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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1989
- Erscheinungsdatum
- 1989
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198900008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19890000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19890000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1989
-
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Band 1989
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UZ/27 7. Juli 1989 MENSA-REPORT 5 Für die einen ist sie Arbeitsstätte, für die anderen notwendiges Übel, Hunger und Durst zu stillen. Für die Dritten wiederum hat sie ein ganz besonderes Flair. Hier wird gelacht, geschwatzt, gearbeitet, gelernt, geschimpft, diskutiert — hat der Uni-Alltag seinen Stamm platz. Hier hält man Gesprächsrunden ab, bereitet sich auf Prüfun gen vor, hier gibt es die Biertischdiskussionen ebenso wie das ge haltvolle Gespräch über Wissenschaft, Kultur und Politik. Hier feiert man oder verabredet sich nur zu einer Tasse Kaffee. Hier ist es oft unordentlich. Fast jeder schimpft über sie, und doch, keiner kann von ihr richtig lassen. Hier vollzieht sich werktags in drei Etagen über 16 Stunden eine wahre „Versorgungsschlacht". Journalistik studenten der SG 7-04 waren am 13. Juni Phänomen und Realität auf der Spur und erkundeten ... FAKTEN UND ZAHLEN • Übergabe am 1. September 1973 9 Die Zentralmensa verfügt im Erdgeschoß über 420 Plätze, im Saal 1. OG über 360 Plätze, „Rektorklause“, Bar, Großes und Kleines Betriebsrestaurant. e Der Mensa angeschlossen ist das Cafe im Uni-Innenhof sowie die Pausenversorgung im Hochhaus (1. und 17. Etage) und Hauptgebäude (4. Obergeschoß). , • Täglich können maximal 6000 Portionen Mittagessen zubereitet werden. • Die Mensa ist zentrales Ausbildungsobjekt für Köche, Kellner und Wirtschaftsgehilfen. 9 Zu den Versorgungsaufgaben für Studenten und Mitarbeiter kommt die Absicherung von Tagungen, Kongressen, zentralen Veranstaltungen der KMU und der Stadt Leipzig sowie des Mes seamtes. • ren, da wollen wir auch rauchen.“ „Vielleicht könnte man einen sepa raten Raucher-Raum einrichten?“ Vielleicht könnten ja die Nicht raucher draußen essen, fehlte da bloß noch als Antwort, wo es ein deutige Bestimmungen gibt. Doch nicht nur dort liegt es im argen. Das beweisen — nicht nur zur Mittags zeit — die unabgeräumten Geschirr berge. „Na die gehen doch sowieso rum und sammeln alles ein.“ 13.00 Die — das sind 20 Rehabilitanden, die seit nunmehr 16 Jahren in das UNSERE MENSA - EIN TAG OBEN der Mensa verbringen. Den Mittel teil des Saales behalten sich dage gen jene vor, deren Abendpro gramm ab 19.30 Uhr Moritzbastei, Bibliothek oder Kultur vorsieht. Übrigens, das scheinen die potien- tiellen Nichtabräumer zu sein. Je den Abend müssen drei Studenten extra dafür eingesetzt werden, (Warum eigentlich immer die KMU-Studenten, wo doch die Zen tralmensa die einzige Einrichtung al ler 21 (!) Leipziger Hoch- und Fache schulen ist, die am Abend für alle Studenten öffnet?). Der dritte und schließlich letzte Teil des Büfett-Schlangenkopfes eilt den Saalecken zu, die den rechten Platz für Beratungen aller Art bie ten. Als kürzlich das ISK tagte, ging es unter anderem auch um die Mensa. Heraus kam der Vorschlag zu einem Musikprogramm — ge- paart mit Uni-Infos — in den Nach mittags- und Abendstunden. An