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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1989
- Erscheinungsdatum
- 1989
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198900008
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19890000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19890000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Ausgabe
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1989
-
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- Ausgabe Nr. 10, 10. März 1
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Band 1989
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UZ/31 1. September 1989 IM GESPRÄCH 3 In der gegenwärtigen Entwick lungsetappe sind an die Gesell schaftswissenschaftler unseres Lan des hohe Anforderungen gestellt. Denn der Wert ihrer Arbeit wird daran gemessen, wie sie dazu bei trägt, die entwickelte sozialistische Gesellschaft in der DDR weiter zu gestalten und die internationale Aus strahlung des Sozialismus zu er höhen. An der Karl-Marx-Universität gibt es einen großen gesellschafts wissenschaftlichen Bereich und da mit ein bedeutendes wissenschaftli ches Potential für die Erfüllung die ser anspruchsvollen Aufgabe. Über Ergebnisse und Vorhaben dieses Be reiches sprachen wir mit Prof. Dr. sc. Dietmar Stübler, Prorektor für Gesellschaftswissenschaften der KMU. Jeder 5. Direktstudent ist ein Lehrerstudent Wie groß ist der gesellschafts wissenschaftliche Bereich der Leip ziger Universität? Zu unserem Bereich gehören 15 der 21 Sektionen und vier der sechs Institute der KMU mit rund 2000 Wissenschaftlern. Etwa 45 Prozent aller Studenten erhalten hier ihre Ausbildung. Darunter nehmen die reichlich 2000 Lehrerstudenten die erste Position ein. Damit ist jeder fünfte Direktstudent der KMU ein Lehrerstudent. So haben auch die Sektionen Theoretische und -an gewandte Sprachwissenschaft, Ger manistik und Literaturwissenschaf ten sowie Geschichte einen hohen Anteil an der Lehrerausbildung. Zu den großen Sektionen unseres Be reiches zählen weiterhin die Sektio nen Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaften und Psycholo gie. Einmalig im Hochschulwesen der DDR sind solche Studienrichtungen wie Journalistik, Afrika- und Nah ostwissenschaften oder die Ausbil dung von Diplomlehrern für Mar xismus-Leninismus. Mehrere der ge nannten Einrichtungen bieten so wohl Direkt- als auch Fernstudium an. Daneben wachsen unsere Ver pflichtungen im Rahmen der Wei terbildung von Hochschulkadern. Zum Beispiel werden am Franz- Mehring-Institut die Diplomlehrer für Marxismus-Leninismus der Hoch- und Fachschulen in regelmä ßigen Abständen weitergebildet, und das im Vorjahr gegründete Au gust-Leskien-Institut übernimmt für die DDR die Fortbildung von Sprachmittlern und Fremdsprachen lehrern. Für die Studienvorberei tung von ausländischen Studieren den trägt das Herder-Institut die Verantwortung. Vielleicht macht diese unvollständige Aufzählung dennoch deutlich, welche Bedeu tung dem gesellschaftswissenschaft lichen Bereich im Rahmen unserer Alma mater zukommt. Leistungen genießen international Ansehen Gibt es wissenschaftliche Ergeb nisse dieses Bereiches, die national wie international Beachtung fan den, eventuell sogar die Wissen schaftsentwicklung auf ihrem Ge biet mitbestimmen? Die Zahl derartiger Leistungen, die weit über , die Grenzen unseres Landes hinaus hohes