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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1989
- Erscheinungsdatum
- 1989
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198900008
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19890000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19890000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1989
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Band 1989
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6 KULTUR 10. November 1989 UZ/41 Das Studentenkabarett „Die physiKANTEN" kocht kräftig mit am Kultur-Allerlei der Sektion Physik (Foto links bei einem früheren Auftritt). Solcher formschönen Arbeiten ent stehen im Keramikzirkel der Sektion. Mit ihren Figuren, Vasen, übertöpfen . . . stellten sich die Mitglieder der Grup pe schon mehrfach in der Uni, vor allem aber in der eige nen Sektion, vor. Zeit für Sinnlichkeit? Im Gespräch mit Dr. Gudrun Mayer, Sektion Physik Auch die Oktobersonne konnte dem Haus Linnestraße 5 nichts von seinem tristen Aussehen nehmen. Und ich kam ins Zweifeln, wollte ich mich doch mit der BGL- Kulturbeauftragten der Sektion Phy sik, Dr. Gudrun Mayer, über gei stig-kulturelle Impulse für Kreativi tät und Individualität in der wis senschaftlichen Arbeit unterhalten. Kultur in einem solchen Haus, paßt das zusammen? Der Weg durch die schmutzigen Gänge des Sektionsgebäudes verstärkt meine Zweifel. Im Zimmer 288 ist dann al les ganz anders. Malergeruch und hell tapezierte Wände. Blumen auf Tisch und Fensterbank — eine Um gebung, wie ich sie mir trotz tech nischer Geräte und Versuchsappa- raturen vorgestellt hatte, eine kul turvolle. Gudrun Mayer erwartete mich schon. Noch bevor wir ins Ge spräch kommen, erzähle ich ihr von meinem Eindruck. Sie zuckt mit den Schultern. „Denken Sie nicht, daß uns das nicht auch stört. Die Mitarbeiter bei uns pflegen schon die. vielen Grün pflanzen im Haus, aber wir können nicht auch noch die Gänge wi schen.“ Nach diesem Intermezzo sind wir schnell beim Thema. Den Physikern wird nachgesagt, sie seien rationale Menschen, und so liegt die Frage auf der Hand, ob bei so viel Ratio nalität überhaupt noch Zeit für Sinnlichkeit bleibt. Die Wissen schaftlerin zögert nicht. „Gerade wegen der notwendigen Sachlichkeit im Beruf ist für viele Physiker, um beim Beispiel zu blei ben, die eigene künstlerische und kulturelle Betätigung in der Freizeit ein wesentlicher Teil der Entspan nung.“ Und das Spektrum der Interessen läßt den Außenstehenden staunen. Dr. Mayer ergänzt: „Kulturelle Freizeitbetätigung heißt zum einen aktive Zirkel- und Gruppenarbeit. Die Kammermusikgruppe unter Lei tung von Prof. Dr. Riede ist ja über die Universität hinaus ein Begriff. Prima läuft auch der Keramikzirkel und der Fotoklub. Letzterer stellt sich, ebenso wie das Studentenka barett .Die physiKANTEN’, regelmä ßig mit neuen Ausstellungen bzw. Programmen den Sektionsangehöri gen vor.“ Und zum anderen? „Zum anderen haben große Feiern bei den Physikern eine gute Tradition. Sektionsball, Scmmerfest und Sektionsausflug stehen jährlich wechselnd im Programm. Und das sind nicht nur Angelegenheiten der Lehrkräfte. In diesem Jahr waren wir beispielsweise im Tübke- Panorama in Bad Frankenhausen.“ Apropos feiern. Vor jeder Feier steht ja eine Menge Arbeit.., „Das kann man wohl sagen, vor allem Freizeit-Arbeit. Aber wir ha ben trotz allem Spaß daran. Spon tane Reaktionen und auch mal ein Dankeschön an der Wandzeitung zei gen, es ist ganz gut so, wie wir das machen.