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UZ/20 20. Mai 1983 KONZIL ‘83 3 V or dreißig Jahren wurde unserer traditionsreichen Universität durch Partei- und Staatsführung die einzigartige Auszeichnung zu teil, den Namen Karl Marx zu tra gen. Karl Marx zu ehren heißt deshalb gerade für uns, das Karl-Marx-Jahr zum Jahr für hohen Leistungsan stieg in ganz neuen Dimensionen zur allseitigen Stärkung unseres so zialistischen Arbeiter-und-Bauern- Staates zu gestalten, um mit unse rem Fleiß, unserem Wissen und un serer aktiven Tatbereitschaft noch effektiver mitzuwirken, die Strate gie des X. Parteitages in den Stür men unserer Zeit durchzusetzen und den Frieden gegen das die Menschheit bedrohende Abenteu rertum der aggressivsten Kreise der USA und der anderen NATO- Staaten dauerhaft zu sichern. Zur Verwirklichung dieser Marx gemäßen Anforderung an die Wis senschaft, deren Leistungsfähigkeit ein hochgradiges Politikum gewor den ist, verfügen wir über systemei gene Vorzüge, die klug und noch wirkungsvoller eingesetzt, diese Ziel stellung real machen. Dazu gehört die ungebrochene, sich ständig erneuernde Lebens kraft des Marxismus-Leninismus, wie sie gerade auf der Internationa len Karl-Marx-Konferenz in Berlin so begeisternd sichtbar wurde. Dazu gehört die politische Stabili tät des Sozialismus in unserem Lande und die zukunftsorientierte ökonomische Strategie der Partei der Arbeiterklasse, Faktoren, die im Angesicht der krisengeschüttelten Welt des Kapitals an der Trennlinie der Weltsysteme um so schwerer wiegen. Dazu gehört unser Bruderbund mit der Weltfriedensmacht Sowjet union und den anderen Ländern der sozialistischen Gemeinschaft, der der weltverändernden und frie denssichernden Kraft des realen So zialismus immer neue Kräfte zu führt. KONZIL *83 Auszug aus dem Referat des Rektors des Wissenschaftsprofils, aber durch seine Qualität wird die gesellschaft liche Wirksamkeit der Gesamtfunk- tion unserer Hohen Schule und ihre Befähigung zur Regeneration der Wissenschaft — wie jeder zugeben wird — ganz entscheidend geprägt. Stellen wir uns jetzt — zumindest im Ansatz — dem Versuch, strategi sche Orientierungslinien für die wei tere Entwicklung des Forschungspro fils unserer Universität darzulegen. Zunächst zur prinzipiellen Aus gangsposition: Die Aufgabe der Hochschulfor schung ist in der Rede Erich Hon eckers vor den 1. Kreissekretären und im Politbürobeschluß vom 18. März 1980 klar umrissen. Sie muß, heißt es im letzteren, „auf der Grundlage des internationalen Er kenntnisstandes Leistungen brin gen, die das Weltniveau mitbestim- men bzw. bestimmen und zur allsei tigen Stärkung der DDR beitragen.“ Für uns heißt das, unsere Verant wortung für die langfristige Grund lagenforschung voll wahrzunehmen und ihre hochwirksamen Ergebnisse in einem einheitlichen Prozeß so früh und so schnell wie möglich und mit geringstem Aufwand sowie durch neue und originäre Methoden und Wege so überzuleiten, daß sie schungsprofils in der gesellschafts wissenschaftlichen, natur- und agrarwissenschaftlichen und medizi nischen Forschung auf. Im letzten Teil des Referates wur den 6 Aspekte profilbestimmender Leitungstätigkeit auf dem Gebiet der Forschung behandelt. 