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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1989
- Erscheinungsdatum
- 1989
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198900008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19890000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19890000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1989
-
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- Ausgabe Nr. 2, 13. Januar 1
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- Ausgabe Nr. 4, 27. Januar 1
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- Ausgabe Nr. 9, 3. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 10. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 17. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 27. März 1
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- Ausgabe Nr. 24, 16. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 23. Juni 1
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- Ausgabe Nr. 30, 28. Juli 1
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- Ausgabe Nr. 37, 13. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 20. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 41, 10. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 17. November 1
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- Ausgabe Nr. 45, 8. Dezember 1
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Band
Band 1989
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Was sind Zimelien? „Der Große Brockhaus“ gibt im 20. Band (1935) folgende Auskunft: „Kleinod, Schatz, namentlich Kirchenschatz, Kostbarkeit, kostbare Handschrift, seltenes wertvolles Buch.“ Im Falle dieses Prachtbandes, der selbst eine Zimelie darstellt, ist also die dritte Bedeutungsvariante von Belang. Die berüchtigten Gestalten Magi ster Johann Georg Tinius und Don Vincente, das Ungeheuer von Barce lona, die aus Liebe zum Buch zu Mördern wurden (vgl. Istvän Rath-Vegh, Die Komödie des Bu ches, Leipzig, Weimar, Budapest 1984, 3. Aufl., S. 97 ff.), wären in eine wahre Euphorie verfallen, hät ten sie Gelegenheit gehabt, sich an den Schätzen der ältesten großen wissenschaftlichen Universitätsbib liothek zu erfreuen. Der von Diet mar Debes herausgegebene und mit einer in einer überhöhten Sprache geschriebenen Einleitung versehene Band (Geleitwort Bernd Rüdiger) vermittelt einen hervorragenden Einblick in Schätze der Leipziger Universitätsbibliothek: 8600 Hand schriften griechischer, lateinischer deutscher und orientalischer Codi ces, 3600 Inkunabeln, 167 Nachlässe ,und 170 000 Briefe. Auf einen Abschnitt „Zur Ge schichte der Universitätsbibliothek“ von Gerhard Loh, dessen Disserta tion unter dem Titel „Geschichte der Universitätsbibliothek Leipzig von 1543 bis 1832. Ein Abriß“ (vgl. dazu: Neue Publikationen zur Ber liner und Leipziger Universitätsge schichte, in: WZ Leipzig, H. 3/1989. S. 349 ff.) 1987 erschien, folgen fünf Kapitel unterschiedlicher' Länge, in denen Mitarbeiter der Universitäts bibliothek in bei aller Verschieden heit in den Grundlinien einheitlich in Bild und Text von ihnen betreute Sammelgebiete vorstellen. Das älteste Dokument, der so genannte Papyrus Ebers (Ägypten, etwa 1550 v. u. Z.), stellt eine sam- melhandschrift von etwa 870 Ein zeltexten dar. die aus Rezepten. Dia gnosen und Zaubersprüchen be steht. Peter König teilt in „Aus der Hervorragender Blick in „UB-Schatztruhe“ Zimelien. Bücherschätze der Universitätsbibliothek Leipzig. Hrsg, von Dietmar Debes, VEB E. A. Seemann- Verlag, Leipzig 1988, 364 Seiten, 262 Illustrationen auf Fehler geprüft und berichtigt werden. Beim Druck der ersten Aus gabe des Regensburger Meßbuches 1485 leisteten