“ Feiern organisieren und Zirkelan gebote sind eine Form für kulturelle Freizeitgestaltung. Mich interes siert, ob die Leute darüber hinaus auch selbst Ideen für ihre freie Zeit entwickeln. ..Ich nehme nur mal die kultu rell-künstlerischen Wettbwerbe. Wir sind immer wieder erstaunt, welche Talente in unseren Kollegen und Studenten schlummern. Wider hall über die Sektionsgrenzen und unseren Sektionswettbewerb hin aus, die Prämierungen und Preise, zeigen doch, daß wir so .rational' gar nicht sind.“ Jüngstes Beispiel war der 1. Preis für den Keramikzirkel beim dies jährigen Uni Wettbewerb. Wer denkt, damit hätte sich das kultu relle Angebot erschöpft, wird von Gudrun Mayer eines Besseren be lehrt. „Unsere BG'L kümmert sich bei spielsweise um Karten. Karten für Konzerte, Kabarett, Theater. Auch hier ist das Interesse immer sehr groß. Für Veranstaltungen in der Woche als auch am Wochenende. Das einzige Problem bei all diesen Sachen: Manchmal ersticken wir fast im Papierkram, der dran hängt.“ Auch im Kultur- und Bildungs plan (?), will ich daraufhin von ihr wissen. Meine Gesprächspartnerin lächelt. „Der Plan ist bei uns nicht des Planes wegen da. Er ist eine Arbeits grundläge und reglementiert nicht das, was in Zirkeln und Gruppen passiert," Wer die Diskussion der Kultur- und Bildüngspläne in den letzten Wochen verfolgt, der wird zugeben, daß das nicht überall so war und ist. Ja. man wird den Eindruck nicht los, daß viel zu oft noch das Papier im Mittelpunkt stand und nicht der Mensch. Anschließend frage ich Gudrun Mayer, ob bei so viel Organisations aktivitäten für sie selbst noch Zeit bleibt für künstlerische Freizeitbe schäftigung. ' „Selbst machen weniger. Aber ich gehe sehr viel und gern ins Theater. Besonders interessiert mich neue Dramatik.“ Als ich mich von Frau Mayer ver abschiedet habe, werfe ich noch einen Blick in den Speisesaal auf die Ausstellung von. Zeichnungen einer Rehabilitationsgruppe aus dem Bezirk Dresden. — ein Beispiel, das das Gesagte ein Stück bestätigt. Schwarz auf weiß. Farbig. CONSTANZE KOCH Schulungen und Weiterbil dungskurse gehören zum Alltag an unserer Universität. Einer der jüngsten Lehrgänge für eh renamtliche Kulturfunktionäre der FDJ-. Partei- und staatli chen Leitungen und der BGL fand Ende Oktober in der Ju gendherberge „Georgi Dimi- troff“ in Dahlen statt. Wie zeitgemäß sind solche Schulungen? Wann sind sie sinn voll, wann nicht? Fest steht, wenn man eine Funktion innehat, ist es von Zeit zu Zeit notwendig, Wissen auf zufrischen und sind vor allem Er fahrungen mit anderen Kollegen auszutauschen, um nicht irgend wann im eigenen Saft zu schmo ren. So ging es den Kulturleuten in Dahlen im wahrsten Sinne um das Zeitgemäße. Nämlich um Klärung aktuellf-politischer Fra gen. , Dr. Frank. Thiel, Sekretär für Kultur an der SED-Kreisleitung, und Prof. Dietmar ..Stübler, Pro rektor für Gesellschaftswissen schaften, stellten sich als kompe tente Gesprächspartner dem Dia log. Da. ging es um die Kultur, des Streits — auch mit Anders denkenden. Ging, es darum, Den ken als Streit zu begreifen. Und: Nur Sachkenntnis, Toleranz. und Zuhören können den Streit be- fördern. Die kulturpolitische Entwick lung an unserer Universitäf stand zur Debatte. Fragen wurden gestellt- Wie zum Beispiel die Wie zeitgemäß sind Lehrgänge? Kunstschätze der KMU bewahrt und geschützt sind. Die Schätze im Hauptgebäude der Universitäts- b'bliothek, so der Prorektor, sind jetzt, so gelagert, daß keine Be schädigungen eintreten können. Die Kulturfunktionäre brachten aus ihren Sektionen Belange der täglichen Kulturarbeit mit: frag- ten nach finanziellen Mitteln und Unterstützung für Studenten faschingsfeiern und dem Vorlegen von Büttenreden zur Zensur. Hier sollten die Sektionsleitungen Ver trauen zu ihren Studenten haben. Dr. Bettina Georgi, Sekretär des Kulturbundes der Kreisor ganisation. informierte über das Ziel, neue Interessengemeinschaf ten an der KMU zu