1. Die in Vorbereitung dieses Kon zils an den Sektionen und in den Fa kultäten erarbeiteten Materialien lassen mich zu folgendem Schluß kommen: Wir sind einen Schritt vor angekommen, aber eben nur einen Schritt, und zwar durch die gedank lichen Anstrengungen jener, die wis sen, daß von der wissenschaftspro filbestimmenden Arbeit, die wir heute leisten, morgen die gesell schaftliche Autorität ihrer Person als Wissenschaftler, ihres Kollek tivs, ja der ganzen Universität ab hängen wird. Aber die strategische Positionsbestimmung der Universi tät über die perspektivischen Ent wicklungstendenzen, der an ihr ver tretenen Disziplinen und ihre stär kere Vernetzung, über die Hin wendung zu neuen Wissensgebieten und Fragestellungen mit starker Wirkung auf das Tempo des wis senschaftlich-technischen und sozia len Fortschritts um Chancen für neue Forschungsrichtungen so früh wie möglich zu erkennen und wahr auch immer — für unser Land am vorteilhaftesten und am erfolgver sprechendsten ist, auf Gebiete also, die wissenschaftlichen Durchbruch erwarten lassen. Wir haben diese Frage schon auf dem Konzil 1981 aufgeworfen. Aber der Bereich Ge sellschaftswissenschaften plant 1983 für die 90 zentralen Themen immer noch nur 2,42 VbE Kapazität pro Thema ein und für die übrigen 199 Themen 1,42 VbE pro Thema, und der Bereich Medizin liegt mit 2,5 VbE für die nahezu 100 getrennt ge planten Forschungsaufgaben nur einen Deut besser. Günstiger ist die Tendenz im Bereich Agrar- und Na turwissenschaften mit 4,9 VbE je Staatsplanleistung. Ich hatte auf der V. Hochschul konferenz den sowjetischen Physi ker Kapitza zitiert, ich will das Zi tat in diesem Zusammenhang wie derholen, weil ich diese Aussage von grundsätzlicher Bedeutung halte, und weil sie — wie mir scheint — längst nicht bei allen, die bei uns für Forschung Verantwor tung tragen, ins Bewußtsein gedrun gen ist. Er sagt aus der Erfahrung eines der weltbesten Physiker her aus: „Die aktive Periode in einem be liebigen Bereich der Wissenschaft, der gerade einen Durchbruch zu 2. mehr konkrete Initiativen von allen Forschungskollektivleitern und den staatlichen Leitern der Sek tionen, Institute und Kliniken. Und 3. muß und wird die Univer- sitätsleitung neue Planelemente ein bringen, um die interdisziplinäre Forschung aus ihrer mehr oder weniger fakultativen, unverbindli chen Form dort „hauptamtlich“ mit allen sich daraus ergebenden Kon sequenzen anzusetzen, wo „große“ Themen, wie z. B. — die Krieg- Frieden-Frage — den Horizont ein zelner Wissenschaften überschrei tet. 4. Wenn wir von diesem Konzil ausgehend die Diskussion um die weitere Präzisierung des For schungsprofils der Universität bis zur Entscheidungsvorbereitung vor antreiben wollen, dann gehört dazu als Teilaspekt von größter ökonomi scher und politischer Relevanz die Beantwortung der Frage nach der Exportfähigkeit unserer geistigen Produktion mit dem Ziel, das Anse hen unserer Wissenschaft im Aus land zu mehren und Valuta für un sere Volkswirtschaft zu erwirtschaf ten. Das von der Universität unterbrei tete Angebot ist weit gespannt und schließt das Angebot von Gutach Und dazu gehört — wie es Erich Honecker auf der 5. Tagung des Zentralkomitees ausdrückte — unser ganzer sozialer Besitzstand, insbe sondere die Leistungskraft und die dynamischen Qualitäten unserer Volkswirtschaft als seine Grund lage. Diese Faktoren, diese entscheiden den Voraussetzungen und Bedin gungen für die Realisierung hoher Ansprüche, schlagen in vollem Maße auch an unserer Universität zu Buche. Genosse Prof. Hager hat in seinem Karl-Marx-Vortrag am 5.Mai in der Kongreßhalle die Lei stungen