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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1983
- Erscheinungsdatum
- 1983
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198300001
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19830000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19830000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1983
-
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- Ausgabe Nr. 37, 14. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 21. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 41, 11. November 1
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Band 1983
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OMR Prof. Dr. Wilfried Wehner - er formulierte vor 50 Jahren den Antrag der Studenten, der Leipziger Universität den Namen Karl Marx zu verleihen „Ich werde eines Tages daran gemessen, ob meine Schäler über mich hinauswachsen 0 UZ-Interview mit Prof. Wehner über seine Beziehung zu Karl Marx und über die schöpferische Anwendung des Marxismus-Leninismus im sozialistischen Gesundheitswesen der DDR UZ: Genosse Prof. Wehner, was yeranlaßte Sie seinerzeit zu Ihrem Vorschlag, der Leipziger Universität öen Namen Karl Marx zu verleihen? Schildern Sie doch mal, wie das da- mals war. Prof. Wehner: 1953 war als Jahr des 135. Geburtstages von Karl Marx bekanntlich schon einmal zum Karl- Marx-Jahr erklärt worden. Dieses J ubiläum mag wohl ein Anlaß, aber nicht der eigentlich tiefere Beweg grund gewesen sein, daß wir jungen Studenten — ich war damals im zweiten Studienjahr — uns die Köpfe heiß stritten über den Mar- Xismus-Leninismus. Es ging um ideo- logische Grundpositionen bei der Schöpferischen Aneignung des Mar- Xismus-Leninismus durch Medizin studenten, die nicht selten aus kon servativen Elternhäusern kamen. Erst Teichlich ein Jahr zuvor war das marxistisch-leninistische Grundla ienstudium fester Bestandteil des Studiums geworden. Eingeführt wur- de mit der damaligen Hochschulre- form anstelle eines völlig freizügi gen Belegens von Vorlesungen, Se- Dinaren und Praktika ein übersicht lich geordnetes und diszipliniertes 10-Monate-Studienjahr.. Unser Ju- Bendverbamd verpflichtete sich, an- läßlich des Karl-Marx-Jahres die Werke der Klassiker intensiver zu studieren. Im Klubhaus Kalinin fand eine repräsentative und unsere Diskussionen anregende Karl-Marx- Ausstellung statt. Mit Lehrbüchern, aber auch mit Lehrkräften war es och sehr knapp bestellt. So bewarb eh mich im zweiten Studienjahr der Medizin darum, in der eigenen Se-. Minargruppe Hilfsassistent für Marxismus-Leninismus zu werden — 80 wie andere meiner Kommilitonen für Anatomie. Das war schon etwas Neues, Prof. Dr. Wilfried Wehner bei der Visite. OMR Prof, Dr. sc. med. Wilfried Wehner, Stellvertretender Ärztlicher Di rektor des Bezirkskrankenhauses Karl-Marx-Stadt und Chefarzt der 1. Kli nik für Chirurgie war vor 30 Jahren Medizinstudent der Leipziger Universität und gehörte zu den ersten Karl-Marx-Stipendiaten. In die Geschichte der Alma mater Lipsiensis ist er als Student eingegangen, der 1953 vorge schlagen hat, dieser Universität den Namen „Karl Marx“ zu verleihen. An der Karl-Marx-Universität legte er sein Staatsexamen ab, promo vierte 1956 über den Zusammenhang von Lungenkrebs und Rauchen und habilitierte sich 1964 über Probleme der Fettembolie. Er wurde Facharzt für Chirurgie als Schüler von Nationalpreisträger Prof. Dr. Dr. Herbert Uebermuth. 