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FAKTEN, ARGUMENTE, DATEN UND HINTERGRÜNDE ZUM THEMA 7 IM PARTEILEHRJAHR Seminar zum Studium von Grundproblemen der politischen Ökonomie des Sozialismus und der ökonomischen Strategie der SED D ie umfassende Intensivierung als eine qualitativ neue Entwick lungsetappe des Übergangs zur intensiv erweiterten sozialistischen Reproduktion wird dadurch cha rakterisiert, d'aß alle Produktions- und Reproduktionsfaktoren in den Intensivierungsprozeß einbezogen werden. Es wird die bisher do minierende arbeitszeitsparende Va riante der Intensivierung mit der ressourcensparenden in einer sol chen Weise kombiniert, daß auf der Grundlage weiter steigender Ar ¬ beitsproduktivität und Arbeitszeit einsparung die Senkung des Pro duktionsverbrauches zunehmend zu einer Quelle des Wirtschaftswachs tums wird. Das bedeutet, es ergeben sich völlig veränderte Entwicklungs relationen und Abhängigkeiten ver schiedener Äußerungsformen der produktiven Arbeit (z. B. Arbeits produktivität, Produktionszuwachs, spezifischer Material- und Ener gieverbrauch u. a.). Eine derartige Entwicklung ist unerläßlich, da die Senkung der Rohstoff-, Material- und Energieintensität zu einer ent scheidenden strategischen Frage der wirtschaftlichen Entwicklung der DDR geworden ist. Auf Grund des ökonomischen Entwicklungsni veaus, der äußeren Bedingungen und der natürlichen Voraussetzun gen in Gestalt der vorhandenen Res sourcen ist es erforderlich, Mate rial- und Energieökonomie zur Roh stoff- und Materialsicherung der an spruchsvollen Produktions- und Lei stungsziele unserer Volkswirtschaft in einer neuen Qualität und in völ lig neuen Dimensionen zu verstehen und durchzusetzen. Es ist ein Grund anliegen der gegenwärtigen Inten sivierungsetappe, daß die Verbesse rung des Verhältnisses von Auf wand und Ergebnis auf der Grund lage einer absatz- und anwendungs orientierten Erzeugniserneuerung neben der Aufwandsminimierung beim Hersteller durch eine Erhö hung des anwenderorientierten Nut zens, d. h. durch eine qualitative Verbesserung des Gebrauchswertes der Erzeugnisse erreicht wird. Seinen konkreten Ausdruck findet dieses in der höheren Veredlung der Energieträger, Roh- und Werk stoffe, die die Hauptform der Mate rialökonomie unter den Bedingun gen der intensiv erweiterten Re produktion darstellt. Als ein Grund zug unserer Wirtschaftsentwicklung und bestimmender Wachstumsfak tor, als entscheidende Alternative zu einer extensiven Ausdehnung des Aufkommens an Energieträgern, Roh- und Werkstoffen ist sie auch ein zentrales Anliegen der vom X. Parteitag der SED beschlossenen Wirtschaftsstrategie für die 80er Jahre. Nur auf der Grundlage dieses großen wirtschaftlichen Programms ist es möglich, bei gleichbleibenden oder sinkenden materiellen Fonds auch weiterhin ein stabiles, kon tinuierliches Wachstum von Pro- Volkswirtschaftlich effektivste Art der Veredlung im Vordergrund Die Sicherung der Energie- und Rohstoffversorgung. Die Senkung des Produktionsverbrauchs und die höhere Vered lung der Roh- und Brennstoffe — wichtige Aufgaben zur Er höhung des Naionaleinkommens. duktion und Nationaleinkommen, das für die Fortführung der Politik der Hauptaufgabe und für die Si cherung des Friedens notwendig ist, zu gewährleisten. Der Begriff Veredlung ist in den Technikwissenschaften und der Technologie (Kohleindustrie, chemi sche Industrie, Textilindustrie und metallverarbeitende Industrie) schon seit langem gebräuchlich. Man begegnet der Veredlung dort z. B. im Sinne der Änderung von Stoffeigenschaften, als Fertigungs verfahren oder im Zusammenhang mit der stoffwirtschaftlichen Nut zung von Erdöl und Kohle. Aber auch im wirtschaftlichen Sinne wird der Terminus Veredlung im Deutschen seit über 100 Jahren ver wendet (vgl. Haustein, H.