Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1989
- Erscheinungsdatum
- 1989
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198900008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19890000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19890000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1989
-
- Ausgabe Nr. 1, 6. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 13. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 20. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 27. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 3. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 10. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 17. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 24. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 3. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 10. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 17. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 27. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 31. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 7. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 14. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 21. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 28. April 1
- Ausgabe Nr. 18, 5. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 12. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 19. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 26. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 2. Juni 1
- Ausgabe Nr. 23, 9. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 16. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 23. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 30. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 7. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 14. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 21. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 28. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 1. September 1
- Ausgabe Nr. 32, 8. September 1
- Ausgabe Nr. 33, 15. September 1
- Ausgabe Nr. 34, 22. September 1
- Ausgabe Nr. 35, 29. September 1
- Ausgabe Nr. 36, 6. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 37, 13. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 20. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 27. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 3. November 1
- Ausgabe Nr. 41, 10. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 17. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 24. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 1. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 45, 8. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 46, 15. Dezember 1
-
Band
Band 1989
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die Zweite Der soeben gewählte „Unabhän gige Studentenrat“ soll ab sofort im Interesse aller KMU-Studenten tüch tig auf den Tisch klopfen. Aller dings will das noch jemand. Die FDJ. Sie ist nämlich vor dem Gesetz nach wie vor der Interessenvertre ter der Studenten. Fortan also derer zwei — für die Durchsetzung der In teressen doppelte Gewähr oder aber zuviel des Guten? Für den Stu dentenrat scheint die Ko-Existenz beider Vertretungen zunächst ein mal gar kein Problem zu sein. Mit initiator Stefan Morch (Sektion Theologie) jedenfalls versteht die FDJ gleichsam als Partei, den Rat aber als Parlament. Gänzlich ver Unproduktiv? — Ja, noch! Noch ist das Verhältnis zwischen Studentenrat und FDJ eher von Mißverständnissen. von Be merkungen zum Selbstverständ nis des anderen gekennzeichnet als von einem produktiven Mit einander zur Lösung der wahr lich reichlich anstehenden Pro bleme. Und ein gut Teil dieser Si tuation geht auf Rechnung der FDJ. Denn es wurde nicht deut lich — vielleicht ist es uns selbst noch nicht