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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1989
- Erscheinungsdatum
- 1989
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198900008
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- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1989
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78. Arbeitstagung des Bereiches Erkenntnistheorie Worin besteht und wie weit reicht die Verantwortung des Wissenschaftlers in unserer Zeit? Dies war die Ausgangs frage der 18. Arbeitstagung des Bereiches Erkenntnistheorie der Sektion Marxistisch-leninistische Philosophie. Prof. K. Wagner ver suchte im einleitenden Referat dadurch eine Orientierung für die Lösung der genannten Frage zu geben, indem er auf die Wech selwirkung von objektiven An forderungen der Gesellschaft und einer „Antworthaltung“ des Subjektes verwies, das diesen An forderungen durch sein Verhal ten und Handeln gerecht werden soll und ihnen auch selbst entsprechen will. Die besondere Verantwortung des Wissen schaftlers Zu einer Gesprächsrunde unter dem Motto „Bei uns zu Gast" trafen sich im Klub der Volkssolidarität in der Gott schedstraße ausländische Studierende, die am Herder-In stitut unserer Universität die deutsche Sprache erlernen, mit älteren Bürgern der Messestadt Die Studenten aus Angola, Äthiopien und der VDR Jemen stellten den Vete ranen ihre Heimatstadt vor, so auch Beatrice Piedade aus Angola (linkes Foto). Fotos: GOZBAJAR RENZENDORDSCH in unserer Verantwortung des Wissenschaft lers müsse aus der Spezifik der wissenschaftlichen Tätigkeit be gründet und im Berührungsfeld von Wissenschaftstheorie und Ethik genauer untersucht wer den. Die rege Diskussion bewies eine zunehmende Sensibilisie rung für wissenschaftsethische Fragen und verdeutlichte die Verantwortung für die Gestal tung des wissenschaftlich- technischen Fortschritts als Kern problem dieser ethischen Her ausforderung. In mehreren Bei trägen wurde die Mitverantwor tung des Gesellschaftswissen schaftlers für den Theoriebil dungsprozeß und die politische Leitung der Gesellschaft heraus gearbeitet (u. a. von Prof. W. Grahn, Sektion Rechtswissen- schaften, und Dr. R. Muntschaew, Sektion Philosophie). Insbeson dere in bezug auf die Technik- Wissenschaften wurde die be stimmende und konstituierende Rolle der Philosophie bei der Su che nach humanen Wertmaßstä ben einer fortschrittlichen Tech nikentwicklung deutlich ge- macht (insbesondere von Prof. L. Striebing, TU Dresden), um sich mit einer optimistischen Grund haltung angesichts der ökolo gischen Lage gegen euphorische Fortsehrittsillusionen abgrenzen zu können. Die Arbeitstagung bekräftigte das wachsende Maß universeller Verantwortung unserer Wissen-' schattier für eine realistische Fortschrittskonzeption und de ren Verwirklichung bei der Ver vollkommnung unserer soziali stischen Gesellschaft. * AXEL HOLZ Forschungen zur ML-Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts Arbeitskreis „Geschichte des Marxismus-Leninismus” an der KMU konstituiert Der Prorektor für Gesellschafts wissenschaften, Prof. Dr. sc. Diet mar Stübler, konstituierte im Auf trag des Rektors den Arbeitskreis „Geschichte des Marxismus- Leninismus“ und berief Prof. Dr. sc. Klaus Kinner zum Leiter dieses Gre miums sowie Prof. Dr. sc. Manfred Neuhaus zu seinem Stellvertreter. Der neugegründete Arbeitskreis, der seine institutionelle Basis am Franz-Mehring-Institut besitzt, geht aus der von Prof. Dr. sc. Werner