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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1985
- Erscheinungsdatum
- 1985
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198500005
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- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
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- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
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- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1985
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Interdisziplinäres Seminar nahm Arbeit erfolgreich auf Das Interdisziplinäre Seminar für den wissenschaftlichen Nachwuchs, das im November an unserer Uni versität gegründet wurde, veranstal tete in der Zeit vom 26. November bis zum 13. Dezember seinen ersten Kurs. Er stand unter dem Thema »Statistische Physik — theoretische, mathematische und Anwendungs aspekte“. Seine Leitung hatte der Di rektor des Interdisziplinären Semi nars, Genosse Prof. Dr. sc. Armin Uhlmann von der Sektion Physik der KMU, inne. UZ sprach mit ihm über erste Erfahrungen und Ergeb nisse in der Arbeit des Seminars und über dessen weitere Ausgestal tung. UZ: Seit wenigen Wochen erst be steht an der Karl-Marx-Universität das Interdisziplinäre Seminar für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Zum ersten Mal wurde damit ein zentrales Zentrum für die Ausbil dung junger Wissenschaftler ge schaffen. Welche Gründe sprachen dafür, Leipzig als Sitz dieser Ein- tichtung zu wählen? Prof. Uhlmann: Da gibt es wohl mehrere Gründe. Einer der gewich- tigsten dürfte die Arbeit sein, die an unserer Universität schon auf inter disziplinärem Gebiet geleistet Wurde. Es existieren hier ja einige interdisziplinäre Zentren — so das Naturwissenschaftlich-Theoretische Zentrum, das schon in den 70er Jah- Ten gegründet wurde und mit des sen maßgeblicher Beteiligung auch dieser erste am Seminar abgehal- tene Kurs stattfand. Ein anderes in- lerdisziplinäres Zentrum ist das für Vergleichende Revolutionsfor- Schung unter der Leitung von Ge- Nossen Prof. Dr. Manfred Kossok. Diese Zentren, von denen es noch Weitere an der Universität gibt, lei- iten notwendige Arbeiten interdis- “plinären Charakters, auf die das Begründete Seminar aufbaut. Denn, 80 zeigte sich beim ersten Kurs, wir Verfügen durch das Naturwissen- shaftlich-Theoretische Zentrum “ber ein ausgedehntes wissenschaft- iches Einflußgebiet, mit dem es dichter möglich war, führende Wis- senschaftler für den ersten Kurs re- atiy kurzfristig zu gewinnen. UZ: Der erste Kurs, von dem Nchon die Rede war, ist fast vorbei, und wenn die UZ erscheint, berei- sich die Teilnehmer schon auf Cie Rückfahrt an ihre Heimathoch- Shulen und Universitäten vor. Kann man zum jetzigen Zeitpunkt Schon cinschätzen, ob sich die Er- Wartungen, die in das Interdiszipli- näre Seminar gesetzt wurden, er- lüllt haben? Prof, Uhlmann: Das ist eine Wage, die eigentlich die Teilneh- Her, die jungen Wissenschaftler, Deantworten müßten. Denn ihnen möchten wir ja mit ausgewählten shematischen Veranstaltungen, die Sch durch ein sehr hohes Niveau ^zeichnen sollen, eine zusätzliche Ehance in ihrer Ausbildung ein- daumen. Und damit ist auch ange- gsutet, daß viel mit an ihnen liegen bird, wie sie das, was sie hier über pestimmte neue wissenschaftliche Kenntnisse und Entwicklungen hö- beg können, anwenden und verar- wUZ: Der erste Kurs dauerte drei chen. Das scheint