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UNIVERSITÄTSZEITUNG DER KARL- MARX-UNIVERSITÄT ORGAN DER SED-PARTEILEITUNG Preis: 15 Pf Leipzig, den 12. Juni 1957 1. Jahrgang / Nummer 6 Magnifizenz Professor Dr. Georg Mayer: Im Bewußtsein 29038883 Drei ans unserer Milte - Kandidaten des Volkes Dr. Peter Dorn Dr. Eva Lips Evamaria Krey Magniiizenz Proi. Dr. Georg Mayer Warum stimme ich für den Sozialismus? Von Bernd Leimer, »Ind rer oec. ihrer Kinder auszu- lm. der nationalen Verantwortung grimmigen Hungers, 1945, galt es die zer- reitwillig erzählte er uns aus seinem bewegten Leben und seiner Arbeit. 1920 wurde Peter Dorn in Leipzig ge boren. Sein Vater, der schon seit seiner frühen Jugend als Arbeiterfunktionär tätig war, erzog den Sohn in seinem Mag auch — gemessen an dem Aktionsradius und der ges schichtlichen Bestimmungskraft der ihrer historischen Sem düng bewußt gewordenen Arbeiterklasse — der Einfluß der Wissenschaft und ihrer Träger auf den Gang der Geschichte gering erscheinen, so hat eben der Appell der Gelehrten das große Gewicht erkennen lassen, das die Wissenschaft als eine geistig-moralische Potenz auf die Waage der Welt zu legen hat. Im Bewußtsein ihres Gewichtes und in Fortführung ihrer gro^ ßen nationalen und humanistischen Ueberlieferungen wird die Karl-Marx-Universität — dessen bin ich gewiß — zu ihrem Teil dazu beitragen, die Wahlen am 23. Juni zu einem über^ zeugenden Bekenntnis zu unserem Arbeiter-und-Bauem^ Staat und seinen durch nichts zu beirrenden Bemühungen um die Sicherung des Friedens und die Wiedervereinigung des deutschen Volkes in einem friedfertigen, wahrhaft demokratü sehen, dem gesellschaftlichen Fortschritt dienenden gesamt-i deutschen Staat zu gestalten. trümmerte Heimat wieder aufzubauen, wobei oft der Arbeitstag für viele von uns 16, 18 und 20 Stunden hatte. Es galt aber auch, eine neue Ordnung zu schaffen. Die meisten von uns, ich kei neswegs ausgenommen, mußten noch einen gehörigen Packen gefährlicher Ideologien mit sich herumschleppen, die nach und nach neuen Ideen, der neuen Entwicklung wichen. Wi» kam das? Man arbeitete mit, mehr aus Pflicht bewußtsein, als aus Ueberzeugung oder dem Willen, das Neue voranbringen zu wollen. Neue Menschen waren plötzlich unsere Führer. Arbeiter waren es. Mit ihnen und unter ihnen, keimte die Ach tung vor ihren Taten, ihrer Einsatz freude trotz Hunger und Elend. So wurde bei uns aus Pflichtgefühl allmäh lich Ueberzeugung. Ein Erfolg, den man mit herausgearbeitet hatte, ließ zwei Mißerfolge, die sonst Grund zum Mek- kern waren, schon kleiner erscheinen. Und schließlich wurden Fehler nicht bemeckert, sondern man half sie selbst beseitigen. Damals ging ich in den Erzbergbau. Das war harte Arbeit für mich als für das Studium geben. In den Jahren unmittelbar nach Eingedenk ihres hohen Berufes, Hort eines echten Humanis-t mus zu sein und ihre Angehörigen im Geiste der Demokratie, des gesellschaftlichen Fortschritts sowie der Völkerverstän digung zu erziehen und in Erfüllung der in ihrem Statut ver-* ankerten Verpflichtung, für die Sache des Friedens zu wirken, erhebt die Karl-Marx-Universität Leipzig ihre mahnende und warnende Stimme gegen alle Versuche, die Wissenschaft ihren schöpferischen Aufgaben zu entfremden und sie menschen- und kulturfeindlichen Zwecken dienstbar zu machen. Im Namen der Menschlichkeit und einer auf die Mehrung des Wohlstandes und des Glückes der Völker gerichteten Wissen- schäft protestiert sie gegen die mißbräuchliche Verwendung I der Atomenergie zum Zwecke der massenhaften Vernichtung von Menschenleben und der Zerstörung unersetzlicher Kul turwerte. Sie bekennt sich zu den Erklärungen