deutlich genug — es geht nicht um Konkurrenz oder Wettbewerb. Ich finde es nicht gut. wenn sich studentische Arbeitsgruppen bei der FDJ und beim Rat zu brennenden Problemen der Stu denten bilden und dann nicht ge meinsam arbeiten. Die Aufgabenbereiche von Rat und FDJ sind abzustecken — da, wo man sich trifft, sollte auch zu sammengearbeitet werden. Dazu gehört auch, daß sich die FDJ völlig neu konstituieren muß. an der Uni und insgesamt — als Or ganisation derer, die sich in ihr organisieren wollen. Genau dort liegen die Möglichkeiten der FDJ und im Lande, wenn sie ra dikal reformiert wird, vielleicht als Dachverband, vor allem aber nur. wenn ihre Mitglieder aktiv in ihr bzw. durch sie Interessen vertreten wollen und können. Und produktive neue wie auch gute traditionelle Anknüpfungs punkte gibt es eine ganze Menge. GERD SEWALD. amt. 2. Sekretär der FDJ-KL Jurostvdenten gegen Studentenrat? Die Studenten der Rechtswissen schaft an unserer Universität sind unter Anhängern des Studentenra tes ins Gerede gekommen, weil sie angeblich gegen den Rat und die Konzeption aufgetreten seien. Dazu ein Gespräch mit JAN FROT SCHER, SG 88-2 von der Sektion Rechtswissenschaft. Stimmt es, daß die Jurastudenten sich gegen Rat und Konzeption ge wandt haben? Wir haben eine Unterschriften sammlung organisiert, die sich aber lediglich gegen die Art und Weise des Zustandekommens der Konzep tion gerichtet hat. Unterschrieben haben etwa 100 Studenten verschie dener Sektionen. Doppelte Gewähr oder zuviel des Guten? reits die einzige Übereinstimmung, wir zur Mitarbeit bereit. ihren Feh die Offen - funktio- ebenfalls keine Par in der Ver- in Stefans für das Leistungsprinzip. Natürlich ist die FDJ tei. Allerdings wirkte sie gangenheit — nicht nur essenvertreter aller Studenten sein kann, gleich ob Christ. Liberaldemo krat oder Sozialist? Dann scheinen mir zwei Vertretungen wirklich des Guten zuviel. Diesen Fall sollte der - Studentenrat dringend auch in sei ner Konzeption erwägen. Und klä ren: Will er für alle auf den Tisch oder lediglich der FDJ auf die Fin ger klopfen? breite Mitwirkung aller...“ Das je denfalls las ich bei Meyer noch un ter dem Stichwort „demokratischer Welche Reaktion gab es auf eure Kritik? Am 7. 11. kam es zu einer Aus sprache zwischen vier Studenten un serer Sektion und etwa zehn Vertre- Ihr seid also nicht gegen den Stu dentenrat? Welche konkreten Einwände hat tet ihr? CLAUS STÄCKER. Sektion Journalistik. SG 8/01 tern von gruppe, vertraten sich bei lieh seine Berechtigung. Außerdem ist er von der Mehrheit gewählt wor den. Und schließlich wird seine Ar beit den Umgestaltungsprozeß der FDJ ganz sicher stimulieren.' Dop pelte Gewähr also. Was aber, wenn die Reformen in der FDJ durchgesetzt sind? Wenn der Jugendverband objektiv Inter ¬ niert selbstverständlich nur MIT „Basis“. Die FDJ will nun aus lern lernen. Und geht in Nach unserer Auffassung geht es nicht, daß ein Studentenrat gewählt wird, bevor inhaltliche und kon zeptionelle Fragen geklärt sind. Zu dem war die Versammlung der Se minargruppenvertreter am 26. 10. nicht legitimiert, eine Konzeption vorläufig in Kraft zu setzen. An gekündigt war lediglich eine Infor mationsveranstaltung. Bezeichnend für die ungenügende Vorbereitung war auch die öffentliche Studenten ratstagung am 9. 