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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1983
- Erscheinungsdatum
- 1983
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198300001
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19830000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19830000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1983
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Band 1983
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Langfristige Vorbereitung des 200. Jahrestages der Großen Französischen Revolution 1989 an der KMU Kolloquium zu Ehren von Albert Marius Soboul Zu Ehren des im vergangenen Jahr verstorbenen französischen marxistischen Historikers Albert Marius Soboul fand am 29. April 1983 in der KMU im Rahmen des IZR ein von der Forschungsgruppe Vergleichende Revolutionsgeschichte der Neuzeit und dem Komitee der Akademie der Wissenschaften zur Vorbereitung des 200. Jahrestages der Großen Französischen Revolu tion gemeinsam organisiertes Kollo quium statt. Das Hauptreferat hielt Prof. Dr. sc. em. Walter Markov (NPT, Nestor der DDR-Forschung zur Französi- schen Revolution 1789—1795 und Mit begründer' der engen Zusammen arbeit von Revolutionshistorikern Frankreichs und der DDR. W. Mar kovs Laudatio auf Albert Soboul ge dachte des großen Historikers der Französischen Revolution von 1789 wie des Kämpfers der Resistance, des Kommunisten und persönlichen Freundes. Das Verdienst A. Sobouls besteht nach W. Markov in der Begründung und Fortsetzung der marxistischen französischen Revolutionsgeschichts- schreibung. Als Lehrstuhlinhaber an der Sorbonne hat er bis zum Ende seines Lebens zu Fragen der Ge schichte und marxistischen Ge schichtsmethodologie gearbeitet, ge lehrt und geschrieben. Die Leistung A. Sobouls, dem die Karl-Marx-Uni- versität den Titel eines Dr. sc. ver lieh, bestand nach W. Markov vor allem darin, daß er die Revolution in all ihren Höhen und Tiefen, mit ihren Stärken und Schwächen, Ver diensten und Mißgriffen gesehen hat; sie so darstellte, wie sie war, und nicht so, wie eine volonturi- stische Geschichtsschreibung sie zu nehmend zu mißdeuten pflegt. Gerade weil der Tod A. Sobouls sin nur schwer ersetzbarer Verlust für die marxistische Revolutions historiographie bedeutet, kommt auch den Historikern der DDR die Aufgabe zu, die von Soboul mit begründeten Traditionen fortzuset- zen. W. Markov sondierte das „Ge lände des Kampffeldes“ innerhalb der Revolutionshistoriographie und leitete daraus mit Blick auf das Ju biläumsjahr 1989 von der DDR zu lösende Aufgaben ab. Neben der offenen konterrevolutionären, kleri kalen und royalistischen Literatur, die allerdings wissenschaftlich nicht ernst genommen würde, hat sich die marxistische Geschichtsschreibung in erster Linie mit der von Soboul als „revisionistisch“ bezeichneten neo positivistischen Strömungen in Frankreich und der BRD auseinan derzusetzen. Solche Probleme wie die Konter revolution. die Freimaurerei, der Komplex um Krieg und Frieden, die Differenzen zwischen Gironde und Montagne u. ä. bieten dankbare Untersuchungsansätze. Die Kardinal frage bleibe allerdings die nach dem Charakter der Revolution, nach dem Verhältnis von Bruch und Kontinui tät in der Geschichte. Im folgenden wandte sich W. Markov der franzö sischen Jubiläumsvorbereitung für 1989 zu, die auf Regierungsebene er folge, und schloß mit dem Wunsch, daß auch die Historiker der DDR Angemessenes beitragen werden. NPT Prof. Dr. sc. Manfred Kossok (KMU) konkretisierte die Haupt linien der Arbeit des Wissenschafts bereiches Allgemeine Geschichte der Neuzeit an der Sektion