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UNIVERSITÄTSZEITUNG DERKARL-MARX-UNIVERSITAT (A8)) ORGAN DER SED E4RTEILEITUNG 1. Jahrgang / Nummer 5 Leipzig, den 29. Mai 1957 Preis: 15 Pf — Der Akademische Senat an alle — Angehörigen der Karl-Marx-Universität Das Leben unserer Republik wird gegenwärtig durch die Vorbereitungen für die Wahlen zu den örtlichen Volksver tretungen bestimmt Es geht darum, diese Wahlen zu einer überzeugenden De monstration unserer sozialistischen Demokratie, der politi schen und moralischen Kraft unseres Arbeiter-und-Bauern- Staates zu machen. Die politische Entwicklung in Westdeutschland verläuft immer offensichtlicher im Zeichen der Remilitarisierung, der Refaschisierung und der Vorbereitung des Atomkrieges. Dem gegenüber sind alle Bemühungen der Regierung der Deut schen Demokratischen Republik auf die Sicherung des Friedens und des sozialistischen Aufbaues als Grundlage weiterer Entwicklung und Blüte unseres Volkes gerichtet. Die Wissenschaftler, Studenten, Arbeiter und Angestellten unserer Universität haben besonderen Anlaß, dankbar die Hilfe unserer Arbeiter-und-Bauern-Regierung beim Aufbau der Universität und bei der Entfaltung eines regen wissen schaftlichen Lebens anzuerkennen. Der Akademische Senat verurteilt die provokatorischen Stör versuche feindlicher Agenten und ihrer Helfer, deren Hinter gründe auf der Pressekonferenz am 16. Mai 1957 aufgedeckt wurden, und wird bei der Entwicklung der Universität zu einer sozialistischen Universität und bei der sozialistischen Erzie hung der Studenten tatkräftig mithelfen. An alle Angehörigen der Karl-Marx-Universität ergeht der Appell, an den Vorbereitungen der Volkswahlen regen An teil zu nehmen. Aktivität und Geschlossenheit beim Auf treten aller Universitätsangehörigen sollen zeigen, daß die sozialistischen Errungenschaften auf dem Gebiet des Hoch schulwesens von niemandem angetastet werden dürfen und können. Die Studenten werden aufgefordert, ihrer Wahl ¬ pflicht am Hochschulort zu genügen und dazu, falls erforder lich, auch das Berufspraktikum zu unterbrechen. Es ist für alle Universitätsangehörigen eine Ehrenpflicht, den Kandi daten der Nationalen Front am 23. Juni 1957 ihre Stimme zu geben. Prof. Dr. Schulz, Prorektor für das Gesellschaftswissenschaft liche Grundstudium Prof. Dr. Los, Prorektor füf Studienangelegenheiten Prof. Dr. Budzislawski, Dekan der Fakultät für Journalistik Prof. Dr. Dedie, Dekan der Veterinär-Medizinischen Fakultät, Nationalpreisträger Prof. Dr. Martin, Dekan der Philosophischen Fakultät Prof. Dr. Mühle, Dekan der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät Prof. Dr. Müller, Direktor des Instituts für Pädagogik Prof. Dr. Neef, Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaft- liehen Fakultät Prof. Dr. Schmidt, Prodekan der Wirtschaftswissenschaft lichen Fakultät Prof. Dr. Velhagen, Dekan der Medizinischen Fakultät Dr. Orschekowski, Direktor des Institutes für Strafrecht Dr. Lülfing, stellv. Direktor der Universitäts-Bibliothek Dipl. rer. pol. Koppelmann, Direktor der Arbeiter-und-Bauern- Fakultät, Verdienter Lehrer des Volkes Dipl. rer. pol. Heinke, 1. Sekretär der Parteiorganisation der SED Dozent Dr. Reißmann, Vorsitzender der Universitäts-Ge werkschaftsleitung Sommer, 1. Sekretär