Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1983
- Erscheinungsdatum
- 1983
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198300001
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19830000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19830000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1983
-
- Ausgabe Nr. 1, 7. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 14. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 21. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 28. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 4. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 11. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 18. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 25. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 4. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 11. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 18. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 25. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 4. April 1
- Ausgabe Nr. 14, 8. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 15. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 22. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 29. April 1
- Ausgabe Nr. 18, 6. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 13. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 20. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 27. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 3. Juni 1
- Ausgabe Nr. 23, 10. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 17. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 24. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 1. Juli 1
- Ausgabe Nr. 27, 8. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 15. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 22. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 29. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 2. September 1
- Ausgabe Nr. 32, 9. September 1
- Ausgabe Nr. 33, 16. September 1
- Ausgabe Nr. 34, 23. September 1
- Ausgabe Nr. 35, 30. September 1
- Ausgabe Nr. 36, 10. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 37, 14. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 21. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 28. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 4. November 1
- Ausgabe Nr. 41, 11. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 18. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 25. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 2. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 45, 9. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 46, 16. Dezember 1
-
Band
Band 1983
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Kat 2arE an unserer Seite Die Thesen des ZK zum Karl- Marx-Jahr 1983 geben einen Aufriß der Bedeutung der Marxschen Lehre und einen Abriß ihrer histo rischen Wirkung bis in diese Tage. Es heißt darin: „Da die Klassenge gensätze zwischen Bourgeoisie und Proletariat unversöhnlich sind, mußte die Theorie der Arbeiter klasse im Kampf gegen die Ideolo gie der Bourgeoisie ausgearbeitet und weiterentwickelt werden. Des halb stößt der Marxismus-Leninis mus auch auf den erbitterten Wi derstand der bürgerlichen Ideologie und wird von ihr ständig entstellt, verleumdet. Seine Lebenskraft ver anlaßt die Bourgeoisie zu immer neuen Kreuzzügen gegen den Kom munismus. Wie die Geschichte be weist. konnten alle Anstrengungen der Bourgeoisie nicht verhindern, daß der Marxismus-Leninismus zur einflußreichsten geistigen Strömung unserer Zeit wurde.