11., wo grundle gende Fragen der Arbeit, z. B. die notwendigen Mehrheiten bei Ab stimmungen, nicht geklärt waren. Nein, auf keinen Fall. Wir wollen aber einen Studentenrat, der tatsäch lich demokratisch legitimiert ist und auch in Verfahrensfragen sau ber arbeitet. In diesem Sinne sind Zentralismus“. Letzterer reine Formfragen handele, die sie wohl als sekundär ansahen. Nicht gefallen hat mir, daß einige mit der Devise ins Gespräch gingen, wer nicht für uns ist,' ist gegen uns. schiedene Ebenen also. Und Kon kurrenz existiert demzufolge über haupt nicht. Der neue FDJ-Erste Dietmar Mülsch dagegen sieht auf sich und seine Organisation sehr wohl einen Wettbewerb zukommen. Für den von ihm angestrebten Reformprozeß innerhalb des Jugendverbandes er kennt er im Studentenrat eine Her ausforderung. aber auch Chance. Er plädiert in diesem Zusammenhang sive. was heißt, an die Substanz: In- teressenverbände statt parteiadä quate Strukturen, Direktwahl und jederzeitige Absetzbarkeit der 1. Se kretäre. keine Unterordnung unter die Bezirksleitung. Entbürokratisie rung, Neuformulierung des Verhält nisses zur SED. Erweiterung es po litischen und weltanschaulichen Spektrums. Und nicht zuletzt: Na tionaler Studentenbund innerhalb des Jugendverbandes. Das' alles ist Inhalt neuer Konzepte auf dem Weg zu einer Art „Jugendgewerkschaft“. Diese Neuprofilierung geschieht natürlich nicht von heut auf mor gen. Insofern hat der Studentenrat als Sofort maßnahme selbstverständ- Schade um diese 90 Minuten, auch wegen ihrer Unsachlichkeit! Stu dentenrat und FDJ-Kreisleitung hat ten einer gegenseitigen Anhörung zugestimmt, um eventuelle Ge meinsamkeiten in ihren Anliegen herauszufinden. Dies war aber be- Rat und Koordinierungs- Unsere Gesprächspartner den Standpunkt, daß es unseren Einwänden um Augen — in der Tat weniger wie ein Interessenvertreter der Jugend als vielmehr wie ein für aktuelle SED- Vorhaben gut zu handhabendes Werkzeug. Die FDJ hat versagt. Ihre Funktionäre seien entmündigt, die Organisation diskreditiert wor den. schrieben die Studentenrats- Protagonisten deshalb in ihre Präambel. Nach ihrer Meinung schuld an allem: der demokratische Zentralismus. Diesen aber will die FDJ auch weiterhin praktizieren. Grund genug also, mit „Basisdemo kratie“ einen völlig neuen Versuch außerhalb der FDJ zu starten. Doch was hier so avantgardistisch scheint, deckt sich in vielem mit dem Alten: „Wählbarkeit der Lei tungen. Rechenschaftspflicht. Ab setzbarkeit aller Leitungsorgane. Schade drum! Anscheinend ist diese FDJ-KL unse Soll mir keiner" sagen, es gäbe bei des nicht im Denken der FDJ- Reformer, zumindest in dem der Autoren des Kreisleitungspapiers. Nachzulesen im Interview mit D. Mielke (siehe OHNE FILTER vom 17. 11.). Nach seinen Worten fühlten sich die FDJ-Autoren verpflichtet, ein „Konzept zu erarbeiten, diese In teressen (die der Studenten — d. A.) in solche Bewegungsformen zu len ken (! Hervorheb. d. A.), daß sie kon Vorschläge seitens des Studentenra tes bei der gemeinsamen -Beratung am 16. 11. nachvollziehen kann, so wenig Verständnis habe ich für das fehlende „realpolitische“ Augenmaß des Rates an diesem Abend. Es kann nicht gut sein, wenn über großen, grundsätzlichen Polemiken vergessen wird, worum es eigentlich gehen sollte: Studentische Inter essen sollen endlich wirklich wahr genommen werden. Dazu braucht es rer Uni so sehr mit ihrer Selbstfin dung beschäftigt, daß sie sich mit anderen Ideen einer basisdemokra tischen Interessenvertretung in haltlich noch nicht auseinander setzen konnte. Ansonsten wäre schon in der Vor konzipierung die nun dem Stu dentenrat vorgeschlagene Variante herausgefallen. So sehr man dort be müht ist, zwei unterschiedliche Ebe nen in ein (nur!) Denk Schema zu pressen, muß scheitern. Bleibt zu sagen, daß für mich die einzige Überlebenschance für alle FDJ-Organe in der Umprofilierung der Ziele besteht. Entweder, sie kon stituieren sich als politische Vereini gung — nämlich als kommunisti schen Jugendverband — oder sie heben sich selbst auf. Doch das ist al Gegen Alleinvertretungsanspruch und Obhutspflicht! struktive Berücksichtigung und Um setzung finden können“. Der Stu dentenrat scheint für D. Mielke keine solche Form zu sein, da er er klärt, es gelte für die FDJ „Gemein samkeiten (der Studentenschaft — d. A.) zu fixieren, Wege ihrer Um setzung zu beraten und innerhalb