Ansehen ge nießen, ist groß. So stehe ich auch hier erfreulicherweise vor der Qual der Auswahl. Auf dem Gebiet der historischen Wissenschaften möchte der Informatik wie den Sprachwis senschaften Nutzen bringt. Wir er warten aus dieser Kombination be deutende Effekte für die Wissen schaftsentwicklung, wie sie die ein zelnen Disziplinen in diesem Um fang nicht zu erreichen vermögen. Dieses Projekt ist ausbaufähig. In Zukunft wäre die Mitwirkung von Psychologen und Medizinern durch aus denkbar. Errungene Positionen nie aufgeben Bedeutendes wissenschaftliches Potential für die Erfüllung anspruchsvoller Aufgaben Wie die Gesellschaftswissenschaftler der KMU ihrer Verantwortung, aktive Mitgestalter gesellschaftlicher Prozesse zu sein, gerecht werden, darüber sprach UZ mit Prof. Dr. sc. DIETMAR STÜBLER, Prorektor für Gesellschaftswissenschaften Zu den gesellschaftlichen Anfor derungen, denen wir uns zu stellen haben, gehört auch die Pflege und Bewahrung seltener Wissenschafts disziplinen. Wichtig ist, errungene Positionen nicht aufzugeben sowie auf Entwicklungen, die späterhin Bedeutung erlangen können, vor bereitet zu sein. Ein hervorragendes Beispiel dafür, wie durch die Pflege seltenen Kulturgutes kulturelle Be dürfnisse der Bürger unseres Lan des befriedigt werden, ist der Band „Zimelien. Bücherschätze der Uni versitätsbibliothek Leipzig“ von D. Debes. Welche Leistungen erbringen die Gesellschaftswissenschaftler der ich das Interdisziplinäre Zentrum für vergleichende Revolutionsfor schung nennen, das unter Leitung von Prof. Dr. sc. Manfred Kossok z. B. einen international stark beachteten Beitrag zur Würdigung des 200. Jahrestages der Franzö sischen Revolution leistet. Als Bei spiel hierfür mögen ,die Bücher „In tyrannos. Revolution der Weltge schichte“ von M. Kossok und „Die Französische Revolution (Bilder und Berichte) 1789—1799“ von W. Markov, K. und H. Middell genü gen. Auch zum Müntzer-Jubiläum erbrachten Leipziger Wissenschaft ler gewichtige Leistungen. Dazu ge hören das Werk • „Müntzers Weg nach Allstädt", mit dem der emeri tierte Professor Max Steinmetz in die aktuelle Debatte eingreift, und die Arbeit von Karl Max Kober „Re formation — Revolution, Panorama Frankenhausen Monumentalge mälde von W. Tübke“. Für hervor hebenswert auf dem Gebiet der Sprach- und Literaturwissenschaf ten halte ich z. B. das Wörterbuch „Englisch-Deutsch“ von A. Neubert und das „Historisch-etymologische Wörterbuch des Sorbischen“ von H. Schuster-Sewc, weiterhin das drei bändige Lehrbuch des modernen Arabisch von W. Reuschel sowie die unter Leitung von R. Arnold her- ausgegebenen „Märchen der Völker Afrikas“ von denen bereits sechs der zwölf vorgesehenen Bücher er schienen sind, darunter erst kürz lich die Märchen aus Zaire und aus Namibia. Auf unterschiedliche Weise bringen uns die genannten Werke die Kunst und Sprache ande rer Völker nahe, dienen damit ebenso der Erweiterung unseres Weltbildes wie der Völkerverstän digung. Sie stärken auch erheblich das internationale Ansehen der Leip ziger Universität, da sie den hohen Entwicklungsstand der entsprechen den Wissenschaftsdisziplinen über zeugend demonstrieren. Viele Lehrbücher wurden erarbeitet Des weiteren gehört zu den be sonderen Ergebnissen des gesell schaftswissenschaftlichen Bereichs die Erarbeitung von Lehrbüchern, die sowohl an der KMU als auch an UNSER GESPRÄCHSPARTNER: Prof. Dr. Dietmar