschewismus und der Partei neuen Typus, als Wendepunkt in der Entwicklung der internationalen Arbeiterbewegung der gebührende Platz eingeräumt wird. Hier, im Jahre 1903, und nicht erst im Jahre 1912 auf der Prager Parteikonferenz, wurde die bol schewistische Partei geschaffen. Seit die ser Zeit entwickeln sich verstärkt die beiden Richtungen in der internationa len Arbeiterbewegung. Der Kampf zwi- entschieden, das sozialistische Wirt schaftssystem errichtet und das kapita listische vernichtet wird. Unmittelbar mit der Oktoberrevolu tion beginnt der Kampf der Partei um die Festigung der Sowjetmacht und um die Entfaltung des friedlichen sozialisti schen Aufbaus. In dieser ersten Etappe, die allerdings nur bis zum Sommer 1918 währt, werden grundlegende öko nomische und soziale Maßnahmen in Angriff genommen und zum Teil ver wirklicht. Lenin entwirft in seiner Schrift „Die nächsten Aufgaben der Sowjetmacht“ schon im wesentlichen Lenin und Swardlolp am 1. Jahrestag der Oktoberrevolution inmitten revolutio närer Arbeiter auf dem Platz der Revolution in Moskau. Foto: zentralbild/tass sehen dem revolutionären Marxismus und dem Opportunismus nimmt aus geprägte Formen an. Führer der Revolution Die zweite Periode der Geschichte der KPdSU ist die Periode des Kampfes der Partei in der bürgerlich-demokratischen das Programm der sozialistischen Um gestaltung des Landes. Aber bereits im Sommer 1918 wird diese Entwicklung unterbrochen, es beginnt die Etappe des Kampfes der Partei in den Jahren der ausländischen militärischen Intervention und des Bürgerkrieges (1918 bis 1920). In der darauffolgenden Etappe, von 1921 bis 1925, steht die Partei an der Spitze des Kampfes für die Wiederherstellung der Volkswirtschaft und die Entfaltung des sozialistischen Aufbaus auf der Grundlage der Neuen Oekonomischen Politik. Die Periodisierung der folgenden Jahre berücksichtigt gründlicher als bis her die realen Prozesse des sozialisti schen Aufbaus. Die bisher von der Geschichtswissenschaft durchgeführte Einteilung in die Etappe der sozialisti schen Industrialisierung des Landes (1926 bis 1929) und die Etappe der Kol lektivierung der Landwirtschaft (1930 bis 1934) spiegelte ungenügend die wirk liche Entwicklung im Lande wider. Die sozialistische Industrialisierung war be kanntlich 1929 noch nicht abgeschlossen. Gerade der erste Fünfjahrplan, der 1932 beendet wurde, stellte einen entschei denden Schritt vorwärts bei der Schaf fung der industriellen Basis des Sozia lismus dar. Die Kollektivierung wurde schon vor dem Jahre 1929 durch grund legende Maßnahmen vorbereitet. Schon der XV. Parteitag der KPdSU im Jahre 1927 faßte den Beschluß über die all- seitige Kollektivierung der Landwirt schaft. Deshalb kann man davon sprechen, daß in der Periode von 1926 bis 1929 die sozialistische Industrialisierung des Landes und die Kollektivierung der Landwirtschaft in Angriff genommen wurden. In den Jahren 1929 bis 1932 wurde unter Führung der KPdSU das Fundament des Sozialismus vollendet. Von 1932 bis 1936 wird die sozialisti sche Rekonstruktion der gesamten Volks endung des Aufbaus der klassenlosen sozialistischen Gesellschaft und des all mählichen Uebergangs vom Sozialismus zum Kommunismus eingetreten ist“. Von 1937 bis zum Juni 1941 befindet sich die Partei an der Spitze des Sowjet volkes im Kampf um die Festigung und Entwicklung der sozialistischen Gesell schaft am Vorabend des Großen Vater ländischen Krieges. Die Partei ist die leitende und lenkende Kraft in den Jahren des Kampfes gegen die faschi stischen Okkupanten 1941 bis 1945. Nach dem Krieg tritt das Sowjetvolk in die Periode der Wiederherstellung