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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1989
- Erscheinungsdatum
- 1989
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198900008
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19890000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19890000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1989
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Die Xutrophierung der Gewässer, der Flüsse und Seen und mittelbar des Grundwassers durch Abfälle und Schadstoffe, das Sterben der Meere, z. B. der Ostsee, der Nord see, des Schwarzen Meeres durch die Schadstoffe der toten und kran ken Flüsse, durch Ölverschmutzung (Tanker), durch Dünnsäure und Müllverbrennung auf dem Meer Und weitere Aspekte der Zerstö- ‘rung globaler und regionaler Was serkreisläufe, 5. ' Die tropischen Regenwälder sind von Vernichtung bedroht; 110 000 Quadratkilometer (etwa die Größe der DDR) werden jährlich zerstört, um Brennholz oder Acker fläche zu gewinnen, die aber nach extrem kurzer Nutzung erodiert oder zur Wüste wird, oder um Holz exportieren zu können (Schulden- dienst). Die Wirkungen sind eine Störung des Sauerstoffkreislaufes und des Wasserhaushaltes der Erde, eine Veränderung der Klimazonen, die Ausdehnung von Wüsten. Hochwas ser und Dürre. 6. Die Bebauung und Versiege lung natürlicher Lebensräume, die Waldvernichtung und die ökolo gisch nicht beherrschte Nutzung und Chemisierung der Landwirt schaft führen besonders in den un terentwickelten Regionen. aber auch in Mitteleuropa zur Zerstö rung der Böden und der Mikroor ganismen des Bodens, eines der wichtigsten Ökosysteme für die Er nährung der Menschen. Bei uns tra gen insbesondere hoher Viehbesatz pro Fläche, der Gülleanfall, die in tensive Bodennutzung mittels Mi neraldünger, chemischen Schädlings bekämpfungsmittel . und ähnliches zu dieser Tendenz bei. 7. Durch die Schwächung der Öko systeme und die Verwandlung von Naturraum und Kulturland schaften vollzieht sich ein eskalie render Prozeß des Aussterbens bio logischer Arten (Mikroorganismen, Pflanzen und Tiere), der die Maß stäbe der biologischen Evolution weit übersteigt und nur als Ausdruck des Sterbens der Biosphäre gewertet werden kann. (2) (Vgl. Schwenk, a. a. O.. S. 175) Die bereits heute auftretenden ökologischen Schäden verursachen enorme Kosten. Allein für die BRD Wird angenommen, daß pro Jahr Ulber 103 Milliarden DM Kosten für ökologische Schäden anfallen. Davon entfallen 48 Mrd. DM auf die Luft verschmutzung, 17,6 Mrd. DM auf die Gewässerverschmutzung. 5,2 Mrd. DM auf die Bodenzerstörung und 32 Mrd. DM auf die Lärmbelastungen, (ebenda S. 140) Diese Kosten werden progressiv steigen. Solange sie nicht für eine Veränderung der Grundrichtung des technischen Fortschritts und der wirtschaftlichen Entwicklung, der Lebensweise, Konsumtion und Kul tur eingesetzt werden, sondern nur an bereits eingetretenen Schäden re parieren. die Ursachen aber be stehen bleiben, muß zwangsläufig der Punkt eintreten, wo die Kosten untragbar werden und das mensch liche Leben sich selbst auslöscht. Die Natur, das Weltall, wird da von unberührt bestehen bleiben, aber das Leben auf der Erde wird sterben und mit ihm die menschli che Zivilisation. Aus der Nutzung der Ressourcen der Dritten Welt für die Entwick lung des Kapitalismus wurde die Zerstörung der traditionellen sozia len, ökonomischen und kulturellen Lebensgrundlagen durch deren Ver wandlung in Exklaven der entwik- kelten Wirtschaftssysteme, durch die Übernahme ökologisch, ökono misch und kulturell