Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1985
- Erscheinungsdatum
- 1985
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198500005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19850000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19850000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1985
-
- Ausgabe Nr. 1, 4. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 11. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 18. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 25. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 1. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 8. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 15. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 22. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 1. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 8. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 8. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 19. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 26. April 1
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 17. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 31. Mai 1
- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 26. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 6. September 1
- Ausgabe Nr. 32, 13. September 1
- Ausgabe Nr. 33, 20. September 1
- Ausgabe Nr. 34, 27. September 1
- Ausgabe Nr. 35, 4. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 36, 11. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 37, 18. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 25. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 1. November 1
- Ausgabe Nr. 40, 8. November 1
- Ausgabe Nr. 41, 15. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 22. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 29. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 6. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 45, 13. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 46, 20. Dezember 1
-
Band
Band 1985
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
D as Zimmer: nüchtern, ein paar Stühle, ein Tisch, zwei Schränke, an der Wand eine winzige Reproduktion von Repins Bild mit den Saporosher Kosaken; dem gegenüber die große Tafel. In der Mitte, das Zimmer beherr schend — ein brauner Flügel, an den Kanten abgewetzt, voller Spuren der Benutzung. Am Flügel sitzen zwei Menschen: Lehrer und Schülerin. Vor ihnen die auf geschlagenen Notenblätter, ein Liedsatz wird gespielt und dis kutiert. Wie funktioniert Harmo nik? Außer diesem 'Liedsatz, von der Schülerin geschrieben, scheint es nichts für die beiden zu geben. Aus anderen Räumen dringt Ge sang, sie hören ihm nicht. Sie ken nen jetzt nur Konzentration auf diese Musik, die ihnen aus den Blät tern klingt. Von denen wendet sich der Lehrer nur. wenn er etwas fragt — dann schaut er seiner Schülerin ins Gesicht, so als ob er auch in die sem lesen könnte. Die Noten und das Gesicht der Schülerin. Voll kommene Konzentration. Er läßt sie spielen, erklärt etwas, fragt wieder, häufig selbst die Antwort gebend, ohne die seiner Schülerin abzuwar ten. Leidenschaft wird sichtbar. Es gibt Studenten, die behaupten froh zu sein, daß sie keinen Unter richt bei Professor Treibmann ha ben. Er wäre streng und würde sehr viel verlangen. Zuviel? „Naja, der Professor fordert wirklich viel, er hat ja unheimlich was drauf Aber deswegen kann man eben eine Menge bei ihm lernen. Und das ist doch wohl gut.