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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1989
- Erscheinungsdatum
- 1989
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198900008
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19890000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1989
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Band 1989
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Soeben zu Ärzten graauiert, versammelten sich Studenten des Jahrgangs 1985 und ihre Hoch- Auf der Kinderstation. Eine äthiopische Pflichtassistentin Schullehrer vor dem College. In akademischem Gewände, wie es Tradition ist. versorgt ein erkranktes Kind. Foto: Prof. Dr. Taubert Eine Jubilante wird dieser Tage zehn: ein gemeinsames deutsch äthiopisches College in Gondar. Je nes College, einen Autotag von Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba entfernt. Hier bilden seit dem Sep tember 1979 Wissenschaftler aus un serer Republik äthiopische Me dizinstudenten aus. 200 waren bisher im Einsatz. Man kann sagen, Ärzte von Greifswald bis Jena. Jedoch, die Mehrzahl kam aus Leipzig, von unserer Universi tät. Was haben sie dort geleistet? Ist ihre Hilfe im Land spürbar? — Fra gen, mit denen ich mich an kompe tente Partner unserer Universität wandte. Unter ihnen Prof. Dr. Mül ler, der staatliche Beauftragte des Ministers für das Auslandsprojekt Gondar. Er war von Beginn an dabei. Ein Beginn mit kühner Position Im Herbst 1978 besuchte eine Dele gation aus Addis Abeba unsere Uni versität. Die dortige Universität hatte, seit im Lande die Revolution siegte, kaum Hochschulbeziehungen zum Ausland. Doch sie wußte, daß es früher Kontakte zur Sektion Afrika-Nahostwissenschaften gege ben hatte. Sie hoffte daher, auf- Stund dieser wissenschaftlichen Tra ditionen. in Leipzig auf Interesse zu Stoßen. Ihr Vorschlag, mit dem sie sich an den damaligen Prorektor für Medizin — und das war Prof. Dr. Müller — wandte, war: gemeinsam eine neue medizinische Ausbildungs stätte für Ärzte in Äthiopien zu er richten. Professor Fritz Müller erinnert sich: „ich habe sofort zugesagt. Ich habe mir gedacht: Das übernimmt die KMU. Das ist die Gelegenheit, konzentriert und an einem Ort die Leistungsfähigkeit unseres Hoch schulwesens unter Beweis zu stel len.“ Im Unterschied zu anderen Aus landsvorhaben sollte Gondar nur als Vereinbarung zwischen zwei Ländern, in jenem Herbst 1978 so gar nur als Vereinbarung zwischen zwei Hochschulen, angelegt werden. »Das war zum damaligen Zeitpunkt vielleicht eine etwas kühne Posi tion", doch mit seiner Auffassung hatte er überzeugt. Und so begann vor genau 19 Jahren, im Sevtemher 1979 am College der Unterricht. Ein Team von fünf DDR-Wissenschaft lern stellte sich vor. Was nicht zu se hen und vielleicht auch kaum zu er ahnen war: In nur einem halben Jahr seit Vertragsunterzeichnung Waren die Lehrmittel vorbereitet und die Lehrpläne erarbeitet wor den. „Dazu haben wir uns mit unse ren äthiorischen Kollegen zusam mengesetzt. Wir mußten eine an dere Vorbildung unserer künftigen Studenten und ein mitunter anderes Herangehen der Äthiovier berück sichtigen“, erinnert er sich. Wie die Ausbildung in Gondar be sann, das weiß am besten iemand zu berichten, der jahrelang dort ge arbeitet hat. Professor Klaus Sehiv- Pel war vier Jahre dort, so daß schon mancher seiner Kollegen aus der Anatomie meint, er hätte dort sein