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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1989
- Erscheinungsdatum
- 1989
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198900008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19890000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19890000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1989
-
- Ausgabe Nr. 1, 6. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 13. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 20. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 27. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 3. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 10. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 17. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 24. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 3. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 10. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 17. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 27. März 1
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- Ausgabe Nr. 15, 14. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 21. April 1
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- Ausgabe Nr. 19, 12. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 19. Mai 1
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- Ausgabe Nr. 23, 9. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 16. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 23. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 30. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 7. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 14. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 21. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 28. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 1. September 1
- Ausgabe Nr. 32, 8. September 1
- Ausgabe Nr. 33, 15. September 1
- Ausgabe Nr. 34, 22. September 1
- Ausgabe Nr. 35, 29. September 1
- Ausgabe Nr. 36, 6. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 37, 13. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 20. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 27. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 3. November 1
- Ausgabe Nr. 41, 10. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 17. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 24. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 1. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 45, 8. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 46, 15. Dezember 1
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Band 1989
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A m 31. Oktober 1989 fand an unse rer Universität ein kreispar teiaktiv der Universitätspartei organisation statt. Auf diesem Aktiv wurde der Wunsch geäußert, das dort vom 1. Sekretär der SED-Kreisleitung vor getragene Referat zu veröffentli chen. Was wir hiermit tun. D ieses Kreisparteiaktiv wurde einberufen, weil es höchste Zeit ist für eine gemeinsame Verstän digung über unsere gemeinsamen Aufgaben. In dem ersten Abschnitt des Refe rats möchte ich die Kreisparteiak tivtagung bekanntmachen mit dem Auszug aus dem Referat des Sekre tariats, das heute morgen Genosse Werner Fuchs vor der Kreisleitung vorgetragen hat und worin er sich vor allem mit einer selbstkritischen Einschätzung der bisherigen Arbeit des Sekretariats beschäftigt hat. Wir meinen, daß dies die Kreispar teiorganisation wissen und erfahren myß und daß dies auch zur Lauter keit gegenüber dem Genossen ge hört, der die bisherige Arbeit gelei tet und geleistet hat. Zu dem Text des Referats: Liebe Genossinnen und Genossen! ir befinden uns gegenwärtig, bezogen auf unsere gesell schaftliche Entwicklung, in einer krisenhaften Lage. Die-Verän derungen in der Welt des Sozialis mus führen zu dem Schluß, daß sich der Sozialismus in der Defensive de- findet. Dazu kommt, daß unsere Par tei als Ganzes — und das trifft auch auf unsere Kreisparteiorganisation zu — in den letzten Wochen nur be dingt handlungsfähig war. Die lange Zeit des Schweigens zur Lage im Lande, die Sprachlosigkeit der Parteiführung und aller nachgeord