Geschichte. Er erläuterte die vielfältigen und verpflichtenden Publikationsvorha ben und betonte, daß alle Vorausset zungen geschaffen werden müssen, damit das Jubiläumsjahr 1989 kein „Abgesang“ der Leipziger Revolu- tionsforschung bedeutet, sondern zum neuen Auftakt wird. Aus die sem Grunde konstituiert sich inner halb des Wissenschaftsbereiches eine „Arbeitsgruppe Französische Revolu tion“. Deren Leiter, Dozent Dr. sc. Kurt Holzapfel (KMU), ging auf die Probleme der Profilierung dieser Gruppe ein und deutete die Schwer punkte der Forschung an. Mit diesem Kolloauium beginnt für die Revolutionshistoriker der Karl-Marx-Universität die langfri stige Vorbereitung auf 1989. Mit der Vorlage neuer Forschungsergebnisse geht es um die verpflichtende Auf gabe, das dank der bahnbrechenden Arbeiten W. Markovs das national und international anerkannte hohe Niveau der Leipziger Forschungen zur Französischen Revolution zu be stätigen und weiterzuentwickeln. •KURT HOLZAPFELZ IRENE MÜLLER S eit nunmehr 10 Jahren gibt die Sektion Journalistik die einzige theo retische Zeitschrift für das Gesamtgebiet der Massenmedien in der DDR heraus. Das soeben ausgelieferte erste Heft des Jahrgangs 1983 leitet Prof. Wolfgang Wittenbecher daher folgerichtig mit einem bilanzie renden Beitrag ein, in dem er feststellt, daß seit der ersten Nummer nun mehr 60 Ausgaben mit 5030 Seiten erschienen. Es sind dies „Informationen über neue Erkenntnisse, über Probleme und Projekte der jour nalistikwissenschaftlichen For schung, Mitteilungen über den Gedankenaustausch auf wissen schaftlichen Konferenzen und Kolloquien, die von der Sektion Journalistik veranstaltet wurden, über Ergebnisse der Verteidigung von Dissertationen A und B so wie über wesentliche Resultate der Forschungsarbeit von Studen ten unserer Einrichtung“, die dem zeugender Beweis sein. Der erste inhaltliche Komplex wird natür licherweise vom Karl-Marx-Jahr bestimmt. Neben den Aufsätzen von Lothar Stöbe .„Krieg auf Leben und Tod“ — Das Verhältnis von Karl Marx und Friedrich En gels zur Augsburger .Allgemeinen Zeitung 1 “ und von Werner Mi chaelis „Vom jungen Polemiker Marx heute noch lernen?“, ent hält das Heft eine Auswahlbiblio graphie von 154 Titeln zum Thema „Karl Marx und Friedrich Engels Zehn Jahre wissenschaftliche Zeitschrift „Theorie und Praxis“ an der Sektion Journalistik Leser vorgelegt wurden. Prof. Wittenbecher schließt seinen Bei trag mit dem Wunsch, daß die „Zeitschrift im zweiten Jahrzehnt ihres Erscheinens ihre Funktion als Bindeglied zwischen Theorie und Praxis noch effektiver zum Nutzen sowohl für die Theorie als auch für die Praxis des sozia- listischen Journalismus erfüllen (möge)! Und mögen unsere Leser uns nicht nur weiterhin ihre auf merksame, konstruktiv-kritische Treue halten, sondern mehr denn je,’ ob Wissenschaftler, Journalist in der Praxis, Student oder As pirant — selbst zu aktiven Mit streitern, also Autoren, werden!“ Die wissenschaftlichen Hefte der Sektion Journalistik (so der Un tertitel der Zeitschrift), die sechs mal im Jahr erscheinen, sind auf Grund ihrer thematischen Breite (Geschichte des Journalismus und seiner Medien, Theorie und Pra xis des sozialistischen Gegen- wartsjournalismus der DDR und anderer sozialistischer Länder, Kritik von Theorie und Praxis des imperialistischen Journalis mus, Probleme der Massenmedien in den jungen Nationalstaaten, aber auch zur Psychologie der Massenkommunikation, zur Spra che und zum Stil im Journalis mus u. a. Themen auch für viele andere gesellschaftswissenschaft liche Disziplin von Interesse und Nutzen. Das Heft 1/1983 dürfte ein über- als Theoretiker und