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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1.1957
- Erscheinungsdatum
- 1957
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-195700006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19570000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19570000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Heft Nr. 1 fehlt. Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1.1957
-
- Ausgabe Nr. 2, 16. April 1
- Ausgabe Nr. 3, 1. Mai 1
- Ausgabe Nr. 4, 15. Mai 1
- Ausgabe Nr. 5, 29. Mai 1
- Ausgabe Nr. 6, 12. Juni 1
- Ausgabe Nr. 7, 26. Juni 1
- Ausgabe Nr. 8, 9. Juli 1
- Ausgabe Nr. 9, 23. Juli 1
- Ausgabe Nr. 10, 6. August 1
- Ausgabe Nr. 11, 21. August 1
- Ausgabe Nr. 12/13, 17. September 1
- Ausgabe Nr. 14, 1. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 15, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 16, 29. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 17, 12. November 1
- Ausgabe Nr. 18, 26. November 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 20, 31. Dezember 1
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Band
Band 1.1957
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- Titel
- Universitätszeitung
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Eine ehrenvolle Pflicht / Von Prof. Dr. Walter Bartel „Daß ich heute erschossen bin, soll niemandem verheimlicht werden. Ueber- 1 bringt all den Kameraden, die mit mir unter einer Fahne standen, den letzten Gruß, Meinen Körper kann man töten, doch mein Geist wird unter den Kame raden mitmarschieren, wenn einst die Trommel schlägt für eine menschliche Gerechtigkeit. Ich habe gestanden als Mann. Als Kämpfer gehe ich von dieser Welt und reiche all denen die Hand, die für die Sache um die Befreiung Deutschlands und der Arbeiterklasse gefallen sind.“ Mit diesen Worten schloß der Brief, den der neunzehnjährige Soldat der fa schistischen Wehrmacht, Peter Haber- noll, einige Stunden vor der Hinrichtung an seine Angehörigen richtete. Am 20. September 1944 starb er unter den Kugeln des Exekutionskommandos. Das Todesurteil warf ihm vor, in den Krei sen seiner Kameraden den Krieg der Rüstungsherren und ihrer faschistischen Meute als ein Verbrechen an den euro päischen Völkern und als eine Schande für die deutsche Nation bezeichnet zu haben. Peter Habernoll war einer von den mehr als 20 000 durch Kriegsgerichts- Urteil hingerichteten deutschen Soldaten. Sein Name steht in der unendlichen Reihe der von den deutschen Faschisten und Militaristen ermordeten Söhne und Töchter vieler europäischer Nationen. Sein Opfertod zu einem Zeitpunkt, als die faschistische Bestie schon das Ende Am 5. September 1957 verschied im Alter von 51 Jahren nach schwerer Krankheit Genosse Alfred Weber Mit ihm verlor die Partei der Arbeiterklasse einen bewährten und in aufopferungsvollen Kämp fen erprobten Funktionär. Von der Gestapo verhaftet, von der Nazi-Justiz verurteilt und zehn Jahre in Zuchthäusern gepeinigt, hielt er seiner Partei und seiner Klasse die Treue. Soldaten der Roten Armee befreiten ihn aus dem Zuchthaus Waldheim. Genosse Weber, dessen Gesund heit durch ein Jahrzehnt Kerker haft stark gelitten hatte, wurde einer der ersten Baumeister des Neuen. Seit 15. Mai 1954 war Ge nosse Weber Leiter der Kader abteilung unserer Karl-Marx- Universität. Die Parteiorganisa tion trauert um