Geistliche des Doms diese übliche Arbeit, fanden aber wie durch ein Wunder Gottes, daß in den Buchstaben, Silben, Wörtern, Sätzen, Punkten, Abschnitten und anderem, was dazu gehört, der Druck bei allen Exemplaren und in jeder Hinsicht mit den Vorlagen übereinstimme“. Zum anderen er möglichte die neue Technik jetzt die Massenherstellung von Büchern, die ,multiplicato librorum’ ... (S. 178). antiken Welt“ mit, daß der Leipzi ger Ägyptologe Georg Ebers (1837 bis 1898) sich 1872/73 zu Studienzwek- ken in Ägypten aufhielt. Dort wurde ihm von einem Kopten aus Luxor, der seinerseits von Fellachen vom anderen Nilufer Altertümer er- warb, der Papyrus zum Kauf ange boten. Über das königliche Ministe- rium in Dresden gelangte es in die Leipziger Universitätsbibliothek (S. 30 f.). In leuchtenden Farben werden der „Kampf zwischen Fleisch und Geist“ und der „Aufstieg der Jung frauen“ auf zwei großformatigen Abbildungen (S. 106 f.) aus einem „Speculum virginium“, einem Tu gendspiegel für Nonnen, aus dem Ende des XIV. Jahrhunderts darge- stellt. Kundig erläutert von Heinz Mürmel in „Mittelalterliche Hand schriften“ (S. 103 f.). Gisela Müller würdigt in „Orienta lische Handschriften“ u. a. die Ver dienste des Oberbibliothekars Karl Ernst Gotthelf Gersdorf (1804 bis 1874), der sich zum Fürsprecher der Orientalistik machte und um das Verständnis der gebildeten Öffent lichkeif warb. In den letzten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhun derts kaufte die Universität fast 1400 Sanskrithandschriften an (S. 141 f.). Der größte Teil der Abbil dungen wurde' dem vierten Kapitel „Drucke des ersten Jahrhunderts“ (Autor: Dietmar Deb.es) zugeordnet. In der Tat wirkte die Erfindung der Buchdruckerkunst revolutionie rend: „Den Zeitgenossen sind zwei Dinge besonders wunderbar und er wähnenswert erschienen. Einmal war dies die völlige Gleichheit des Textes einer Druckauflage. Das ge wohnte handgeschriebene Buch mußte Seite für Seite kollationiert, Von den berühmten Gutenbergbi beln sind ganze 48 Exemplare auf uns gekommen, zwölf davon sind auf Pergament gedruckt. Eine da von gehört zu den Beständen der Universitätsbibliothek (S. 184). Eine Seite daraus kann man in dem Band bewundern (S. 185). Zu den Bestän den der Handschriftensammlung, über die Detlef Döring (Aus Nach lässen und Autographensammlun gen) schreibt, zählt die Original handschrift von Christian Reuters 1655 bis um ,1720) Komödie „Die ehrliche Frau zu Plissine“ (Vgl. UZ- historisch, Nr. 66, in: UZ 6/1982), die der Verleger Martin Theodor Heybey der Bücherkommission aus lieferte (S. 313 u. 316). Diese wenigen Beispiele sollen als Anregung gedacht sein, das Buch zu lesen und zu betrachten. Allen Auto ren kann man große Sachkenntnis und eine gelungene Darstellung be scheinigen. Manche Wertung reizt zur Polemik (z. B. die des Brief wechsels zwischen Johannes Kepler und Philipp Müller, S. 297, oder die der literarischen Bedeutung Leip zigs, S. 305), Auch dürfte es reichen, wenn das Jahr der Universitätsgrün dung nur einmal genannt wird (S. 11, S. 178, S. 296). In den Freuden becher fallen auch einige vermeid bare Wermutstropfen: Der Band „Bibliographie zur Geschichte der Stadt Leipzig: Sonderband II“ er schien nicht in Weimar, sondern in Leipzig (S. 360). Im Rezensionsex- emplar folgen auf die Seite 220 die Seiten 205 bis 220. Glücklicherweise zum zweiten Mal. Wenn D. Debes folgende Anforde rungen 1 an ein schönes Buch stellt: „eine gut lesbare, ausdrucksvolle Schrift, einen Einband, der den In halt des Buches interessant cha rakterisiert, eine klar repräsentative Titelgestaltung, eine zweckmäßige und schöne Typographie, die alle Ge staltungselemente harmonisch ver bindet, eine künstlerisch