Stübler ist Pro fessor für Allgemeine Geschichte der neuesten Zeit an der Sektion Geschichte und übt seit dem 1. Oktober 1986 das Amt des Prorektors aus. anderen Hohen Schulen der DDR eine dem neuesten wissenschaft lichen Erkenntnisstand entspre chende Ausbildung • ermöglichen. Lehrmaterialien, die diesem An spruch gerecht werden, sind z. B. das Lehrbuch für Politische Öko nomie des Kapitalismus und des So zialismus von H. Richter, das in der dritten völlig neu erarbeiteten Auf lage vorliegt, die vier von insgesamt acht Hochschullehrbüchern zur All gemeinen Geschichte, für die Pro fessoren der KMU die Haupt- bzw. Mitverantwortung als Herausgeber trugen, oder die 'Neuauflage des Lehrbuches „Einführung in die journalistische Methodik“. Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Leistungen des Interdiszipli nären Arbeitskreises für Friedens forschung der KMU. Auf seine In itiative und mit Unterstützung des Oberbürgermeisters der Stadt Leip zig entstanden bereits fünf Titel der Reihe „Internationale Studien — Leipziger Hefte zur Friedensfor schung“. Die Beispiele haben nachdrück lich die Leistungskraft des gesell schaftswissenschaftlichen Bereiches der KMU verdeutlicht. Welchen ge sellschaftlichen Anforderungen muß und wird sich dieser Bereich künf tig stellen? Es muß immer besser gelingen, die dialektische Einheit von Politik und Wissenschaft zu beherrschen. Jeder wissenschaftliche Meinungs streit sollte politisch produktiv sein. Das setzt voraus, daß Probleme nicht fernab von der gesellschaftli chen Realität diskutiert werden, son dern stets die aktive Mitgestaltung gesellschaftlicher Prozesse ange strebt wird. Profilierung der Wissen schaftsdisziplinen ist gefordert Dies erfordert die Profilierung der einzelnen Wissenschaftsdiszi plinen entsprechend den gesell schaftlichen Bedürfnissen. Zum Bei spiel haben solche Disziplinen wie die Wirtschaftswissenschaften oder die Soziologie mit ihrem speziellen Instrumentarium dazu beizutragen, die sozialen Konsequenzen des wis-' senschaftlich-technischen Fort schritts zu bestimmen und meistern zu helfen. Insbesondere gilt es. die bewußtseinsbildende Funktion der Gesellschaftswissenschaften zu reali sieren. denn der gesellschaftliche Fortschritt verlangt, daß Wissen um schlägt in Bewußtsein, daß die Vor züge des Sozialismus bewußt ge nutzt werden. Für die Gesellschafts wissenschaften bedeutet das auch, in der Kooperation von Wissen schaft und Produktion stärker wirk sam zu werden, z. B. — wie es be reits von Wirtschaftswissenschaft lern praktiziert wird — Alternativen für Leitungsentscheidungen wissen- schaftlich zu begründen. Daraus er- gibt sich aber auch die Notwendig keit der interdisziplinären Zusam menarbeit sowohl von Gesellschafts wissenschaftlern verschiedener Dis ziplinen als auch von Gesellschafts- und Naturwissenschaftlern. Um die sem Erfordernis künftig noch besser entsprechen zu können, werden Ma thematiker und Sprachwissenschaft ler unserer Universität näher zu sammenrücken. was gleichermaßen Karl-Marx-Universität zur Vorberei tung des XII. Parteitages der SED? Ein Schwerpunkt ist die weitere Qualifizierung der Ausbildung. So bereiten die Sektionen Philosophie, Geschichte, Wissenschaftlicher Kom munismus und Wirtschaftswissen schaften die Einführung des neuen Studienplanes für die Grundstudien richtung Diplomlehrer für Marxis mus-Leninismus vor. An der Sek tion Rechtswissenschaften