neten Leitungen bis zu uns, dem Se kretariat der SED-Kreisleitung, ge genüber dem Volk, unseren Univer sitätsangehörigen und besonders ge genüber unseren Genossen hat zu einem großen Vertrauensschwund der Genossen zu den gewählten Lei tungen der Partei bis hin zum Po litbüro und gleichermaßen seitens der Mitarbeiter und Studenten in die Partei als Ganzes geführt. Wenn wir zurückdenken müssen wir fest stellen, daß wohl keiner von uns bis her in einer solch komplizierten Lage war wie der jetzigen. Deshalb sind die Ursachen schonungslos zu analysieren, wie es dazu kommen konnte, ist zu erarbeiten, wie '.vir aus dieser Situation herauskommen. Uns muß bewußt werden, es geht nicht um einige kosmetische Kor rekturen, sondern es geht ums Ganze, um den Sozialismus. Dazu ist eine Wende grundlegender Art erforderlich, ist es erforderlich, nicht wie bisher den Führungsan spruch der Partei der Arbeiter klasse zu postulieren. Durch die Ar beit der Partei, durch das einheitli che und geschlossene Wirken der Parteikollektive und ihrer Leitun gen sowie jedes Genossen ist der Nachweis zu erbringen, daß die Par tei in der Tat die Partei der Neuerer ist. Das schließt natürlich auch Ent scheidungen von Kaderfragen auf al len Ebenen ein. Wir befinden uns gegen wärtig, bezogen auf unsere ge sellschaftliche Entwicklung, in einer krisenhaften Lage. Die Veränderungen in der Welt des Sozialismus führen zu dem Schluß, daß sich der Sozialismus in der Defensive befindet. Dazu kommt, daß unsere Partei als Ganzes — und das trifft auch auf unsere Kreisparteiorganisation zu — in den letzten Wochen nur be dingt handlungsfähig war. D as heutige Parteiaktiv soll dazu beitragen, ausgehend von der Diskussion zur 9 Kreisleitungs sitzung, Ursachen zu bezeichnen für die entstandene Lage in unserer Kreisparteiorganisation, deutlicher die Notwendigkeit der Wende und ihre Wege dazu nach der 9. Tagung des ZK zu erstreiten und uns den Weg zu ebnen, die Offensive im poli tischen Wirken der Partei wieder- zuerlangen. Es geht darum, alles zu tun. damit die begonnene Wende un umkehrbar wird, sich die gemach ten Fehler nicht wiederholen und verlorenes Vertrauen schrittweise zurückgewonnen wird. Wir sind uns darüber im klaren, daß mit unserer Diskussionsgrundlage noch nicht alle Seiten und Bedingungen tief gründig genug erfaßt werden. W ir alle erleben, daß der im Ge folge der 9. Tagung des ZK der SED endlich in Gang gesetzte Dialog in unserem Lande sowie an Es geht ums Ganze-um uns von Prof. Dr. sc. Klaus"Rendgen,1.Sekretär der SED-Kreisleitung der KMU unserer Universität, namentlich in den Parteikollektiven, ein ermu tigender Anfang ist. Dabei müssen wir zur Kenntnis nehmen, daß seit langem in der Partei vorgebrachte kritische Meinungen, warnende Stimmen und konstruktive Vor schläge, auch Lageeinschätzungen ungehört blieben, ja was noch viel schlimmer ist, zurückgedrängt wur den und nicht selten als parteischä digend eingestuft wurden. Für viele Genossen ist es bedrückend, daß erst die Straßendemonstrationen e Zuspitzung der Lage um den 7. Oktober herum zur Einleitung von Konsequenzen führte und nicht das Drängen unserer Genossen, ihr poli tisches und geistiges Potential. Wir haben es nicht verstanden, den Er neuerungsprozeß durch die Partei rechtzeitig zu initiieren. Groß ist das Bedürfnis unserer Genossen in den Parteikollektiven, aus tiefer Sorge um den Zustand der Partei, auch unserer Kreisparteiorganisa tion, sich zu Wort zu melden. Bera tungen in den Mitgliederversamm lungen und in deren Ergebnis ange nommene Beschlüsse, Standpunkte, Briefe sowie eine große Zahl per sönlicher Stellungahmen setzen sich kritisch mit der entstandenen Lage auseinander, suchen nach den Ursachen, artikulieren Forderungen nach Veränderungen und erklären zugleich die Bereitschaft zur Mit arbeit und den festen Willen, aus gerüstet mit klaren Orientierungen, sich an die Spitze des Kampfes für notwendige Veränderungen und Er neuerungen zu stellen. V öllig zurecht steht die Forderung, daß die erfolgreiche Erneuerung in allen Bereichen unserer Gesell schaft zuerst und vor allem die Er neuerung der Arbeit der Partei, des Patteilebens braucht. Dieser Prozeß muß sich mit Notwendigkeit auf