“ In jugendlicher Tonart ist hier formuliert, daß sou veräne Kenntnis zu hohen Forde rungen und somit zur Förderung der Studenten führen kann. Mit die sen wenigen Sätzen hat Kathrin He ber, Studentin der Musikpädagogik im zweiten Studienjahr, den Pro fessor Dr. Karl Ottomar Treibmann hervorragend charakterisiert. Mit ihr hat der Professor auch über den Liedsatz diskutiert, eine dreiviertel Stunde in höchster Konzentration. Seit 19 Jahren lehrt er am Fachbe reich Musikwissenschaft und Mu sikerziehung der Sektion Kultur- und Kunstwissenschaft unserer Uni versität, inzwischen als künstleri scher Professor für Musiklehre und Tonsatz. Das Wörtchen „künstle risch“ ist nicht zufällig dorthin gera ten. Es sagt an, hier ist einer, der nicht nur Tonsatz und Harmonik lehrt, sondern der selbst in dieser Kunst tätig ist. Karl Otto mar Treibmann ist vor allem Kom ponist. Ein anderes Zimmer, 14. Etage, auch sachlich, auch nichts Überflüs siges enthaltend, hier wird gearbei tet. Kleine und größere Schränke mit Büchern, an den Wänden viele Bilder, vor allem Grafik. Ebert, Mat theuer, Hegenbarth, Mörstedt. Und wieder, dem Raum seine Funktion gebend: ein Flügel, schwarz, be laden mit Notenblättern, Klavieraus zügen. Partituren. Darunter viel leicht die selbst verfaßten. Wer Karl Ottomar Treibmann im Unter richt erlebt hat. der weiß, hier wird mit ähnlicher Anspannung und In tensität gearbeitet. Keine Ablen kung ist existent, wichtig nur die Musik, die im Kopf ist und auf das Papier gebracht werden soll. Allein die Graphiken und Bilder an den Wänden, plastisch, starke Konturen, manchmal versipelt, scheinen noch von Bedeutung zu sein. Die Sicher heit in diesen Aussagen mag über raschen, der Autor hat Karl Otto mar Treibmann nie beim Kompo nieren zusehen können. Aber die Zimmer und seine Werke vor allem sprechen für sich. Einer, der Treib mann kennt, soll zu Wort kommen: ..Karl Ottomar Treibmann ist frei lich ein sorgsam wägender Kompo nist. Sein Werkverzeichnis ist da her. verglichen mit dem anderer Altersgenossen, relativ schmal. Der Öffentlichkeit überantwortete Kom positionen sind nicht rasch oder gai leichtfertig, sondern im Bewußtsein hoher gesellschaftlicher und künst lerischer Verantwortung entworfen, ausgearbeitet und mitunter korri giert worden. Dies läßt auf rationa les Kalkül schließen; jedoch kommt ein solches in der Musik selbst nie Zwei Leidenschaften bestimmen sein Leben Genosse Prof. Dr. Karl Ottomar Treibmann, Komponist und Hochschullehrer an der Karl-Marx-Universität vorrangig zum Ausdruck. Spontan nacherlebbar sind stattdessen zu meist emotionale Hochspannung, in nere Erregung, subtile Klangdif ferenzierung, rasch wechselnde Ge sten. Sie verweisen darauf, in welch hohem Maße diese Musik aus tiefem individuellen Erleben geboren ist — dem Erleben unserer Wirklichkeit, ihrer Widersprüche und Konflikte, ihrer Größe und Gefährdung.“ Cha rakterisierende Worte von Sektions direktor, Genosse Professor Dr Udo Klement. ★ Wir sitzen in Karl Ottomar Treib manns Wohnung und reden. Hinter uns hängt ein Bild von Wolfgang Mattheuer. Es heißt „Nach’ Sonnen untergang“. Am Horizont die letz ten Strahlen der untergehenden Sonne. In der Dämmerung stehen Gruppen von Menschen auf einer Ebene vor einem Ort. Aus den Fen stern seiner Häuser dringt Licht. Hinter ihnen die Berge, die heimat lichen für Karl Ottomar Treibmann, die vogtländischen. Und das Dorf da, das kennt er auch. Und viel leicht sogar die Menschen, die da stehen. Im Vogtland, in Raun, wurde er vor 49 Jahren geboren, ein Land strich, der ihn nicht losläßt, es zieht ihn immer wieder dorthin. Der Va ter war Lehrer, der Großvater Kan tor. Alles scheint klar zu sein. Der Junge wird Musiklehrer Von 1954 bis 1959 studiert er in Leipzig Musikerziehung und Germanistik. Aber so gesagt ist es nur die halbe Wahrheit. Denn: „Schon mit zehn Jahren versuchte ich mich im Kom ponieren. Ich wollte einfach. Und seitdem hat es mich nicht mehr los gelassen.