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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1983
- Erscheinungsdatum
- 1983
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198300001
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19830000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19830000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1983
-
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Band 1983
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S eitdem wir diesen Film gese hen, spielen Bilder und Worte immer wieder in unsere Ge danken und Gespräche hinein. Es ist wohl das brennende Thema, das so engagiert gestaltet wurde und es ist wohl nicht zu letzt diese Frau mit dem wan delbaren Gesicht, die sich auch hier so einprägsam mitzuteilen wußte. „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“ — ein Film, den wir sahen, da sich der Todestag von Romy Schneider zum ersten Mal jährte. Wir vermißten jenes be kannte, von innen heraus strah lende Gesicht auf der Leinwand, doch um so tiefer gingen Spiel und Aussagen unter die Haut. Der Film traf Aussagen von höchster politischer Brisanz und vermittelte starke Gefühle. Die Skala reichte von hingebungsvol ler Liebe — schranken- und be dingungslos — bis zur alle Nor men und Werte mißachtenden Unmenschlichkeit. Sie kristal lisierten sich zu Leben und Tod und gleichermaßen polarisierten sich die Menschen. Wir leb ten und litten mit Elsa. Michel, Lina und Max. Abscheu erfüllte uns gegenüber Ruppert von Leg- gaert — dem aalglatten Deut schen in Paris. Romy Schneider begegnet uns in einer Doppelrolle als tief lie bende Ehegefährtin. Und wenn man auch eine kritische Anmer kung zu diesem Film, zu dieser Romy Schneider in ihrer letzten Rolle „Die Spaziergängerin von Sans-Souci" großen Leistung anmelden darf, so die, daß beide Frauengestalten in ihrem Wesen von den Szenari sten dieses Films zu undifferen ziert angelegt waren. Elsa und Michel Wiener erle ben brutal die nach oben ge kommene braune Macht. Ihr Ver lag, in dem sie fortschrittliche Bücher edieren, wird zerstörend heimgesucht; einer ihrer Mit arbeiter auf offener Straße miß handelt und erschossen. Den zum Krüppel geschlagenen drei zehnjährigen Jungen Max Baumstein rettet Elsa mit ihrem Körper vor dem Tod und wird ihm eine neue Mutter. Michel, der sich den illegalen Wider standskräften anschließt, schickt Elsa und den Jungen nach Frank reich. Die entwürdigende Arbeit im Tingeltangel, Geldsorgen und die Nachricht von Michels Verschlep pung in ein Konzentrationslager überschatten das Leben, dessen Sinn nur noch im Warten auf den Mann besteht. Elsa erkauft sich schließlich Michels Aus reise. Doch ihr Zusammensein währt nur eine Taxifahrt lang. Vor der Bar „Sans-Souci" war ten bereits die Mörder ... Max Baumstein begegnet 40 Jahre nach dem Tod seiner Pflegeeltern an gleicher Stelle einem südamerikanischen Di plomaten und erkennt in ihm den Mörder. Er wird selbst zum Mörder und verübt Selbstjustiz. In der Untersuchungshaft er zählt er seiner Frau Lina seine Lebensgeschichte. Er wird frei gesprochen. Doch Max’ und Li nas Mörder warten bereits auf sie ... Joseph Kessel schrieb den Ro man „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“ bereits in den drei ßiger Jahren, als erste Anzeichen der faschistischen Willkür die in ternationale Öffentlichkeit er schütterten. Regisseur Jaques Rouffio erweiterte die Roman vorlage um eine Handlungs ebene und führte die Gescheh nisse