fremder Indu strie und Landwirtschaft, darauf fol gende technische Abhängigkeit und durch Ressourcentransfer. Die so auf der Strecke gebliebenen ver armten, verelendeten und verhun gerten Menschen in den ärmsten Re gionen der Erde versuchen, durch rücksichtslose Ausplünderung der Natur dem Untergang zu entgehen. So treibt die heutige Art industriel ler Entwicklung in doppelter Weise auf eine globale ökologische Ka tastrophe hin. (Vgl. Anhang III.) Die Gestaltung des wissenschaft lich-technischen Fortschritts als Mit tel, die eigene Entwicklung gegen und auf Kosten der Entwicklung der anderen Subjekte durchzuset zen, hat ein hohes Tempo und eine geringe Selektivität von Innovatio nen und wirtschaftlichem Wachs tum zur Folge: schneller sein als der andere; technischer Fortschritt als Selbstzweck bestimmt die Inno vationsstrategien aller/ Wirtschafts subjekte im Kampf um Selbsterhal tung, Profite und Macht. Dem wird die Selektivität von Innovationen hinsichtlich der möglichen, erreich baren, wünschenswerten und der zu vermeidenden ökologischen und so zialen Wirkungen auf die Menschen untergeordnet. Auch da, wo nega tive Langzeitfolgen erkannt und be kannt sind, werden verheerende Tendenzen fortgesetzt, denn wer zuerst aufhört, unterliegt der Kon kurrenz, und wer zuerst andere Wege sucht, trägt das größte Risiko, wirtschaftliche Verluste, Profitmi nimierung, Pleite, Machtverlust, wirtschaftlicher und sozialer Ab stieg. („Die eigentlichen Antriebs kräfte hinter den enormen tech nischen Entwicklungen und. Neue rungen —... werden genährt durch die Sucht einer wirtschaftlichen oder politischen Elite nach höheren Profiten und einer Ausweitung ih rer Macht. Unsere tägliche Erfah rung deutet darauf hin, daß unsere fundamentalen Lebensbedürfnisse immer mehr der Technik und den materiellen Bedingungen unter geordnet werden, anstatt daß' man umgekehrt die Technik und die ma teriellen Voraussetzungen so be nutzt- und entwickelt, daß die schwierigen und wirklich drängen den Probleme unserer Zeit einer Lö sung zugeführt ' werden. Das Schlimme scheint mir dabei zu sein, daß einige — oder vielleicht schon viele — das Absurde unserer Situa tion wohl erkannt haben, daß sie aber wegen der starken internatio nalen Verflechtung ; keine Möglich keit sehen, aus diesem Irrenhaus ohne katastrophale Folgen für sich aussteigen zu ' können. Eine bloße Einsicht in das Geschehen reicht aber nicht aus.“ Dürr, a. a. O.). Der Ausweg kann nur in einer grundlegenden Veränderung der Entwicklungslogik der menschli chen Zivilisation bestehen, weil nur dann die Ursache für die zerstöre- rischen Trends der Technik-, Öko nomie- und Ökologieentwicklung aufgehoben wird: War die Fähigkeit zu technischem Fortschritt und Wachstum zunächst entstanden als Fähigkeit zur Entwicklung gegen einander, so geht es heute um die Verwandlung dieser in ein Mittel ge meinsamer Entwicklung aller Sub jekte. Statt der Maxime „die eigene Entwicklung gegen die anderer Sub jekte und auf deren Kosten durch- zusetzen“ muß in Zukunft gelten: „die eigene Entwicklung durch und mit der Entwicklung der anderen Subjekte zu verwirklichen“. Folgte aus der alten Logik, daß die beste Entwicklung der eigenen Position, die Schwächung des anderen ist, so muß heute die Stärkung der gemein samen Positionen und damit auch die. Entwicklung des anderen bei der Lösung globaler Menschheits probleme als Moment eigener Ent-, Wicklung verstanden werden. Dann können eine hohe Selektivität des wissenschaftlich-technischen Fort schritts und die Bindung der Rich tungen, Strukturen, Proportionen und