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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1989
- Erscheinungsdatum
- 1989
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1989
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Band 1989
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D as „Journal der Raths- Nachtwache“ der Messestadt vom 29./30. Januar 1867 enthält unter der laufenden Nummer 125 die Notiz „Wächter Lange meldete: 1/4 3 Uhr hörte ich in der Grimm. Straße 1 von zwei Mannspersonen ruhestörend schreien und singen: ich eilte hinzu, um diesen Scandal zu unterdrücken und traf in der Nähe der Reichsstraße die Studen ten Alwin Herrmann und Franz Wehring, welche ungestört fortlärm ten; ich erklärte ihnen, ihres ausge arteten Schreiens halber, ohne weiteres die Arretur, worauf sie mir entgegneten: ,wir schreien nicht, wir singen, und das können sie uns nicht verbieten!' Mittlerweile waren zwei Polizeidiener, welche diesen Scandal in der Wachstube gehört, hinzu gekommen, worauf wir beide der Polizeiwache sistierten. Karl Weiske. Obernachtwächter.“ 2 Diese Notiz zählt zu den wenigen Quellen, die über Franz Mehrings Jugendjahre etwas aussagen. Zweifelsohne wurde in den letz ten drei Jahrzehnten von marxi stisch-leninistischen Gesellschafts wissenschaftlern der DDR, aber auch der UdSSR und der BRD Be deutendes geleistet, um das reiche li terarische Erbe Franz Mehrings zu erschließen. An erster Stelle ist dabei die 15bändige Ausgabe der „Gesammelten Schriften“ zu nen nen, die im Dietz Verlag 1960— 19673 Thomas Höhle (Bd. 1, 2 und 3) Hans Koch (Bd. 9, 10, 11 u. 12) und Josef Schleifstein (Bd. 13, 14 und 15) unter Mitwirkung von Hans-Jürgen Friederici (Bd. 4), Heinz Helmert Bd. 8) und Joachim Streisand (Bd. 5, 6 und 7) herausgaben. Von weni gen Ausnahmen abgesehen, sind diese Bände dem marxistischen Schaffen Franz Mehrings gewidmet, der mit seiner regelmäßigen Mit arbeit an der theoretischen Wochen schrift der deutschen Sozialdemo kratie, der „Neuen Zeit“, die am 1. Juni 1891 begann, endgültig seinen Übergang zur kämpfenden deut schen Arbeiterklasse besiegelte. „Weg eines bedeutenden, wertvollen und wahrheits suchenden Menschen.. Von den drei Herausgebern wa ren bereits in den vorangegangenen Jahren durch auf ihren Dissertatio nen fußende biographische Studien die Voraussetzungen für die Publi kation Mehringscher Schriften ge schaffen worden. Diese Studien be sitzen noch heute für die Mehring- Forschung den Charakter von Stan dardwerken. Auf das 1956 erschienene Buch • Franz Mehring. Sein Weg zum Mar xismus 1869 - 1891“ von Thomas Höhle folgten 1959 „Franz Mehring. Sein marxistisches Schaffen 1891-1919“ von Josef Schleifstein'* und ..Franz Mehrings Beitrag zur marxistischen Literaturtheorie“ von Hans Koch. Bereits vor 1960. aber in verstärktem Maße danach, wurde einerseits Mehrings marxistisches Schaffen in Gesamtüberblicken ge würdigt und andererseits sein Werk unter historischen, historisch- theoretischen, literaturkritischen und -historischen sowie journalisti schen Gesichtspunkten weiter un tersucht. Bleibende Verdienste hat sich in den letzten Jahren der Leipziger Hi storiker Hans-Jürgen Friederici er worben. 