1974 kam er als Professor an die damalige, noch im Altbau unterge brachte Unfailchirurgische Klinik Karl-Marx-Stadt, an deren Rekonstruk tion er aktiv mitwirkte, bis er 1981 in eines der modernsten Krankenhäu ser unserer Republik einzog. ÜZ: So waren Sie ständig damit konfrontiert, fortschrittliche Ansich- len gegen überholte zu verbreiten... Prof. Wehner: Ich erinnere mich beftiger Debatten über die führende Bolle der Arbeiterklasse und ihrer Partei, besonders für die Bereiche der Bildung und Wissenschaft. In- zwischen war ich zum FDJ-Sekretär der Medizinischen Fakultät gewählt Vorden. Zu dieser Zeit ideologischer Bewährung reifte in mir der Ent- hluß, die Partei der Arbeiterklasse 3 bitten, in ihre Reihen aufgenom- Den zu werden. Die Genossen hal- mir und anderen aktiven Stu- Sten, schwierige politische Aufga- Den zu meistern. Wir waren wie be- Pesen, die Situation konstruktiv mit leistungen und Initiativen voranzu- Dringen. Als Medizinstudenten woll- n,wir im Konzert aller Fakultäten, Ge richtige Geige spielen. Sollten Vir nicht darum bitten, um einen Werpflichtenden Namen kämpfen zu Zürfen? War es vermessen, dem Vor- lild des größten Sohnes des deut- Shen Volkes, des genialen Wissen- Nihaftlers und unbeugsamen Revo- utionärs Karl Marx nachzueifern? Höchste Konzentration bei der Operation. ..Nach gründlichen, oft leidenschaft- ish geführten Diskussionen über das Jr und Wider entschlossen wir Uns, um diesen Namen zu kämpfen. sMir wurde die Ehre zuteil, auf der 'üJ-Hochschuldelegiertenkonferenz , ’m 1. 2. 1953 im Kulturraum der Leipziger Volkszeitung“ diesen An- Tag der Studenten zu formulieren. as fand begeisterten Beifall und öste zahlreiche Initiativen aus. Auf Ser folgenden Senatssitzung am 12. 2. 953. im damals; auf bersönliche Ak- Nität des Rektors, Prof. Dr. Georg Mayer, neu eröffneten „Haus der Wissenschaftler", kam es zu hitzigen Debatten. Der Vorschlag, der Uni- ersität den Namen Leibniz zu ver- Nihen, war ja auch im Gespräch, je traditionsreiche Alma mater er- Nies sich hinsichtlich ehemaliger Stu- Wen, Promovenden und Lehrer Pedeutungsvoll repräsentiert. Aber im unvergessenen, vital-ori- gellen und für uns junge Studen- Een so überaus populären und ver- Shrungswürdigen Rektor, der Herz nnd Verstand mit politischer Konse- Pienz paarte, hatten wir den besten cürsprecher, der sich überzeugend Surchsetzte. Die Festveranstaltung dm 5 Mai 1953 auf der die Urkun- • der Namensgebung, unterzeichnet Ministerpräsidenten Otto Gro- EWohl und Staatssekretär Prof. Ger- nrd Harig, überreicht wurde, wurde Pir zum 'unvergeßlichen, prägenden Srlebnis. UZ: Al- Mediziner wünschten Sie fin Namen des Politökonomen Marx sur. Ihre akademische Ausbildungs- avatte. Welche Beziehung haben Sie •s Arzt zu dem Begründer des Wis- ienschaftlichen Kommunismus, und wiefern finden Sie heute, als Stell ¬ vertretender Ärztlicher Direktor, Marx’schc Postulate bestätigt? Prof. Wehner: Eine der Lebens maximen von Marx, die er in der 11. Feuerbach-These so treffend for mulierte: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpre tiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern“, hat mich seit dem Stu dium des Marxismus-Leninismus mit am meisten beeindruckt. Die schöpfe- rische