zweites Zuhause. Über seine Ar beit am College erzählt er: „Ich gab •n der Woche fünf Vorlesungen, hinzu kamen an vier Nachmittagen Ein Tropfen auf dem heißen Land? Langfristigkeit - Schlüsselwort eines gemeinsamen Projektes zur Ausbildung äthiopischer Ärzte. Was wurde bisher erreicht? - Wir forschten der Arbeit unserer Hochschullehrer am medizinischen College in Gondar nach. Präparierpraktika. Den Rest des Ta ges bis in die Nacht schrieb ich Vor lesungsskripte, denn in Gondar war ic. der einzige in meinem Fach und für die Anatomie in ihrer ganzen Breite verantwortlich.“ Besonderes in Gondar -Eindrücke eines Anatomieprofessors Ob materielle Bedingungen oder Zahl der Studenten — vieles, so meint Professor Schippel, dürfte man sich nicht so vorstellen, wie in Leipzig. Prof. Schippel liest in Leipzig ge wöhnlich vor 500 Studenten, in Gon dar waren es 80 bis 100 Zuhörer. Aus der geringen Zahl der Studen ten rührte anfangs ein Mißverständ nis mit den. äthiopischen Kollegen. „Da das Land dringend Ärzte braucht, waren wir zunächst der Auffassung, jeden Studenten .durch bringen’ zu müssen. Doch daran wa ren unsere äthiopischen Kollegen überhaupt nicht interessiert. Was sie wollten, war vor allem ein hohes fachliches Niveau der Ausgebilde ten. „Jeden Tag kamen Hunderte von Menschen herbeigeströmt. Sie trugen Verletzte und Kranke. Ich meine, es nützt wenig, wenn man als Arzt dorthinkommt, die medizinische Betreuung über nimmt und wieder geht. Unsere Hilfe muß, wenn sie für das Land wirksam werden will, lang fristig sein.“ - Schließlich haben wir schwieri gere Testatfragen gestellt. Was das Faktenwissen anbelang, so hätte wohl mancher Leipziger Student da mit seine Probleme!“, kommentiert er. Wichtig war für ihn dabei aber auch, die Landesspezifik zu beach ten. „Ich wußte, daß ich in ein Land komme, wo es um die medizinische Versorgung schlecht bestellt ist. Die Lebenserwartung liegt bei 40 Jah ren, auch die Säuglingssterblichkeit ist sehr hoch. Von vier Kindern stirbt eines, ehe es fünf Jahre alt ist. Im Lande steht heute nicht das notwendige Minimum an medizini scher Betreuung zur Verfügung. In weiten Landesteilen gibt es über haupt keine praktizierenden Ärzte, Deshalb bemühen wir uns beson ¬ ders, unsere Studenten zu befähi gen, mit den einfachsten Mitteln zu rechtzukommen. Mit Augen, Ohren und Stethoskop. Denn wenn sie nach der Ausbildung in entfernten Landesteilen eingesetzt werden, ste hen ihnen dort meist weder La borgeräte noch Röntgenbilder zur Verfügung. „Ich wußte, daß ich in ein Land komme, wo es um die me dizinische Versorgung schlecht bestellt ist. Deshalb bemühten wir uns, unsere Stvjienten zu be fähigen, daß sie mit den einfach sten Mitteln zurechtkommen. Mit Augen, Ohren und Stetho- skop. Denn wenn sie nach der Ausbildung in entfernten Lan desteilen eingesetzt werden, ste hen ihnen dort meist weder La borgeräte noch Röntgenbilder zur Verfügung.“ Der Erfolg zeigt sich in Briefen, die einstige Absolventen ihren Leh rern heute noch nach Leipzig schrei ben. In und zwischen den Zeilen ist dort auch von Wertschätzung, Dank barkeit und jener urwüchsigen Herz lichkeit zu lesen, über die viele erzählen, die in Gondar waren. Sie erfahren sie, wenn sie ihre Absol venten — mitunter in den unerwar tetsten Situationen — wiedertreffen. Auch das Verhältnis der DDR- Hochschullehrer untereinander war ein besonderes. Prof. Dr. Schippel hebt den engen Kontakt zu seinen fachlichen Nachbarn hervor. „Da durch, daß wir auf so engem Raum zusammenlebten, der Pathologe mit' dem Biochemiker, der Physiologe mit dem Anatom, haben wir uns fast täglich über fachliche Probleme und die Ausbildung ausgetauscht, wozu in Leipzig gar nicht die Mög lichkeit ist. Das habe ich als per sönlichen Gewinn empfunden.