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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1983
- Erscheinungsdatum
- 1983
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198300001
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19830000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19830000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Ausgabe
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1983
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Band 1983
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Mitglieder der „Capella Fidicinia" am Musikinstrumentenmuseum boten zur Eröffnung des Ausstellungszentrums der KMU Musik der Reformationszeit dar. Foto: Müller Auch 1983/84 Einladung in das „Museum der Musik" „Capella Fidicinia“ in neuer Spielzeit vor anspruchsvollen Aufgaben / Schallplatteneinspielungen stehen wieder auf dem Programm Eine freundliche Einladung in das '„Museum der Musik“ sprach die „Ca pella Fidicinia“ — die „Capella der Instrumentisten, speziell der Saiten instrumentspieler“ - auch in der Spielzeit 1982/83 aus und viele ka men, um die Musik zu hören. Vor nunmehr fast 27 Jahren wurde dieses Spezialensemble zur Auffüh rung älterer Musik, besonders des 16. und 17. Jahrhunderts, am Musikin- strumenten-Museum der Karl-Marx- Universität gegründet, und seitdem haben sich die Musiker unter Lei tung des Musikwissenschaftlers Dr. Hans Grüß nicht nur in unserer Re publik, sondern weit über unsere Landesgrenzen hinaus einen guten Namen „erspielt“. „Grundsatz der künstlerischen Arbeit ist, daß sämt liche Charakteristika originalge treuer Aufführungspraxis soweit als irgend möglich beachtet werden“, er zählt Dr. Grüß. „Das betrifft sowohl die nach alten Originalen oder Ab bildungen und Beschreibungen ge fertigten Instrumente und deren Spielweise — dabei nehmen die Spie ler auch Nach! eile in Kauf, wie z. B. das durch die Benutzung von Darm saiten erforderliche häufige Nach stimmen der Streichinstrumeite — wie auch die aufführungspraktische Bearbeitung der Werke, die anhand theoretischer und praktischer Quellen auf Grund des überlieferten Noten textes entworfen wird." Als Vorbilder dienen dem En semble dabei u. a. die vermutlichen Besetzungsmodelle der Kurfürstli chen Hofkapelle unter Heinrich Schütz und der bayrischen Hofka pelle unter Orlando di Lasso. Mit ihren Programmen gestalten die Musiker somit praktisch einen Be such im „Museum der Musik“. Vielen der KMU-Angehörigen ist der Klangkörper, der dem Leipziger Musikleben einen besonderen Stem pel aufdrückt, vor allem aus den Konzerten des Musikinstrumenten- Museums bekannt. Jedoch sind diese Konzerte nur ein geringer, wenn auch wichtiger Teil der Arbeit. Ganz sicher haben aber auch viele Musikfreunde eine Langspielplatte mit Aufnahmen der „Capella Fidi cinia“ in ihrer Sammlung. In den vergangenen Monaten wurden drei Platten produziert, die nun im Han del sind. Diese Platten sind vor al lem dem Luther-Jubiläum gewidmet und entstanden in Zusammenarbeit mit dem Dresdner Kreuzchor und Peter Schreier. Es handelt sich da bei u. a. um zwei Motetten, von denen man nachweisen kann, daß sie Lu ther mit seinen Freunden als Haus musik gepflegt hat; um eine Kompo sition aus der Feder von Luther selbst sowie um liturgische Gesänge, die von Thomas Müntzer ins Deutsche überfragen worden waren und erst