bis in die Gegenwart wei ter. verlieh damit dem Film ver härtende Aspekte, wies auf be unruhigende Tendenzen hin. Mit wütendem Zorn, so konnte man lesen, reagierten großbürger liche Zeitungen in der BRD auf diesen Film. Sie verziehen es Romy Schnei der, die den Film maßgeblich mit initiiert haben soll, auch in ihrer 60. und letzten Rolle nicht, daß sie sich von einer „Sissi“ zur politisch engagierten Cha rakterdarstellerin an der Seite in ternationaler Stars emanzipiert hatte. STEFFI GRÜNEWALD Die Devise der „Spitzhacken" heißt: Mitglieder des zentralen Studentenkabaretts der KMU „Spitzhacken" in ihrem Programm „Trotz(t) alledem!". Foto: Archiv Mit einmal Erreichtem nicht zufriedengeben Gespräch mit Volker Mörl und Uwe Krüger von den „Spitz hacken" UZ: Das Studienjahr geht seinem Ende entgegen. Sicher ist es auch für euch Anlaß dafür, über Vergan genes nachzudenken. Wie sah bei euch dieses Jahr aus? Seid ihr zu frieden? Antwort: Das ist eine recht um fangreiche Fragestellung! Für unser Kollektiv war das Studienjahr 1982/83 ein arbeitsreiches und zu gleich ein recht erfolgreiches Jahr. Zwar hatte unser Programm „Trotz(t) alledem“ im Mai 1982 Pre miere. aber erst in diesem Ausbil dungsjahr hatten wir die Möglich keit, dieses Programm an der Uni versität zu zeigen. Während der nun mehr einjährigen Laufzeit haben wir kontinuierlich am Programm ge arbeitet. Unser Kabarett ist För dergruppe des Bezirks, und das macht es einfach notwendig, seiner eigenen Arbeit besonders kritisch ge genüberzustehen, nicht mit dem Er reichten zufrieden zu sein. Das heißt, zufrieden sind eigentlich alle neun Mitglieder unseres Kollektivs, aber selbstzufrieden ist niemand von uns. Außerdem gab es für uns Hö hepunkte verschiedenster Art. So waren wir z. B. Teilnehmer am Zen tralen Leistungsvergleich der Amateurkabaretts der DDR. haben einen Abend in der Anrechtsreihe „Künstlerische Ensembles der KMU“ gestaltet und zeigten unser Programm vor den Teilnehmern der FDJ-Kulturkonferenz. Stolz sind wir auch darauf, daß wir in diesem Jahr mit der Artur-Becker-Medaille in Bronze ausgezeichnet wurden. UZ: Dazu herzlichen Glück wunsch. Ich glaube, das stimuliert doch ganz schön. Welche Pläne habt ihr für das kommende Studienjahr? Antwort: Zur Zeit arbeiten wir an einem neuen Programm. Die Er arbeitung eines aktuellen Pro gramms ist ein langwieriger Prozeß. Daneben bereitet unser Kabarett ein Reprisenprogramm vor. Gleich zeitig gibt es Gespräche mit der Gruppe „unicum“ über ein Kitsch programm. Bald hätten wirkst ver gessen : die Teilnahme an einer Werkstatt der DDR-Studentenkaba ¬ retts, die im November stattfinden soll und zu der unser Kollektiv zur Darstellung der Friedensproblema tik auf der Kabarettbühne sprechen wird. UZ: Bei all diesen Vorhaben ge stattet mir die Frage: Wer unter stützt euch dabei? Antwort: Die Grundkon ¬ zeption der einzelnen Pro gramme wird mit der FDJ-Kreislei- tung und der Hauptabteilung Kul tur besprochen. Darüber hinaus gibt es eine lockere Zusammenarbeit mit Berufskabarettisten, aber zumeist er arbeiten wir uns die Programme selbständig. UZ: Und wie funktioniert das? Antwort: Jeder aus der Gruppe er hält sozusagen ein Schwerpunkt problem, zu dem er seine Gedanken äußert. Daraus entsteht dann viel leicht ein Text. Bei dem einen ge lingt es besser, bei dem anderen geht es nicht so gut. Trotzdem glau ben wir, damit eine gute Ausgangs basis für ein Programm zu haben, denn die Beziehung zum selbsterar beiteten Text ist intensiver als zu „gekauften“ Texten. UZ: Ich kann mir vorstelle, daß diese Methode sehr zeitaufwendig ist... Antwort: Das ist sehr unterschied lich. In der Regel benötigen wir ein bis eineinhalb Jahre für die Erarbei tung eines Programms. Für unser letztes Programm „Trotz(t) alle dem!