eine beträcht- phe Zeit zu sein. Was geschah nun " Kiesen drei Wochen? Frof, Uhlmann: Während des ge- jamten Kurses ging es grundsätz- um Probleme der statistischen sYsik. Weiter gab es auch Veran- paltungen, die sich mit wichtigen agen der gesellschaftlichen und ssenschaftlichen Entwicklung be- sfnäftigten. Die jeweiligen Veran- haltungen wurden von ausgewiese- er > Wissenschaftlern geleitet. Wis- henschaftler, und das möchte ich UrVorheben, nicht nur von unserer niversität, sondern auch von den I Diversitäten in Berlin, Halle, Jena Kd Dresden. Das wird auch bei den veiteren Kursen so bleiben. Wir Neue Erkenntnisse auf die Qualität seiner »Veranstal tungen. Ist da die Frage der The menwahl für die Kurse nicht eine besonders komplizierte? nutzbringend in der Praxis anwenden Ein Gespräch mit Prof. Dr, sc. Armin Uhlmann über die Arbeit des Interdisziplinären Seminars für den wissenschaftlichen Nachwuchs werden auch bedeutende Wissen schaftler aus dem Ausland gewin nen. Die Lehrenden sollten jeweils zu ihrem speziellen Thema sechs bis acht Stunden intensiv mit den jun gen Leuten arbeiten. Wie sie das an legten, welche Formen sie wählten, ob Vortrag oder Seminar, das war ihnen. überlassen. Wir wollten auf jeden Fall Hektik vermeiden. Es sollte alles mit Ruhe und viel Kon zentration ablaufen, um so in die Tiefe der jeweiligen Problematik vorzustoßen. UZ: Wird es immer bei dieser Form des Kurses bleiben? Prof. Uhlmann: Wir sind da ganz flexibel eingestellt. So könnte zum Beispiel eine Veranstaltung auch mal nur als zwei- oder dreitägiges Kolloquium gestaltet werden. Denk bar ist ebenfalls, daß es sich um in lern natürlich aus den Hochschulen und Universitäten. Anfragen liegen auch schon aus Kombinaten vor. UZ: Wenn nun viele Bewerbun gen eingehen, dann muß man ja im Sinne der Effektivität des Kurses unter ihnen auswählen. Nach wel chen Kriterien wird dabei vorge gangen? Prof. Uhlmann: Natürlich können die Kurse nicht eine unbegrenzte Zahl von Teilnehmern aufnehmen. Und außerdem muß es unser Ziel vor allem sein, unser Augenmerk auf die besonders begabten unter den jungen Wissenschaftlern zu le gen. Wie schon gesagt: Wir wollen die besten. Bei diesem Kurs haben wir es so gemacht, daß wir mit der Bewerbung die Unterschrift eines ausgewiesenen Wissenschaftlers for derten, der auf diese Art und Weise Prof. Dr. sc. Armin Uhlmann, der Direktor des Interdisziplinären Seminars, gehört zu den hervorragenden Wissenschaftlern unserer Republik auf dem Gelsiet der Theoretischen Physik. Foto: UZ/Archiv dividuelle Studien handelt oder um gemeinsame Arbeit an einem wis senschaftlichen Projekt. UZ: Die Art der Kursgestaltung ist die eine Frage, die andere, und mir scheint schwerere, ist die Frage der Teilnehmer. Welche und wieviel Nachwuchswissenschaftler können teilnehmen? Prof. Uhlmann: Das ist in der Tat keine leichte Frage. Als wir den er sten Kurs begannen zu planen, wuß ten wir nicht, ob hinreichend viele Teilnehmer sich für ihn finden wür den. Denn schließlich ist es gar nicht so unproblematisch, seine be sten jungen Leute — und wir wollen die besten — für einige Zeit zu ent behren. Das überlegt man sich schon gut. Aber heute können wir uns sagen: Wir haben eher zu viele Angebote bekommen als zu wenige. Dieser erste Kurs ist sehr gut be setzt. Es sind weit über 30 Teilneh mer. Und schon jetzt gibt es Anfra gen und Bewerbungen zu weiteren Kursen. Sie kommen aus den unter schiedlichen Einrichtungen, vor al- die Eignung