Anwendung der Lehre des Marxismus-Leninismus führte auch im Gesundheitswesen unseres Staates zu Veränderungen im Sinne einer wahrhaft humanistischen Lebens weise, weil die Mediziner im Dienst des Volkswohls und nicht der Profit jägerei stehen. Seit zahlreichen Jah ren lebe und arbeite ich in der Stadt und in dem Bezirk, die ebenfalls seit 30 Jahren diesen vei pflichtenden Na men tragen. Wei - die Entwicklung vom alten Rußchemnitz zur moder nen sozialistischen blühenden Indu striegroßstadt kennt, findet auch hier eine Bestätigung der Thesen des ZK zum Kari-Marx-Jahr überzeu gend belegt: Seit Marx und Engels die gesundheitliche Unterprivilegie rung der arbeitenden Schicht — vor allem zum Zeitpunkt der ursprüng lichen Akkumulation — nachwiesen, ist die Gesundheitspolitik untrenn barer Bestandteil der wissenschaft lich begründeten Gesamtpolitik der Partei der Arbeiterklasse geworden. - UZ: Marx hat seine neuen Erkennt nisse — die Entdeckung des Ent wicklungsgesetzes der Geschichte und die Theorie vom Mehrwert — u. a. auch deshalb erreichen können, weil er die fortgeschrittensten Wissen schaften seiner Zeit ständig verfolgte und mit der Praxis konfrontierte. Ist es einem Stellvertretenden Ärzt lichen Direktor des größten Bezirks- krankenhauses der DDR möglich, sich regelmäßig wissenschaftlich zu be schäftigen, in der Forschung mitzu arbeiten? Prof. Wehner: Das halte ich sogar für notwendig, wenn man die neu esten Behandlungsmethoden seinen Patienten zugute kommen lassen will. Ob und wie man das neben der tagtäglichen Arbeit — Operations programm vormittags, notwendige Visiten, Behandlungen, Besprechun gen usw. tagsüber — schafft, ist eine Frage der Einstellung, des Engage ments. auch der Arbeitsorganisation. So wie ich mir diesen Beruf einmal leidenschaftlich ersehnte, so ist. es für mich heute selbstverständlich und normal, erst in den Abendstunden aus dem Krankenhaus zu gehen. Ich lasse es mir auch nicht nehmen, vor Studenten Vorlesungen zu halten, und fahre an bestimmten Tagen zur Medizinischen Akademie Dresden, wo die Vorlesung frühmorgens beginnt, und ich halb 10 Uhr wieder am OP- Tisch zu stehen habe. Aber der Kontakt mit der künfti gen Ärztegeneration ist so erfrischend, daß ich ihn nicht missen möchte. Wenn man Marx’ Ansichten über die Ökonomie der Zeit ernst-nimmt, dann schafft man es, in der Wissen schaft und Forschung mitzuhalten, und wird mit den unvermeidlichen Problemen diesbezüglich fertig. UZ: An welchen Projekten wird gegenwärtig am Bezirkskrankenhaus — das ja keine Hochschuleinrichtung ist — geforscht? Prof. Wehner: Gemeinsam mit der Technischen Hochschule Karl-Marx- Stadt, mit der uns eine enge Koope ration verbindet, forschen wir in unserer Klinik u. a. über die Lei- stungsultraschallchirurgie. Sie unter scheidet sich von der konventionellen Chirurgie dadurch, daß Trennen, Be arbeiten und Zusammenfügen von Gewebsteilen mittels Ultraschall ge schieht. Dazu werden auch neue chirurgische Instrumente entwickelt, wobei uns die TH unschätzbare Hilfe und Unterstützung gewährt. Weitere Projekte unserer Klinik betreffen z. B. den Einsatz verbesserter Herzschritt macher, eines neuen Insulins zur Behandlung der Zuckerkrankheit und vieles andere mehr. Intensiver wis senschaftlicher Arbeit ist es auch mit zu verdanken, daß wir in Karl-Marx- Stadt die niedrigste Neugeborenen