Tempi technischer und ökono mischer Entwicklung an die mögli chen und gewollten sozialen Fort schritte aller Subjekte der Weltwirt schaft durchgesetzt werden. Dann wäre technischer und ökonomischer Fortschritt zugleich auch sozialer. Diese Transformation muß heute in Gang gesetzt werden und wird einen längeren historischen Prozeß bestimmen. Diese Wende von der Logik der Entwicklung gegeneinan der zur gemeinsamen Entwicklung aller Subjekte Und die dazu not wendige Gestaltbarkeit, der wissen schaftlich-technischen Revolution sind aber Voraussetzungen für die Lösung der globalen Menschheits probleme und das Weiterbestehen der menschlichen Zivilisation. Die Notwendigkeit eines derarti gen Umbruchs steht für die gesamte Menschheit,, für alle ihre heutigen Gesellschaftssysteme und ihren Wechselseitigen Zusammenhang. Vom Standpunkt der verschiedener sozialen Subjekte und Gesellschafts ordnungen der heutigen Menschheit sind damit aber gemeinsame und spezifische, unterschiedene Bestim mungen sozialen Fortschritts ab zuleiten. Anhang III: Fakten zum globalen Problem der Unterentwicklung (Die im Material verwendeten Fakten stützen sich auf: Zerstörtes Gleichgewicht. Be völkerungsentwicklung als globales Problem. Hrsg, von Parviz Khalat- bari. Erscheint voraussichtlich 1990 im Akademie-Verlag, Berlin-) In den unterentwickelten Län dern, in denen heute bereits der weitaus überwiegende Teil der Menschheit lebt, entsteht gegenwär tig die Gefahr einer globalen Ka tastrophe. Diese Gefahr besteht in der virulenten Verquickung eines explosionsartigen ' Bevölkerungs wachstums, ökonomischer Rück ständigkeit, Unterentwicklung und Ausbeutung und sozialer und ökolo gischer Degeneration. Ursache dafür ist ein deformierter Prozeß der Auf lösung der traditionellen vorkapitali stischen Agrargesellschaften, der mit der Kolonialisierung begann, zu einer teilweisen Transplantation technischer, ökonomischer und kul tureller Momente kapitalistischer Gesellschaftsentwicklung führte, je doch ohne Herausbildung eines funktionsfähigen kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssy stems. Die Deformation der Entwicklung äußert sich hauptsächlich — in einer Störung des traditionel len demokratischen Gleichgewichts ohne Entstehung der für moderne Gesellschaften tupischen Mittels der Regulation und Gestaltung der de mographischen Entwicklung. Dies führt zu dem explosionsartigen An wachsen der Bevölkerung. — In der Störung und Überlastung und der schließlichen Zerstörung der traditionellen sozialökono mischen und ökologischen Wirt schafts- und Gesellschaftssysteme ohne Entstehung funktionsfähiger Alternativen. Das soziale Milieu ist nicht tragfähig für die immens wachsende Bevölkerung. Daraus entstehen miteinander ver quickte, sich wechselseitig beeinflus sende und verschärfende Krisen prozesse, die zu einer sozialen Ka tastrophe anwachsen, den Welt frieden und die Funktionsfähigkeit der globalen ökologischen und ökonomischen Systeme in. Gefahr bringen und — wenn die Lösung des Unterentwicklungssyndroms nicht wirksam in Angriff genommen wird — die ebenso zum Untergang der Menschheit führen können wie ein Ätomkrieg. 