“ begannen die Textbespre chungen und Proben im Herbst 1980 und die Premiere fand im Mai 1982 statt. Man muß also nach einer sol chen Premiere bereits an das näch ste Programm denken. UZ: Aus dieser Antwort entnehme ich, daß ihr schon eure Erfahrungen gesammelt habt. Des halb meine abschließende Frage: Wie lange gibt es die „Spitzhacken“ schon? Antwort: Seit etwa 1975, aber ganz genau seit 5. Januar 1976. Zu nächst waren wir das Kabarett der Sektion Philosophie/WK, bis wir 1980 das zentrale FDJ-Studentenka- barett der KMU wurden. (Für UZ fragte LUTZ HESSE) Nicht nur für •, hauptberufliche Theoretiker 1 Diskussionen zur marxistisch-leninistischen Ästhetik Der Fachbereich Ästhetik an der Sektion Marxistisch-leninistische Phi losophie (Leitung: Doz. Dr. sc. Karl- Heinz Schwabe) setzte seine nun mehr turnusmäßigen öffentlichen Diskussionen zu aktuellen Proble men einer marxistisch-leninistischen Ästhetik fort. Der Einladung zur diesjährigen Zusammenkunft waren vor allem Vertreter der Philosophie sektionen aus Berlin, Halle, Jena und Leipzig gefolgt, um unter dem Thema „Die Rolle der Ästhetik der weltanschaulichen Erziehung und Propaganda und die Aufgaben des Faches .Marxistisch-leninistische Äs thetik' in der Ausbildung von Leh rern für Marxismus-Leninismus" aus gewählte Probleme der Theoriebil dung, in der Hauptsache aber der Lehre der Ästhetik zu diskutieren. Er freulich war jedoch, daß die vor gegebene Thematik nicht nur die „hauptberuflichen Theoretiker" an zog, sondern auch das Interesse der sogenannten „Kulturarbeiter" berührte, wie der Diskussionsbei- trag von Dr. Max Wollny (Haupt abteilung Kultur) zeigte. Die Aufgabe, die sich die Tagung gestellt hatte, bestand vor allem darin, eine breitere Diskussions- und Interessenbasis für Lehrerfah rungen, theoretische Konzeptionen und Forschungsarbeiten zu Proble men der Ästhetik zu errichten, um so noch zielgerichteter und effekti ver die weiteren Aufgaben der Erzie hung und Bildung von Studenten des Marxismus-Leninismus realisie ren zu können. Davon ausgehend, stellte Dr. Karl-Heinz Schwabe als Hauptreferent die Frage nach dem Platz der Ästhetik innerhalb des Ge samtsystems der marxistisch-lenini stischen Philosophie, ihre Bedeu tung für die Vermittlung der marxi stischen Weltanschauung sowie ih ren Beitrag für die Persönlichkeits entwicklung In den Mittelpunkt sei ner Ausführungen. Er machte nach drücklich darauf aufmerksam, daß eine unzulässige Unterschätzung der Ästhetik innerhalb der marxisti schen Philosophie sich mit Notwen digkeit negativ auf die Lehrkonzep tion niederschlagen müsse, was im gleichen Umfang auch für das mar xistisch-leninistische Grundlagenstu dium qelte. Daß damit ein wichti ger Diskussionsgegenstand ange- sprachen wurde, machte Dr. Max Wöllny deutlich, als er in seinem Diskussionsbeitrag davon ausging, daß eben diese Probleme auch in der Ausbildung von Lehrerstuden ten immer wieder neu durchdacht werden müßten, zumal die Auf merksamkeit verstärkt auf den Um gang mit Kunstwerken bzw. auf ihre Wirkungen gerichtet werden müßte, da es in Zukunft besonders darauf ankomme, die „emotionale Größe“ und „Genußfähiakeit" des Men schen herauszubilden. Weitere Diskussionsbeiträge