-D., Vered lung und Innovation aus ökonomi scher Sicht, in: Wirtschaftswissen schaft, 32(1984)7, S. 1001). Er bedeu tet hier im allgemeinsten Sinne die Umwandlung von Rohstoffen, Mate rial und Energieträgern in Ge brauchswerte einer höheren, d. h. dem Konsum und damit der Bedürf nisbefriedigung nützlicheren Form und somit das Hinzufügen von Wert zum Produkt. Daraus abgeleitet be steht das Wesen der höheren Vered lung in der Erhöhung des Wirkungs ¬ grades bei der Nutzung der Arbeits gegenstände — Rohstoffe, Material und Energieträger einschließlich Im porte — in allen Stufen des Verar beitungsprozesses durch die qualita tive und strukturelle Entwicklung des Gebrauchsvolumens auf der Grundlage des Einsatzes von qua lifizierter Arbeit. Das Kennzeichen der Höherveredlung ist der wach sende Gebrauchswert je stofflicher Einheit Rohstoff, Material und Ener gie. Dabei ist die zu erzielende Ge brauchswerterhöhung der Erzeug nisse grundsätzlich mit der Ver minderung des Material- und Energieverbrauches pro Produkt zu verbinden, was in der Praxis jedoch oft nicht unkompliziert und z. T. nicht ohne Widersprüche verläuft. Der Schlüssel zur Lösung dieses Pro blems liegt in der ständigen Erneue rung der Erzeugnisse und Produk tionstechnologien unter breitester Anwendung der Mikroelektronik, der Informationsverarbeitungs- und Automatisierungstechnik, neuer Konstruktiönswerkstoffe und ande rer Grundrichtungen des wissen schaftlich-technischen Fortschritts. Wertmäßig betrachtet ist die hö here Veredlung Ausdruck der Sub stitution von vergegenständlichter Arbeit, d. h. von Rohstoffen, Mate rial und Energie durch qualifizierte Ein neues Getriebe wurde vom VEB Getriebewerke Gotha entwickelt. In zwischen wird es in dem Thüringer Betrieb in Serie produziert. Foto: ADN-ZB/Hirndorf lebendige Arbeit, also einer Um kehrung der entscheidenden Substi tutionsbeziehung der Vergangen heit, des Ersatzes von lebendiger durch vergegenständlichte Arbeit. Es geht primär darum, durch Nut zung der werterhöhenden Potenz qualifizierte Arbeit in der Produk tion über höhere Gebrauchswerte einen zusätzlichen Neuwert zu schaf fen und auf diese Weise eine stei gende Nettoproduktion und somit ein größeres Nationaleinkommen pro Rohstoff- und Materialeinheit zu erwirtschaften. Die aus der gleichzeitigen absoluten Senkung des Produktionsverbrauchs resul tierende Freisetzung von Rohstof fen, Material und Energie muß zur Steigerung des gesellschaftlichen Ge samtproduktes genutzt werden, wobei diese wiederum erst in Ver bindung mit lebendiger Arbeit und Grundfonds zu vermehrter Neu wertschöpfung führt. Die höhere Veredlung hat in den Rohstoffen ihren Ausgangspunkt, be zieht jedoch alle Folgestufen mit ein, die durch Hinzufügen von lau fendem Aufwand an lebendiger qua lifizierter Arbeit bei Erhöhung des Gebrauchswertes den Veredlungs grad des verarbeiteten Materials er höhen. Jede Materialeinsparung auf einer Stufe ist somit gleichzeitig eine Einsparung von Arbeit in den vorgelagerten Prozeßstufen. Wei terhin entspricht es dem Wesen der Höherveredlung, daß Gebrauchs werterhöhungen in den Vorstufen Grundlage für Materialeinspa rungen in den Folgestufen — bis hin zur Anwendung — bilden. Eine we sentliche Bedingung ist also, daß sich die Höherveredlung und damit die Erneuerung der Produktion durchgängig über den volkswirt schaftlichen Stoff- und Materialfluß vollzieht. Hiervon wird in hohem Maße die weitere Leistungs- und Effektivitätsentwicklung unserer Volkswirtschaft bestimmt. Im Vordergrund muß stets die volkswirtschaftlich günstigste, effektivste Art der Veredlung ste hen (Beachtung