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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1989
- Erscheinungsdatum
- 1989
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198900008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19890000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19890000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1989
-
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- Ausgabe Nr. 10, 10. März 1
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Band 1989
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Pressefreiheit — zu Recht gefor- dert von Lesern und Schreibenden, doch müssen viele wohl noch 1er- nen, damit richtig umzugehen. Auch in unserer Studentenzeitung dürfen Sachkenntnis und Objektivität nicht verlorengehen. Oder soll tatsächlich die früher von unseren Massenme dien betriebene rosarote Schönfär berei durch wütende Verleumdun gen und gegenseitiges Beschimpfen ersetzt werden? Wir können uns jedenfalls mit dem Artikel „Zwischen Leistung und Geld“ (UZ vom 24. 11. 89) nicht einverstanden erklären. Schon die Überschrift unterstellt geradezu, daß die eine Seite die andere aus schließt: mehr Geld aber keine Lei stung. „...hohes Stipendium in An- Mehr Geld - keine Leistung spruch genommen ... derweil sie vom Sozialismus als Idee der sozia len Gerechtigkeit zu sprechen lern ten.“ Eine eigene Meinug zum So zialismus wird uns damit vollkom men abgesprochen. Einig sind wir uns wohl darin, daß die ML-Fachrichtungen durch das Propagieren der Politik von nur einer Partei zu Pseudo-SED- Wissenschaften deformiert wurden und daß ein gesellschaftswissen schaftliches Grundlagenstudium nicht in dieser Art und Weise wei tergeführt werden kann. Aber wenn, dann sollte man doch bitte schön um konkrete, progressive Ver änderungen ringen. Eine gewisse Schulung in dialektischem Denken kann wohl keinem Studenten scha den, und sollte sogar Anspruch eines jeden zukünftigen Wissen schaftlers an sich selbst sein. Und was die Geldfrage betrifft — so sind auch wir für den Abbau von Privilegien. Erstreben wir einen Rechts- und Sozialstaat in der DDR, so erfordert das natürlich eine.neue Regelung geltenden Rechts, also auch eine allgemeipe Stipendienbe stimmung, die soziale Gerechtigkeit zur Grundlage hat. Wir möchten hierbei auf ein Privileg von ML- Studenten hinweisen, nämlich das dreijährige Vorpraktikum, das für die Zulassung zum Studium not wendig ist. In so einem Praktikum werden auch Leistungen erbracht, und das sollte doch bei der Sti- pendiumvergabe berücksichtigt wer den. Gerade unter diesem Gesichts punkt wäre eine Neuregelung für alle Studenten unabdingbar. Außer- derh erhalten längst nicht alle un sere Kommilitonen das Höchststi pendium von 600 M. Das sollte doch ein Student der Sektion Geschichte wissen. Falschen Voraussetzungen folgen falsche Schlüsse. Ursachen für bestehende Mißstände müssen an der richtigen Stelle gesucht wer den. Und ehrlich gesagt, beim Lesen des genannten Artikels konnten wir uns des Eindrucks nicht erwehren, daß gerade dem Verfasser noch ein paar Lektionen in dialektischem Denken durchaus nicht schaden könnten. MÖLLER, DARLATT, WOTTA, VOIGT, Sektion Philosophie Ungenaue Recherche Zu den mehrfachen kritischen Be urteilungen meines Artikels „Zwi schen Leistung und Geld“ möchte ich erklären: Es ist richtig, daß durch ungenaue Recherchen falsch über die Höhe des durchschnittlichen Stipendiums für ML-Lehrer-Studenten informiert wurde. Zutreffend ist die Formulie rung „bis 600 Mark“. Im übrigen möchte ich auf den in OHNE FIL TER Nr. 4 veröffentlichten Brief von Frank Schumann (Junge Welt) ver weisen und mich ausdrücklich zu dem dort eingeforderten Recht auf subjektive Darstellungsweise des Autors bekennen. A. POGUNDKE Am 5. 