“ Das musikfreundliche El ternhaus vermittelt beides, die Lust zum Lehren und die Freude an der Musik, am Komponieren. Sie wer den zu dauerhaften Leidenschaften, die heute noch bestehen. Karl Otto mar Treibmann ist Lehrer und Kom ponist. Aber wäre der Gewinn für ihn und für uns nicht ein größerer, hätte er sich nur einer dieser beiden Leidenschaften gewidmet? 1959 wird er für sieben Jahre Leh rer in Delitzsch und Umgebung. Doch nebenbei leitet er Chöre und: komponiert. 1966 kommt dann die Promotion (Helmut Bräutigam — ein Komponist und Musikerzieher der ersten Hälfte des 20. Jahrhun derts!), mit ihr beginnt die Arbeit als Lehrer an der Universität. In die sem Jahr wird er auch Mitglied der Partei der Arbeiterklasse, entschei det er sich für ihre Ziele. Anfang der 70er Jahre schreibt er Komposi tionen, die einer größeren Öffent lichkeit bekannt werden: den 1., 2. und 3. Sinfonischen Essay. Sonaten und Sonatinen, ein Streichquartett. In dieser Zeit hat er ein Zusatzstu dium an der Hochschule für Musik aufgenommen, etwas später ist er für zwei Jahre Meisterschüler an der Akademie bei Paul Dessau. Seine erste Oper entsteht, „Der Preis“, die in der Zwischenzeit mehrfach inszeniert wurde. Der Name Treibmann wird zu einem Be griff, der nicht nur Fachleute auf horchen läßt. Der Dozentur 1976 folgt 1981 die Professur. Aber nicht nur die Lehrtätigkeit erfährt eine solche Steigerung, auch das kom positorische Schaffen. Er kompo niert seine 1., 2. und 3. Sinfonie (Die dritte Sinfonie ist die Chorsinfonie „Der Frieden“, die zum Jubiläum unserer Universität im vergangenen Jahr vom Akademischen Orchester unter der Leitung von UMD Pro fessor Dr. Max Pommer mit großem Beifall uraufgeführt wurde und jetzt auf Schallplatte erscheinen wird.), einen Liederzyklus, Kla- vierzyklen. Die zweite Oper ist fer tig,'„Scherz, Satire, Ironie und tie fere Bedeutung“ nach dem Büh nenstück von D, Grabbe, und eine dritte nach Dostojewskis ..Der Idiot“ schon konzipiert. ★ Zwei Lebenslinien werden sicht bar. Beide zeichnen sich aus durch unermüdliches Schöpfertum. Ge nosse Karl Ottomar Treibmann kann nur leben, indem er aktiv ist, indem er Kreatives schafft. Seine Biographie beweist es. Dennoch ist die Frage unbeantwortet: Kommt der. Komponist Treibmann nicht dem Lehrer Treibmann in die Quere? Oder der Lehrer dem Kom ponisten? „Das ist nicht so leicht unter einen Hut zu bringen. Denn wenn man Komponist ist, dann ist man immer einer. Ich habe immer Ideen, egal, was ich mache. Die Ideen, die halte ich natürlich fest, ich mache Skizzen, notiere mir viel. Aber die eigentliche Ausformung der Ideen zu einem fertigen Musikstück, das geht nicht so nebenbei. Dazu brau che ich zusammenhängende Zeit. Wenn die Studenten vorlesungsfrei haben, ziehe ich mich ins Vogtlän dische zurück, da kann ich unge stört arbeiten.“ Man könnte meinen, der Lehrer steht dem Komponisten im Wege, aber Karl Ottomar Treib mann ist Lehrer, will einer bleiben. „Ich unterrichte gern. Die Studen ten fordern einen nicht wenig ab. Der Unterricht soll gut, soll interes sant sein. Das, was man weiß, möchte man ja auch weitervermit teln. Ich stelle ständig den Stoff um, probiere Neues aus, die Studenten sind so unterschiedlich in Vorbil dung. Motivation und Charakter. AH das bringt für mich und damit für meine Musik auch Entdeckun gen mit sich.