erfolgen die konzeptionellen, inhaltlichen und studienorganisatorischen Vor arbeiten für die Einführung eines neuen Studienplanes ab September 1990. Mit diesen neuen Ausbildungs konzepten beabsichtigen wir, durch eine qualitativ andere Richtung der Praktika Praxiskenntnis und -fer- tigkeiten der Studierenden entschie den zu verbessern sowie durch ent sprechende Studienanforderungen die Fähigkeiten zu selbständiger wis senschaftlicher Arbeit auszuprägen. Unser Ziel ist es. Absolventen her anzubilden, die politisch motiviert zu hohen Leistungen für die Gesell schaft bereit sind. Einen anderen Schwerpunkt bil det die Publizierung herausragen der wissenschaftlicher Ergebnisse. Zum Beispiel wird mit der satzfer tigen Erarbeitung des Bandes TV/12 der’ MEGA bis zum April 1990 ein für den weiteren Fortschritt der Ge sellschaftswissenschaften außeror dentlich gewichtiges Wissenschafts- ergebnis vorlegt. Wissenschaftliche Konferenzen unter anderem zu den Themen ..Der imperialistische Journalismus im po litischen Svstem des staatsmonopo listischen Kapitalismus der Gegen wart“ und „Erziehung zum Frieden und zum gesellschaftlichen Fort schritt in Her Geschichte der soziali stischen Schule“ gewähren der in ternationalen Fachwelt Einblick in unsere Forschungstätigkeit und stel len neueste Forschungsergebnisse zur Diskussion. In Würdung ihrer Leistungen wur den Gesellschaftswissenschaftler der KMU mit der Ausarbeitung von sechs Studien für die Parteiführung beauftragt, um in Vorbereitung des XII. Parteitages an der wissenschaft lichen Begründung von Entschei dungsvarianten mitzuwirken. (Das Gespräch führte Dr. BRIGITTE DÜSTERWALD, Mitglied des Redaktionskollegiums) NEUsei DIETZ Erich Honecker Für eine weltweite Koalition der Vernunft und des Realismus Hrsg.: Institut für Marxismus- Leninismus beim ZK der SED Dietz Verlag Berlin 1989. 542 Sei ten. 51 Abbildungen. Leinen. 8,50 Mark Dieser Sammelband enthält Ar beiten aus dem Zeitraum Fe bruar 1979 bis Januar 1989. Er do kumentiert die vielfältigen Initia tiven und Aktivitäten der SED, der DDR, insbesondere das per sönliche Wirken Erich Hon eckers als Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzender des Staatsrates der DDR, der Zuspitzung der internationalen Lage entgegenzuwirken, den Weg zur Fortsetzung der Ent spannung offenzuhalten und eine Politik der Vernunft und des Realismus durchztsetzen. In den über hundert hier auf genommenen Reden, Artikeln und Briefen widerspiegelt sich das Bemühen, einen intensiven Dialog mit all jenen Kräften zu führen, die zur Gesundung der internationalen Lage beitragen wollen. Eine Chronik gibt einen Über blick über Begegnungen und Kontakte Erich Honeckers mit Staatsoberh äuptern, Regi erungs- chefs, Parlamentspräsidenten, Vertretern von Parteien. Organi sationen und religiösen Gemein schaften. Verantwortung aus Wissen Beiträge von DDR-Wissenschaft lern zu Friedensforschung und Friedenskampf Hrsg.: Gerhard Bandse Nina Ha ger. Klaus Buttker. 897 Seiten. 2 Tabellen. Leinen. 