be schäftigten sich mit dem Verhältnis von philosophischer und kunstwis senschaftlicher Methode bei der Analvse von Kunstgeschichte, dem Problem der künstlerischen Abbil dung und ästhetischen Wertung, der Einheit von philosophischem Denken und Ästhetik am Beispiel der - antiken Philosophie Griechen land' sowie mit der Bedeutung und der Stellung des kunsttheoretischen Denkens Schellings innerhalb sei ner philosophischen Theorie. UWE GOSSLER Beachtliche „Schlacht“ und „Traktor“ Zu einer Inszenierung des Amateurtheaters vom VEB MLW Medizintechnik Leipzig Das Amateurtheater mit dem lan gen Namen des Trägerbetriebes (siehe oben) spielt , „Die Schlacht“ und „Traktor“ von Heiner Müller. Ein hoher Anspruch an die Spieler. Ein Stückangebot, das vom Leipzi ger Publikum erfreulicherweise in Scharen genutzt wird. Und das zu Recht, denn entstanden ist ein ‘(Ama- teur-)Theaterereignis, das - nach meiner Kenntnis zum Besten zählt, was gegenwärtig in diesem Bereich zu sehen ist. Unter der einfallsrei chen Spielleitung von Peter Lange (Regisseur am Hallenser „Theater der jungen Garde“) wird vom Kol lektiv eine disziplinierte, spielerisch gute Gesamtleistung geboten, die es rechtfertigt, die spröden, manchmal schwer verständlichen Müller-Texte durch Amateure aufzuführen. Eine rechteckige Spielfläche, an drei Seiten schwarz abgehängt, wird an der vierten Seite durch die Zuschauerreihen begrenzt. Die ein zelnen Szenen aus „Die Schlacht“ bzw. „Traktor“ werden im Dunkel bzw, Halbdunkel über Tonband an gesagt, gelegentlich musikalisch kommentiert (wirkungsvoll werden Mendelssohn Bartholdy, Händel, Isaac und Katzer eingesetzt). Jene deutsche Vergangenheit 1933 bis 1945 ist für uns sicherlich nur in einer Richtung interpretierbar, Um sie : aber . plastischer ins Gedächtnis zu ‘ bringen, nützen Müller und die Spieler die'Möglichkeit, sich dieser Zeit mit „Die Schlacht“ von ver schiedenen Seiten zu nähern. Häu fig werden groteske Mittel genutzt, um Mitläufer, Kleinbürger, passive Verhaltensweisen zu entlarven. Be sonders gut gelang dies in einzelnen Szenen von „Fleischer und Frau“ (mit einem grausig-skurrilen, gut ge spielten Traum, den ich jedoch nicht deuten konnte) sowie „Klein bürgerhochzeit“. Weniger überzeug ten mich „Die Frau“ (ein spielerisch besonders anspruchsvoller Monolog) und „Das Laken...“ (hier wirkt das positive Ende, auf mich schon im Text ein wenig aufgesetzt). Beide Stücke, „Die Schlacht“ und „Traktor" (letzteres ist von H. Mül ler als Fragment benannt), werden ohne Pause gespielt. Ein Straßenkeh rer lediglich fegt mit Bedacht den „Schmutz der Nazizeit“ in eine Ecke der Spielfläche, bevor „Trak ¬ tor“ beginnt. Die erste Szene, '„Ei nige hingen an Lichtmasten..." ist in der Inszenierung von Lange bis zur grausigen Konsequenz weiterge schrieben worden: Nicht nur der er ste, die Arbeit verweigernde Wehr machtsoldat wird von seinen Kame raden umgebracht. Allen ergeht es so, als sie sich weigern, das Kartof felfeld zu verminen. Bis schließlich der letzte Soldat das Opfer seines Vorgesetzten wird. Mir erging es so: Am liebsten wäre ich jenem vorge setzten Feldwebel an die Gurgel ge sprungen. Weil ich es nicht tat, sah ich schließlich dessen Gewehr auf mich gerichtet. Diese Szene war für mich die bewegendste im „Trak tor“. Die weiteren, ärmer an äuße rer Handlung, erzwangen und er möglichten genaues Textverfolgen. Nachvollziehbar wurde das Schick sal eines Traktoristen, der nach dem Krieg ein Bein verlor, als er mit sei nem