12. 1989 fand eine Beratung der AG „Studium generale“ (ehe mals AG „Reform des MLG“) statt. Als Gäste nahmen drei Vertreter •des neu gegründeten Instituts für Gesellschaftstheorie teil, die über ein differenziertes Angebot der Lehrkräfte für das Frühjahrs- bzw. Herbstsemester 1990 informierten. Die Diskussion ergab folgendes: 1. Anfang Januar werden in der UZ die Kursangebote für das „Stu dium generale“ veröffentlicht. Wir müssen über diese Kursangebote dis kutieren. Wir fordern euch auf, eure Kritiken und Forderungen über die Sektions bzw. Seminargruppenspre cher an den Studentenrat weiter- Reform des MLG „Studium generale" zuleiten. 2. Es liegt in der Kompetenz der Sektionen, die Anzahl der Testate festzulegen. Die Sektionsräte müs sen in dieser Frage die Interessen der Studenten gegenüber den Sek tionsleitungen vertreten. Das „Stu dium generale“ ist als ein wahl weise-obligatorisches Studienfach geplant. Die Sektionsräte, müssen darauf achten, daß die Möglichkeit der individuellen Wahl des Kurses durch den Studenten nicht seitens der Sektionsleitungen eingeschränkt wird (durch ungünstige Organi sation des Studienablaufs oder gar durch die Verpflichtung der Stu denten, an bestimmten Kursen teil ¬ zunehmen). 3. Die AG plädiert dafür, daß auch Wissenschaftler anderer Sek tionen (z. B. Kuwi, Rewi, Theolo gie) innerhalb des „Studium gene rale“ universitätsoffene Vorlesun gen halten. Überlegt, ob wir nicht diesen Vorschlag zu einer Forde rung des Studentenrates machen sollten. Wir haben die Möglichkeit, das „Studium generale“ in Auseinan dersetzung und Zusammenarbeit zu einer Institution zu machen, in der sich jeder Student Allgemeinbil dung entsprechend seiner individuel len und fachspezifischen Interessen aneignen kann. B. LEHMANN „Ja" dem StuRa Logo, ist doch völlig klar. Dia Gründe liegen auf der Hand. Doch bevor ich diese aufzähle, zunächst ein paar aktuelle Fakten, die mich in meinem Standpunkt überhaupt nicht erschüttern konnten: 1. Die Diskussion übers MLG kam in Gang und trägt Früchte. Noch in diesem Jahr wird z. T. nach ver änderten Lehrprogrammen gelehrt und studiert. 2. Für den Studentensport existie ren neue Regelungen. 3. Der Rektor legte Sofortmaß nahmen für den Uni-Betrieb fest. 4. Lehrkörper und Studenten der Sektion Journalistik klopfen ge genwärtig alle Fächer in speziellen AG’s ab. Fürs Zweite wurde dazu der Lehrablauf kurzfristig, für drei Wochen verändert. 5. ZV und RQ entfallen — Schwer punkteinsätze begannen. Fazit: Stu denten besinnen sich ihrer Kraft und suchen das Miteinander mit dem Lehrkörper. In erster Linie zwar ohne den StuRa, aber wie man sieht erfolgreich. Komisch, komisch. Und — sehr verdächtig. Die Arbeit im Kleinen stinkt mir zu sehr nach althergebrachter FDJ-Struktur, auch wenn dieses Wort nirgends fällt. Deshalb: Der StuRa muß her. Da bin ich mir vollkommen sicher. Denn wenn der erst mal arbeitet und sich laut Katalog um (fast) al les kümmert, geht’s erst wirklich voran. Nur der StuRa kann echt ba sisdemokratisch und transparent ar beiten. Prima! Nur der kann stu dentische Interessen so richtig wir kungsvoll vertreten — gegenüber dem Lehrkörper und den staatli chen Leitungsebenen. Jawohl! Des halb mein uneingeschränktes JA! ULI BRIESE, Sektion Journalistik Theorie minus Empirie gleich Utopie Mit dieser Gleichung traten Sozio logie-Studenten als Gäste in einer der letzten StuRa-Sitzungen auf. Sie hatten ein Angebot zu machen. Mit diesem bilden sie den alternativen Teil jener Stimmen, die dem StuRa Uneffektivität vorwerfen und ihn von jeglichem Subjektivismus