Berthold seit einem Jahrzehnt ge leiteten Arbeitsgruppe Geschichte der Gesellschaftswissenschaften her vor und setzt das fünfjährige Wir ken der Kommission Geschichte des Marxismus-Leninismus fort. Wäh rend sich die Kommission in ihrer bisherigen Arbeit, deren Erfolg u. a. drei Protokollbände bezeugen, vor allem auf die Periode von 1917 bis 1945 konzentriert hat, stellt sich der neugegründete Arbeitskreis nun mehr die Aufgabe, Forschungen zur Geschichte des Marxismus- Leninismus im 19, und 20. Jahrhun- dert sowie zur Geschichte der mar- xistisch-leninistischen Gesellschafts wissenschaften in der DDR zu för dern und zu koordinieren. Dabei er folgt eine Konzentration auf thema tische Schwerpunkte, die durch das Forschungsprofil der integrierten Einrichtungen und Wissenschaftler geprägt werden. Beträchtliche Auf merksamkeit widmet das Gremium der weiteren Qualifizierung der Aus- und Weiterbildung der Diplom lehrer für Marxismus-Leninismus. Neben den traditionellen interdiszi plinären Oberseminaren und Spe- zialkursen soll schrittweise eine in terdisziplinäre Vorlesungsreihe zur Geschichte des Marxismus- Leninismus aufgebaut werden. Der erste Forschungsschwer punkt, Marx-Engels-Forschung und Geschichte des Marxismus im 19. Jahrhundert (Leitung M. Neuhaus), wird vom Wissenschaftsbereich Marx-Engels-Forschung und -Edi tion am Franz-Mehring-Institut ge tragen. Als Kooperationspartner des Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED in Berlin ediert dieses Forscherkollektiv mehrere Bände der historisch-kritischen Marx-Engels-Gesamtausgabe. Der zweite Schwerpunkt (Leitung K. Kinner) beinhaltet die Erforschung der Geschichte des Marxismus- Leninismus im Zeitraum von 1917, bis 1945 unter besonderer Berück sichtigung Deutschlands, der KPD und der Kommunistischen Interna tionale. Neben der Forschungs gruppe am Franz-Mehring-Institut wird er hauptsächlich durch Unter suchungen zur Geschichte der mar xistisch-leninistischen Philosophie (Dr. M. Runge) zur Geschichte der marxistisch-leninistischen Poli tischen Ökonomie (Prof. Dr. sc. H. Sachse) und zur Geschichte des Wis senschaftlichen Kommunismus (Dr. J. Feldmann/Dr. F. Fink) getragen. Der dritte Themenkomplex, Ge schichte der marxistisch-leninisti schen Gesellschaftswissenschaften in der DDR, wird gegenwärtig durch Arbeiten von Prof. Dr. sc. Günter Katsch zur Geschichte der Geschichtswissenshaft untersetzt. Es ist beabsichtigt, weitere, bisher nur vereinzelt betriebene, Untersu chungen zur Geschichte gesell schaftswissenschaftlicher Diszipli nen im Rahmen des Arbeitskreises zusammenzuführen und zu koordi nieren. Der Arbeitskreis veranstaltet re gelmäßig Kolloquien und Informa tionsveranstaltungen. Forschungs ergebnisse werden in den Wissen schaftlichen Beiträgen der Karl- Marx-Universität, den Marx- Engels-Forschungsberichten und weiteren Publikationsorganen veröf fentlicht. Zu den zahlreichen Ko operationspartnern des Arbeitskrei ses zählen u. a. das Institut für Mar xismus-Leninismus beim ZK der SED in Berlin, die Akademie für Ge sellschaftswissenschaften beim ZK der SED, das Institut für Marxis- mus-Leninismus beim ZK der KPdSU in Moskau und das Zentral institut für Geschichte der Akade mie der Wissenschaften der DDR in Berlin. Den schnellen und erfolgreichen Abschluß der Konstituierungsphase sowie die weitgefächerten interna tionalen Kontakte des Arbeitskrei ses dokumentieren zwei bereits durchgeführte Veranstaltungen, die in der Universitätsöffentlichkeit große Resonanz gefunden