der Kandidaten be stätigte. UZ: Aber ist eine Förderung der besonders begabten Wissen schaftler nicht zu eng angesetzt? Si cherlich gibt cs viel mehr, die durch fleißige Arbeit gute Ergebnisse in der Wissenschaft erreichen können. Prof. Uhlmann: Man muß immer bedenken, das Interdisziplinäre Se minar ersetzt keine der bisherigen Maßnahmen zur Förderung junger Wissenschaftler. Es ist eben nur eine Form der besonderen Förde rung besonders begabter Leute. Auch können wir nur einen relativ kleinen Kreis von Teilnehmern er fassen. Und dabei hüten wir uns vor Illusionen. Niemand denkt, daß jene Wissenschaftler, die an unseren Kur sen teilnahmen, nun „automatisch“ bedeutende Forschungsleistungen vollbringen. UZ: Dennoch ist aus all dem bis her Gesagten doch zu schlußfolgern, daß sich das Interdisziplinäre Semi nar hohe Ansprüche stellt in Bezug Prof. Uhlmann: Die Thmen liegen eigentlich auf der Straße. Es gibt ge nügend wichtige Fragen in der Wis senschaft, die einmal auf solche Art behandelt werden müßten. Pro blematischer ist es schon, solche Themen zu finden, für die eine hin reichende wissenschaftliche Basis und der für jede Lehre notwendige Forschungsvorlauf zur Verfügung steht. Dabei darf man die Thmen auch nicht zu weit, zu umfassend stellen, um dann gerade mal die Oberfläche des Themas abzutasten, ohne in die Tiefe zu kommen. So ist eine sinnvolle Einschränkung ge fordert. UZ; Widerspricht das nicht der im Namen des Seminars ausgedrück ten Forderung nach Interdisziplina rität? Prof. Uhlmann: Interdisziplinari tät ist in diesem Zusammenhang sehr vielschichtig zu sehen. Bei dem jetztigen Kurs zur Statistischen Phy sik haben wir eine Problematik ge wählt, die zwischen zwei Wissen schaftern liegt — der Mathematik und der Physik. Und Mathematik und Physik sind tatsächlich zwei sehr ungleiche Wissenschaften! Na türlich kann man sich auch Fragen zuwenden, die verschiedene Haupt forschungslinien in ganz anderer Weise berühren, als das beim ersten Kurs der Fall war. Es gilt da das Wort von der ..großen Interdiszipli- narität", worunter z. B. das sammenwirken von Gesellschafts- und Naturwissenschaften verstan den wird — allerdings auch hier auf konkrete Problemkreise bezogen, da mit es nicht zerfließt. Schließlich kommt es nicht nur auf die Thematik an. Es sollten auch die Teilnehmer aus unter schiedlichen wissenschaftlichen Richtungen und Institutionen kom men bzw. verschiedene wissenschaft liche Schulen vertreten. UZ: Die Fragen des Kursthemas und seine Umsetzung werden sicher lich nicht im Alleingang entschie den. Schaltet sich da nicht der Ge lehrtenrat zum Interdisziplinären Seminar ein? Prof. Uhlmann: Natürlich. Der Ge lehrtenrat, dem hervorragende Wis senschaftler aus der ganzen Repu blik angehören, beschäftigt sich be sonders mit diesem Problem. The menfindung impliziert dabei in der Regel eine Beteiligung oder sogar Leitung eines Kurses, denn es kommt nicht nur auf die Themen, sondern auch auf die Personen an, die diese beherrschen und darzustel len verstehen. Der Gelehrtenrat sollte auch die Arbeit des Seminars einschätzen und bewerten. UZ: Mit dem ersten Kurs nahm das Seminar seine Arbeit auf. Wie wird es nun weitergehen? Sind die nächsten Vorhaben schon bekannt? Prof. Uhlmann: Wir sind gerade dabei, das Programm für die Arbeit des Interdisziplinären Seminars in der nächsten Zeit zu erarbeiten. Es steht schon fest, daß Mitte Februar ein Kurs beginnt: „Hegemonie und Machtfragen in Epochen revolutio