be freien wollen. Eine AG Soziologie wurde gegrün det und begründet Nun muß der StuRa nicht jedes Mal zustimmen, um eine neue AG zu bilden, aber hier ist eine direkte ständige Verbindung notwendig und" vorteilhaft. Um sich basisdemokra- tischer Interessenvertreter nennen zu lassen, bedarf es nun mal einer Problemanalyse und Interessener kundung gerade auch auf wissen schaftlicher Grundlage. Denn was wird sonst aus all jenen, die nicht so redegewandt sind oder einfach keine Lust haben, sich laufend an hochschulpolitischen Diskussionen zu beteiligen? Die noch nicht über all funktionierenden „verlängerten Arme“ des Rates in den Studienjah ren und auf AG-Basis bilden eine weitere Berechtigung. Der Vorteil ist eindeutig: Dem StuRa wäre ein Instrument gege ben. mit dem er als ernstzunehmen der Partner gegenüber Rektorat und Institutionen auftreten kann, denn er besitzt dann eine objektive Ar gumentesicherheit von Interessen proportionen. Dem StuRa-Mitglied wird an die ser Stelle ganz wohl ums Herz würde man doch endlich ein Stück weiter vom grünen Tisch mit seinen subjektiv gefärbten Diskussionen ab rücken. Die überncmmene Verant wortung trüge sich etwas leichter und besser gepackt PS: Die Wandzeitung im NSG gibt Auskunft über die AG Soziolo gie, die noch dringend Mitstreiter sucht, z. B. Mathematiker, Philoso phen, Informatiker MAXI STAPELFELD, AG Soziologie HEIKO MIRASS, Sektionssprecher der Soziologen/Politwissenschaftler Umwelt-AG der Bio Am 23. 11. 1989 wurde der Leipziger Umweltbund gegrün det, in dem der größte Teil der bisherigen Basisgruppen zu sammengefaßt ist. In derselben Woche entstand an der Sektion Biowissenschaf ten eine AG Umwelt,, die vor al lem sektionsspezifisch arbeiten soll, sich aber auch auf Uniebene einsetzen wird Nach der Grün dung des Umweltbundes ist sie wahrscheinlich die einzige ar beitende Umwelt-AG der Uni Wir wollen keine Abgrenzung — es wäre sogar gut, wenn unsere Mitglieder in beiden Gruppen ar beiten -würden. Hier die ersten Aufgabenge biete für die nächsten Wochen: 1. Überprüfung und eventuelle Verbesserung der SERO-Abfall- Situation innerhalb der Sektion 2. Suche nach Sammel- und Abtransportmöglichkeiten für chemische Rückstände 3. Organisierte Sammlung und Rückführung wiederverwertba rer Abfälle im Wohnheim 4. Suche nach Verbesserungs möglichkeiten der Sektions- Arbeit aus umweltspezifischer Sicht. 5. Zusammenarbeit mit der Sektion Verkehr für eine Opti mierung der Radfahr-Situation in Leipzig 6. Kontaktaufnahme zu Um weltgruppen an Partner-Unis DAGMAR TRAUTMANN P oWk \ m G espt öch ak ©emn NN emnark enoringen vs- sen. Bespelsweise „Cari Zess" . . . mit Dr. sc. oec.Helge-Heinz Hein- ker war Sven Geisler. Als Erklärung für unsere Wirt schaftskrise werden immer wieder subjektivistische Entscheidungen Günter Mittags genannt. Trifft das den Kern? An einer Person kann man es na türlich nicht festmachen. Dazu ge hört ein Apparat. Wenn wir die Pro ¬ oder Polygraph. Auch das Kombi- nat „Schienenfahrzeuge", wenn es nicht Masse produziert, sondern Spe zialitäten. die wirklich Geld brin gen. Ähnliches trifft auf das Kom binat „Nutzfahrzeuge“ zu. Es dürfte eben nicht den L 60 herstellen, der auf dem Weltmarkt nicht besonders geht, sondern den Multicar, der ge fragt ist. Ich zähle auch bestimmte bleme unserer Wirtschaft nur auf Mittag schieben würden, hieße das ja, daß sich nach seinem Abgang hätte automatisch Effektivität einstellen müssen. Der Schnitt muß tiefer gehen. Der ganze Wirtschafts- Maschinenbaukombinate dazu wie „7. Oktober“. Die Kombinatsbildung war völlig falsch in bezug auf die bezirksgelei teten Kombinate, in denen Betriebe IcWV. ewte zWeVaCYN -NA mOX - Aex Au-Ne-wau Aex •OW veseueW: gen Megen alle aut Aer Straße. Bas muß sozial verträglich passieren. Warum denn nicht eine Vorruhe- Standsregelung? Warum denn nicht Umschulung und neue Ausbildung auf Kosten des Staates? Das wäre immer nöch billiger, als den Betrieb über die Runden schleppen. Das Loch im Staatshaushalt ha ben Sic schon erwähnt. 