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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1985
- Erscheinungsdatum
- 1985
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198500005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19850000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19850000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1985
-
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Band
Band 1985
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Solang ich lebe Der Tod Brütet sein metallenes Ei Unaufhörlich Im Schoße der Erde Ich laß fliegen Worttauben Über die Dächer schlafender Städte Werf in die Meere der Gleich gültigkeit Flaschenpost Unaufhörlich Ankündigung Anzukommen Bei euch Falle ich ab Von mir Vor dem Herbst schon Blatt Um Blatt Das Wort meiner Kindheit Hängt nicht mehr An meinem Baum Doch dieser Saft Der sprengt die Schale noch Vor lauter Lust Zu reifen Gedichte Brücken schlagen Von mir Zu mir Des Regens Flüstern Im Ohr der Bäume Abtasten die Poren der Welt Im Dunkeln Noch Der dritte Weg Wir Vergänglichen Gehen den gangbaren Weg der Vorgänge Heutzutage Wie einstmals unsre Vor- Gänger Hinauf Oder hinab Unauffindbar Die goldne Mitte (Die Gedichte entnahmen wir dem neuen Gedichtband von Adel Karasholi „Daheim in der Fremde“.) D ie Sprache mit ihren Wörtern — das Handwerkszeug der Dich ter. Sie ist ihr Instrument, sie handhaben es virtuos wie ein Pia nist die Klaviatur seines Pianos. Viele Musiker beherrschen zwei Instrumente gleichermaßen gut, aber Dichter, die gleichzeitig und mit gleicher Stärke und Wortgewalt in zwei Sprachen dichten, solche Dichter gibt es nicht viele. Adel Ka rasholi gehört zu ihnen. In der Lite ratur der DDR ist et aus dem Grunde eine Ausnahmeerscheinung, und ähnliches mag für seinen Platz in der Literatur seines syrischen Heimatlandes gelten. Doch die Be kanntheit seines Namens in den Buchläden von Damasku wie auch bei seinen Lesern in Leipzig und an derswo in unserer Republik hat da mit nur indirekt etwas zu tun. Sie ist zuallererst begründet in seinem Werk. Die Zweisprachigkeit des Schaf fens allerdings macht dieses Werk in seiner Besonderheit mit aus, sie ist ein tiefer Zug im Wesen dieses Dichters. 1936 geboren mußte er 1959 aus politischen Gründen Syrien verlassen. Seit 1961 lebt und arbei tet er in Leipzig. Hier studierte er' an der Theaterhochschule und am Institut für Literatur, seit 1968 gibt er als Lektor an der Sektion Afrika-, Nahostwissenschaften Ara bisch-Unterricht. Adel Karasholi lebt in der DDR, wenn er auch oft in arabische Länder reist. Zwei Kul turen, zwei Lebensweisen stoßen da aufeinander, das will verkraftet wer den. „Ich habe mitgenommen/An den Schuhsohlen/Der Kindheit enge Gassen,/ Die sich festklammern an des Berges/Grauen Zöpfen,//In den Augen/Die kleine Minze am Bach/ Vor dem Olivenbaum,//Und im Haar/Den zärtlichen Windhauch/ Damaszener Abende.