“ Die Worte bezeugen nicht nur den leidenschaftlichen Lehrer, sie lassen ebenso erkennen, Lehrtätigkeit bedarf schöpferischer Ideen, die auch für den Komponi sten von Nutzen sein können, ist doch die Lehre eine'ganz eigene Art der Begegnung mit der Wirklich keit. Nur, wird der Komponist nicht den Lehrer zu übersteigerten For derungen an die Studenten verlei ten? . Darauf gibt Karl' Ottomar Treibmann auf zweierlei Art und Weise Antwort Zum einen indirekt, aber höchst produktiv mit seinem Lehrbuch ..Strukturen in neuer Mu sik“. mit dem er seine eigenen Er fahrungen und Erkenntnisse syste matisch aufgearbeitet hat. Zum an deren stellt sein Unterricht selbst eine Antwort dar. Er gestaltet ihn mit großer Souveränität und Über sicht. Er ist nie um eine Antwort verlegen. Diese Souveränität. ist na türlich im Komponieren, in der eige nen Arbeit mit dem zu vermitteln den Stoff begründet. Bei Karl Ottomar Treibmann -ge hen Lehren und Komponieren eine lebendige Einheit ein. beide wirken aufeinander ein und befördern sich. So unbewußt, wie das manchmal ab läuft, so mag es doch oftmals unbe quem sein, sich diesem Anspruch zu stellen. Aber für das Bequeme ist er sowieso nicht zu gewinnen. „Wei das bequeme Leben sucht, der ist als Komponist heute fehl am Platze.“ Dabei ist das Unterrichten nur eine, wenn auch wichtige und wesentliche Sache neben dem Komponieren, eine andere wesent liche ist seine Tätigkeit als Vor sitzender des Bezirksverbandes der Komponisten und Musikwissen schaftler. die auch mit hohem Ver antwortungsbewußtsein getan wer den will. Daß er, aber der richtige Mann dafür ist, das dürfte wohl kaum zu bezweifeln sein. Lehren und Komponieren gehen bei Genossen Karl Ottomar Treib mann deshalb eine Einheit, ein, weil auch Leben und Komponieren für ihn eine Einheit bilden. „Das , eine ist vom anderen nicht zu trennen. Kunst ist immer Ausdruck der Zeit, in der sie entsteht; der Künstler re flektiert mit seinen Mitteln über die Wirklichkeit, die er erfährt. Deshalb weiche ich der Wirklichkeit nicht aus, sondern will sie aufnehmen, verarbeiten und beeinflussen im Sinne meiner Weltanschauung, und das ist — einfach gesagt — die eines Genossen. Mit meinen Musikwerken mache ich ein Angebot an die Le bensauffassungen der Menschen.“ U. HEUBLEIN Professor Dr. Karl Ottomar Treibmann beim Unterricht mit Kathrin Heber, Studentin der Musikerziehung im 2. Studien jahr. Foto: Müller Bilder aus dem Alltag New Yorks E in New-Yorker Film in unseren Kinos: „Beat Street“, 1983 pro duziert von Harry Belafonte, un ter Regie von Stan Lathan mit Guy Davis, Robert • Taylor, Leon Grant und zwei der profiliertesten Break dance-Gruppen, die New City Brea kers und die Rock Steady Crew. Harry Belafonte ist uns als farbiger Sänger und Schauspieler bekannt. Einige denken bestimmt gern an seine mitreißenden Auftritte auf dem letzten Festival des politischen Liedes in Berlin zurück. Sein Enga gement für den Frieden und die Sicht für das soziale Elend in sei nem Land — H. B. war einer der füh renden Begründer der Bürger rechtsbewegung in den USA in den 60er Jahren — kommt auch in die sem Film wieder zum Ausdruck. „Viele sagen, Künstler sollten nicht politisch sein. Ich sage, Künstler sollten nichts anderes sein als das.“ H. B. verfolgte aufmerksam die Ent wicklung des break dance, dieser alternativen Kunst einer Jugend, die ohne Zukunft schien. Seine Er fahrungen und Berührungen mit die ser amerikanischen Straßenkultur brachte er in „Beat Street“ ein. Dargestellt werden Alltagsszenen aus dem New-Yorker Stadtteil Bronx. Lee, ein kleiner artistischer Breakdancer und sein Bruder Kenny, der als Musikmischer und Diskjockey ständig die Leute zum Tanzen bringt, Ramon, ein Graffiti- Maler, der nachts die weißen Me trozüge durch seine angesprühten Bilder belebt und viele andere sind die Helden dieses Films. Sie sind ge zwungen, das wenige, was sie be sitzen, zum Erhalt ihres Lebens zu verkaufen. Kenny erhält aufgrund seiner Fähigkeiten