der Volkswirtschaft und der Entfaltung des kommunistischen Aufbaus in den Nach kriegsjahren ein. 1953 beginnt eine neue Etappe in diesem Aufbau, die gekenn zeichnet ist durch einen bedeutenden Aufschwung aller Zweige der Volkswirt schaft, durch die Umgestaltung der wirt schaftlichen Leitung entsprechend den neuen Bedürfnissen, durch die Festigung der sozialistischen Demokratie und die Stärkung des sozialistischen Weltsystems. Das innenpolitische und außenpolitische Programm des XX. Parteitages wurde vor allem seit 1953 vorbereitet und auf einigen Gebieten (z. B. in der Landwirt schaft) bereits in Angriff genommen. Es ist das Verdienst der einleitend ge nannten Dokumente, die Hauptfragen der Geschichte der KPdSU, die Grund probleme, die die Partei in den einzel nen Perioden ihrer Geschichte zu lösen hatte, hervorgehoben und ihren Zusam menhang mit der Entwicklung zum End wirtschaft beendet. 1936 hat der Sozia lismus in der UdSSR gesiegt. Die Völker der Sowjetunion haben erfolgreich die Uebergangsperiode durchschritten. In der Verfassung von 1936 werden die Ergeb nisse dieser opferreichen Periode ver ankert. Vom Sozialismus zum Kommunismus In den Jahren 1936/37 beginnt die vierte Periode der Geschichte der KPdSU. Die Neuorientierung für diese Entwicklungsetappe gab der XVIII. Par ziel der revolutionären Arbeiterbewe gung, zum Kommunismus gezeigt zu haben. Dabei trägt die Präzisierung der Hauptetappen der Entwicklung der Par tei dazu bei, das Wesentliche, das Neue in der jeweiligen Etappe zu verstehen und die objektiven Gesetzmäßigkeiten der historischen Entwicklung, auf die sich die Partei in ihrer Tätigkeit stützt und denen sie zum Durchbruch verhilft; zu erkennen. Den Kommunisten aller Länder und darüber hinaus allen fort schrittlichen Menschen ist damit eine wichtige Grundlage für die Erfassung und schöpferische Verarbeitung der Ge schichte der führenden Partei der inter teitag der KPdSU im Jahre 1939, der in einem Beschluß davon sprach, daß das Sowjetland „in die Periode der Voll ¬ nationalen kommunistischen Bewegung und damit für das Studium des Marxis mus-Leninismus in Aktion gegeben. und in der sozialistischen Revolution (1903 bis 1917). In dieser Zeit steht die Partei an der Spitze der Vorbereitung und Durchführung der ersten russischen Revolution (1903 bis 1907), kämpft unter den schwierigen Bedingungen der Sto- lypinschen Reaktion in den Jahren 1907 bis 1910 und erfüllt ehrenvoll ihre Pflichten in der Zeit des neuen revolu tionären Aufschwungs der Arbeiter bewegung vor dem ersten Weltkrieg (1910/11 bis 1914). Die Bolschewiki sind die konsequentesten Internationalisten in der Etappe des imperialistischen Krieges und der zweiten Revolution in Rußland in den Jahren 1914 bis Februar 1917. Sie vollziehen in wenigen Mona ten, von März bis Oktober 1917, den Uebergang zur Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Welches sind einige neue Momente, die in der Periodisierung dieser Etappe auftreten? Vor allem wird die falsche Einschätzung der Prager Parteikonferenz vom Jahre 1912 korrigiert. Mit dieser Konferenz wurde nicht die Periode der Vorbereitung und Gründung der Partei abgeschlossen. Dies geschah bekanntlich im Jahre 1903. Die Bedeutung der Par teikonferenz vom Jahre 1912 besteht darin, daß sie eine wichtige Etappe im Kampf der Partei gegen den Opportu nismus darstellte. Der jahrelange ideo logische Kampf gegen die Menschewiki erfuhr hier seinen Abschluß durch die Vertreibung der menschewistischen Liquidatoren aus der Partei. Im Kampf für den Aufbau des Sozialismus Die Streiks und Demonstrationen so wie die Festigung der Parteiorganisation in den