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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1989
- Erscheinungsdatum
- 1989
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198900008
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19890000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19890000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1989
-
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Band 1989
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UZ-SERIE „Schätze der ÜB" • UZ-SERIE „Schätze der UB" • UZ-SERIE „Schätze der UB M • UZ-SERIE „Schätze der ÜB" • UZ-SERIE „Schätze der ÜB" A us Anlaß des 100. Jahrestages der Kliment-Ochridski-Universität Sofia im Oktober 1988 zeigte die Gesell schaftswissenschaftliche Zweigstelle der Universitätsbibliothek eine Buch ausstellung, die in ihrem Hauptteil Werke vorstellte, deren vergilbte Ti telblätter nicht auf den ersten Blick ver rieten, welche geistigen und nationa len Werte die schmucklosen Buchdek- kel umschlossen. Die in kyrillischen Let tern gesetzten Titel sagten dem nicht mit dem bulgarischen Schrifttum Ver trauten nicht allzuviel; auch das Alter der Exponate deutete keineswegs dar auf hin, daß es sich um ausgespro chene Kostbarkeiten handelte: Die Bü cher stammten aus der zweiten Hälfte des 19. oder gar erst aus dem ersten Viertel unseres Jahrhunderts, also aus einer Zeit, in der man unter litera rischen und wissenschaftlichen Publika tionen kaum Rarissima erwartet. Und dennoch befanden sich unter den Aus stellungsstücken nicht nur — zumindest außerhalb Bulgariens — äußerst sel tene Schriften, sondern zugleich Werke von grundlegender Bedeutung für die Herausbildung und Entwicklung der neubulgarischen Literatur und Sprach pflege, der Volkskunde und Geschichts schreibung der Bulgaren — Zeugnisse von unvergänglichem Wert, die Marksteine der nationalen Wiederge burt des bulgarischen Volkes im 19. Jahrhundert darstellen und diese na tionale Renaissance mitgeprägt haben. Zu den „klassischen Bulgarica", die unsere Bibliothek birgt, gehört vor al lem die Erstausgabe des weltberühm ten Romans „Pod igoto“ („Unter dem Joch"), in dem der Mitbegründer der neubulgarischen Literatur, der Erzähler, Lyriker und Dramatiker Iwan Wasow (Vazov, 1850-1921) dem Befreiungs kampf seines Volkes gegen die türki sche Fremdherrschaft ein unvergängli ches Denkmal gesetzt hat. Das epo chale Werk erschien erstmals 1889/90 in den Bänden 1-3 des „Sbornik za na rodni umotvorenija, nauka i kniznina". Dieser für die Bulgaristik höchst be deutsame „Sammelband für Volksdich tung, Wissenschaft und Literatur" ent stand auf Anregung des Nestors der bulgarischen Literaturwissenschaft Iwan D. Schischmanow (1862-1928), der 1886/88 an der Philosophischen Fa kultät der Leipziger Universität studiert hatte und 1903-1907 bulgarischer Bil dungsminister war. Die UB hat auch die erste deutschsprachige Überset zung von Wasows Roman bewahrt, die der Leipziger Reclam-Verlag 1918 her ausgab, und sie besitzt weitere Erstaus gaben der Schöpfungen dieses bulaa- rischen Klassikers: z. B. „Gusla" („ Öie Fidel", Plovdiv 1881), die humoristisch satirische Kurzprosa „Striche und Far- ' ben", Sofia 1895. und den qesell- schaftskritischen Roman „Die Königin von Kazalar", Sofia 1903. Der Leser und Forscher findet in der UB auch die Klassische Bulgarica in den Sammlungen der Universitätsbibliothek Zeugnisse von unvergänglichem Wert, die