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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1.1957
- Erscheinungsdatum
- 1957
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-195700006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19570000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19570000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Heft Nr. 1 fehlt. Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1.1957
-
- Ausgabe Nr. 2, 16. April 1
- Ausgabe Nr. 3, 1. Mai 1
- Ausgabe Nr. 4, 15. Mai 1
- Ausgabe Nr. 5, 29. Mai 1
- Ausgabe Nr. 6, 12. Juni 1
- Ausgabe Nr. 7, 26. Juni 1
- Ausgabe Nr. 8, 9. Juli 1
- Ausgabe Nr. 9, 23. Juli 1
- Ausgabe Nr. 10, 6. August 1
- Ausgabe Nr. 11, 21. August 1
- Ausgabe Nr. 12/13, 17. September 1
- Ausgabe Nr. 14, 1. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 15, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 16, 29. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 17, 12. November 1
- Ausgabe Nr. 18, 26. November 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 20, 31. Dezember 1
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Band
Band 1.1957
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- Universitätszeitung
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Christliche Ethik im Klassenkampf Gedanken zu zwei theologischen Werken / Von Hans Steußloff insbesondere unserer Republik. Höchst einen Vortrag über die Unvereinbarkeit V ereintes Wirken für die gute Sache Stellungnahme Mitteln sachlicher Wissenschaft- Kritik Universitätszeitung, 9. 7. 1957, Seite 3 ment fenen habe. Kampf der anschauung berichtet, Paulus auf den entlau- Sklaven Onesimus genommen Paulus habe diesem nicht etwa provokatorisch stellt er die Frage: „Wann bricht im totalen Staate die Stunde des Bekennens für die Kirche an? Wann und in welcher Form wird der Status con- fessionis zur öffentlich erklärten Oppo sition wider die Gegenkirche?" (2034). den licher die in der Republik nun schon seit len Jahren erfolgreich betriebene meinsame Arbeit von Marxisten Christen, die durch das Ergebnis der Sklaverei mit dem Christentum ge halten, sondern ihn, nachdem er ihn zu einem überzeugten Christen gemacht hatte, wieder zu seinem Herrn zurück geschickt in die Sklaverei. Dabei habe Paulus so etwa gedacht: „Wenn ich... Weltanschauung keineswegs die ge meinsame Arbeit von Marxisten und Christen bei der Erziehung zum sozia listischen Ethos ausschließt. Das Buch von Emil Fuchs gibt die Hoffnung, daß Wahl vom 23. Juhi des Jahres eine neue Bestätigung erfahren hat, auch auf dem Gebiete der Bildung des sozialistischen Ethos vorwärts kommen kann. Der Verfasser des vorliegenden Beitrages wurde am 10. 3. 1929 als Sohn eines Klempners geboren. Er erlernte zunächst den Beruf des Land kartenzeichners. Nach Abschluß der Lehre im Jahre 1947 besuchte er die Vorstudienanstalt; darauf wurde er an der philosophischen Fakultät der Karl-Marx-Universität (Franz-Meh- ring-lnstitut) immatrikuliert. Mit dem Besuch eines Dozentenlehrganges, im Jahre 1951 fand das Studium seinen Abschluß. Seitdem ist Genosse Steuß loff — zuerst an unserer Universität und gegenwärtig an der Hochschule für Binnenhandel — als Dozent für Grundlagen des Marxismus-Leninis mus tätig. Die Stellungnahme wurde von den 59 anwesenden Genossen einstimmig angenommen und von der Universitätsparteilei tung bestätigt. Die Universitätsparteileitung fordert alle Ge nossen auf, im Sinne dieser Stellungnahme zu handeln und unverzüglich allen Universitätsangehörigen in den Instituten, im Praktikum und bei den Arbeitseinsätzen den Beschluß des ZK der KPdSU zu erläutern. vie- ge- und der durchgeht. Zugleich erkennen wir, daß der mit muß zu dem, was das Gesetz will, aber nicht erreicht. Ich löse damit Entwick lungen aus ... die .direkte' Politik ist keine Maßnahme, die der Kirche zu kommt, ihr ist die .indirekte' Einwir kung, ihr ist die Unterwanderung zuge ordnet.