unserer Universität seit der Namensgebung hoch gewürdigt und den Dank und die Anerkennung der Partei- und Staatsführung ausge sprochen. Beauftragt, diese Wert schätzung weiterzugeben, möchte auch ich von diesem Konzil aus den vielen Arbeitern, Angestellten, dem medizinischen Personal, unseren Studenten und Wissenschaftlern, al len, die ihr Bestes geben, um das na tionale und internationale Ansehen Unserer Karl-Marx-Universität zu mehren, herzlichen Dank sagen. Es erfüllt schon mit Freude, dabeizu sein und mitzuerleben, wie sich die ses politisch und fachlich bewährte Kollektiv immer von neuem unter Führung der Parteiorganisation den Herausforderungen des Sozialismus stellt. Die beeindruckende Entwicklung unseres Potentials in den vergange nen 30 Jahren ist überzeugender Ausdruck der Übereinstimmung von Sozialismus und Wissenschaft Und ihrer ständigen Förderung durch die Partei- und Staatsfüh rung. Aber mit dieser Kennzeichnung unserer Ressourcen ist noch nicht allzu viel über das Leistungsniveau unseres Potentials ausgesagt, und wie es zu gestalten und einzusetzen ist, damit es die gegenwärtigen und künftigen Anforderungen der so zialistischen Gesellschaft mit prog- ressierender Leistungskraft zu be wältigen vermag, und zwar ent sprechend der Einschätzung Erich Honeckers auf der Internationalen Marx-Konferenz, daß der Sozialis mus größere Möglichkeiten für die Effektivität der Wissenschaft bietet, als bisher ausgeschöpft wurden. Die Fragestellung ist so komple xer Natur, daß ich sie auf unserem Konzil nur unter einem, allerdings wie mir scheint sehr grundlegenden Aspekt, angehen möchte: der lang fristigen und planmäßigen Vervoll kommnung des Wissenschaftsprofils der Karl-Marx-Universität zu einer modernen, mit den Erfordernissen des reifen Sozialismus korrespon dierenden Universitas litterarum als maßgebende Voraussetzung für eine intensiv erweiterte Reproduktion der Leistungsfähigkeit unseres Wis senschaftspotentials. Nun ist das Wissenschaftsprofil unserer Universität eine Größe mit mindestens vier funktionellen Be stimmungen, deren jeweilige qualita tive Spezifik und Interdependenz unter den neuen Erfordernissen längst noch nicht ausgelotet sind. Nach Bemerkungen zum Lehr und Weiterbildungsprofil sowie zum Profil der medizinischen Betreuung wandte sich der Rektor dem For schungsprofil der Universität zu. Es ist nicht so breit gefächert, wie die anderen funktionellen Elemente Strategische Orientierungen für die Entwicklung des Forschungsprofils der Karl-Marx-Universität als Spitzenleistungen in größtmögli cher Breite „die Produktivität gan zer Prozesse auf ein höheres Niveau heben und wirkungsvoll die ge samte Volkswirtschaft beeinflus sen“. (H. Hörnig) Mißt man das von uns in der For schung Erreichte — und es ist wahr lich nicht wenig, wie wir noch se hen werden — an dieser kompro mißlos auf Spitzenleistung ausge richteten Auffassung von der Wis senschaft — die übrigens jede künst liche Trennung von Grundlagen- und angewandter Forschung strikt verbietet — dann wird sofort klar, daß wir ohne Zeitverzug daran ge hen müssen, unser Forschungsprofil zu optimieren. Zwei Aspekte sind dabei von grundsätzlicher Bedeutung: Das ist erstens die schonungslose Bewer tung der Leistungen der an der Uni versität vertretenen Forschungsrich tungen und ihre Profilierung ent sprechend der Entwicklung der Wis senschaft in der Welt und den kon kreten gesellschaftlichen