5 Insgesamt gesehen hat die von Thomas Höhle für die Mehring- Forschung formulierte Forderung, daß es in erster Linie darauf an kommt, „sein positives Erbe zu sich ten und schöpferisch auszuwer- ten“ 5 , das Herangehen an sein Werk maßgeblich bestimmt. Un eingeschränkte Zustimmung ver dient jedoch auch sein folgender Ge danke: „Aber nicht nur das Wirken Mehrings innerhalb der deutschen Sozialdemokratie, sondern auch seine Entwicklungsperiode bis 1891 hat große historische und aktuelle Bedeutung. Dabei ist sie nicht nur für das Verständnis der Größe wie der Grenzen des Marxisten Mehring wichtig und unentbehrlich. In Meh rings Entwicklung bis 1891 zeigt sich das leidenschaftliche, ja titanen hafte Ringen eines hochbegabten kämpferischen Menschen um echte wissenschaftliche Erkenntnis, um die richtige Einstellung zu den ge sellschaftlichen und weltanschauli chen Fragen. Mehrings Weg . . . war lang, qualvoll und reich an Irrtü ¬ mern, sogar an politischer Schuld. Aber es war der Weg eines bedeu tenden, wertvollen und wahrheits suchenden Menschen...“ 7 Die Periode bis 1891 ist jedoch in folge dieser Prämissen weit weniger erforscht als Mehrings marxisti sches Schaffen. Sieht man von der der zweiten Auflage der Mehring- Studie von Thomas Höhle beigefüg ten Auswahl aus den frühen Schrif ten Mehrings und einigen wenigen Artikeln in den „Gesammelten Schriften“ ab, so sind in der DDR auch keine Arbeiten aus dieser Pe riode veröffentlicht worden. Hinzu kommt, daß persönliche Quellen wie Briefe oder Tagebücher aus der Zeit bis 1891 fast nicht mehr vor handen sind. Deshalb ist es notwen dig, alle erreichbaren Quellen für die Mehring-Forschung zu erschlie ßen und auszuwerten. Über die Leipziger Studienzeit Franz Mehrings enthalten folgende Quellen aus dem Leipziger Univer- Plautus- und Terenz-Forscher sowie als Mitherausgeber des „Corpus ins- criptionum Latinarum“, jener be rühmten Sammlung lateinischer In- schriften, eingegangen. 1 - Über die Frage, welche weiteren Vorlesungen Mehring besucht ha ben könnte; hat .Thomas Höhle Über legungen angestellt 13 . Ein Nach weis kann jedoch nicht geführt wer den. In lustiger Gesellschaft äußerst wohl gefühlt Die folgenden Quellen bestätigen seine Einschätzung, daß der ganz junge Franz Mehring alles andere als ein Mucker oder Stubenhocker gewesen sei. Er habe seine Stu dienjahre recht lebhaft genossen, sich in lustiger Gesellschaft äußerst wohl gefühlt und sich als der tüch tige Zecher erwiesen, als: der er auch später oft geschildert wurde. 14 zwischen Kommunalgardisten und Studenten an der Tagesordnung wa- ren.18 Ein drittes Mal mußte sich der Leipziger Student der Philologie vor dem Universitätsgericht verantwor ten, weil ihn der Besitzer des Cafehauses in der Petersstraße 7, Ernst Sack, bezichtigte, zusammen mit einem Kommilitonen in seinem Lokal Korpsstudenten zu Zän kereien und Raufereien provoziert und sich an ihm tätlich vergriffen zu haben. Der der umfangreichen, 41 Blatt umfassenden Akte zugrun deliegende Vorfall hat einen poli tischen Hintergrund. Die Burschen schaften traten für die Aufhebung der akademischen Gerichtsbarkeit ein und gaben dieser Forderung in einer Petition Ausdruck. Die Korps studenten, die sich durch die akade mische Gerichtsbarkeit in ihrer Aus nahmestellung gegenüber der Be völkerung bestärkt fühlten, traten für deren Beibehaltung ein. Vor 70 Jahren, am 29. Januar 1919, starb Franz Mehring Leidenschaftliches und titanenhaftes Ringen um wissenschaftliche Erkenntnis Als Student an der Universität Leipzig war er alles andere als ein Mucker und