“ Heimat bin det, aber nach fast 25 Jahren ist auch Leipzig Heimat. „In Leipzig sehne ich mich nach Damaskus zu rück, und in Damaskus sehne ich mich nach Leipzig... “ In solch scheinbar komplizierter Situation gibt es nur den Weg, diese Befindlichkeit zwischen zwei Län dern, zwischen zwei Sprachen, zwei Kulturen zu einer bewußten Befind lichkeit in beiden Kulturen zu ver wandeln; sie produktiv zu machen — für sich persönlich und für das eigene Schaffen. Und so weiß er: „Meine zwei Länder und ich/Wir sind vermählt/Bis daß der Tod uns scheidet/Und jetzt bin ich hier/ Unter euch/Mit euch/Und ich lasse nicht ab von mir/Und von euch. “ Aus diesem, hier mit den Worten des Dichters formulierten Selbst verständnis ergibt sich für Adel Ka rasholi ganz klar seine Aufgabe und dere auf dem Gebiet der Kultur nä her zu bringen. Das gleiche ver suche ich für dieses Land und seine Menschen dort zu tun.“ Karasholi weiß, daß niemand ein wirklicher Vermittler zwischen zwei Kulturen sein, kann, der nur an der Seite steht und zuschaut, der nicht' auch wirklich in und mit ih nen lebt, sich einmischt. Deswegen sieht er seine Aufgabe als Dichter nicht allein auf die des Vermittelns beschränkt, sondern viel umfassen der : Er will dort, wo er lebt, Verant Sein Gedicht kennt Eiche und Ölbaum Adel Karasholi, der syrische Dichter an unserer Universität, erhielt den Kunstpreis der Stadt Leipzig seine Verantwortung als arabischer Dichter in der DDR, als DDR- Dichter in den arabischen Ländern. Er will ein Mittler sein, er, der in zwei Sprachen, in zwei Kulturen zu Hause ist. Niemand könnte das bes ser; so betrachtet ist er ein Glücks fall für unsere Literatur. ..Was ich hier leiste, wird in meiner Heimat nur selten in vollem Maße regi striert und umgekehrt. Doch er kenne ich hier für mich die einzig artige Chance, eine arabische Stimme direkt, nicht erst durch das übersetzte Wort, das ursprünglich ja an einen anderen Adressaten ge richtet war. hörbar werden zu las sen. Nicht nur durch meine Arbeit an der Universität, sondern auch durch meine vielen Lesungen. Vor träge und Diskussionen finde ich Möglichkeiten, besseres Verständnis für die Probleme in den arabischen Staaten zu erwirken und den Men schen unsere Leistungen, insbeson wortung tragen, will die Kultur sei ner beiden Länder befördern, will seinen. Teil zum Glück der Men schen beitragen. „Abwesend will ich nicht sein/Ansässig im gemütli chen Treibhaus/In der netten zufrie denen Stube.“ Er spricht von sich selbst, wenn er schreibt: „Und das Erreichbare zu erreichen/Ist dein Geschäft. Also/löffle die vorgesetzte Suppe nicht,/Wenn sie dir nicht schmeckt. Schlag/Mit der Faust auf den Tisch. Aber/Komm nicht mit einer leeren Hand./Das ist nicht ge- nug./Das jagt nicht fort täglich den veralteten Tag./Leg hin mit deinem Faustschlag/Die Vorschläge.“ Vor schläge zu machen, das bedeutet für Karasholi, die Wirklichkeit in „sei nen“ beiden Ländern genau und un beschönigt zu sehen. Er hält mit sei ner Meinung nicht hinterm Berg, er kritisiert, er mischt sich ein. „Zu weilen spukt ein Krämergeist/In die sem besseren Land/Zerfrißt von Fall/Zu Fall/ Das blühende Grün/ Mit Mühe gepflanzt/Im Menschen.“ Die Literaturkritik konstatiert nach dem Erscheinen seines neuen Ban des „Daheim in der Fremde“ in sei nem Schaffen eine „Lust zum Wi derspruch“, eine „Lust" Gegensätz liches aufzudecken, sich selbst und der Wirklichkeit zu widersprechen. Das hat eben mit dieser klaren Sicht auf diese Wirklichkeit zu tun. Doch nicht nur um unsere Pro bleme sorgt er sich. Seinem Herzen ist Syrien immer nahe, in seinen Ge danken ist es nach Beirut nur ein Katzensprung. Für seine Freunde dort setzt er immer die Feder mit aufs Papier: „Das Feuer fordert Bei- rut/Zum letzten Tango auf//Auf der Scheidelinie/Zwischen Bombensplit- tern/Und Kugeln/Z wischen Angst schrei eines Kindes/Und wachen Augen des Gewehres/Zwischen Tod und Tod/Steht ihr jetzt/Hoffe ich/ Lebend.