Erforder nissen und Bedingungen in der DDR. Wir bekennen uns dabei nach drücklich zu einer flexiblen Konti nuität, weil sie eine entscheidende Voraussetzung ist, tragfähigen wis senschaftlichen Vorlauf für die rechtzeitige Lösung heranreifender Probleme zu schaffen. Und das ist zweitens die Pflicht je des Forschungskollektivs, aus den Forschungsrichtungen Fragestellun gen von wissenschaftlichem Rang abzuleiten, deren konzentrierte Be arbeitung den notwendigen For schungsvorlauf sichert. Denn die Er fahrungen der Besten zeigen, daß die Effektivität der Forschung nicht schlechthin von der Forschungsrich tung bestimmt wird, da wäre das Problem zu weitmaschig gesehen, sondern von der Tiefgründigkeit der abgeleiteten Fragestellung. Um diese zu erkunden und zügig zu be arbeiten, ist vieles erforderlich, so u. a. eine fundierte Kenntnis der ent scheidenden Trends der internatio nalen Wissenschaftsentwicklung und der gesellschaftlichen Bedürf nisse im eigenen Land, originelle theoretische und methodische Denk richtungen im eigenen Kollektiv und eine gemeinsame Entwicklungs strategie mit den wesentlichsten Praxispartnern, insbesondere den Kombinaten, als eine Bedingung von zunehmendem Gewicht für er forderliche Profilierungsmaßnah men im Bereich des Forschungspo tentials, und natürlich eine hohe Ka- derqualität. In Auswertung dieses Materials zeigte der Rektor Orientierungsli nien für die Präzisierung des For zunehmen, entsteht nicht als Ne benprodukt der laufenden Arbeit. Hier ist mehr vonnöten, und zwar mindestens — ich beziehe mich zu nächst nur auf die Themenfindung — prognostisch-analytische Erkun dungsarbeit als eigenständige Auf gabe jedes Forschungskollektivs, ins besondere seiner qualifiziertesten Experten und rechtzeitige Kon taktaufnahme mit den zentralen wis senschaftlichen Gremien und mit den möglichen Auftraggebern über die Tragfähigkeit der erkundeten Problemstellung als potentielle Spit zenleistungen und ihre Nutzungs möglichkeiten bei gleichzeitiger Einschätzung der zu erwartenden ge sellschaftlichen Effektivität. Sich dieser strategischen Aufgabe zu stellen — die fachliche Kom petenz und politische Klarsicht gleichermaßen erfordern —, ist die erste Forderung, die ich an jedes Kollektiv und insbesondere seine Leiter von diesem Konzil aus stelle. Denn das Aufgreifen neuer Trends der Wissenschaftsentwicklung und neuer Erfordernisse der Praxis kann nicht primär durch die Bil dung immer neuer Struktureinhei ten aufgefangen werden, sondern eigentlich nur noch durch die be stehenden Lehrstühle und For schungsgruppen, deren Profil aller dings durch die Kreativität und die profunde Sachkenntnis ihrer Leiter so dynamisch gestaltet werden muß, daß es der Dynamik der Gesell- Schafts- und Wissenschaftsentwick lung gewachsen ist. Mehr anwen dungsbereites und ökonomisch trag fähiges Wissen für die Praxis bereit zustellen und dazu den Erkenntnis gewinn beständig im Vorlauf zu si chern, ist heute der wichtigste Auf trag an jedes Forschungskollektiv. Sie müssen vor allem dazu beitra gen, daß die Universität auch in Zu kunft so eine Art Aussichtsturm ist, von dem aus die Aufgaben der Wis senschaft früh entdeckt und aufge griffen werden. 