von einmaligem Aufwand, Bedarf u. a.). Insgesamt wird deutlich, die Durchsetzung der höheren Vered lung ist bei umfassender Intensivie rung des volkswirtschaftlichen Re produktionsprozesses auf wesentli- . ehe qualitative Veränderungen in der Reproduktion gerichtet, die wirt schaftliches Wachstum auf der 1 Grundlage qualitativer Vervoll kommnung und besserer Verwer tung der bereits in den volkswirt schaftlichen Kreislauf einbezogenen Rohstoff- und Materialressourcen zum Inhalt haben. Sich diesen Er fordernissen zu stellen, ist auch eine Herausforderung an die Wissen schaftler der Karl-Marx-Universi tät. Dr. HELMHARD KRAFT, Sektion Wirtschaftswissenschaften Seminar zum Studium von Grundproblemen des revolutionären Weltprozesses Mit Zusammenschluß entsprachen sozialistische Staaten einem gesetzmäßigen Erfordernis V or 30 Jahren, am 14. Mai 1955, schlossen die Volksrepublik Alba nien, die Volksrepublik Bulga rien, die Tschechoslowakische Repu blik, die Deutsche Demokratische Republik, die Volksrepublik Polen, die Rumänische Volksrepublik, die Union der Sozialistischen Sowjetre publiken und die Ungarische Volks republik in Warschau den „Vertrag über Freundschaft, Zusammenar beit und gegenseitigen Beistand“ ab. (Die Volksrepublik Albanien schied 1962 aus dem Vertrag aus.) Darin erklärten die Vertragspartner ihren Willen, ihre politische, wirt schaftliche, militärische und kultu relle Zusammenarbeit weiterzuent wickeln und zu festigen. Sie ver einbarten eine gemeinsame und ko ordinierte Politik für die Gewähr leistung des Friedens und der europäischen Sicherheit, für allge meine und vollständige Abrüstung und das Verbot aller Massenvernich tungswaffen. Sie bekundeten nach drücklich ihr Streben nach einem System der kollektiven Sicherheit in Europa und reagierten auf die durch das Inkrafttreten der Pariser Verträge erhöhte Kriegsgefahr mit der Verpflichtung, sich im Falle einer imperialistischen Aggression gegen einen oder mehrere Teilneh merstaaten des Warschauer Vertra ges gegenseitig militärischen Bei stand zu leisten. Dazu bildeten sie das Vereinte Kommando, dem sie Teile ihrer Streitkräfte unterstell ten, und beschlossen, weitere not wendige Maßnahmen zu ergreifen, Um ihre Verteidigungsfähigkeit zu stärken. Der Warschauer Vertrag begrün dete ein multilaterales Bündnis, das einen neuen Abschnitt der Zu sammenarbeit seiner Teilnehmerstaa ten einleitete. Mit ihrer Zugehörig keit zu diesem Vertrag ist die DDR zugleich Mitglied eines Militärbünd nisses, das sich prinzipiell von der aggressiven Militärorganisation NATO unterscheidet. Der Warschauer Vertrag entstand als ein Staatenbündnis völlig neuer Art. Mit ihrem Zusammenschluß zum Zwecke der Vertiefung der Freundschaft, der Zusammenarbeit und gegenseitigen Unterstützung entsprachen die sozialistischen Staa ten einem gesetzmäßigen Erforder nis, das sich aus der historischen Mission der Arbeiterklasse ergibt. Mit der konkreten Form dieses Zu sammenschlusses zu diesem Zeit punkt, insbesondere mit der Bil dung der militärischen Verteidi- gungskoalition, gaben sie eine un ¬ umgängliche und zweckmäßige Ant wort auf die vom Imperialismus ver ursachte Verschärfung der interna tionalen Lage. Der prinzipiell neuar tige Charakter des Warschauer Ver trages wird vor allem an folgendem sichtbar: Erstens entstand er, im Kampf um die Bewahrung und Festigung des Friedens, in einer Situation er höhter Kriegsgefahr und Bedrohung der Sicherheit der friedliebenden Staaten durch die imperialistischen Hauptmächte sowie nach Ableh nung aller Initiativen der sozialisti schen Staaten, insbesondere der So wjetunion, zur Schaffung eines Sy stems der kollektiven Sicherheit in Europa. Zweitens besitzt er in