zu konstituierender (!) Bewegungs formen zu realisieren“. Aber eben solche Formen konstituieren sich doch bereits! Und so bleibt es un einsichtig, warum Studentenrat und FDJ parallele Vermittler/Durchset- zer studentischer Interessen sein sol len. Sosehr ich aus diesem Grund die massive Ablehnung der FDJ- m. E. konkrete Vereinbarungen dar über, auf welchen Gebieten man wie Zusammenwirken will und kann. Denn nach wie vor ist die praktische, wirklich Verände rungen bewirkende Arbeitsfähigkeit des Rates bisher nur behauptet, noch nicht erwiesen. Wenn also nicht schnellstens neben grundsätz lichen endlich auch praktische Ent scheidungen zu gemeinsamem Han deln in Tagesfragen getroffen wer den, droht die Vision der FDJ-KL wahr zu werden: Der Rat löst sich wegen Unfähigkeit selbst wieder auf, und die FDJ wird zu dessen Konkursverwalter. Es wäre schade um den Rat. A. POGUNDKE lein Problem der FDJ. Natürlich, eine Gemeinsamkeit ist damit nicht ausgeschlossen: Der Stu dentenrat versteht sich als Gewerk schaft aller Studenten, somit auch jener, die sich in einem kommuni stischen Jugendverband politisch- ideologisch vertreten fühlen. Will die FDJ-KL deshalb nicht als Spalter dastehen — wovon sie sich eindeutig und entschieden auf dieser Sitzung distanzierte, und was sie als das Schlimmste für die Ju gend betrachtet — , muß sie erken nen, daß eine Studentenschaft nicht zwei Interessenvertreter braucht. Strukturgerangel ist Zeitverlust! KATJA HERR (Das Gespräch führte RALF EGGERS.) Auf Beschluß der FDJ-Kreis- leitung wird für den 13. Dezem ber 1989 eine außerordentliche Kreisdelegiertenkonferenz der FDJ einberufen: Zeit: Mittwoch, 13. 12. 1989, 18.00 Uhr Ort: Hörsaal Physiologie des Karl-Ludwig-Instituts Tagesordnung: — reale Einschätzung der poli tischen Lage an der Kreisorgani sation der FDJ — Kassensturz der Kreisorgani sation der FDJ — Diskussion über Inhalte, Struk turen und Perspektiven eines freien Studentenbundes an der Karl-Marx-Universität — Abstimmung über die Grün dung eines freien Studentenbun des an der Karl-Marx-Universi tät — Wahl eines Übergangsgre miums bis zur Konstituierung al ler Strukturen eines freien Stu dentenbundes an der Karl- Marx-Universität (für den Fall seiner Gründung) Die Dritte Zwischen Leistung Plädoyer für die historische Methode Marx ist die Theorie — Murks ist die Praxis, las ich unlängst auf einer Bank im Hörsaal 16. Und die ser Spruch markiert genau das Di lemma, in dem wir mit dem MLG stecken. Es abzuschaffen, wie man cher derzeit fordert, halte ich für Demagogie. Wer ehrlichen Herzens für die Erneuerung des Sozialismus in unserem Lande eintritt, der kommt um ein Ja zur Beschäftigung mit den weltanschaulichen Grund lagen unserer Gesellschaft und ih rer Bewährung in der Geschichte — so oder so — nicht herum. Nur darf man diese Grundlagen nicht zum PRO Nonplusultra erklären, sie auf den Sockel stellen, wo ein kritisches Hin terfragen unmöglich wird. Der Marxismus/Leninismus darf nicht enthistorisiert, dogmatisiert oder simplifiziert werden. Nein, was not tut, scheint mir das Begreifen der Methodologie der Klassiker zu sein, wie sie immer wieder neu an die Analyse der Gesellschaft ihrer Zeit herangingen. Wir brauchen künftig ein verstärktes Prinzip der histo rischen Methode. Weniger eine Summe allgemeiner Lehrsätze, die mit mehr oder weniger Krampf ein Theoriengebäude zusammenhalten, was angesichts der Umbruchsitua tion in fast allen sozialistischen Län dern historisch überlebt ist. Also heran an die historischen Quellen mit der Befähigung zu ihrer Aus wertung! Und wie? Ich stelle mir eine Entflechtung des zentral vor gegebenen Studienplane's vor, mehr wahlobligatorische Seminare und J^ehr reihen zur Revolutionsfor schung (Haben wir dafür in Leipzig nicht sogar ein interdisziplinäres Zentrum?) und eine Erhöhung des Anteils