al len Ebenen der Partei vollziehen. Die Genossen unserer Kreisparteior ganisation erwarten vom ZK und seinem Politbüro die Antwort dar auf. warum die im Statut unserer Partei gesetzten Normen durch die praktizierte Arbeitsweise des ZK Und seines Politbüros nicht eingehal ten wurden, warum die entstandene Lage nicht rechtzeitig analysiert und mit der Partei die erforderlibhe Wende eingeleitet wurde. In glei cher Weise sind wir, die SED-KI. und ihr Sekretariat, in die Pflicht genommen. Wir fühlen uns. und hier sprechen wir vor allem vom Se kretariat der Kreisleitung, zutiefst verpflichtet, uns selbst in die kriti sche Sicht zu nehmen, wie kein Ge nosse sich aus dieser Sicht für sei nen Verantwortungsbereich heraus- nehmen kann. Eine unserer ersten und wichtigsten Schlußfolgerungen muß sich auf Inhalt und Arbeits weise der Kreisleitung und des Se kretariats selbst beziehen. Die Er eignisse der letzten Monate, Wochen und Tage haben uns äußerst nach drücklich und drastisch auf Füh rungsfragen aufmerksam gemacht, die schon einen längeren Zeitraum betreffen. Diese haben wir selbst, auch mit Hilfe der Kreisleitung und der Parteiaktivisten zu analysieren und Schlußfolgerungen zu ziehen. Das bedeutet, Schlußfolgerungen festzulegen, die die Autorität der ge wählten Kreisleitung, die Bedeu tung des Kreisparteiaktivs zu erhö hen. Das bedeutet, Schlußfolgerungen zu ziehen, die es nicht mehr zulassen, daß Hinweise und Kritiken unserer Funktionäre und aller Genossen weitgehend unbeachtet bleiben bzw. nicht mit der entsprechenden Ver antwortung und auch mit Mut an die zuständigen übergeordneten Lei tungen weitergeleitet werden. Und es muß die Schlußfolgerung gezogen werden, daß ein stetes Warten auf Orientierungen und Aktivitäten ..von oben“ unserer Arbeit abträg lich ist. ihr schadet und das große geistige und kämpferische Potential unserer 6000 Mitglieder und Kandi daten der Kreisparteiorganisation in keiner Weise zur Wirkung zu brin gen hilft. G enossen, wir müssen realistisch einschätzen, daß die in unserer Kreisparteiorganisation bisher eingeleiteten Schritte zur Erneue rung der Partei noch nicht aus reichend sind, um den Anspruch auf die Führung durch die Partei und das Vertrauen in die Partei wieder zuerlangen. Eine offene und selbst kritische Diskussion darüber, warum die Partei ihre Führungs kraft verloren hat. welche Mechanis men in der Partei dazu geführt ha ben, ist die grundlegende Voraus setzung dafür, gemachte Fehler künftig nicht wieder zuzulassen, ist Voraussetzung dafür. Neues und Richtiges erfolgreich zu verwirkli chen. Dabei müssen wir uns von der Losung, die zugleich unsere Praxis war, trennen, Fehler im Vorwärts schreiten zu überwinden. Der Ver such. vorwärts zu schreiten, war mit soviel nicht geklärten Fehlern und Unzulänglichkeiten behaftet, daß es zur Stagnation, zur Unzufrie denheit in den eigenen Reihen kam; Diese ernsthaften Signale haben wir als Sekretariat unterschätzt bzw. nicht mit dem nötigen Nachdruck gegenüber den übergeordneten Lei tungen vertreten. Wir müssen uns den Vorwurf machen, den demokra- Vorschlagskommission der SED-Kreisleitung der KMU Das Sekretariat der SED- Kreisleitung hält es für erforder lich, die aus den Diskussionen in den Partei-, Arbeits- und Stu dienkollektiven erwachsenden Vorschläge, Ideen, Hinweise und Kritiken zu erfassen und gründ lich auszuwerten. Die unterbreiteten Anregun gen müssen Eingang finden in die Neugestaltung der Parteiar beit, in die Tätigkeit an der Uni versität, im Territorium unserer Stadt und des Bezirkes sowie in die leitenden Organe der Partei, des Staates und der gesellschaft lichen Organisationen. Sie müs sen Berücksichtigung finden in der Arbeit der Arbeitsgruppen des Zentralkomitees zur Vor bereitung des XII. Parteitages. Wir rufen alle Mitglieder und Kandidaten der Kreisparteiorga nisation, alle Mitarbeiter und Stu denten der Karl-Marx-Universi tät auf, ihre Meinungen und Vor stellungen dazu an die Vorschlagskommission der SED-Kreisleitung der KMU Karl-Marx-Platz 9/10 Leipzig 7010 (Postfach 9 der KMU) zu richten. Zu Fragen der Weiterentwick lung der Universität wird ein analoges Gremium unter Verant wortung des Rektors gebildet. Brief der