sterblichkeit der Republik haben. UZ: Das bedingt die ständige Wei terbildung aller Ärzte, insbesondere auch, daß junge Ärzte zur Promo tion A und Promotion B geführt werden und ihre Arbeiten die ge sellschaftlich notwendigen Themen treffen. Sie selbst, Genosse Prof. Wehner, sind Lehrstuhlleiter der Akademie für Ärztliche Fortbildung auf dem Gebiet der Chirurgie. Be treuen Sie auch persönlich Doktoran den? Prof. Wehner; Zusammen mit an deren Kollegen betreue ich zur Zeit über 70 Doktoranden auf chirurgi schem Gebiet. 12 davon haben in jüngster Zeit mit Erfolg zum Dr. med. und Dr. sc. med. promoviert. Überhaupt ist das wissenschaftliche Klima in Karl-Marx-Stadt gut und hat sich in den letzten Jahren spür bar verbessert. Als ich 1974 hierher kam. war ich der einzige Professor am Kankenhaus. Heute sind wir 4 Professoren und 5 Dozenten. UZ: Eine spezielle Frage, die KMU betreffend: Sie selbst haben sich an der KMU wissenschaftlich ausgewie sen, sind heute Lehrstuhlleiter der Akademie für Ärztliche Fortbildung und damit auch für Promotionen des Nachwuchses mitverantwortlich. Wir haben an der KMU die Situation, daß viele junge Ärzte lieber an der Aka demie promovieren als an der KMU! Wie ist das aus Ihrer Sieht zu er klären? Prof. Wehner; Nun, die Weiter- ' und Fortbildung mit Einzel- und Gruppenhospitationen ist nun mal die Hauptaufgabe einer Akademie für Ärztliche Fortbildung, und es ist ganz natürlich, wenn viele dort promovie ren, während die Universitäten in der Ausbildung der Studenten ihre erst rangige Aufgabe haben. Ich bin der Meinung, daß die Universität ihre zu vergebenden Dissertationsthemen noch mehr den Möglichkeiten und Bedingungen der ärztlichen Praxis anzupassen hat. Das hat nichts mit Abstrichen an der Qualität zu tun. Der junge Arzt an einer Poliklinik oder einem Krankenhaus hat ein Patientengut, das der Wissenschaft Impulse liefern kann. Aber er hat nicht immer die experimentellen Möglichkeiten. Das muß bei der The menstellung berücksichtigt werden, wenn wieder mehr an der Universi tät promovieren sollen. Ich persön lich will jedoch meine wissenschaft liche Heimstatt, die KMU, nicht mis sen und empfehle sie auch weiter. Habe ich doch das Glück gehabt, Schüler von Prof. Uebermuth zu sein, und ich habe anschließend bei zahlreichen anderen unschätzbar viel gelernt. Jetzt ist es an mir selbst, Schüler zu haben und enga giert meine Erkenntnisse und Er fahrungen der kommenden Genera tion weiterzureichen. 1 UZ: Gibt es darunter einen, dar Sie schon überflügelt hat? Prof. Wehner; Ja! Zum Beispiel mein Handchirurg auf seinem Spe zialgebiet. Und das ist eines meiner schönsten Erfolgserlebnisse. Für mich gilt die Maxime meines ver ehrten Lehrers Prof. Uebermuth; „Ich werde eines Tages daran ge messen, ob meine Schüler über mich hinaus wachsen“. Das Gespräch führte Dr. KARLA SCHRÖDER, Mitglied des Redaktionskollegiums Fotos (2); WOLFGANG ZIEGERT Wissenschaftler der Karl-Marx-Universität wirkten als Autoren mit Wichtiges Hilfsmittel für Studium Jugendlexikon „Weltpolitik“, VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1983, Preis 5,50 M Im Rahmen der beliebten und instruktiven Reihe Jugendlexi kon erschien kürzlich der Band „Weltpolitik“ vom Herausgeber- kollektiv: Prof. Dr. sc. Jonny Gottschalg, Prof. Dr. Hans Ivens und Doz. Dr. sc. Siegfried Zei- mer, Wissenschaftler