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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1989
- Erscheinungsdatum
- 1989
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198900008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19890000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19890000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1989
-
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- Ausgabe Nr. 2, 13. Januar 1
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- Ausgabe Nr. 4, 27. Januar 1
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- Ausgabe Nr. 8, 24. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 3. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 10. März 1
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- Ausgabe Nr. 24, 16. Juni 1
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- Ausgabe Nr. 30, 28. Juli 1
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- Ausgabe Nr. 41, 10. November 1
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Band 1989
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DISKUSSION 3 D aß in diesen Tagen soviel über Leistungsprinzip geredet wird, ist nicht verwunderlich. Die Frage nach den Ursachen für ent standene Probleme in unserer gesell schaftlichen Entwicklung wird stets eng verknüpft mit den Fragen nach dem Leistungsbeitrag des einzelnen, des Kollektivs, nach dem Ein fluß dieser Leistungen auf die Effektivierung des gesellschaft lichen Zusammenlebens und nach den Stimulierungsmöglichkeiten für Leistungen. Zur Zeit wird mehr ge klagt über damit verbundene Män gel und negative Erfahrungen und weniger diskutiert über gute Ergeb nisse und Lösungsmöglichkeiten. Ich bin der Meinung, daß zwischen dem echten Wollen und dem kon kreten Umsetzen des sozialistischen Leistungsprinzips noch eine zu große Kluft besteht. Es ist ein „Teufelskreis" vorhanden, der von der Sorge getragen wird, daß nicht in allen Bereichen konsequent ge nug nach diesem Prinzip gearbeitet wird, so daß eigene Anstrengungen „verpuffen“. Im Sinne der 9. Ta gung des ZK der SED wird die Dis kussion über die effektive Umset zung des Leistungsprinzips im um fangreichen Maße die Volksausspra che zum XII. Parteitag bestimmen. Welche Faktoren wirken sich nun besonders hemmend auf die konse quente Anwendung in unserem Ver antwortungsbereich aus? Auch über unbequeme Wirkungen müssen wrnachdenken Für ein erstrangiges Problem halte ich die vorhandenen Tenden zen zur Gleichmacherei, die sich an dem durchaus nötigen Anspruch an die Förderung und Entwicklung je der Persönlichkeit in der sozialisti schen Gesellschaft ergeben,, jedoch ungenügend den tatsächlichen Bei trag des einzelnen einer klaren Be wertung unterzieht. Daraus ergibt sich die weit verbreitete Scheu vor der Auseinandersetzung mit man gelhaften Arbeitsergebnissen und Arbeitseinstellungen, um das Klima in den Kollektiven nicht zu beein trächtigen — doch im allgemeinen tritt nach einem gewissen Zeitpunkt das Gegenteil ein. Sich zum Lei stungsprinzip zu bekennen, heißt auch sich zur sozialen Differenziert heit zu bekennen. Damit werden zentrale Wertvorstellungen von so zialer Gleichheit und Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft berührt. Diese Differenziertheit ist jedoch nicht erst bei-der Abrechnung der Ergebnisse zur Geltung zu bringen, sondern sie muß bereits Ausgangs größe jeder Planung und Organi sation der Arbeit .darstellen. Was die verschiedenen Beschäftigten gruppen an der Universität betrifft, so erscheint das schon selbstver ständlich. Aber nutzen wir in nerhalb der Bereiche Hochschulleh- rer, Arbeiter oder Angestellte schon diese differenziert ausgeprägten Fähigkeiten richtig? Nicht jeder