Stubenhocker — Nach den im Universitätsarchiv befindlichen Dokumenten sitätsarchiv Angaben: die Eintra gung in die Matrikel der Universi tät, das Sittenzeugnis, die Vermerke im Karzer-Buch und die Gerichtsak ten. 8 Mehrings eigenhändige Ein tragung in die Matrikel hat folgen den Wortlaut: „Tag der Inskr.: 29. Oktober 1866 vollständiger Name: Erdmann Franz Mehring Geburtsort: Schlawe Vaterland: Preußen Alter: 20 J. Religion: Luth. Stand des Vaters: Kreiseinnehmer Inländer oder Ausländer: Ausl. Letzter Aufenthalt vor Ankunft auf der Universität: Greiffenberg i. P. Studien: philol. Hiesige Wohnung: Neukirchhof No. 34“” Diese Eintragung gehört zu den nicht gerade zahlreichen Quellen, in denen Mehrings zweiter Vorname bezeugt wird. Daß sich Mehring als Ausländer einschrieb, mag heute et was Verwundern, entspricht aber den damaligen Gegebenheiten. Ge genüber Sachsen galt Preußen als Ausland. Warum Mehring die Leipziger Universität wählte, geht aus den Quellen nicht hervor. Sogenanntes „Sittenzeugnis" gibt Auskunft über die gehörten Vorlesungen Eine Auskunft über die Vorlesun gen, die Mehring hörte, gibt das so genannte „Sittenzeugnis“: „Mehring, Erdmann Franz aus Schlawe imm. 30. 10. 1866 Philologie Verzeichnis der als gehört beschei nigten Vorlesungen: Winter 1866/67 Griechische Grammatik Prof. D. Curtius Lateinische Grammatik Prof. D. Ritschl •' Sommer 1867 Vergleichende Grammatik altitalischer Sprachen Prof. D. Cur tius Lateinische Grammatik Prof. D. Ritschl Winter 1867/68 vacat“ 1 ” Sowohl Georg Curtius (1820—1885) als auch Friedrich Wilhelm Ritschl (1806—1876) waren hervorragende Gelehrte, deren Lebenswerk ihr Jahrhundert überdauert hat. Georg Curtius erwarb sich vor allem einen Ruf durch seine Forschungen über die Philologie, die griechische Etymologie und Homer. Die von ihm verfaßte „Griechische Schul grammatik“ erreichte hohe Aufla gen. die bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hineinreichen. 11 Friedrich Wilhelm Ritschl ist in die Wissenschaftsgeschichte als Franz Mehring (27. Februar 1846 bis 29. Januar 1919) Fotos (2): UZ-Archiv Dabei geriet er mit den akade mischen Bestimmungen und den Verfügungen des Leipziger Rates mitunter in Konflikt. Davon zeugen zwei Eintragungen in das Karzer-Buch, die besagen, daß er laut Urteil des Universitäts gerichts vom 9. Februar beziehungs weise 9. März 1867 vom 12. bis 13. Februar 1867 eine 24stündige Karzer-Strafe zweiten Grades we gen „nächtlicher Ruhestörung“’ 5 und vom 16. bis 24. März 1867 eine achttägige Karzer-Strafe ersten Gra des wegen „Verbalbeschimpfung der im Dienst befindlichen Commu- nalgardenwache“ 1 ” verbüßte. Die Akten des Universitätsge richts geben Auskunft darüber, was sich hinter „nächtlicher Ruhestö rung“ und „Verbalbeschimpfung der ... Communalgardenwache“ verbirgt. Aus der Akte „Mehring, Erdmann Franz, Stud. philol. aus Schlawe: Herrmann, Theodor Albin, Stud. Philol. aus Görlitz wegen nächtli cher Ruhestörung“ ist bereits die amtliche Notiz des Obernachtwäcn- ters Karl Weiske einleitend zitieit worden. Aus den Unterlagen geht ferner hervor, daß Franz Mehring bis zu diesem Zeitpunkt noch niemals „in Untersuchung gewesent war, daß er kein Stipendium erhielt und der Burschenschaft „Dresdensia“ 17 an gehörte. Auch Theodor Herrmann war Mitglied der „Dresdensia“. Die zweite Akte ist weitaus um fangreicher und enthält ebenfalls widersprüchliche