einen ihrer Besten und wird das Andenken an Genossen Alfred Weber stets in Ehren halten. ihrer Herrschaft spürte, charakterisert im besonderen Maße die Barbarei, die Menschenfeindlichkeit, die erbarmungs lose vernichtende Kraft jener faschisti schen „Retter des Abendlandes“. Das erste Wort der faschistischen Ty rannei war die Lüge und ihre letzte Handlung der Mord. Mit einer raffiniert ausgeklügelten Demagogie wurde die junge Generation für die Eroberung eines großdeutschen Lebensraumes ge wonnen. In Wort und Schrift drangen die Sirenentöne von der „Heimkehr der Deutschen ins Reich“ in die Hirne und Herzen der jungen Menschen. Sie wuß ten nicht, daß sich hinter den Losungen vom großdeutschen Reich der wahn witzige Plan verbarg, unter dem Ein satz der Existenz der ganzen deutschen Nation einer Handvoll Konzernherren die Weltherrschaft zu sichern. Damit die Krupp, Thyssen, Flick und Mannesmann, die IG Farben, AEG und Siemens, die deutschen Banken, Reede reien und nicht zuletzt die Junker die unumschränkten Herren vom Ural bis zum Atlantik, von Narwik bis zum Suezkanal werden sollten, mußten pseudowissenschaftliche Theorien von Ueberlegenheit der nordischen Rasse, von dem Recht der Herrennation über andere Völker dazu herhalten, die ag gressiven Pläne romantisch zu um hüllen. Der Antisemitismus wurde Staats religion des Nazireiches. Alle bisherigen Schrecken der Verfolgungen von Men schen wegen ihres Glaubens und ihrer Weltanschauung verblaßten vor dem nazistischen Terrorregime. Das Autodafe am 10. Mai 1933 vor deutschen Universitäten, die Verfemung der Künder des deutschen Humanismus, wie Heinrich und Thomas Mann, Stefan und Arnold Zweig, Berthold Brecht, Anna Seghers, Johannes R. Becher, Leonhard Frank, die Aechtung der Nobelpreisträger James Frank, Fritz Haber und Gustav Hertz gehörten zu der Herrschaft der Hitler, Himmler, Goebbels und Göring, wie der elektrisch geladene Stacheldraht zum Konzentra tionslager und das von der IG-Farben gelieferte Gift zu den Gaskammern von Auschwitz. Hat es einen Sinn, diese düstere Ver gangenheit deutscher Geschichte immer wieder in Erinnerung zu rufen? Ja, tausendmal ja! Unser Volk darf nicht vergessen und die heranwachsende Ju gend m u ß es wissen, was der Faschis mus als Herrschaftsform war und wer seine Profiteure sind. Herrschaft des Faschismus war und ist Menschenvernichtung, gnadenlos, grenzenlos bis zur Ausrottung ganzer Nationen. Der Faschismus unterscheidet nur in Worten zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten, zwischen Chri sten und Juden, zwischen Slawen und Romanen. Wenn das faschistische Un tier rast, versucht es alles zu vernichten, was sich ihm entgegenstellt. An der Herrschaft des Faschismus Gründen auch immer Arbeiter und In tellektuelle, Dichter und Metallarbeiter, Aerzte und Geistliche, Frauen und Ju gendliche ihre Stimme gegen die Ty rannei des Naziregmes erhoben, sie sprachen für das wahre Deutschland. Die Stätte im ehemaligen KZ Buchen wald, an der unser unvergeßlicher Emst Thälmann unter den Schüssen der SS fiel, wurde zur Nationalen Gedenkstätte, die jeden Monat von Tausenden unserer Bürger, unserer westdeutschen Lands profitieren die großen Konzerne. Denn Das Recht der Nation war bei Ernst sie waren es. die vor 25 Jahren Hitler Thälmann. Der Deutschen Vaterland leute und Gästen aus den Ländern der Welt besucht wird. Wir überwinden die Scheußlichkeiten