“ Diese, seine Themen bearbeitet Adel Karasholi mit der empfindsa men Sprache der Dichter, die so genau, so allumfassend sein kann. Bei ihm ist sie es. Seine Metapher stimmt immer, mag sie einem auch ungewohnt anmuten. Mit ihr macht er komplizierte Zusammenhänge transparent, mit ihr kann er die Wi dersprüchlichkeit des Lebens er fassen. Drei Bände mit Gedichten von ihm sind bisher bei uns erschienen („Wie Seide aus Damaskus“, „Um armung der Meridiane“, „Daheim in der Fremde“), andere in den ara bischen Ländern Dazu kommen noch viele Übersetzungen vom Deut schen ins Arabische oder umge kehrt. Adel Karasholi ist kein Wandler zwischen den Welten und Kulturen, er hat seinen Platz gefunden, seine Bücher bezeugen es. Für sein Schaffen hat er gestern, am 3. Oktober, den Kunstpreis der Stadt Leipzig erhalten. Fotos: R. MÜLLER Text: U. HEUBLEIN Expressive Holzschnitte von Paul Böckelmann in der „mb Pünktlich zu Semesterbeginn wurde im FDJ-Jugend- und.Stu dentenzentrum „Moritzbastei“ die erste Kunstausstellung nach der Sommerpause eröffnet. Die AG Kunst der „mb“, die vor nehmlich jungen Künstlern Aus stellungsmöglichkeiten einräumt, hat erstmals einen Künstler aus dem Bezirk Cottbus eingeladen: Paul Böckelmann, Altenau. In dieser Ausstellung, die in Cafe und Galerie Barbakane noch bis zum 10. Oktober zu sehen ist, zeigt er ausschließlich Holz schnitte. Die expressiven Blätter überraschen teilweise zunächst einmal schon ob ihrer Großfor- matigkeit. Tatsächlich geht Bök- kelmann hier an die Grenzen des für papiergebundene Kunst vom Format her Möglichen. Aber ge rade die Beherrschung des gro ßen Formates — im schwarz weiß — wie im Farbholzschnitt — macht den Reiz dieser Blätter- bzw. Blattfahnen aus. Die, durch die Formate bedingte teils recht unkonventionelle Hängung der Ausstellung unterstreicht unge wollt den dekorativen Zug in der Kunst Böckelmanns. Aber: di gereicht ihr keinesfalls zu Manko! Titel tragen Böckelmanns Bi der selten. In der Regel sind d Bildwelten leicht erfaßbar. ** sind Tänzer, Musiker, Köpfe. G marterte, Gefesselte, ein Flav men-Engel. Das optische Zentrum der Au Stellung bildet ein dreiteilig über 7 m langes, thematisch a spruchsvolles Opus: Ein Zug™ natischer Trommelschläger U0 gleichgültiger Mitmarschierer ff ihren Fahnen (die wohl nicht 2 fällig an das Hakenkreuzbaz erinnern) • und: ihren Opfe Aus dieser Arbeit spricht gese. schaftliches Verantwortung wußtsein und Engagement. B0 kelmanns stilistische Väter 81 ßen übrigens still mit. Zu iho zählen die deutschen Expressioa sten vor allem 02 „Brücke “-Kreises, Mati ebenso wie HAP Grieshaber. OLAF THORMAN Veranstaltungen des Kulturbundes 8. Oktober, 17.00 Uhr, Hörsaal 16, Probleme der Stadtökologie und Verstädterung, Vorlesung von Prof. Dr. R. Mahrwald innerhalb des Abendkurs-Programms an der KMU (Kurs Nr. 5), ausgerich tet vom Arbeitskreis Ökologie und Umwelt/Interessengemein- schaft Natur und Umwelt der Kreisorganisation des Kultur bundes 17. Oktober, 19.30 Uhr, Moritz bastei, Der Friedensgedanke im Werk F. Schillers, Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. M. Ja- kubitz (Pädagogische Hoch schule) in der Reihe: Wissen