Hochschullehrer ist beispielsweise ein unentwegter Produzent neuer Ideen, aber wissenschaftliche Arbeit besteht aus vielen. ' unerläßlichen Komponenten. Nicht ieder aner kannte Forsche” kann seine Leiden- schäft für die Wissenschaft im Semi nar oder in der Vorlesung im glei chen Maße be ; den Studenten ent zünden Der differenzierte Einsatz der Kader, differenzierte Teistunes- Anforderungen hei der Durchset zung hoher Grundnormen. dif- Ferenzierte Bewertung sowie mora lische und finanzielle Anerkennung r ’er Leistuneen sind Soblüsselfragen der Durchsetzung des Leistinesprin- zing. > Doch noch einma] zuriick zum Ausgancmunl-t Her bisherisen Über- begunpen. Rekanntnis zum Loi- ctunosnrinzio. da es ein wresentli- cheg plemen+ im FnsemhTa der Tniebkräfte der cozialistisrhen Ge- eeUIschaft darstellt, heißt auch kla- Sozialistisches Leistungsprinzip an der KMU STAND PROBLEME AUFGABEN - Ein Vorschlag zur Diskussion - res Verhältnis und eine öffentliche Verständigung über seine unbeque men Wirkungen. Konsequent^ Durchsetzung des Leistungsprinzips bedeutet also beim gegenwärtigen Entwicklungsstand die Erzeugung von sozialer Unruhe. Können wir uns das leisten, bei der Fülle von Problemen, die wir auf dem Weg zum XII. Parteitag zu bewältigen haben? Ich bin der Auffassung, wir müssen diesen unbequemen Weg in Kauf nehmen, um durch neue Her angehensweise das bisher Erreichte stabilisieren und ausbauen zu kön nen. Es geht um mehr Gerechtigkeit Aus der Sicht eines leistungsstar ken Angehörigen der KMU wird sich dieser Prozeß leichter vollzie hen als aus der Betrachtungsweise desjenigen, der mit härterer Kritik, mit Entzug von LOG oder Minde rung der bisher gezahlten Prämien höhen zu rechnen hat. Die Polari sierung in den Arbeits- und Stu dienkollektiven wird also zuneh men. Dabei ist in Rechnung zu stel len, daß — auch objektiv durch die persönlichen Fähigkeiten bedingt — die sozial-psychische Situation für Nicht schlechthin der allgemeine Studienauftrag des Studenten, die Berufungsverpflichtung des Hoch schullehrers oder der Funktionsplan für das nichtwissenschaftliche Per sonal sind gemeint, sondern die kon krete Leistungsanforderung für den einzelnen. Durch die exaktere Auf schlüsselung unserer Planaufgaben auf jeden Universitätsangehörigen (so schwierig das im Einzelfall auch sein mag) kommen wir zu einer In dividualisierung des Leistungsprin zips, ansonsten bliebe es eine „leere“ Kategorie. Wichtig SSt der öffentliche Meinungsaustausch Ein weiterer, wichtiger Faktor ist der öffentlich auszutragende Mei nungsaustausch über erbrachte Lei stungen. Eingangs war von Scheu zur Auseinandersetzung im Kollek tiv die Rede. An dieser Stelle meine ich vor allem den öffentlich geführ ten Leistungsvergleich zwischen den Kollektiven/Sektionen/Berei- chen anhand (unterschiedlicher) Pa rameter und Kennziffern. Sicher, je der ist nicht mit jedem vergleichbar Über die in diesem Beitrag auf geworfenen Fragen und Pro bleme den Meinungsaustausch zu führen, kann eine wichtige Aufgabe für die „Universitäts zeitung“ sein. Der Autor würde sich über .Pro und Contra dazu freuen. Weiter zu behandelnde Fragen wären: — Leistungsbewertung und Sti mulierung - Leistungsmechanismen und Leistungsprinzip — Leistungsprinzip und Kader politik manchen Kollegen oder Studenten komplizierter werden kann, daß Ver luste an Selbstwertgefühl, Ausstei- gen aus Leistungszwängen und an dere Erscheinungen auftreten, die unbedingt zu überwinden sind. Das ist m. E. nach ein wichtiger Aspekt in der politisch-ideologischen Ar beit, den Partei-, FDJ- und Gewerk schaftskollektive zu beachten ha ben. Es geht nicht um eine vorder gründige „Harmonisierung“ von Wi dersprüchen auf einer höheren Ebene, sondern um das konstruktive