1. Explosionsartiges Bevölkerungs^- Wachstum Die mit der Aufhebung der vor kapitalistischen agrarischen Gesell schaften verbundene demographi sche Transition wird in Europa zu einem Wachstum der Bevölkerung auf das zwei- bis vierfache, in den unterentwickelten Ländern dagegen auf das sieben- bis zehnfache füh ren. Ein Bevölkerungswachstum auf 12 Milliarden, im schlimmsten Fall 15 Milliarden, im letzten Drittel des 21. Jahrhunderts ist durch die heu tige Zusammensetzung der Weltbe völkerung schon vorprogrammiert: Das ist etwa das drei- bis vierfache der heutigen Weltbevölkerung (3,7 Mrd.). Eine Aufgabe ist, sich auf diese unvermeidliche Entwicklung einzustellen, vor allem ökonomi sche, soziale und ökologische Vor-' aussetzungen zur Bewältigung die ses Wachstums zu schaffen. Die an dere besteht darin, das Bevölke rungswachstum heute wirksam ab-, zubremsen. Regulatoren zu instal lieren, die ein unkontrolliertes, spon tanes Wachstum im kommenden Jahrhundert beenden. Die in die; agrarischen Gesellschaften „trans plantierte Industrie entwickelte sich in einer vorkapitalistischen, tra ditionellen Umgebung, ohne jedoch diese Umgebung positiv zu verän dern und zu entwickeln ... Durch die Konservierung der traditionel len Wirtschaft, vor dllem des Agrar sektors, blieben in erster Linie in den ländlichen Gebieten als Haupt- konzentratiohsorten der Bevölke rung die vorherrschenden WCrt- maßstäbe, Gewohnheiten, Sitten und Gebräuche weitgehend erhal ten, die auf eine hohe Geburtenrate orientieren.“ Dabei wird nicht nur das traditionelle Gleichgewicht zer stört und die Herausbildung moder ner demographischer Regulation verzögert. „Es geht vielmehr um die Zerstörung des gleichgewichtigen Verhältnisses zwischen der wachsen den Bevölkerung und der gerinffefi Tragfähigkeit des rückständigen so zialen Milieus.“ (Ebenda, S. 112 f.) 2. Arbeitslosigkeit, Unterbeschäf tigung und Armut Die rasch wachsende Bevölkerung und das Zurückbleiben oder gar Stagnieren der Wirtschaft führt zu einem wachsenden Druck auf die vorhandenen Produktionsbedin gungen und Arbeitsmöglichkeiten. In der Landwirtschaft äußert sich dieser Druck in Überbevölkerung, Unterbeschäftigung und der sin kenden Fläche Pfo Bauer bzw. Haus wirtschaft, Abtvandern in die Städte. Die Anbaufläche pro Kopf der Bevölkerung ging 1960 1,3 Hektar auf 1980 0,23 Hektar zurück. Landlosigkeit oder Landmangel füh ren zur Abwanderung in die Städte, weder die Industrie noch der Dienst leistungssektor aber können diesen Zuwachs aufnehmen. Eher führt die Zerstörung traditioneller handwerk licher Gewerbe -durch moderne In dustrie oder Konsumgüterimport dazu, daß mehr Arbeitsplätze zer stört als neu geschaffen werden. Es vollzieht sich eine massenhafte Um wandlung entwurzelter Bauern und anderer traditioneller sozialer Grup pen in beschäftigungsloses Lum penproletariat. Für die 70er Jahre, werden 283 Millionen Arbeitslose (gegenüber 30 Millionen in den entwickelten Län dern) und 421 Millionen Unterbe schäftigte geschätzt. Wachsende Armut ist die Folge: 1,2 Milliarden Menschen verfügen über ein Einkommen unter 115 US- Dollar. davon 706 Millionen unter 95 Dollar jährlich. Zwischen 25 Pro zent (erdölexportierende Staaten). 57 Prozent (Asien ohne China) und 91,2 Prozent der Bevölkerung (tro pisches Afrika) sind außerstande, Grundbedürfnisse zu befriedigen. Das sind 1166 000 000 Menschen, 1,16 Milliarden. 3. Unterernährung, Hunger, Krankheit, Tod In 69 Ländern der Erde sinkt die Nahrungsmittelproduktion pro Kopf. 2324 kcal pro Tag stehen im Durchschnitt dem einzelnen in unte rentwickelten Regionen zur Verfü gung, nur 2151 sind es in Südost asien — gegenüber 3395 in entwik- kelten Ländern. Noch bedenklicher ist die Unterversorgung mit Protei nen, Vitaminen und Mineralstoffen, die zu Krankheiten, Unterernäh rung und Hungersnöten führt. Hun gersnöte und Hungerstote: 1961 — China 9 Mill. Tote 1968/69 — Biafra 1 Million ( 1972 - Indien 800 000 Tote 1972/74 - Äthiopien 200 000 1983 — Äthiopien 300 000 1979 — Kampuchea 500 000 Tote. 4. Zerstörung der Ökosysteme Die Zerstörung der Wälder — bis zum Jahr 2000 werden rund 12 Pro zent der tropischen Regenwälder vernichtet sein, jährlich wird eine Fläche von der Größe der DDR zer stört — ist eine der gravierenden ökologischen Folgen der Unter entwicklung. Die Ursache ist einmal der Mangel an fruchtbarem Boden, der zu unsachgemäßen Abholzun gen der Wälder führt. Nach weni gen Nutzungsjahren erodiert der ge wonnene Boden. Der Export von Holz zur Gewährleistung des Schul dendienstes ist eine weitere Ursa che. Aber auch die Deckung des Energiebedarfs durch Brennholz trägt erheblich zur Vernichtung der Wälder bei. Rund ein Drittel der Menschheit deckt den Energiebe darf durch Verbrennung von Holz in überwiegend höchst uneffektiven Feuerstellen. In vielen Regionen ist der Holzeinschlag größer als die nachwachsende Menge. Im Jahr 2000 werden drei Milliarden Men schen unter Brennholzmangel lei den, werden frieren und kein Essen kochen können. Von ihnen ist ein schonender Um gang mit den Wäldern nicht zu er warten, es sei denn, ihnen werden Alternativen geboten. Mit dem Waldsterben, geht ein es kalierendes Aussterben von Pflan zen- und Tierarten einher: Bis zum Jahr 2000 werden es eine Million Ar ten sein. (Hillary: Zeitbombe Umr weit. Ökologie 2000, München 1986): Die Bodenzerstörung ist eine Folge der Überbeanspruchung der Äcker, der Überweidung, unsachgemäßer Behandlung, fehlender Wiederauf forstung, Verringerung der Brache und ähnliches. Pro Jahr werden etwa 5 bis 7 Millionen Hektar Bo den zerstört und 21 Millionen schwer geschädigt und nahezug un brauchbar. Jährlich wachsen die Wüsten um 60 000 bis 70 000 Qua dratkilometer. 5. Soziale Degradation Auf der Suche hach Arbeit und Nahrung verlassen die Bauern die ländlichen Gebiete und .wandern in die Städte, wo die Hoffnung auf Ar beit, Siedlungsmöglichkeit und Brot nicht oder nur höchst unzureichend erfüllt werden kann. Um nicht ver hungern zu müssen, scheuen die Zu wanderer vor nichts zurück; Stun denjobs, Betteln, Prostitution, Klein kriminalität, Rauschgiftproduktion und -handel. Sie bilden auch ein Re servoire für organisiertes Verbre chen, internationalen Terrorismus und Extremismus. Dieser soziale Pro zeß ist keine Entwicklung, kein Wandel vom Bauern zum Lohnar beiter, er ist Zerfall sozialkulturel ler Systeme ohne Bildung neuer, funktionsfähiger V ergesellschaf- tungsformen. Die sich hier an bahnende soziale Katastrophe be droht auch die entwickelten Länder. Bertrand Russel: „Nichts könnte einen Wasserstoffbombenkrieg be reitwilliger auslösen, als die dro hende, durch Überbevölkerung ausgelöste Verzweiflung.“ 1960 gab es 60 Städte mit mehr als 500 000 Einwohnern. 1980 waren es schon 177. 1985 wohnten 1,2 Mrd. Menschen in Städten. Die Stadt Me xiko z. B. hatte 1900 1,2 Mill. Ein wohner, 1940 1,7 Millionen und 1980 16,7 Millionen Einwohner, 15 000 In dustriebetriebe, 2,5 Mill. Kfz und muß täglich 13 000 t Hausmüll be seitigen. Dieses Wachstum konzentriert sich auf wenige große Städte, Klein- und Mittelstädte fehlen oft oder spielen kaum eine Rolle: In 33 unte rentwickelten Ländern lebt mehr als ein Drittel der Stadtbevölkerung und in 22 Ländern mehr als die Hälfte in der größten Stadt des Lan des. Ein bis zwei Drittel dieser Be völkerung lebt in Elendsvierteln: in verkommenen Mietskasernen mit weniger als zwei Quadratmetern Wohnfläche pro Kopf, noch häufi ger aber in sogenannten untergeord neten Wohngebieten, Slums. Diese Gebiete sind stadttechnisch wenig erschlossen (Verkehr, Wasser, Ab wasser, Müll, Elektrizität), es