der 18 Göttinger Atom forscher und der 14 Kernphysiker der Deutschen Demokrati schen Republik, deren Mahnruf ein weltweites Echo geweckt hat. Kaufmann. Rauh war der Ton, und es gab anfangs viele Rowdies. Aber noch mehr ehrliche Arbeiter, die waren stil ler, darum hörte man von denen weni ger. Bei großen Produktionsleistungen, bei freiwilliger Arbeit, da traten sie her vor, Adolf Hennecke, Sepp Wenig, Franz Franik und andere mehr. Wir arbeiteten gemeinsam, waren täglich gleicherweise den Gefahren ausgesetzt. Hier herrschte echte Kameradschaft. Das waren Arbei ter, die jedem helfen, der sie versteht, Nun aber wieder zu mir. Als ich - elf Jahre nach dem Kriege - meine einstmaligen Träume von einem Stu dium längst begraben glaubte, hatten wir Arbeiter jedoch in unserem Staat solche Bedingungen geschaffen, die es selbst mir mit immerhin 34 Jahren er möglichen, ein sorgenfreies Studium zu absolvieren. Der Staat gibt mir 210 DM Stipendium, damit ich mir ein größeres Wissen aneignen und einen Beruf er greifen kann, den ich mir wünsche. Um auf die Wahlen zu sprechen zu kom men — es dürfte wohl klar sein, warum es bei mir keinen Wunsch nach Oppo sitionsparteien gibt, denn die könnten doch nur gegen den Frieden, gegen Wiedervereinigung und gegen den Auf bau des Sozialismus opponieren. Wer die braucht, der beweist ,daß er eben nicht die Förderung der Arbeiterklasse und damit der breiten Schichten des Volkes ersehnt, der beweist, daß er Feind unseres sozialistischen Fortschrit tes ist. Der wünscht also Opposition gegen die Zukunft, gegen das Leben. Mir sind solche Kandidaten viel lie ber, denen man Löcher in den Bauch fragen kann, wie sie ihre Pflichten er füllt haben und erfüllen werden, statt vor ihnen einen Diener machen zu müs sen, weil sie einer besonderen Kaste an gehören. Mir sind aber unsere Kandi daten auch darum lieber, weil sie uns vertrauen und weil ich ihnen vertrauen kann. Sie sind Arbeiter und Bauern, mit denen viele von uns gearbeitet haben und auf die man bauen kann, wenn es gilt, für das Wohl des deutschen Volkes einzutreten und für den Frieden zu kämpfen. Darum gebe ich ihnen am 23, Juni meine Stimme, schäft zur Völkerverständigung beitra gen, so wie es früher auch über unse rem Hörsaal gestanden hat: Die Völker kunde dient dem Völkerfrieden." Die Organisation des Kulturbundes an unserer Universität hat Frau Dr. Eva Lips als Kandidatin für die Stadt verordnetenversammlung Leipzig vor geschlagen. „Ich will dort besonders als Wissenschaftler auftreten“, erklärte sie dann, „um meine Universität, die ich liebe, in jeder Weise vertreten zu kön- nen," Laßt mich diese Frage mit einem Ab riß aus meinem Leben beantworten. An fang des Krieges veisuchte ich in Abend kursen neben meiner kaufmännischen Lehre das Abitur zu erreichen. Bald je doch „durfte“ ich stattdessen mit sieb zehneinhalb Jahren an die Front ge hen, um anderen Müttern die Söhne wegzuknallen. Ich mußte Soldat sein, nicht etwa für die Arbeiterklasse, sondern für jene Kreise, die heute als Ausbeuter riesiger Arbeitsheere die „Demokratie“ der Bundesrepublik verkörpern. Von den Oberschülern kamen zu mei ner Zeit die wenigsten zum Studium, die meisten gingen in Berufspraktika aller Kategorien. Stipendium gab es früher fast keines, die Eltern der Studierenden mußten das Studium finanzieren. Arbei ter und Bauern sowie die kleinen Hand werker hatten andere Sorgen und wa ren meist nicht in der Lage, das Geld und hörte nebenbei noch andere Vor lesungen. Als 1952 das Institut für Finanzrecht gegründet wurde, kehrte Evamaria als Assistentin an das Institut zurück; Hier begann sie mit einigen anderen Kollegen die erste marxistische Vorle