Praktiker des Journalismus“ sowie eine um fangreiche Annotation über neue Forschungsergebnisse der MEGA- Arbeitsgruppe unserer Universi tät zu Marx und Engels als Leit artikler der „New-York Tribune“. Mit Fragen des sozialistischen Journalismus der Gegenwart be fassen sich Rüdiger Krone („Die Komposition von Ensembles jour nalistischer Produkte — zur allge meinen Charakterisierung einer journalistischen Methode“) und Dieter Weihrauch („Aufgaben und Methoden des Wirtschaftsjourna lismus in der entwickelten sozia listischen Gesellschaft“). Wei tere Hauptbeiträge des Hef tes sind: Klaus Pu ¬ der „Vor 50 Jahren: Faschisierung des Leipziger ,Instituts für Zei tungskunde’“, Wolfgang Böttger „Zur Gegenstandsbestimmung journalistikwissenschaftlicher Sprachanalyse“, Eberhard Schrö- ter/Frank Thomas „Die gegen wärtige Struktur der revolutio när-demokratischen Massenme dien in der Demokratischen Re publik Afghanistan“, Hans Ku- bach ,„Welt-‘Journalismus an der Seite des Aggressors“. Abonniert werden kann „Theo rie und Praxis des sozialistischen Journalismus“ über den Litera turvertrieb der Sektion (Hoch haus 6. Etage, Zimmer 6), dort können auch Einzelhefte zum Preis von 7,50 M bezogen werden. Dr. EDMUND SCHULZ Er gehörte zu jenen, die ein Stück Universitätsgeschichte mitschrieben Genosse Willy Lindner erwarb sich durch seine Arbeit bleibende Verdienste Am letzten Montag im Mai erwiesen ihm seine Genossen und Mitstreiter, die, die ihn liebten und die ihn verehrten, die letzte Ehre. An diesem frühsommerlichen Morgen wurde Willy Lindner im Ehrenhain auf dem Leipziger Südfriedhof beigesetzt. Willy Lindner, am 16. Mai 1900 in dieser Stadt geboren, hat in seinem Leben als Kommunist, Ar beiter und Mensch Hervorra gendes geleistet. Die letzten 30 Jahre seines Lebens, 20 davon ak tiv, verbanden ihn mit unserer Uni versität. war er in der Kaderpolitik u nd vor allem im Universitätsarchiv wirksam und hat Spuren hinterlas sen. Der Versuch eines Porträts über ihn findet sich in dem 1980 an der Universität herausgegebenen Band »Verdiente Arbeiter und Angestellte der Karl-Marx-Universität“, ge schrieben wie der ganze Band von Journalistikstudenten. Einige Streif lichter auf dieses Leben sollen hier kurz wiedergegeben werden. Willy Lindner war der Sohn eines Mechanikers und einer Textilarbei terin. In den Kriegsjahren erlernt er das Sattlerhandwerk. Als er und seine Kameraden in letzter Minute „das Vaterland“ retten sollen, gibt es nichts mehr zu retten; der Kaiser War geflohen. Im gleichen Jahr ‘18 Wird er Mitglied der USPD, ein Jahr später tritt er der KPD bei. Als Kas sierer, Zeitungsträger, Literaturob- mann, Kurier der Partei erlebt er die Geschichte der Arbeiterbewegung in Leipzig mit. Die Barrikadenkämpfe 1923/24 am Palmengarten, dort, wo heute der Clara-Zetkin-Park ist, sehen den kleinen, schmächtigen, aber flinken und zähen Willy Lind ner in der vordersten Reihe, wie im- mer in seinem weiteren Leben. Nach sechsjähriger Arbeitslosigkeit beginnt er als Posthelfer beim Leipziger Postamt und wird von seinen Kolle gen zum Betriebsrat gewählt. Mehr- fach wird der Unbequeme von sei nen Vorgesetzten auf verschiedene kleinere Postämter abgeschoben. Die Partei beauftragt ihn in die ser Zeit, Anfang der 30er Jahre, mit wichtigen Aufgaben bei der Vorbe reitung auf den Übergang in die Ille galität. Er hält Kontakte, knüpft neue und übermittelt als Kurier In formationen, die wichtig sind für die Genossen. Im Oktober 1934 wird er verraten und ein Jahr später vom Oberlandes gericht Dresden wegen „Beihilfe zur Vorbereitung des Hochverrats“ zu fünf Jahren Zuchthaus und Ehrver lust verurteilt. Über