mals auf einer Schallplatte zu hören sind. Musik der Reformationszeit spielten die Musiker, die Mitglieder des Gewandhaus- oder Rundfunk- Sinfonieorchesters sind oder in an deren Institutionen beschäftigt sind, auch bei den Dresdner Musikfest spielen 1983. (Ein Mitschnitt ist am kommenden Donnerstag im Abend programm von „Stimme der DDR“ zu hören.) Selbstverständlich ist, daß sich das Ensemble in der Bachstadt Leip zig auch der Pflege Bachischer Mu sik und seiner Zeit widmet, zumal im internationalen Vergleich mit wachsendem Nachdruck auf diesem Gebiet aufführungspraktische Fragen Beantwortung verlangen. Zwei Pro gramme führte die „Capella Fidici nia“ im Hinblick auf das kommende Bachfest auf. Interpretiert wurden die Mo tetten mit Instrumental-Beglei tung sowie vier Kantaten aus dem Altbachischen Archiv — Stücke von Mitgliedern der Bach- Familie, die von Johann Seb. Bach gesammelt worden waren und uns erhalten blieben. Die kommende Spielzeit hält eben falls wieder anspruchsvolle Aufga ben für das Ensemble bereit. So werden die Musiker ein Dienstag- Konzert im Gewandhaus gestalten. Dabei wollen sich die Ensemblemit glieder einen lang gehegten Wunsch erfüllen, der sicher auch den Kon zertbesuchern einen besonderen Ge nuß verspricht: Auf dem Programm steht die konzertante Aufführung der Oper „Orfeo“ von Monteverdi. Zu den Dresdner Musikfestspielen 1984 wird die „Capella“ wieder dabei sein, und eine Gastspielreise führt sie im kommenden Jahr in die BRD. Schallplatten sollen ebenfalls wie der eingespielt werden, die ganz im Zeichen von Bach, Schütz, Schein und Scheidt stehen werden. So werden geistliche Konzerte von Scheidt ge meinsam mit dem Kreuzchor vorbe reitet; auch eine Auswahl von Mote tten aus dem „Israels-Brünnlein“ von Schein wird eingespielt. Und be gonnen wird mit der Produktion der „Symphoniae Sacrae" von Heinrich Schütz. Die nächste. Aufgabe aber ist ein Konzert im November anläßlich des 75. Jahrestages der Gründung des Instituts für Musikwissenschaft an unserer Universität Musik der Refor mationszeit soll erklingen — natür lich Wie in allen Konzerten, vor al lem auf Originalinstrumenten ge spielt. Fürwahr ein schönes und an spruchsvolles künstlerisches Pro gramm, das hohe Anforderungen an die Musiker stellt und das allen je nen, die der Einladung in das „Mu seum der Musik“ folgen, einen musi kalischen Genuß verspricht. GUDRUN SCHAUFUSS A uch das gehört zu Peter Schreiers Künstlertum: Er gibt sich nicht mit der bei spielhaften musikalischen Gestal tung traditioneller Liederabende zufrieden, sondern erschließt sich und seinen 'zahlreichen Zu hörern immer wieder wenig Be kanntes und Neues. Nachdem er zur Frühjahrsmesse mit Wolf gang Heinz die „Wundersame Peter Schreier sang mit der „Capella" Liebesgeschichte der schönen Ma- gelone“ und die Brahmsschen Liedvertonungen geboten hatte, sang er diesmal in Gemeinschaft mit der „Capella Fidicinia“ Lie der und Kantaten des 16., 17. und 18. Jahrhunderts. Die Konzentration und aufge schlossene Aufnahme im aus verkauften Großen Saal des Neuen Gewandhauses bekunde ten das lebhafte Interesse der Konzertbesucher an solchen Ent deckungen. Zur großartigen ge sanglichen Wiedergabe kam die farbige und abwechslungsreiche Gestaltung des Instrumental parts durch die „Capella Fidici nia“ in der stilkundigen Einrich tung und unter Leitung von Dr. Hans