Lösen damit verbundener Spannun gen im Streben nach höheren Lei stungen und mehr Gerechtigkeit. Damit im Wechselverhältnis steht ein weiterer Faktor, der noch un zureichend beachtet wird: Soziali stisches Leistungsprinzip ist nicht nur ein Prinzip der Verteilung, son dern auch ein Prinzip der Art und Weise der „Produktion“ selbst. Es muß besser begriffen werden, daß die Fragen seiner Durchsetzung nicht erst bei der Prämienvergabe oder disziplinarischer Maßnahmen, sondern bei der Organisation und Leitung der Tätigkeit in den wis senschaftlichen, medizinischen oder Dienstleistungsprozessen beginnen. - zu unterschiedlich sind die Cha rakteristika bereits . innerhalb der Universität. Aber wie in einer Sek tion der sozialistische Wettbewerb öffentlich geführt und mit ehrlichen Selbsteinschätzungen abgerechnet wird, wie der Leistungsvergleich zwischen den Sektionen und Berei chen durch die verantwortlichen staatlichen Leiter gestaltet wird, daran lassen sich schon viele Merk male einer ehrlichen. Haltung zur eigenen Leistung ablesen. Meine bis herigen Erfahrungen besagen: Das Herausragende, Überdurchschnittli che, ein Kollektiv Prägendes ist rela tiv schnell zu benennen — Selbstkri tik findet man relativ selten („An dere machen es ja auch nicht.“). Diese Hemmnisse zu überwinden, bedarf ebenfalls der Förderung einer entsprechenden Atmosphäre und der Erarbeitung bzw. Umset zung der entsprechenden Leistungs kriterien Schließlich gilt es, den Grundsatz durchzusetzen, daß die Kollektive mit den besten Ergebnis sen sich mit ihren Bedingungen deutlich von anderen unterscheiden müssen. Besser zu handhaben ist auch die Einheit von moralischen und ma teriellen Faktoren, die bei der Um setzung des Leistungsprinzips sti mulierend wirken. Einerseits muß die Aufmerksamkeit auf das An spruchsniveau der Aufgabenstel lung, die konsequente Kontrolle, die differenzierte Abschlußeinschät zung mit dem Nachweis der Einzel- und Kollektivleistung, die wirksame Auseinandersetzung mit mangeln der Qualität oder auf die öffentliche Würdigung des Erbrachten gerichtet werden. Andererseits spielen die Ar beits- und Lebensbedingungen (mat.-techn. Ausstattungsgrad, Zugriff zu Literatur, internationale Wissenschaftskooperation) und die persönlichen Einkommen (Höhe des Lohnes bzw. Gehaltes, leistungs orientierte Zuschläge, Prämie, nicht leistungsgerechte Bezahlung) eine große Rolle. Das Zusammenspiel beider Kom plexe beherrschen wir noch nicht si cher genug. Dieser Mangel kann be dingt sein durch die unzureichende Beachtung ihrer Wirkungen durch die entsprechenden Leiter, durch nicht ausreichende Möglichkeiten der materiellen Stimulierung oder durch eine zu große Unübersichtlich keit in der Handhabung gesetzlicher Normativen. Und schließlich ein letzter Pro blemkreis, der zur Diskussion steht: die Notwendigkeit der Erhöhung der Autorität des Leiters. Der Leiter trägt eine besondere Verantwortung für Atmosphäre und Leistungskraft seines Kollektivs. Er steht in der Pflicht, den Beitrag des einzelnen einzuschätzen, dessen Fähigkeiten genau zu erkennen und ihm den richtigen Platz im Kollektiv zu zuordnen. Eigenen Beitrag kritisch und selbstkritisch verteidigen Aber zuwenig wird noch beachtet, daß die Kollektivmitglieder gleich falls die Pflicht haben, ihren eige nen Anteil an der Leistung kritisch und selbstkritisch vor dem Leiter zu verteidigen. Bislang wird viel von der Verantwortung des Leiters ge sprochen, weniger von der Kollek tivität dieser Verantwortung. Unser hochorganisiertes gesellschaftliches System erfordert einen straffen Lei tungsmechanismus, ■ der jedoch auch viel mehr als bisher praktizierter Flexibilität Rechnung tragen muß. Bis ins letzte Detail ausgearbeitete Wirkungsmechanismen und