“ (2068-2072.) Uebersetzt man diese mit beispielloser Heuchelei vorgetragenen Sentenzen in die gewöhnliche Sprache, so muß man feststellen: Es handelt sich hier um die Aufforderung zum systematischen Ver fassungsbruch, die Thielicke an die Christen unserer Republik richtet. Thielicke hat sich nicht gescheut, sein Gesetz der Unterwanderung dem Krite rium der Praxis auszusetzen, und hat in „Gastvorlesungen“ des Herbstsemesters 1955 in der Deutschen Demokratischen Republik versucht, diese Unterwan derung höchst persönlich zu organisie ren, indem er zu den jungen Christen darüber sprach, wie'sie sich am Tage X zu verhalten hätten. Ganz eindeutig konnte damals festgestellt werden, daß Herr Thielicke hier den imperialisti schen Gedanken vom Anschluß der DDR an die Bundesrepublik propagierte. Herr Thielicke fand den zweifelhaften Mut, in einem Schreiben an den Stellvertreter des Staatssekretärs für Hochschulwesen zu behaupten, er habe nicht gewußt, daß der Tag X in der Deutschen Demo kratischen Republik ein „belasteter Be griff“ sei (!). Und das 1955, also zwei Jahre nach den Ereignissen des 17. Juni 1953, und das von einem Mann, der über die politischen Fragen der Gegenwart außerordentlich gut informiert ist. der in raffinierter Weise eine Strategie und Taktik gewisser unter dem Deckmantel des Christentums gegen die Deutsche Demokratische Republik auftretender feindlicher Kräfte zu entwickeln weiß (siehe „Glaube und Gewissen“ Nr. 4/1956, S. 75)! Wir halten es für unsere Pflicht, alle ehrlichen christlich gesinnten Menschen unserer Republik vor den politischen Hetztiraden des kalten Krieges, die wir unter dem hochtönenden Titel „Theolo gische Ethik“ durch Thielicke vertreten sehen, zu warnen; denn es dürfte klar sein, daß jede Tätigkeit in Ueberein stimmung mit der politischen Anleitung Thielickes zum Konflikt mit unserem Staat führen muß. Für die Konsequen zen, die sich daraus ergeben könnten, trägt der Staat keine Schuld. Wir sagten schon vorhin, daß wir’den Thielickeschen Standpunkt zu den Fra gen der Zeit durchaus nicht als not wendige Folgerung aus den allgemeinen Grundlagen des Christentums ansehen. Wir finden dies bestätigt durch die Ge danken, die Emil Fuchs in seinem Buche zu den gleichen Fragen entwickelt. Im Vorwort weist Fuchs darauf hin, daß das vorliegende Buch sich von sei ner im Jahre 1911 veröffentlichten Ethik dadurch unterscheidet, daß er die gewal tigen Erschütterungen und Umwälzun gen des gesellschaftlichen und sittlichen Lebens klar miterlebt und geistig ver arbeitet habe und so das Buch auf einer ganz anderen Ebene des Denkens stehe als jenes von 1911. Darin kann man wohl mit Recht auch eine Bestätigung dafür sehen, daß nicht der Glaube, son dern die (klassenmäßig bedingte) gei stige Verarbeitung der Probleme des ge sellschaftlichen Lebens, des Klassen kampfes ausschlaggebend ist für die Stellung des Christen zum Staat und daß wohl auch die provokatorische Stel lungnahme