wertvolle Illustration, eine angemessene Pa pierqualität, guten Druck und quali tätsgerechte Verarbeitung“, so wird der von ihm herausgegebene Pracht band diesen Anforderungen weitge hend gerecht. GÜNTER KATSCH, GERHILD SCHWENDLER Gehört zu den Schätzen der Universitätsbibliothek: der Papyrus Ebers, eine Sam melhandschrift von etwa 870 Einzeltexten. Der Leipziger Ägyptologe Georg Ebers hielt sich 1872/73 zu Studienzwecken in Ägypten auf. Dort wurde ihm dieser Pa pyrus zum Kauf angeboten. Zugriff auf medizinische Hochschulforschung erfolgte bereits ab dem Jahr 1933 Der Mißbrauch des Leistungsdenkens in der , medizinischen Forschung in den Jahren 1933 bis 1945 B ereits vor 1933 interessierten sich Ärzte verschiedener Fach richtungen für, das Problem der menschlichen Leistungsfähigkeit, untersuchten es wissenschaftlich und suchten nach Methoden zur Steigerung beruflicher und sportli cher Leistungen. Die Arbeitsphysio logie, vor allem institutionalisiert im 1913 eröffneten „Kaiser- Wilhelm-Institut für Arbeitsphysio logie“, versuchte, „für jede gewerbli che Arbeit diejenige Tages, bzw. Wochenleistung festzulegen, welche zu keiner Übermüdung des Organis mus führt“ (Atzler, 1930). Nach der Errichtung der faschi stischen Diktatur- wurde auch das Anliegen der Medizin, Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu erhalten bzw. wiederherzustellen, für in humane gesundheitspolitische Ziele mißbraucht. Denn die Leistungs fähigkeit des Menschen, nun defi niert als „die Wechselbeziehungen zwischen seiner Erbmasse, seiner rassischen Struktur, seiner körperli chen Leistungsbreite und seiner gei stigen und seelischen Kräfte“ (Bock hacker. 1941), wurde ein Gradmes ser für die „ökonomische Verwert barkeit“. der „liberalistisch gefärbten pazifi stisch fürsorgerischen Ideen“ (Kötschau, 1941) der Weimarer Re publik wurden große Teile der Ärz teschaft aufgrund ihrer national konservativen und sozialdarwinisti schen Grundhaltung zu willigen „Gesundheitsführern“ im Sinne der faschistischen Gesundheitspolitik. Parallel zur Entlassung und Ver folgung ..nichtarischer“ oder, poli tisch mißliebiger Hochschullehrer und Wissenschaftler erfolgte bereits ab 1933 der Zugriff auf die medizi nische Hochschulforschung, die „jene Werkzeuge“ liefern sollte, „die den deutschen Menschen stark. gen und schweren physischen Zu sammenbrüchen geführt hatte. Einen weiteren Ansatz für die objektive Erfassung von Leistungs kriterien, die Bestimmung der indi viduellen Arbeitstauglichkeit, die Stimulierung von Leistungsfähig keit und Leistungswillen sahen die faschistischen Gesundheitspolitiker in der Gründung spezieller leistungs medizinischer Institute in Leipzig und Stuttgart, von deren Tätigkeit man sich in der Folge großen ökono mischen Nutzen versprach. Ziel der Arbeit dieser’ Institute sollte die ra sche, effektive Erhöhung bzw. Wie derherstellung der Leistungsfähig keit, d. h. der Arbeits- und Wehr schien als Leiter des leistungsmedizi nischen Institutes besonders ge eignet, und zwar sowohl der poli tischen Einstellung wegen — er war seit 1933 NSDAP-Mitglied und be handelnder Ärzt s hoher NS- Funktionäre — als auch vom fachli chen Profil her als Spezialist ‘für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Da nicht nur in der Todesursachensta tistik diese Erkrankungen an vorde rer Stelle standen, sondern auch oft zu Beginn des „Erwerbslebens“ auf traten, und da überlastungsbedingte Schäden des Herz-Kreislauf- Systems durch die übermäßigen An forderungen des Vierjahrplanes und besonders nach Kriegsbeginn stark zunahmen, setzte man auf Hoch- reins Forschungen große Hoffnun gen. Der aus seinen Arbeiten zum Zusammenhang von Kreislaufer krankungen