gründen-: Da mit würde Anfragen und vor handenen- Interessen der Mitglie der (und künftiger) entsprochen. So ist ein Singekreis für studen tisches Liedgut und ein Arbeits kreis im Gespräch, der sich mit den akademischen Traditionen und studentischer Kulturge schichte befaßt. Eingangs ging es um die Be rechtigung solcher Lehrgänge. Eine Schulung über mehrere Tage hat den Vorteil, daß sich die Teilnehmer untereinander kennenlernen und austauschen können, wozu der Arbeitsalltag doch kaum Zeit läßt. Beeinträchtigt werden die Lehrgänge seit Jahren durch das ständige Kommen und Gehen der Teilnehmer. Richtig ist na türlich, daß nicht jeder drei Tage von seinem Arbeitsplatz fernbleiben kann. Warum aller dings vertraten von den etwa 50 Kulturleuten nur 8 die FDJ? Weniger sinnvoll werden diese Art Zusammenkünfte auch dann, wenn die Dialoge nicht zum kon struktiven Miteinander genutzt werden, Unsachlichkeit wider Sachkenntnis steht. Die Verantwortlichen sollten künftig über eine modifizierte Form dieser Qualifizierung nach denken (vielleicht Freitag bis Samstag in der Uni), damit ein noch größeres Forum einbezogen wird und solch ein Lehrgang nicht zum Selbstzweck wird. So mancher wird ihn leider ken nen: einen längeren Kranken hausaufenthalt. Oft verbunden mit strenger Bettruhe, ebenso betroffe nen Zimmergenossen und leidigen Krankengeschichten. Der eine mag sich mit einem Buch oder einer Handarbeit die Zeit verkürzen und auf andere Gedanken kommen, ein anderer überläßt sich- seiner Krank heit. sehr schön“, meint Dr. Hans Pre scher, seit vier Wochen Herzpatient im Bettenhaus. „Ich lag vorher in Dresden im Krankenhaus, wo es solch eine Betreuung nicht gibt. Des halb war ich angenehm überrascht und nütze, wenn möglich, die Gele genheiten.“ Ein Schwerpunkt für die Pa tientenbetreuung ist die wöchentli che Begehung der 40 Stationen mit Freundlichkeit und Verständnis, auch mal Gesprächspartner sein Zur kulturellen Patientenbetreuung in den Kliniken der KMU Damit gerade letzteres nicht pas siert. organisieren die Kollegen um Margit Krasemann. Kulturverant wortliche am Bereich Medizin, die kulturelle Betreuung für Patienten. „Es wird uns Patienten allerhand geboten“, bestätigt Hanna Rößner, die zur Vorbereitung einer Herzope ration seit Juni stationär im Betten haus liegt. Und das sind immerhin 700 Veranstaltungen 1988) - Filmvor führungen, musikalische Stationsbe treuung, musikalisch-literarische Programme. Vorträge. Ausstellun gen. Was heißt das konkret? Die kulturelle Betreuung gilt vor allem Patienten auf Langliegesta tionen. Einmal im Monat findet auf diesen Stationen eine Veranstaltung statt, im Bettenhaus einmal wöchentlich auf den Ebenen 3 und 10. Eingeladen werden Volks- und Berufskünstler verschiedener Gen res, um einem vielfältigen Ge schmack gerecht zu werden. „ICh besuchte einen Dia-Vortrag über Sotschi und fand den. Abend mit leichter Unterhaltungsmusik dem Bücherwagen. Die Patienten- und Gewerkschaftsbibliothek ver fügt über einen Bestand von 15 520 Büchern. Drei Bibliothekare sind für den Buchverleih in den 19 Kli niken verantwortlich. Frau Rößner und Dr. Prescher gehören zu den „Leseratten“. Über Christine Strähle. Bibliothekarin im Betten haus, sagen beide: „Sie ist sehr be flissen und kenntnisreich, berät über Neuerscheinungen und nimmt sich auch Zeit zu einem persönli chen Gespräch.