der faschistischen Ver gangenheit, indem wir restlos jede Wur zel beseitigen, die das Dritte Reich er möglichten. Die große historische Bedeu tung der Entmachtung des Junkertums durch die Bodenreform, der Enteignung der Konzernherren und Kriegsverbre cher und die Inbesitznahme ihrer Be triebe durch das Volk liegt nicht zuletzt darin, daß ihnen für immer die Mög- lichkeit genommen wird, mit den aus den Werktätigen gepreßten Gewinnen faschistische Terrorbanden zu bezahlen. Darin liegt auch der Sinn unserer Schul reform, die niemanden gestattet, die kommende Generation mit menschen feindlichen Rassenideologien zu infizie ren oder den Völkerhaß zu propagie ren. Dazu gehört aber auch die Erkennt nis, daß die Herrschaft der Konzerne in Westdeutschland, ungeachtet aller demokratischen Bemäntelung, den Fa schismus in sich trägt. Das SS-Treffen im Juli, die Schändung jüdischer Kirch höfe, antisemitische Aeußerungen in der Bundeswehr und eine Schlammflut na zistischer Publikationen sind dafür un widerlegbare Beweise. Es genügt deshalb nicht, die Opfer zu ehren, es gilt, neue Opfer zu verhindern. Unsere Deutsche Demokratische Repu blik wird mit Recht als der deutsche Friedensstaat bezeichnet. Er muß der Staat sein, in dem seine Bürger und namentlich seine Jugend immun werden vor nationalsozialistischer und faschisti- Das Ehrenmal für die ermordeten Widerstandskämpfer auf dem Leipziger scher Phraseologie. Geben wir darum Südfriedhof unserer Jugend das Wissen um die fa ¬ schistische Barbarei, von dem verbreche, in den Sattel setzten, der Nazipartei war im KZ, im Zuchthaus und in der rischen Wechselspiel zwischen Nazi, Millionen Mark gaben, um am Kriege Emigration, aber nicht im Berliner Sport- partei, und Konzernherren, von der Milliarden Mark zu verdienen. Und palast oder auf den Nürnberger Partei- schändlichen Rolle vieler Generale, Po- heute wiederholt sich dieses widerliche tagen. litiker, Industrie- und Bankherren in Schauspiel. Robert Pferdmenges, der Wenn wir am Tage der Opfer des Fa- den letzten Jahrzehnten deutscher Ge- reichste Bankherr im Dritten Reich, schismus der Millionen Ermordeter ge- schichte. Stellen wir der raffgierigen war wieder dabei, um der Adenauer- denken, die antifaschistischen Wider- Profitsucht des Kapitals, wie sie in tau- partei den Wahlkampf zu finanzieren. Standskämpfer ehren, heben wir aus senden dokumentarischen Materialien Wieder gaben die Herren von Ruhr und dem Morast der faschistschen Vergan- nachgewiesen werden kann, die reine. Rhein Millionenbeträge, damit ihnen genheit das Gute, das Edle, das Unver- Gesinnung, das edle nationale Denken die CDU-Herrschaft die Aufrüstung gängliche unseres Volkes hervor. und Handeln der antifaschistischen sichert und die beste Ausgangsposition Mit dem Gefühl dankbarer Verpflich- Widerstandskämpfer gegenüber. Es gibt für den dritten Weltkrieg schafft. tung kommen Jahr für Jahr Hundert- keinen Zweifel, daß unsere junge Gene- Wir tragen die ehrende Verpflichtung, tausende unseres Volkes am Ehrentage ration im berechtigten Stolz auf die jener Helden zu gedenken, die in der der Opfer des Faschismus zusammen, Taten im Kampf gegen den Krieg, Mili zwölfjährigen Nacht nein gesagt haben, um vor aller Welt zu bekunden, daß das tarismus und Faschismus die Fahne des die Freiheit und Leben opferten, um Martyrium der Helden des antifaschi- Friedens, des Humanismus und