die Möglichkeit, ins Showgeschäft einzusteigen. Doch dies erreicht er nur durch die Unterstützung seiner Freunde, die ihn davor bewahren, daß er von den Managern benachteiligt wird. Lee ist Mitglied einer Bande, die in Fehde mit der Rock Steady Crew steht. Er versucht über die Musik, den Sinn seines Lebens zu finden. Der Alltag weicht dadurch aber nicht zurück. H. B. zeichnete mit seinen Mitteln einige alltägliche Tage aus der Bronx auf. Er stellt der Hoff nungs- losigkeit, geboren aus den Schwän chen des kapitalistischen Systems, den Optimismus der Jugend gegen über, daß es weitergeht, immer wei tergehen muß. Ein Film, der auch mal Jugendliche zeigt, die, obwohl sie in der „Abfallgegend“ des glän zenden New York leben, ihr Leben meistern. Das fand ich bemerkens wert an diesem Film. Er tritt an ge gen manche Klischeevorstellungen über das Leben in der Bronx. Der Bronx-Alltag besteht nicht nur aus Verbrechen. Ein Film, dessen gesellschaftliche Relevanz H. B. auf seine Art immer wieder zum Tragen brachte. Da ist z. B. Ramon und sein Ringen mit den gesellschaftlichen Verhältnis sen. Die Graffiti-Malerei ist für ihn Alternative zum „grauen Alltag“ in der Bronx. Auch als er für seine Fa milie tagsüber einer unliebsamen Arbeit nachgehen muß, kann er von seinem nächtlichen Hobby nicht las sen. Es endet im erschütternden Tod, der für die gezeigten Lebens zustände nicht zufällig ist. Interes sant ist, wie dann sein Tod von den anderen Gefährten bewertet wurde: Durch die abschließende Silvester feier wird er in das „Große Ganze“, in den gesellschaftlichen Zusam menhang eingeordnet. KATRIN SEIFERT Die Gruppe „Horch ft ließ die Zuhörer aufhorchen Erfolgrercher Auftakt im Studentenanrecht vor 500 Besuchern Erst nach mehreren Zugaben stian Günther, Carl Michael Bel. wurde sie entlassen: die Gruppe mann und Hans Sachs gehörten „Horch“ aus Halle, die kürzlich zum Auftakt des Studentenan rechts 1985/86 vor nahezu fünf hundert Lehrerstudenten des er sten Studienjahres im Hörsaal 19 spielte. Die Gruppe, die sich deut scher und internationaler Folk lore sowie der Renaissancemusik verschrieben hat, stellte sich in dem Anrechtskonzert mit dem heiter-vergnüglichen Konzert programm „nach grüner Färb’ mein Herz verlangt“ vor. Ein ka barettistischer Einstieg und er läuternde Zwischentexte gaben dem Programm einen besonde ren Reiz. Auskünfte über Dichter wie zum Beispiel Johann Chri- ebenso dazu wie über italieni sche und französische Renais sance-Musik. Mit der Musik vergangen«-’ Jahrhunderte hat sich di Gruppe „Horch“ einen Name gemacht. Die große Nachfrage i ein Beweis. Bereits zum zweite" Male eröffneten die Hallenser e folgreich das Studentenanrecht und jedesmal waren die vier Mu siker für ausgefallene Gruppe" eingesprungen. Im Oktober 1980 werden sie wieder im Hörsaal 1 sein; dann gerechterweise nicb mehr als „Ersatz“. hast* Von der unverminderten Kraft antiker Mythen und Literat^ Zu dem Buch von Volker Riedel: Antikerezeption in der Literatur der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 19841 Akademie der Künste der DDR, 328 Seiten, 26 Mark Die griechisch-römische An tike nimmt unter den alten Kul turen, die für unsere antieuro pazentrische Sicht im Prinzip gleichberechtigt, weil für die Menschheitsentwicklung sämt lich bedeutsam sind, objektiv eine herausragende Stellung ein. Zum Beispiel wird in der demo kratischen Polis Griechenlands eine neue Qualität in der Ent wicklung des Humanismus er reicht, die vor allem durch die beginnende Einsicht in das We sen des Menschen als Schöpfer seiner selbst und in die Ge schichte als Prozeß der Selbst verwirklichung und -Vervoll kommnung des Menschen cha rakterisiert