mit Arbeitsübermü dung erhoffte Nutzen für die Wie derherstellung von Arbeits- und Wehrfähigkeit sicherte ihm nicht nur Förderung durch die „Deutsche Arbeitsfront“, die ihm für 1941 einen Betrag bis zu 133 000 RM, für weitere zwei Jahre je 15 000 RM zu sagte, sondern auch das Interesse der Industrie. So erklärten sich die Generaldirektoren Dr. Flick und Geinhofen von der Mitteldeutschen Ausgehend von biologistischen Auffassungen, die den Menschen al lein nach seinem Nutzen für eih „Volksganzes“ bewerteten, wurde Gesundheit zum Synonym für Lei stungsfähigkeit, Krankheit mit man gelnder Leistungsfähigkeit und -be- reitschaft gleichgesetzt. Begleitet von einer Vielzahl propagandisti scher Aktionen, durchdrang die vom faschistischen Staat ange strebte totale Prävention, als „Ge- sundheitsführung des deutschen Vol kes“ bezeichnet, alle Lebensberei che. Die Disziplinen der Medizin sollten ihren spezifischen Beitrag leisten bei der Steigerung der „Ar beits-, Wehr- und Fortpflanzungs fähigkeit. der Erkennung leistungs mindernder Faktoren und der Aus sonderung Leistungsunfähiger“. Die Folgen eines wahren „Leistungsfa natismus“ auch in der Medizin, die sich zum Instrument der Profitma ximierung für die Großindustrie und zur Disziplinierung der Werk tätigen umfunktionieren ließ, reich ten vom radikalen Sozialabbau mit dem Ziele der Durchsetzung einer „Leistungsgemeinschaft“ bis zur „Ausmerze“-Politik gegenüber ..Lei stungsunfähigen“ und Nicht- Angepaßten. In scharfer Ablehnung Am 1. September jährt sich zum 50. Mal der Tag, an dem mit dem verbrecherischen Überfall des faschistischen Deutschland auf Polen der zweite Weltkrieg begann. Zu seiner Vorberei tung und in seinem Verlauf wurde auch die Medizin mißbraucht. Mit einer Folge von Beiträgen, die heute beginnt, geht die UZ auch auf die Rolle der Medizin im Faschismus an der Leipzi ger Universität ein. Stahlwerke AG bereit, eine bereits existierende Stiftung um weitere 100 000 RM zu erhöhen. Jedoch Hochreins weitgesteckte Ziele, mit Hilfe eines speziellen Fachgebietes Leistungsmedizin wis senschaftliche Grundlagen für die faschistische Gesundheitspolitik der Zukunft erbringen zu können, muß ten zwangsläufig scheitern. Bereits im Dezember 1943 zerstörte ein Luft ¬ leistungsfähig und lebensfroh macht“ (Ley, 1942). Als mit Beginn des faschistischen Eroberungskrieges propagandisti sche Mittel und repressive Maß nahmen versagten; da die extreme Ausbeutung (nach Kriegsbeginn wa ren Wochenarbeitszeiten von 58 bis 65 Stunden nicht selten!) zu steilem Anstieg der Krankheitsziffern führte, bemühte man sich verstärkt um eine maximale Steigerung der menschlichen Leistungsfähigkeit mit Hilfe der Medizin. Hatte man zunächst auf die „Leistungsdroge“ Pervitin gehofft, so mußte man diese 1941 schließlich doch unter das Betäubungsmittelgesetz stellen, nachdem ihre kritiklose Anwen dung gehäuft zu Suchterscheinun- fähigkeit, sowie die Heraufsetzung des Leistungsalters sein, wobei im „Idealfall“ erreicht werden sollte, daß „der Zeitpunkt des allmähli chen Kräfteschwundes kurz vor dem Zeitpunkt des physiologischen Todes liegt und der endgültige Kräf teverfall mit ihm zusammenfällt“. (Reiter, 1936.) In Leipzig begann das Institut für Arbeits- und Leistungsmedizin, das der Medizinischen Universitätspoli klinik angeschlossen war, im Ok tober 1941 mit der Arbeit. Der Di rektor der Medizinischen Universi tätspoliklinik, Prof. Max Hochrein, der seine Berufung bereits wesent lich des berüchtigten Gauleiters Mutschmann zu verdanken hatte, angriff die erst im April — nach lan gem Streit mit den Pharmakologen um die Räume — fertiggestellte Bettenstation, und die verheerende Niederlage verurteilte Hochreins „Programm