Grüß, Mit drei Arien verschiedenen Charakters von Adam Krieger begann das Programm. Solche Kontraste kennzeichnen auch die drei aus gewählten Lieder von Ludwig Senfl. Ein Solomadrigal von Clau dio Monteverdi und zwei Sym phoniae Sacrae von Heinrich Schütz erklangen als eindringli che Dokumente des nach 1600 entstandenen ausdrucksbetonten konzertanten Stils. Schließlich folgten noch drei Lieder aus dem 2. Klavierbüch lein Bachs für seine Frau Anna Magdalena und eine Kantate von Buxtehude. Während manche Interpreten solche Gesänge in ziemlichem Gleichmaß bieten, erschlossen Pe ter Schreier und die „Capella Fi dicinia“ den Ausdrucksreichtum und die mögliche klangliche Viel falt. Ebenso wichtig wie das sti listische Einfühlungsvermögen ist da die Natürlichkeit des Mu sizierens. Noch weit mehr als frü her nutzt Peter Schreier seine Meisterschaft zur nuancierten Ausformung eines jeden Liedes. Zwischen den Liedgruppen spielte die „Capella Fidicinia“ Tanzsätze aus Pierre Phaleses Sammlung von 1583 und von Mel chior Franck sowie die zehnte Suite aus Jchann Hermann Scheins „Banchetto Musicale“ rhythmisch bewegt und klang lich abwechslungsreich. Bei al lem wirkte der Klangreiz der al ten Instrumente nicht unmaß geblich. Erstaunlich, wie da im großen Gewandhaussaal zarteste Stimmungen des Sängers und der Instrumente zu erleben sind. -lf Ohattecshir In gekonnter Weise werden Merk- gen Trgmeaoggnaundnmderttgu Würdigkeiten aufs Korn genommen nommen. Wer nicht weiß, daß die Verfasserin eine Mathematikprofes Helga Königsdorf: „Meine ungehörigen Träume“ und sorin ist, wird sicher ähnliches ver muten, nicht nur weil sie besonders die Tücken des Mathematikerdaseins unter die Lupe nimmt, sondern auch, weil sie in äußerster Kürze zahlrei che Fragen bezüglich Forschung, Lehre, Praxis, Leitung aufwirft, ohne nun deren meglichst „vollstän dige“ Beantwortung anzustreben. Das den „ungehörigen Träumen“ vorangestellte „Wer Ähnlichkeiten findet, muß Gründe haben“ trifft auch für den „Laut der Dinge“ zu. Und Ähnlichkeiten lassen sich gewiß auch für denjenigen, der beim Lesen bewußt mit eigenen Erfahrungen vergleicht bzw. vergleichen kann, in anderen 'Wissenschaften finden. Jedoch nicht nur aus Freude am Vergleichen habe ’ch gerade die das Wissenschaftlerm heu betreffenden Geschichten mehrmals gelesen. Auch in anderen Geschichten, die etwas mehr das Verhältnis zwischen Mann und Frau, aas Verhältnis zu Kin dern und ganz allgemein Beziehun gen der Menschen untereinander be treffen, finden sich zuweilen Stellen, wo man sich freut, Sorgen, die einen- möglicherweise auch gerade bedrük- ken, einmal aufgeschrieben zu sehen. Auch manche lustige Begebenheiten kamen mir wieder in den Sinn. So erinnerte ich mich im „todsicheren Tip“ wieder an eine meiner Klein darstellerrollen beim Fernsehen, wo ich — damals war ich noch Studen tin — bei einer Silvestersendung von „Lauf der Dinge" der Maske kritisiert wurde, daß ich ungeschminkt und nicht normgemäß frisiert zur Aufnahme kam, was übrigens nicht als Silvesterscherz ge meint war. Der Beginn eines neuen Studien jahres eignet sich immer besonders, über verschiedene Erscheinungen im Universitätsleben noch einmal nach zudenken. In gekonnter Weise nimmt Helga Königsdorf Merkwürdigkei ten bei Gutachten, Preisverleihun gen, Forschungsplanung bzw. -ab- rechnung aufs Korn, beschreibt tref- fend manche Sitzungen und wissen schaftlichen Veranstaltungen. In kri tischer Art beleuchtet sie den in For schung oder Lehre, tätigen Wissen schaftler vor allem auf seine Schwä chen hin. Besonders berührt hat mich „Eine kollektive Leistung“. Diese Geschich te beginnt mit den Worten „Die Idee stammte von A. B. Vielleicht hatte er sie am Mittagstisch geäu ßert. Vielleicht auch im Seminar. So genau wußte das später niemand.