Parteiorganisation der KMU an das ZK der SED Im Auftrag von mehr als 5900 Genossen haben die Parteiakti visten der Karl-Marx-Universi tät über ihre VerantwOrtung und ihren Beitrag beraten, um unsere Partei und unser Land aus der politischen Krise herftuszuführen und wie sie die Zeit bis zur 10. Tagung nutzen werden, um die in Angriff genommene Wende in der Politik unserer Partei zu un termauern und sie unumkehrbar zu machen. Voller Hochachtung erklären wir unsere kämpferische Solida rität mit verantwortlichen Par teiarbeitern, wie Genossen Hans Modrow, G'ünter Schabowski und Roland Wötzel, die durch ih ren persönlichen Einsatz in den zurückliegenden Wochen mutig die Erneuerung unserer Partei und unserer Gesellschaft vor bereiten und in Gang setzen hal fen und sie durch ihr entschlos senes Handeln verteidigen und voranbringen. Wir fordern zu gleich, Genossen wie Kurt Ha ger, Horst Dohlus und Willi Stoph aus leitenden Positionen zu entfernen, weil ihr Verhalten nicht erkennen läßt, daß sie durch die Erneuerung der Partei die entscheidende Voraussetzung für die Erneuerung unserer Ge sellschaft schaffen wollen. In diesem Zusammenhang be trachten wir es als besonders wichtig, die Leninschen Normen des Parteilebens vollinhaltlich in der Arbeitsweise der Partei auf allen Ebenen durchzusetzen. Da mit der XII. Parteitag eine grundlegende strategische Neu orientierung beraten und be schließen kann, fordern wir, ent sprechend Punkt 47 des Statuts, eine Parteikonferenz einzuberu fen, mit der insbesondere die in haltlichen, organisatorischen und personellen Voraussetzungen für eine ergebnisreiche Durchfüh rung des Parteitages geschaffen werden können. Die Wahl der Delegierten für- eine solche Parteikonferenz sollte direkt durch die entsen dende Parteiorganisation erfol gen. Wir erwarten, daß auf der 10. Tagung des ZK eine eindeu tige Aussage darüber getroffen Wird, wie viele Parteimitglieder die Durchführung einer Partei konferenz fordern sowie die Ver abschiedung eines Beschlusses, wie sich das ZK dieser Forde rung stellt. In Angriff zu nehmen ist eine gründliche Überarbeitung der Wahlordnung, damit sie den An forderungen der tiefgreifenden Umgestaltung gerecht wird. Wir sprechen uns auch dafür aus, die Ausübung von hauptamtlichen Wahlfunktionen auf die Dauer von zwei Wahlperioden zu be grenzen. In das Statut sind Fest legungen aufzunehmen, die hel fen, den Kurs der Erneuerung der Partei unumkehrbar zu ma chen. Wir treten dafür ein, das große politische und geistige Po tential für die Wiedererlangung und die inhaltliche Ausfüllung der führenden Rolle der Partei einzusetzen. Insbesondere unsere Gesellschaftswissenschaftler wer den ihre laufenden Forschungs projekte unter dem Gesichts punkt prüfen, inwieweit deren Realisierung dazu beiträgt, den Prozeß der Erneuerung zu stär ken. Wir erwarten, daß die Kom missionen und Arbeitsgruppen des ZK, die zur Vorbereitung des XII. Parteitages berufen worden sind, öffentlich bekannt zu ma chen sind. Sie sollten gezielt Bei träge, Expertisen, Studien von unseren Forschungskollektiven abfordern bzw. ihnen die Mög lichkeit geben, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Tätigkeit der Arbeitsgruppen einzubringen. Wir sehen es als eine vorran gige Aufgabe an, durch wissen schaftliche Lösungen dazu bei zutragen, daß sich die Arbeiter klasse unseres Landes wieder als politisch herrschende Klasse be zeichnen kann. Dringlich erfor derlich ist die Beachtung der so zialen Stellung der Intelligenz und die Gewährleistung solcher Arbeits- und Lebensbedingun gen, die ihrer Verantwortung für die Erarbeitung und Verwirkli chung einer erneuerten G'esell- schaftsstrategie angemessen sind. Schnellstens sind Hemm nisse, die ohne materiellen Auf wand beseitigt werden können, wie die Reisekaderbestimmung und bürokratische Beschränkun gen, aufzuheben. Wir erwarten vom Zentralko mitee, daß seine 10. Tagung vor allem hilft, die weitere ideologi sche Formierung unserer Partei zu beschleunigen. Die Parteiak tivisten der Karl-Marx-Universi tät stehen zu ihrer Verantwor tung, als Kommunisten durch ernsthafte schöpferische Arbeit ihren Beitrag für einen attrakti ven, die Menschen ansprechen den Sozialismus