Aussagen. Dabei ist zu beachten, daß Streitigkeiten Aus der Akte geht eindeutig her vor, daß Franz Mehring und der ihn begleitende Stud. jur. Adolph Lunze 19 , die zu diesem Zeitpunkt der Burschenschaft „Dresdensia“ nicht mehr angehörten 20 , von den Korpsstudenten provoziert wurden, da einige glaubten, daß sie die Ver fasser der Petition seien. Aufschlußreiche Aussage eines Schauspielers am Leipziger Stadttheater Daß der Wirt die Partei der Korps studenten ergriff, liegt auf der Hand, da diese in seinem Cafe häu fig zu verkehren pflegten, während Mehring und Lunze zufällige Besu cher waren. Vor dem Universitäts gericht bestätigte Franz Mehring die bereits angeführten Angaben zu seiner Person und erklärte, daß er aus der „Dresdensia“ freiwillig aus geschieden sei. Sehr aufschlußreich ist die Aussage des Schauspielers am Leipziger Stadttheater Emil Claar vor dem Königlichen Ge richtsamt im Bezirksgericht Leipzig, der bestätigte, daß Mehring und Lunze von den Korpsstudenten pro voziert worden seien. Emil Claar sagte im einzelnen, daß es die Ver bindungsstudenten seines Erachtens darauf angelegt hätten, die beiden Eintreffenden zu reizen. Bei den Reibereien führten sich die Ver bindungsstudenten „am unangemes sensten“ auf, „während die Ruhe der beiden anderen meine Bewun- derung erregte“. 21 Ähnliche Urteile fällten zwei weitere vorgeladene Schauspieler. Dennoch verurteilte das Universi tätsgericht Franz Mehring zu einer zweitägigen Karzer-Strafe. Das Ge richt erhielt daraufhin am 24. Ok tober 1868 einen Brief Mehrings aus Schlawe in Pommern, in dem es in einem für derartige Schreiben ty pischen Stil heißt: .,.. . erlaube ich mir ergebens! die Bitte vorzutragen: gefälligst gestat ten zu wollen, daß ich die mir von dem wohllöblichen Universitätsge richt zuerkannte Strafe von achtund vierzig Stunden Carcer in Berlin, wo ich im nächsten Sommer zu stu dieren gedenke, abbüßen darf. Sollte das wohllöbliche Universitäts gericht geneigt sein, meine Bitte zu bewilligen, würde ich dasselbe fer ner ersuchen, das Berliner Universi tätsgericht zu diesem Behuf gefäl ligst zu benachrichtigen, damit ich sobald als möglich meine Strafe an treten kann.“ 2 ? Da der Bitte entsprochen wurde, verbüßte Franz Mehring die Strafe in Berlin. GÜNTER KATSCH, GERHILD SCHWENDLER Anmerkungen 1) Grimmaische Straße. 2) Universitätsarchiv Leipzig (im folgen den: UAL). GA/X/L/U. 1867. Nr. 4 (Im Ori ginal statt • Mehring Wehring. Generell kann festgestellt werden, daß die Schreib weise von Eigennamen und Institutionen der Universität in den Quellen voneinan der abweicht.) 3) 1960 erschienen als Bd. 1 und 2 die „Ge schichte der deutschen Sozialdemokra tie“ nach der zweiten Auflage 1903/04 und „Karl Marx. Geschichte seines Lebens“ (1918). 1961 folgten „Aufsätze zur deut schen Literatur von* Klopstock bis Weerth" (ab März 1893) als Bd. 10. „Auf sätze zur deutschen Literatur von Hebbel bis Schweichei“ (ab 24. Februar 1892) als Bd. 11 und „Philosophische Aufsätze“ (ab 1. April 1888) als Bd. 13. 1963 wurde die Publikation mit den Bdn. 4 „Aufsätze zur Geschichte der Arbeiterbewegung“ (ab 2. August 1893). 9 „Die Lessing- Legende“ (1893 als Buchausgabe) und 12 „Aufsätze zur ausländischen Literatur. Vermischte Schriften“ (ab 1882) fortge- setzt. 1964 edierte der Verlag den Bd. 5 „Zur deutschen Geschichte bis zur Zeit der Französischen Revolution“ (ab 20. Juli 1891) und den Bd. 14 „Politische Pu blizistik 1891 bis 1904“.’ 