“ (2. These) Letzteres ist freilich nicht das Re sultat eines Selbstlaufs. Auch der Marxismus wird erst durch seine Aneignung, von Menschen vollzo gen, zur wirklichen Kraft. Wahrscheinlich hat jede Genera tion ein sie verbindendes Grunder lebnis, das, insofern es eben das einer Generation ist, auch ein histo risches Grunderlebnis darstellt. Es aller Disziplinen im Ganzen als einen politisch-ideologisch, also ge sellschaftlich funktionierenden Ge- Kernstück ist dabei die Befähi gung zur selbständigen Handhabung der materialistischen Dialektik, die Marx und Engels als ihr „bestes Ar beitsmittel“, ihre „schärfste Waffe“ bezeichneten (MEW, 21, S. 293) und deren „radikale Anwendung auf die Geschichte, die Wissenschaften und sehen Dialektik zu begreifen als die Resultate tausend- und millionen- fähiger subjektiver Praxis — also, und das ist das weltanschaulich Ent scheidende, auch der eigenen. Damit Bewußtsein konsoli diert, bedarf es der größten Anstren gung, um nämlich den ganzen prak tischen Prozeß der Menschwerdung des Menschen in jeder Unterrichts stunde zu vergegenwärtigen und die Dinge der Vergangenheit als Dinge der Gegenwart und Zukunft zu ver handeln. Dabei' ist das Werk der Klassiker das große Lehrbuch einer solchen komplexen Anwendung der Marxschen Methode. Ohne sich in münden, daß die gegenwärtigen Klassenkämpfe die letzte Entwick lungsphase der historischen Klas senkämpfe überhaupt darstellen, woraus sich auch die Aufgabe jedes einzelnen in diesem Prozeß ergibt. Man kann am Ende nicht über Ge schichtsbewußtsein reden, ohne eine Disziplin zu erwähnen, die in unse rer Gesamttätigkeit noch immer eine klägliche Rolle spielt: die Wis senschaftsgeschichte. So stehen wir auch mit dem Einsatz der ideolo gisch-erzieherischen Potenzen, die die Geschichte jedes Faches bereit hält, erst am Anfang. In der Be schreibung der Geschichte wissen schaftlicher Theorien jedoch wider spiegelt sich der enge Zusammen hang von Gesellschafts-, Wissen schafts-, Ideologie- und Sprachent wicklung. Die Wissenschaftsge schichte bildet — deshalb ist sie auch sehr kompliziert — diejenige Sphäre, in welche die verschieden sten politisch-ideologischen und gei stigen Tendenzen einer Gesellschaft einströmen und in Urteilen, Theo remen, Anschauungen sich punk tuell konsolidieren, wobei immer Er kenntnisse durch Ideologien, Prin zipien etc. und umgekehrt diese durch Erkenntnisse modifiziert wer den. Die Wissenschaftsgeschichte ist der Hexenkessel, in welchem es un ausgesetzt brodelt und Ideologie in genstand aus dem Geist des Mar xismus-Leninismus heraus metho disch aufzubauen und eben diesen sich dies zu Prozeß mit den Studenten zu er arbeiten. Kommunistische Erziehung ■ ein Anspruch an sich selbst ist empfindbar, berichtbar, erinner bar, aber nicht übertragbar. Das heißt, jede Generation muß ihr eige nes finden und seiner inne werden, Wenn es etwas bedeuten soll. Es kön nen mögliche Wege dahin angebo ten werden, aber nicht das Erlebnis selbst. Das ist die Crux aller Bil dung und Erziehung. Es gibt viele Geschichten, in denen solche Er lebnisse literarische Gestalt ge wonnen haben und die für die Nach welt, sofern sie sie zur Kenntnis nimmt, wieder ein Erlebnis sein kön nen: Dann aber wirkt nicht das Er lebnis selber, sondern dessen Be wältigung durch eine Individualität - seine Aufhebung in ein Gestalte tes. die Politik der Arbeiterklasse Lenin den „genialen Schritt“ in der „Ge schichte des revolutionären Den kens“ nannte (Werke, 19, S. 550). In dem — wie es in der „Deutschen Ideologie“ heißt — der Kommunis mus nicht dabei erscheint als „ein Ideal, wonach sich die Wirklichkeit zu richten haben“ wird, sondern als „die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt“ (MEW, 3, 35), hebt sich gleichzeitig der seit Jahrhunderten in Tausen den von Werken, Gestalten und Köp fen befestigte bürgerliche Gegensatz sie zu vertiefen, ohne ihre Aneig nung und dauernde Bewährung ist dieser gesellschaftliche Auftrag nicht zu erfüllen. Geschichtsbild und Geschichts bewußtsein hängen eng miteinander zusammen. Das marxistisch-lenini stische Geschichtsbild bildet den wissenschaftlichen Kern des soziali stischen Geschichtsbewußtseins. Das Geschichtsbild bedeutet dabei die Gesamtschau der gesetzmäßigen Entwicklung der menschlichen Ge sellschaft; es widerspiegelt