haben. Am 24. Februar referierte der Bre mer Philosoph und Wissenschafts historiker Prof. Dr. Hans Jörg Sand kühler über geschichtsmethodologi sche Aspekte im historiographi- sehen Schaffen von Franz Mehring. Am 15. März konnte Prof. Dr. Akira Miyakawa von der Metropolitan University Tokio begrüßt werden, der einen viel beachteten Vortrag über die Reproduktionstheorie im Werk von Francois Quesnay. Adam Smith und Karl Marx hielt. Voraus sichtlich wird am 5. Mai der inter national bekannte marxistische Hi storiker Herbert. Aptheker aus den USA im Arbeitskreis referieren. Dr. VOLKER KÜLOW, FMI 53. INTSEM-Seminar zu philosophischen Fragen So manchem stand am Ende des Kurses die Anstrengung auf dem Gesichtgeschrieben 35 Nachwuchswissenschaftler nahmen an dieser Weiter bildung mit anspruchsvollem Programm teil \ A fie bereits kurz in der Universi- W tätszeitung gemeldet, gestaltete ’ die Sektion Marxistisch- leninistische Philosophie das 53. In terdisziplinäre Seminar für Nach- wuchswissenschaftler (INTSEM). Es stand unter dem Thema „Methodolo gische Fragen der philosophischen Forschung“ und wurde von den Pro fessoren Martina Thom und Sieg fried Bönisch organisiert und ge leitet Insgesamt 35 Nachwuchswissen • schattier aus zahlreichen gesell schaftswissenschaftlichen, Einrich tungen unseres Landes — so der Uni versitäten zu Berlin, Dresden, Jena, Halle und Greifswald, der PH Zwickau, der AdW Berlin sowie der Handelshochschule Leipzig, des Franz-Mehring-Instituts und natür lich auch der KMU — wurden ais Teilnehmer bestätigt. Sie konnten sich freuen, wartete doch ein the matisch außerordentlich anspruchs volles Programm auf sie, das von namhaften Hochschullehrern gestal tet wurde. Das INTSEM gewann zweifellos an Attraktivität durch die Mitarbeit von sechs auslän dischen Gastdozenten. Prof. Loone und Dr. Matjus (Tartu). Prof. H. J Sandkühler und Prof. W. Jantzen (Bremen), K. Hühne (Oldenburg) so- wie Dr. L. Lambrecht (Hamburg) stellten Ergebnisse ihrer Forschung vor, gingen auf Anfragen und Be merkungen der Teilnehmer ein und engagierten sich aktiv in der Dis kussion zu anderen Referaten. Prof Ch. Iwasaki (Osaka) mußte seine Teilnahme leider wegen Krankheit absagen. Sein interessanter Beitrag Wurde im Seminar verlesen. Das thematische Spektrum der Re ferate und Diskussionsgrundlagen war sehr breit und kann hier nur schlagliehtartig in einigen Stichwor ten ohne Anspruch auf Vollständig keit angedeutet werden. ~ das Philosophieverständnis in Ge schichte und Gegenwart, Anforde ¬ rungen an marxistisches Philoso phieren heute; — Wissenschaftsentwicklung und Arbeiterbewegung, der Typus Marxscher Theorie, sein Kritik- und Wissenschaftsverständnis; — materialistische Epistemologie und Dialektik — die Rolle von ontologischen, epistemologischen und methodologischen Voraussetzun gen in der Wissenschaft; — Begreifen und Begriff; — Gesetzmäßigkeiten im Geschichts prozeß und ihre theoretische Re produktion — philosophisch-methodologische. Probleme kommunikationsorientier ter Forschung — zur philosophischen Bedeutung psychologischer und evolutionstheo retischer Theorieansätze; — logische Hermeneutik als Ana lysemittel philosophiehistorischer Texte — der philosophische Diskurs über „Moderne“ und „Postmoderne“; — der Vernunftsbegriff in der Ge schichte der Philosophie, seine Stei lung und Bedeutung im Marxismus Trotz der Themenvielfalt gab es eine Reihe von Problemen, auf we.