nären Umschwungs. Theoretisch- methodologische Grundpositionen und empirische Erkenntnisse des hi storisch-strukturellen Vergleichs ". Der Kurs wird vom Interdisziplinä ren Zentrum für Vergleichende Re volutionsforschung .getragen und steht unter der Leitung von Prof. Dr. Manfred Kossok. Etwas später findet dann ein Kurs zur Com puteralgebra, zum symbolischen Rechnen auf Computern statt. Ter minlich fest steht auch ein Kurs zur Optoelektronik (Arbeitsthema), der von Prof. Dr. Wilhelmi, Rektor der Friedrich-Schiller-Universität, ge leitet werden wird. «Meine Erwartungen sind erfüllt worden.. Teilnehmer des ersten Kurses am Interdisziplinären Seminar über ihre Eindrücke P Sie kommen aus der ganzen Republik - Aspiranten und noschungsstudenten, Assistenten und Diplomanden. Sie “hmen teil am ersten Kurs des Interdisziplinären Seminars für den wissenschaftlichen Nachwuchs, bekamen hier von hervorragenden Wissenschaftlern neue Erkenntnisse in der Statistischen Physik vermittelt. Wir befragten einige. an, TH gPROF. Dr. JOHANNES KER- IIAN, FRIEDRICH-SCHILLER- NVNIVERSITT JENA. SEKTION "ATHEMATIK : kMein Haupteindruck von diesem Rers ist — die teilnehmenden jun- t' n Leute waren sehr interessiert. f r * haben fast die Hälfte der Zeit ge- üEt. Also nicht irgendwie etwas doer sich ergehen lassen. So war kos auch für mich ein Gewinn. Ich wnnte einiges von dem vortragen, tipmit ich mich erst jetzt beschäf- öF. habe. Es ist also noch nicht ver- prentlicht, aber ich konnte hier aus- w Dieren, wie kommt die Sache ® wird es aufgenommen, t. «ARTMUT ÜBENSEE, “VENAU, SEKTION PHYSIK: EMein spezielles Fachgebiet ist die 2g0 leiterphysik. Ich bin nach Leip- Ee Rommen, um mir einen größe- ai Vherblick über die heutige Phy- > uber Probleme und Erkennt ¬ nisse, zu verschaffen. Und diese Er wartungen sind voll erfüllt worden. Fachlich ausgezeichnete Vorträge und viele Gespräche mit teilneh menden Wissenschaftlern trugen dazu bei. Und ich bin mir sicher, daß mir das Seminar in meiner täg lichen Arbeit eine große Hilfe sein wird. Man hat selten die Möglich keit, in einem so großen Rahmen so intensiv und über etwas längere Zeit hinweg wissenschaftliche Pro bleme zu diskutieren. MICHAEL HANKE, HUM BOLDT-UNIVERSITÄT BERLIN, SEKTION MATHEMATIK: Ich arbeite an der Sektion als Nu- meriker. Tiefere Kenntnisse physika lischer Zusammenhänge sind für mich von Bedeutung, um Hinter gründe mir gestellter Aufgaben zu verstehen. Durch das Seminar habe ich die Möglichkeit, meinen Über blick über die Physik zu erweitern. Ein sehr guter Vortragsstil gestattet auch mir als „Nichtphysiker“, die aufgeworfenen Fragen und Pro bleme zu verfolgen. Hervorheben möchte ich noch die ausgezeich neten Bedingungen, die wir hier vor fanden. Sowohl die Unterkunft im Wohnheim „Jenny Marx“ als auch vorhandene Arbeitsmittel schaffen für uns ideale Voraussetzungen. PETER ROTH, DIPLOMAND AN DER TU DRESDEN, SEKTION PHYSIK: Mein Arbeitsgebiet ist die Expe rimentalphysik, genauer gesagt be schäftige ich mich mit der Tieftem peraturphysik. Als Diplomand emp finde ich die Delegierung zu diesem Seminar als besondere Auszeich nung und versuche natürlich, Aspekte für meine Diplomarbeit zu gewinnen. Trotz meiner eigentli chen Arbeit als Experimentator ist die Theorie für mich von Interesse, und hier kommt dem Seminar eine große Bedeutung zu. Die Thematik ist sehr breit gefächert — vielleicht mitunter etwas zu breit, so daß kon krete Probleme nicht immer behan delt werden