2. Es wird von erfahrenen Hoch schullehrern immer wieder die Auf fassung geäußert — und ich folge dieser Meinung: Eine Universität muß, um ihrer Verantwortung für die Lehre, die Weiterbildung und die Entwicklung der Disziplinen ge recht zu werden, über ein möglichst breites Forschungsprofil verfügen. Und in der Tat: Man kann auch nicht einen unserer Lehrstühle von der Pflicht zu forschen entbinden. Aber der Vorstoß zu stabilen inter nationalen Spitzenpositionen ist nur aus dieser Sieht kaum möglich. Ohne daß ee radikale Umgestal tung der bisherigen Forschung an gestrebt wird, ist da schon stärkere Konzentration der Kräfte und der Aufwendungen auf solche Gebiete erforderlich, deren vorrangige Be arbeitung — aus welchen Gründen neuen Erkenntnissen- erzielt hat, dauert nicht länger als fünf bis zehn Jahre. Häufig sei aber zu be obachten, daß in einem wissen schaftlichen Institut danach keine Umgruppierung der Kräfte erfolgte, daß sie gewissermaßen im ,Stel lungskrieg“ gebunden blieben, an statt in Frontbereiche’ überführt zu werden, wo gerade ein neuer Durch bruch vorbereitet wird. Wenn die Arbeit in einem Institut diese Fle xibilität nicht mehr besitzt, ist auch das ein Zeichen des Absterbens wichtiger Lebensfunktionen.“ Prüfe jeder Leiter ganz I ehrlich und ohne Augenzwinkern, ob in sei nem Verantwortungsbereich diese „Lebensfunktion“ kräftig pulsiert und sein Potential an der Oberkante seines Leistungsvermögens konzen triert ist. Dazu gehört — und hier ist ein ernstes Wort am Platz — die stär kere Konzentration der Graduie- rungsforschung auf neue „Frontbe reiche“ und der rigorose Kampf da für, daß die Graduierungsarbeiten vom Diplom über die Promotion A bis zur Promotion B planmäßig erbracht werden. Aber seit Jahren ist folgende Ten denz zu beobachten: Die Forschungs pläne werden erfüllt, aber fast die Hälfte aller geplanten Promotionen kommen mit zum Teil mehrjähriger Verspätung. 3. Seit dem Politbürobeschluß vom 18. März 1980 wird die Dis kussion um den verstärkt interdis ziplinären Einsatz des Wissen schaftspotentials immer heftiger ge führt: in der Zeitschrift für Philoso phie, im „Spectrum“ und neuerlich durch Genossen Prof. Schirmer im „Hochschulwesen“. Es gibt auch Fortschritte an unse rer Universität. Aber man sollte sie keinesfalls überbewerten. Erforder liche Zusammenarbeit zwischen Teil- oder Subdisziplinen einer Mut- terdisziplin ist bei weitem noch keine interdisziplinäre Kooperation. Und die interdisziplinären Ansätze in unseren Zentren sind zwar ermu tigend, jedoch nicht umwerfend. Aber der Sozialismus braucht drin gender denn je die fruchtbare Ver bindung zwischen den Gesell- Schafts- und Naturwissenschaften, um sein Wesen zu entfalten und seine Ziele zu verwirklichen, er be nötigt diese multimethodische Kooperation bei dem Beackern von Problemfeldern, die für seinen wei teren Fortschritt von herausragen der Bedeutung sind. Und wer an ders als die Akademie der Wissen schaften und die Universitäten soll ten hier die Maßstäbe setzen? Um den erforderlichen Entwick lungsschub zu erreichen, brauchen wir 1. weit mehr Impulse von unse ren nicht zuletzt deshalb gegründe ten Zentren und Arbeitskreisen, ten, • Studien, Experteneinsätzen, Lehrgängen, Lehrbriefen, EDV- Programmen, den Export von Gerä ten und Feinchemikalien sowie Lei stungen in der hochspezialisierten medizinischen Betreuung ein. Aber nun muß das Leistungsangebot ab rufbar gemacht, und die Spon taneität durch eine geplante Ex portstrategie an jeder wissenschaft lichen Einrichtung der Universität ersetzt werden. 