“ und endet nach fünf Seiten mit den Sätzen „Als A. B. diesen Artikel von Este-Wi las, schien es ihm. als hätte er vor einiger Zeit eine ähnliche Ide e gehabt. Wic streng objektiv doch die Entwicklung der Wissen schaft vor sich ging. Eine Idee, für welche die Zeit herangereift sei, bre che sich Bahn, unabhängig vom Sub jektiven. Äußerte A B. begeistert gegenüber Z.“ An der Bearbeitung der Idee wirkten — z. T. in hartem Gegeneinander — echt Personen mit, ausgestattet mit ganz unterschiedli chen Fähigkeiten, Positionen und Motivationen. Herausgekommen war ©ine Publikation in einer' wissen schaftlichen Zeitschrift als deren Ur heber zwei Autoren genannt wurden und eine Gastprofessorenrolle „mit einem zufriedenstellenden Honorar angebot“ eines dritten Beteiligten, der an der eigentlichen wissenschaft lichen Arbeit gar nicht beteiligt war. Den fünf anderen war die Idee so aus den Händen geglitten, daß nicht nur A..B. als erster dieser Reihe ihre publizistische Realisierung als das Werk anderer bestaunte, sondern auch der zweite dieser Reihe, der sich die Idee angeeignet hatte, kam nicht mehr zu der ihm schon fast zuer kannten Höchstleistung. , Alles in allem eine zwar am Ende in „Scientific Life“ objektiv vorhan dene Leistung — aber mit welchen Mitteln und welchem Aufwand er reicht. Die Frage eines der Beteilig ten „nach dem volkswirtschaftlichen Nutzen“ wurde am Ende nicht mehr gestellt Die Frage eines der beiden am Ende genannten Autoren, der zwischendurch einmal als Gutachter fungierte, nach der „Einordnung in die neuerste Literatur“ war nur noch rhetorischer Art. Hätten die beiden ersten der Reihe zusammen mit dem Programmierer eine Arbeit zustandegebracht, wäre es sicher am günstigsten gewesen, „denn A. B. war einer, der nie etwas zum Ende durchstand“ und „Doktor Cedeh war fleißig und hartnäckig. Wo andere aufgaben, rundete er ab und schloß Lücken“. Sie hätten sich bestimmt gut ergänzen können. Die Meinung von A. B, daß sich eine Idee, für welche die Zeit herangereift ist. unabhängig vom Subjektiven bahnbricht, hatte sich bei der von Helga Königsdorf beschriebenen Kol lektivleistung nicht bewahrheitet. Solche Leistungen werden wir uns wohl nicht nur in der literarisch verarbeiteten Mathematik nicht lei sten können. MONIKA DEWESS Aufführung löst in allen Szenen tiefe Emotionen aus „Bruder Eichmann“ von Heinar Kipphardt im Leipziger Schauspielhaus Als sich nach der letzten Szene der Premierenvorstellung von Heinar Kipphardts Stück „Bru der Eichmann“ im Leipziger Schauspielhaus der Vorhang schließt, will sich keine Hand zum Beifall regen. Zu betroffen ist das Publikum. Tief bewegt verläßt man den Saal. Der Autor geht davon aus, daß der Zuschauer von den Verbre chen Adolf Eichmanns weiß, der maßgeblich an der „Endlösung der Judenfrage“ mitgewirkt hat. In dem Stück soll vielmehr der Frage nachgegan gen werden, welche psycholo gischen Motive den Handlungen dische Psychiaterin, noch ein Doch