in unserem Land zu leisten. Für das Parteiaktiv der Karl-Marx-Universität Prof. Dr. sc. KLAUS RENDGEN, 1. Sekretär tischen Zentralismus einseitig und damit falsch zur Wirkung gebrach! zu haben. Er funktionierte nur einseitig von oben nach unten als Zentralismus, war eine Einbahn straße, vor allem auf die Diszipli nierung der Genossen gerichtet, ohne Wenn und Aber die Beschlüsse der Partei zu erfüllen. Dadurch ent stand Mißtrauen gegenüber Genos sen, die neu oder anders, manchmal auch quer dachten, also zu den kri tischen Köpfen gehörten. Die Einschätzung, daß es sich um par teifremdes oder parteischädigendes Verhalten handele, war schnell zur Hand. Politische Wachsamkeit im Sinne der Erhaltung der ideolo gischen Einheit und organisato rischen .Geschlossenheit der Partei wurden überbetont, statt gründlich das Wesen der vorgebrachten Mei nungen und Standpunkte auszulo ten. und im Meinungsstreit auf ihre Tragfähigkeit zu prüfen. Wir müs sen es wieder lernen, die Motive. Zu sammenhänge zu erkennen und für die Ausgestaltung der innerparteili chen Demokratie fruchtbar zu ma chen. I n diesem Zusammenhang er wächst unserer KPKK die Auf gabe, alles ihr Mögliche zu tun, um Vertrauen zurückzugewinnen, damit die Einheit, Reinheit und Ge schlossenheit wieder hergestellt wird. Selbstkritisch sehen wir, daß einige Entscheidungen, vor allem der letzten zwei Jahre, den Klä rungsprozeß in der Kreisparteiorga nisation behindert haben. Ent sprechend dem Statut unserer Par tei sind die Genossen der KPKK be reits darangegangen, unverzüglich Standpunkte und Anträge zur Wie deraufnahme einzelner Verfahren gemeinsam mit den zuständigen GO und APO zu bearbeiten und gege benenfalls gemeinsam mit überge ordneten Leitungen zu entscheiden. Um es hier klar anzumerken, die Parteiverfahren der letzten zwei Mo nate sind von heutigen politischen Positionen aus zu überprüfen, ob Ge nossen politisches Unrecht angetan wurde. Wo das der Fall ist, ist dies wiedergutzumachen. Wir suchen nach Wegen, den Vorschlag der Ge nossin Ilse Lauter von der GO ZLO, APO Forschung u. a. zu verwirkli chen, die Arbeit der KPKK einem breiteren Kreis von Genossen zugänglich zu machen, um so die parteierzieherische Wirksamkeit zu erhöhen. D ie Überbetonung des Zentralis- mus und der damit verbundene Vertrauensschwund hat dazu ge führt, daß sich in den Parteikollek tiven große Defizite bei der Entwick lung einer marxistischen Streit- und Denkkultur ausgebildet haben Auf der Kreisleitungssitzung wurde während der offenen, kritischen und selbstkritischen sowie konstruk tiven Diskussion zur Auffindung der Ursachen für die entstandene Lage klar herausgearbeitet, daß es falsch wäre, von einer Kollektiv schuld der Partei an der entstande nen Lage zu sprechen. Denn viele Genossen haben mit ihren Mitteln auf Fehlentwicklungen aufmerksam gemacht und mit ihren Mitteln um Veränderungen gekämpft. Doch ver sickerten ihre Bemühungen mangels gründlicher Verstärkung und Un terstützung durch das Sekretariat. Genossen, wir erinnern uns noch alle der Situation in unserer Kreis parteiorganisation und insbesondere in den gesellschaftswissenschaft lichen Bereichen, die nach der Strei- chung des „Sputnik“ von der Post zeitungsliste entstanden war. Diesen Schritt zu rechtfertigen, auch unter Zuhilfenahme des Status, erwies sich als falsch, um die in diesem Zu sammenhang aufgekommene inhalt liche Diskussion aus der Welt zu schaffen. Uns wurde Führungsschwä che nachgewiesen, mit dem Bezirks parteiaktiv wurde, wie sich zeigte, eine formale Disziplinierung erreicht. Die echten, bereits von vielen Ge nossen vorgebrachten Besorgnisse wurden übergangen, statt sie auf ihr Wesen hin zu, ergründen und sie mit großem Nachdruck den über geordneten Leitungen zu unterbrei ten, wurden sie zugedeckt. Damit ha ben sich die Probleme nur weiter aufgestaut und wirken heute nach Wir hatten eine innerparteiliche De mokratie praktiziert, die vieles an kritischem und konstruktivem Po- tential zu nutzen, nicht mehr zuließ. Wir sagen es offen, auch das Sekre tariat hatte nicht genug Zivil courage, von uns als richtig Erkann tes überzeugend und nachdrücklich den übergeordneten Leitungen zu übergeben. Als Grund kann dafür