Thielickes viel weniger im Zu sammenhang mit seinem Glauben steht als vielmehr mit seinen Beziehungen zu „Ministerien, Kulturverbänden und wirt schaftlichen Organisationen, Fabrikan ten und Reedern, Beamten und Reklame- den Onesimus als christlichen Bruder zurückschicke, wenn ich ihn unter dem Aspekt eines absoluten Christen zur Sklavenmoral' wieder in die Bedienste tenschar seines Herrn einreihe, dann wird an einer Stelle die Sklavenord nung von innen her gesprengt, dann wird an ein e r Stelle diese Gesell schaftsstruktur unterwandert... Ich löse durch meine Verkündung etwas aus, das weiter wirkt und was ohne gesetzliche Imperative wie von selbst hintreiben geführte ideologische materialistischen Welt- Staaten durch ein bestimmtes „Anspre chen der Menschen“ Von Seiten der Kirche. Er macht das klar am Beispiel des Einflusses, den, wie das Neue Testa- Man hat den Eindruck, als habe Thie licke sich etwa mit der Gehlenorganisa tion oder anderen Spionageorganisatio nen beraten, wenn er dann als Empfeh lung für die Christen der Republik und die Christen innerhalb aller sozialisti schen Staaten überhaupt darlegt, ent sprechend dem sogenannten ..Gesetz der Unterwanderung“ zu handeln. Unter diesem Gesetz der Unterwanderung ver steht Thielicke die Unterhöhlung der Gesellschaftsordnung der sozialistischen bourgeoisie uni fachleuten" der Bundesrepublik, also mit seiner Klassenposition (siehe „Glaube und Gewissen“ Nr. 4/1956, S. 75). Natürlich müssen wir den Gedanken von Fuchs abweisen, wonach die vom Marxismus abgelehnte religiöse Wirk lichkeit eine Wirklichkeit sei. die der Marxismus selbst in sich trage (S. 9) Das ist eine unzulässige Vermengung entgegengesetzter Standpunkte; denn Marxismus hat mit Religion nicht das geringste zu tun. 1 Wir stimmen auch nicht zu, wenn Fuchs seine Anschau ungen vom Marxismus vorwiegend auf der Grundlage der Frühschriften von Marx entwickelt, und glauben, daß sein Studium des Marxismus unter dem Ein fluß der philosophischen Anschauungen Ernst Blochs nicht geeignet ist, eine rich tige Vorstellung vom Marxismus zu vermitteln. Völlig einverstanden aber muß man mit Fuchs darin sein, daß Marxisten und Christen sich bei der Gestaltung und Umgestaltung der Gesellschaft zu einer gemeinsam wirkenden Kraft verbinden können. Fuchs schreibt: „Christ und Marxist müssen in der konkreten ge sellschaftlichen Situation verantwort liche Entscheidungen treffen, müssen kämpfen gegen das unvollkommen Be stehende und nach Mitteln und Wegen In Anwesenheit des 1. Sekretärs der Bezirksleitung Leipzig der SED, Genossen Paul Fröhlich, beriet die Universi tätsparteileitung der Karl-Marx-Universität am 4. Juli 1957 mit Genossen Prorektoren, Prodekanen, Institutsdirektoren, Professoren und Dozenten, den 1. Sekretären der Grund organisationen der Partei und leitenden Funktionären der Massenorganisationen, an der Karl-Marx-Universität. Die anwesenden Genossen erörterten die Mitteilung und den Beschluß des ZK der KPdSU über die parteifeindliche Gruppe Malenkow, Kaganowitsch und Molotow sowie die Erklärung des Politbüros des ZK unserer Partei dazu. Sie begrüßten einmütig und vorbehaltlos diesen Beschluß. Wir werden die Einheit der Partei stärken und den ideolo gischen Kampf entschlossen fortsetzen, um die Reinheit der Partei zu erhöhen. Gerade in diesem Augenblick fühlen wir uns veranlaßt, erneut unser unerschütterliches Vertrauen gegenüber der KPdSU als Vorhut der internationalen Ar beiterklasse und als Vorkämpferin für Frieden und Sozialis mus zum Ausdruck zu bringen. Dieser Beschluß des ZK der KPdSU zeugt von der unüberwindlichen Stärke und Ge schlossenheit der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, zur Umgestaltung zum Besseren suchen.