1965 gelangten die Bände 6 „Zur deutschen Geschichte von der Zeit der Französischen Revolution bis zum Vormärz (1789 bis 1847)“ (ab Juli 1892) und 7 „Zur deutschen Geschichte von der Revolution 1848/49 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts“ (ab 11. April 1890) auf den Büchermarkt. 1966 und 1967 wurde die Reihe durch die Bde. 15 „Poli tische Publizistik 1905 bis 1918“ und 8 „Zur Kriegsgeschichte und Militärfrage“ (ab 31. August 1891) vervollständigt. 4) Dem Buch ging voraus: Josef Schleif stein: Franz Mehring. Kurze biographi sche Studie. Leipzig 1956. 5) Hans-Jürgen Friederici: Historiker. Journalist und Revolutionär. Franz Meh ring. In: Beiträge zur Geschichte der Ar beiterbewegung (BzG). 1/1976. S. 120 ff.; ders.: Franz Mehring als Historiker Lehr material zur Ausbildung von Diplomleh rern Geschichte. Potsdam 1982; ders.: Vorwort zu Franz Mehring: Aufsätze zur preußischen und deutschen Geschichte. Leipzig 1986. 6) Thomas Höhle: Franz Mehring, Sein Weg zum Marxismus 1869 bis 1891. Berlin 1958. S. 10. 7) Ebenda. 8) Ferner wird im Universitätsarchiv Mehrings Promotionsakte aufbewahrt. 9) UAL. Matrikel 1865/66. Nr. 430. 10) UAL. Rep. I/XVI/VII/C/Nr, 29. Bd. 2, Ifd. Nr. 192. 11) Georg Curtius wurde 1862 als Profes sor für klassische Philologie und indo germanische Sprachwissenschaft nach -Leipzig berufen. Vgl. Bibliographie zur Geschichte der Stadt Leipzig. Sonder band II. Leipzig 1961.- S. 200. Dort sind auch Schriften über ihn verzeichnet. 1972 erschien in Hildesheim ein von Ernst Windisch besorgter Nachdruck Seiner „Kleinen Schriften. Leipzig 1886“. 12) Friedrich Wilhelm Ritschl war 1865 bis 1876 in Leipzig Ordinarius für klassi sche Philologie. Vgl. Bibliographie zur Geschichte der Stadt Leipzig. Sonder band II. a. a. O.. S. 304. An dieser Stelle auch Literaturangaben. Siehe fefner: Friedrich Ritschl: Die Alexandrinischen Bibliotheken unter den ersten Ptole mäern und die Sammlung der Home rischen Gedichte durch Pisistratus, nach Anleitung eines Plaufinischen Scholions Breslau 1838, Nachdruck Amsterdam 1970. -ders.: Parerga zu Plautus und Terenz. Berlin 1845, Nachdruck Amsterdam 1965 - Zu Curtius und Ritschl siehe ferner: Per sonalverzeichnis der Universität Leipzig für das Wintersemester 1869/70. No. LXXVI, S. 12. 13) Thomas Höhle: Franz Mehring.... a. a. O.. S. 34. 14) Ebenda. S. 35. 15) UAL. Carcer-Buch, Eintragung vom 9. 2. 1867. 16) Ebenda. Eintragung vom 9. 3. 1867. 17) Die im Universitätsarchiv aufbewahr ten Akten über die Burschenschaft „Dres-, densia“ sagen darüber nichts aus. da sie erst mit dem Jahre 1885 beginnen. Die Burschenschaft „Dresdensia“ wurde 1853 gegründet. Vgl. Bibliographie zur Ge schichte der Stadt Leipzig. Sonderband II. a. a. O.. S. 376. 18) Siehe Günter Katsch/Gerhild Schwendler: Das Karzer-Buch der Uni versität Leipzig. In: Jahrbuch zur Ge schichte der Stadt Leipzig. 1980. S. 149 ff. 19) Der Student Gustav Adolph Lunze stammte aus Bauda bei Großenhain. Sein Vater war Pfarrer in Bauda. Lunze, der 1844 geboren wurde, schrieb sich am 21. 4. 1864 als stud. philol. in die Matrikel der Universität Leipzig ein. Am 27. Juni 1866 verhängte das Universitätsgericht be reits eine 24stündige Karzer-Strafe 2. Gra des gegen ihn „wegen unstatthafter Ein mischung in das Spiel einer Theatervor stellung in Plagwitz“, die er vom 30. Juni 1866 bis 1. Juli 1866 verbüßte. - Vgl. UAL. Matrikel 1863/1864. Nr. 170. - Ebenda. Car cer-Buch. Eintragungen vom 27. Juni 1866. 