der Karl- Marx-Universität. Eine große An zahl von Wissenschaftlern des In stituts für internationale Studien der KMU aus den Wissenschafts bereichen Internationale Bezie hungen und Völkerrecht wirkten als Autoren mit, außerdem Prof. Dr. sc. paed. Gottschalg und Dr. paed. Günter Hübler. Etwa 560 Begriffe aus den Bereichen inter nationale Beziehungen, Organisa tionen und Verträge, Außenpoli tik, Völkerrecht und Diplomatie stellt das vorliegende Taschen buch vor, samt 153 Tabellen, Chroniken, Argumentationen, Grafiken, Schemata und Fotos zu den wichtigsten Stichworten. Das Taschenlexikon „Weltpolitik“ ist für alle Studierenden ein längst fälliges Hilfsmittel, um sich bei den Meldungen der Tagespresse, Informationen, Kommentaren anderer Medien, wo häufig Be griffe verwendet werden, die oft nur allgemein geläufig sind, ver tieft zurecht zu finden, verbun den bei einer Reihe von Sachbe reichen mit knapp gefaßten hi storischen Erläuterungen, um besser Zusammenhänge zu er kennen bzw. Bezugspunkte über die Entwicklung des betreffenden Problems sichtbar zu machen. Das ist umso notwendiger, weil oft ohne vertiefte Kenntnis be stimmter Begriffe, ihrer Entste hungsgeschichte bzw. Entwick lung nicht wenige Tagesinforma tionen aus dem Bereich der Welt politik eine Reihe Fragen auf werfen bzw. offen lassen, zumal auch der Geschichtsunterricht an den Oberschulen aus objektiven Gründen (Zeitmangel) nicht in der Lage ist, auf eine bestimmte Anzahl zeitgeschichtlicher Pro bleme einzugehen und mit dem wachsenden zeitlichen Abstand Fakten bzw. Entwicklungslinien der internationalen Beziehungen, die für 40—60jährige Erlebtes darstellen, für die junge Genera tion kein Erlebnisbereich mehr sind. Es ist jedoch nicht zuletzt aus der populärwissenschaftli chen Arbeit dem Rezensenten be kannt, wie stark das Interesse der Jugend, nicht zuletzt auch der studentischen Jugend aller Wissenschaftsdisziplinen, an Fra gen der internationalen Politik ist. Hier ein für jedermann un entbehrliches Hilfsmittel in der Gestalt des Taschenlexikons „Weltpolitik“ in die Hand gege ben bzw. veröffentlicht zu haben, ist ein besonderes Verdienst von Verlag, Herausgebern und Auto ren. Das nicht zuletzt auch des halb, weil zwar ein Hochschul lehrbuch „Völkerrecht“ samt einer 3bändigen Dokumenten sammlung existiert, nicht aber eines zum Fachbereich „Interna tionale Beziehungen“ (es befindet sich erst im Entstehungsstadium ebenfalls am Institut für interna tionale Studien an der KMU und wind sicherlich erst in einigen Jahren zur Verfügung stehen). Hier kann vorerst das Taschen buch „Weltpolitik“ eine wichtige Lücke schließen. Zugleich kann und wird sicher lich das vorliegende Jugendlexi kon „Weltpolitik“ die FDJ-Arbeit und das FDJ-Lehrjahr wesent lich bereichern, da die Heraus geber und Autoren auch solche Fragenkomplexe in ihre Begriffs sammlung aufgenommen haben, die sich auf die internationalen Jugend- und Studentenorganisa tionen bzw. auf die internatio nale Tätigkeit (wie z. B. Freund schaftsbrigaden) der FDJ bezie hen. Kein Studierender sollte ver säumen, dieses Taschenlexikon zu erwerben. Dr. IVOR NAGY „Die Dritte Dimension oder: scharf gezielt und nicht getroffen" war die Überschrift einer Rezension von Günter Katsch, zu der wir folgende Zuschrift erhielten: Zur KRITIK der KRITIK der KRITIK Lieber Kollege Dr. Katsch, in