Marksteine der nationalen Wiedergeburt des bulgarischen Volkes darstellen Ein Beitrag von GUNTER MULLER historisch-kritische Gesamtausgabe des 22 Bände umfassenden literarischen Le benswerkes Iwan Wasows (Sofia 1946-1959). Botews Lyrik erwuchs aus der reichen Volksdichtung Den ersten Höhepunkt der bulga rischen Lyrik bildet das Schaffen des Dichters und Nationalhelden Christo Botew (1849-1876), der mit 27 Jahren im Kampf gegen das türkische Joch den Tod fand. Frühe Sammlungen sei ner zu Lebzeiten verstreuten Gedichte besitzt die UB leider nicht, aber dafür die bulgarische Erstausgabe der Bio graphie des Dichters (Christo Botev, Opyt za biografija, Russe 1888) aus der Feder seines Zeitgenossen und Mit streiters Zachgri Stojanow (um 1851-1889), dessen auch ins Deutsche übersetzten „Aufzeichnungen über die bulgarischen Aufstände" (1884-92) zu den bedeutendsten Memoirenwerken des bulgarischen Schrifttums zählen. Das lyrische Schaffen des National dichters und Revolutionärs Christo Bo tew ist dem nicht der bulgarischen Spräche kundigen Leser der UB in einer repräsentativen Sammlung deutschsprachiger Nachdichtungen (von Franz Fühmann) zugänglich, die 1964 unter dem Titel „Der Balkan singt sein wildes Lied" in der DDR, im Auf bau-Verlag, erschien (1976 auch im Re clam-Verlag u. d. T. „Schwarz eine Wolke"). Botews Lyrik erwuchs aus der reichen bulgarischen Volksdichtung. Deren Zeugnisse wurden - neben anderen Äußerungen des Volkslebens der Bul garen - erstmals um die Mitte des 19. Jahrhunderts in mehreren Sammelbän den zusammengetragen, welche zu den seltensten volkskundlichen Quellenwer ken slawischer Provenienz gehören, die die UB hütet. Das erste dieser Werke gab der russische Gelehrte Pjotr Bes sonow — in russischer Sprache - 1855 in Moskau heraus („Bulgarische Lieder aus den Sammlungen von J. J. Wene- lin, N. D. Kotranow und anderen Bul- aaren". 1859 erschien ebenfn"e in Rußland, in Odessa, eine Art Weg weiser zur bulgarischen Volkskunde und Volksdichtung „Pokazalec ili ru- kovodstvo"). Verfasser war der Revolu tionär und Schriftsteller Georgi S. Ra kowski (1821-1861). 1860 gab er in Bel grad die Zeitung „Dunavski lebed" („Donauschwan“) heraus, von der die UB eine Faksimileausgabe besitzt. Zu den Bahnbrechern der nationalen Wie dergeburt Bulgariens und zugleich zu den Begründern des kritischen Realis mus in der bulgarischen Literatur zählt auch der Herausgeber des dritten Sam melbandes bulgarischer Folklore, der Schriftsteller Ljuben Karawelow (1837-1879), dessen „Pamjatniki na- rodnago byta Bolgar" („Denkmäler des Volkslebens der Bulgaren") in rus sischer Sprache 1861 in Moskau her auskamen. Als die wissenschaftlich wertvollste, originalgetreueste der frü hen Editionen bulgarischer Volkspoesie gilt jedoch die berühmte Sammlung bulgarischer Volkslieder („Buigarski na- rodni pesni"), die die Brüder Dimiter und Konstantin Miladinow 1871 in Zagreb veröffentlichten. Sie wurden mit ihrer Sammlung zu den eigentlichen Be gründern der bulgarischen Volkskunde. Erstes Buch in bulqarischer Snrache wurde 1806 nedruckt Daß die genannten Werke außer halb Bulgariens das Licht der Welt erblickten, war kein Zufall, sondern Folge der nationalen und kulturellen Unterdrückung, der das bulgarische Volk im Osmanischen Reich jahrhun dertelang ausgeliefert war. Wen es erstaunt, daß wir Bücher aus der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts als be sondere Kostbarkeiten