man gelt an Toiletten und hygienischen Einrichtungen. Bei diesem Wachstum der Städte, der Slums, der degradierten und z. T. desozialisierten Bevölkerung handelt es sieh um unkontrolliertes, nicht gestaltbares Krebswachstum, das unvorstellbar bedrückend auf die sozialen Verhaltensweisen wirkt; Soziale Unruhen, ethnische Spannungen, politische Instabilität und Abenteurertum, Krisen und re gionale Konflikte sind potentielle und reale Gefahren dieser Situation Wie sollen Menschen friedensfä hig sein und auf die Interessen der Menschheit und der nachfolgenden Generationen achten, wenn sie hun gern, frieren, keine Kleidung, keine Wohnung haben und keiner sinn vollen Arbeit nachgehen können? „Die Symptome der Unterentwick lung können ein unerträgliches Aus maß erreichen und dadurch sogar als selbständig und unkontrolliert wirkende Faktoren den Frieden ge fährden. Denn nichts kann einen Krieg bereitwilliger auslösen, als drohende durch Armut von Milliar den Menschen ausgelöste Verzweif lung. So wird die Unterentwicklung zu einer globalen Gefahr für die ganze Welt und stellt sich als ein wesentliches Element der gegen wärtigen Krise der Zivilisation dar. Aus dieser Sicht betrachtet, wird die Überwindung der Unterentwick lung noch dringender und zu einer Aufgabe, die alle Länder, die kapita listischen, die sozialistischen und die Entwicklungsländer selbst an- geht.“ Die Lösung dieser Aufgabe „er fordert bezüglich der Kriterien für den gesellschaftlichen Fortschritt ein Verlassen nationaler Sichtwei sen. Das, was bisher für die' Ent wicklung der eigenen Nation gut war, muß auf seine Richtigkeit, Tauglichkeit und Adäquatheit be züglich der universellen Interessen der gesamten Menschheit überprüft werden. . ttcc U. Der Erfolg sowohl bei der Aus prägung neuer Strukturen der in ternationalen Arbeitsteilung, bei der Suche nach der prinzipiell neuen Art des ' industriellen Fort schritts, der Umkehrung des Netto- Ressourcenflusses zwischen entwik- kelten und Entwicklungsländern und der Überwindung der drohen den Gefahren wird wesentlich da von abhängen, wie schnell sich der Sozialismus und ein zur Friedens- und Reformfähigkeit gezwungener Kapitalismus den globalen Heraus forderungen stellen und ihre krea tiven Potenzen den lebensspenden den Funktionen der Erde zuwen den.“ (Zerstörtes Gleichgewicht, a. a. O., S. 319 f. und 339.) Für alle Subjekte der Menschheit muß gelten: 1. Fortschritt muß die Unterord nung eines Subjekts unter andere ausschließen, progressiv sind nur solche Veränderungen des materiell len oder geistigen Lebensprozesses der Gesellschaft, die den Spielraum für die Entwicklung aller betroffe nen Subjekte erhöhen, wenigstens nicht vermindern. Entwicklung auf Kosten anderer zerstört heute die Lebensgrundlagen aller, ist kein Fortschritt. 2. Fortschreitende Erweiterung des Entwicklungsraumes der Sub jekte hat die Entwicklung der Pro duktivkräfte, Steigerung der Effek tivität und Produktivität des ma teriellen Reproduktionsprozesses,' Er höhung der Rentabilität eingesetz ter Ressourcen und die Erzeugung- disponibler Überschüsse und freier Zeit zur Voraussetzung. Effektivi- tätssteigerung und wirtschaftliches Wachstum sind Kriterien gesell schaftlichen Fortschritts, aber, nur dann, wenn sie Raum für die Ent wicklung der Subjekte schaffen, der nicht auf Unterordnung beruht und die Entwicklung anderer Subjekte nicht untergräbt. 