der nötigen Technik fehlt es jedenfalls nicht, wohl aber an ideenreichen NACH 00.00 ... wenn die große Stadt allmählich zum Schlafen kommt, in den Tanz bars und Diskotheken die letzten Runden angekündigt werden und selbst auf dem Hauptbahnhof die Ruhe vor dem morgendlichen Be rufsverkehr einzieht, ist Hoch-Zeit für Versorgungstransporte auf den Leipziger Straßen. In der Tiefstraße Unter dem Universitätskomplex ge ben in dieser Nacht die grellen Lich- ter nicht aus Der diensthabende Student kontrolliert an der Wache die ankommenden Fahrzeuge und notiert die Autonummern im Dienst buch: 1.40 Uhr Brot und Brötchen; 2.30 Uhr ..Kannenmilch“; 5.30 Uhr •Flaschenmilch“ (abgeholt von den Kollegen der Fahrbereitschaft der KMU); 5.30 Uhr ein Dutzend Palet ten mit Torten und Kuchen. OGS kommt heute morgen zweimal. Zuerst mit Erdbeeren, später mit frischen Gurken. Als Erich Rößner, im Lager zuständig für Lebensmit tel, gegen sieben die Fuhre entleert, ist es jedoch schon zu spät, den heu- tigen Speiseplan umzuwerfen. 05.00 Die sechste Stunde des Tages bricht an. Frank Stöbe genießt noch einen Augenblick die kühle Frische des Morgens, bevor er im Kunst licht der Tiefstraße verschwindet und als erster die Küchenräume be tritt. Wenige Minuten nach dem am tierenden Küchenleiter (der Chef im Urlaub) treffen dann die ande- ren Kollegen der Frühschicht ein. Für die meisten fängt der Arbeits tag normalerweise eine Dreiviertel- stunde später an. aber bei der mo mentanen Arbeitskräftesituation könnte die Mensa ohne die Bereit schaft der Mitarbeiter nicht wie ge- Wohnt punkt sieben Uhr öffnen. Kurze Einweisung des Küchenlei ters, ein paar organisatorische Fra- Sen. noch ein Wie war der Feier- abend?" — und dann geht es los in der Kalten Küche. 2000 Brötchen Warten darauf, von Ursula Böhme und ihren Kolleginnen geschmiert zu werden. 2000mal die gleichen Handgriffe Brötchen aufschneiden, Butter. Wurst und zum Abschluß ein Stück Gurke. Flink muß es Schon gehen, denn die Hvgienebe- stimmungen verlangen, daß nichts am Vortage zubereitet wird. Außer dem steht Edmund Pech auf dem Sprung. Der Student der Sektion Ge- Schichte ist verantwortlich dafür, daß belegte Brötchen, Bockwürste, Salate pünktlich an die Ausgabestel len der Frühstücksversorgung ge langen. Unterdessen nimmt die Geschäf tigkeit in der eben noch verwaisten Warmen Küche zu. Bratenduft durchzieht die unterirdische Halle mit den vielen Glaswänden, die die einzelnen Bereiche voneinander trennen. Heute gibt es Schweinebra ten und statt des angekündigten Schnitzels Paprikasteak. Fehlende Zutaten machen einen Strich durch die Rechnung. Kartoffeln sind auch nicht genügend da, so daß Schicht leiter Harald Warnke eine Kollegin zum Risottokochen, 100 Kilogramm, einteilen muß. Und während sich weitere Kessel mit Feinfrostmisch- gemüse, Bohnen und Sauerkraut für das Mittagessen füllen, sammeln sich fünf Meter höher frühstücks hungrige Studenten und Mitarbeiter vor den Mensatüren. 