vor al- UZ-SERIE IM KARL-MARX-JAHR So erlebte auch der junge Marx die vorausgegangene Epoche in der gedanklichen Bewältigung durch He gel als ihre Aufhebung in eine uni verselle Konzeption, in der indessen der Rückblick die Legitimation des inzwischen Gegenwärtigen war. Er jedoch hob seinerseits die Endlich keit dieser Weitsicht auf und ver längerte in Gedanken die Weltge schichte über ihren erreichten Standort hinaus, indem er zugleich schrittweise das zur wirklichen Ver längerung notwendige theoretische Instrumentarium bereitstellte. Jede Generation muß ihren eige nen Zugang zur Zeit, zur Geschichte - und zu Marx finden, und zwar sel- ber. Man kann nicht auch noch das Erlebnis für die Nachkommen erle ben: Es ist weder vorzumachen noch abzunehmen; es ist etwas, das nur, indem man es selber macht, exi stent ist. Allerdings geht es mit dem Menschengeschlecht, wie schon Les sing dargetan hat. durch „Erzie hung“ und „Offenbarung“ ein we- nig schneller voran. Wie aber ist der Marxismus zu »offenbaren“ — wie ist zu ihm zu »erziehen“? Hier herrscht immer noch oft die Meinung vor, daß dies vorzüglich die Aufgabe des marxi stisch-leninistischen Grundlagenstu- diums und einiger theoretisch ak zentuierter Lehrveranstaltungen sei. S0 besteht denn ein offenkundiger Fehlschluß darin, diese als die „eigentlichen“ marxistischen Disziplinen den anderen entgegen zusetzen, in denen sich die Marx- sehe Theorie auf einige freundliche allgemeine Bekenntnisse zu ihr re duzieren lasse. Unser Problem ist je doch nicht, daß — wie im Weltmaß stab — auch unter uns die Lehre des Marxismus-Leninismus mit großen Gegnerschaften zu rechnen und zu fechten hätte. Es ist viel schlimmer: Ha sie allgemein die herrschende Ideologie ist, wähnt man sich allzu leicht schon auch in ihrem indi viduellen Besitze, wenn man Sich n ur auf sie beruft. Das Grundlagenstudium zunächst Vermittelt — als eine bereits über ein Vierteljahrhundert bewährte re volutionäre Errungenschaft des Hochschulwesens — den Marxis mus-Leninismus als selbständige Wissenschaft. Wenn aber nicht sel ten dem Wissenschaftlichen Kom munismus, wie auch der Politischen Ökonomie nur ein schwach aus geprägtes Interesse entgegenge bracht und dabei über das Lernen von Kategorien geklagt wird, so deu tet das nicht nur auf Mißverständ nisse über das Studium einer Wis senschaft hin: es ist von grund legend ideologischer Bedeutung. Ohne das tiefere Begreifen derjeni gen gesellschaftlichen Entwicklungs gesetze, die „in letzter Instanz“ (En gels) alle anderen Erscheinungen be stimmen, ist dem Erziehungs- und Ausbildungsprozeß insgesamt wie dem Sprach- und Literaturverständnis das Fundament entzogen. Die Auf gabe muß darin gesucht werden, das im Grundstudium erworbene Wissen nicht bloß an bestimmten fachwissenschaftlichen Gegenstän den zu festigen und zu demonstrie- ren, sondern darin, den Gegenstand von Ideal und Wirklichkeit auf. Das aber eben ist kein selbständig ab laufender Vorgang. Ihn richtig zu lenken, bedarf es der Persönlichkeit des Erziehers und Hochschullehrers. Es geht um die eindringende päd agogische Umsetzung der sozialisti schen Theorie und der Erfahrungen der Praxis durch die Erzieherpersön- lichkeiit, in der der Kommunist, Wis senschaftler und Lehrer eine un trennbare Einheit bilden müssen. In dem die Erzieherpersönlichkeit so selber als aktiver Teil der sozialisti schen Lebenspraxis erscheint, bleibt auch für die Studenten, es emotio nal erlebend, kommunistische Erzie hung nicht die Orientierung auf ein fernes Ideal, sondern verdeutlicht sich als ein notwendiger, heutiger Anspruch an sie selber. In diesen Zusammenhängen erst wird die immer wieder apostro phierte Problematik des Geschichts bewußtseins relevant. Sie liegt vor allem darin, daß Geschichtsbewußt sein nicht einfach zu vermitteln ist: Es muß erzeugt werden. Da aller dings Geschichtswissen dazu eine nötige Voraussetzung ist, bleibt es, wo nicht vorhanden (was leider die