15 Milliar den — das ist kein Pappenstiel. Wie kam cs zustande? Wie gefährlich ist es? Ganz allgemein gesagt entstand es dadurch, daß die Ausgaben größer waren als die Einnahmen. Das ist W enn das Gele als xautkratwse Nachfrage in die DDR zurück- kommt, räumt es hier die Regale. Deshalb brauchen wir zweierleit mehr Zollkontrollen, auch wenn das sicherlich unpopulär ist. und ko stendeckende Preise. Aber 1:20 tau schen Bürger der DDR. Jeder sollte sich darüber im klaren sein, daß er damit letzten Endes nur sich selbst und unserem Staat schadet. Sie sprachen wiederholt von ko stendeckenden Preisen. Weg mit den Subventionen? Ja. es werden Subventionen weg fallen müssen. Es werden aber auch mechanismus ist zu verändern. Der zeit entspricht er nicht den Anforde rungen der Intensivierung. Ist die Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik falsch? Der Begriff ist erstmal überhaupt unglücklich gewählt, weil es in je dem Land, in jeder Gesellschaft eine Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik gibt. Bei uns war da mit gemeint, daß das Wirtschafts wachstum für jeden erlebbar wird, Diese Politik ist letztlich am Ende der 80er Jahre gescheitert. Das heißt, das Konzept hat sich ver schlissen und muß durch ein neues ersetzt werden. Wie sollte das neue Konzept aus sehen? Für meine Begriffe brauchen wir eine’stärkere Berücksichtigung des Marktes. Und das heißt ganz kon kret. daß sich die zentralen wirt schaftsleitenden Organe — die wir brauchen — konzentrieren müssen auf das was sie gut können. Bei spielsweise die Sozialpolitik, ein be trächtlicher Teil der Außenwirt schaft. Es darf aber den Produzen ten nicht mehr vorgegeben werden: Produziere soundso viel Stück von dieser Ware. Es war ja alles genau durchgeplant, bis zur Stecknadel. Durch die Planung müßte jetzt nur noch der Rahmen abgesteckt wer den. Und dann soll doch der Produ zent bestimmen, was er herstellt. Für Waren, deren Preis gering ist, für die also der Stimulus fehlt, müs sen staatliche Aufträge vergeben werden, damit sie nicht aus dem An gebot verschwinden Ministerratschef Modrow hat ja in seiner Regierungserklärung be reits gefordert, „den Markt zum or ganischen Bestandteil sozialistischer Planwirtschaft zu machen“. Organisch, genau. Das heißt, den Markt nicht als etwas Fremdes zu betrachten. Wissen Sie. der Wider spruch zwischen Plan und Markt wurde ideologisch konstruiert, so einen Widerspruch gibt es nicht. Auch im Westen muß geplant wer- «den. Es gibt einen ganz anderen Wi derspruch. nämlich den zwischen Markt- und Bilanzwirtschaft. Wir haben eine .Bilanzwirtschaft, was dazu führte, daß der Mangel immer wieder verwaltet wurde. War die Kombinatsbildung ein Fehler? Diese Frage ist außerordentlich heikel Die Kombinatsbildung war eine sehr kluge Entscheidung in be zug auf die großen schlagkräftigen Betriebe, die das Geld für die DDR Zwischen Plan und Markt kein Widerspruch vereint wurden, die technologisch überhaupt nichts verbindet. Wäre es für die Wirtschaft also vorteilhaft, die Bezirke wieder in Länder umzuwandeln? Es brächte eine Vereinfachung der Administration; Reduzierung von Verwaltungsebenen und -gre- mien. Neben der Auflösung der be zirksgeleiteten Kombinate müßte da mit einhergehen die Umstellung auf ein richtiges Reproduktionsprinzip, was immer eine Einheit von territo