der FDJ-Hochschulgruppenleitung Elsner, stellv. Verwaltungsdirektor Ein sichtbares Leichen des friedlichen Aufbaus Von Professor Dr. Kurl Alverde». Prodekan der Medizinischen Fakulüt Das Anatomische Institut ist durch Kriegseinwirkungen nahezu völlig zer stört worden. Von dem weitläufigen Ge bäude war lediglich ein kleiner Teil der ehemals ausgedehnten Präpariersäle an der Brüderstraße übriggeblieben, der sich überdies in einem geradezu küm merlichen Zustande befand. Ferner war uns ein Raum im Zoologischen Institut und ein weiterer im Karl -Sud hoff-In- stitut für Geschichte der Medizin zur Verfügung gestellt worden. Das war alles, was ich bei meiner Berufung nach Leipzig im Jahre 1947 antraf; es war nicht viel. Heute steht in der Liebigstraße ein imposanter Bau, zweckmäßig und form- schön: Das neue Institut. Angegliedert ist der große Hörsaal mit 500 Sitzplätzen, er enthält alle er forderlichen Einrichtungen, wie Vor führapparate für Diapositive und Filme, elektrisch gelenkte Verdunkelung, eben so mechanisierte Wandtafeln und Pro jektionsschirm, ferner vier Mikrofone für die Lautsprechanlage. Der Saal dient neben den Vorlesungen vielfach für wis senschaftliche Tagungen aller Diszipli nen und nimmt häufig Versammlungen auf. Auf den sechs Präpariersälen arbeiten gleichzeitig 1350 Studierende. Im Haupt gebäude ist das Sockelgeschoß haupt sächlich zum Selbststudium der Studen ten eingerichtet; zwei große Seminar räume und der kleine Hörsaal (80 Sitz plätze) stehen hierfür zur Verfügung. In einer besonderen Ausleihstelle können Mikroskope, Präparatenkästen, Modelle und andere Lehrmittel abgeholt werden. Das oberste Stockwerk wird von dem Mikroskopiersaal eingenommen, der wohl seinesgleichen vergeblich suchen dürfte. Das treppenförmig ansteigende Gestühl hat 364 Arbeitsplätze mit fest montierten Schwenksitzen als Schraub hocker. Jeder Platz besitzt ein neues Zeiß-Mikroskop, fließendes Wasser, Gas anschluß und Mikroskopierlampe. Aus der abgeschlossenen Projektionskabine werden die Diapositive in einer Entfer nung von 34 Metern auf die Bildwand projiziert; ferner ist eine elektrisch lau fende Verdunkelungsanlage sowie eine ebensolche von Sonnenvorhängen vor handen. Alle diese Einrichtungen gewährlei sten den bestmöglichen Unterricht im Fache der Anatomie. Weiterhin steht im Vordergrund die Forschung. Die Laboratorien, photogra- phische Abteilung, Tieroperationsraum, die Zimmer für die wissenschaftlichen und technischen Mitarbeiter sind auf das modernste eingerichtet; die neuzeitlich- sten Apparate und Instrumente sind be schafft worden. Die Bibliothek und die wissenschaft liche Sammlung, die ein Raub der Flam men geworden waren, sind in beacht lichem Maß wiederhergestellt. Was getan werden konnte, ist getan worden! Dieser grandiose Aufbau sozu sagen aus einem Nichts erfüllt uns alle, die Mitarbeiter und die Studenten, mit stolzer Freude. Die Anatomie kann sich nunmehr in Lehre und Forschung in vollstem Maße entfalten. Gleichzeitig empfinden wir ebenfalls das Gefühl unseres tiefsten Dankes für diejenigen, die dieses Werk ermöglicht haben. Alle Dienststellen der Regierung haben in ehrlichem Streben, ferner mit größter Bereitwilligkeit, Großzügigkeit und Umsicht ihr Bestes gegeben. So ist das hochragende Gebäude des