07.00 Speisesaal Erdgeschloß. Vielleicht 40 Mann drängen sich vor dem Ein gang. Es gibt Tage, da sind es dop pelt so viele. Und dementsprechend dann der Spurt um die günstigen vorderen Plätze am Büfett. Punkt sieben beginnt er heute. Wir be obachten gerade noch, wie zwei Männer vom Dienstleistungskombi nat, die zweimal wöchentlich die Speisesäle reinigen, ihre Besen zu sammenpacken und haben ihn schon verpaßt. So finden wir uns am Ende der Schlange Wieder. Zeit genug, wieder einmal folgendes Phänomen zu verfolgen: Mann stellt sich als 30. an, sieht vorn an der.Kasse zehn Leute volle Tabletts wegtragen, und ist immer noch der 30.1 Bedauernswert, wer auf die ei gene (Warte-)Kraft vertrauen muß. Denn Zeit hat auch hier niemand. Ein paar Brötchen hinunterschlin gen, Kaffee schlürfen, ein Blick in die Zeitung,; und dann ist es auch schon wieder fast halb acht. Semi nare und Vorlesungen rufen. 08.00 Bis zum Beginn der Dienstbera tung im Direktorat Wirtschafts- und Sozialeinrichtungen hat „Mensa- Chefin“ Sigrid Petzold — seit 6.30 Uhr auf Arbeit — zu klären: die Mit tagessenversorgung (es bleibt bei Pa prikasteak anstelle von Schnitzel. „Keine Panade im Haus!“), die Ab sicherung einer internationalen Kon- ferenz der Sektion Chemie, eine ZV-Übung sowie die für den Abend In der Pariser Mensa schlingen die vielbeschäftigten Studiosi nur ihr Essen herunter, um sich danach erst einmal gemütlich in eine der zahllosen Cafeterias zu setzen, hier zu plaudern, zu diskutie ren und zu streiten. All das geschieht in Cali in der Mensa. Hier entstehen und verge hen Studentenbewegungen, werden Programme ent- und verwor fen. Graffity-Malereien verraten die Hausherren. Vor Jahren ließ die kolumbianische Universitätsleitung die Wände weiß übertün chen. Die Farbe hielt keine drei Stunden... In London muß man für ein Mensa-Essen nicht wenig berappen. Schon deshalb trifft man sich lieber in den kleinen Pubs, die man an jeder Straßenecke findet. Ob es in Mailands Mensen tatsächlich zwölf Spaghettigerichte gibt? Jedenfalls geht es auch hier um „Gott und die Welt“, Prü fungsvorbereitungen und natürlich um Politik. Leider nur mittags und am späten Nachmittag. im Kleinen Betriebsrestaurant be stellte Promotionsfeier. ' Um Versorgungsfragen geht es auch in der Dienstberatung. Am Wo chenende steht der Universitätsma rathon ins Haus. Weitere Diskus sionspunkte: die seit kurzem ver stärkten und notwendigen Ausweis- und Zutrittskontrollen in der Mensa, die nicht bei allen Studen ten auf Verständnis stoßen, sowie das leidige Problem der Toiletten nutzung. Es kann wiederum nicht als erledigt abgehakt werden. Kurz nach Beratungsschluß ist Sigrid Pet zold wieder vor Ort. Mit einem Prä sent in der linken Hand und einem Blumenstrauß in der rechten, wünscht sie Christine Hieke, ihrer Leiterin fürs Lager, zum 52. Ge burtstag alles Gute. 0830 Helga Reichelts Kantine für die Mensamitarbeiter leert sich. Pünkt lich nach der Kaffeepause ist der Schweinebraten gar. Jetzt muß er „nur“ noch geschnitten werden — schlappe 1600 Mal. Zehn Minuten später brutzeln die ersten Steaks in den Pfannen. Dazu müssen auch die Studenten Tan. Tränenüberströmt flüchten sich Anja Wesser (TAS) und Sybille Fräse (Germanistik) vom Zwiebelschältopf zum Mehl bottich. Nach und nach verpassen sie 1800 Fleischstücken einen wei ßen Mantel. Doch immer noch reicht’s nicht. Schichtleiter „zwo“, Thomas Lesser, muß um Hilfe aus der Kalten Küche rufen. Doch auf ihn hat man dort auch nicht gerade gewartet. Seine ruhige und umgäng liche Art macht, daß eine Kaltmam sell dann doch ins „heiße Element“ rüberwechselt und 9.35 Uhr die er ste Fuhre Steaks ins Betriebsrestau rant fahren kann. Zur selben Zeit sind die Kartoffeln weich. Beim Ab füllen in die Thermophoren behal ten sie ihre rundliche Form nicht keiner, wer hier unten was gemacht hat.