Regel) nachzuholen. Darüber kann es keine Diskussion geben — etwa die, daß es dazu an Zeit mangele und was dergleichen geistvolle Ein wände mehr sind. Man stelle sich einen vor, der Friseur lernt und fragt, ob er auch Haarschneiden können müsse. Die Frage nach dem Geschichtsbewußtsein und seiner Er zeugung existiert nicht neben dem Marxismus, sondern es bildet eine Grundposition der marxistisch- leninistischen Weltanschauung und Methode überhaupt. Es gilt, Ge schichte mit Hilfe des historischen Materialismus und der materialisti- lern den Kampf der verschiedenen Klassen und Schichten um die Durchsetzung des gesellschaftlichen Fortschritts, der stets widersprüch lich verläuft, in jeder Etappe seiner Verwirklichung neue Widersprüche aufwirft, Dieses Geschichtsbild, aus Wissen und Einsichten geprägt, stellt zugleich den Ansatz für eine Handlungsmotivation dar. Es geht darum, mit Hilfe des jeweiligen Ge genstandes sozialistische Überzeu gungen zu formen, so daß sich Er fahrungen und Kenntnisse zu poli tisch-ideologischen Haltungen ver dichten und politisches Verhalten, zur Folge haben. Eine Problem- und widerspruchslose Darstellung histo rischer Prozesse zöge ein falsches Geschichtsbild und damit ein de formiertes (undialektisches) Ge schichtsbewußtsein nach sich, aus dem auch kein produktives Verhal ten resultieren kann. Um im Bewußtsein die notwen dige Einheit aus Widerspiegelung von Geschichte und Bewirken von Geschichte (also praktische persön liche , Teilnahme an den ■ Gegen- wartsprozessen) herzustellen, muß das — noch immer verbreitete — Re kapitulieren allgemeiner Sätze zugunsten eines historisch-konkre ten Begreifens überwunden und die Geschichtlichkeit aller Klassiker ins Zentrum gerückt werden. Das aber kann nur mit Hilfe der Klassiker des Marxismus-Leninismus gesche hen: indem nämlich ihre Methode der materialistischen Dialektik Vor geführt, erlebbar gemacht und selb ständig angewendet wird. Und dies impliziert auch die dauernde — und modellhafte — Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Ideologie. Al les Zusammen sollte in die Einsicht concreto produziert wird — wäh rend dies in der Sphäre der Politik weitgehend in abstracto geschieht. Denn von der Wissenschaft gelan gen die Theorien, Anschauungen usw. in die Schule, dort in die Köpfe, die dann, wenn sie statt zur Beweglichkeit zur Unbeweglichkeit gebildet sind, diese Anschauungen immer noch beherbergen, wenn de ren Währung längst außer Kurs ge setzt ist. Diese rührende Treue un ter der Form der Bewegungslosig keit und bedenkenlosen Anhänglich keit an scheinbar Feststehendem in nerhalb einer offenkundigen Dyna mik der Gesellschaft selber ist in al len Zeitläufen zu studieren. Nur wenige Erkenntnisse sind gleichsam von Ewigkeit. Die Sätze des Euklid oder Pythagoras veralten kaum. Doch die Theorien und Auf fassungen der Gesellschaftswissen schaften sind eine Funktionale der Gesellschaft: Sie erfüllen ihren Sinn und Auftrag nur, indem sie funk tionieren. Und da sie naturgemäß immer als bzw. in Sprache funktio nieren — z. B. in bestimmter Begriff- lichkeit, d. h. Lexik, in einer ge wissen . Phraseologie, sogar. Syntax usw. —, so ergibt sich hier ein we sentliches Integrationsfeld zwischen Literatur- und Sprachwissenschaft. Sie kann z. B. zeigen, wie ein histo risch tradierter Begriff (fast alle. Be griffe der philologisch-historischen Disziplinen sind geschichtliche Be griffe) in den verschiedensten Etap pen seiner Diachronie innerhalb der jeweils synchronisch zu fassenden Kommunikationsgemeinschaften zir kuliert, aufgefaßt und verwertet wird, bedingt durch die jeweils herrschenden Klassen- und Ideolo gieverhältnisse. Es gibt kaum Komplizierteres als das historische Vokabular unserer Disziplinen, und es ist keinem Stu denten vorzuwerfen, wenn er sich darin nicht zurechtfindet. Doch wenn er in 4 bis 5 Jahren nicht die Wünschelrute zu handhaben gelernt hat und in dieser verstrüppten was serlosen Gegend verdurstet, ist