“ (S. 100) Er umgeht auch nicht die für einen Christen gewiß nicht einfach zu beant wortenden Fragen nach der Rolle der Gewalt des Klassenkampfes bei der Um gestaltung der Gesellschaft. Wir entneh men seinen Darlegungen durchaus nicht, daß Fuchs Marxist wäre, halten aber seine Einschätzung für sehr realistisch; denn sie zeigt weitgehendes Verständ nis dafür, daß der Aufbau des Sozialis mus ohne Klassenkampf nicht möglich ist. „Freilich“, so heißt es bei Fuchs, „ist das gesellschaftliche Verantwortungsge fühl in der kirchlichen Christenheit weit hin erloschen. Man hatte da ein sehr gutes Gewissen und hat es noch, wenn eine .Obrigkeit' die revolutionären Be wegungen des Proletariats unterdrückte. Aber man vertritt eine gewaltige Agi tation gegen jene, die für die Notleiden den der Menschheit zur Gewalt greifen. Ein Christ kann und darf diese innere Verlogenheit nicht mitmachen! Ent weder müssen Kirchen und Christen ge gen jede Unterdrückung kämpfen und gegen alle Versuche Stellung nehmen, die mit Gewalt und List das Be stehende aufrechterhalten wollen — oder sie müssen denen, die das Neue schaf fen wollen, das Recht geben, es auch mit Gewalt durchzusetzen und zu ver teidigen.“ (S. 102/3.) „So nehmen wir also Partei. Darf das der Christ? — In der Welt, in der wir stehen, muß er es, ... nie sind wir neutral!“ (S. 140.) Die Gegenüberstellung der zwei christlichen Werke über Fragen der Ethik macht deutlich, daß es zwar eine unüberbrückbare ideologische Front zwischen Materialismus und Idealismus gibt, daß aber außerdem die Kampf front zwischen Imperialismus und So zialismus, zwischen reaktionärer Groß- gegen die idealistische Das Christentum besitzt auf dem Ge biet der Ethik lange Traditionen. Es hatte an der sittlichen Wertung und Ge staltung sowohl der feudalen als auch der bürgerlichen Gesellschaft maßgebend teilgenommen, und es stellt auch heute noch immer eine nicht unbedeutende gesellschaftliche Kraft dar. Darum in teressiert uns die Frage: Was sagt eine christliche Ethik heute? Das Hauptkriterium einer jeden mo dernen Ethik ist ihre Stellung zum So zialismus und Kommunismus. Eine anti kommunistische Ethik trägt von vorn herein den Stempel sittlicher Heuchelei. Wer aber glaubt, daß mit dieser Fest stellung die Frage eigentlich schon — und zwar negativ — entschieden sei, der begeht nicht bloß einen theoretischen, sondern zugleich auch einen ernsten praktisch-politischen Fehler. Die reli giös-christlichen Grundlagen des Chri stentums bleiben sich stets gleich. In diesem Punkt gibt es nichts Gemein sames zwischen Marxisten und Christen. Eine „Versöhnung“ von christlicher und marxistischer Weltanschauung ist grund sätzlich unmöglich. Folglich kann es auch keine Ethik als Wissenschaft geben, die beide Standpunkte verbindet. Nur auf der Grundlage des marxistischen Materialismus ist eine wissenschaftliche Ethik möglich. Der Versuch „einer auf christlichem Glauben begründeten wis senschaftlichen Ethik“, den Emil Fuchs in seinem Buch unternimmt, kann des halb nie zum Ziele führen. Aber eine jede Ethik, natürlich auch eine christliche, muß neberf ihrer theore tischen Grundlage auch Stellung neh men zur Gesellschaftsordnung, zum