Gestalt der sozialistischen Gesellschafts- und Staatsordnung seiner Teilnehmer eine völlig neue sozialökonomische Grundlage; mit der Beseitigung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und mit der konse quenten Durchsetzung der Weltan schauung und Ideologie der Arbei terklasse als Leitlinien der Politik sind auch die Ursachen für das Stre ben nach kapitalistischem Profit, Expansion sowie Unterdrückung und Ausbeutung anderer Völker be seitigt. Auf dieser Grundlage ist drittens seine Außen- und Militärpolitik cha rakterisiert durch die organische Einheit von beharrlichem Streben nach Verwirklichung der Prinzipien dfer friedlichen Koexistenz zwischen Staaten unterschiedlicher Gesell schaftsordnung, nach korrekten und gutnachbarlichen Beziehungen zu anderen Staaten sowie von konse quenter Wahrung der Sicherheitsin teressen der sozialistischen Staaten und des Friedens, einschließlich der Gewährleistung der dazu erforderli chen materiellen, insbesondere mi litärischen Voraussetzungen. Das stetige Streben der Warschauer Ver tragsstaaten nach einem gesamt europäischen Sicherheitssystem zeugt von einer Politik, die Aus druck der sozialökonomischen Basis des Sozialismus und der politischen Herrschaft der Arbeiterklasse ist. Durch ihren Kampf um Abrüstung, Entspannung und Frieden werden die günstigsten äußeren Bedingun gen für den sozialistischen Aufbau geschaffen. Die Staaten der soziali stischen Gemeinschaft beherzigen stets die historische Erfahrung, daß allein der Wunsch nach Frieden noch keinen Aggressor zügelt, die Vernachlässigung der Verteidigungs bereitschaft und -fähigkeit aber schon manchen Aggressor ermun tert hat. Deshalb widmen sie der Ge währleistung der zum Schutz von Sozialismus und Frieden notwendi gen militärischen Stärke stets die ge bührende Aufmerksamkeit. Der Warschauer Vertrag bestätigt sich in seinem Wesen und Ziel als ein Staatenbündnis neuer Art. Ge stützt auf ihn und seine Militäror ganisation gelang es den sozialisti schen Ländern, der Leninschen Poli tik der friedlichen Koexistenz eine hohe Wirksamkeit zu verleihen. Seine Hauptziele — die Gewährlei stung der eigenen Sicherheit, die Aufrechterhaltung des Friedens in Europa und die Verhinderung eines neuen Weltkrieges — konnten bisher erreicht werden. Damit wurde er zu einem Faktor, der immer stärker auf die Entwicklung unseres Konti nents und der Welt Einfluß nimmt. Die militärische Stärke des War schauer Vertrages wirkt zügelnd auf die aggressiven Kräfte, sie engt deren Aktionsradius ein und er weist sich als ein unerläßlicher und maßgebender Faktor, die NATO- Mächte zu Verhandlungen und Ver einbarungen über Rüstungsbegren zung und Abrüstung zu veranlassen und dabei das Prinzip der Gleich heit und gleichen Sicherheit zu re spektieren. Die militärische Stärke des Warschauer Vertrages wurde und wird jederzeit nur von den Er fordernissen des zuverlässigen mi litärischen Schutzes von Sozialis mus und Frieden bestimmt. In den zurückliegenden Jahren, heute und in Zukunft widerspiegelt die Politik der Warschauer Vertrags staaten die dialektische Einheit des Kampfes um Frieden, friedliche Ko existenz und gesellschaftlichen Fort schritt sowie die Gewährleistung des jederzeitigen zuverlässigen Schutzes der sozialistischen Errun genschaften. Doz. Dr. RUDOLF KOSCHULLA Der Warschauer Vertrag — die politische und Verteidigungs koalition sozialistischer Länder. Die Aufgaben zur Durchset zung der abgestimmten Außenpolitik, zur Stärkung der Ver teidigungsfähigkeit der sozialistischen Gemeinschaft. Seminar zum Studium der Geschichte der KPdSU Die historischen Lehren sind von äußerster Aktualität Die erfolgreiche Realisierung des Leninschen Planes des sozia listischen