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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1.1957
- Erscheinungsdatum
- 1957
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-195700006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19570000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19570000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Heft Nr. 1 fehlt. Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1.1957
-
- Ausgabe Nr. 2, 16. April 1
- Ausgabe Nr. 3, 1. Mai 1
- Ausgabe Nr. 4, 15. Mai 1
- Ausgabe Nr. 5, 29. Mai 1
- Ausgabe Nr. 6, 12. Juni 1
- Ausgabe Nr. 7, 26. Juni 1
- Ausgabe Nr. 8, 9. Juli 1
- Ausgabe Nr. 9, 23. Juli 1
- Ausgabe Nr. 10, 6. August 1
- Ausgabe Nr. 11, 21. August 1
- Ausgabe Nr. 12/13, 17. September 1
- Ausgabe Nr. 14, 1. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 15, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 16, 29. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 17, 12. November 1
- Ausgabe Nr. 18, 26. November 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 20, 31. Dezember 1
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Band
Band 1.1957
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- Titel
- Universitätszeitung
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Unser aller Sache steht zur Verhandlung Prof. Dr. Lambertz 75Jahre Bemerkungen zur Lösung von Problemen der sozialistischen Moral Von Dozent Heinrich Schwartze Moral — kein Luxus mehr An unsere Leser! ist willkommen! Das Redaktionskollegium Der verhängnisvolle Graben Von Prof. Dr. Walter Bartel weit (Aus einer Rede vor Auslandsstudenten} L. Vniversitätszeitung, 6, 8, 1957, Seite 4 sowohl produzierend nießend Anteil haben, schäft als Produzenten ten des Moralischen wir zu dem, was das Unsere beizutragen. Die Beschäftigung mit Fragen der so zialistischen Moral geht deshalb nicht darauf aus, den Sozialismus, der etwa als ungehobelter, roher Bursche vorgestellt wird, moralisch zu belehren, ihn sittlich und manierlich zu machen, sondern dar auf, den moralischen Gehalt der sozia- Auf diesem Feld sind tatsächlich alle Bürger tätig, wenn auch nicht alle zweckmäßig; es kommen nicht alle zur Uebereinstimmung zwischen ihren Ge sinnungen und ihren Handlungen, was die formale Grundbedingung für die Produktion moralischer Werte ist. Und da, wo Gesinnungen und Handlungen in eins gehen, ist noch nicht aus gemacht, ob die Qualität der Einheit anders gesagt: Der moralische Wert hört im Sozialismus auf, Luxuswert zu sein, etwas, was sich nicht jeder leisten kann; er wird demokratischer Wert, le bensnotwendiger- Wert für alle. alle ihre Glieder ständig moralische Ent scheidungen treffen und in ihren Hand lungen verwirklichen oder verfehlen, ist das große Feld, das gute Ernte bringen soll. Jene Professoren, Kapazitäten von hohem Rang,- haben damit ihren wissen schaftlichen Leistungen vielleicht die großartigste, auf jeden Fall aber die menschlichste hinzugefügt. Sie haben de monstriert, daß sich kein bewußter Mensch — und erst recht kein heutiger oder zukünftiger Wissenschaftler — aus dem politischen Geschehen heraushalten darf. mit Um- Professor Dr. Maximilian Lam bertz wurde am 27. Juli 1882 als Sohn eines Gymnasioldirektors in Wien geboren. Nach dem mit Aus zeichnung bestandenen Abitur stu dierte er von 1900 bis 1905 an der Wiener Universität vergleichende Sprachwissenschaft und klassische Philologie. Mit der Dissertation „Die griechischen Sklavennamen" erwarb er den philosophischen Doktorgrad. Von 1906 bis 1938 war er Gym nasiallehrer, davon die letzten zwölf Jahre als Gymnasialdirektor. 1938 wurde er aus politischen Gründen aus dem Schuldienst entlassen und ging nach München und Leipzig, um als Privatgelehrter zu wirken. 