der unser Volk vor der nationalen Kata- stischen Widerstandskampfes nicht um- Völkerfreundschaft über ganz Deutsch strophe zu bewahren. Aus welchen sonst gewesen war. land pflanzen wird. Wir ließen uns nicht unterkriegen Vom Widerstandskampf der Genossen im Leipziger Süden 1933/34 - Aufgezeichnet von Willi Heinritz, Parteisekretär der Frauenklinik Am 8. September gedachten wir der Opfer des Faschismus. An diesem Tag erinnern wir uns des schweren Kamp fes, den die illegal arbeitenden Wider standskämpfer überall gegen die Nazi- herrschaft führten. Viele dieser Men schen sind heute nicht mehr unter uns. Sie haben ihr Leben gegeben für ein gutes Deutschand. Ihr Vermächtnis ist es, das zu vollenden, wofür sie gelebt und gekämpft haben. Gleich nach dem Verbot 1933 ging es an den illegalen Aufbau der KPD. Ueber 100 Mitglieder des früheren Stadtbezir kes 12 bildeten im äußeren Süden Leipzigs einen Teil der illegalen Partei. Diese neuen Formen und Methoden der Arbeit verlangten Genossen, die wirk lich mit ihrem Leben für die Sache ein standen. Ehe ein wirklich zuverlässiger Kern für die Arbeit zustande kam, mußte mancher Genosse ausgeschlossen Werden, um die anderen nicht in Gefahr zu bringen. Die anfängliche Tätigkeit bestand in der regelmäßigen Beitragskassierung sowie in der Sammlung von Spenden für die Angehörigen der bereits inhaf tierten Genossen. Später bekamen wir von übergeordneten Stellen unsere Zei tung „Die Rote Fahne“ sowie die „AIZ", „SAZ", „Weltfront“, „Baseler Rund schau“ und Broschüren. Diese Broschü ren und Zeitungen waren meist mit un verfänglichen Titelblättern als Tarn schriften versehen. Unsere Frauen — unentbehrliche Helfer Mit einer Schreibmaschine und einem Abzugsapparat begannen wir dann sel ber Flugblätter und Zeitungen herzu stellen. In mühseliger Arbeit druckten wir 2000 bis 4000 Zeitungen mit je vier Blatt. Durch unsere guten Verbindun gen zu Malern und Grafikern konnten wir 1933 zum Jahrestag der Oktober revolution eine gutgelungene Zeitung mit zahlreichen Illustrationen heraus bringen. Unsere Frauen waren unsere unent behrlichen Helfer. Sie brachten das Ma terial in Kinderwagen an die einzelnen Instrukteure. Die Zeitungen wurden fast zur gleichen Zeit in viele Post briefkästen von Polizeiangehörigen und Nazis, als auch Aerzten und anderen Bürgern, gesteckt. Wir achteten darauf, daß die Druckerzeugnisse restlos ver teilt wurden, damit die Nazis bei Haus- suchungen keinen Anhalt hatten. Zum 1. Jahrestag des Reichstagsbran des wurde unsere Druckleitung von der Bezirksleitung beauftragt, eine Zeitung zu drucken. Arthur Hofmann und Mit glieder der roten Sportorganisation brachten die ersten Exemplare heraus. Der Transport nach Leipzig-Lindenau überreidit durch sunene Gütermann Kalender 1936 pmaa--H • --- Enrune kztä-r - mL—. ep Kgommsae satamnauna, A.—, iunmmrezmdümuanomenme-e a st------ a• m-*- 7 60 hedssnes w * Wbeee In 6rmendaet M, bem netsatpensehte termagueben wm ""p"eode - Petvb ft dt twmoitam Mr vebe 1936 Bo (fc Svetrertbune ,.30 wiaora aouec Heu ,W «it aa33todsenieckeen czeroet o.bendondapot v3se "0.000 "ui He aneseut Nonterem der *090*° ‘° 020-" msM *iamenwn. Die Widerstandsgruppen brachten als harmlose Broschüren oder auch als Nazi schriften getarntes antifaschistisches Propagandamaterial unter die Bevölkerung. Unsere Abbildungen zeigen als Kalender und als Werbeschrift für die Olym pischen Spiele 