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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1989
- Erscheinungsdatum
- 1989
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198900008
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19890000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19890000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1989
-
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Band 1989
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Die „Kortschagins" feierten Jubiläum Solist im Chorkonzert des Ensembles „Pawel Kortschagin" war Robert Schu mann (Mitte). Er sarg Theodorakis-Melodien aus „Axion esti". ... und dann „wehte“ der „Freie Wind" doch noch Ensemble „Pawel Kortschagin“ gestaltete im Gewandhaus ein eindrucksvolles Chorkonzert „O Täler weit, o Höhen“ — am 10. Februar 1954 sang eine Hand voll Slawistikstudenten der Karl-Marx-Universität dieses eindrucksvolle Lied von Felix Mendelssohn Bartholdy nach einem Text Josef v. Eichen- dorffs. Diese Probe war quasi die Geburtsstunde jenes Ensembles, das seit. 1959 den Namen „Pawel Kortschagin“ trägt. Es war somit eine Erinnerung, aber auch ein Dankeschön an die Begründer dieses Ensembles, daß die heuti Kortschagin“ bat und der ihm anläßlich der 550-Jahr-Feier der Leipziger Universität verliehen wurde, seinen künstlerisch politischen Standort gewählt, so atmen auch stets die erarbeiteten Programme diese politische Posi tion. So war natürlich auch das Programm im Kleinen Saal des Gewandhauses dieser Tradition verpflichtet — slawisches Lied gut wurde ebenso dargeboten wie Ausschnitte aus Theodora kis’ „Axion esti“ oder interna tionale Volkslieder. Seit 1977 leitet Dieter Graubner das Ensemble. gen „Kortschagins“ diese Melo die an den Beginn ihres festli chen Chorkonzerts im Kleinen Saal des Gewandhauses anläß lich des 35jährigen Bestehens des Klangkörpers stellte. Ich möchte gleich voranstel len: Es war beeindruckend zu er leben, wie die zahlreichen „Ehe maligen“, die der freundlichen Einladung zur Geburtstagsfeier gefolgt waren, begeistert mit summten, sich dabei an viele Auftritte, aber auch an die Hun derte anstrengender Probestun den erinnernd. Und so war die Frage „Weißt du noch...?“ die wohl am meisten gestellte an die sem Tage. Viele „Ehemalige“ hat ten weite Wege nicht gescheut, um dabeizusein, sich wiederzu sehen, Erinnerungen auszutau- sehen. 35 Jahre sind nun vergangen, in denen sich ein Kollektiv ent wickelt hat, das mit seiner poli tischen Ausstrahlungskraft nicht nur an der Universität, sondern auch über deren Grenzen hinaus wirksam wird. Hat das Ensemble schon 1959, als es um die Verlei hung des Namens „Pawel Besonders beeindruckend war für mich die Interpretation der Theodorakis-Melodien, die von Robert Schumann als Solist, be hutsam und einfühlsam vom Chor und Instrumentalisten be gleitet, gesungen wurden. Erst seit wenigen Jahren gehören diese Lieder zum Repertoire. Von starkem aktuellem Bezug war das Lied „Niemals mehr“, das die Folgen von Krieg und Hungersnot benennt und aufruft, alles zu tun, damit die Völker da vor bewahrt werden. War der erste Teil des Kon zerts vor allem den stillen, ein dringlichen Liedern Vorbehalten, so ging es im zweiten Teil heiter und beschwingt zu. Es konnte die Frage „Was ist schöner als sich heitere Liedchen (zu) sin gen“ (Dunajewski) auch ent sprechend beantwortet werden. Die „Klingende Speisekarte“ ge hörte da ebenso dazu wie das ru mänische „Trinklied“ —mit Augen zwinkern interpretiert vom Lei ter des Ensembles, Dieter Graub ner — oder das Tanzlied aus dem 17. Jahrhundert „O wie so schön und gut.