20) UAL. GA/X/L/12, 1868, Nr. 1. Bl. 29 a. 21) Ebenda. BI. 25/25 a. 22) Ebenda. Bl. 39. Zum 75. Todestag von W. I. Lenin Wladimir lljitsch Lenin mit seiner Lebensgefährtin Nadeshda Krupskaja im Gespräch. • . I. Lenin war ebenso wie Karl Marx und Friedrich Engels ein Meister der Polemik. Es lohnt sich, seine Schriften nicht nur unter inhaltlichen, sondern auch unter me thodischen Aspekten zu analysie ren. Sehr aufschlußreich ist zum Bei spiel der 1894/95 geschriebene Arti kel „Der ökonomische Inhalt der Volkstümlerrichtung und die Kritik an ihr in dem Buch des Herrn Struve". In diesem Beitrag unterzieht Le nin die Volkstümlerrichtung und den „legalen Marxismus“, eine Spielart des Revisionismus, einer allseitigen Kritik und entwickelt die Lehre von der sozialistischen Revo lution und der Diktatur des Proleta riats weiter. Man kann sich mit einer Auffas sung selbstverständlich nur dann auseinandersetzen, wenn man sie nennt oder zitiert. In Lenins Schrift finden sich mehrere Stellen, die für die von ihm angewandten differen müte geführt und es nahezu völlig aufgefressen? Hat sich der vielge- rühmte Besitz des Volkes an .Grund und Boden’ etwa nicht als .mikro skopisch klein’ erwiesen?" - klare und eindeutige Urteile, die die Dinge beim Namen nennen: „Es kommen Phrasen, die nichts an deres als Abkehr von den Tatsa chen und sentimentale Träumereien bedeuten...”; „Der Protest gegen das bürgerliche Wesen ist vorzüg lich; die Schlußfolgerungen aber sind jämmerlich: die Bourgeoisie herrscht im Leben, sie herrscht auch in der Gesellschaft." - Hinweise auf die inneren Wider sprüche in den Aussagen, gegen die polemisiert wird: „Haben Sie doch selber etwas wei ter unten folgendes gesagt..."; „Wiederum muß man sagen: Wie treffend ist doch diese Charakteri stik des Dorfes, und wie kläglich sind die Schlußfolgerungen daraus! Wie richtig sind die Tatsachen be Von Lenin lernen: Die Kunst der Polemik zierten Methoden der Widerlegung charakteristisch sind. So zum Bei spiel : . Ich bin genötigt, damit zu sympathisieren, wie das Dorf dort mit einer vielumworbenen Schönen verglichen wird und wie sich lite rarische junge Burschen oder, bes ser gesagt, nicht junge Burschen, sondern alte Schwerenöter aus den Kreisen der Herren Aristokraten und Lakaien sowie der jungen Kauf mannschaft um sie bemühen .. Lenin bewertet zunächst das Zi tat, indem er feststellt, daß es außerordentlich charakteristisch sei. Darauf begründet er die Bewertung der Textstelle: „Erstens zeigt sie an schaulich, worin das Wesen der Volkstümlerrichtung besteht. . . Zweitens zeigt sie zugleich auch die ganze Weltfremdheit dieses Prote stes, .seine Abkehr von den Tatsa chen’." Daran schließen sich Fra gen an, die einen im Zitat angeführ ten Sachverhalt oder gezogene Schlußfolgerungen als zweifelhaft erscheinen lassen: „Existiert denn .das Dorf ir gendwo außerhalb der .altadligen' oder .neubürgerlichen' Ordnung? Ist es denn nicht gerade .das Dorf', das von den Repräsentanten der einen wie der anderen auf ihre ei gene Art und Weise gestaltet wurde und wird?" Es folgen einige Aussagen über den Sachverhalt, die mit Hinweisen auf die Ursachen, warum im Zitat angeführte Fakten oder Schlußfol gerungen fragwürdig oder falsch sind, verbunden werden. Lenin hat, bevor