“ Unbeeindruckt von dem ohrenbe täubenden'Lärm formt die Kondito rin Sabine Gustke nebenan Pfann kuchen. 200 Stück muß sie heute schaffen, dazu 150 Spritz- und 70 Apfelkuchen. Der „Beststudent“ wird sich freuen. Aber nicht nur dort sind die Mensa-Leckereien ge fragt. Doch oft bleibt das Kuchen regal im Speisesaal leer, denn eigentlich gehören drei zür Back mannschaft. Urlaub und Krankheit fördern hier genauso ihren Tribut. 10.25 Uhr. Es ist soweit. Fleisch, Kartoffeln, Reis, Gemüse und Soße nehmen über besondere Fahrstühle ihren Weg an die Ausgabeschalter. Kurz darauf folgen die Köche und fast alle Hilfskräfte. Noch zehn Mi nuten bis zum „Mittags-Run". Hin ter dem Buffet wird jetzt jede Hand gebraucht. Derweil gehen eine Etage tiefer zwei Mann.daran, sämt liche Kessel zu säubern und. den Kü chenbereich zu schrubben. 12.00 Um diese Zeit scheint sich die ge samte Uni in der Mensa zu.treffen. Neben ä-la-carte-Speisen im Klei nen Betriebsrestaurant gehen exakt 3263 Portionen über die Schalter. Darunter auch 63mal Geflügel schnitte. „Viele- denken, das ka lorienreduzierte Essen sei Diabeti kerkost. Dabei halten wir uns nur an die Rezepte des Ernährungsinsti tuts Potsdam-Rehbrücke und ver ringern durch spezielle Zubereitung die Kalorien um die Hälfte“, erklärt Bettina Bude, Sie steht mit Carola Pelw und Evelyn Horst an der Aus gabe im Speisesaal Obergeschoß. Und sie weiß, wovon sie spricht. Schließlich war sie mit ihren Kol leginnen den gesamten Vormittag mittendrin im Küchengeschehen. „Egal ist es uns nicht, was wir an ganz. Eine große Schaufel fährt in die gelbe dampfende Masse und ... dann ist’s nur noch Mus. Muß aber sein, denn Eile ist geboten, will „Bummi“ (Günther Bachmann) 9.50 Uhr den Barkas mit dem Essen für die Kalinin-Mensa, die 10. und die Wilhelm-Wander-Oberschuhe aus dem Labyrinth der Tiefstraße steuern. Auf , einmal kreischt es fürchter lich — eine Kreissäge. Eisbein für morgen wird pprtionsgerecht zer kleinert. Frank Stöbe hätte jetzt Besseres zu tun. Der Küchenleiter schreit uns zu: „Oben fragt sowieso den Platten ausgeben. Wir hören und sehen doch, wie unser Essen an kommt.“ Heute füllen sich die Ab fallkübel nur unmerklich. Woran liegt es eigentlich, daß im Obergeschoß stets weniger Studen ten essen als unten? An der Sau berkeit vielleicht? Die Platten blei ben hier nie stehen! Oder gar an der nikotinfreien Zone? Aber halt, im Erdgeschoß gilt doch bis 14.30 Uhr auch Rauchverbot. Doch es qualmt trotzdem. Warum? „Wir rau chen doch bloß vorn oder hinten, Hauptsache in der Mitte stören Wir nicht!“ „Wo wir sitzen und diskutie- UND UNTEN Mensa-Geschehen integriert sind. Ohne ihre Arbeit in der Geschirr spüle kämen wir nicht aus, ist die einhellige Meinung der Mitarbeiter. Dabei geht es ja nicht schlechthin nur um die Arbeit, sondern in erster Linie um die soziale Eingliederung. Einige konnten anfangs nicht al lein nach Hause gehen oder sich selbst versorgen. Heute finden sie sich besser im Leben zurecht. Dem dient auch das gemeinsame wöchent liche Schwimmen mit ihrer Betreue rin Christine Daniel sowie der Er fahrungsaustausch mit Mensen in Cottbus und Dresden. Ein freundli ches Wort von uns beim Geschirr abräumen wäre gut. Oder einfach nur ein Gruß. Petra, Marion oder Eva würden sich freuen. 16.15 Von wegen: Es lebe Kochtopf und Löffel! 