bezeichnen, sei daran erinnert, daß das erste Buch in bulgarischer Sprache erst 1806 ge druckt wurde. Bulgarische Bücher von nationaler Bedeutung sind daher vor 1878, vor der Befreiung Bulgariens von der Türkenherrschaft, fast durchweg außerhalb der Landesgrenzen - und in sehr kleinen Auflagen - im Druck er schienen, insbesondere im slawischspra chigen Serbien und in Rußland. Am Rande sei vermerkt, daß hier nur vom neubulgarischen Schrifttum die Rede ist. Von der in seltenen Hand schriften überlieferten alt- und mittel bulgarischen Literatur besitzt die UB aber zumipdest textkritische Editionen (z. T. auch Faksimileausgaben) aus neuerer Zeit. Das gilt auch für die frü hesten Denkmäler der neubulgarischen Literatur, z. B. die „Slawobulgarische Geschichte" („Istorija slavenobol- garskaja") des Mönches Paisij Chi- lendarski (1722 bis um 1798), die - in teilweise idealisierender Form - die Vergangenheit des bulgarischen Vol kes bis zur Türkenherrschaft schildert und zugleich einen Mahnruf an die Bul garen darstellte, ihre nationale Identi tät zu bewahren. Mit diesem Werk des „Vaters Paisij" aus dem Kloster Chi- lendar begann das neubulgarische Schrifttum. Jordan Iwanow edierte 1914 die erste historisch-britische Textaus gabe des zu seiner Zeit weitverbreite ten Werkes, das in etwa 60 Abschriften überliefert ist. Das oben erwähnte er ste gedruckte neubulgarische Buch von 1806, der „Nedelnik", eine Sammlung von 94 Predigten (nach deren Autor auch „Sofronije" genannt) stammt aus der Feder des Sofronije Wrazanski (Stojko Vladislavov, 1739-1813), der 1794 Bischof von Wraza wurde und mit seinen Schriften und Predigten eben falls maßgeblich das Nationalbewußt sein der Bulgaren stärkte. Sein beweg tes Leben schilderte er in seiner Auto biographie „Leben und Leiden des sün digen Sofroni", die - ebenso wie die „Slawobulgarische Geschichte" des Paisij Chilendarski - den Lesern der UB in einer Ausgabe des Leipziger In- selverlages auch in deutscher Sprache zugänglich ist. Die Handels- und Buchstadt Leipzig hat überhaupt bei der Vermittlung des bulgarischen Schrifttums, besonders seit dem letzten Viertel des 19. Jahr hunderts, eine bemerkenswerte Rolle gespielt. In der Messestadt erschien 1849 auch die erste bulgarische Zei tung, der „Buigarski orel" („Bulgari scher Adler"), von der die UB eine Fak simileausgabe besitzt. Herausgeber des Blattes war der bulgarische Arzt und Patriot Iwan Andreew Bogorow (1818-1892), dessen „Purvicka bul- garska gramatika" („Erste bulgarische Grammatik", 1844) zu den frühesten theoretischen Zeugnissen der (neu-)bul- garischen Sprachpflege zählt. Das einfache Volk bewahrte die bulgarische Sprache Die bulgarische Sprache war in den Zeiten des osmanischen Jochs vor al lem vom einfachen Volk bewahrt wor den. Aus den Quellen der bulgarischen Volkspoesie schöpfte auch der Lyriker Petko R. Slawejkow (1827-1895), der Mitschöpfer der bulgarischen Dich tersprache, dessen poetisches und pu blizistisches Werk in der UB jedoch erst in späteren Ausgaben verfügbar ist (schon deshalb, weil die meisten frü hen Manuskripte des glühenden Patrio ten während des bulgarischen Aprilauf standes von 1876 verbrannten). Dafür besitzen wir von seinem Sohn Pentscho Slawejkow (1866-1912) die Erstausgabe des dichterischen Hauptwerkes dieses bedeutenden Lyrikers und Literaturkriti kers, das Nationalepos „Karvava pe sen“ („Blutiges Lied", 1911-1913), das dem erwähnten historischen