das Zuchthaus Zwickau wird er ins Lager II Aschendorfer Moor im Emsland ge bracht. teilt das unbarmherzige Los der „Moorsoldaten“ und erfährt die sich bewährende Gemeinschaft der Genossen. Er hat darüber später nicht viel erzählt, aber es hat ihn geprägt. Nach seiner Entlassung, 1939, wird er in einer Verlagsbuchhandlung einge stellt. Die ständige Polizeiaufsicht macht die illegale Arbeit sehr schwer. Seine Frau hält die Verbin dung zu den Genossen. Bei einem Theaterbesuch in jenen Tagen wird er merken, daß die junge Frau, für deren Schutz auch er in Leipzig ver antwortlich war, die Tänzerin Oda Schottmüller ist, die, wie wir heute wissen, die Verbindung zwischen der „Roten Kapelle“ und der Schumann- Gruppe aufrechterhalten hat und später von den Nazis hingerichtet worden ist. Dienstverpflichtet als Lagerarbei ter, entgeht Willy Lindner, der auch illegal für das NKFD arbeitet, noch im April ‘45 der möglichen Liquidie rung. Am 12. April werden in Lin denau 76 Genossen erschossen. Hat sein Chef es geahnt und ihn für ein paar Tage in Urlaub geschickt? Er vermutet es später. Als Aktivist der ersten Stunde packt er dort zu, wo die Partei seine Hilfe braucht — als Referent, Schu lungsleiter, wieder bei der Post, im Vesta-Stahlwerk, bei der Wismut. Im Mai 1953 kommt er schließlich an die Karl-Marx-Universität und wird zunächst als Sachbearbeiter in der Personalabteilung — eine Kaderab teilung gab es noch nicht — einge stellt. Daß es hier nicht nur Akten zu ordnen galt, sondern mitzutun war bei der Formierung des Lehrkörpers einer sozialistischen Universität an der Seite zum Beispiel von Altma gnifizenz Georg Mayer und anderer bewährter Genossen, das versteht sich bei Willy Lindner von selbst. Aber Akten haben es ihm trotzdem angetan. Das Papier, das man in den Händen hält, wird für ihn lebendig, bekennt er später ein mal. „Dahinter stehen Schicksale von Menschen, Geschichte. Man muß nur verstehen, sie zu lesen.“ Nachdem die Kaderabteilung auf gebaut ist, geht er deshalb ab 1. Mai 1955 ins Archiv der Universität und beginnt die für ihn interessanteste Tätigkeit, wie er sie nennt, die ihn bis zu seinem Lebensende nicht mehr losläßt. Zwanzig Jahre arbeitet er dort, bis es gesundheitlich nicht mehr geht. Bis zuletzt hat er herzlichen Kontakt zu seinen ehemaligen Kolle gen, und sie zu ihm, zu „Willibold" oder „Böldchen". wie sie ihn nann ten. Für seine Verdienste wird ihm, der niemals eine Ausbildung auf die sem Gebiet durchlief, noch im Alter von 67 Jahren der Grad eines „Staat lich geprüften Archivars“ verliehen. Diese Verdienste aufzuzählen, fehlt hier der Platz. Nur ein Beispiel viel leicht. Seinem Spürsinn ist es zu danken, daß der Universität wert volle Schätze wiedergegeben wurden. Ende 1956 „inspizierte“ er eines Ta ges einen in Bombennächten des Weltkrieges ausgebrannten Safe, der im Eingangstrakt des Gebäudes in der Ritterstraße stand. Schwarzbe rußte Gegenstände in dort befindli chen Pappkisten entpuppten sich nach ihrer Säuberung als verschie dene, als vermißt geltende Kostbar keiten: Die zwei Zepter des Rektors (die heute im Rektorzimmer hän gen). der sogenannte Prager Schrein, ein Geschenk der Universität Prag zum 500. Jubiläum der Leipziger Alma mater, oder die goldene Rektor kette, die — das gehört zu den vie len Geschichten, welche man sich über Willy erzählt — er später immer persönlich dem Rektor zu diversen Anlässen überbrachte und wie sei nen Augapfel hütete. Einmal wäre er allerdings mit der Kette fast zu spät gekommen. Und als die Delegation das Rektorzimmer betritt, kann er nicht mehr unbemerkt hinaus. Der Delegationsleiter ist der damalige Staatssekretär Prof. Harig, der Willy Lindner in der Ecke ste hen sieht, auf ihn zukommt und ihn begrüßt, „wie es unter Genossen so üblich ist.