Durch führungsbestimmungen sind wenig hilfreich für die Wahrnahme einer höheren Eigenverantwortung durch den Einzelleiter. Sicher verhindern sie bis zu einem gewissen Grade Subjektivismus in der Auslegung, der zu negativen Konsequenzen füh ren kann. Gerade das sozialistische Leistungsprinzip ist aber ein typi sches Beispiel dafür, daß nur bis zu einem bestimmten Grad allge meingültige Aussagen getroffen wer den können. Seine Umsetzung im je weiligen Verantwortungsbereich er fordert geradezu die kollektive Ver ständigung zu spezifischen Krite rien. Dr. FRANK THIEL, Sekretär für Wissenschaft und Kultur der SED-Kreisleitung Wettbewerb in dieser Jahreszeit - das bedeutet nicht nur, aber vor allem Plandiskussion, für uns aus der Sicht eines Wissenschaftsbe reichs, der fast vollständig in die auftragsgebundene Forschung mit harten Zielen und Terminen einbe zogen ist. Unser Vertragspartner, das Werk für Fernsehelektronik Berlin, ent wickelt optoelektronische Bauele- mente, und die seit 20 Jahren prak tizierte Konzentration unseres Wis senschaftsbereichs auf die Physik der AIII-BV-Halbleiter entspricht ’n vollem Umfange den daraus re sultierenden Anforderungen. Um- gekehrt bietet sich uns nur auf die sem Wege angewandte Forschung die Möglichkeit, über Spitzentech nologien hergestellte Halbleiter strukturen zu erhalten, an denen Grundlagenforschung betrieben wer- den kann. Forschungsplanung für das nächste Jahr leiten wir kon tinuierlich aus langfristigen Vorstel lungen über die Wissenschaftsent wicklung und in Kenntnis strategi scher Entwicklungsziele des Ver- tragspartners ab (was gewisse Ver traulichkeiten voraussetzt); die Auf schlüsselung erfolgt konkret für je- was unsere Arbeit erschwert Bemerkungen der Gewerkschaftsgruppe „Halbleiterphysik“ des Jahr und jeden Mitarbeiter — aber so, daß Freiraum-für eigenstän dige Arbeiten bleibt. Planung der Aufgaben in Erzie hung und Ausbildung bereitet uns ebenfalls keine Probleme — Hoch schullehrer und Mitarbeiter des Be reichs haben die Verantwortung für bestimmte Lehrkomplexe über nommen; über die inhaltliche Ge staltung (die nicht im Detail zentral geplant ist und auch keineswegs sollte) wird gegenwärtig intensiv un ter Einbeziehung von Studenten hö herer Studienjahre diskutiert, sinn vollerweise bei Beschränkung auf die fachlich kompetenten Lehr kräfte ohne vordergründige Mit wirkung der Gewerkschaft. Ist damit alles in bester Ord nung? Weit gefehlt. Ernste Probleme bestehen in der materiell-technischen Absicherung der Hauptprozesse. Die technischen Voraussetzungen in der Lehre sind — von Ausnahmen, z. B. dem Mi ¬ krorechner-Praktikum abgesehen — etwa auf dem Stand der 60er und 70er Jahre, die Literaturbereitstel lung desgleichen, insbesondere feh len neue Zeitschriften für aktuelle Forschungsgebiete. Unbegreiflicher weise ist es nicht einmal möglich, im Rahmen einer Profilierung neue Zeitschriften anstelle bisher bezoge ner zu abonnieren. Wie bei Gerä tebestellzeiten von einigen Jahren (bei Großgeräten noch länger) und häufigen Stornierungen anspruchs volle Forschungsvorhaben abgesi chert werden, grenzt für Laien an Wunder — Insider bestaunen raf finierte Beschaffungsstrategien — von verläßlicher Planung kann man auf diesem Gebiet kaum sprechen. Dementsprechend ist die Diskussion zu diesem Planteil. Traditioneller Schwerpunkt ge werkschaftlicher Plandiskussion ist der Bereich Arbeits- und Lebensbe dingungen. Nach wie vor sind viele Kolleginnen und Kollegen gern bis zähneknirschend bereit, sich an der Aufrechterhaltung der Funktions fähigkeit des Gebäudes und seiner Einrichtungen, Sauberhaltung und Renovierung, Material- und Ersatz teilbeschaffung und ähnlichen Auf gaben zu beteiligen. Diskussionen zeigen aber, daß