10.80 Mark In dieser in Zusammenarbeit mit dem URANIA-Präsidium herausgegebenen Publikation äußern sich namhafte Natur- und Gesellschaftswissenschaftler unseres Landes zur Krieg- Frieden-Problematik, zur spezi fischen Verantwortung eines je den Wissenschaftlers für die Er haltung und Sicherung des Frie dens und zum neuen Denken in unserer Epoche. Aus dem Inhalt: Hermann Klare: Verantwortung aus Wissen. Jürgen Kuczynski: Rüstung und Krieg — Mutter und Vater der Wissenschaft? Manfred von Ardenne: „Ster nenkriege“ — Himmelfahrts kommando. das gestoppt werden sollte. Karl Lanius: Kernwaffen freie Zonen in Europa. Erhard Geißler: Auch ein biologisches Wettrüsten muß und kann ver hindert werden. Autorenkollektiv, Leitung Hein rich Swoboda Kritik bürgerlicher Sozialis- musmodelle Grundfragen unserer Zeit 240 Seiten. Broschur. 9,40 Mark Die ideologische Auseinan dersetzung um Geschichte, Ge genwart und Perspektive des rea len Sozialismus hat gegenwärtig einen hohen Stellenwert erhal ten. Zentrale Frage dieses ideolo gischen Streits ist die Auseinan dersetzung darüber, welche Ge sellschaft besser in der Lage ist, die Einheit von technischem und sozialem Fortschritt zu gewähr leisten, bessere Voraussetzungen für die allseitige Entwicklung der Menschen zu schaffen. E s war wenige Tage nach dem 7. Oktober 1949, als ich von meiner Schulleiterin aus einer Unterrichtsstunde in meiner Dorfschule ans Telefon geholt wurde. Der Kreisschulrat wollte mich sprechen. War das schon eine Sensation, so über raschte mich das kurze Gespräch noch mehr: „Du hast doch das Abitur. Hast du keine Lust, an der Pädago gischen Fakultät in Leipzig zu studieren?“ „Die haben mich schon zweimal abgelehnt “ „Diesmal würden sie dich nicht ablehnen, denn ich würde dich delegieren Überlege es dir bis morgen!" Natürlich wurde das eine schlaflose Nacht, wenn ich auch nicht ahnte, daß ich damals die Weichen für mein ganzes weite res Leben stellte. Ich wollte drei Jahre studieren — so lange dauerte damals das Studium an der Pädagogischen Fakultät — und dann in meinen Heimatkreis zurünkcehen Ioh dachte über haupt nicht daran, an der Uni- versität 71 bleiben. Am 10 November 1949. mehr als einen Monat'nach Beginn des Semecters hielt ich meinen Ein zug in Leipzig . Ich kam im we- sentlichen rechtzeitig denn die Mehrzahl der Lehrkräfte schirkte sich gerade an. die er sten Vorloenneen und Seminare 711 halton Die Studienberatung war denk bar einfach. Ich wählte zwei Stu dienfächer und wurde darüber informiert, welche Zwischenprü fungen ich. nach zwei Semestern abzulegen hatte. Dann stand ich vor den schwarzen Brettern, die es an allen Instituten gab und an denen die einzelnen Professoren und Dozenten ihre Vorlesungen und Seminare ankündigten, und suchte mir aus, wohin ich gehen wollte. Dabei war das Auswahl prinzip etwas anders als heute. Unter den Studenten sprach sich sehr schnell herum, nicht welche Themen, sondern welche Leh renden interessant waren. Wir wurden auch nicht gefragt, wel che Vorlesungen, sondern bei wem wir gehört hatten. Ein Hi storiker mußte bei Markov. En gelberg. Sproemberg. Schubart und anderen gewesen sein; ein Leipziger Germanist, der nicht bei Frings. Korff. Greiner oder Hans Mayer gehört hatte, war unmöglich. Für uns war es ganz undenkbar daß ein Student auf die Frage, bei wem er ein be stimmtes Fach studiert habe, etwa antworten könne: ..Bei so einem Grauhaarigen mit Brille.