er seine Mei nung darlegte und begründete, stets die innere Widersprüchlichkeit und Fragwürdigkeit der Auffassun gen erläutert, gegen die er po lemisierte. Bevor er der These die Antithese entgegenstellte, hat er die These zertrümmert. Die Wirksamkeit der Polemik hängt in erster Linie von der höhe ren Einsicht, vom Wahrheitsgehalt der Argumentation und von der Be weiskraft der angeführten Tatsa chen ab. Wichtig ist weiterhin, auf welche Weise die Polemik geführt wird. Auch in dieser Beziehung kann man von Lenin lernen. So wandte er in dem genannten Bei trag vor allem folgende Methoden an: - die direkte Anrede des Kontra henten: „Was glauben Sie, Herr Volkstüm ler, warum...?", „Aber, ich bitte Sie!" - die Umwandlung eines Aussage satzes in eine Frage, die nur zustim mend beantwortet werden kann : „Fällt etwa das Dorf nicht unter diese Charakteristik .. .?", „Liegt es nicht auf der Hand, daß...?” „Ist der Bauernschaft der Boden etwa nicht abgenommen wor den? Hat sich der bourgeoise Kater das Hühnchen etwa nicht zu Ge- obachtet, und wie erbärmlich wer den sie erklärt und verstanden." - humorvoll, ironisch, mitunter sar kastische Bemerkungen: „Aber in Rußland hat es noch nie eine Politik der Nichteinmischung gegeben, immer gab es Einmi schung . . . zugunsten der Bourgeoi sie, und bloß in süßen Träumen während der .Mittagsruhe' konnte die Hoffnung auftauchen..."; „Die arme russische Bourgeoisie! Sie .rackert sich ab’, wenn sie sich den Mehrwert aneignet und hat dabei moralische Bauchschmerzen! Be greiflicherweise besteht hier schon keine Notwendigkeit mehr, gegen sie den Kampf, geschweige denn einen Klassenkampf zu führen, man schelte sie nur tüchtig aus - und sie wird aufhören, sich Gewalt anzu tun." - volkstümliche Redewendungen und Ausdrücke: weil sie vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen ..."; „Was wahr ist, ist wahr." - Einbeziehung von Sätzen oder Satzteilen aus der Belletristik be ziehungsweise Anspielungen: „Welchen Lärm hättet ihr geschla gen, liebe Freunde, wenn ich das gesagt hätte!" (Krylow, „Der Wolf und die Hirten") - der Gebrauch von Anführungs zeichen, um bestimmte Begriffe als absurd hinzustellen: „Und nichtsdestoweniger lassen sich die Herren Volkstümler in rühr seliger Weise über die .Künstlich keit’ des städtischen Kapitalismus aus, darüber, daß er eine-,Treib hauspflanze' sei, die von selbst ein gehen werde, wenn man sie nicht pflegt, und so weiter." - die Systematisierung getroffener Aussagen: „Wir finden hier erstens die Feststel lung bekannter Tatsachen ..., zwei tens eine Einschätzung und drittens eine Erklärung dieser Tatsachen . ..“ - bildhafte Vergleiche: „Ihr Appell an die Literatur ist ebenso lächerlich, wie wenn je mand angesichts zweier einander gegenüberstehender feindlicher Ar meen den Adjutanten des feindli chen Feldmarschalls gehorsamst bit ten wollte, .einträchtiger zu han deln'." - Verwendung gleicher Anfangs worte, um einer Aussage Wucht zu verleihen: „Hierfür sind gute und fromme Wünsche hinsichtlich der .kürzesten Wege’ durchaus unzureichend, hier für bedarf es einer .Neuvertei lung der sozialen Macht zwischen den Klassen’; hierfür muß man nicht zum Ideologen des unmittel baren Produzenten werden . . .“ Lenins Mittel waren also sehr viel seitig. Er verstand es, sie zu variie ren und miteinander zu verbinden. G. K
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