die Grenzen des Zu mutbaren nicht allzu fern liegen, von Auswirkungen auf die Arbeits produktivität in den Hauptprozes sen ganz abgesehen — wenn der Anteil der Fremdleistungen an den genannten Gebieten weiterhin zu ge ring bleibt. Schließlich sollte man auch nicht die Augen verschließen, wenn gute Absolventen im Hinblick auf soziale Bedingungen (Wohnungen) und Ar beitsbedingungen in einem For schungsstudium oder einer befriste ten Assistenz keine attraktive Tätig keit sehen. Eine letzte Bemerkung: Die neue Prämienordnung erleichtert nicht die bessere Durchsetzung des Lei stungsprinzips. Sie wurde vor ihrer Einführung nicht zur Diskussion ge stellt .., Dr. sc. nat. K. KREHER, Vertrauensmann der Gewerkschafts gruppe „Halbleiterphysik“ Viele bewegende Fragen im intensiven Streitgespräch Freimütiger Dialog in der Moritzbastei „Wenn wir Erneuerung konse quent anpacken, brauchen wir auch um die Kontinuität keine Angst zu haben“, sagte der Mar xist Prof. Bramke. In diesem Spannungsfeld zwischen Erneue rung und Kontinuität bewegte sich das Streitgespräch über die Entwicklung des Sozialismus in den 90er Jahren, wobei im Dis put schnell klar wurde, daß es dabei zunächst um die Sicherung des Sozialismus im Jahre 1989 gehen muß. In solch illustrer Besetzung war dieses Podiumsgespräch selbst in der diskussionserprobten „mb“ ein neues Forum. Das, wie sich mittlerweile herausstellte, Maß stäbe setzte. Dank dafür gebührt ebenso einer Anzahl ehrenamtli cher Klubmitglieder, die diesen Abend regelrecht erkämpften, wie auch den „Hauptamtlichen“ für ihren Mut. Den Dingen auf den Grund ge hen zu wollen, charakterisierte Dr. Roland Wötzel als das Anlie gen des Abends, an dem jeder mann angesprochen war: „Deine Sache wird heute hier verhan delt!“ Einigkeit mußte dabei wohl nur über eines nicht erstritten wer den: „Es wäre weltgeschichtlich eine Katastrophe, wenn der So zialismus von der Weltbühne ver schwinden würde.“ (Prof. Okun) Also wurde gestritten um sol che Erfordernfsse, die seine Wei terentwicklung ermöglichen. „Nie wieder Mißachtung der alltägli chen Erfahrungen der Volksmas sen!“, forderte Prof. Wittich als ein Grundlegendes. Eine solche Alltagserfahrung ist zweifellos die, daß immer mehr Menschen in unserem Lande ihre Interessen in den bestehenden demokratischen Foren und Struk turen nicht authentisch vertreten fanden und finden. Warum sonst — und diese Frage stellt sich für den, der die allmontaglichen „Leipziger Trainingsrunden für den aufrechten Gang“ (Dr. Zim mermann, Theologe) miterlebt, besonders - die an Kraft und Stimme zunehmende Forderung nach einem neuen Forum? Es waren dann auch nicht wenige, die sich zum „Neuen Forum“ äußerten bzw. sich zu ihm be kannten. Das „Neue Forum“ zulassen oder nicht — so stand die Frage. Prof. Okun sprach davon, daß eine Institutionalisierung der Op position schlicht notwendig sei, weil sie sonst nicht „beherrsch bar“ sein würde. (Problematisch: Das „Neue Forum“ will sich gar nicht als Opposition zur SED ver standen wissen.) Unterstützt wur de er dabei durch den Historiker Prof. Bramke. der aber einen ent scheidenden Punkt zu bedenken gab: Er sei als Genosse für die Legalisierung des „Neuen Fo rums“ und werde diesen Prozeß, soweit möglich, unterstützen. Doch sehr eindeutig werde er auf Un terlassungssünden hinweisen, de rer sich keine politische Organi sation schuldig machen darf, die in einem antifaschistischen, de mokratischen und sozialistischen deutschen Staat anerkannt wer den will. Fraglos sind diese und andere Bewegungen in eine gesellschaft liche Notsituation hineingesto ßen und thematisierten bis dahin weitgehend verdrängte und aus der doch so notwendigen Medien öffentlichkeit verbannte Fragen. Und das zu einem