1945 habilitierte er sich an unserer Universität fürvergleichende Sprach wissenschaft und ist seit Okto ber 1946 Inhaber des indogerma nischen Lehrstuhls. Er war gleich zeitig der erste Dekan der Päd agogischen Fakultät nach 1945 und hat in dieser Eigenschaft tatkräftig an der demokratischen Schulreform mitgewirkt. menschlichen Beziehungen unterein- ander. Wollen wir sie von uns fernhal ten, müssen wir die menschlichen Bezie hungen verändern, und zwar durch un ser tatkräftiges politisches Handeln. Unsere Nation hat in dieser entschei- denden Frage eine bittere Lektion er halten. Es gab bei uns in der Zeit des faschistischen Regimes Millionen Deut sche, die Hitler und seine Kumpane ver achteten, ja haßten. Aber sie waren nicht bereit, gegen den Faschismus zu kämp fen. Sie wollten sich nicht mit der Poli tik beschäftigen. Sie glaubten, wenn s i e sich der Politik fernhielten, bliebe auch die Politik ihnen fern. Sie meinten, I wenn sie nicht gegen den Faschismus kämpften, könnte der Faschismus auch I nicht gegen sie kämpfen* Ein schicksalsschwerer Irrtum war j das — Millionen Deutsche bezahlten ihn mit dem Leben. Millionen Deutsche hiel- | ten nichts von der Politik — aber die Politik hielt sie fest im Terrorregime des Nazismus, trieb sie in den Krieg, zerstörte ihnen Haus und Hof und tötete j ihnen Frau und Kind. Es ist gewiß keine nationale Eigenart | der Deutschen, die Politik als unbe quem und unangenehm zu betrachten. Eines ist auf jeden Fall klar: Je weniger ein Volk auf die Politik der Nation Ein fluß nimmt, um so größer ist die Gefahr für seine Existenz. Und umgekehrt: Je aktiver und entschiedener ein Volk zu den politischen Fragen Stellung bezieht* um so geringer ist die Gefahr, Spielball in der Hand einiger Hasardeure zu sein Und welcher Wissenschaftler, weichet Student wollte sich außerhalb seines Volkes stellen? . * Diese gute Zukunft kommt freilich nicht von selbst. Die Schatten der Ver gangenheit lasten auf uns. Es gilt, Be dingungen zu schaffen, die die schreck- liehen Geschehnisse der letzten Jahr zehnte, die völkermordenden Weltkriege, die faschistische Barbarei, ein für alle mal unmöglich machen. Hunger, Krisen, Krieg sind Erscheinungsformen der H s gibt noch immer Menschen, die zwi- — sehen Wissenschaft und Politik einen tiefen, breiten Graben ziehen wollen. Nach ihrer Ansicht geziemt es weder dem Lehrenden noch dem Lernenden, sich um das politische Geschehen zu kümmern, und schon gar nicht, die Rich tung des politischen Lebens einer Na tion bestimmen zu wollen. Kürzlich las ich in einer Abhandlung eines befreundeten Kollegen eine alte Regel: Ein kluger Wissenschaftler stellt nur Behauptungen auf, die er beweisen kann. Ein schlauer Wissenschaftler stellt auch Behauptungen auf, die niemand widerlegen kann. Aber kein Wissenschaftler soll Be hauptungen aufstellen, die er nicht be weist und die jeder andere sofort widerlegen kann. Diese weise Regel, glaube ich, sollten sich diejenigen zu Herzen nehmen, die da meinen, der Wissenschaftler oder der Studierende habe sich nicht mit Politik zu befassen. Denn das ist zweifellos eine von den unbewiesenen Thesen, die sofort widerlegt werden können. Wir haben unlängst die Probe aufs Exempel erlebt. Achtzehn westdeutsche Wissenschaftler erklärten sich ausdrück lich gegen die Produktion, die Erprobung und die Anwendung von Atom- und Wasserstoffbomben. Ihr Verhalten zeugt von hoher sittlicher Pflicht, von ihrem Verantwortungsbewußtsein gegenüber der Wissenschaft, gegenüber dem eige nen Volk und der ganzen Menschheit. Es war ein Aufstand des Gewissens gegen die ungeheuren Gefahren, denen Deutschland durch die Atomstrategie der NATO ausgesetzt ist. listischen Gesellschaftsordnung ins Licht zu stellen, damit er von jedermann ge kannt und erkannt wird. So ist zum Beispiel zu fragen: Was ist das Moralische des Sozialismus? Wel chen Rang nimmt es ein im Verhältnis zum Moralischen des Kapitalismus? Wie kommt es zustande? Wodurch wird seine Entwicklung gefördert, wodurch wird sie gehemmt? Diese Fragen, denen sich viele andere zugesellen, werden aber deshalb gestellt, damit die Antworten, die darauf zu ge ben sind, dem Aufbau der sozialistischen Gesellschaft dienen. Unsere Fragen haben den moralischen Gehalt der so zialistischen