3. Für die derzeitige globale Si tuation der Menschheit besteht der soziale Fortschritt erstens in der Lö sung der globalen Menschheitspro- bleme, also der Erhaltung der Menschheit und ihrer Evolutions fähigkeit selbst. Er besteht zweitens in der Schaffung der Mittel dafür, also in der Reorganisation der in ternationalen und nationalen poli tischen und Wirtschaftssysteme ent sprechend der erforderlichen Logik gemeinsamer und gestalteter Ent wicklung. Es geht dabei um eine neue demokratische Weltwirtschafts ordnung, politische und militärische Ordnung, die Unterordnung und Entwicklung gegeneinander und auf Kosten anderer schrittweise ein schränkt und ausschließt und Raum für gemeinsame militärische, politi sche und wirtschaftliche Sicherheit, Existenz und Entwicklung schafft. Dann kann Entwicklungskoopera- tion bei der Lösung der globalen Menschheitsprobleme — Frieden und Abrüstung, Ökologie, Unter entwicklung und Arbeit — die er forderliche Gestaltbarkeit der wis senschaftlich-technischen Revolu tion und des wirtschaftlichen Wachstums im Interesse des sozia len Fortschritts ermöglichen. punkt verschiedener sozialer Grur- pen in den entwickelten kapitalisti schen Ländern. Für die Verlierer der heutigen so zialen' Differenzierungsprozesse geht es um die Erhaltung bzw. Wie dergewinnung einer akzeptierten so- llen Existenz' und um Bedingun gen, die eigene Entwicklung wie r in Gang setzen zu können: Arbeits plätze, Umschulung, Bildung, Re- Sozialisierung, Mitbestimmung. Für die sozial sichergestellten Ge winner, die über qualifizierte Ar beit und ausreichende bis gute Ein kommen verfügen, geht es darum, qualifizierte Arbeit und hohes Kon- sumniveau in wirkliche Individuali- fätsentWicklung Umsetzen zu kön nen. Dafür ist kompetente und ver antwortliche Gestaltung des eigenen Lebensprozesses — in Gemeinschaft mit den Interessen aller anderen Subjekte — erforderlich. Durch De mokratisierung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entschei dungsprozesse, durch mehr und wirksamere Mitbestimmung in Be- trieb, Staat und Gesellschaft müs sen die kreativen Fähigkeiten mo derner, qualifizierter Arbeiter und Angestellten zur kompetenten, ver antwortungsvollen Umgestaltung der Gesellschaft in ökologischer und sozialer Hinsicht nutzbar werden. Nur-dann kann auch für diese sozia len Gruppen eine Entwicklung der eigenen Bedürfnisse und Interessen akzeptabel und progressiv werden, die in Einklang mit den Lebensin teressen anderer nicht auf stetig wachsenden Konsum gerichtet ist, sondern auf eine hohe Lebensquali tät bei minimaler Belastung von Ressourcen und Umwelt. Eine sozial progressive Reorgani sation der modernen Gesellschaften muß auch zu mehr Gleichberechti gung und Chancengleichheit für ver schiedene soziale Klassen und Grup pen führen, Rassen-, Geschlechter- Und Generationsungleichheit über winden helfen, soziale und politi sche Rechte von Minderheiten bes ser schützen. Sozialer Fortschritt erfordert für die Wirtschaftssubjekte, Kapital verwertung, ökonomische Rentabili tät und wirtschaftliche Macht nicht Weiter als alleinige oder entschei dende Kriterien gelten zu lassen, sondern-mit den Entwicklungsinter essen anderer Subjekte — der Lohn arbeiter, der Konsumenten bzw. An- wender der Produkte, der unter entwickelten Länder — und ’ mit ökonomischen u. a. Interessen zu verbinden. Nicht die Verwertung für sieh sondern die jeweils kon kret herzustellende Interessenüber- einstimmung muß Kriterium pro gressiver Gestaltung der wirt- schaftsstrategie werden. Diese Ver- anderung der Selektionsrichtung er fordert eine tiefgreifende Reforma- । tion der Weltwirtschaft und der wirtschaftlichen und politischen Re- gulationssysteme’aller Länder. Für eine derartige Entwicklung in nerhalb