Zeitpunkt, als dies keine andere gesellschaftli che Kraft in dieser Konsequenz öffentlich tat. „Ausstieg aus der Öffentlichkeit oder auch die Formierung von Gegenöffentlichkeiten, wie zum Beispiel Demonstrationen, sind Signal dafür, daß die Bürger ein ander etwas zu sagen haben, was sie in den Medien bislang nicht sagen konnten. Notwendig ist da her eine Aufgabe aller Tabus und die Behandlung öffentlicher An gelegenheiten in den Medien selbst“, so der Journalistikwis senschaftler Dr. Tiedke. Auch wurde in dieser Runde deutlich, daß es ungleich schwie riger ist, aus verantwortlicher Position heraus vernünftige, machbare Lösungen anzubieten als diese Fragen aufzuwerfen. Zumal, wenn es, wie Roland Wöt zel bekannte, zu einem Gutteil die eigenen sind. („Bei den De monstrationen in der Stadt ist ja jedesmal auch ein Stück meines eigenen schlechten Gewissens mit auf der Straße.“) Sich auf all die verschiedenen Pro und Kontra zur Zulassung des „Neuen Forums“ — und kon- sequenterweise dann wohl auch anderer Gruppierungen — einen Reim zu machen fällt schwer. Hier dennoch unser Stand punkt: Weil die SED über lange Strecken ihre erklärte Program matik oft nur halbherzig einge löst hat, gibt es jetzt eine schein bare moralische Legitimierung und Notwendigkeit für eine neue gesellschaftliche Kraft, die an scheinend weitgehend mit eben den gleichen Zielen antritt, wie die SED sie hat. Beider Program matik (einschließlich der Mittel und Wege) sind also ganz strin gent Punkt für Punkt zu verglei chen. Wenn sich dabei tatsächlich eine weitgehende konzeptionelle Übereinstimmung (ein Konzept, das noch zu erarbeiten sein wird, vorausgesetzt) herausstellt, ist mit Blick auf das gemeinsame Ziel der gesellschaftlichen Fort entwicklung im Lande nach der Notwendigkeit und Nützlichkeit zu fragen, diese Ziele in einer neuen, weiteren politischen Orga nisation verfolgen zu wollen. Not wendig und nützlich wäre das u. E. nicht nur dann, wenn etwa Fähigkeit und Willigkeit der SED zu umfassenden Reformen be zweifelt würden, sondern auch darum, weil grundsätzlicher, stra tegischer Gleichklang politischer Kräfte, im Sozialismus Nichtiden tität in Teilfragen (beispielsweise Mittel und Wege betreffend) im Sinne „sozialistischer Opposition“ einschließt. Dies stellt die führende Rolle der SED nicht in Frage, könnte aber dabei helfen, die bisherige bequeme und zur Selbstgenügsamkeit verleitende „Führungsrolle a priori“ über den Wettbewerb in einen täglich neu einzulösenden Führungsan spruch umzuwandeln. Noch viele weitere Fragen wur den aufgeworfen, Überlegungen angeboten: Zum neuen General sekretär, zu einem demokrati- schen Wahlrecht, zu notwendigen Machtkontrollmechanismen oder zum vorenthaltenen Stalinismus- Verständnis beispielsweise. Die Atmosphäre, die sicherlich noch nicht die hohe Kultur des politi schen Streits darstellte, gab Grund zur Hoffnung. „Nehmen Sie es als Vertrauensbeweis, daß man hier heute s o redet“, wandte sich Superintendent Rich- ter an seine Mitstreiter. Und wichtig schien uns vor allem, daß Zustimmung und Ablehnung schon seltener davon abhingen, wer etwas gesagt hat, sondern davon, was gesagt wurde. „Koalitionen“ wurden „ge wagt“, die bis eben noch allzu oft behauptete waren, meinte Dr. Zimmermann. Der übrigens war beredtes Beispiel dafür, wie sehr eine ausstrahlende Persönlichkeit zu gewinnen und zu überzeugen vermag. Lassen wir Johannes Richter das letzte Wort: „Ihnen hier am Tisch möchte ich sagen, daß ich es bedaure, die meisten von Ihnen nicht früher kennen gelernt zu haben. Und ich gratu liere uns, daß noch solche coura gierten Leute da sind wie heute in der „Moritzbastei“. Tnomas Beer/Holger Herz- berg/Hajo Krämer
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