Traktor auf eine Mine fuhr. Als dritten Teil der Aufführung erlebte ich das anschließende Ge spräch der Spieler mit interessier ten Zuschauern. Es gab eine sehr heftige, kontroverse Diskussion, die deutlich zeigte: Obwohl Geschichte vorgeführt wird, ist die Inszenie rung aktuell. Der Zuschauer muß sich zu- Haltungen verhalten. So wird sein konstruktives Denken an geregt. Die Laientheatergruppe spielt den Müller-Abend am 19., 23., 24. und 26. Juni weiter. Spielstätte ist das Klubhaus der Nationalen Front in der Karl-Liebknecht-Straße. HELLMUTH HENNEBERG Ausstellung In der Universitätsbibliothek Wie bereits gemeldet, ist gegenwärtig im Hauptgebäude der Universi tätsbibliothek in der Dimitroffstraße unter dem Thema „Verboten und ver brannt" eine Ausstellung zur faschistischen Bücherverbrennung vor 50 Jah ren zu sehen. Das Spektrum der vorgestellten Werke reicht von Dramen Brechts und Wolfs über Antikriegsliteratur von A. Zweig und Remarque und die gesellschaftskritische Publizistik Tucholskys und Kischs bis zu den Gedichtbänden Kästners und Ringelnatz’ sowie den Romanen von St. Zweig, Roth und Döblin. Foto: HFBS (Trippier) Aktuellen Problemen des Fotoschaffens entsprochen Gesellschaft für Fotografie in Leipzig In ihrer jüngsten Sitzung be rief die Stadtleitung Leipzig des Kulturbundes den Stadtvorstand der Gesellschaft für Fotografie. Dem Leitungsgremium der Ge sellschaft gehören etwa 20 er fahrene Fotografen, Zirkelleiter, Kulturschaffende und Vertreter von Massenorganisationen an. Die Leitung des Stadtvorstandes der Gesellschaft für Fotografie im Kulturbund übernahm der Fo tograf Helfried Strauß (VBK), Dozent an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Als 1. Stellvertreter wirkt der Bildjournalist Wolfgang Swietek (VdJ). Neben ihnen gehören dem engeren Arbeitsausschuß des Stadtvorstandes der Fotograf Klaus-Peter Fritzsche (VBK), der Kunstwissenschaftler Volker Frank (VBK) und Stefan Göök vom Kabinett für Kulturarbeit der Stadt Leipzig an. Die Gesellschaft für Fotografie im Kulturbund der DDR wurde Vor einem Jahr gegründet. Sie sieht ihre Aufgabe in der Zu sammenführung aller Kräfte des Kulturlebens, die an der weiteren Entfaltung der Fotografie als einem der Wirklichkeit verpflichteten optischen Medium interessiert sind. Dabei vereint sie Berufs- und Amateurfotografen, Mitglie der von Künstler- und Berufs verbänden, Angehörige des Fotografenhandwerks, Kunst wissenschaftler, Historiker und Vertreter von Massenorganisatio nen. Als eine Gesellschaft wurde sie in dieser Breite konstituiert, weil durch mannigfaltige inter disziplinäre Zusammenarbeit den vielfältigen aktuellen Pro blemen des Fotoschaffens ent sprochen werden kann. Die Gründung der Gesellschaft für Fotografie erfolgte logisch in einer Entwicklung, die seit etwa zehn Jahren durch eine schritt weise wachsende Aufmerksam keit gegenüber allen Fragen der Fotografie gekennzeichnet war. Sie versucht, der erhöhten Ver antwortung der sozialistischen Gesellschaft gegenüber der Fo tografie ein organisatorisches Zentrum und ein Diskussionsfo rum zu bieten. Der Arbeit der Gesellschaft für Fotografie kommt-in der Stadt Leipzig eine besondere Bedeutung zu. Leipzig ist nicht nur ein traditionelles Zentrum der Druckkunst und Grafik, sondern auch der Fo tografie. Hier ist eine große Zahl hervorragender Fotografen und Bildjournalisten tätig; in der Stadt und im Bezirk existiert ein breit entwickeltes Amateurwe sen, das in Betriebs- oder Kul turbundzirkeln