der eigenständigen Arbeit der Studenten mit bestimmten In halten und Werken der Klassiker vor. Aber nicht nur mit ihnen al lein! Der Marxismus/Leninismus entstand und entwickelte sich in der Polemik mit vielen anderen Theorien und Weltanschauungen. Darauf nahm das MLG bisher nur wenig oder einseitig Bezug. In die sem Sinne mag man über die künf tige Bezeichnung für ein MLG strei ten. Es bleibt für mich jedenfalls dabei, daß wir für den Erneuerungs prozeß alles brauchen, was neben den geschichtlichen Erfahrungen der Arbeiterklasse und ihrer Par teien zu den allgemein-menschli chen Werten (von der Theologie der Befreiung bis zur chinesischen Phi Große Aufregung bei künftigen ML-Lehrern! Der Rektor schlägt dem Konzil vor, künftig keine Leh rer der jeweiligen ML-Teilbereiche auszubilden, sondern nur noch Fach wissenschaftler (die dann auch in der Lehre einsetzbar wären). Dü stere Aussichten? Diskussionen unter den übrigen Kommilitonen der jeweiligen Sek tionen, so auch unserer, der Sektion Geschichte: Da künftig auch ML- Lehrer als Diplomhistoriker ab schließen sollen, wird eine „Histo riker-Schwemme“ befürchtet, die die ohnehin magere Stellensituation für Absolventen in diesem Bereich weiter verschärfen könnte. Mir scheint, daß hier die bisherigen Hi storiker-Studenten vor der Wirkung der — immer wieder lautstark ge forderten — Durchsetzung des Lei stungsprinzips zurückschrecken: Nur die Besten werden die wirklich guten Stellen ergattern können — was ist daran so schlimm? (Voraus gesetzt werden muß dabei natürlich eine Transparenz, die Schiebung. Be trug und „wirksame Beziehungen“ ausschließt.) Zum anderen ist da die' Diskus sion um das Stipendium. Zur Erin nerung: ML-Lehrer-Studenten ha ben ein dreijähriges Vorpraktikum zu absolvieren und erhalten 80 Pro zent des damaligen Durchschnitts verdienstes als Stipendium. Rund und Geld 600 Mark pro Student — was dem zwei- bis dreifachen Stipendium eines „normalen“ Studenten ent spricht. Angesichts dieses Widerspruchs wird die Initiative der SG 86-01 un serer Sektion wohl zur einzig mög lichen Alternative: 10 der 13 Stu denten dieser Gruppe haben vor geschlagen, die Differenz zwischen ihrem und dem normalen Stipen dium zurückzuzahlen — und zwar di rekt an Einrichtungen unseres Lan des, die in einer katastrophalen fi nanziellen Situation sind: Kinder heime, Polikliniken. . . . Das Gegenargument, mit dem an dere Kommilitonen ihre massive Ab wehr dieser Idee begründen, ist brü chig: zu erklären, das Studium über haupt nur unter der Voraussetzung dieses finanziellen Sonderstatus auf genommen zu haben, muß wohl an gesichts des Rufes „Keine Privile gien!“ zur logischen Schlußfolge rung führen, dieses Studium jetzt abzubrechen. Lange genug, zu lange, haben ML-Studenten ihr un natürlich hohes Stipendium in An spruch genommen, derweil sie vom Sozialismus als Idee der sozialen Ge rechtigkeit zu sprechen lernten. A. POGUNDKE MG Das tut weh! Es scheint symptomatisch für den Gesamtzustand dieses Faches, wenn jetzt, in der heutigen gesellschaftli chen Situation die planmäßigen Lehrveranstaltungen im MLG abge setzt werden und an ihre Stelle ak tuelle Problemdiskussionen treten. Anzeichen zum einen dafür, daß man bisher kaum Antworten auf ak tuelle Fragen aus MLG-Lehrveran- staltungen erwarten konnte. Zurr^ anderen, weil es scheint, als habe die bisher vermittelte Wissenschaft CONTRA (?) sich als unfähig erwiesen, solche Antworten überhaupt zu liefern, ob gleich sie mit dem Anspruch der ein* zig wahren Gesellschaftsanschau ung auftrat (-tritt?). Ein System von Glaubenssätzen, Parteitagsexegese und Autoritäts beweisen für die angebliche Rich tigkeit . marxistisch-leninistisches Weltverständnisses entspricht kaum unseren Ansprüchen an eine Wis senschaft und ihre Vermittlung. Die jetzt gewählte Form der Durchfüh rung von Foren