“ Es war ein schönes Programm — nur auf eines hatte man bis dato vergeblich gewartet: auf das „Lied vom freien Wind“. Aber dann kam es doch noch, denn das hartnäckige Publikum forderte Zugabe um Zugabe. So erklatschte es sich u. a. die alte Studentenhymne „Gaudeamus igitur“, und dann wehte der „Freie Wind“ von Dunajewski doch noch durch den Saal. Der Solist kam — aus dem Publikum. Das langjährige Ensemblemit glied Uwe Hempel, der dieses Lied so oft während seiner „Kortschaginzeit“ gesungen hatte, ließ es sich nicht nehmen, „sein“ Ensemble zu. unterstützen und dem Publikum seinen Wunsch zu erfüllen. Es war ein großes Konzert, das, wenn es nach dem Willen der Zuhörer gegangen wäre, min destens noch einmal so lang hätte sein können. GUDRUN SCHAUFUSS Mitglieder des Ensembles „Pawel Kortschagin". Fotos: Andreas Höfer Wunder sind in diesem „Winter“ kein Wunder. Und so konnten am 2. Februar wieder einmal „Rosen“ erblühen — diesmal in der Musika lischen Komödie. Die „Rosenzüch ter“ oder „-gärtner“ waren Jungen und Mädchen aus 30 Ländern von vier Kontinenten. Sie alle gehören zum Ensemble „Solidarität“ unserer Universität, diesmal verstärkt durch das sowjetische Ensemble „Rhyth men der Freundschaft“ von der Mos kauer Universität der Völkerfreund schaft „Patrice Lumumba“, das dem großen Abend eine besondere Nuance verlieh. Die außergewöhnlichen Rosen, die die Freunde überreichten, suchen ih resgleichen, denn sie erblühen in je der Jahreszeit, in allen Teilen unse res Erdballs: Es sind die Lieder und Tänze der Völker, die niemals wel ken, die künden von Freude, Zuver sicht aber auch von Leid und Kampf. Ein 3-Stunden-Programm wirbelte über die Bühne, das so rich tig Empfindungen der 'Akteure auf der Bühne auf das Publikum im Saal übertrug. Polnischer „Oberek“, vietnamesi scher „Palmenhuttanz“, beschwing ter Goralentanz, russische Quadrille (hier tanzten die sowjetischen Freunde des Ensembles „Solidari tät“ gemeinsam mit Freunden des Ensembles „Rhythmen de\ Freund schaft“), das kämpferische „Black“ power“ der Freunde vom ANC und vieles mehr — schon Bekanntes aber immer wieder Begeisterndes darun ter — wechselten sich ab. — Eine Pa lette tänzerischer Farben und For men, untermauert von poesievol len Liedern, wie das „Hanoi, meine Stadt“, dargeboten von Son oder auch das bekannte Lied „Die Verweigerung“, interpretiert von den Gruppen Griechenland und Zy pern mit der zyperischen Solistin Maria, die mit ihrer glasklaren Stimme das Publikum zu langem Beifall herausforderte. Schade nur, daß die gemeinsamen Gesänge von Frankes „Friedens ¬ hymnus“ und Eislers „Solidaritäts lied“ auf Grund der Tempodifferen zen zwischen Chor und Musikein- spielung an Wirkung einbüßten. Eine besondere Bereicherung für die ohnehin immer beeindrucken den Konzerte war zweifelsohne das Ensemble „Rhythmen der Freundschaft“, das in seinen Tän- zan ein wahres Feuerwerk an tem peramentvollen Tänzen abspulte. Be sonders farbenfroh waren das Tanzbild „Uns hat Moskau zu Freunden gemacht“, in dem Tän zerinnen und Tänzer aus 12 Län dern Ausschnitte aus der Folklore ihrer Völker zeigten oder auch der ausdruckstarke „Fischertanz“. Mit Anmut und Grazie überbrachte die ses Ensemble ferner ein „Tanz- Souvenir“; das das Publikum natür lich gern annahm. Es erblühten an diesem Abend also „Rosen im Februar“, die wohl keiner, dem sie angeboten wurden, ablehnte... GUDRUN SCHAUFUSS „Black power" - ein Tanz der Gruppe des ANC. Temperamentvoller Tanz der Freunde Die Mitglieder des Ensembles „Solidarität“ unserer Universität. Ein Gopak, dargeboten vom Ensemble aus Moskau. Fotos: ADN-ZB/Grubitzsch (2), B. Görne (2) „Rhythmen der Freundschaft“. Anläßlich des 120. Geburts tages des polnischen Malers, Schriftstellers, Theatermannes, des Architekten, Buch- und Glas- gestalters Wyspianski (geboren 1869) lud das Polnische Kultur- und Informationszentrum Leip zig kürzlich zu einem litera rischen Abend ein, der unge wöhnlicherweise aus einem Vor trag und einem Spielfilm be stand. Dr. Merian von unserer Uni versität gab einen Einblick in das vielfältige Schaffen des Künstlers, das in die Zeit um die Vielseitiger polnischer Künstler