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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1.1957
- Erscheinungsdatum
- 1957
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-195700006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19570000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19570000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Heft Nr. 1 fehlt. Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1.1957
-
- Ausgabe Nr. 2, 16. April 1
- Ausgabe Nr. 3, 1. Mai 1
- Ausgabe Nr. 4, 15. Mai 1
- Ausgabe Nr. 5, 29. Mai 1
- Ausgabe Nr. 6, 12. Juni 1
- Ausgabe Nr. 7, 26. Juni 1
- Ausgabe Nr. 8, 9. Juli 1
- Ausgabe Nr. 9, 23. Juli 1
- Ausgabe Nr. 10, 6. August 1
- Ausgabe Nr. 11, 21. August 1
- Ausgabe Nr. 12/13, 17. September 1
- Ausgabe Nr. 14, 1. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 15, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 16, 29. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 17, 12. November 1
- Ausgabe Nr. 18, 26. November 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 20, 31. Dezember 1
-
Band
Band 1.1957
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
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Akte E 9502 Johannes Walter Franke, erwerbslos.. Wir schreiben das Jahr 1930. Die " Nacht senkt sich über Leipzig. Das Haus Körnerstraße 25 scheint zu schla fen. Fast schwarz die Fassade gegen die rote Dämmerung des Junihimmels. Da klappen Schritte die Straße ent lang. Fest und sicher, beinahe selbst bewußt. Vorm Haus halten sie inne. Der, dem die Schritte gehören, pfeift. Melodisch und zärtlich. Das Pfeifen steigt an der Mauer empor, kriecht in die Fensterhöhlen, von denen eine plötz lich hell wird. Ein Schatten geistert hin ter der Scheibe, wird zu einem Gesicht, rund wie ein Apfel. Der Kopf hat eine Stimme, eine warme Mädchenstimme, freudig und voll Verheißung. Und sie sagt: „Ich komm’ schon, Hans!“ Dann treten sie in die Stube. Hans Franke lehnt seinen Geigenkasten an die Kommode, läßt sich schwer atmend in den alten Kaiserschen Plüschsessel fallen. Immer lächelt er, denkt das Mädchen; Und dabei quält ihn nicht nur das Asthma..: Mit dem Heiraten wird’s wohl auch noch dauern.. so gern möchte er uns was schaffen ... aber sie geben ihm Ja keine Arbeit... Fast schmerzhaft fühlt sie den Ring an ihrer linken Hand: er war einer der letzten, den die geschickten Finger des vierund zwanzigjährigen Goldschmieds formen konnten. Und wieviele Monate lag das zurück? Hans Franke ist groß und sehr schlanke Beiderseits der spitzen Nase lachen zwei helle Augen. Die fröhlichen Grüb chen darunter verschwinden nur, wenn er recht böse wird — das aber ist selten. Ueber der breiten Stirn, die wie das ganze Gesicht mit winzigen Sonnen fleckchen bedeckt ist, liegt, glatt nach hinten, scheitellos blondes Haar. Im Licht schimmert es rötlich wie Gold. Hans nimmt vorsichtig die Geige aus dem Kasten. Er muß noch eine Saite aufziehen - denn bald werden die Freunde zum Musizieren kommen, die Freunde, die wie er und seine Braut die Blusen des KJV tragen - das Ehren kleid der Jungkommunisten. ' Gemeinsam vergessen sie bei ihrer Hausmusik das Elend, das sie nicht ver- schuldet haben; gemeinsam kämpfen sie gegen die Not, weil sie sich nach einer Zeit sehnen in der Armut und Arbeitslosigkeit verdorren, da ihnen, die Wurzeln genommen wurden. „Du, morgen ist Wahlagitation!