Klassenkampf, zur Politik, zum Staat;, sie muß Postulate des praktischen Ver haltens entwickeln. Und hier sind wir der Ansicht, daß eine christliche Ethik zu den Fragen der neuen Gesellschaft nicht allein durch die glaubensgebun- < Thielicke entwickelt seinen „christ lichen“ Standpunkt zum Staat im all gemeinen gemäß der These: „So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist (Lk 20, 25)“ und legt dar, daß die Kirche nicht befugt sei. zu einer politischen Konzeption als solcher Stellung zu nehmen. (Bd. II, 1; 2022). Dann aber stellt er die Frage, ob das Verhältnis zwischen Kirche und Staat „innerhalb totalitärer Staaten nicht eine grundsätzliche Wandlung er fahren“ kann (2022). und antwortet: ..Diese Frage ist sicherlich zu bejahen. Sie muß schon deshalb positiv ent schieden Werden, weil die totalitären Staaten ausnahmslos Weltanschauungs staaten sind, und weil dadurch ein hoher Prozentsatz politischer Akte welt anschaulich konfessorische Bedeutung hat.“ (2023) Um zu verstehen, was Thielicke da mit sagen will, ist darauf hinzuweisen, daß Thielicke von der üblichen These des Antikommunismus ausgeht, wonach die sozialistischen Staaten mit dem faschistischen Staat unter der Formel ..totalitärer Staat“ gleichgesetzt werden, daß andererseits der moderne bürger liche Staat von Thielicke natürlich als ein nicht totalitärer Staat betrachtet wird und alle Kennzeichen der Faschi sierung und Militarisierung in den bür- ■ gerlichen Ländern für ihn, Thielicke, gar nicht existieren. Damit ist der ganze Teil seines Buches, der diesen Fragen gewidmet ist, im Grunde genommen ausschließlich gegen den Sozialismus im allgemeinen und die Deutsche Demo kratische Republik im besonderen ge richtet. Für die sozialistischen Staaten findet Thielicke nur solche Bezeichnun- gen wie „totaler Staat“, „dämonischer Staat“, „ideologischer Tyrannis“, „per vertierter Staat", „pathologischer Staat“. „Scheinordnung", „organisiertes Chaos“ In diesen Staaten regiere die Angst, und die Folge der „ideologischen Ausgangs- denen, unabänderlich religiös - ideali stisch bestimmten weltanschaulichen Voraussetzungen determiniert wird. Auch bei einem Christen, einem christ lichen Theologen, vollzieht sich der Er kenntnisprozeß gemäß den vom Marxis mus zum ersten Male aufgedeckten all gemeinen Gesetzen. Wir kennen den außerordentlich bedeutsamen Hinweis Lenins, daß die Praxis, das Handeln, eine Form des Schlusses ist. Der Schluß des Handelns ist eine „Figur der Logik“ Kein Mensch bildet diesbezüglich eine Ausnahme. (Phil. Nachlaß, S. 139.) Hieraus ergibt sich unseres Erachtens die Möglichkeit gemeinsamer Arbeit von Marxisten und Christen beim Aufbau des Sozialismus, einschließlich der Ge staltung des sozialistischen Ethos (wohl gemerkt: nicht bei der Ausarbeitung einer wissenschaftlichen Ethik!). An dererseits wird man hieraus richtig ver stehen. weshalb wir uns im folgenden sehr intolerant zu dem Buch von Thie licke äußern. Es geht uns dabei nicht um eine Polemik gegen die allgemeinen Grundlagen des Buches. In dieser Hin sicht stimmt Thielicke natürlich irrt wesentlichen mit Emil Fuchs überein, und dort, wo er andere Anschauungen entwickelt, handelt es sich um eine Dis kussion innerhalb des Christentums. Die spezifisch christlichen weltanschau lichen Thesen Thielickes werden von den, Marxisten in gleichem Maße wie die des Buches von Emil Fuchs auf dem Wege der wissenschaftlichen Diskussion bekämpft und