geehrt Veranstaltung zum 120. Geburtstag von Stanislaw Wyspianski Jahrhundertwende fällt. Als Sohn eines Bildhauers, der als Schüler nur im Zeichnen die Note „1“ hatte, versuchte er sich in allen Kunstrichtungen bis- hin zur Möbel- und Stoffgestaltung und arbeitete gar an einem Pro jekt für den Umbau des Wawel. Zwölf dramatische Werke stam men von ihm, darunter „Die Hochzeit“, das als sein reifstes und bedeutendstes dramatisches Werk gilt. Ausgangspunkt ist die damals in Mode gekommene Hei rat eines Künstlers mit einem Bauernmädchen. In Träumen und Visionen kommt dann je doch in Masse Verdrängtes zum Vorschein. Wie Andrzej Wajda diese komplizierten Verflechtun gen von fröhlichen und grauen haft-blutigen Szenen im Film umgesetzt hat, das konnten die Besucher in dem anschließenden Streifen „Wesele“ („Die Hoch zeit“) erleben. Die vielseitige Symbolistik je doch stelle, wie Merian betonte, immer neue Denkaufgaben. Er er klärte zu Beginn seines Vortra ges, daß es schwer sei, Wyspian ski in seiner Komplexität zu wür digen. Dennoch ist es wichtig, daß wir uns des polnischen Uni versalkünstlers erinnern. Und wer künftig hach Krakow kommt, der nimmt sich viel leicht die Besichtigung der Ori ginal-Werke Wyspianskis vor. —hasta- „Denn sie weiden kein Gras 1 ' Buchpremiere für bulgarischen Schriftsteller Das Bulgarische Kultur- und In formationszentrum, der Aufbau- Verlag Berlin und Weimar sowie der Klub der Bulgaristen unserer Universität luden kürzlich zur Buch premiere von Tornows Erzählungen ..Denn sie weiden kein Gras“ in das Haus des Lehrers ein. Der bulgarische Schriftsteller, Alexander Tomow, geboren, 1944, studierte an der Kliment-Ochridski- Universität Sofia Bulgaristik. Nach dem, er sich einige Zeit mit Lyrik be schäftigte, begann er im Alter von 30 Jahren Erzählungen zu schrei ben. 1983 erschien seine erste Kurz prosa „Straße zur Vorstadt“, der „Elegie für Vögel“ (1983), „Die hei lige Anna“ (1984) und „Das Ge denken“ (1985) folgten. Durch diese Erzählungen gelangte er zu großer Popularität, nicht nur in Bulgarien. Erst in letzter Zeit wandte Tomow sich auch Romanen zu und veröf fentlichte 1987 „Die Windmühle“. Bis Ende dieses Jahres ist „Die Kor ruption“ angekündigt. Wie er selbst von sich sagt, ist To mow „als Schriftsteller von zwei we sentlichen Strömungen erzogen wor den. Lyrik (in Form von Beaude- laire) ist die eine Richtung, die rus sische Klassik und die moderne so wjetische Literatur (Schukschin, Rasputin) die andere. Wenn es Ein flüsse gibt, so finde ich das ganz nor mal, denn man muß von seinen Vor bildern und Mustern lernen“. Doch auch Drehbücher liegen von ihm vor. Sein letzter Band „Denn sie wei ¬ den kein Gras“ wurde von Dr. Bar bara Beyer aus den Erzählungen „Die heilige Anna“ und „Das Ge denken“ zusammengestellt. Damit erschien in der DDR die erste selb ständige Ausgabe von Tomow- Erzählungen, die auf eine große Re sonanz stieß. Auch der Übersetzer, Hartmut Herbot, zeigte sich beein druckt: „Er weiß eine Sprache zu finden, die sofort in das Milieu sei ner Erzählungen einführt, aber auch dem Übersetzer viel abver langt.“ In einzelnen Erzählungen stellt er den Egozentrismus der jüngeren Ge neration der der Älteren gegenüber, übt Verhaltenskritik und Kritik an den vorherrschenden Verhältnissen, ihr Einwirken auf das gesamte Ver halten und Handlungen der Men schen. „Ich möchte die Entwicklung der älteren Generation darstellen, genauso wie den Nutzen, den die Jungen davon haben, auch wenn ich sie vielleicht manchmal etwas ideali siere. Deshalb bin ich zutiefst über zeugt, daß meine ,Helden 1 prächtige Leute sind, die furchtbar viel wis sen, offensive und attraktive Men schen sind und sagen, was sie den ken. “ Zwei Momente der Erzählweise sind in diesem Buch von ihm an zutreffen: Auf der einen Seite be schreibt er handfeste berührende Geschichten, in denen seine „Hel den“ sich in bis zum