“ Die mollige Kleine hat die „Sächsische Arbeiterzeitung“ vom 14. Juni auf den Knien. „Ich weiß“, antwortet Hans, „wir stel len uns um sieben am Roßplatz.“ „Hör mal“, schmeichelt das Mädchen, „gehen wir morgen abend wieder mal tan zen?“ „Es ist doch Sonntag“, fügt sie Wie entschuldigend hinzu, „und ’n paar Es geht auf Eythra zu. Auch Hans Franke ist dabei. Kurz vorm Ort steigt der Eythraer Genosse Athur Funke als Lotse auf. Während die ersten Häu ser des Ortes vorbeiziehen, rufen alle im Sprechchor: „Wählt Liste drei! Wählt KPD!“ Dort, wo sich die Neuhofer- mit der Hauptstraße trifft, hält der Wagen, un mittelbar bei einer buntbeklebten Pla- kattafel: Werbung für die Wahlen zum Sächsischen Landtag. Es sind etwa 70 Menschen, die da ab springen, sich formieren: vorn die Antifaleute, in der Mitte der Spielmanns- Von Volkmar Beyer zug und die Jungkommunisten, hinten eine Anzahl älterer Genossen. Viele ha ben Flugzettel, Illustrierte und Broschü ren unterm Arm. Hans Franke wischt sich den Staub aus den Augenwinkeln. Er braucht diese Augen heute besonders, denn er will einen Bericht für die „Arbeiter-Illu- stierte-Zeitung" schreiben, für die er als Kolporteur arbeitet. Singend marschiert der Zug die Haupt straße hinunter, am Rathausplatz vor bei. Viele Köpfe schauen aus den Fen stern, viele Neugierige stehen am Stra ßenrand. Es geht auf elf Uhr vor mittags. Die Abteilung zieht durch den Kirch weg zur Schulstraße. Plötzlich ver schwinden die Grübchen unter Hans Frankes Augen: er lächelt nicht mehr. „Verdammt“, schießt es ihm durch den Kopf, „die Nazis!“ Tatsächlich lauern dort an der Ecke drei schwarzbemützte Braunhemden, un ruhig wie hungrige Wölfe. Mitglieder der Schutzstaffel der SA. Und wo die auftauchen, da sind auch ihre Schläger kolonnen nicht weit. Der Zug hält. Kurz darauf kommt atemlos ein Spähtrupp von der Schul straße zurück. Er meldet, daß am Teich zwei LKW der Nazis stehen und daß die Braunhemden eben zum Angriff über gehen. Schnell wird das „Agit“-Material nach hinten gegeben. Die ersten Genossen verlassen die Kirchgasse — und sehen etwa 100 SA-Leute auf sich zukommen. Hornsignale ertönen, Rufe durchschnei den die Luft: „Kommunistenschweine!“ „Rotzjungen!“ Die SA-Leute haben die Sturmriemen unter's Kinn geschoben. Wild fuchteln sie mit Zaunlatten und Stahlruten. Einige bücken sich — und schon fliegen die ersten Steine. Neben Hans Franke schreit ein Ge nosse auf, drückt die Hände auf die Stirn: zwischen seinen Fingern quillt Blut. Hans schwellen die Adern am Hans Franke (in der Mitte stehend) im Kreis von Jung kommunisten. Das Mädchen vor ihm war seine Braut (Privatfoto) Mark habe ich heute gekriegt - für’s Nähen.“ ’Sie schmiegt sich an ihn und blickt spitzbübisch zu ihm auf. Hans lacht, fährt ihr durch den brau nen Bubikopf: „Brauchen wir’s nicht nötiger?" Dann schluckt er und meint: »Na ja, weil Du’s bist!“ Und das Mädel jubelt hell auf. zieht ihn stürmisch zu sich herunter.. > * Ter 15. ist ein Junisonntag, der den VMenschen die Brust weiter werden läßt. Die Sonne schickt warme Strahlen- Hüten vom samtweichen Himmel, über den nur hin und wieder ein schnee- Weißes Wolkenbällchen kullert. Alles Was Stimme hat jubiliert und singt: die Lerchen übei den knallgelben Rapsfel dern, die Schwalben hoch in der Luft - Selbst die Jungkommunisten und Antifa leute auf ihrem Lastwagen möchten es ihnen gleichtun. Lustige Scherzworte fliegen von vorn hach dem Anhänger und von da wieder Zurück; ein Hornist vom Spielmanns- zug bläst den Mädchen ein Ständchen, ünd diese kreischen, wenn