können. Insgesamt möchte ich aber einschätzen, daß die Teilnahme an diesem Seminar sehr nützlich für mich ist. Es gibt selten die Möglichkeit, sich mit so vielen auf unterschiedlichen Gebie ten arbeitenden Wissenschaftlern auszutauschen. Und das in einer phantastischen Atmosphäre und un ter hervorragenden Bedingungen! DETLEF WOLFF, FRIEDRICH- SCHILLER-UNIVERSITÄT JENA, SEKTION PHYSIK: In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit Änderungen von Ma terialeigenschaften bei Halbleitern. Dabei ist es für mich'wichtig, breite physikalische Kenntnisse zu besit zen. Bei dem Seminar konnte ich mein Wissen vertiefen und aktuali sieren. Meine persönlichen Erwar tungen sind erfüllt worden. Daß ich durch das Seminar meinen „Hori zont“ erweitern konnte, steht außer Frage. Ich glaube, daß sich die hier erworbenen Kenntnisse auch noch nach Jahren in meiner Arbeit aus zahlen. goäödddödxdöofdchteinesProtesso He gegen Karl Mar, ; diemitFriedrihEnschungendetecag Wi ^ sich e i n i , tS&SJiu"u' Pzi9ar I “.2958 Eor Mary 1 I n der Gelehrtenwelt des 19. Jahrhunderts wog kaum ein Vorwurf schwerer gegenüber dem Ruf eines Geistesarbeiters als der des falschen Zitierens. So nimmt es nicht wunder, daß sich auch Karl Marx nach einem Wort von Friedrich Engels, „der bestgehaßte und bestverleum dete Mann seiner Zeit“ (MEW, Bd. 19, S. 336), seitens bürgerli cher Vertreter derartiger An griffe zu erwehren hatte. He- rostratische Berühmtheit er langte in diesem Zusammenhang der Leipziger Ordinarius für Na tionalökonomie und Federführer des deutschen Kathedersozialis mus Lujo Brentano (1844—1931). Sich der Darstellung dieser Po lemik zugewandt zu haben ist das Verdienst von Dr. D. Jahnke (siehe UZ 42/1985, S. 5). Die Art und Weise der Betrachtung die ser Auseinandersetzung „Bren tano contra Marx“ läßt aber ei nige Wünsche offen, da eine Reihe wichtiger Fragen nicht be rührt werden. Marx und auch En gels antworteten auf bürgerliche Verlästerungen nur, wenn „äußerster Zwang“ (MEW, Bd. 19, S. 337) ihr Eingreifen not wendig machte. Welche Um stände veranlaßten nun Engels 1891 zur Widerlegung des Bren- tanoschen Pamphlets „Meine Po lemik mit Karl Marx“ (1890) — in ihr spielt der Verfasser auf im Pfeffer. Wohl kaum ein ande res von Marx benutztes Zitat hat schon zu seinen Lebzeiten so viel Geschichte gemacht, wie diese zur Illustration des allgemeinen Gesetzes der kapitalistischen Ak kumulation verwandte Äuße rung Gladstones in der „In- auguraladresse". Für einen kur zen Augenblick hatte ein bürger licher Politiker von europäischem Rang das Geheimnis der wirkli chen Verteilung des kapitalisti schen Reichtums gelüftet. Schon kurz nach ihrer Veröffentlichung war die „Inauguraladresse" im Gegensatz zum „Kapital“ eine der meistverbreiteten Marxschen Schriften. Allein der „Social- Democrat“, der die deutsche Übersetzung des englischspra chigen Originals am 21. und 30. Dezember 1864 veröffentlichte, erschien in einer Auflage von 50 000 Exemplaren. Die bürgerliche Welt fühlte sich von diesem Dokument di rekt am Nerv getroffen und reagierte dementsprechend emp findlich. Brentano spickte seine Angriffe mit „erbaulichen Schimpfereien“ (Friedrich En gels), es wimmelte von Kraft ausdrücken wie „freche Verlo genheit“, „lügenhafte Angabe“, „ein Zitat, das völlig gefälscht war“, „einfach infam“ usw. Bren tano führte als den einzigen „Be weis“ seiner verleumderischen „Schimpfereien" konnten Verbreitung der Wahrheit nicht in Gefahr bringen Weiterführende Bemerkungen zu einem Artikel von Dr. D. Jahnke in UZ/42 vom 22. November 1985 die seit 1872 (!) von ihm mit Marx geführte Auseinanderset zung an — in der Form einer sehr umfangreichen Broschüre mit dem Titel „In Sachen Bren tano contra Marx wegen angeb licher Zitatenfälschung. Ge- schichtserzählung und Doku mente“ (siehe MEW, Bd. 22, S. 93 ff.)