Zerreißen an gespannten Situationen bewähren müssen, und andererseits benutzt er gern die Geschichte als eine Art Rahmenhandlung und läßt seine „Helden“ selbst erzählen. Wie To mow sagt, seien für ihn in solchen Erzählungen nicht die Geschichten an sich wichtig, sondern der Mensch, der sie erzählt. Diese Men- sehen, deren Probleme, Verhaltens weisen und Philosophie bringt er dem Leser anschaulich in wirkungs vollen Farben von Monologen, Sze nen und öffentlichen Mahnungen nahe. Oft stellt Tomow, egal ob bei der jüngeren oder älteren Generation, das „Mensch sein“ in Frage, prüft sie nach ihrer Integration in die Ge sellschaft, nach ihrer Entwicklung als Mensch überhaupt. Seine „un scheinbaren Helden“ wachsen in ganz alltäglichen Situationen des Alltags, die den Menschen dennoch viel abverlangen, über sich hinaus — jedoch ohne Tribunalität — und erreichen somit einen erstaunlichen Nuancenreichtum. Trotzdem *läßt Tomow,- wie er selbst sagt, sie am Kreuzweg zu rück. Über deren Schicksal, weitere Entscheidungen und Reaktionen soll nun der Leser selbst verfügen, nach dem er genügend in ihren Charak ter, ihre Lebensweise, ihre Ge wohnheiten eingeführt ist. Beim Werk Tornows darf man kein Happy-End erwarten. Alexander Tomow — ein bulgari scher Schriftsteller, der anregt, über „die Zeit, in der wir leben, nachzu denken“, selbst Aktivitäten zu ent wickeln. Er selbst will auf die Ver haltens- und Handlungsweisen der Menschen Einfluß nehmen. Mit seinen Romanen und Erzäh lungen sicherlich ein Autor, der nicht nur in Bulgarien, sondern auch bei uns zunehmend einen brei teren Leserkreis finden wird. M. Z. Mit poesievoller Ausdrucksfülle, klanglich geschlossen Die mythologisch geprägte Liebes geschichte um „Dido und Aeneas" - überliefert in Vergils • berühmtem li terarischen Hauptwerk „Aeneis" — faszinierte viele Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts, ' forderte phantasievolle ,nuancierte musiktheatra lische Werke heraus: von Cavalli, Stef- fani, Scarlatti, Porpora, Hasse, Jom meli, Holzbauer, Paisiello. 1689 wurde erstmals die nach einem Libretto Na hum Tates notierte Version Henry Pur cells gespielt, wohlbemerkt - da für Pri vatzwecke bestimmt - in einem Pen sionat für Edelfräulein in Chelsea. Das im vergangenen Jahr gegrün dete (zumeist studentische) Kammeror chester „Sinfonietta" nahm sich ein zelner Sätze dieser sensiblen, „reden den" Musik an, wählte vor allem knapp gefaßte Instrumentalsätze sowie einzelne Arien des dreiaktigen Opern werkes aus. Zweifellos eine Bereiche rung für das Publikum des jüngsten akademischen Konzerts: Die Musici er spürten die facettenreichen, zerbrechli chen Gesten mit poesievoller. Aus drucksfülle, sorgfältig in der Artikula tion, klanglich zumeist geschlossen und wohlbeherrscht, auch wenn Horst För- Zum Akademischen Konzert ster keineswegs Kontrastreichtum for derte. Ilka Sehnert von der Hochschule für Musik „Hanns Eisler" Berlin über nahm die Soli (Partien der Dido, Be linda und der zweiten Frau) weitge hend weich und einfühlend, offen für sensible Stimmungen. Eine deutlichere Artikulation hätte ich mir allerdings ge ¬ legentlich gewünscht. Mit den vier „Jahreszeiten"-Konzer- teri Vivaldis, einer an Regungen über reichen, dabei zutiefst empfindlichen Musik, wagte sich das Kammeror chester an ein höchst diffiziles Werk heran. Es war erfreulich, wie fein fühlend und kultiviert die Instrumenta listen wesentliche Haltungen dieses zwi schen Lebensfreude und düsterer Be schaulichkeit pendelnde Spiegelbild natürlichen Werdens und Vergehens hervorkehrten: das zunächst vorsichtig, doch bald überschwengliche Sprießen im Frühling, Sonnenschwere und Stürme im Sommer, Tanzlust im Herbst, Erstarrung und Kälte im Winter. Chri stian. Funke beherrschte den Solopart sicher, auch differenziert, ohne aber auf virtuosen Glanz Wert zu legen.
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