“ Beide kannten sich von früher. „Die anderen Delegationsmit glieder haben das wohl mißverstan den. Jedenfalls kamen sie alle zu mir, begrüßten mich und gingen dann erst zum Rektor ... Mann, ha ben wir hinterher gelacht.“ So und ähnlich gehen die Geschieh-' ten. Nicht nur an der Universität. Audi im Stadtbezirk Nord war er bekannt „wie ein bunter Hund“. Noch bis vor kurzen ist er abendliche Streifendienste gelaufen („...was soll schon sein, ich kann doch Ka rate...“), hat. im Wohngebiet ange packt. In einem kurzen Porträt muß viel weggelassen werden, aber wie viel wäre noch zu sagen auch über seine vielen Talente, daß er malte, dichtete, Musik liebte, weil er sich für alles interessierte. Öder über sein inniges Verhältnis zu seiner Frau oder die grenzenlose Hingabe für die Kinder und Enkel. Denn das eine hat ihn wohl am meisten ausgezeichnet: echte, tiefe Menschlichkeit. Mathematik und Philosophie - Gedanken nach einer Konferenz Nachwuchswissenschaftler berieten weiteres Vorgehen Prof. Laßner während der Diskussion auf der Konferenz Die Konferenz am 11. Mai, an der Gäste aus zahlreichen Hoch schulen teilnahmen, bildete den bisherigen Höhepunkt der Arbeit der 1979 gegründeten Interessen gemeinschaft, des heutigen Ober seminars zu philosophischen Pro blemen der Mathematik. Am An fang der monatlichen Zusammen künfte standen vor allem Selbst verständigung und Zuarbeit zu Vorlesungen über philosophische Probleme im Mittelpunkt. Hier sei besonders auf die Unterstüt zung durch Prof. Kannegießer von der Sektion Marxismus-Le ninismus hingewiesen. Kräftige Impulse für die inhaltliche Ge staltung unserer Arbeit gingen 1980 von Prof. Gerd Laßners Vor lesungen zum mathematisch-phy sikalischen Weltbild aus. Nun führen weltbildhafte Überlegun gen nicht direkt zu philosophi schen Betrachtungen. Die Diskus sionsentwicklung in der Ausar beitung einzelner Vorlesungsab schnitte zeigten aber, daß der Weg dahin nicht weit ist, ja, daß einzelne Themen, konsequent be trieben. notwendig philosophi sches Denken erfordern. Viel diskutiert: Die Gegenstandsproblematik Ob man es nun z. B. wahr ha ben will oder nicht, Betrachtun gen zum Gegenstand einer Wis senschaft bzw. einer bestimmten Theorie implizieren auch Gedan ken zum Einfluß objektiver und subjektiver Momente der Gegen standskonstitution und ihrer Dia lektik, also philosophische. Wird auf dieser Ebene operiert, selbst dann, wenn nur en passant, so. scheint nicht irgendein Philoso phieverständnis, sondern marxi stisch-leninistisches vonnöten, um nicht hinter Ausgangspunkte z. B. Marx’schen Vorgehens zu rückzufallen, d. h. unzeitgemäße Philosophie zu betreiben. Für die Diskussion um den Gegenstand wäre also auch Marx’ 1. These über Feuerbach zu beachten, wo er darlegt, daß der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus darin bestehe, „daß der Gegen stand ... nur unter der Form des Objekts ... nicht aber als menschliche sinnliche Tätigkeit, Praxis, nicht subjektiv gefaßt wird. So wurde auch auf unserer Konferenz behauptet, der Gegen stand habe nichts mit der Tätig keit zu tun. Jede Wissenschaft sei doch mit Tätigkeit verbunden, also könne man davon absehen und sich nur auf das konzentrie ren, worauf sich diese Tätigkeit richtet. Dies aber seien die realen Verhältnisse in der Natur. Diese würden den Gegenstand der Wissenschaft bilden. Problema tisch sind solche Argumentationen mindestens aus folgenden Grün den. Einerseits wird Natur als „unmenschliche“, nicht durch den Menschen angeeignete