zur Leistungssteige rung“, in welchem auch die psycho logische Beeinflussung im Sinne der NS-„Gesundheitsführung“ einen ho hen Stellenwert besaß, zur Unwirk samkeit. Die publizierten For schungsergebnisse fanden aber bei den Fachkollegen interessierte Re sonanz, und der am 18. April 1945 in Leipzig einmarschierenden US- Armee schienen sie so wichtig, daß alle Unterlagen des Instituts be schlagnahmt und abtransportiert wurden. Doz. Dr. sc. INGRID KÄSTNER, Karl-Sudhoff-Institut D as merkwürdige Zusammen fallen theoriehistorischer Ge setzmäßigkeiten und histori scher Zufälligkeiten führte dazu, daß die Leipziger Universität nach 1848 — dem Jahr der Be rufung W. Roschers zum „Pro fessor für Praktische Staats- und Kameralwissenschaften“ — auf dem Gebiet der politischen Öko- nomie aus ihrer bislang unbe deutenden Rolle heraustrat. Mit Roschers publizistischem Wirken und seiner Lehrtätigkeit nahm in jenen Jahrzehnten die Aus- Strahlung der Alma mater Lip- siensis national wie auch inter national erheblich zu — sie wurde zum Mekka der deutschen „Nationalökonomie“. In den sieb ziger Jahren zählten seine Vorle sungen bis zu 400 Hörer. Vor al lem durch sein fünfbändiges Hauptwerk „System der Volks wirtschaft“, dessen erster Band „Grundlagen der Nationalöko nomie“ allein bis 1922 25 Nach auflagen erlebte und mehrfach übersetzt wurde,, hatte er ich Mit diesem Beitrag setzt die UZ die Artikelserie zur Geschichte der ökonomischen Lehre und For schung an der Universität Leip zig anläßlich des 225. Jahresta ges der Gründung des ersten Lehrstuhls für Ökonomie in Leip zig und des 20. Jahrestages der Gründung der Sektion Wirt schaftswissenschaften fort. neenheft zusammen finden. Die Hitze der Apologetik wird hier gemäßigt durch die Gelehrtheit, die wohlwollend auf die Über treibungen der ökonomischen Denker herabsieht und sie nur als Kuriosa in einem mittelmä ßigen Brei herumschwimmen läßt. Da derartige Arbeiten zugleich erst auftreten, sobald der Kreis der politischen Öko nomie als Wissenschaft sein Ende erreicht hat, ist es zugleich die Grabstätte der Wissen schaft.'“ Nationale und internationale Ausstrahlung der Leipziger Universität nahm erheblich zu Wilhelm Roscher (1817 bis 1894) begründete die Historische Schule der bürgerlichen politischen Ökonomie/? zum Haupt der durch ihn begrün deten Historischen Schule profi liert. Mit seiner konservativen So zialismuskritik hatte Roscher dem Zeitgeist des nachrevolutio nären deutschen Bürgertums ent sprochen, das, schockiert durch die Ereignisse von 1848/49, seine politischen Ideale weitestgehend aufgegeben hatte und sich an den wirtschaftlichen Erfolgen der fünfziger und sechziger Jahre berauschte. Sozialistische und kommunistische Ideen und Bestrebungen, mit denen es wäh rend der Revolution erstmals nachhaltig konfrontiert worden war, sah Roscher nicht als Re sultat der Widersprüchlichkeit kapitalistischer Verhältnisse an, sondern als deren Ursache. Jeg liche Forderung nach staatlicher Aktivität zur Beeinflussung wirt schaftlicher und sozialer Verhält nisse war dabei für ihn bereits sozialistisch. Ihre Wirkungen würden die Menschen in ihrem natürlichen Trieb • nach Besitz und Genuß negativ beeinflussen und deshalb zum Niedergang der betreffenden Nation führen. Auffällig ist die extreme Ober flächlichkeit. mit der Roscher die unterschiedlichsten Formen sozialistischer Auffassungen, ob utopischer, marxistischer oder auch sozialreformistischer Natur, als qualitativ gleichwertig be trachtete und sich damit jede Möglichkeit einer differenzierten Analyse und Polemik beraubte. Angesichts des gering entwickel ten proletarischen Massenbe wußtseins reichte diese pau schale Betrachtung für das Feind