16.15 hat die Brotschneide maschine ihre Viertelstunde, denn wer wählt nicht gern zu abendli cher Stunde Studentenmensas be rühmtes „Warmes Eckchen“. Täg lich sechs Brote müssen für das Ge richt (Braten mit Brot und Soße) herhalten. Obwohl. Heute erfährt das „Eckchen“ starke Konkurrenz in Form von Bratwurst und Hüh nerfrikassee. Was für die Frühschicht schon ein Problem war, ist es für die Spät- Schicht in der Küche nicht minder, Küchenleiter Knut Nittel spielt auf die Gemüsebelieferung an: „Es klappt und muß klappen, weil Kö che eben Künstler sind.“ Jedenfalls für heute ist das Problem wieder einmal geklärt: Polnische Trocken bohnen mit viel Butter! Den Gästen der Promotionsfeier im Kleinen Be triebsrestaurant munden sie zum Braumeistersteak! Dazu'knallen die Sektkorken, Für jeden der 28 Afrika-Nahost-Wissenschaftler aus der Runde jeweils einer! 18.30 Der Mann an der Kasse braucht Nerven. Vorne stockt es und hinten drängt es. Andreas Voß ist ein Schlangenbändiger im weißen Kit tel, denn kurz bevor sich das Schlan- .gentier an seiner Kasse um die Ecke wälzt, schwillt es bedrohlich an. Keiner, der weiter hinten steht, regt sich über die Vordrängier auf. Schließlich macht es jeder so. Heute zerreißt der Schlangenkörper bis halb acht kein einziges Mal. So viele haben Hunger und Durst. Dem Kopf des Reptils gegenüber stehen Andreas Schleicher und Heike Mül ler. Sie mühen sich redlich, Schwei nebraten, Soljanka oder „Warme Eckchen“ an die richtige Frau bzw. den richtigen Mann zu bringen. Erst danach löst sich der Schlangenkopf — nun sichtlich befriedigt — in drei Richtungen auf. Zur Fensterfront streben diejeni gen, die den Abend gewöhnlich in Mitstreitern. Vielleicht hören wir ja bald, was aus dem Projekt gewor den ist. Allmählich neigt sich der Mensa- Abend seinem Ende zu. Während die Einsatzstudenten die Stühle hochstellen, trinken Davis Reyes und seine Freunde das letzte Bier aus. Es ist 21.27 Uhr, als der Kuba ner als letzter Gast den Saal ver läßt. 22.00 Sichtlich erschöpft ziehen sich Astrid Bachatzsch und Rico Schlote die Arbeitskittel aus. Seit 14 Uhr standen die beiden Studenten an den Aufwaschbecken der Endküche im 1. Obergeschoß. Aus Kostengrün den wird der schwedische Geschirr spülautomat der Hauptküche nur in der Frühschicht eingeschaltet. Um so verständlicher die Reaktion der Studenten über jeden unnötigen Ab wasch, „weil mancher Tassen und Unterteller mit Aschenbechern ver wechselt. Solche Leute sollten hier einmal arbeiten!“ Das findet auch Küchenleiter 'Knut Nittel, meint je doch, da müßten die Kommilitonen untereinander besser aufpassen. Der Meister hat allerdings noch keinen Feierabend, als sich die Studenten bei ihm verabschieden. Ein ausge dehnter Kontrollgang durch sämtli che Räume steht bevor. Außerdem müssen die Broiler für den nächsten Tag zum Auftauen aus den Kühlzel len geholt werden. Schnell ist da eine Stunde ver gangen, bevor um 23.15 Uhr endgül tig Nachtruhe in der Mensa oben (das Betriebsrestaurant schließt um 23 Uhr) und unten einzieht. Doch schon sechs Stunden später werden die Lichter unter dem Universitäts komplex wieder aufleuchten und ein neuer Mensa-Tag seinen Lauf nehmen. Ein Tag wie jeder andere. Mit großen und kleinen Sorgen: oben, unten, vor und hinter den Aus gabeschaltern. Und das nun schon 13 Jahre — Alltag in der Uni!
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