sung über das Finanzrecht, besonders über das Abgabenrecht, auszuarbeiten. Dreimal in der Woche fährt sie jetzt nach Halle und hält dort Vorlesungen an der Martin-Luther-Universität. So nebenbei erzählt sie uns auch, daß sie augenblicklich an ihrer Doktorarbeit sitzt. Thema: „Die Stellung der Frau im Abgabenrecht“. Evamaria Krey ist mit ganzem Herzen bei ihrem Beruf. Aber nicht nur das. Sie ist auch aktiv im Kulturbund tätig. Ist es ein Wunder, daß ihre Kollegen vor schlugen, sie als Kandidatin für die Stadtverordnetenversammlung zu nomi nieren? Doch wohl kaum. Vor einigen Tagen hat sich Evamaria Krey ihren Wählern vorgestellt. „Mein größter Wunsch ist es“, so sagte sie, „die theoretischen Kenntnisse praktisch in der Ständigen Kommission für Finanzen an wenden zu können. Ich freue mich auf die kommende Arbeit," Sinne. Bereits mit sechs Jahren wurde Peter Mitglied der Roten Falken. Gern hätte er eine höhere Schule besucht? Doch für einen „Roten“ hatte man nichts übrig. Der faschistische Krieg begann, und auch der zwanzigjährige Peter Dorn wurde eingezogen. „Es war für mich selbstverständlich, sofort, nachdem ich aus der Gefangen schaft in die Heimat zurückgekehrt war, Mitglied der Sozialistischen Einheits partei Deutschlands zu werden, um in der Partei der Arbeiterklasse beim fried lichen Aufbau unseres zerstörten Vater landes mitzuhelfen“, erzählt Dr. Dorn? 1948 besuchte er einen Vorbereitungs lehrgang für das Studium. Ein Jahr spä ter konnte er sein Studium an der Wirt schaftswissenschaftlichen Fakultät in der Fachrichtung Binnenhandelsökonomie aufnehmen. Nach dem Staatsexamen, das er mit der Note „1“ ablegte, arbeitete er eine Zeitlang als Assistent am Institut für Binnenhandelsökonomik. Seine Dok torarbeit schrieb er über das Thema „Rationelle Warenwege“. Augenblicklich bereitet Dr. Dorn seine Habilition vor, in der er sich besonders mit der Ver besserung des Transportwesens beschäf tigen Will; Lange Zeit hat Dr. Dorn in der Fakul tätsgewerkschaftsleitung eine vorbild liche Arbeit geleistet. Im Frühjahr dieses Jahres wurde er in den Bezirksvorstand der Gewerkschaft Wissenschaft gewählt. Die BGL der Kärl-Marx-Universität schlug ihn für seine gute Arbeit als Ab geordneten für die Leipziger Stadtver- tretng vor. gen über das Leben der Indianer“, er zählt uns lächelnd Frau Dr. Eva Lips. Und in der Tat, wer könnte berufener sein, dem neugierigen Frager von der Kultur der fremden Völker zu berichten, als sie? Lange Jahre hat Frau Dr. Lips ge meinsam mit ihrem Gatten, dem bekann ten Forscher Julius Lips bei den Indianern Nordamerikas gelebt. Forschungsreisen haben sie in die geheimnisvolle Welt vieler Völkerschaften in alle Teile der Erde geführt. „Das Indianerbuch“ und „Eine Reise zu den Ojibera-Indianern" heißen die beiden Bücher von ihr, die erst kürz lich vom VEB F. A. Brockhaus-Verlag Leipzig herausgegeben wurden. Seit 1951 ist Frau Dr. Eva Lips Leite rin des Julius-Lips-Institutes für Ethno logie und vergleichende Soziologie an unserer Universität. „Ich sehe meine Aufgabe darin, das Werk Julius Lips’ fortzusetzen.“ sagte sie uns. „Ich möchte als Völkerkundler mit meiner Wissen- Freundlich und aufgeschlossen saß uns „Wenn ich einmal in einer Versamm- Wir trafen Genossen Dr. Peter Dorn die junge, energische Evamaria Krey, lung bin, dann kommen aber ganz be- in seinem Arbeitszimmer in der V^t- -Assistentin-der-adteHung-FinanzrechirsMamtnimerheretiezurm-mdice-seteeNissemetafmthezanueSe am Institut für Staats- und Verwaltungs recht, gegenüber. Sie hatte 1946 mit dem Jura-Studium begonnen. Es gab damals noch keine Vorlesungen im Finanzrecht, und so ging sie nach dem Staatsexamen in die Praxis