“ Im ersten Semester haben wir fast alle zu viele Vorlesungen und Seminare ausgewählt. In den höheren Studienjahren lern ten wir uns weise zu beschrän ken Es galt unter den Studenten der Pädagogischen Fakultät als eine Regel, nicht mehr als 25 Wo KMU-Angehörige erinnern sich an die ersten Jahre unse rer Republik, heute: Prof. Dr. sc. GOTTFRIED UHLIG, Sektion Pädagogik „überlege es Dir bis morgen!" Eine schlaflose Nacht im Oktober 1949, deren Folgen Weichen für das ganze weitere Leben stellten chenstunden zu belegen und ma ximal drei Seminarreferate im Semester zu übernehmen, Vielleicht erscheinen unsere Studienbedingungen von damals manchem Studenten von heute als geradezu paradiesisch. Das war nicht so. Wir merkten in vie len Fällen erst hinterher, was wir eigentlich hätten lernen müs sen, obgleich viele Studenten der Pädagogischen Fakultät schon Neulehrer gewesen waren und deshalb ein wenig wußten, was sie für ihren Beruf brauchten Unser Wissen war oft lücken haft, und ein verhältnismäßig ho her Prozentsatz scheiterte, ver ließ die Universität vorzeitig Vor allem fühlten wir uns oft alleingelassen uns fehlte ein sachkundiger Rat. Wir ergriffen selbst die Initiative und bildeten schon 1949 an der Pädagogischen Fakultät Studiengruppen der FDJ, in denen wir Hauptvorle sungen durcharbeiteten, uns bei der Zusammenstellung unserer individuellen Studienpläne ge genseitig berieten und uns ge meinsam auf Prüfungen vorbe reiteten. Aus diesen FDJ- Studiengruppen entständen ab 1951 dann die staatlichen Semi nargruppen. Vielleicht haben wir dadurch der FDJ die Mit verantwortung für das Studium aus der Hand genommen. Die empfanden wir nämlich sehr stark, und von den Lehrkräften wurden wir als gleichberechtigte Partner akzeptiert. Das hat mich während meines Studiums vielleicht stärker ge formt als die Lehrveranstaltun gen selbst. Solange ich studierte, waren der Parteisekretär und der FDJ-Sekretär der Pädago gischen Fakultät immer ein Stu dent. Ich selbst wurde in mei nem 2. Semester in die Fakultäts parteileitung der SED gewählt (ich war gerade ein Jahr lang Mitglied), und niemand fand et was dabei, als ich für die wis senschaftliche Arbeit verantwort lich gemacht wurde. In dieser Funktion leitete ich eine Kom mission zur Vorbereitung der Hochschulreform, die dann 1951 in Kraft gesetzt wurde. Unter meiner Leitung arbeiteten der le gendäre Prof. Dr. h. c. Walter Wolf, Buchenwaldhäftling und ab 1945 Volksbildungsminister in Thüringen, Walter Reißmann, einst führendes Mitglied des Leipziger Lehrervereins, der in Leipzig Hunderte von Neuleh rern ausgebildet hatte, Prof. Ernst Eichler, vormals Stadt schulrat und Kurator der Uni versität und andere ältere Ge nossen. Ich staune heute noch, mit welcher Geduld und Diszi plin sie sich mir Grünschnabel unterordneten. Der Vorschlag der Partei- und FDJ-Leitung zur Umgestaltung der Fakultät, der damals unsere Arbeitsgrundlage bildete, war übrigens vor wiegend von Studenten ausgear beitet worden. In meiner Funktion bekam ich mit berühmten Leuten zu tun, mit dem Rektor Prof. Dr. Georg Mayer, dem Studentendekan (heute Prorektor für Erziehung und Ausbildung) Prof. Dr. Ger hard Harig, dem Verwaltungsdi rektor Hubert Jusek und man chem anderen. Sie alle nahmen den jungen Studenten., der Päd agogik ernst, was sie nicht daran hinderte, ihm gelegentlich takt voll und bestimmt zu widerspre chen. Es ist nicht auszuschließen, daß sich im Rückblick manches verklärt. Ich bitte vor allem junge Leser, das als menschliche Schwäche zu entschuldigen. Wir waren keine Heroen, aber eine heroische Revolutionszeit zwang - uns ihre Maßstäbe auf. Eins ist allerdings sicher: Wir Studenten studierten und ließen uns nicht ausbilden
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