stehen, in dem Bewußtsein gehan delt zu haben, daß Beschlüsse über geordneter Leitungen der Partei ver bindlich sind. G enossen, die Einheit und Ge schlossenheit der Reihen unse rer Partei ist unabdingbar. Ge rade heute ist der Schulterschluß mehr denn je gefragt, weil wir ge genwärtig keine durchgehende Ein heit und Geschlossenheit unserer Partei an unserer Universität und wohl auch darüber hinaus haben. Ohne einer zu erwartenden Ein schätzung durch die 10. Tagung des ZK der SED. vorzugreifen, sehen wir einen wichtigen Grund darin, daß der Grundsatz des Parteistatus, in und vor der Partei sind alle Ge nossen gleich, haben die gleichen Rechte und Pflichten, verletzt wur de. Wenn dagegen verstoßen wurde, dann ist damit nicht auto matisch dieser Passus des Statuts falsch, er muß nur für alle verbind lich in Anwendung gebracht wer den. Deshalb erwarten wir auch die erforderliche Positionierung der Par teiführung, die Stellungnahme zu den Ursachen für die Fehler, so wie wir uns bemühen, zu den Ursachen für unsere Fehler in der Arbeit vor zudringen. Für uns können wir sa gen, daß das ein schmerzlicher Pro zeß ist. Die Meinung und Handlungs weise über Nacht, ohne die für je den sichtbare schwere Selbster kenntnis, zu ändern, führt zu Zwei feln und Mißtrauen, ob der Betref fende es ehrlich meint. Wir nehmen die Position ein, es muß jeder bei sich selbst beginnen, auf neue Weise zu arbeiten und zu handeln. Hier zeigt sich, ob die Fähigkeit zur Er neuerung gegeben ist oder nicht, ob Vertrauen wachsen und sich festi gen kann. Genossen, wir müssen reali stisch einschätzen, daß die in unserer Kreisparteiorganisa tion bisher eingeleiteten Schritte zur Erneuerung der Partei noch nicht ausreichend sind, um den Anspruch auf die Führung durch die Partei und das Vertrauen in die Pat. tei wiederzuerlangen. L iebe Genossen, der Umgang mit einander in der Partei, das ge störte Verhältnis zwischen den Leitungen und den Mitgliedern, die unzureichende Durchschlagkraft von unten nach oben hat insbeson dere bei den jüngeren Genossen ei nerseits tiefe Zweifel in die Kraft der Partei aufkommen lassen und* andererseits wird ihr stürmischer Drang nach Veränderungen sicht bar. Das ist begleitet von großer Un geduld und dem natürlichen Unge stüm der Jugend: Nicht selten ent- 'stand der Eindruck, beim Klar- Schiff-Machen alles über Bord zu werfen. Hier ist Hilfe und vor allem vertrauensvolles Miteinander von er fahrenen und jungen Genossen er forderlich. Es gilt, aufeinander zu zugehen und nicht Konfrontation aufzubauen. V ieles ist in den vergangenen Wo chen unter der Jugend und ins besondere unter den Studenten unserer Universität und darüber hinaus im ganzen Lande in Gang ge- kämmen. In den letzten Tagen und Wochen führten unsere Studenten heftige Debatten zu einer wirkungs vollen studentischen Interessenver tretung. Vor allem die enge Anbin dung an unsere Partei, die Re glementierung der Mitglieder durch Beschlüsse übergeordneter Leitun gen, die Vernachlässigung der In teressenvertretung im Verband von unten nach oben, erneuerungsbe dürftige Strukturen der Interessen vertretung gegenüber staatlichen Leitungen standen und stehen zur Diskussion. Dabei war immer wieder der Ausgangspunkt, daß die FDJ als Interessenvertreter der Jugend ihr Vertrauen verspielt und sich von der Jugend entfernt habe. Die tat sächliche Lage unter der Jugend ha ben wir nicht gründlich analysiert. In der Debatte sind gegenwärtig un terschiedlichste Standpunkte, sie be treffen sowohl Studeutenvertretun- gen außerhalb und unabhängig von der FDJ als auch die Schaffung eines Studentenverbandes als Teil der Jugend unter dem Dach der FDJ. Dabei stehen wir einem un geheurem Druck gegenüber, Tatsa chen zu schaffen, die Vorschläge und Ideen häufen sich und finden sich als Standpunkte, offene Briefe usw. an Wandzeitungen, Schau kästen wieder. Allen ist gemeinsam: So wie bisher geht es nicht weiter. Jedoch ist zugleich zutreffend: Er neuerung heißt neue Qualität, des halb sollten wir Vernunft und Be sonnenheit, ohne Vorbehalte und Verfallen in alte Fehler, anstreben. Ehe Entscheidungen getroffen wer- (Fortsetzung auf Seite 4
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