“ Im September 1981 begann die Ausbildung in den klinischen Fä chern. Dabei kamen die landesspezi fischen Probleme erst so richtig zum Tragen. Unsere Ärzte kamen mit Krankheitsbildern in Berüh rung, die hierzulande nur selten oder gar nicht vorkommen. Zudem sprachen die Patienten nicht Eng lisch, und doch mußte eine Diagnose gestellt werden. Auch verläuft der Betrieb in einem äthiopischen Kran kenhaus anders als von zu Hause her bekannt. Die Familie des Er krankten spielt eine ganz andere Rolle; bis dahin, daß sie ihre Ange hörigen im Krankenhaus versorgt. So spürte man nun auch am College unmittelbar die Probleme des Lan des. „Jeden Tag kamen Hunderte von Menschen herbeigeströmt“, erin nert sich Professor Schippel. „Sie trugen Verletzte und Kranke. Ich meine, es nutzt wenig, wenn man als Arzt dorthinkommt, die medizi nische Betreuung übernimmt und wieder geht. Unsere Hilfe muß, wenn sie für das Land wirksam wer den soll, langfristig sein ..." Ist Gondar nun ein Tropfen auf dem heißen Land? Als sich in je nem Herbst 1978 Vertreter der Uni versitäten Addis Abeba und Leipzig trafen, war man sich einig, die Zu sammenarbeit müßte eine dauer hafte, eine langfristige Lösung brin gen. Was also wurde erreicht Eine neue Generation setzt fort Da war zunächst die Ausbildung einer großen Zahl von Ärzten mit Berücksichtigung der besonderen Bedingungen in Äthiopien. 350 Stu denten haben bisher das medizini sche College in Gondar als Ärzte verlassen, jährlich sind es etwa 80 bis 100. Damit bildet das College ebensoviele Studenten aus, wie die Universität in Addis Abeba. „Sie ste hen ihren Kommilitonen in der Hauptstadt in nichts nach“, berichtet Professor Müller und er verweist auf äthiopische Einschätzungen. Aber noch um eine zweite Seite geht es. In Gondar meint Langfristigkeit auch Generationen. Meint die Über gabe des Colleges an eine neue Ge neration von äthiopischen Ärzten, die einst von unseren Hochschulleh rern ausgebildet wurden. In den ge meinsamen offiziellen Dokumenten steht dafür das Wort Etiopianisation. „Natürlich hatten wir anfangs auch Illusionen, was die Kürze der Zeit anbelangt“, so Professor Dr. Müller. Inzwischen sind zwei Departe ments an junge äthiopische Kolle gen übergeben worden — die Phy siologie und die innere Medizin — in allen Disziplinen übernehmen die neuen Kollegen schrittweise die Vor lesungen. Was ihre Qualifikation an belangt, sei hinzugefügt: Die Leip ziger Universität hatte sich vor Jah ren bereit erklärt, jährlich zwölf Ärzte zusätzlich in Leipzig zu Fach ärzten weiterzubilden. Zwölf haben ihre Facharztausbildung bereits er folgreich abgeschlossen, weitere dreißig sind derzeit in Leipzig. In Gondar hat unterdessen eine neue Gruppe von DDR-Hochschul lehrern ihre Arbeit begonnen. Einer von ihnen ist Prof. Dr. Schippel, Anatomieprofessor. „Ich kann mich nun auf viele Erfahrungen stützen“, sagt er, „und so ist es mir in diesem Jahr besonders wichtig, die Ausbil dungspläne zu überarbeiten, mehr für die Wissenschaft zu tun.