der Wagen Wieder durch ein Schlagloch springt. Halse. Er hebt den Stein auf, der ihm zunächst liegt, schleudert ihn auf die Angreifer. Die sind ebenso feige wie groß schnäuzig. Als sie auf Widerstand sto ßen, gehen sie zurück, werden von den Genossen bis zum Ortsausgang getrie ben. Dort lassen diese von den Nazis ab und gehen langsam die Schulstraße zu rück, auf den Friedhof zu. Plötzlich sieht Hans, wie oben am Teich weitere zwei Wagen mit SA ein treffen. Die Braunen sitzen ab, vereini gen sich mit der ersten Gruppe und gieifen sofort an. Die Genossen sehen sich einer gut be waffneten Uebermacht gegenüber. Sie haben nur etwa 40 Männer, der Rest sind Mädchen. Alle sind unbewaffnet. Sie treten den Rückzug an, ein Teil durch eine Gasse auf den Rathausplatz zu, andere ziehen sich in Häuser zurück. Hans läuft mit einer Gruppe von etwa zwanzig Mann die Schulstraße entlang ins Ortsinnere, wo der Wagen steht. Dicht hinter ihnen hetzt die heulende Meute von 150 SA-Schlägern. Da — am Ende der Straße, an der Friedhofsecke, taucht ein neuer LKW mit Nazis auf. Die Genossen sind von beiden Seiten umzingelt; Einige über klettern die zwei Meter hohe Friedhofs mauer, die Knüppelschläge der SA auf dem Rücken. Wenigen gelingt es, unbe helligt in das Haus des Viehhändlers Hillert zu gelangen. Drei Genossen sind noch auf der Straße. Hans Franke steht mit dem Rücken zum Hillertschen Vorgartenzaun. Dicht neben ihm ein schmächtiges, schwarzes Mädel: Elly Brückner. Ebenfalls an den Zaun gedrängt noch Gerhard Ellrodt. Um die drei Genossen etwa zwanzig SA-Schläger, ein Wald von Knüppeln und Stahlruten. „Schlagt die Hunde tot!“ röhrt einer. Schlag auf Schlag trifft auch Hans Franke. Ein Hieb zieht einen brennend roten Streifen über seine Stirn, Blut läuft ihm über die Augen. Wie durch einen Nebelschleier nimmt er noch wahr, daß ein Brauner mit Hakenkreuzbinde die kleine Elly an den schwarzen Haa ren nach unten reißt, zum Schlage aus holt — da stößt er sich vom Zaune ab, wirft sich mit der letzten Kraft seines schmerzenden Körpers gegen den Fa schisten — erkennt stumpfes Staunen in Hans Franke (rechts) mit seinen Freun den in der Uniform des Kommuni stischen Jugendverbandes dem brutal-knochigen Gesicht des Scher gen — da sirrt eine Bleikugel am Sturm bandriemen durch die Luft, trifft seinen Hinterkopf — rote Wirbel drehen sich, er stürzt . . : '„diese Lumpen : denkt er noch, dann ist es vorbei. SA-Leute trampeln auf der Leiche herum, um den Kopf bildet sich eine Blutlache, ein Faschist sagt: „Hört auf, das hat doch keinen Zweck mehr.“ — Und in Leipzig freut sich ein Mädel auf den Abend. * A us der Akte E 9502/1930 des Polizei- ■^Präsidiums Leipzig: „Auf Anordnung der Staatsanwalt schaft in Leipzig wurde die Leiche des Franke dem Institut für gerichtliche Medizin in Leipzig zugeführt. Mende, Gendarmerie-Hauptwachtmeister Eythra.“ Es folgt ein Prozeß. — Aus einem Schreiben der SA-Stan darte 107 vom 15. Mai 1936: „ s . ; denn es ist der größte Prozeß in Leipzig, der gegen die SA stattgefunden hat.