UZ 32/83 rezensierten Sie Jür gen Kuczynskis Buch „Ich bin der Meinung. Bemerkungen zur Kritik“. Ich finde es gut, daß un sere UZ, soweit es ihr Raum zu läßt, gelegentlich ausführliche Rezensionen wichtiger Publika tionen bringt (und Kuczynskis Buch ist wichtig), sind doch in haltliche Rezensionen für den Fortgang der Wissenschaft (wie auch der Kunst und Literatur) unentbehrlich (und allemal wich tiger als lange, aber inhaltsarme Aufsätze), was freilich bei Plan abrechnungen usw. nicht immer so gesehen wurde; Sie weisen selbst auf dieses Problem hin. Kuczynski übt in seinem Buch Kritik an der Kritik belletristi scher und wissenschaftlicher Werke. Sie gehen in Ihrer Kritik hoch drei als Historiker verständ licherweise vor allem auf das wissenschaftliche Besprechungs wesen ein, und da ist Ihre Re zension von Kuczynskis Buch die substantiellste, die ich bisher ge lesen habe. Besonders gut finde ich, daß Sie den Finger auf ge wisse Wunden legen, daß Sie z. B. den Anteil der Redakteure an Unzulänglichkeiten des Re zensionswesens — einschließlich einer gewissen Langweiligkeit — andeuten. (intensiveren) z. B. mit der Deut schen Literaturzeitung sind seit Jahren sehr gut. Manche Redak tionen haben offenbar den Ehr geiz, daß besonders die Annota tionen ihrer Organe möglichst unpersönlich wirken. Auch bei dieser und jener Tageszeitung sit zen Redakteure, die die Ma nuskripte — nicht nur der Bespre chungen — von der Überschrift bis zum Schlußsatz entpersönli chen, die sich als wahre Pointen killer betätigen. Unsere UZ dage gen hat schon manchen Beitrag gebracht, der anderen Redaktio nen zweifellos zu „subjektiv“, zu persönlich gewesen wäre! Natürlich ist das von Kuczyn ski gerügte Fehlen der persönli chen Nole in vielen wissenschaft lichen Veröffentlichungen — Re zensionen, Aufsätzen, Büchern — nicht nur durch die Engstirnig keit mancher Papierverwalter be dingt, sondern auch durch das Fehlen der persönlichen Note bei den Autoren selbst. Dabei gibt es genügend positive Gegenbei spiele, von der Antike an: Da mals empfanden sich die meisten Philosophen und Historiker nicht nur als Gedanken- bzw. Wissensvermittler, sondern sie hatten den Ehrgeiz, die Gedan- ken/Wissensvermittlung in künst lerisch ansprechender Form vor zunehmen, man denke nur an Platon und Cicero, an Herodot, Thukydides und Tacitus! „Ein Geschichtsschreiber muß auch Geschichte schreiben können. Ein Ranke, ein Mommsen, ein Lamprecht, ein Meinecke ver dankten ihren Welterfolg nicht zuletzt der Präzisionskunst und der Anschaulichkeit ihres Stils“, schrieb Werner Krauss. Franz Dornseiff, bis zu seinem Tod ebenfalls an der KMU, druckte das sarkastische Bonmot: „Lang weilig schreiben ist eine Kunst. Mancher, der es nicht kann, lernt es nie“ (vgl. UZ 46/81) — er hat es nie gelernt, langweilig zu schreiben. Es gäbe noch manches zu Kuc zynskis Buch zu sagen, aber ich will und kann hier kein Korefe- rat halten. Kuczynski (S. 97 f.) schneidet das Problem für den belletristi schen Bereich an; es existiert ebenso im wissenschaftlichen. Meine (wenigen) Erfahrungen mit der ZfG bestätigen Ihre bzw. Kuczynskis Sicht der Dinge; die Besten Dank für Ihre Re zension, die ein gelungener Bei trag zu der Sache ist, um die es Jürgen Kuczynski (und nicht nur ihm) geht — Ihr JÜRGEN WERNER
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