bild des deutschen Bürgertums bis zum Beginn der siebziger Jahre jedoch aus. Auf dieser betont antisozialisti schen ideologischen Basis be gann Roscher eine spezielle Me thodologie zu entwickeln, die durch die Überwertung histori scher und nationaler Spezifika der sozialökonomischen Verhält nisse letztlich auf einen Verzicht auf jede theoretische Arbeit hin auslief. Jne „historische Me thode“ der Schule Roschers, for mulierte Karl Marx polemisch, „ist die Professoralform, die ,historisch’ zu Wege geht und mit weiser Mäßigung überall das ,Beste’ zusammensucht, wobei es auf Widersprüche nicht an kommt, sondern auf Vollständig keit. Es ist die Entgeisterung al ler Systeme, denen überall die Pointe abgesprochen wird, und die sich friedlich im Kollekta- Wilhelm Rosdier wurde 1848 an der Alma mater Lipsiensis zum „Pro fessor für praktische Staats- und Kameralwissenschaften“ berufen. . Trotz — oder besser: gerade aufgrund — ihres theorienfeind lichen Eklektizismus trat die durch Roscher begründete Me thode einen Siegeszug an den „nätional ökonomischen“ Kathe dern Deutschlands an und herrschte hier bis zur Jahrhun dertwende nahezu konkurrenz los Sie war das effektivste Mit tel zur Apologetik des junker lich-bourgeoisen Klassenkom promisses und damit zur theo retischen Begründung des speziel len deutschen Weges der indu striekapitalistischen Entwick lung. Die mit den siebziger Jah ren auf dem Hintergrund der Durchsetzung der marxistischen Theorie in der deutschen Arbei terbewegung durch eine jüngere Generation von Akademikern be gonnenen Modifikationen seiner Methode, die auf eine Verbürger lichung der Sozialdemokratie ab zielten, vermochte Roscher nicht mehr nachzuvollziehen. Dogma tisch hielt er bis zum Ende sei ner akademischen Laufbahn an seinen in den vierziger und fünf ziger Jahren formulierten Grund sätzen fest, was seine Nachfolger nicht daran hinderte» erfurchts- voll zu ihm aufzublicken. In einem Nachruf stellte Lujo Bren tano fest: „Roschör hat die große Anregung gegeben, welche zur Umgestaltung der ganzen Volks wirtschaftslehre geführt hat.“ Dr. sc. DIETER JANKE, Sektion Wirtschaftswissenschaf ten Neues aus dem Staatsverlag der DDR Wenn auch die Welt in den letzten Jahren sicherer gewor den ist, so geht doch das Wettrü sten weiter, ist die Abrüstung nicht unumkehrbar. Auskunft darüber, was bisher auf dem Ge biet der internationalen Sicher heit erreicht wurde und was zu tun ist, den Frieden dauerhaft zu machen, geben Neuerscheinun gen aus dem Staatsverlag der DDR. Der Band „Sicherheit und friedliche Koexistenz“ (240 Sei ten, 12,80 Mark), der vom Insti tut für Internationale Politik und Wirtschaft der DDR her ausgeben wurde, versteht sich als Diskussionsbeitrag zum Sy stem der internationalen Sicher heit. Das Autorenkollektiv unter Leitung des Institutsdirektors Prof. Dr. Max Schmidt befaßt sich mit der Frage, warum dieses System geschaffen werden muß, wie es zu schaffen ist, welche Elemente dazu gehören und wel che Widerstände überwunden werden müssen. Mit der Dokumentation „Si cherheit und friedliche Zusam menarbeit in Europa“ setzt das Institut eine mehrbändige Do kumentensammlung fort, die nunmehr insgesamt den Zeit raum von 1954 bis 1986 umfaßt. Der neue Band von 1982 bis 1986 (444 Seiten, 16,80 Mark) reicht vom KSZE-Folgetreffen in Ma drid bis mitten in das Folgetref fen in Wien. Unter dem Titel „Gipfeldiplomatie“ veröffent licht der Staatsverlag eine zweiteilige Dokumentation (ins gesamt 356 Seiten, 19,80 Mark), die ausgewählte Dokumente und eine Chronik zu den sowjetisch amerikanischen Verhandlungen und Gipfeltreffen vom Januar 1985 bis zum Juni 1988 enthält.
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