es unsere Schuld. Genau betrachtet, treiben wir bisweilen Groteskes: Wir entlassen Menschen im Zu stande partieller Sprachlosigkeit in eiiie Welt,, in der sie mit Hilfe von Sprache an eben.ihrem nur partiell sprachlich genau gefaßten Gegen stände politische und ideologische Prozesse leiten sollen. Vielleicht liegt hier der tiefste kritische An satzpunkt, wenn wir mit unserer Ar beit effektiver in den geistigen Kämpfen unserer Zeit.sein wollen. Das alles' führt auf ein letztes, eigentlich das entscheidende Pro blem: Wie verwandelt sich oder wie verwandeln wir Wissen und Er kenntnisse in Weltanschauung? Weltanschauung ist etwas erst, wenn es persönlich verbindlich ge worden ist. Das ganze ist natürlich ein gesell schaftliches Problem. So hat es schon Marx sehr früh verstanden: „Erst wenn der wirkliche indi viduelle Mensch den abstrakten Staatsbürger in sich zurücknimmt und als individueller Mensch in sei nem empirischen Leben, in seiner in dividuellen Arbeit, in seinen indi viduellen Verhältnissen, Gattungs wesen geworden ist“, erst dann sei die „menschliche Emanzipation voll bracht“ (MEW, 1, 370). Sehen wir ab von den später abgestoßenen Begrif fen „Gattungswesen" und „mensch liche Emanzipation“, so ist dies die Beschreibung des Vorgangs der Ver innerlichung, der tatsächlichen per sönlichen Verlebendigung abstrak ter Vorstellungen und Existenzfor men: also auch die Verwandlung von Wissen und Einsichten in indi viduelle Verhaltensweisen, eben von Allgemeinem in Persönliches. Prof. Dr. sc. CLAUS TRÄGER, GO Germ./Lit. Leipzigs Jugendforschung in der Sowjetunion stark beachtet UZ sprach mit Prof. Dr. Wladimir Timofejewitsch Lisovskij, Leiterder Abteilung Hochschulen und des Laboratoriums für Studentenforschung am NIIKSI der Staatlichen Universität Leningrad „A. A. SHDANOW“ Die ehemalige Studentin von Prof. Lisovskij und jetzige Mitarbeiterin des Laboratoriums für Studentenforschung an der KMU, Erika Damm, übernahm auf dem 5. Leipziger Kolloquium der Jugendforscher die Tätigkeit des Dolmetschers. Foto: B. Kaftan UZ: Professor Lisovskij, Sie sind durch langjährige Koopera tion mit zahlreichen Wissen schaftlern der DDR und der KMU bekannt. Was hat Sie dies mal im Juni 1983 nach Leipzig geführt? Prof. Lisovskij: Vor 17 Jahren, im Juni 1966, besuchte ich erst mals die DDR anläßlich des 1. Leipziger Kolloquiums der Ju gendforscher. Seitdem haben sich vielfältige, äußerst frucht bare Kontakte zu Soziologen der DDR und anderen Leipziger Wis senschaftlern entwickelt. Seit nunmehr fünf Jahren kooperiert unser Laboratorium für Stu dentenforschung der Universität Leningrad mit dem Laborato rium für Studentenforschung Ih rer Universität. Wir haben ein ge meinsames Forschungspro gramm mit einheitlicher Metho dik. Es läuft an unseren beiden Universitäten eine Vergleichsun- tersuchung zu Lebensweise, Per sönlichkeitsentwicklung . und kommunistischer Erziehung der Studenten. Zur Weiterführung dieser ge meinsamen Forschung ergeben sich notwendigerweise gegensei tige Konsultationen. Dabei ha ben wir auch immer die Möglich keit genutzt, die Studenten der Partneruniversität persönlich kennenzulernen und mit ihnen zu diskutieren. Ich habe in Leip zig immer — wie auch diesmal — eine sehr herzliche Aufnahme ge funden und komme gern zu Ih nen. Diesmal ließ sich mein Aufenthalt an der KMU wie derum mit einem Leipziger Kol loquium der Jugendforscher kop peln. UZ: Wie schätzen Sie den Stand der Jugend- und Studentenfor schung in der DDR ein? Prof. Lisovskij: Wie ich schon andeutete, sind wir auf der Grundlage einer langjährigen Zu sammenarbeit sehr gut mit die sen Forschungen in der DDR be kannt. Sie zeichnen sich durch ein hohes methodologisches und methodisches Niveau aus, was auf dem 5. Leipziger Kolloquium der Jugendforschung, das sich dieser Problematik widmete, wie derum deutlich wurde. Mehrere Publikationen der Leipziger Ju gendforscher wurden in der So wjetunion im Progreß-Verlag Moskau