rialer und gesamtstaatlicher Re produktion sein muß. Es kann also nicht sein, daß ein Bezirk die Kohle für das ganze Land fördert und mit dem bezirklichen Haushalt die Land schaft wieder sanieren muß. Das ist ein Widerspruch, der über größere territoriale Gebilde wie die ur sprünglichen Länder gelöst werden könnte. Die Rede ist jetzt auch von der Re privatisierung bestimmter Betriebe. Wird es in der DDR wieder Ausbeu tung geben? Ja. Aber das kann der sozialisti sche Staat immer noch über die Steuern regulieren. Dazu muß unser Steuersystem natürlich verbessert werden. Und es-ist doch auch nichts Unsozialistisches, wenn ein soziali stischer Unternehmer, weil er or ganisatorisches Talent hat, Gewinn macht, daß er auch viel Geld dafür einsteckt. Vorausgesetzt, er produ ziert Waren, die in einem Kombinat nicht effektiv hergestellt werden können. Neben den privaten Kleinbetrie ben ist für mich vor allem ent scheidend. daß wir wieder produ zierende PGH haben müssen, die 1972 auch zerschlagen wurden. Führt die Reprivatisierung nicht zur Arbeitslosigkeit? Ich sehe das nicht zwangsläufig. Wir haben großen Arbeitskräfteman gel in entscheidenden Bereichen der Wirtschaft. Ich würde über etwas ganz anderes diskutieren, über den sozialstischen Bankrott. Einige Kombinate und Betriebe sind doch nur deshalb.am Leben, weil sie vom Staatshaushalt „ernährt“ werden. Das ist Sozialisierung des Verlustes. Und das ist unsozialistisch. Wie soll ein „sozialistischer Bank rott“ denn aussehen? nicht unbedingt etwas Verwerfli ches. wenn die Bilanz darauf aus gerichtet wird und es nicht erst nach 18 Jahren bekant wird. Bei uns wurden damit der Wohnungs bau und die Energiewirtschaft fi nanziert. Was als Loch erscheint, liegt also materialisiert in Form von Wohnungen und Kraftwerken vor. Für die Bürger ist natürlich pro blematisch, daß von diesem Loch ein Druck auf die Preise ausgeht. Also Inflation? Ja. Wie ist dem entgegenzuwirken? Mit Hilfe aus der BRD? Mit Fremdfinanzierung, die ich nicht ausschließe,' stopfen wir zwar im Augenblick das Loch. Aber so bald die Kredite fällig werden, ste hen wir wieder vor dem Problem. Die beste Methode ist m. E., wenn die Arbeitsproduktivität in den nächsten Jahren rasch steigt, aber die Einkommen viel langsamer wachsen. Ich warne davor anzuneh men. daß dies schnell - ginge. Das nimmt sicher einige Jahre in An spruch. Ein Thema beschäftigt derzeit wohl jeden hierzulande: reisen. Und die Frage: Woher die Devisen neh men? Dafür gibt es mehrere Wege. Ich würde z. B. vorschlagen, einen Teil unserer Ferienheime, die in sehr schönen Gegenden liegen und z. T. sehr schlecht ausgelastet sind, in Ho tels umzuwandeln und zur Hälfte für Touristen öffnen, die mit frei konvertierbarer Währung kommen. Dazu müssen unbedingt die Ein reiseregelungen für Bürger aus kapi talistischen Ländern erleichtert wer den. Und wie steht es mit der Frei konvertierbarkeit der DDR-Mark? Wir brauchen sie. Um den Außen handel zu erleichtern — das ist die große, zentrale Aufgabe. Vnd um je- dem einzelnen das Reisen zu erleich tern. Aber das braucht Zeit. Denn die unbedingten Voraussetzungen für Freikonvertierbarkeit der DDR- Mark sind annähernd kostendek- kende Preise und ein mit Waren ge füllter Markt. In westdeutschen Wechselstuben steht der Kurs DDR-Mark : D-Mark bei bis zu 1:20. Wird damit nicht bestimmte Zahlungen erhöht wer den müssen — für Rentner, Studen ten und untere Einkommensgrup pen. Es gibt ja das Argument, daß es keinen Gewinn bringt, wenn man einerseits die Subventionen streicht, andererseits Löhne, Renten usw. er höht ... Das stimmt. Im Extrem wäre das eine Umverteilung, die nur soziale Spannungen bringen