5. Auch für die materiell-tech- nische Basis der Forschung gilt, daß ihre Qualität eine wichtige Bedin gung für die Erhöhung des Lei stungsniveaus des Forschungspoten tials ist. An der Karl-Marx- Universität wurden in den letzten 3 Jahrzehnten große Anstrengungen unternommen, um parallel zur Er weiterung des Kaderbestandes der Wissenschaft auch die materiell- technischen Voraussetzungen für eine leistungsfähige Forschung zu schaffen. Dennoch entsprechen Um fang und Niveau der bedeutend er weiterten materiell-technischen Vor aussetzungen noch nicht den ge wachsenen Erfordernissen. Um die Lücke zu schließen, müssen wir zuerst und vor allem weit gezielter als bisher eigene Leistungsreserven mobilisieren. Der Rektor führte als Beispiele das ORZ, die Universitätsbibliothek und den Wissenschaftlichen Gerä tebau an. Zu Letzterem bemerkte er: Jeder weiß, wissenschaftliche Geräte sind elementare Vorausset zungen für die erfolgreiche Gestal tung von Forschung und Lehre in den experimentellen Agrar-, Natur- und medizinischen Wissenschaften. Dabei ist zu unterscheiden zwischen Routinegeräten und Bausteinen, die industriell zu fertigen sind, und uni kalen Großgeräten für ganz spezifi sche Bedürfnisse bestimmter For schungsaufgaben, die durch hoch spezialisierte Werkstätten realisiert werden. Zur Sntwicklung beider Ge rätegruppen haben wir an der Karl- Marx-Universität einen Beitrag zu leisten, der alles bisher Erreichte weit übertreffen muß. Was die Gruppe der Routinege räte und Bausteine anbetrifft, hat der Genosse Minister die Entschei dung- getroffen, an verschiedenen Bereichen des Hochschulwesens Zen tren des Wissenschaftlichen Gerä tebaus zu errichten, um den Gerä tebau für Dritte zu forcieren und eine wichtige Etappe auf dem Wege der umfassenden industriellen Fer tigung einzuleiten. In diesem Sinne ist die Gründung der „Zentralen Ab teilung für wissenschaftlichen Gerä tebau“ an unserer Universität mit ihrer Konzentration auf die Gebiete Analytik und Spektroskopie und der engen Kooperation mit der Zentral werkstatt für wissenschaftlichen Ge rätebau am Bereich Medizin, die in der kurzen Zeit ihrer Existenz auf beachtliche Leistungen zurückblik- ken kann, von außerordentlicher Be deutung. Das gilt auch für die Neu- und Weiterentwicklung unikaler Spit zengeräte mit hohen Exportqualitä ten. Wie diese Aufgabe zu packen ist, hat die Sektion Physik auf Anre gung von Dekan Pfeifer bewiesen. Hier wurde ein Spitzengerät mit neuen schaltungstechnischen Ver fahren entwickelt, das inzwischen sowohl im Ausland als auch von der Chemischen Industrie für Routine messungen an in der DDR produzier ten Zeolithen genutzt wird. Ich stelle deshalb als weitere For derung des Konzils, das Wechsel spiel zwischen Ideen- und Me thodenfindung, Gerätebau und Ein satz der Forschungstechnik, für das es in der Geschichte unserer Uni versität — allein wenn wir an Wil helm Ostwald und Gustav Hertz denken — so hervorragende Bei spiele gibt, ausgehend vom interna tionalen Stand ohne Zeitverzug zu intensivieren, und alle konzeptionel len Voraussetzungen mit einem hochklassigen Leistungsangebot als Kern zu schaffen, auch damit das für nach 1985 vorgesehene Techni kum Analytikum zu einer technolo gischen Größe der Karl-Marx- Universität wird, die den Kampf ausgewählter Hauptlinien der Na tur-, Agrar- und medizinischen For- schung um Spitzenleistungen maß gebend befördert. 