um die Gefahr — Verantwortung um das Leben, Wissenschaftler im Kampf um die Erhaltung des Friedens 23. Oktober, Veranstaltungen zur Woche der indischen Kultur 15.00 Uhr, Leipzig-Information, „Indien, Jahrtausende und Ge genwart“, Erfahrungen eines Lektors bei der Erarbeitung eines Buches, ein Gespräch mit N. R. Gusewa 19.30 Uhr, Klub der Intelligenz, Indien aus der Nähe, Impres sionen aus Politik und Kultur, ein Klubgespräch mit Dr. M. Gützlaff und Dr. A. Krause (Ge meinschaftsveranstaltung mit dem Klub der Intelligenz) 26. Oktober, 19.30 Uhr, Morit" bastei, Klub junger Wissenscha, ler, Gespräch mit Prof. Dr 2 Starke vom Zentralinstitut ™ Jugendforschung 27. Oktober, 19.30 Uhr, Unive tätshochhaus, 1. Etage, Raum Interessengemeinschaft An Kultur, Die Arbeitswelt ’ bildenden Künstlers in der 8™ chischen Antike, Vortrag uf Diskussion mit Dr. H.-P. Mülle- 29. Oktober, 17.00 Uhr, Wob umweit und Stadtplanung, Vd lesung eines Referenten aus 0 Büro des Stadtarchitekten I nerhalb des Abendkt Programms an der KMU Nr. 5), ausgerichtet vom Arbelt kreis Ökologie und UmWE Interessengemeinschaft Nan und Umwelt der Kreisorgap sation des Kulturbundes Vorlesung Zum Thema „Die 11. Bezirks kunstausstellung. Gedanken und Nachträge. Die Leipziger und ihre Bilder“ hielt am 28. Sep tember Dozentin Dr. A. Hüb scher die erste Sonnabendvorle sung in diesem Studienjahr. Diese bekannte Veranstaltungs reihe von Vorlesungen am Wo chenende findet von nun an im mer am Sonnabend statt. Gespräch Im Rahmen der Ausstelll von Werken des Leipziger P lers Günther Albert Schulta der Galerie im Hörsaalbau " , dort am Donnerstag, dem 10. . tober, um 18.00 Uhr ein Ausst lungsgespräch mit dem Künsde stattfinden. Alle an bildens Kunst interessierten Universit angehörigen und Studenten 51 dazu eingeladen. D as Jahr 1945. Wir wissen, was da geschah, kennen die Be richte, die Fotos oder haben es sogar selbst erlebt. Unser Wissen ist der Grund, warum wir nicht aufhö ren können, über dieses Jahr zu re den. Es bestimmt unser Denken und Fühlen mit. Günther Albert Schulz, der Leipziger Maler, führt uns das vor Augen. Er hat fünf große Tafeln gemalt, die zusammen ein Bildwerk ergeben — „Lebensstationen (Zum Jahr 1945)“. Zu sehen ist es derzeit neben ande ren Werken aus seinem Schaffen in der Galerie im Hörsaalbau. Es ist ein großes Bild. Was sehen wir? Scheinbar nichts von diesem Jahr 1945, keine Schrecken der letz ten Kriegsmonate, keine Zeugnisse des Widerstandskampfes oder der Befreiung. Und doch sind diese Bil der in ihrem Bezug auf eben dieses Jahr ganz und gar authentisch. Wir sehen Menschen, nackte menschli che Gestalten, grob, fast klumpig ge formt, zusammenstehend, gedrängt in Gruppen. Die Menschen aber, sie stehen nicht stumm, sie sind in Be wegung, sie reagieren — etwas ist ge schehen. Der Krieg kulminiert noch einmal, dann bringt die Sowjet armee den Frieden. Und erst dann wird vielen, vielen Menschen das ganze Ausmaß des fa schistischen Greuels deutlich. Die Menschen reagieren als Betroffene. Zu viele Deutsche haben mitgewirkt im Krieg, haben sich nicht gewehrt. Jahrgang 1921. Er hat das Jahr 1945 geht um Existentielles, nnermeßli- loser Gebärde vor sich gestreckt noch heute erhoben, der Schwur ist v.P der die Rede sein. Lebensstationen - Zum Jahr1945/' Eine Bildbetrachtung zu einem Gemälde von Günther