ist. Aufgrund dieser und anderer Eigenschaften hat das griechisch-römische Alter tum eine quantitativ und quali tativ bedeutendere Rezeption er fahren, als andere antike Kultu ren. Unter anderem gehen alle unsere literarischen Gattungen und die meisten unserer litera rischen Genres, zahllose literari sche Stoffe usw. auf die grie chisch-römische Antike zurück. So ist denn auch „Antikerezep tion“ die einzige derartige Prä gung, die: sich eingebürgert hat. Antikerezeption geschieht in der Regel nicht um ihrer selbst willen, nicht um „philologische Interessen zu bedienen“: „Selbst wenn man sich verpflichtet fühlte, für ein Werk wie die ,An tigone’ etwas zu tun, könnten wir das nur, indem wir es etwas für uns tun lassen“ (Brecht). Die Antikerezeption in der DDR ist, so Mittenzwei, der „nachdrück lichste und folgenreichste Vor gang der marxistischen Erbe aneignung seit 1945“, Jetzt er schien die erste zusammenfas sende Arbeit zur Antikerezep tion in unserer Literatur. Sie stammt von Volker Riedel, der schon zahlreiche wichtige Auf sätze zum Thema vorgelegt hat. Mit . dem Ziel,, „gattungsüber ¬ greifende Gesetzmäßigkeiten 21 erfassen und sie vom liter rischen Gesamtzusammenhan: her zu erforschen“ und „vorran' gig einen Beitrag zur Theor. künstlerischer Erberezeption' 1 1 leisten, durchmustert er Hul derte Dramen, Erzählungen, G dichtzyklen usw. zahlreich"' DDR-Schriftsteller, sagt Grun 1 ’' sätzliches zur Aufnahme von M then, historischen Stoffen ust und belegt das, auch an ung drucktem Material (Brecl Pluto-Revue und Lysistrat Entwurf). Die umfangreiche i und ausländische Sekundärlitf ratur ist weitgehend aufgearbe tet; man vermißt vielleicht 0 Mieths Hölderlin- und Ch. Ha tingers Brechtbuch. Auch sop* läßt Riedels Werk kaum Wün sehe offen: So könnte etv8 mehr, zur Verwendung des Cho res bei Bearbeitungen antis Stücke (nicht Stoffe) und 211 Verwendung antiker Metren 80 sagt sein (Hexameter bei Brecbt Hacks, H. Müller; die Huldigu/h die Bobrowski der Alkäische Strophe mit zwei Gedichten . eben dieser Strophenform dal bringt: „Euch such ich heut, A käen, daß ihr ins Maß/..“, < nehmt doch zorngerüstet, A. käen, ihr/.,“). Drei Register 8 schließen den reichen Inhalt d® Buches. Riedels Buch (erhältlich durdl die Akademie der Künste, 104 Berlin, Hermann-Mate*''’ Str. 58) ist eine der bedeutena sten in den letzten Jahren b0 uns erschienenen literaturwl. senschaftlichen Veröffentlichun gen und die wichtigste , Thema Antikerezeption. Sie 1 unentbehrlich für jeden Gerns nisten, Theaterwissenschaft' 6 ; klassischen Philologen, übe haupt für jeden, der sich - ef auch als Kulturtheoretiker, Ve. lagslektor, Theaterpraktiker mit Erbefragen befaßt. Prof. Dr. sc. JÜRGEN WERNBB Heinrich-Schütz-Ehrung in DB Die Deutsche Bücherei zeigt aus Anlaß des 400. Geburtstages von Heinrich Schütz bis zum 8. November eine Ausstellung über Leben und Werk des Komponi sten. Sie ist vpr den Lesesälen zu besichtigen. Mit zahlreichen No ten, Büchern und Schallplatten aus den Beständen der Deut schen Bücherei soll der Lebens weg des in Bad Köstritz bei Gera geborenen Künstlers veranschau licht werden. Materialien der ge genwärtigen Schütz-Ehrungener Gera und Dresden sowie on schiedene Programme von n zerten und Aufführungen 1 ä strieren die Pflege seines Wer in unserer Republik, insbesde dere durch das Wirken Thomanerchores der Stadt - zig. tass Die Ausstellung ist mon J bis freitags von 8 bis 22 Uhr Uhr sonnabends von 9 bis 18 geöffnet. Ausstellung in der Moritzbastei m „Mo” Seit Anfang Oktober zeigt das FD--ugend- und Studentenzentt.g jhne ritzbastei" Bilder des jungen Künstlers Trakia Wendisch, Foto:
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)