- ehe die Diskussion stets wieder tu rückführte Dies betraf vor allem das Ringen um ein morx’stishh-e Philosophieverständnis - Philoso phie als be- und eingreifendes Den ken —, das sich auf der Höhe ge genwärtiger Wissenschaftsentwick lung und der politischen Anforde rungen unserer Zeit befindet. Dabei war bemerkenswert, daß der wis senschaftliche Nachwuchs — obwohl aus recht unterschiedlichen Berei chen mit ebenso unterschiedlichen Denktraditionen und Herangehens weisen kommend — in den Pro blemstellungen und Lösungsansät- zen ähnliche oder gar übereinstim mende Positionen entwickelte. So wurde bei der Thematisierung ver schiedener Gegenstände durch gehend die zuweilen vernachlässigte oder einseitig aufgefaßte „tätige Seite“, die Rolle des Subjekts bei der Aneignung und Gestaltung der Welt hervorgehoben und weltan schauliche, forschungsstrategische und politische Konsequenzen ange deutet. Mit Blick auf den Marxschen Theorietypus bestand Übereinstim mung darin,' daß die tradierte und zum Teil institutionalisierte Tren nung von dialektischem und histori- -*om ' "nteninlismus im realen philosophischen Forschungsprozeß aufzuheben ist. Auch erleichtert di» raditionelle Lehrsystematik unse rer Philosophie in keiner Weise, ih ren innerthe- "nt’schen Begründungs zusammenhang und ihre Stellung im Ensemble der marxistischen Ge sellschaftswissenschaften darzustel len. Konstruktivität prägte auch die Auseinandersetzung mit nichtmar xistischen Theorieansätzen. Sachar gumentation sowie Prüfung der Tragfähigkeit und Tragweite theo retischer Konzeptionen (etwa der Psychoanalyse S. Freuds oder des radikalen Konstruktivismus von H. R. Maturana und F. Varela) standen anstelle vorschneller ideologisieren der Etikettierung oder dem be quemen Einrangieren in das Ma- terialismus-Idealismus-Schema. Ein solches Herangehen, was Kritik im Marxschen Sinne als dialektische Aufhebung versteht, erweist sich ge rade heute im Ringen um einen im mer intensiveren Dialog der Ver nünftigen zur Stärkung der Koali tion als unverzichtbar. Abgerundet wurde der INTSEM- Kurs durch ein Werkstattgespräch mit Prof. M. Neuhaus (FMI) zur Edi tion der Marx-Engels-Gesamtaus gabe, mit einem Besuch des Goethe- und des Schillerhauses in Weimar sowie einem gemeinsamen Abendes sen aller Teilnehmer im HdW. Freilich raren die zehn Tage des Kurses keine Erholung und man chem stand am Ende die Anstren gung auf dem Gesicht geschrieben. Aber es hatte sich gelohnt — für die Teilnehmer wie für die Gastdozen ten. Erweiterung des eigenen Ho rizonts um neue Sicht- und Heran gehensweisen, das Auffrischen' alter und das Knüpfen neuer Bekannt schaften und nicht zuletzt das Er lebnis einer offenen, freundschaftli chen Diskussionsatmosphäre mach ten den 53. INTSEM-Kurs zu einem echten Erfolg. Dies unterstrich auch die Abschlußeinschätzung des Semi nars, bei welcher nur eine Frage noch offenblieb: Wann kann die Dis- "u" inn in ninem solchen Rahmen und mit dem erlebten theoretischen Niveau fortgeset z‘ . weiden ? Dr. W. DIESSNER „ZEITZEICHEN — Das Jahr '49 an unserer Universität" — un ter diesem Motto wollen wir bis zum 40. Jahrestag unserer Republik in loser Folge auf besondere Ereignisse an der Leip ziger Alma mater im Gründungsjahr unseres Staates hinwei sen, viele Fakten vermitteln, Persönlichkeiten vorstellen. Das Jahr 1949 war reich an solchen beachtenswerten Dingen, die es wert sind, veröffentlicht zu werden, da sie uns heute stolz machen auf das in 40 Jahren Erreichte. Die Ehrenpromotion von Frida Am 28. April 1989 jährt sich zum HO. Male der Geburtstag einer außergewöhnlichen