6. In diesem Falle wirklich last but not least — lassen sich Wissen schaftsentwicklung im allgemeinen und die Umsetzung des präzisierten Forsehungsprofils in Weltstandsbe stimmende Leisturgen im besonde ren nur realisiereA, wenn die Arbeit auf wissenscksaftskonzeptionellem Gebiet synchron gestaltet ist mit strategisch angelegter Kaderarbeit. Ich möchte die Diskussion zu die ser Lebensfrage für die Universität — denn ohne die ständige Erneue rung und Verjüngung durch lei- stungsfhige junge Kräfte ist der Fortschritt der Wissenschaft nicht zu sichern — durch ein Wort an die älteren und eines an die jüngeren Wissenschaftler flankieren. Zunächst zu meiner Generation: Ich halte es für eine der be- glückendsten Seiten meiner drei Amtsperioden, Kollegen begegnet zu sein, die es verstanden haben, Schüler um sich zu scharen, um durch die Kontinuität hoher Kader qualität die Kontinuität internatio nal ausgewiesener wissenschaftli cher Leistungskraft ihres Lehr stuhls zu sichern. Der Rektor nannte die Professo ren E. Werner (Geschichte), G. Fa- biunke (Wirtschaftswissenschaften), A. Lösche (Physik), H. Beckert (Ma thematik), G. Wagner (Biowissen schaften) und M. Herbst (Medizin). Den jungen und künftigen Wis senschaftlern möchte ich auf diesem Konzil im Karl-Marx-Jahr folgen des ans Herz legen: Dringen Sie noch tiefer in die gei stige Werkstatt, in das Gedanken laboratorium, in das gesamte Le- benswerk von Karl Marx ein, um es sich als Rüstzeug für eigenes politi sches und fachliches Tun anzueig nen. Machen Sie sich vertraut mit dem ungeheuren Fleiß, der strengen Arbeitsdisziplin, der hartnäckigen Ausdauer in der Bearbeitung wis senschaftlicher Probleme und mit den Methoden der wissenschaftli- - chen Arbeit von Karl Marx. Beachten Sie, daß die von Karl Marx erarbeitete und von ihm so ge nial beherrschte materialistisch dialektische Methode zugleich eine weltanschauliche Methode ist, die Persönlichkeiten gebietet, die die Mühen, Strapazen und den Willen, die ein dialektisches, also revolutio näres Denken und Handeln verlan gen, nicht scheuen. Schulen Sie sich an dem Marxschen Erkundungs drang, seiner wissenschaftlichen Ent deckerfreude und seiner Besessen heit, in die Methodik möglichst vie ler Disziplinen einzudringen. Halten Sie wie Karl Marx Ein kehr bei der Geschichte der Ideen, als unverzichtbare Wegstrecke ihrer wissenschaftlichen Profilierung, und sammeln Sie eigene politische und wissenschaftliche Erfahrungen in immer wiederkehrender prakti scher Bewährung als dem eigentli chen Nerv der Wissenschaft. Und beachten Sie: Immer schon bestand die Qualitätsprobe eines Wissenschaftlers darin, über das schon aufgeschriebene Wissen hin auszudrängen und neue Daten zu finden, neue Quellen zu sichern, neue Beweise anzutreten. Führen wir diese Worte an die Äl teren und die Jüngeren auf den Punkt zusammen, dann ergibt sich daraus als Konsequenz, daß Spitzen leistungen in Lehre und Erziehung, in Weiterbildung und Forschung nur durch die fortwährende Regene ration der Wissenschaft möglich sind. Ältere Wissenschaftler, wis senschaftlicher Nachwuchs und die junge Generation der Studenten ste hen allesamt in ihrer spezifischen Verantwortung. Jede Generation hat dabei ihre jeweilige Stärke voll zur Geltung zu bringen und in einem geistig produktiven Verhält nis zueinander ein solch streitbares Klima zu schaffen, für das es nur ein Ziel gibt: den Kampf um höch ste Leistungen zur Stärkung unserer sozialistischen Heimat. Stellen wir uns gemeinsam dieser Verantwortung!