ver standen und zum anderen kann der Gegenstand so zwar abstrakt charakterisiert, nicht über be stimmt werden. Ist konkrete Ge genstandsbestimmung aber not wendig, wird jede weitere Be stimmung an Aussagen gebunden sein. In solche Erkenntnisresul tate fließen, da sie als Ergebnis aktiver Wechselwirkung zwischen Sem erkennenden Subjekt und dem Objekt des Erkennens entstehen, also sowohl Objekt als auch Sub jekt auf ihre Formierung Einfluß ausüben, objektive und subjek tive „Elemente“ zugleich ein. Für den Gegenstand gilt nun, daß Aussagen über ihn auch nur als Einheit objektiver und subjekti ver „Elemente“ existieren kön nen, subjektive Tätigkeit deshalb auch nicht eliminierbar erscheint. Für die Bestimmung des Gegen standes der Mathematik werden in der Konsequenz zwar die Aus sagen komplizierter, doch mögli cherweise kann die Diskussion damit aus Sackgassen herausge führt werden. Zu nennen wäre z. B. die oft praktizierte unbe dachte Gegenüberstellung von Mathematik und Wirklichkeit, reale Welt, Realität. Nur, weil der Gegenstand nur unter der Form des Objektes gesehen wird, erscheinen beide Seiten als un vermittelte Gegensätze, die dann irgendwie wieder zusammenge- bracht werden müssen. Probleme, z. B. im Zusammenhang mit Wahrheit und Widerspiegelungs problematik mathematischer Theorien, belegen die daraus ent stehenden Schwierigkeiten. Da mit sei ein Themenkomplex an- gedeutet, den wir in Auswertung der Konferenz zu philosophischen Problemen in Zukunft weiterver folgen wollen. Eingeordnet wer den sollten alle Bemühungen in weitere Klärungen des Verhält nisses von Mathematik und Philo sophie. Zur weiteren Arbeit: Einige Schlußfolgerungen soll ten aus der Konferenz gezogen werden. Schon nach den ersten Beiträgen zeigte sich, daß 20 da von, selbst bei zwei Arbeitskrei sen, einfach zu viel sind. Obwohl die freien Diskussionen interes sant und fruchtbar waren, muß ten sie beinahe immer abgebro chen werden. Zum anderen war das Spektrum der Beiträge in ihrer Gesamtheit zu breit, zu vielfältig angelegt. Mathematik und Dialektik, das Wahrheitspro blem, Beiträge zum Gegenständ, zur mathematischen Form von Gesetzen, das Verhältnis von philosophischen und mathemati schen Auffassungen in der An tike, bei Descartes, Leibniz und Marx, philosophische Fragen bei Norbert. Wiener, Probleme der Mathematik als Sprache der Wis senschaften. Bemerkungen zu Auffassungen von P. Ruben und nicht zuletzt Probleme der An wendung der Mathematik beson ders in der Ökonomie. Die Beiträge sollten sich stär ker auf Fragen des Verhältnisses von mathematischen und philo- sovhischen Auffassungen bezie hen. Aufruf an Interessenten Für uns war die Konferenz mehr Ausgangspunkt als Resultat. Alle Beiträge, die Diskussion mit eingearbeitet, sollen zusammen gefaßt werden. Sie bilden den Grundstock für weitere Aktivitä ten und deshalb rufen wir hier mit alle Interessenten, besonders aus der Sektion Mathematik, zur Mitarbeit auf. Studenten werden im Rahmen von Jugendobjekten ihre philosophisch-weltanschau lichen Kenntnisse ausweiten kön nen, junge Wissenschaftler haben dazu mit Beiträgen im Doktoran denseminar die Möglichkeit. Zu denken sei auch an das marxisti sche Kolloqium an der Sektion Mathematik und vor allem an solche Interessenten, die bisher noch keine Möglichkeit zur Dis kussion ihrer weltanschaulich- philosophischen Fragen und Pro bleme fanden. Interessenten können sich bei H-.P. Gittel und H.-J. Herrler in der Sektion Mathematik sowie bei J. Roloff von der Sektion Marxismus-Leninismus im Hoch haus melden. Text und Foto: Jürgen Roloff
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