Frau, einer „Berufsrevolutionärin Le ninschen Typs“: Frida Rubiner. Mit unserer Alma mater ist sie in spezieller Weise verbunden. Vor 40 Jahren, anläßlich ihres 70. Geburtstages am 28. April 1949, wurde sie durch den Dekan der legendären Gesellschafts wissenschaftlichen Fakultät („Gewifa“), Prof. Dr. Albert H. Schreiner, zum doctor honoris causa der Sozialwissenschaften promoviert. Es handelt sich hierbei um die erste und einzige Ehrenpromotion der Gewifa. Wer ist die Persönlichkeit, der diese einzigartige Ehrung zuteil geworden ist? Frida Ichak, in Mariampol (Li tauen) geboren, studierte 1900 bis 1903 in Zürich Mathematik und Physik und promovierte ab schließend zum Dr. rer. nat. Wäh rend des Studiums begegnete sie Lenin und Plechanow, August Bebel und Victor Adler. Unter ih rem Einfluß wandte sie sich den Hauptwerken von Marx und En gels zu. >906, inzwischen als Leh rerin und Lektorin in Frankfurt/ Main tätig, trat sie der SPD bei. Bei Ausbruch des ersten Welt krieges emigrierte Frida — in zwischen mit dem linksexpres sionistischen Dramatiker Ludwig Rubiner verheiratet — nach Zürich Dort schloß sie sich 1915 der Schweizer Gruppe der „Zim- merwalder Linken“ 'an. Ihre in tensive Beschäftigung mit den Werken W. I. Lenins mündete — zuerst mit „Staat und Revolu tion“ (1918) — in die Übersetzung einiger seiner wichtigsten Werke in die deutsche Sprache, däbei leistete sie Pionierarbeit. Auch Ar beiten Bucharins, Trotzkis, Lew Tolstois, Dostojewskis, Tur genjews und Dimitroffs übertrug Frida Rubiner ins Deutsche. 1918 aus der Schweiz ausgewiesen, kehrte sie mit ihrem Mann nach Deutschland zurück. Beide ge hörten zu den ersten Mitgliedern der neugegründeten Kommuni stischen Partei Deutschlands. Im Auftrag von Leo Jogiches nahm Frida im März 1919 am Grün dungskongreß der Kommunisti schen Internationale in Moskau teil. Im April 1919 gehörte sie dir Münchener Räteregierung an; für ihre Teilnahme an der Verteidigung der Bayrischen Rä terepublik wurde sie von der Klassenjustiz mit 21 Monaten Fe stungshaft bestraft. Vielfältige Proteste erzwangen ihre Freilas sung. 1920 bis 1922 wirkte sie als Redakteurin des Zentralorgans der Kommunistischen Partei Österreichs „Die rote Fahne“, an schließend bis 1924 als österrei chische Mitarbeiterin der von dei Komintern herausgegebenen „Internationalen Presse- Korrespondenz“. Ihre hier pu blizierten und von zahlreichen kommunistischen Regionalzei tungen in Deutschland und Öster reich übernommenen „Briefe aus Sowjetrußland“ sowie andere Pu blikationen zu Problemen der Po litik und Kultur der Sowjetunion bestachen durch ihren einfachen und emotionalen Stil. Sie halfen der westeuropäischen Arbeiter klasse, ein reales Bild vom re volutionären Aufbau im Sowjet- Rubiner land zu gewinnen. Von 1924 bis 1929 war Frida Rubiner als Agi tator und Propagandist im Appa rat des ZK der KPD tätig. In die ser Funktion leitete sie u. a. po litische Bildungskurse des ZK und nahm sie Einfluß auf die Bil dung des Bundes proletarisch revolutionärer Schriftsteller Deutschlands (28. Oktober 1928). 1929 durch die Komintern wie der nach Moskau berufen, über nahm sie Funktionen im Ver lags- und Pressewesen der UdSSR, und sie wurde als Sekre tärin des Exekutivkomitees der Internationalen Roten Hilfe ein gesetzt. Nach dem Überfall Hit lerdeutschlands auf die Sowjet- union leistete Frida Rubiner als Angehörige der Politischen Hauptverwaltung der Roten Armee eine aufopferungsvolle, oft bis an die Grenzen ihrer Kraft gehende Aufklärungsar beit an der Front und in den Ge fangenenlagern. 