weder ein Polizeihaupt mann der israelischen Untersu chungskommission, noch eine jü dische Psychiaterin, noch e in evangelischer Pfarrer vermögen durch ihre Befragungen, Unter haltungen und Beschwörungen Eichmann zu „stellen“. Alle seine Antworten sind auf den einen Satz fixiert: Ich habe Be fehle ausgeführt, ich bin unschul dig. Im übrigen — und das sind seine privaten Empfindungen — habe er kein Blut sehen können, seien ihm die Knie weich ge worden, wenn er Erschießungen hätte beiwohnen müssen; Juden habe er nie gehaßt, er liebe die Natur ... Man kennt diese Schi zophrenie. Es gibt Fotos, auf* de nen Thälmann-Mörder Otto mit seinem Kanarienvogel spricht oder Barbie, der Gestapo-Chef von Lyon, am Piano sitzt... ... Der BRD-Dramatiker Hei nar Kipphardt mußte sich zur Wiederaufnahme des Falles Eich mann veranlaßt seifen angesichts der Gewaltverbrechen an Men schen und der Menschheit, wie sie der „gewöhnliche Kapitalis- mu" ständig verübt. Deshalb un terbricht der Autor die Inter views mit Eichmann durch eine Reihe Einblendungen: Eine strah lengeschädigte japanische Frau, vom menschlichen Leben aus geschlossen und sich selbst aus schließend, klagt in Gebärde und Sprache die Verursacher’ der Tra gödie vom 6. August 1945 an. Dann läßt Kipphardt Mädchen, die anarchistischer Straftaten in Italien und der BRD verdächtigt wurden, von schamlosen Brutali täten bei Polizeiverhören berich ten. An anderer Stelle meditie ren amerikanische Generale zy nisch darüber, wie problema tisch es sei, in dem eng besiedel ten Mitteleuropa einen begrenz ten Atomkrieg zu führen. Und ein Westberliner Conferencier reißt ein halbes Dutzend Witze über die der Verwahrlosung preisgegebenen türkischen Ar beitskräfte und erntet frene tischen Beifall eines fiktiven Pu blikums. Den Höhepunkt dieser Analogieebene bildet das Auftre ten des israelischen Generals Sharon, der die Expansionspo tik des Staates Israel mit tiefst Überzeugung verteidigt, do» von der bekannten italienisch Journalistin Fallaci und einer!’ 3 ' lästinenserin, die die an ihrd Volk verübten Greueltaten übet lebt hat, unter harte Anklage 8 nommen wird. Das scheint i wenig zu beeindrucken. Shar. ist kein anderer als ein Bru» Eichmanns. Damit ist Kipg hardts politischer Standpun® klar formuliert. Wer annehmen sollte, daß ei» unter Verwendung authe? tischen Materials hergestell Stückmontage nur eine nüc" ferne Aussage zuläßt, wird P Theater eine Überraschung erl ben: Karl Kaysers Auffühn* löst in allen Szenen, Schauspiel risch hervorragend interpretier tiefe Emotionen aus. Auf der ka,, gen Spielfläche, der Glaszell und Vernehmungsbank Eic manns, kommt jedes Wort 3 ® Geltung, und Ungeheuerlich wird ausgesprochen. Von beson derer Wirkung ist der Auftrit des Leipziger Synagogalchor der zwei jiddische Lieder singh in denen jüdisches Schicksal 800 rönnen ist; so das bekannte B brennt, Brüderle, ’s brennt ..." Henar Kipphardt, der im No vember vergangenen Jahres i0 Alter von 60 Jahren starb. 86, hörte zu den engagierten, sei» Gesellschaft und seine Zell scharfsinnig analysierende 11 Autoren der BRD. Als Credo sei' ner Arbeit kann seine Äußeruni gelten: „Wie immer, die Kuns des Theaters muß sich in Stand setzen, die Tatsachen unse rer Welt in die Geschichten aul zunehmen, die sie erzählt, und die Genüsse, die das Theater b& reitet, dürfen dadurch nicb kleiner werden.