Ordnung zur Voraussetzung. Wir fragen nicht, weil wir nicht wüß ten, ob wir im Sozialismus überhaupt von Gesinnung und Handlung der sozia listischen Forderung entspricht. Gleichzeitig haben wir viele Beispiele für die ihren Produzenten selbst unbe wußte Produktion hoher moralischer Werte neuer Art, die in ihrer mora lischen Qualität nicht allgemein be- merkt werden, nicht oder nicht ge- nügend kenntlich gemacht werden, so daß sie als Vorbilder zur Nacheiferung keine oder nur geringe Wirkung tun. Das Moralische ist ja für den Sozia lismus nicht ein gelegentlich auftreten der Glücksfall oder Spezialfall im ge sellschaftlichen Leben, der wegen seiner Seltenheit nur einigen eigens dazu be reitgehaltenen Experten das Material ihrer wissenschaftlichen Beobachtungen und Analysen bietet. Vielmehr ist das Moralische das dem Sozialismus Ge mäße, das von ihm Untrennbare, das, dem der Sozialismus im Gegensatz zum Kapitalismus den Nährboden gibt. Oder Wir lehren und lernen nicht zum Zeitvertreib. Was wäre das für ein Wicht, der sich nur deshalb wissenschaftliche Erkenntnisse aneignet, weil es nun ein mal so üblich ist. Nein, wir lehren und lernen für das bessere Morgen, wir stek- ken den Weg in die Zukunft ab und eb nen und sichern ihn, forschend und stu dierend. Im Geburtsland der Atombombenstra tegie, in den USA, erschien allerdings vor einigen Jahren ein Sammelband mit dem Titel „Grundlagen der politischen Wissenschaft“, in dem unter anderem gesagt wurde: „Der Mensch weiß nicht mehr, wo hin. und warum er geht. Er hat das Gefühl für die Richtung verloren, Die Angst vor dem unbekannten morgigen Tag und die Unklarheit über den Sinn des Lebens sind allgemeine Symptome unserer Zivilisation.“ moralischen Gehalt finden, nein, wir fragen, weil wir diesen moralischen Ge halt als das, was er ist, kennzeichnen wollen. Wir gehen darauf aus, die Be dingungen für das Gedeihen sozialisti scher Moral so gut kennenzulernen, daß wir Gesinnungen und Handlungen, deren moralische Qualität unter dem Niveau liegt, das gesellschaftlich bereits möglich und eben deshalb zu fordern ist. auf dieses Niveau bringen und daß wir die dem gesellschaftlichen Niveau bereits entsprechenden Gesin nungen und Handlungen als moralische Normen — freilich nur als vorläufige, als zu überbietende gesellschaftliche Normen — zur allgemeinen Anerken nung bringen. Das ist nun alles in allem eine Auf gabe, deren Lösung nie und nimmer einer Gruppe wissenschaftlicher Spezia listen allein übertragen werden kann. Denn das Ganze der im Aufbau stehen den sozialistischen Gesellschaft, in der Die Entwicklung unserer Republik hat die Aufgabe auf die Tagesordnung gesetzt, die Universitäten und Hochschulen zu wahrhaft sozialistischen Bil dungsstätten umzugestalten. Die Lösung dieser Aufgabe ist ein komplizier ter geistiger Prozeß, der uns vor vielfältige Probleme stellen wird. Zweifel los werden dabei Fragen der sozialistischen Moral, der Verantwortung der Wissenschaftler und der Studenten gegenüber der Gesellschaft im Mittel punkt der kommenden Debatten stehen. Die „Universitätszeitung“ wird diesen Fragen breiten Raum widmen. Die heute veröffentlichten Beiträge der Genossen Walter Bartel und Heinrich Schwartze sollen den Auftakt zu einer breiten, lebendigen Diskus sion bilden, an der teilzunehmen wir alle Angehörigen unserer Universität herzlich einladen. Professoren und Reinmachefrauen, Assistenien und Ar beiter der Werktstätten, Studenten und Angestellte mögen uns ihre Gedan ken zu grundsätzlichen Fragen der sozialistischen Moral wie auch zu prak tischen Problemen der Erziehung und der Arbeitsmoral mitteilen, sei es in ausführlicheren Beiträgen, sei es in kurzen Notizen — eine jede Zuschrift Die vielfältige Behandlung, die Fra- Vgen aus dem Bereich der sozialisti schen Moral seit etwa einem Jahr bei uns finden, hat hie und da zu der irrigen Annahme verleitet, wir hätten im Voll zug des Aufbaus der sozialistischen Ge sellschaftsordnung neuerdings heraus gefunden, der Sozialismus bedürfe