“ Gerade diese persönliche Zu wendung ist den Bibliothekaren sehr wichtig: Freundlichkeit, Ver ständnis, einfach mal zuhören, Ge sprächspartner sein — Ansprüche also an die eigene Arbeit. Die Aufmerksamkeit der Kultur beauftragten gilt auch einer kultur vollen Umgebung in den Kliniken. Von der Wechselausstellung Bilden der Kunst auf der Station 3 der Kli nik für Orthopädie, über die Gestal tung des Parks am Bettenhaus bis hin zur schrittweisen Renovierung Hans von der Mühle mit Volksliedern zur Gitarre. und Rekonstruktion der einzelnen Stationen. Bei der Modernisierung der Kinderklinik stehen den Bau leuten Berater zur künstlerischen Gestaltung der Stationen und Trep penaufgänge zur Seite. „Was uns noch stört“, so Margit Krasemann, „ist der Verbindungs- gang zwischen Bettenhaus und Chir urgischer Klinik, in dem wir nach dem Diebstahl gern wieder eine Aus stellung einrichten würden.“ Könnte es hier nicht zu einer Eini gung mit der Verwaltungsleitung der Chirurgischen Klinik kommen? Vieles wäre noch zu nennen. Die Möglichkeiten, die es für die Patien ten gibt, sich selbst zu beschäftigen, beispielsweise neben der Bibliothek auch die Phonothek zu nutzen. Spiele zu leihen ... Und viele wären noch zu nennen, die auf den Statio nen dazu beitragen, daß die Patien ten kulturell betreut werden. Nach der Poetikvorlesung im Hörsaal 13: Polemisiert mit Witz und messerscharfer Ironie N ach seiner Poetik-Vorlesung, ge halten am 31. 10. 1989, war Christoph Hein am folgenden Tag zu Gast bei den Literaturwis senschaftlern der Sektion Germani stik. Gelegenheit für ein fast zweistün- diges Gespräch über unsere Litera tur, Gelegenheit, dem bekannten Autor Fragen nach seinem eigenen Schaffen zu stellen. Es wird, eine an regende Diskussion. Hein ist ein , an genehmer Gesprächspartner mit sitlichem Vergnügen bei. der Sa ch?. Ein gewisser Genuß, -mit dem er polemisiert, mit hintergründigem Witz und messerscharfer Ironie. Wie es um die Chancen der Lite ratur hierzulande stehe angesichts der gegenwärtigen hoffnungsvollen Medienentwicklung, wird gefragt. Hein prognostiziert geringere Auf lagen für Belletristik, sobald sie von allem Publizistischen befreit sein wird. In Zukunft also breites Betäti gungsfeld für anspruchsvolleren Journalismus und große Chancen für Literatur. Die Breitenwirkung der letzteren in unserer Gesellschaft wird schwinden. Mancher mag das bedauern; Hein sieht darin- etwas durchaus Positives: das „falsche Lob“ von Lesern und Kritik, bis dato der mutigen Verletzung von Tabus geltend, wird verschwinden, Literatur wird künftighin in stärke rem Maße Kunst sein können, und als solche will sie dann auch gele sen und kritisiert sein. Auf die Schwierigkeit hin ange sprochen, in der Avantgarde Kunst von Scharlatanerie zu scheiden, mahnt er zur Vorsicht. Die nachfol genden Generationen werden vieles gewiß anders sehen. Oft genug sind Fehlurteile über zeitgenössische Kunst gefällt worden. Es ist nicht Sache des Schriftstel lers, über seine Arbeit zu reflektie ren, geschweige denn etwa einen Schlüssel zur Erklärung seiner Pro dukte nachzureichen. „Bitte, Künst ler, rede nicht!“ — so lautet auch Heins Grundsatz. -Das jedoch ent hebt die Schriftsteller keineswegs der Notwendigkeit, ihr Handwerk zu prüfen. Übungen im Essay und Ausprägung essayistischen Denkens seien deshalb nötig. Hein hält es für einen großen Verlust, daß diese Art der literarischen Äußerung bei uns so gut wie ausgestorben ist. Der be kannte Mangel an Zeitschriften ist nur ein Grund dafür. Polemik aber sei sehr wichtig, denn die schleife das Denken und den Stil. T. GÄRTNER Für UZ im Kino gewesen: Es ist schwer, die Schuld zu definieren A us dem Programm der diesjäh rigen Tage des sowjetischen Films in unseren Kinos ragte eine Produktion heraus, die an die ser Stelle besprochen werden soll: „Liebe Jelena Sergejewna“. * Ein Neubaugebiet irgendwo in der Sowjetunion. Ljalja und drei Schul kameraden kommen mit Blumen, Sekt und teuren Gläsern. Sie gratu lieren ihrer Lehrerin zum Geburts tag. Jelena Sergejewna hatte ihn vergessen. Vergessen — wie so vie les, was das Leben eigentlich