übersetzt und mit gro ßem Interesse aufgenommen. Ge genwärtig sind wir dabei, auf der Grundlage unserer Ver gleichsuntersuchung mit den Ge nossen des Laboratoriums für Stu dentenforschung der KMU und Wissenschaftlern des Leipziger Zentralinstituts für Jugendfor schung eine -gemeinsame Publi kation zu unserem Forschungs gegenstand vorzubereiten. UZ: Welches sind die wichtig sten Erkenntnisse Ihrer bisheri gen Forschung für die Erziehung und Ausbildung der Studenten? Prof. Lisovskij: In unserem La boratorium für Studentenfor schung in Leningrad, das 20 Mit arbeiter umfaßt, entstanden in den letzten zwei Jahren 3 Mono grafien, die Ergebnisse unserer Forschungen enthalten. Das be trifft besonders Probleme der Le bensweise des heutigen Studen ten, Fragen der Persönlichkeits entwicklung und kommunisti schen Erziehung der Studieren den und der Leistung und Lei stungsentwicklung im Studium, sowie der Verhinderung vorzeiti ger Exmatrikulationen. Außer dem erarbeiteten wir ein wis ¬ senschaftlich-methodisches Pro gramm zur kommunistischen Erziehung der Studenten für das gesamte Studium, das unmittel bare Hinweise für die Lehr kräfte wie auch für den Komso mol und die Parteiorganisation enthält. In diesem Programm sind auch pädagogisch-methodi sche Empfehlungen für die Erzie hung der Studenten enthalten, die auf umfangreichem, soziolo gischem, psychologischem und so zialpsychologischem empiri schem Material basieren. Für besonders bedeutungsvoll halte ich sowohl unter dem Aspekt der Vervollkommnung der Hochschulbildung und der kommunistischen Erziehung wie auch unter dem Aspekt der Aus wahl künftiger Studenten und dem Zugang zur Hochschule fol gende Probleme: 1. Es ist notwendig, die Stu denten in weitaus stärkerem Maße zu selbständiger wissen schaftlicher Arbeit zu befähigen und ihre eigene Verantwortung für das Studium zu erweitern, zu fördern und zu fordern. An unse ren Hochschulen gibt es noch zu viele Studenten, die „studiert werden wollen“, denen der Wunsch ihrer Eltern größere Mo tivation ist, als das eigene Inter esse am Fach, das Brennen für die Lösung von wichtigen fachli chen Problemen. 2. Eng damit im Zusammen hang steht die Notwendigkeit, bei den Studenten Verantwor tungsbewußtsein zu entwickeln, d. h. schon im Studium Verant wortung — für die gewählte Fach richtung, für die Kommilitonen, für gesellschaftlich relevante Aufgaben — zu trainieren, um sie später in der beruflichen Praxis als Leiter auch in komplizierten Anforderungssituationen tragen zu können. 3. Schließlich sehe ich als be deutende Aufgabe während des Studiums die Herausbildung bzw. Festigung der moralischen Positionen der Studenten, die Formierung — wenn ich so sagen darf — ihrer sozialen Reife an. Für die Aufgaben, die vor unse rer Gesellschaft stehen, brau chen wir künftige Spezialisten mit klaren ideologischen Posi tionen, die sich für die sozialisti sche Entwicklung engagieren und risikobereit einsetzen. Die konkreten gesellschaft lichen Bedingungen, wie auch die konkreten Bedingungen des Studiums unterscheiden sich bei Ihnen und bei uns. Aber unsere Forschungen verweisen auch auf sehr viele Gemeinsamkeiten der konkreten gesellschaftlichen Ent wicklung, erbringen Erkennt nisse. die in Leipzig wie in Le ningrad gleichermaßen praktisch genutzt werden können. Schließlich hat unsere Koope ration noch ein weiteres für mich persönlich sehr wertvolles Ergebnis: Die zahlreichen freund schaftlichen Kontakte mit Wis senschaftlern Ihrer Universität und Leipziger Jugendforschern. Eine ehemalige Studentin von mir arbeitet jetzt im Laborato rium für Studentenforschung der KMU. Eine Mitarbeiterin dieses Laboratoriums soll zu einer halb jährigen Aspirantur zu uns kom men. Wir hatten und werden sie, denke ich, auch in Zukunft ha ben — viele freundschaftliche Ge spräche und persönliche Be gegnungen. Und auch das hat un serer wissenschaftlichen Effek tivität gedient.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)