Aufbaus in den 20er und 30er Jahren war von großer internationaler Bedeutung. Un ter ihrem Einfluß erstarkten in der ganzen Welt Kräfte, die ak tiv für Frieden, gegen Krieg kämpften. Ebenso wie vorher lag auch in dieser Periode, die durch wachsende Macht und Autorität des Sowjetstaates gekennzeich net war, seiner Außenpolitik das Leninsche Prinzip der friedli- chen Koexistenz zugrunde. In den Dokumenten der KPdSU spiegelte sich das unmittelbare wechselseitige Verhältnis von Außen- und Innenpolitik wider. Die Außenpolitik zur aktiven Verteidigung des Friedens si cherte günstige Bedingungen für den sozialistischen Aufbau, die Stärkung des ersten sozialisti schen Staates in der Welt; die Er folge des sozialistischen Aufbaus festigten die Positionen der fried liebenden Außenpolitik und machten sie noch wirksamer. Ein Ausdruck dafür waren in den' 20er Jahren z. B. die diplomati sche Anerkennung der UdSSR durch eine Reihe bürgerlicher Staaten (besonders 1924 durch Großbritannien, Italien, Norwe gen, Schweden. Dänemark. Griechenland,; Mexiko, Öster reich, Frankreich. China, Japan), der Abschluß von Nichtangriffs- und Neutralitätsverträgen (in fung regionaler Sicherheitssy steme richtete die Sowjetregie rung ihre Bemühungen auf den Abschluß bilateraler Verträge über gegenseitigen Beistand. 1935 wurde das sowjetisch französische Abkommen über den sofortigen Beistand im Falle eines Überraschungsangriffs un terzeichnet. Es sah ferner Kon sultationen für den Fall vor, wenn einem der Teilnehmer ein Überfall drohen sollte. Beim Ab schluß des Abkommens betonten die Sowjetunion und Frankreich, daß sie nach wie vor für die Schaffung eines Systems der kol lektiven Sicherheit eintreten. Im gleichen Jahr wurde auch ein Beistandsabkommen zwi schen der UdSSR und der Tsche choslowakei unterzeichnet. Es enthielt jedoch eine Klausel, laut der seine Gültigkeit bei Überfall auf die Vertragspartner mit der französischen Hilfe in Verbin dung gebracht wurde. Die Klau sel wurde von der tschechoslowa kischen Regierung vorgeschla gen, die damit eine automatische Wirkung des Vertrages verhin dern wollte, indem sie ihn von der Haltung Frankreichs abhän gig machte. Mitte der 30er Jahre nahm die Kriegsgefahr noch mehr zu. Wäh rend französische Politiker ver suchten, etwas, wenn auch nicht ganz konsequent, für die Ab wendung des herannahenden Der Kampf der KPdSU für den Schutz des sozialistischen Vaterlandes und für den Frieden unter den Bedingun gen der kapitalistischen Umkreisung in den 20er und 30er Jahren. den Jahren 1926 bis 1927 z. B. mit Deutschland, Litauen, der Türkei, Afghanistan und dem Iran), Aktivitäten zum Ausbau wirtschaftlicher Beziehungen, der Kampf für Abrüstung. Der Beginn der Weltwirt schaftskrise 1929 hatte die im perialistischen Widersprüche zugespitzt. Die gesamte interna tionale Lage wurde auch da durch komplizierter, da die Wi dersprüche zwischen beiden ge sellschaftlichen Systemen zu nahmen. Die Kriegsgefahr wuchs. Unter diesen Bedingun gen nahm die Rolle der UdSSR bedeutend zu, die sich hartnäk- kig und konsequent für die Er haltung des Friedens einsetzte. Die KPdSU hatte angesichts die ser Umstände im Jahre 1933 einen besonderen Beschluß ge faßt: über die Entfaltung des Kampfes für die Schaffung eines Systems der kollektiven Sicher heit in Europa, auf dessen Grund lage ein entsprechender Plan der Sowjetdiplomatie ausgearbeitet wurde. Entsprechend diesem Plan trat die UdSSR 1934 dem Völkerbund bei und bekundete ihre Bereitschaft, in seinem Rah men ein regionales Abkommen über die gegenseitige Verteidi gung vor einer deutschen Aggres sion abzuschließen. Nach An sicht der UdSSR sollten Belgien. Frankreich, die Tschechoslowa