Albert Schulz verändert, verloren, das ge- hebt die Hand, schwört für alle, die 8. Mai in jenem Jahr ist der Schei- ehrlich betroffen sind. Er kann den depunkt. Was vorher war, faschisti- Kopf wieder heben. Die Hand, sie scher Krieg, darf nie wieder sein, Ich war es doch nicht. Nach „Vor stellung“ die Tafel „Wiederfinden“. Freude' Und doch Erschrecken. Wie- derfiiiden und doch ein anderer — eher Verlüst wird deutlich, aber auch der unsterbliche Drang zum Leben. Die Menschen stehen nicht allein, in Gruppen gedrängt schauen sie uns an oder an uns vorbei, durch uns hindurch. Die Gruppe hier als Zeichen des Gesellschaftlichen. Was geschah, was auch sie in jenem Jahr und auch davor geschehen machten, ist kein einzelner Fall, sondern ein gesellschaftlicher. Keiner ist da aus genommen. Wir alle sind angespro chen. Ein Bild zum Jahr 1945, diesem schicksalsschwerem, diesem glück lichen. Auf fünf Tafeln menschliche Reaktionen in diesem, zu diesem Jahr — Lebensstationen. Jede Tafel hat ihren Titel: Vorstellung, Wie- derfinden, Schwur. Flucht, Trauer. Am Anfang des Bildes die Tafel Die Kommunisten, die Kämpfer des Widerstandes beginnen unverzüg lich den Aufbau des neuen Deutsch lands. Unterschiedliche Haltungen werden sichtbar. Das Jahr 1945 kennt viele Lebens-Stationen. Günther Albert Schulz weiß, wo von dieses, sein Bild spricht. Er ist das Geschehene hat uns Gefunden und doch Freude und Schmerz - gilt — er reicht in unsere Zeit. Von ihm, dem im Jahr 1945 erbrachten, kommen wir her. Der erlebt. Das Bild spricht seine Er fahrung aus, aber es beschränkt sich nicht darauf. 1978 hat er das Werk begonnen, von jenem Jahr, über das es berichtet, bis zu diesem ist Zeit vergangen, Zeit, die Ver gangenheit zu begreifen. Sieben Jahre haben ihm die fünf Tafeln dieses Bildes abverlangt, das jene Lebensstationen, Lebenssi tuationen zeigt, die in ihrer Gesamt heit Ausdruck des Wissens und der Gefühle sind, die wir heute mit dem Jahr des Kriegsendes und des Neu beginns verbinden: Krieg und Be freiung, Trauer, Schmerz und Hoff nung. Um all das widerzuspiegeln, braucht Günther Albert Schulz nur den einfachen nackten menschli chen Körper. Die Menschen, die wir auf den einzelnen Tafeln sehen, wa- schwisterliche Paar in diesem Jahr. Die Tafel „Flucht“: Da sind jene, die die Zukunft noch nicht sehen. Und die Tafel „Trauer“: Jene, die vom Schmerz überwältigt. Im Zentrum des Bildwerkes aber, Wie könnte es anders ein: Der „.Schwur“. Was war, wird nie wie der seih. Wir sind wachsam. Man che jedoch noch niedergeschlagen, noch betäubt. Aber einer schwört, ren nie existent, es sind keine Cha- „Vorstellung“. Man zeigt sich, man raktere, sondern Typen, es sind Sym- stellt sich ' vor, man wird befragt, bole — klärende Zeichen für Gesche- Was tatest du? 'Und was du? Wahr henes und Geschehendes, die heuti- heit wird gesucht. Die Vorstellung ges Erkennen und heutiges Wissen darf keine Verstellung werden, um Verantwortung mit offenbaren. Aber: Trocknet sich da nicht Pila- Die elementare Nacktheit dieser tus die Häride ab? Hält da nicht je menschlichen Gestalten zeigt ah: es mand die schuldigen Hände in hilf- do was danach, friedlicher Aufba^' haben wir fortzuführen. D a f, hte 1945 muß in unserem Gedäcnie bleiben, es kann nicht abgeS 0 ^' werden. Von ihm muß
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