aus macht. Sie hingegen, schlicht und ehrlich, die prinzipienfeste und vor bildliche Pädagogin, lebt zurückge zogen und in einer Welt von Idea len. Die jungen Leute rütteln sie aus dieser Welt. Bald wird deutlich, warum die Schüler ihrer 10. Klasse so unerwar tet zum Geburtstag kamen. Die Ma thematikarbeiten zur Abschluß prüfung waren schlecht ausgefallen und sollten nun ausgetauscht wer den, weil von den Ergebnissen Ab schlußnoten oder die spätere Kar riere abhingen. Jelena Sergejewna, die den Schlüssel und somit Zugang zum Schultresor hat, wird erpreßt, diesen den jungen Leuten zu über lassen. Verzweiflung, Verbitterung ist in den Augen und Gesten der die Rolle der Jelena so sensibel gestaltenden- Marina Nejolowa. Ihr gegenüber vier Schüler: brutal, egoistisch, be reit zu Gewalt und doch verwirrt in dem, was sie tun oder zu tun bereit sind. Diese Nacht der Wahrheit bringt vieles ans Licht. Wo liegt letztlich die Schuld für das Verhalten dieser Schüler? Wer hat Fehler gemacht? Die Gesellschaft, die Familien, Lehr kräfte — Jelena Sergejewna selbst (?), die doch stets an das Gute appellierte? Eldar Rjasanow („Bahnhof für zwei“) sucht in seinem 1988 gedreh ten Film kritisch die Wahrheit. Dra matisch überspitzt und dennoch realistisch geht er ihr auf den Grund. Der Regisseur läßt die Per sonen auf engstem Raum, in der Wohnung der Jelena, handeln. So werden dem Zuschauer Gefühle wie Angst, Verwirrung, Verzweiflung und immer wieder die Spannungen zwischen den Agierenden übertra gen. Dem Film liegt der Stoff eines Theaterstückes von Ljudmila Ra- sumowskaja zugrunde. Das Thea terstück durfte seit 1982 nicht mehr an den sowjetischen Theatern auf geführt werden. Begründung: So sind unsere Kinder nicht. So sind wir nicht. Nun, da Rjasanow den Stoff ver filmte, meine ich ganz persönlich: Ein richtiger und wichtiger Film zur richtigen Zeit. ko. ; * In den Leipziger Lichtspielhäu sern ist der besprochene Film neben sowjetischen Produktionen, die im letzten Jahr aus dem Filmpro gramm genommen wurden, zu se hen. In der Reihe „Dienstags in der 19“ findet am 14. 11. 1989, 19.30 Uhr anläßlich des Dokfilmfestivals eine mit Festivaldirektor Ronald Trisch Filmvorführung und ein Gespräch statt. (Eintritt frei!) Diese Seite gestaltete Constanze Koch, Sekion Journalistik Der Urania-Verlag Leipzig, Jena- Berlin ist 65 Jahre alt geworden Grund genug für eine Ausstellung: die mit dem Editionsprogramm des populärwissenschaftlichen Verlages bekannt macht. Im Haus „Leipzig Information“ kann der Besucher bis zum 19. November ein Stück Ver lagsgeschichte ebenso verfolgen wie die Entwicklung der populärwissen' schaftlichen Literatur und der Buch' kultur in diesem Verlag, der in- zwischen eine Verlagsgruppe g6- worden ist. Denn schon seit 1975 861 hört der Neumann Verlag Radebeu. und seit 1981 der A. Ziemsen Verlas Wittenberg mit seiner Neuen Buchausstellung 65 Jahre Urania-Verlag Brehm-Bücherei dazu. 600 Bände der beliebten Reihe sind in den 1et0 ten 40 Jahren erschienen. Als Vi5 ( ter Verlag gesellte sich jüngst de Rudolf Arnold Verlag zur Urania Gruppe, die allein in diesem Jan 156 Titel in 2 620 000 Exemplar, herausbrachte. Neben dem im . und Ausland gefragten Uran 1 Tierreich in 6 Bänden und dem Urd nia-Pflanzenreich in 3 Bänden S1 Ur nicht weniger anziehende Titel z Kultur- und Entdeckungsgeschicn " zu Naturwissenschaft und Techen- sowie zahlreiche Bände der Tasch .» buchreihe „klartext" ausgestom Die Themen reichen von CoIh. puterkriminalität über „Hexeneyis maleins" und „Tatort Ozean“ K „Zwischen Dallas und New Forlin Die Ausstellung, die zuvor in Beje zu sehen war, bietet als Service er den Sonnabend Bücher zum kauf. sta??
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