“ Es geht dabei um eine gemeinsame For schung auf den Gebieten Infektions krankheiten, klinische Immunologie und Ernährungsstörungen, ist von seinem Kollegen, Prof. Dr. Müller, zu erfahren. So wird Wissenschaft in den nächsten Jahren stärker das Profil der Ausbildungsstätte in Gon dar mitbestimmen. A. MUDRA Schritte der gemeinsamen Arbeit am medizinischen College - Dokumentation Herbst 1978 Eine Delegation der Universi- sam ein in Gondar bestehendes tät Addis Abeba besucht die College zu einer Hochschulein- Karl-Marx-Universität Leipzig; richtung auszubauen. In Gesprächen mit dem Rektor, Die KMU erklärt sich bereit, Prof. Dr. Rathmann und dem die Ausbildung von Ärzten Prorektor für Medizin, Prof. Dr. durch die Entsendung von Hoch- Müller, entsteht die Idee, gemein-, Schullehrern zu unterstützen. Februar 1979 Eine Delegation der Karl- Marx-Universität unter Leitung von Prof. Dr. Rathmann trifft zum Gegenbesuch an der Uni versität in Addis Abeba ein. Dort wird ein Freundschaftsvertrag unterzeichnet. Er beinhaltet die Ausbildung von äthiopischen Ärzten an einer neuen medizi nischen Fakultät in Gondar durch DDR-Hochschullehrer. Das zunächst im Rahmen eines Universitätsvertrages verankerte Vorhaben wird später durch Mi nisterratsvereinbarungen er gänzt. September 1 979 Das erste Studienjahr für rund 60 Medizinstudenten beginnt. Die sieben Hochschullehrer aus der DDR (ihre Gruppe wird geleitet von Doz. Dr. Reißig) beginnen die Ausbildung in den Fächern Anatomie, Physiologie und Bio chemie. Gleichzeitig treffen die ersten äthiopischen Kader zur postgra dualen Ausbildung in Leipzig ein. Sie sollen später die Über nahme des medizinischen Colle ges in äthiopische Hände sichern helfen. Aufmerksam verfolgen Studenten des dritten Studienjahres die Patholo gievorlesung ihres Leipziger Professors. Foto: Prof. Dr. Taubert Studienjahr 1980/81 Der äthiopische Präsident, Mengistu Haile Mariam, besucht das College und dankt den DDR- Wissenschaftlern für ihre Arbeit. Inzwischen wird am College in allen vorklinischen Fächern un terrichtet, die Ausbildung in den klinischen Fächern wird vor bereitet. Entsprechend dem Hoch schulcharakter und dem nun mehr erreichten Niveau der Aus bildung, wird das Public Health College in „Gondar College of Medical Sciences“ umbenannt. Studienjahr 1983/1984 Die ersten 60 Absolventen ver- tor, sie stehen dem Land zur Ver lassen das College mit dem fügung. akademischen Grad medical Doc- Studienjahr 1987/1988 Während eines Besuchs des Mi nisters für Hoch- und Fachschul wesen, Prof. Hans Joachim Böhme, wird in Gondar ein neuer Vertrag unterzeichnet Schrittweise werden die Lehr ¬ tätigkeit und die Leitung des De partments an junge äthiopische Kollegen übergeben. Gleichzeitig wird die Forschung zum neuen Bewährungsfeld künftigen ge meinsamen Wirkens. Jährlich werden im Gondar- Hospital • 3000 Operationen, • 2000 Entbindungen und • 8000 stationäre Behandlun gen vorgenommen. Hinzu kommen 60 bis 100 000 ambulante Be handlungen jährlich. Am medizinischen College in Gondar wurden bisher rund 350 Ärzte ausgebildet. Das sind na hezu ein Drittel aller in Äthio pien tätigen Ärzte. Gleichzeitig wurden in der DDR zahlreiche Gondar- Absolventen weitergebildet. Bis her haben zwölf Ärzte an der Karl-Marx-Universität die Qua lifikation eines Facharztes erhal ten. Die Arbeit unserer Ärzte in Äthiopien wurde mit Solidaritäts gütern aus der DDR im Werte von 2,5 Millionen Mark unter stützt. 