1946 kehrie sie nach Deutschland zurück und übernahm eine Do zentur an der Parteihochschule „Karl Marx“ des ZK der SED. ihre Vorlesungen, in die die Er fahrungen eines reichen Kämp ferlebens einflossen, fanden eine außergewöhnliche Resonanz. „... wie war Frida vital!“, schreibt Hans Teubner, „Sie glühte und sprühte! Sie war eine hinreißende Lehrerin, die ihre Zuhörer von den Stühlen riß. Ihre Reden waren scharf und ihre Polemik gegen unsere Feinde schneidend. Für mich — und nicht nur für mich — wurde sie zu einer Persönlichkeit, in der man eine internationale Re volutionärin sah, die den Atem der Oktoberrevolution aus strahlte und den Geist Clara Zet kins, Karl Liebknechts, Rosa Lu xemburgs und anderer unserer großen Vorbilder wirken ließ..Die Hochschullehrer und Studenten der Leipziger Ge wifa begegneten Frida Rubiner dreimal: anläßlich der feierli chen Ehrenpromotion am 28. April 1949 sowie gelegentlich ih rer Gastvorlesungen am 3. Juni 1949 („Die nationale Frage“) und im Juni 1950 („Gegenwartspro bleme des dialektischen Ma terialismus“). Diese Kontakte ge stalteten sich so herzlich und wa ren so fruchtbar, daß die Be rufung von ihr auf einen Lehr stuhl der Gewifa erwogen und eingeleitet wurde. Dazu kam es aus verschiedenen Gründen nicht mehr. Am 2. Januar 1952 verschied Frida Rubiner, die „unermüdli che Vermittlerin gesellschafts wissenschaftlicher Erkenntnisse, die ihr Leben dem Dienst am wis senschaftlichen Sozialismus und seiner Verwirklichung gewidmet hat“. 2 ) Dr. HANS-UWE FEIGE Anmerkungen: 3) Schreiben von Hans Teubner an Helga W. Schwarz. Zit. nach: Rubiner, F.. Eine unglaubliche Beichte, Berlin 1987 (Vorwort) 2) Albert H. Schreiner, Laudatio auf Frida Rubiner. Zit. nach: Handel, G., Chronik der Gesell schaftswissenschaftlichen Fakul tät an der Universität Leipzig (1947 bis 1951), Leipzig 1973, S. 64 Neue Zeitschrift erscheint ab 1990 Im Akademie-Verlag Berlin erscheint ab 1990 eine neue wissenschaftliche Zeitschrift mit vier Heften jährlich mit dem Titel „Archiv für Agrarökonomie und Betriebswirtschaft - Archives of agricultural economics and farm mana gement". Die Zeitschrift veröffentlicht wichtige agrarökonomische und betriebswirt schaftliche Forschungsergebnisse in deutscher, russischer und englischer Sprache. Sie trägt dazu bei, neue Er kenntnisse zur weiteren Ausprägung des Typs intensiver Reproduktion und zur Verwirklichung gleichgerichteter Strategien von Intensivierung und Um weltschutz in der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft der DDR zu vermitteln und hierzu den Meinungs streit zu fördern. Berichtet wird über die Arbeit wissenschaftlicher Räte und Sektionen der AdL sowie der agrar ökonomischen Fakultäten der Universi täten und Hochschulen. Informationen zu Konferenzen, Tagungen, abgeschlos sene Dissertationen, Buchpublikationen und statistische Beilagen ergänzen den Inhalt. Vom Präsidenten der AdL, Prof. Dr. Dr. sc. Dieter Spaar w,urde als Ver treter der Karl-Marx-Universität Prof. Dr. sc. agr, Peter Tillack, Wissenschafts bereichsleiter an der Sektion Tierpro duktion und Veterinärmedizin, zum Mit glied des Redaktionskollegiums beru fen. Bestellungen zum Bezug dieser Zeit schrift nimmt bis Oktober 1989 die Re daktion, 7113 Markkleeberg - PSF 34, entgegen. Der ausgefüllte Vordruck des Postzeitungsvertriebes wird mit Un terschrift des Bestellers zentral weiter geleitet. Dr. PIENTKA, Redakteur
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