? Die Darstellung von Jahnke läßt die große politische Di mension dieser fast zwei Jahr zehnte währenden Auseinan dersetzung weitgehend im Dun keln. Im Jahre 1872, das Entset zen der herrschenden Klassen über das „Gespenst des Kom munismus“ in Gestalt der Pari ser Kommune zitterte noch nach, eröffnete Brentano den Angriff auf die Marxsche Verwendung eines Zitats des englischen Schatzkanzlers William Ewert Gladstone. Am 16. April 1863 hatte dieser vor dem englischen Parlament in einer Rede u. a. fol gendes ausgeführt: „Von 1842 bis 1852 wuchs /das steuerlose Lan deseinkommen um 6 Prozent; in den acht Jahren von 1853 bis 1861 ist es, ausgehend von der Ba sis von 1853, um 20 Prozent ge wachsen. Die Tatsache ist bis zum Unglaublichen erstaunlich! Dieser berauschende Zuwachs von Reichtum und Macht ist ganz und gar auf die besitzenden Klassen beschränkt.“ (MEW, Bd. 16, S. 7) Marx verwandte diesen Aus spruch eines der namhaftesten bürgerlichen Politikers des vori gen Jahrhunderts, dessen Rich tigkeit Engels in seiner schon er wähnten Broschüre anhand der Analyse von acht (!) Londoner Tageszeitungen vom 17. April 1863 (u. a. „The Times“, „The Morning Adveriser", „The Daily Telegraph“) nach wies, sowohl im ersten Band des „Kapitals“ (siehe MEW, Bd. 23, S. 681) als auch an exponierter Stelle in der 1864 verfaßten „Inaugural adresse der Internationalen Ar beiterassoziation“. Beschuldigungen, und auch die ser bemerkenswerte Punkt geht in der Darstellung bei Jahnke völlig unter, das Fehlen des Zi tats in den „Hansards par- liamentary debates“ (siehe Vol. 170, London 1863, p. 244) an. En gels fertigte dieses Argument durch einen Verweis auf die da mals herrschenden parlamenta rischen Zensurpraktiken gekonnt und trocken ab: „Wenn sich die im Munde eines englischen Schatzkanzlers allerdings kom promittierende Stelle im Hansard nicht finde, so nur, weil Herr Gladstone so gescheit war, sie nach herkömmlichem engli schem Parlamentsbrauch weg zupfuschen.“ (MEW, Bd. 22, S. 98) Im Jahre 1890 unternahm Bren tano nochmals den zwerghaften Versuch, das Marxsche Riesen gebäude mittels seines Fäl schungsvorwurfes auszuhebeln. Bekanntlich mußte der „Eiserne Kanzler“ Otto von Bis marck am 18. März des gleichen Jahres — welch symbolträchtiges Datum — seinen Hut nehmen und sich nach einem „Leichen begängnis erster Klasse“ (Bis marck, Gesammelte Werke, Bd. 15, S. 531) wie er selbst schrieb, aus Berlin zurückziehen. Die re volutionäre deutsche Arbeiter partei hatte dank ihrer marxisti schen Strategie und Taktik über „Zuckerbrot und Peitsche“ trium phiert. Diese Überlegenheit de monstrierte auch die Broschüre von Friedrich Engels, der, wie Jahnke richtig bemerkt, den Spieß 1891 umdrehte und Bren tano Zitatenfälschung nachzu weisen vermochte. Zu den bis heute aktuellen Lehren dieser Auseinandersetzung zählt zwei fellos die Tatsache, daß sich die revolutionäre Weltanschauung der Arbeiterklasse nur dann er folgreich durchzusetzen vermag, wenn sie mit wissenschaftlicher Akribie und Exaktheit verfoch ten wird. Und genau hier liegt der Hase VOLKER KÜLOW
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