“ Die szenische Dokumentatio „In Sachen J. R. Oppenheime steht seit geraumer Zeit scho2 auf dem Spielplan des Leipzig Theaters. Die Aufführung seinä letzten Werkes (gleichzeitig auc in Dresden und Schwerin) ehd in würdiger Form den Autor unl unterstreicht die Dringlichsel seines Anliegens. „ Dr. WERNER MAR Zeitgenössisches musikalisches Schaffen in der Diskussion 13. Sonderkonzert in der Reihe „Studio DVfM" Der Deutsche Verlag für Mu sik veranstaltet am 25. Septem ber im Rahmen seiner Kon zertreihe „Studio DVfM“ das 13. Studiokonzert mit Werken von Wolfgang Motz (BRD), Max E. Keller (Schweiz), Lojze Lebic (Jugoslawien), Georg Katzer, Günter Neubert und Hansjürgen Schmidt (DDR) im Alten Rat haus. Mit dem „Studio DVfM“ so wie „Seminar DVfM“ beabsich tigt der Verlag^ die „Diskussion“ über Fragen des zeitgenössischen musikalischen Schaffens zu ak tualisieren und zu konkretisie ren. Gegenstand der Veranstal tungen sind Kompositionen so wohl von Komponisten der DDR als auch von auslän dischen Komponisten, so weit die Werke im Deutschen Verlag für Musik veröffentlicht oder für eine Inverlagnahme vor gesehen sind. Im 13. Studiokonzert stehen so wohl in stilistischer Hinsicht als auch vom Anliegen her sehr un terschiedliche Werke auf dem Programm. Das Quintett von Wolfgang Motz (1952 in Mann heim geboren. Kompositionsstu dium bei K. Huber, B. Fern- eyhough. L. Nono) ist — obwohl von außermusikalischen Ideen angeregt, kein „Erzählendes Werk“ im Sinne einer Ge schichte, sondern der Autor ver sucht mit verschiedenartigem Material und bei strenger Orga nisation desselben, die Vielfalt des Lebens, des alltäglichen, nachzuspüren: er schafft Kon stellationen musikalischer Struk turen, die das Gefühl der Hörer direkt ansprechen. Mit freundlicher (?) Ironie par odiert Georg Katzer die Worte des Philosophen G. F. Hegel: „Was vernünftig ist, das ist wirk lich, und was wirklich ist, das iS vernünftig“ in seinem Duo co» certante „miteinander — gegen einander“ für Englischhorn 0» Bratsche. Es ist ein Spott auf han monische Modelle. Zu den profiliertesten jugosla wischen Komponisten gehört de 1934 geborene slowenische Ko»' ponist Lojze Lebic. Er studierts zunächst Archäologie, bevor e sich der Komposition zuwandte Den Schwerpunkt seines Schar fens bilden sinfonische Were und Kammermusik Seine „MS ditationen“ für zwei wollen zu" Nachdenken veranlassen, wollen sich mit uns besinnen. Engagiert in Text und Musi zeigen sich die „Konfigurati» nen“ des Schweizer Kompon. sten Max E. Keller, geboren 1947: „Jetzt, jedesmal, wenn DU einen Ton hörst, verhungert e10 Kind, und Du bist daran nie» unschuldig“ und in bezug auf d Musik fragt der Komponist Kann man in einer Welt der b1 ’ ins Absurde gesteigerten Gege» sätze stimmige Kunstwerke ma Greth tet: lieh chen?“ * Der Leipziger Günter NeuW® schrieb seine „Musikalischen E8. says“ in Erinnerung an Paul DeS sau und nach Texten des franzo sischen Komponisten Hier werden kritisch künstle 11 sehe Gesamthaltungen beleuc .. Heute bedeutet natün. zu sein, ... die üblich 85 wordene Haltung einzunehme» nicht aber die wirklich angemes sene.“ Der „Schwanengesang“ Von Hansjürgen Schmidt, gehöre 1935 in Jena, führt den Hörer 1 eine poesiemusikalische Ästhd tik. Die Komposition entstank 1982 für die Gruppe Neue Mus» Hanns Eisler in Leipzig.
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