kei, Polen, Litauen, Lettland, Est land und Finnland oder einige dieser Länder, unbedingt aber Frankreich und Polen, Teilneh mer des Abkommens sein. Die Abkommensteilnehmer sollten im Falle eines militärischen Überfalls einander diplomati sche, moralische und nach Mög lichkeit auch materielle Hilfe lei sten. Schon im November 1933 schlug die UdSSR der Regierung der USA vor, einen regionalen Pazifikpakt unter Teilnahme Ja pans, Chinas und anderer Staa ten abzuschließen. Diese beiden Initiativen bildeten ein weitge hendes Friedensprogramm, be gründet auf der Konzeption der kollektiven Verteidigung des Friedens. Die kapitalistischen Länder lehnten jedoch diese so wjetischen Initiativen ab. Während der Verhandlungen mit Frankreich entstand die Idee eines Ostpaktes, die von den Re gierungen einer Reihe europäi scher Staaten aktiv diskutiert wurde. Es war gemeint, daß die Paktteilnehmer die vertragliche Verpflichtung übernehmen, die Unantastbarkeit der Grenzen zu garantieren und im Falle eines Angriffs einander Beistand zu lei sten. Die Idee des Ostpaktes ge fiel Deutschland natürlich nicht. Sie wurde auch von England ab gelehnt, das ein Separatabkom men mit Deutschland im Sinne hatte. So wurde die Durchset zung der sowjetisch-franzö sischen Initiative vereitelt. Angesichts der ablehnenden Haltung gegenüber der Schaf Krieges zu tun, beschleunigte die Politik der britischen Regierung zweifellos den Ausbruch eines neuen Weltkrieges. Die Politik Englands wurde von Leuten be stimmt, die die Absicht hegten, mit Hitler vor allem auf Kosten der Sowjetunion und dann auf Kosten der osteuropäischen Staa ten übereinzukommen. Das war die Ursache für die Sabotage der Bemühungen um die Schaffung eines Systems der kollektiven Si cherheit in Europa, die Ursache der moralisch-politischen Unter stützung des Hitlerregimes. Der blinde Haß gegen den Sozialis mus und die Sowjetunion machte die konservativen Politi ker unfähig, die politische Lage nüchtern einzuschätzen und ent sprechend den Interessen der friedliebenden Menschheit zu handeln. Die Sowjetunion gab ihre Bemühungen auch weiter hin nicht auf, kollektive Hand lungen gegen die Aggressionen des faschistischen Blocks zu or ganisieren. In Verbindung mit dem „An schluß“ Österreichs vom 12. März 1938 forderte die UdSSR z. B. England, Frankreich und die USA auf, kollektiv gegen die Aktionen Deutschlands vor zugehen, indem sie erklärte: „Morgen kann es schon zu spät sein, aber heute ist es noch Zeit dafür, wenn alle Staaten, beson ders die Großmächte, eine feste, eindeutige Haltung hinsichtlich der kollektiven Rettung des Frie dens einnehmen.“ Dieser Aufruf fand jedoch in London, Paris und Washington kein Gehör. Ver hängnisvolle Ereignisse folgten. „Die Sowjetunion hatte ver sucht, rechtzeitig ein System der kollektiven Sicherheit gegen den Aggressor zu formieren. Dieser Friedenspolitik war angesichts der antisowjetischen Position westlicher kapitalistischer Staa ten kein Erfolg beschieden. Die Konsequenz: Sie, diese Staaten, überzog Hitlerdeutschland noch vor der Sowjetunion mit Krieg, um sich ein territorial genügend tiefes und ökonomisch starkes Hinterland für den Überfall auf die UdSSR zu schaffen.“ (Aus dem Aufruf zum 40. Jahrestag des Sieges über den Hitlerfaschis mus und der Befreiung des deut schen Volkes, vom 11, Januar 1985). Die historischen Lehren des Kampfes der Sowjetdiplomatie für Frieden in den 20er und be sonders 30er Jahren sind von äußerster Aktualität, geht es doch gegenwärtig darum, eine breite Koalition der Vernunft zu schaffen, um ein nukleares In ferno zu verhindern. Die histo rischen Bedingungen zu ihrem Zustandekommen sind günstiger als damals. Dr. MERVE MARTSCHENKO, Sektion Geschichte