Aufstand des bulgarischen Volkes gegen die Tür kenherrschaft gewidmet ist. Im Hinblick auf das deutsche Sprachgebiet kann man zu den „klassischen Bulgarica" auch die von Pentscho Slawejkow her ausgegebene Sammlung bulgarischer Volkslieder zählen, die 1918 in deutsch sprachigen Nachdichtungen in der „Bulgarischen Bibliothek“ erschien — eines von 1916 bis 1919 in Leipzig von dem bulgarischen Publizisten Iwan Par- lapanow edierten Sammelwerkes, das seinerzeit maßgeblich zur Vermittlung bulgarischen Gedankengutes beitrug. Mitherausgeber war der Leipziger Bul- garist (und Romanist) Gustav Weigand (1860-1930). Zu den Autoren der Reihe gehörten neben Pentscho Slawejkow so bedeutende Vertreter des bulgarischen Kulturlebens wie der Literaturhistoriker Iwan D. Schischmanow (1862-1928) und der Geograph und Ethnograph Anastas Ischirkow (1868-1937) — Ge lehrte von nationalem und internatio nalem Rang, deren Werke, zumeist in Erstausgaben, fast vollständig in der UB vorhanden sind. Die genannten Autoren und dazu eine ganze Reihe weiterer namhafter Wissenschaftler und Schriftsteller zähl ten zu jenem Kreis bulgarischer Intel lektueller, die als Studenten der Leip ziger Universität wesentliche Bildungs impulse für ihr literarisches, wissen schaftliches und politisches Wirken er hielten (vgl. UZ, Nr. 35 und 36/1988). Nicht nur die Namen, sondern auch die Arbeiten der bedeutendsten von ih nen sind im Gedächtnis unserer Uni versität bewahrt geblieben — in Gestalt von Werk- und Erstausgaben in den Be ständen der UB. Es handelt sich fast durchweg um „klassische Bulgarica“, weil die Bücher dieser Männer - ne ben den bereits erwähnten die Werke des Bibliographen/Philologen Alek sandar Teodorow-Balan (1859-1959, des ersten Rektors der Universität So fia), des Literaturhistorikers und Phi losophieprofessors Krastjo KrusteW (1866-1929), des Philologen Benjo Conew (1863-1926), des weltbekannten Literaturwissenschaftlers und Ethnogra phen Michail Arnaudow (1878-1978) und einer ganzen Reihe anderer - in den Schatz des kulturellen und wis senschaftlichen Erbes des bulgarischen Volkes eingegangen sind. August Leskien legte den Grundstein zur Erbepflege Unbedingt gedenken müssen wir in diesem Zusammenhang eines Mannes, der an unserer Universität den Grund stein zur Pflege der slawischen Spra chen und Literaturen und überhaupt des kulturellen Erbes der slawischen Völker, also auch des bulgarischen Vol kes, gelegt hat — des Nestor der Leip ziger Slawistik, August Leskien (1840-1916). Dieser bedeutendste deut sche Slawist seiner Zeit, führender Ver treter der Leipziger Schule der sog. Junggrammatiker, der 1870 die erste Professur für Slawistik an der Leipziger Universität erhielt, schuf nicht nur bahnbrechende Werke zur historisch vergleichenden Sprachwissenschaft, sondern er setzte mit seiner „Gramma tik der altbulgarischen (altkirchensla wischen) Sprache" (1869), dem Hand buch des Altbulgarischen (1871) und anderen slawistischen Arbeiten vor al lem grundlegende Bausteine der sla wischen Philogie und damit auch der Bulgaristik, die ihre Bedeutung bis in unsere Tage bewahrt haben. Leskien, dessen Name die Karl-Marx-Universi tät ihrem Institut zur Weiterbildung der Sprachmittler und Fremdsprachenleh- rer in Leipzig-Grünau verliehen hat trug in seinem langen Forscherleben auch eine - außerhalb des slawischen Sprachraumes — seinerzeit beinahe ein zigartige Bibliothek slawischer Bücher zusammen, die er „seiner" Universität vermachte. Die Bibliothek Leskiens bildete so den Grundstock der Slavica-Sammlut: gen der UB, zumindest deren philolo gischen Teils, und nicht wenige der „klassischen Bulgarica", von denen hier die Rede ist, stammen aus dem Vermächtnis des Gelehrten. Alte Handelsbörse Der Naschmarkt wurde erst 1556 unmittelbar hinter dem Alten Rat haus angelegt. Die Dominante dieses intimen Platzraumes ist der relativ kleine, in seiner kubischen Geschlos senheit sich souverän neben dem langgestreckten Rathausbau behaup tende Bau der Alten Handelsbörse (1678 bis 1687 incl. Innenausstattung ausgeführt von Christian Richter nach Entwürfen von Johann Georg Starke). Neben dem Palais im Gro ßen Garten zu Dresden (1678 bis 1683) ist die Alte Handelsbörse in Leipzig der erste bedeutende Ba rockbau Sachsens. Zugleich legt sie Zeugnis ab vom raschen wirtschaft lichen Wiederaufstieg der Messe stadt nach dem Dreißigjährigen Krieg. Italienische und niederländische Einflüsse durchdringen sich in der architektonischen Gestaltung und im reichen Dekor des betont festlich anmutenden Baues, der auf einem Sockelgeschoß ruht und mit einer Balustrade abschließt. Der Saal im Hauptgeschoß besaß einst eine prunkvolle Decke (Stukkaturen von G. Simonetti; Gemälde von Johann Heinrich Am Ende). 1816 wurde die barocke Freitreppe durch eine klas sizistische Treppe ersetzt. 1906/07 wurde diese wieder entfernt und die alte Aufgangssituation wiederher gestellt. Zugleich erhielt das Sok- kelgeschoß an der Nordseite eine of fene Arkade. 1943 brannte die Alte Handelsbörse völlig aus. 1955 bis 1962 wurde sie wiederaufgebaut. Der modern gestaltete ehemalige Börsensaal dient heute als Fest-, Vortrags- und Konzertsaal. Das 1903 enthüllte Goethe-Denkmal (Bild hauer: Carl Seffner) auf dem Naschmarkt erinnert an die Studien zeit des Dichters 1765 bis 1768 an der Leipziger Universität. (12) Auerbachs Keller, Mädlerpassage Auerbachs Hof, einer der ältesten die Räumlichkeiten von Auerbachs und bedeutendsten Leipziger Durch- Keller in den Neubau einbezogen gangshöfe für den Messehandel, wurden. Das Messehaus Mädlerpas- wurde 1530 bis 1538 erbaut. Bauherr sage ist aufgrund seiner großzügi- war der Medizinprofessor Heinrich gen Disposition und seiner reichen Stromer aus Auerbach/Franken, der architektonisch-bildkünstlerischen auch den später durch die Kel- Gestaltung eines der schönsten des lerszene in Goethes „Faust“ weltbe- Leipziger Stadtzentrums. Zum Neu rühmt gewordenen Weinausschank markt und zur Grimmaischen (Auerbachs Keller) eröffnete. 1625 Straße steht es durch eine dreige- wurde die Anlage zu einem großen schossige Passage in Verbindung, Kaufhof umgebaut. Dieser mußte die mit der Königshaus- und der gleich andern historischen Gebäu- Messehofpassage ein System attrak- den dem 1912 bis 1914 errichteten tiver Ladenstraßen bildet und we- Messehaus Mädlerpassage (Grim- sentlich das urbane Fluidum der maisch« Straße 2-4) weichen, wobeiLeipziger Innenstadt mitbestimmt. 