zugleich toleriert. Es be steht in der DDR die Möglichkeit, diese Ideen in völliger Freiheit zu vertreten, zu lehren und zu studieren. Die prak tisch-ethischen Thesen von Thielicke — im Gegensatz zu denen von Emil Fuchs — können wir allerdings keinesfalls tolerieren. Die Bedeutung des Buches von Thie licke besteht im Grunde genommen darin, daß es gefährlich ist. Warum? F ragen der Ethik sind heute sehr ak tuell bei uns. Der Sozialismus erfor dert ein neues Ethos; aber noch längst nicht alle Werktätigen der Republik besitzen es. Die ökonomische und poli tische Entwicklung ist schneller voran geschritten als ihre sittliche Wertung. Auch das Leben an den Hochschulen weist diesen Widerspruch auf. Unser Hochschulwesen ist die Errungenschaft eines harten Kampfes, und doch be trachten es viele Studenten als eine bloße Selbstverständlichkeit. Manche kommen sogar ganz unbekümmert mit der Absicht hervor, ihre Ferien in NATO-Westdeutschland zu verbringen, und ihr Gewissen schweigt. Es hat somit gute Gründe, Wenn in der letzten Zeit vielfach öffentlich in Artikeln, Aus sprachen, auf Versammlungen und Kon ferenzen zu Fragen der Moral und Ethik Stellung genommen worden ist. id werktätigem Volk, durch die christliche Ethik mitten hin- die konsequent den auf dem XX. Parteitag festgelegten Weg beschreitet. Dem Politbüro des ZK unserer Partei danken wir für die klare und einmütige Stellungnahme zu dem Beschluß un serer Bruderpartei. Unsere Parteiführung hat unbeirrbar im Geiste des XX. Parteitages gehandelt und sich entschlossen gegen alle Schwankungen gewandt. Wir erklären, daß wir voller Vertrauen auf das Zentralkomitee und die leitenden Genossen unserer Partei blicken. Wir werden uns mit ganzer Kraft einsetzen, um die Politik der Partei, insbesondere die uns gestellten Aufgaben zur sozialistischen Umgestaltung der Universitäten und Hochschulen zu verwirklichen. * weltanschaulichen Charakter zur „Ge genkirche“ erhoben und deshalb müßte umgekehrt die Kirche innerhalb der sozialistischen Staaten zum „Gegen staat“ werden (2034). Ganz offen fordert Thielicke hier die Einmischung der Kir chen in die staatlichen Angelegenheiten, Position“ des totalen Staates seien Menschheitsverbrechen, wozu auch der Edelste gezwungen werde, wenn er konsequent sei (2553). Ausgehend von diesen Verleumdun gen und böswilligen Beschimpfungen, die er natürlich durch keinerlei Tat sachen zu belegen imstande ist, kommt Thielicke zu der Folgerung: „Es drängt im totalen Staate wirklich alles auf die . . . Alternative .Unterwerfung oder Märtyrertum' zu.“ (2041.) Im sozialisti schen Staat, so meint Thielicke, habe sich der Staat durch seinen angeblich Weltanschauliche Position und praktische ethische Wertung Die Unterwanderungsstrategie des Herrn Thielicke Wir halten es für nützlich, im vorlie genden Artikel auf zwei Stimmen aus der christlichen Bewegung aufmerksam zu machen, auf zwei kürzlich erschienene Bücher über christliche Ethik, denen wir — allerdings in jeweils ganz ent gegengesetztem Sinn — Bedeutung bei messen. „Theologische Ethik“ heißt das dreibändige Werk des Hamburger Theo logieprofessors HelmutThielicke, dessen erste beide Bände 1951 bis 1955 bei Mohr in Tübingen erschienen sind, dem wir das Buch von Emil Fuchs über „Christliche und marxistische Ethik“ (1. Teil, Leipzig. Koehler und Amelang 1956) gegenüberstellen möch ten. zum Beschluß des ZK der KPdSU /
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