u. ä. erscheint da her für die Diskussion uns tatsäch lich interessierender Probleme ange messener und der Entwicklung von Politikverständnis und persönlichen Einstellungen förderlicher als die Er örterung von Scheinproblemen und benotete (aber dennoch nur aus wendig gelernte) Bekenntnisüber prüfungen. Natürlich liegt auf der Hand, daß für gesellschaftswissenschaftliche Studienrichtungen die ML-Ausbil- dung weiterhin unabdingbarer Be standteil des Studiums bleiben wird — wenn auch u. E. nicht in der jetzt praktizierten Ausschließlichkeit und Alleinherrschaft. Aber es ist für uns als zukünftige Mediziner nicht ein zusehen, wenn wir ebensoviele Wo chenstunden der ML-Ausbiläung wie der Anatomie zu widmen ha ben. Es wäre also tatsächlich not wendig, hier zu klaren Neuregelun gen zu kommen. Es wäre gut, wenn künftig nicht mehr, wie derzeit wohl nicht ganz zu Unrecht,'von un serem Ausbildungsprofil als von dem eines Diplomgesellschaftswis senschaftlers mit Fremdsprachen kenntnis und Erste-Hilfe-Kurs ge sprochen werden könnte. (Dieser Beitrag entstand in einem Gespräch mit Olaf Molkenthin, Anke Groß u. a. Studenten der Sto matologie, 2. Stdj.; A. POGUNDKE) losophievielfalt) zählt. SOPHOS SOPHIANOS Sektion Journalistik, SG 7-04 Auch eine Forderung auf der Berliner Studentendemo. Pro oder contra? Durch das zaristische Rußland zogen die Narodowolzen, um die Bauern über die soziale Wirklich keit aufzuklären .. . KMU- Geschichtsstudenten wollen die Diskussion um Vergangenheit und Gegenwart unserer Repu blik aus akademischen Kreisen in die (Schul-)öffentlichkeit tra gen. UZ sprach mit dem SED- GO-Sekretär der Sektion, Dr. Hartmut Lauenroth. In unser Geschichtbild ist Be wegung gekommen, so auch an den Schulen. Beispielsweise zum sowjetischen Film „Und morgen war Krieg“ werden mehr und mehr Fragen gestellt. Wie ver hält sich dazu Ihre Sektion? In der Volksbildung macht sich zum Thema Geschichte eine große Verunsicherung breit. Des halb haben wir dem Bezirks schulrat zwei Vorschläge unter breitet: Unser Lehrkörper ist be reit, Vorlesungen und Forn für Lehrer zu halten. Wir möchten Verständnis für neue Sichten auf die Geschichte etwa seit den 30er „Subbotniks“ zur Historie Jahren entwickeln und Anregun gen geben, wie diese in den laufenden Unterricht einbezogen werden könnten. Und viele Stu denten unserer drei Fachrich tungen — Geschichtswissenschaft ler, Lehrer für M/L sowie für Deutsch/Geschichte — wollen mit Schülern der höheren Klassenstu fen diskutieren. Über historische Entwicklungen, die bis ins Heute reichen und die sozusagen Rätsel auf geben. Es ist schwierig, poli tisch unerfahrenen die heutigen Ereignisse begreiflich zu ma chen, aber auch sehr interessant. Ihre Meinungen müssen gehört werden. Eine spontane Aktion? Ja, was die Organisierung be trifft. Ohne finanziellen und bü rokratischen Aufwand. Weshalb ist dieses Mehr an Diskussion notwendig? An den Schulen wird Ge- - schichte nach einem Modell ge lehrt, das seit langem nicht auf der Höhe der Zeit ist. Neuere wis senschaftlich fundierte Einschät zungen werden kaum berücksich tigt. Ein Beispiel: Der Artikel „Zur Geschichte der Komintern“ von Wolf/Schneider, Anfang Mai dieses Jahres im ND veröffent licht, wurde kontrovers diskutiert, nicht nur in Fachkreisen. Zwei Monate später erschien er in der Zeitschrift „Geschichtsunterricht und Staatsbürgerkunde“ kom mentarlos, ohne jede Änderung — eine brauchbare Unterrichts hilfe? Oder: Die Dt/Ge-Studen- ten haben in ihren Praktikas oft Probleme mit Lehrern, die sich nicht in ihre Linie hineinreden lassen wollen. Wie aber sollen die Schüler, die lernen, mit dem VIII. Parteitag sei eine zukunfts weisende Wende eingeleitet wor den, die plötzlich verkündete neuerliche Wende verstehen? (Das Gespräch führte JÖRN JÜRSCHIK.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)