Jahren 1910 bis 1912 lassen es angebracht erscheinen, die Periode des revolutionären Aufschwungs in den Vor kriegsjahren nicht erst mit dem Jahre 1912, sondern schon 1910/11 anzusetzen. Endlich wird auch die Etappe von Februar bis Oktober 1917 hinsichtlich ihrer Periodisierung präzisiert. Es müs sen hier vor allem zwei Etappen des Kampfes der Partei hervorgehoben werden: Einmal die Etappe der Doppel herrschaft und des Kurses der Partei auf die friedliche Entwicklung der Revo lution, zum anderen die Etappe der Vorbereitung und Durchführung des be waffneten Aufstandes von Juli bis Oktober 1917. Mit dem Oktober 1917, mit der Gro ßen Sozialistischen Oktoberrevolution, beginnt ein . entscheidender Abschnitt neuer Art in der Entwicklung der KPdSU und der Geschichte der inter nationalen Arbeiterbewegung. Die dritte Periode der Geschichte der KPdSU ist die Periode des Aufbaus des Sozialis mus in der UdSSR, die Uebergangs- Periode vom Kapitalismus zum Sozia lismus, in der die Frage „Wer — Wen“ Sputniks Lebenszeiden aud in Collm registriert Von Oberassistent Hans Koch Am Morgen des 5. Oktober herrschte in allen Ländern der Welt prickelnde Erregung. Ueber den Rundfunk war be kanntgeworden, daß die Sowjetunion im Rahmen des Internationalen Geo physikalischen Jahres eine Rakete ab geschossen hatte, deren Meßkopf, der Satellit, nun in elliptischer Bahn in etwa 900 km Höhe wie ein Mond um die Erde kreist. Damit hat die Erobe rung des Weltenraumes, trotz aller An kündigungen, eine plötzliche dramati- sche Wendung genommen. Was gestern noch eine Fiktion war, ist heute Tat sache geworden. Der Beweis, daß dem Menschen auch die Planeten erreichbar sind, ist erbracht. Auch am Geophysikalischen Observa torium Collm der Karl-Marx-Universi tät schlug die Nachricht vom Satelliten start wie eine Bombe ein. Die Freude war um so größer, als dies Ereignis mit dem 25. Jahrestag der Einweihung des Observatoriums zusammenfiel. Es muß hier eingestanden werden, daß die all gemeine Freude so rießengroß war, daß uns das Nächstliegende zunächst gar nicht einfiel. Statt sofort daran zu gehen, die notwendigen Apparaturen für die Registrierung der Signale des Erdtra banten aufzubauen, wurden Zukunfts perspektiven diskutiert. Wann wird eine Rakete zum Mond starten? Die Sowjet union als führende Macht in Wissen schaft und Technik garantiert einen dauerhaften Frieden! So ging es durch einander. Erst am Sonntag wurden am Collm zum ersten Male die Funksignale vom neuen Weltkörper empfangen. Das ■gleichmäßige blipp, blipp, lOOmal in der Minute, das nach jeweils etwa 95 Mi nuten stark anschwillt und die jewei lige Beendigung einer Erdumkreisung ankündigt, ist allen Mitarbeitern inzwi schen vertraut geworden. Ueberrascht hat uns die große Lautstärke der Funk signale. Die laufende Registrierung ist nicht ganz leicht, da im gleichen Fre- quenzbereich Schnelltelegraphensender liegen, deren Freizeitzeichen den Signa len des Satelliten ähnlich sind. Für die Arbeiten des Geophysikali schen Observatoriums im Rahmen des Internationalen Geophyiskailschen Jah res 1957/58 bedeutet der Start des Satelliten eine wertvolle Bereiche rung des Programmes, ist es doch da durch erstmals möglich geworden, echte Funksignale aus den höchsten Atmo sphärenschichten zu registrieren und zu analysieren. Der Abschuß von Erdsatelliten ist ein rein wissenschaftliches Forschungspro jekt, das im internationalen Rahmen in die Arbeiten im Internationalen Geo physikalischen Jahr eingeschlossen ist. Aus dem Sekretariat Prof, Dr. Hertz Zu Beginn seiner Vorlesung am 8. Ok tober sprach Prof. Dr. Hertz über den erfolgreichen Abschuß des ersten künst