Anatomischen Instituts unserer Karl- Marx-Universität ein sichtbares Zeichen für den unerschütterlichen Willen zum friedlichen Aufbau in der Deutschen De mokratischen Republik. Damit unsere Universität nicht wieder in Trummer sinkt Von Karl Schubert, Tischler in der Universitätswerkstatt Seit über zwanzig Jahren habe ich als Tischler und Zimmermann am Leben unserer Universität teilgenommen. Als ich anfing, war die Universität knapp halb so groß wie heute, sie bot 5000 Stu denten Platz. Wenn ich heute auf unsere Universität stolz bin, so nicht nur des halb, weil an ihr weit über 10 000 junge Menschen studieren können, sondern vor allem, weil es zum größten Teil Kinder von Arbeitern, Bauern und der schaffenden Intelligenz sind. Würden heute bei uns noch die damaligen Zu stände herrschen, hätte mein Sohn wohl niemals einen Hörsaal als Student zu Gesicht bekommen. Der Arbeiter-und- Bauern-Staat aber ermöglichte ihm sein Studium. Die Einrichtungen, die der werktäti gen Jugend den Weg zur Hochschulbil- düng erleichtern helfen, kamen aber nicht von selbst. Ich war dabei, als wir 1945 einen Trümmerhaufen auch an un serer Universität übernommen haben. Sechzig Prozent unserer Gebäude waren zerstört. Anfangs dachten wir: Wieviele Jahre wird es dauern, ehe wir das alles wieder notdürftig instand gesetzt ha ben? Doch dann gab es darauf nur eine Antwort: Das hängt von uns ab! Diese große Verantwortung brachte da mals viel Mühe, Sorgfalt, auch manchen Aerger und etliche schlaflose Nächte mit sich. Für jedes Stückchen Holz fan den wir Verwendung, und alle alten Einrichtungsgegenstände haben wir auf ihre Brauchbarkeit überprüft, um un seren Instituten zu helfen und eine ge sicherte Lehr- und Lernarbeit im Dienste unseres Arbeiter-und-Bauern- Staates zu ermöglichen. Es hat sich gelohnt. Wir haben nicht nur wieder aufgebaut, sondern viel Neues für unseren Lehrkörper und un sere Studenten geschaffen. Aber das ge nügt noch nicht. Wir werden weiter unser Können in den Dienst unserer Universität stellen und mithelfen, unser Leben zu verbessern. Unsere Studenten aber können dabei helfen, indem sie unsere Arbeit anerkennen und die Ein richtungen der Universität wie ihr Eigentum hegen und pflegen. Damit er sparen wir viele unnötige Mittel für Reparaturen, die heutzutage noch zu unser aller Nachteil aufgewendet wer den müssen. Und wie zu unserer Universität, so sollten sich die Studenten auch zu un serem Arbeiter-und-Bauern-Staat ver halten. Ich weiß, daß mein Ruf an sie nicht auf taube Ohren trifft: Zeigt eure Verbundenheit zur Deutschen Demo kratischen Republik, die euch soviel gab! Wählt am 23. Juni als Jungwähler die Kandidaten des Friedens, die Kandi daten der Nationalen Front! Damit helft ihr verhindern, daß wir noch ein mal vor Trümmern stehen. Damit helft ihr, den Krieg endgültig aus Deutsch land zu verbannen. 56 Millionen DM - Stellte die Regierung in den letzten Jahren unserer Universität . für Bauteri zur Verfügung Fotos: Hochschulbildstelle (3), Drygalla (3), Oben: Das Studentenheim in der Nürnberger Straße. Im Kreis: Klubraum in diesem Stu* dentenheim. Rechts daneben: Die Zahnklinikt Darunter: Gebäude der Arbeiter-und-Bauern* Fakultät. Unten: Mikroskopiersaal im Anatom mischen Institut. Links: Eingang zum Anat tornjs.ehen Institut,