organisiert ist. An der Hochschule für Grafik und Buchkunst gibt es eine Fach richtung Fotografie, deren Ab solventen erheblichen Anteil am Niveau der Lichtbildkunst in der DDR haben. Leipziger Fotogra fen wie Evelyn Richter, Günter Rössler, Helfried Strauß, Harald Kirschner, Stefanie Ketzscher, Peter Franke, um nur einige zu nennen, zeigten zur IX. Kunst ausstellung in Dresden einpräg same Bildleistungen. Auch der experimentelle Umgang mit dem Foto führte in jüngster Zeit zu in teressanten Ergebnissen: hier sei vor allem auf das Schaffen von Joachim .Tansong und Sylvia- Marita Plath verwiesen. Leipzig beheimatet seit mehr als 25 Jah ren den Fotokinoverlag; für die in der Stadt arbeitenden Kunst verlage und den Brockhaus-Ver lag ist der Umgang mit Fotogra fie eine der Grundlagen ihrer Produktion. Aber auch in der Leipziger Kulturgeschichte stößt man auf Bemerkenswertes. Es ist gerade 100 Jahre her, daß die „Leipziger Illustrierte Zeitung“ als erste Zeitschrift der Welt ein Foto ver öffentlichte und sich dabei des Verfahrens eines gerasterten Halbtondrucks bediente. Die äl tere und jüngere Geschichte der Fotografie der Stadt Leipzig bie tet genug Ansätze zu Forschungs arbeit. Die Erschließung und Pflege des fotografischen Erbes wird eine wesentliche Aufgabe der Gesellschaft für Fotografie sein. Die Gesellschaft für Fotografie beginnt ihre Arbeit in einer kul turpolitischen Etappe, die für alle Kunstschaffenden sehr kom plizierte Aufgaben und Pro- bleme birgt. Sie möchte als In teressenkreis. in dem das Be: mühen des einzelnen und sein Engagement für alle Fragen der Fotografie einmünden kann, die Fotografie in den Dienst des ge- sellschaftlichen Fortschritts stel- len. V. F. Interdisziplinäres Seminar studentischer Forschung Oberseminar auf Initiative von Forschungsstudenten (UZ-Korr.) Zur Fragestellung „Kann der Begriff ,Ritualisation’ für die Kulturforschung heuri stischen Wert besitzen?“, fand ein interdisziplinäres Obersemi nar auf Initiative von For schungsstudenten des Lehrstuhl bereiches Kulturtheorie (Sektion Küwi) statt. Die Teilnehmer, un ter ihnen der Lehrstuhlleiter Prof. Parade, diskutierten zum vorgegebenen Thema aus der Sicht ihrer Fachdisziplinen. So sprach Dipl.-Biologe Peter Brust zum Phänomen Ritualisation aus der Sicht der Verhaltensbio logie. Thomas Litt (MLU-Halle) gab als Archäologe Überlegun gen zur Gebrauchs- und Ri- tualkunst in, der Urgesellschaft. Von den anwesenden Kulturwis- senschaftlern sprach Klaus Ni colai über semantische und hand- lungspsychologische Aspekte der Ritualisation, Andreas Michel stellte die These „Konzertleben ist eine ritualisierte Form kultu rellen Verhaltens“ vor und Wal ter Hering betrachtete Aspekte des Funktionswandels von Le- segesellschaften im 18. Jahrhun dert. Die Diskussion ergab: Der Eit tualisationsbegriff bezeichne* Vorgänge im Forschungsfeld ver schiedener Wissenschaften, für den Kulturtheoretiker kann e5 als Instrument bei der Analyse von Prozessen der Weitergabe, Stabilisierung und Wandlung ge5 stiger Kultur dienen, er besitz gesellschaftsanalytischen Wer*’ Der Begriff bildet einen Vorgan ab, bei dem die ursprüngliche Ge brauchsfunktion von Verhaltens' weisen zugunsten einer Signa funktion zurücktritt, damit i5 eine Invariante der Kulturen*' Wicklung aufgezeigt. Die Intel' disziplinär angelegte Form de Seminars war sehr fruchtbar, si soll bei der Arbeit zu weitere 1 * Themen erneut Anwendung fin" den.
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