1936 aufgemachte Reden von Wilhelm Pieck und Wilhelm Florin auf der Brüsseler Konferenz der KPD im Oktober 1935, in einem unverdächtigen Auto war gut gegangen. Aber die Anlaufstelle in der Fichtestraße war aufgeflogen, dazu wurde noch ein aus Plauen geflüchteter Funktionär, der in Leipzig illegal wohnte und von unserer Sache wußte, verhaftet. Ohne zu zögern wurde un sere Druckerei nach dem Neumarkt und dann nach Mockau verlegt. Der Genosse, bei dem unsere Druckerei untergebracht war, wurde später verhaftet und durch die faschistischen Henker so gequält, daß er sich aus Verzweiflung in den Lichtschacht des Gefängnisses Plötzen see stürzte und später in einer Irren anstalt umkam. Im November 1933 erhielten wir den Auftrag, den früheren Reichstagsabge ordneten und Leiter der Roten Hilfe des Bezirks Sachsen, Genossen Strötzel, ille- gal unterzubringen. Der Genosse war schwer magenleidend. Da wir ihm keine sichere ärztliche Hilfe verschaffen konn ten, organisierten wir seine Emigration in die Sowjetunion über Warschau. Ob wohl wir alle Vorsichtsmaßnahmen trafen und uns auf die für diese Arbeit herangezogenen Genossen verlassen konnten, folgten Tage der größten Un ruhe. Die SA griff immer härter zu. Wieder wurden einige Genossen ver haftet, unsere Druckerei war erneut in Gefahr. Doch der Grafiker Gravenhorst und seine Frau halfen, und unsere wei tere Tätigkeit war wieder für eine Zeit gesichert. Die Gestapo entwickelte raffinierte Methoden, von der Bespitzelung des Einzelnen bis zum Eindringen in die höchsten Spitzen der illegalen Leitung. Ein gewisser Philipi, genannt „Knorke“, damals Vorsitzender der illegalen Be zirksleitung, war einer dieser Gestapo spitzel. Desgleichen eine angebliche Ge nossin aus Chemnitz, die auch in der Bezirksleitung arbeitete und später offen zur Gestapo überwechselte. Große Teile unserer illegalen Partei kamen damals durch Philipi zum Auffliegen. Unsere Arbeit wurde immer schwie riger, wir wußten nicht mehr recht, wem man trauen konnte. In einer Funk tionärkonferenz wurde die Situation be+ raten, besondere Sicherheitsmaßnahmen besprochen sowie die weitere Arbeit festgelegt Bald merkten wir, daß man hinter uns her war. Ein Genosse, mit dem wir regelmäßig eine Zusammenkunft hatten, erschien nicht. Durch Mittelspersonen erfuhren wir. daß der Genosse verhaf tet und seine Wohnung besetzt war.’ Wir wußten, wird der Genosse bei der Polizei weich, dann fliegt alles hoch, Wir informierten die Fünfergruppen leiter und legten ihnen die Situation klar, so daß keine Panik entstand. Die Hundertschaft stand weiter zusammen, es wurde regelmäßig kassiert und Flug blätter vertrieben. Unser letztes Flug blatt „Millionenfaches Nein dem Volks verderber Hitler“ war im Süden ver teilt worden. Ende August und Anfang September 1934 holte die Gestapo zum großen Schlag aus. Spitzel und Verräter hatten gute Vorarbeit geleistet. Der Bezirk Westsachsen bis zum Vogtland wurde aufgerollt. Viele Tausende wurden ver haftet, aus dem äußeren Süden allein 25 Funktionäre. Das Oberlandesgericht Dresden verurteilte in einem Prozeß diese 25 Funktionäre zu 66 Jahren Zuchthaus. Es waren Menschen, die die edelsten Ziele verfolgten, um allen ein menschenwürdiges Dasein zu erkämp fen, um alle Deutschen, um die Welt vor dem Hitler-Krieg zu bewahren. Universitätszeitung, 17. 9. 1957, Seite 5
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