13 Messehaus Messehof Der 1945/50 errichtete Messehof ist der erste Messehaus-Neubau der DDR und daher ebenfalls ein Wich tiges Denkmal der Leipziger Messe- und Baugeschichte. In seiner Ar chitektur den älteren Messepalästen •der 20er und 30er Jahre angegli chen, tritt er mit je einer kalkstein verblendeten, relativ schlicht gestal teten Fassade zum Neumarkt und zur Petersstraße hin in Erscheinung. Er wird von einer 80 m langen La denpassage durchzogen, die mit den an sie grenzenden älteren Passagen in Verbindung, steht. Bemerkens wert als programmatisches Werk bildender Kunst aus der Frühzeit der DDR ist die von dem Leipziger Bildhauer Alfred Thiele geschaffene Pilzsäule in der Eingangshalle Pe tersstraße, die in vier überlebens großen Relieffiguren (Bergmann, Bauer, Spinnerin und Wissenschaft ler) tragende Kräfte des gesellschaft lichen Neuaufbaus symbolisieren. (15) Städtisches Kaufhaus Als erstem Mustermessehaus der Welt kommt dem 1893 bis 1901 er richteten Städtischen Kaufhaus eine herausragende architekturgeschicht liche Bedeutung zu. Der unter Ein beziehung der ehemaligen Stadt bibliothek (Barockfassade 1755 von Friedrich Seltendorff) in drei Bau abschnitten realisierte Gebäudekom plex wurde mit Rücksicht auf die für die Leipziger Bautradition ty pischen alten Handelshöfe in neu barocken Formen gestaltet. Nach schweren Kriegsschäden erfolgte der teilweise Wiederaufbau 1948 bis des Messepalastes hat 1987 begon- 1956; die komplexe Rekonstruktion nen. (17) Nikolaildrche Vermutlich wurde der erste roma nische Großbau der im Ostteil der Altstadt gelegenen Pfarrkirche St. Nikolai bald nach Verleihung des Stadtrechts um 1165 begonnen. Er war eine dreischiffige Pfeilerbasi lika mit einem massigen, doppeltür mig geplanten Westbau. Im 14. Jh. wurde die romanische Hauptapsis durch den heute noch stehenden go tischen Chor ersetzt. Weitere Um- und Ausbauten folgten; die wichtig ste Bauleistung war die Errichtung eines weiträumigen spätgotischen Hallenlanghauses (1513 bis 1526, Baumeister: Benedikt Eisenberg; das regelmäßig gebildete Netzge wölbe vermutlich nach einem Ent wurf von Conrad Pflüger). Nach dem bereits im 14. Jh. die beiden seitlichen Turmgeschosse über dem romanischen Westbau aufgeführt worden waren, wurde der höher® Mittel türm 1555 unter Leitung von Hieronymus Lotter errichtet (Tür merwohnung und Barockhaube 1730 bis 1734). Die kunstgeschichtlich be- rühmte, überaus qualitätsvolle früh' klassizistische Neugestaltung des Kirchenraumes (Langhaus, Cho und Westvorhalle) erfolgte zwi schen 1784 und 1797 nach Plänen von Johann Friedrich Carl Dauth® in Zusammenarbeit mit Adam Fried rich Oeser. Bei den Restaurierungs- arbeiten 1969 bis 1977 ist die origir nale lichte Farbigkeit des späten 18. Jh. in alter Schönheit wiederherge stellt worden. (14) Spazieren wir nun noch einmal über den historischen Marktplatz 211 einer berühmten Gaststätte, dem." Haus zum Kaffeebaum Von der Erbauungszeit des Hauses (16. Jh.) zeugen noch heute die spät gotischen profilierten Fensterge wände. Schon für das Jahr 1694 ist in diesem Gebäude ein Kaffeeaus schank urkundlich nachweisbar. 1718 wurde in ihm ein großes Kaf feehaus eingerichtet. Um 1725 er hielt die Fassade eine neue Gestalt, wobei der barocke Baudekor auf die Mittelachse konzentriert wurde. Das Sandsteinrelief über dem Portal schuf wahrscheinlich ein Künstler aus dem Permoser-Umkreis. Es zeigt einen Türken unter einem blühenden Kaffeebaum, der einem Putto eine Schale mit Kaffee reicht. 1967/68 wurde Leipzigs älteste und traditionsreichstes Kaffeehaus re stauriert. Über der historischen Gaststätte wurde in den Räumen des ersten Obergeschosses das Leip ziger Künstlercafe eingerichtet. (16) Wir danken Prof. Dr. sc. Thomas Topfstedt für seine Begleitung beim iP teressanten „Rundgang“ durch unsere Messestadt Leipzig.
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