des Kapitalismus bestehen einerseits bestimmte Voraussetzun gen, die in der bisherigen Entwick lung des Monopolkapitals bereits sichtbar sind und sich teilweise im 'Wandel der wirtschaftlichen und po litischen Strukturen und Regula tionssysteme befestigt haben. Be- reits heute beruht die Entwicklung des Kapitals in wichtigen Feldern nicht mehr allein auf der Subsum tion der Lohnarbeiter und anderer ■sozialer Gruppen unter das Kapital, sondern auch schon auf der Suche nach Herstellung gemeinsamer und übereinstimmender Entwicklungs- felder und -interessen. Damit ging auch eine Demokratisierung der ökonomischen und politischen Ent scheidungsprozesse im modernen Kapitalismus einher. Sozialer Fortschritt heute ist die Verwandlung der Wissenschaft, der sachlichen Reichtumsproduktion, der Kultur und Kommunikation in Mit tel der gemeinsamen Entwicklung aller Subjekte der Menschheit. Dieser Inhalt sozialen Fortschritts’ heute ist auf eine Demokratisierung der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Reproduktionssysteme gerichtet, weil Demokratie, soziale und politische Menschenrechte für alle heute existenziell für den Fort-, bestand der Zivilisation sind. Dieser globale Inhalt sozialen Fortschritts wird sich in Abhängig keit von der konkret-historischen re gionalen und sozialen Lage der ver schiedenen 1 Völker und sozialen Gruppen in differenzierten, besonde ren Fortschrittsinhalten äußern. Für alle sind Frieden und Erhaltung bzw. Wiederherstellung funktions fähiger Ökosysteme die Grundvor aussetzung. Für die Mehrzahl der Menschen in den unterentwickelten Ländern geht es um minimale Existenzbe dingungen: eine menschenwürdige Arbeit und Einkommen, Ernährung, Bekleidung, Behausung, Heizung und um die Chance, durch eigene' Arbeit die eigene Entwicklung ge stalten zu können, die Vorzüge der Weltgemeinschaft und der Weltwirt schaft für die Entwicklung der eige nen traditionellen Produktions- und; Lebensweise und Kulturen nutzen zu können. Differenziert sind auch die heuti gen Förtschrittsinhalte vom Stand- Diese sozial progressiven Tenden zen sind aber keine Resultate kapi- talimmanenter Antriebe, sondern ge hen aus 'den Kämpfen der Arbeitet- und anderer progressiver Massen bewegung • hervor. Sie werden. noch begrenzt und oft dominiert durch die traditionelle Logik der Unter ordnung: Zwei-Drittel-Gesellschaft. Lösung der eigenen Entwicklung durch Expansion auf dem Welt- markt — auf Kosten anderer Ver chuldung der unterentwickelten Länder, Ein-Drittel-Welt u. a. Stich worte skizzieren, in welchem Maße bornierte Formen der Kapitalver wertung und Machtpolitik progres sive Ansätze noch dominieren. Aller dings treffen die existenziellen B dröhungen der globalen Problem® auch' das Kapital, und auch Kapita kann künftig nur verwendet wer. den, ' wenn es sich den existenze. haltenden Erfordernissen unterord net. Damit gibt es die reelle Chanc durch progressive soziale Bewegun geft — wie Friedens-, Arbeiter-, Ök0n lögie- und Demokratiebewegungen und Bürgerinitiativen — Kräh, teverhälthisse zwischen aggressiven, konfrontativen, sozialkonservative Kräften einerseits und reformorien. tieften, ' kooperativen oder progres. ’siven Bewegungen andererseits. Wee sentlich izu verändern. So könnt eine Situation geschaffen werden. 1 der Kapitalverwertung nur in U be einstimmurig mit den grundlege r den Interessen anderer sozialer Gruppen möglich wird und in daher eine', demokratische ReorgAei- sationder wirtschaftlichen Entsenme dungs- und Regulierungssyst vorankommt.
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