“ Der Prozeß „gegen“ die SA war so „groß“, daß nicht nur der Mörder Hans Frankes mit polizeilichem Augenzwin kern unentdeckt blieb, sondern sogar — allen Tatsachen zum Hohn — anstelle der Nazis Kommunisten wegen „Land friedensbruchs“ ins Gefängnis wandern mußten. * Fünfzehn Jahre später. Die braunen Machthaber sind gestürzt. Wir alle tre ten Hans Frankes Vermächtnis an. Zwei Arbeiter befestigen am Hillertschen Grundstück in Eythra eine Tafel, klein, bescheiden, aus Zement gegossen: Für den Frieden und die Frei heit der Völker gab der Anti faschist HANS FRANKE sein Leben. Er wurde am 15. Juni 1930 an dieser Stelle von SA-Banditen ermordet. Vergessen wir das nicht, wenn wir 27 Jahre und acht Tage später zur Wahl urne schreiten! „Fueie Wahlen" in (uieehenlan Von Dr. Stratis Tsiradsidis Am 23. Juni wird die Bevölkerung der DDR ihre Abgeordneten in die örtlichen Organe der Staatsmacht wählen. Wenn ich die rege Wahlvorbereitung beobachte, in der durch Rechenschaftslegungen, Kandidatenvorstellungen und Wähler aufträge der demokratische Charakter der Wahlen zum Ausdruck kommt, denke ich unwillkürlich an die Wahlen in Griechenland, wo das Volk von einer kleinen Gruppe von Reaktionären bei den Wahlen immer betrogen wird und aus den Wahlurnen immer die gewünsch ten Ergebnisse hervorgehen, unabhängig davon, wie das Volk abgestimmt hat. Wie das der Reaktion möglich ist, möchte ich am Beispiel der letzten Wah len zur Nationalversammlung am 19. Fe bruar 1956 zeigen. In diesen Wahlen standen hauptsäch lich zwei politische Blocks gegeneinan der: die reaktionäre proamerikanische Regierungspartei (RP) mit dem Minister präsidenten Karamanlis an der Spitze und die Demokratische Vereinigung (DV), eine Gruppierung der wichtigsten oppositionellen demokratischen Parteien, der auch die fortschrittliche Partei „Ein heitliche Demokratische Linke“ (Eda) angehörte. Der Wahlbetrug wird schon durch das Wahlsystem recht deutlich: Kleinere Pro vinzwahlbezirke, in denen die Regierung durch Terror und Fälschungen eine ab solute „Mehrheit" fabrizieren konnte, sollten nach dem Mehrheitssystem wäh len. Dadurch konnte die RP die ganze Zahl der Parlamentssitze gewinnen/ Mittlere Wahlbezirke, in denen eine absolute Mehrheit der RP nicht garan tiert werden konnte, sollten nach einem „gemischten Mehrheitssystem“ wählen. Dieses System gibt der Partei, die nur mit wenigen Stimmen Mehrheit an der Spitze steht, 70 bis 80 Prozent der Parla mentssitze. Größere Wahlbezirke, wie Athen, Piräus, Saloniki usw., in denen man mit Sicherheit auf eine absolute Mehrheit der DV rechnen konnte, sollten nach dem Verhältniswahlsystem wählen, um für die RP wenigstens einige Sitze zu sichern. Wie sich dieses sonderbare Wahl ¬ system in der Praxis auswirkte, zeigt fol gendes Beispiel: a) Wahlbezirk Aetoloakarnanias DV 57 656 Stimmen 6 Abgeordnete (9609 Stimmen für 1 Abgeordneten) RP 54 336 Stimmen 5 Abgeordnete (9056 Stimmen, für 1 Abgeordneten) b) Wahlbezirk Phthiotidophokidas RP 47 499 Stimmen 7 Abgeordnete (6785 Stimmen für 1 Abgeordneten) DV 44 569 Stimmen 2 Abgeordnete (22 284 Stimmen für 1 Abgeordneten Die Angehörigen der Armee durften sich 1956 zum ersten Male überhaupt an den Wahlen beteiligen. Wie stimmten sie aber ab? Sie wurden von ihren Offi zieren in geschlossenen Formationen zu bestimmten Wahllokalen geführt, in denen die Positionen der RP besonders schwach waren. Sie waren verpflichtet, sofort nach der Abstimmung an ihre Offiziere den Wahlschein der DV abzu geben und so zu beweisen, daß sie den Wahlschein der RP in die Urne geworfen hatten. Armen Wählern, denen selbst das Brot für ihre Kinder fehlt, kaufte man die Wahlausweise ab, die zur Stimmabgabe berechtigten und im Wahllokal vorge legt werden müssen. Es wurde bekannt, daß die RP eine Million Pfund Sterling zu diesem Zweck verwendet hat. Allein die Reeder auf der Insel Chios zahlten 40 000 Pfund Sterling für angekaufte Wahlausweise. Am