200 Hochschullehrer aus der DDR waren bisher in Gon dar im Einsatz. Ein Anruf unterbricht die abend liche Zeitungslektüre des in seiner Wohnung sitzenden diensthabenden Arztes des Institutes für gerichtli- ehe Medizin der - Karl-Marx- Universität. Wie erwartet, meldet sich das Volkspolizeikreisamt, , in formiert kurz über einen tödlichen Verkehrsunfall und avisiert den be reits unterwegs befindlichen Bereit schaftswagen. Wenige Minuten spä ter steigt der Mediziner dem Pkw zu. in dem schon Angehörige der Verkehrspolizei und ein Staatsan walt sitzen. Mit Blaulicht und Mar tinshorn prescht der Wagen zur Lützner Straße, wo ein 18iähriger Mopedfahrer eine 78jährige Frau an gefahren hat und die Fußgängerin am Unfallort verstarb. Während die Verkehrspolizisten noch Zeugen vernehmen, deren Aus sagen sich in vielem widersprechen, das Gelände vermessen und Fotoauf nahmen von der tödlich Verletzten und dem auf der Straße liegenden beschädigten Zweirad machen, be ginnt der Gerichtsmediziner im Auf trag des Staatsanwaltes mit den er sten Untersuchungen der Toten. Er stellt an der auf der linken Seite Lie genden große Weichteilwunden so wie einen Bruch des linken Unter schenkels, eine rundliche Unterblu tung an der Hüfte und eine stark blutende Verletzung an der rechten Kopfseite fest. Sodann nimmt er das Moped des bereits in das Kranken haus eingelieferten Jugendlichen in Augenschein: zerbrochener Schein werfer, verbogene Schutzbleche, Tank demoliert. Fußraste verbogen. Am Fahrzeug sichert der Arzt Blut- An der Seite eines Gerichtsmediziners Spuren lassen Unfall rekonstruieren spuren, die abgekratzt, sofort zur Untersuchung in das Institut für ge richtliche Medizin gebracht werden. Inzwischen ergeht an den behan delnden Arzt des Mopedfahrers im Krankenhaus das Ersuchen, die Al koholkonzentration in Blut und Urin des Patienten zu ermitteln. Auf der Grundlage all seiner Fest stellungen ist der Gerichtsmediziner in der Lage, eine erste Rekonstruk tion des Unfalls aus den objektiven Veränderungen am Geschädigten und am Fahrzeug vorzunehmen. Nur wenig später erfolgt im Institut für gerichtliche Medizin die Ob duktion der tödlich Verletzten. Hier nutzt der Arzt toxikologisch chemische Untersuchungsverfahren, um im Blut und Urin eine even tuelle Alkoholkonzentration zu er mitteln oder Medikamente in den Körperflüssigkeiten nachzuweisen. Spurenuntersuchungen wiederum er möglichen den Vergleich der Blut gruppe der Toten mit den am Fahr zeug gesicherten Proben. Schließlich geben histologische Untersuchungen Aufschluß über Krankheiten der Geschädigten. Die dabei erzielten Resultate Sowie die vorgefundene Lage der Verunglück ¬ ten auf der Lützner Straße erlauben dem obduzierenden Arzt, den Unfall ablauf sicher zu rekonstruieren. Sein Gutachten gibt dem Staatsan walt wertvolle Hinweise für die Be urteilung der Schuldfrage.. Ist als Unfallverursacher der Mo pedfahrer überführt worden, hat der Gerichtsmediziner in manchen Fällen sein Gutachten während der Gerichtsverhandlung zu erläutern. Wie der Gerichtsmediziner Dr. Al fred Du Chesne informierte, liegt die Zahl der gerichtsmedizinisch un tersuchten Verkehrsunfälle mit töd lichem Ausgang im Bezirk Leipzig seit langem um 200 im Jahr. Eine sinkende Tendenz sei nicht feststell bar. Als besonders Betroffene nannte der Arzt jugendliche Zwei radfahrer und Fußgänger im vorge rückten Alter. ERHARD LEHMANN
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