lichen Erdsatelliten. Er wies auf die un geheure Bedeutung dieses Ereignisses hin und gab seiner Freude darüber Aus druck, daß es die sowjetischen Wissen schaftler und Ingenieure gewesen sind, welche diesen ersten Schritt in den Welt raum getan haben. Im Anschluß an die in den vorhergehen den Vorlesungen behandelte kinetische Theorie der Gase besprach Prof. Hertz die Einwirkung der auch in der großen Höhe des Satelliten noch in geringer Zahl vorhandenen Gasmoleküle auf dessen Be wegung unter Berücksichtigung der Tat sache, daß die Geschwindigkeit des Sa telliten die der Gasmoleküle um ein Viel faches übertrifft. Die Bestimmung der Zahi und Art der am Rande der Atmo sphäre noch vorhandenen Gasmoleküle wird nach Ansicht von Prof. Hertz eine der ersten von den vielen mit dem Satel liten zu lösenden wissenschaftlichen Auf gaben sein. 1954 war vom „Comite Special de l’Annee Geophysique Internationale“ empfohlen worden, „das Auflassen klei ner Flugkörper mit dem Charakter eines Erdsatelliten zur Erforschung der ober sten Schichten der Atmosphäre in Er wägung zu ziehen“. Kurze Zeit später wurden von der amerikanischen und dann von der so wjetischen Regierung Verlautbarungen herausgegeben, wonach beide Staaten solche Flugkörper während des IGJ ab schießen würden. Mit Hilfe dieser Satel liten sollen und können unsere Kennt nisse von der Erde und ihrer Atmo- phäre ganz erheblich erweitert und vertieft werden. Es dauerte nicht lange, da begann man in Amerika mit einem phantasti schen Reklamerummel. Die Angaben über den zukünftigen Satelliten gingen immer mehr ins einzelne. Das Gewicht, die Flughöhe, die Geschwindigkeit, die technische und wissenschaftliche Aus rüstung wurden bekanntgegeben. Die Mehrstufenraketen, die den Satelliten in die Flughöhe bringen sollten, wurden eingehend beschrieben. Diese Nachrich ten dienten allerdings nur dazu, das wirk liche Problem zu vernebeln und ver- wirrten die Menschen, deren Vorstel lungen von den realen Möglichkeiten der Raumfahrt immer verworrener wur den. Parallel mit dieser lauten Betrieb samkeit erreichten nämlich häufig Mel dungen über Mißerfolge bei Abschuß versuchen von Trägerraketen die Oeffentlichkeit. In der wissenschaftlichen Welt war die Stimmung absolut nicht mehr opti mistisch. Man wußte, welches Maß an mathematischer Exaktheit und funk meßtechnischem Können notwendig war; um ein solches Projekt durchzuführen. Die Trägerrakete muß den Satelliten auf 1 Grad genau horizontal abschießen; die Geschwindigkeit, die höher ist als die der schnellsten Gewehrkugel, darf nur in ganz engen Grenzen schwanken. Wer darüber hinaus weiß, wie wenig exakt unsere Kenntnisse über die Hoch atmosphäre sind — die Angaben schwan ken um Zehnerpotenzen —, der begann zu zweifeln, ob die heutigen Erkennt nisse der Wissenschaftler ausreichend wären, den Satelliten starten zu lassen. Obwohl das Satellitenprogramm als ein rein wissenschaftliches Unternehmen gedacht ist, so weiß doch jeder, welche Bedeutung die vollkommene Beherr schung der Raketentechnik auch für strategische Zwecke hat. Wer In der Lage ist, solche Raketen zu bauen, und ihre Bahn nach den Gesetzen der Him melsmechanik, die Johannes Kepler und Isaac Newton vor mehr als 300 Jahren entdeckten, voraus zu berechnen, wird zum Herren über den unbegrenzten Raum. Um so größer ist die Freude in aller Welt, daß diese wissenschaftliche Groß tat gelungen ist. Besonderen Stolz emp finden wir, daß es unsere sowjetischen Freunde sind, die sich damit selbst das schönste Geschenk zum 40. Jahrestag der ruhmreichen Oktoberrevolution ge macht haben.
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