zu seinem weiteren Gedeihen des morali schen Faktors in dem Sinne, wie etwa Kindern zur gesundheitlichen Förderung Kalkpräparate oder Vitaminzubereitun gen gegeben werden. So verstanden wäre das Moralische dann etwas, womit der Sozialismus gleichsam gefüttert werden müßte, damit er selbst moralisch wird. Und diejenigen Spezialisten, die die Art der Zubereitung und der Menge der dem Sozialismus förderlichen Moralgabe wissenschaftlich zu bestim men hätten, die würden wir dann zweckmäßigerweise unter den philoso phischen Fachleuten zu suchen haben. Tatsächlich ist aber das Moralische nichts, was an irgendeine gesellschaft liche Ordnung, auch nicht an die sozia listische, herangetragen werden könnte, sondern das Moralische existiert nur in und mit gesellschaftlichen Ordnungen. Eine Art von moralischer Provinz, also einen Ort, wo das Moralische in rein gezüchteten Kulturen außerhalb gesell schaftlicher Ordnungen angesiedelt wäre, gibt es nicht. Sprechen wir allgemein von dem Mo ralischen, ohne zu sagen, ob wir die Moral etwa der Sklavenhaltergesell schaft oder die der kapitalistischen oder der sozialistischen Gesellschaft meinen, so tummeln wir uns auf einem großen Marktplatz, auf dem wir alles und jedes antreffen, was in geschichtlicher Ent wicklung je als moralisch gegolten hat und gegenwärtig gilt, wie zum Beispiel Kindesaussetzung neben gesellschaft licher Fürsorge für die Kinder, Frauen kauf und Gleichberechtigung der Frau, Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und ausbeutungsfreie gesell schaftliche Arbeit, Rassendiskriminie rung und Völkerfreundschaft, Atom- rüstung und Weltfriedensbewegung. Das gleiche gilt auch von dem mora lischen Gehalt unserer Beziehungen im privaten Bereich: vom Inhalt des Ver hältnisses zwischen Freunden, Gatten, Eltern und Kindern, das immer auch moralischen Gehalt besitzt, qualitativ aber keineswegs den gleichen und nie mals unabhängig von der gesellschaft lichen Ordnung, innerhalb derer sich das Private ereignet. von einem weiten Blick, der methodischer Sicherheit und sicht gepaart ist. * Die Fähigkeit, Dinge, die wie auch ge- In dieser Eigen- und Konsumen- zugleich haben Unsere ist, das * Im Mittelpunkt seiner wissen- • schaftlichen Betätigung steht die Albanologie. In diesem Fach hat er für die Dialektologie und die Volkskunde sowie für die Fest legung einer einheitlichen albani schen Schriftsorache Hervorragen des geleistet. Darüber hinaus hat er die albanische Volks- und Kunst literatur durch gute deutsche Ueber- Setzungen nicht nur für Literatur wissenschaft und Volkskunde auf geschlossen, sondern sie auch einem weiteren literarisch inter essierten Kreis von Lesern zugäng lich gemacht. Zahlreiche Artikel im Thesaurus Linguae Latinae, im Pauly-Wissowa und im Handwörter buch des deutschen Märchens kommen hinzu. Diese Forschertätig keit, zum guten Teil neben umfang reicher Schulpraxis betrieben, zeugt von einer ungemein starken geisti gen Energie. Seine Aufenthalte in Albanien hat Prof. Dr. Lambertz dazu be nutzt, um Land und Leute, Sagen und Märchen, Lieder und Ge bräuche gründlich kennenzulernen. Aus dieser Kenntnis sind zahlreiche Arbeiten geschöpft, in denen sich die persönliche Bekanntschaft mit den urtümlichen Menschen des uns so eng befreundeten, aber noch we nig bekannten Berglandes mit ge diegener Linguistik, mit klassischer Philologie, vergleichender Literatur wissenschaft, Kulturgeschichte, Folk lore und schließlich mit künstle rischer Fähigkeit zusammentun, um die Welt der Skipetaren in ein be zugreiches Gesamtbild des indo- germinischen Mittelmeerraumes einzufügen. Daneben gehen Arbeiten zur griechisch-römischen Antike und zur neutestamentlichen Welt einher und endlich auch byzantinistisch- neugriechische Studien: alle zeugen Diesem weisen Ausspruch sei noch ein Wort des bekannten englischen Wissen schaftlers B. Russel hinzugefügt. In sei nem Buch „Der Einfluß der Wissenschaft auf die Gesellschaft"desen wir: „Die nächste Zukunft wird viel bes ser oder viel schlechter sein als die Vergangenheit; was sein wird, weiß ich nicht, aber diejenigen unter uns, die jung sind, werden es bald er fahren“ („Neue Welt“ 1954/3, S. 297.) Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter — oder es bleibt, wie es ist! Spaß beiseite! Die Propaganda der Re signation erfolgt nicht von ungefähr. Sie soll wie Opium wirken, die Menschen einschläfern, ihren Willen zum Leben brechen, den Atomstrategen freie Hand lassen. Wenn ein amerikanischer Wissen schaftler sagt, die Unklarheit über den Sinn des Lebens sei ein allgemeines Symptom unserer Zivilisation, dann müs sen wir fragen: Welche Zivilisation mei nen Sie, Mister? Uns scheint, Sie meinen die Zivilisa tion der Standard Oil, der General Elec tric, der General Motors. Und da können wir Ihnen nur zustimmen. Diese Zi vilisation geht mit Sicherheit zu Ende! Wenn der englische Wissenschaftler schreibt, er wisse nicht, was die Zukunft bringen wird, dann möge er in unsere Republik kommen, zu unseren Studen ten aus China, Korea und Vietnam, zu den Kommilitonen aus der arabischen Welt und aus den europäischen Volks demokratien. Sie werden Herrn Russel sagen, wie sie ihre Zukunft sehen und wieviel mal besser sie sein wird als die Vergangenheit! Unterstützung der Fachphilosophen Dadurch werden wir den philosophi schen Fachleuten nicht die Arbeit ab nehmen, die sie als Theoretiker bei der Ausbildung der marxistischen Ethik, der Lehre vom Moralischen, zu leisten haben. Die Philosophen werden jedoch Gefahr laufen, auf spekulative Abwege zu ge raten, wenn wir ihnen nicht zu ver stehen geben, welche praktischen Er fahrungen wir alle im Moralischen unter den Bedingungen des Aufbaus des So- ' zialismus gemacht haben, welche Ueber- legungen wir daran geknüpft haben, welche Schwierigkeiten uns dabei be gegnet sind. Es gibt mit gutem Grund Fachwissenschaften, doch jenseits von J Gut und Böse steht keine und keiner, der sie pflegt. Ein fachphilosophisches Monopol für die Lösung der Probleme der sozialistischen Moral sollten wir , unter keinen Umständen aufkommen lassen, denn wo so eminent unser aller Sache zur Verhandlung steht, ist es ge boten, an der Verhandlung selbst teil zunehmen, nicht nur als Zuhörer, son dern als einer, der gehört werden will, weil er etwas zur Sache zu sagen hat. Fragen, die Antivort verlangen auseinander zu liegen scheinen, zu- sammenzusehen, verdankt Lam bertz sicher vor allem seiner frühen Beschäftigung mit dem Marxismus. Von 1912 bis 1938 war er Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Oesterreichs. 1945 trat er der KPD bei und gehört seit dem Vereini gungsparteitag der SED an. Lam bertz ist ein aufrechter und kämp ferischer Genosse, der aus seiner marxistischen Einstellung nie ein Hehl gemacht hat. Wer ihn kennt, liebt an ihm die herzerfrischende Mischung öster reichischer Liebenswürdigkeit und energischer Tatkraft. Möge ihm seine erfreuliche Frische und Rü stigkeit noch recht lange erhalten bleiben, zum Wohle unserer lin guistischen Studien wie auch zum Wohle der albanisch-deutschen Be ziehungen! Prof. Dr. W. Martin Demokratische Debatte erforderlich Dieser demokratische Charakter des Moralischen im Sozialismus fordert die demokratische Teilnahme an der Lösung der mit der sozialistischen Moral ge gebenen Probleme. Gibt es auch nur einen Menschen, der keine Verantwor tung trüge, der sagen dürfte, was er tue, das tue er vergleichbar dem Kolben im Motor, und wenn er so funktioniere, dann habe er alles getan, was billiger- weise von ihm verlangt werden könne? Solch einen Menschen gibt es nicht. Ist Pflichterfüllung vulgär ausgedrückt die Beachtung des Kernspruchs: Maul hal ten und weiterdienen? Pflichterfüllung im sozialistischen Verständnis ist offen bar ohne Wissen davon, was man tut, zu welchem Zweck man es tut, und ohne eigene Zustimmung zu diesem Zweck nicht möglich. Das Moralische ist nicht eine philo sophische Ersinnung, sondern ein ge sellschaftliches Produkt, an dem alle
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