würde. Ich kann mir natürlich vorstellen, daß z. B. Milch weiter subventioniert wird, auch Brot in gewissem Um fang. Die Mieten würde ich auf kei nen Fall dem Markt überlassen, weil wir dann Mietwucher hätten, wie es ihn westlich unserer Grenzn gibt. Kurzum: Subventioniert wird auf der ganzen Welt. Aber es ist eine Frage des Maßes. Die Subven tionen müssen der Wirtschaftskraft entsprechen. Nochmals zum Kurs der DDR- Mark : D-Mark. Wie ist er real? Ich halte einen Kurs von 1:4 für realistisch. Woraus resultiert dieser? Aus dem Unterschied in der Ar beitsproduktivität. Die absolute Pro duktmenge und die Struktur der Produktion spielen auch eine Rolle. Und natürlich das Kaufkraftniveau. Allerdings, beim Kaufkraftniveau der einzelnen Mark schneidet die DDR-Mark gar nicht so schlecht ab. Doch in diesen Vergleich fallen dann auch die Mieten, die im tägli chen Hin und Her über die Grenze natürlich keine Rolle spielen. Eine abschließende Frage; Die BRD und Westberlin zahlen jedem DDR-Bürger 100 DM Begrüßungs geld. Geschenke? Na ja. Man muß in Rechnung stel len, daß die Mehrzahl der DDR- Bürger die 100 DM im nächsten Su permarkt ausgibt. Über verschie dene Steuern, u. a. 14 Prozent Mehr wertsteuer für Konsumgüter, flie ßen dann sofort wieder etwa 40 DM an den Staatshaushalt zurück. Was die Sache für die Bundesrepublik be sonders attraktiv macht, ist die da durch eintretende Expansion der Nachfrage. Das bedeutet eine Be schleunigung ökonomischer Kreis läufe. also Konjunktur. Vielen Dank! CEAUSESCU UND KEIN ENDE Rumänien stolpert weiter vor wärts auf seinem Weg in die leuchtende Zukunft. So könnte man das anachronistische Fazit des 14. RKP-Parteitages formu lieren. Es steht gleichzeitig für das Versagen eines totalitären Sy stems. In Bukarest fand jüngst kein Parteitag im eigentlichen Sinne statt, sondern die sorgsam in szenierte Propagandashow des alternden, aber noch immer all mächtigen Ceausescu. Das konnte wohl niemanden ernst haft verwundern. Deutliche Zei chen wurden bereits im Vorfeld des Parteitages gesetzt. Im Som mer sorgte ein Zaun entlang der rumänisch-ungarischen Grenze für Schlagzeilen und Beunruhi gung. Mitte November verfügte Ceausescu überraschend die Schließung aller Grenzen. Die Partei tagte fast eine Woche lang unter enorm verschärften Sicher heitsvorkehrungen. Man schot tete sich ab, vor dem eigenen Volk und der Welt. Ceausescus Politik führte das Land in die wirtschaftliche und außenpolitische Isolation (ER: wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit). Die erbar mungslose Rückzahlung sämtli cher Auslandsschulden (kein Land tut das!) potenzierte diesen Zustand. Karge Lebensmittelra ¬ tionen (ER: wissenschaftlich be gründete Ernährungsstrategie), ein drastisches Energiesparpro gramm, Unfreiheit für die Men schen (ausgenommen Parteimit glieder) — das ist Rumänien „vor der Erfüllung des kommunisti schen Traumes“. Insbesondere die permanenten Menschenrechtsverletzungen ru fen den Protest der Weltöffent lichkeit hervor. Einige KP sagten aus diesem Grund ihre Teil nahme am RKP-Parteitag ab Auch die einstigen Bruderländer verhalten sich mittlerweile auf fallend reserviert. Das gilt nicht nur für Ungarn, mit dem sich Bu karest in einer Art ideologi ¬ schem Kriegszustand befindet. Die SED sandte nur einen stillen Beobachter. Die Zeiten, da man sich gegenseitig Orden ans Re vers heftete und anschließend in den Armen lag, sind wohl vor bei. Auf eine offizielle Stellung nahme von Partei und Regierung wartete man aber bislang ver geblich. Der Weg, den Rumänien be schreitet, ist eine ausgetretene Sackgasse. CARSTEN HELLER Die Dritte
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