Wahltag wurden dann gekaufte Kreaturen mit den ge kauften Ausweisen in „unsichere“ Wahl bezirke geschickt, wo sie die ihnen eigentlich gar nicht gehörenden Stim men abgaben — natürlich für die Partei des Herrn Karamanlis! Derartige Beispiele lassen sich in Fülle anführen. Durch solche Methoden gelangte man zu dem „demokratischen“ Wahlergebnis, nach dem die DV zwar 52 Prozent der Stimmen, aber nur 46 Prozent der Par lamentssitze erhielt, während die RP, die nur 45 Prozent der Stimmen auf sich vereinigte, 52 Prozent der Parlaments- sitze erschleichen konnte. Man sieht, wie „frei“ in kapitalisti schen Ländern die Wahlen sind — ob wohl es mehrere Listen zur Auswahl gibt! ihen mir. Aul einer westdeutschen-Straße- Die Fahne hoch, die Preise hoch —- Ach seht das nicht so scharf! Spottbillig deckt man immer noch den geistigen Bedarf. Der Studiosus käme ja vor Langeweile um, er bringt deshalb die Muse nah dem p. p. Publikum. Das ist mal neu. Das ist apart und wirksam, in der Tat! Das ist einmal auf andre Art ein Bundeswahlplakat. Dixi „Kommt bald wieder!" sagten die Kobershainer Viele Studenten belebten am 26. Mai den sonst recht ruhigen Burgplatz in Leipzig. 13 Uhr: Die Motoren von Omnibussen und Lastkraftwagen brummen, hier und da ein letzter Zuruf: „Wer seid ihr?“ „Mitglieder des ABF-Ensembles, und ihr?“ v „Mitglieder des Ensembles der Karl- Marx-Unwersität. Wo geht’s hin?“ „Wo kann es am Landsonntag schon hingehen? Auf’s Land!“ Dann ging es los. Eine lange Reihe Fahrzeuge, fröhliche, strahlende Gesich ter, scherzende Rufe! Die Laune ist gut; sie-ist so gut, daß ihr selbst drei Stun den Fahrt über holperige Straßen in nicht gerade bequemen Lastern nichts anhaben können. Das ABF-Ensemble bleibt in dem Dorf Klitsche. Wir fahren weiter. Vorbei an grünen Feldern, an kleinen Wäldchen, „unserem“ Dorf Ko bershain im Kreis Torgau entgegen. * 16 Uhr: Wir sind da! Mit verstaubten Gesichtern und steifen Gliedern ver lassen olle die Fahrzeuge. Eine kurze Probe, dann haben wir Zeit uns im Dorf umzusehen. Kobershain unterscheidet sich äußer lich kaum von anderen Dörfern unserer Republik. Die Häuser sind von der Last der Jahre gebeizt. Aber die Menschen gehen aufrecht; ihnen ist die Last der Fron von den Schultern genommen. Das Land des Rittergutsbesitzers ist unter die Bauern verteilt. In dem Gutshaus sind ein Kinderheim und der Kinder garten untergebracht. Kobershain ist nicht groß. Es besteht aus 45 Bauernwirtschaften und zählt 550 Einwohner. Die Kobershainer sind d^hr aufgeschlossen und gastfreundlich. Da unsere Kulturgruppen schon einen guten Ruf haben, wurden auch wir mit offenen Armen empfangen. Sie erzähl ten, wurde noch enger, als wir mit un- der Gemeindevertretung und des Ge meinderates, und sie sprachen sich für die Kandidaten der Nationalen Front aus. * Das freundschaftliche Band, das wir bei unserem Dorfbummel geknüpft hat ten, wurde noch enger als wir mit un serem Programm begannen. Der Funke der Begeisterung, der vom Ensemble ausgegangen war, sprang zurück. Lie der, Tänze, Musikstücke, Soli, Rezita tionen in bunter Reihenfolge, gekrönt von dem alten englischen Arbeiterlied: „Brüder, seht die Rote Fahne!“ Wir haben die Erwartungen der Ko- bershainer nicht enttäuscht. Sie waren mit uns zufrieden, und so manches herz liche „Kommt bald wieder“, begleitete uns nach einem lustigen Tänzchen zu den wartenden Autos. S. R. Universitätszeitung / 12.6.1957 / Seite 3
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