Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 3.1959
- Erscheinungsdatum
- 1959
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-195900005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19590000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19590000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 3.1959
-
- Ausgabe Nr. 1, 09.01.1959 1
- Ausgabe Nr. 2, 23.01.1959 1
- Ausgabe Nr. 3, 06.02.1959 1
- Ausgabe Nr. 4, 21.02.1959 1
- Ausgabe Nr. 5, 07.03.1959 1
- Ausgabe Nr. 6, 21.03.1959 1
- Ausgabe Nr. 7, 03.04.1959 1
- Ausgabe Nr. 8, 10.04.1959 1
- Ausgabe Nr. 9, 17.04.1959 1
- Ausgabe Nr. 10, 24.04.1959 1
- Ausgabe Nr. 11, 01.05.1959 1
- Ausgabe Nr. 12, 08.05.1959 1
- Ausgabe Nr. 13, 15.05.1959 1
- Ausgabe Nr. 14, 23.05.1959 1
- Ausgabe Nr. 15, 30.05.1959 1
- Ausgabe Nr. 16, 06.06.1959 1
- Ausgabe Nr. 17, 15.06.1959 1
- Ausgabe Nr. 18, 22.06.1959 1
- Ausgabe Nr. 19, 29.06.1959 1
- Ausgabe Nr. 20, 06.07.1959 1
- Ausgabe Nr. 21, 13.07.1959 1
- Ausgabe Nr. 22, 20.07.1959 1
- Ausgabe Nr. 23, 27.07.1959 1
- Ausgabe Nr. 24, 03.08.1959 1
- Ausgabe Nr. 25, 10.08.1959 1
- Ausgabe Nr. 26, 17.08.1959 1
- Ausgabe Nr. 27, 24.08.1959 1
- Ausgabe Nr. 28, 01.09.1959 1
- Ausgabe Nr. 29, 07.09.1959 1
- Ausgabe Nr. 30, 15.09.1959 1
- Ausgabe Nr. 31, 22.09.1959 1
- Ausgabe Nr. 32, 30.09.1959 1
- Ausgabe Nr. 33/34, 06.10.1959 1
- Ausgabe Nr. 35, 22.10.1959 1
- Ausgabe Nr. 36, 26.10.1959 1
- Ausgabe Nr. 37, 03.11. 1959 1
- Ausgabe Nr. 38, 10.11.1959 1
- Ausgabe Nr. 39, 16.11.1959 1
- Ausgabe Nr. 40, 24.11.1959 1
- Ausgabe Nr. 41, 30.11.1959 1
- Ausgabe Nr. 42, 08.12.1959 1
- Ausgabe Nr. 43/44, 16.12.1959 1
-
Band
Band 3.1959
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Unser Beitrag zur Verwirklichung des neuen Schulgesetzes Erziehung sozialistischer Lehrer „Erzieht sozialistische Lehrer für die allgemeinbildende polytech. nische Oberschule“ — unter die ser Losung stand eine Kon ferenz zu Fragen der polytechnischen Ausbildung der Lehrerstudenten, die am 3. und 4. Dezember im Forsthaus Raschwitz stattfand. Diese vom Insti tut für Pädagogik in Zusammenar beit mit dem Staatssekretariat für Hoch, und Fachschulwesen veranstal. tete Konferenz gehörte zu der Viel zahl von wissenschaftlichen Veran- staltungen im Rahmen der 550-Jahr- feier unserer Karl-Marx-Universität und stellte gleichzeitig einen Beitrag zur Diskussion um das neue, von der Volkskammer angenommene Schul gesetz dar. Als der stellvertretende Direktor des Instituts für Pädagogik, Professor Eichler, die Tagung eröffnete, konnte er unter den rund 320 Teil nehmern neben Vertretern der Be zirksleitung der SED. des Staats sekretariats für das Hoch- und Fach schulwesen, der Universitäten, päd agogischen Institute und Institute für Lehrerbildung, der Organe für Volks bildung, neben Arbeitern und Funk tionären vieler volkseigener Betriebe und landwirtschaftlicher Produk tionsgenossenschaften und einer gro ßen Zahl von Lehrerstudenten unse rer Universität auch Professor Dr. Bartecki aus Warschau be grüßen. Nachdem der Prorektor für Stu- dienangelegenheiten, Dr. Möhle, der Tagung die Grüße von Rektor und Senat übermittelt hatte, ergriff Professor Hugo Müller, Direktor des Instituts für Pädagogik, das Wort zum Hauptreferat der Tagung. Er legte dar, w ’e die Aufgaben, die der Siebenjahrplan dem Volksbildungs wesen in unserer Republik stellt, auf die Lehrerbildung ausstrahlt und von ihr in Inhalt und Form neue Wege des Lehrerstudiums fordert. Somit ist es natürlich, daß sich diese Konferenz vor allem auf die Probleme des neu eingeführten kombinierten Lehrerstu diums, wie es mit dem ersten Stu dienjahr der Lehrerstudenten, die noch keine Produktionserfahrung be sitzen, gegenwärtig erprobt wird, konzentrieren mußte. Professor Mül ler legte dar, daß es darauf ankommt, die ideologischen Probleme und nicht in erster Linie organisatorische Fra gen des kombinierten Lehrerstudiums zu diskutieren. In der Folge sprach ssor Müller über die Schwer fragen, die sich aus den bisheri- rfahrungen mit dem kombinier- tudium ergaben: 1. Das kombinierte Studium für Lehrer ist grundsätzlich zu bejahen. Das zeigt auch die Meinung der Studenten. 2. Entscheidende Bedeutung für den Erfolg der polytechnischen Ausbildung der angehenden Lehrer kommt dem richtigen Verhältnis von theoretischer Unterweisung und praktischer, produk tiver Arbeit zu. 3. Der erzieherische Erfolg der neuen Form des Lehrerstudiums im ersten Studienjahr wird deutlich an der guten Entwicklung der Seminargruppen zu Kollektiven und ihrer gesellschaftlichen Arbeit. 4. Es kommt darauf an, das Studium praxisbezogen zu gestalten und die vor gesehene Stundenzahl nicht zu über schreiten. wie das gegenwärtig teilweise von verschiedenen Fachinstituten unse rer Universität noch geschieht. Wird dieser Forderung Rechnung getragen, dann können einige zur Zeit noch auf tretende U eberlastungserscheinungen beseitigt werden. 5. Künftig muß größter Wert darauf gelegt werden, alle Studenten vor Auf nahme des Studiums mit der neuen Studienform vertraut zu machen. Insgesamt muß man betonen, daß der Sinn des kombinierten Studiums in der Herstellung einer dialektischen Einheit von theoretischem Studium, produktiver Arbeit und polytechni- scher Ausbildung besteht. Dieses Prinzip gilt nicht nur für das erste Studienjahr, wenngleich es zunächst hier erprobt wird. Darüber hinaus legen wir größten Wert darauf, daß die Arbeiterklasse auf den -künftigen Erzieher ihrer Kinder schon während des Studiums direkten Einfluß neh men muß. Es ist im Rahmen dieses ersten die Tagung einschätzenden Artikels nicht möglich, auf alle im Referat dar gelegten Probleme näher einzugehen. In Gesprächen mit verschiedenen Ta gungsteilnehmern und in der Diskus sion kam zum Ausdruck, daß dieses Referat ausgezeichnete Aufnahme fand und eine Fülle von Problemen, die alle Lehrerbildungseinrichtungen bewegen, enthielt. Die eineinhalbtägige Diskussion, in der 28 Diskussionsredner zu Wort kamen und mehrere Teilnehmer ihre Beiträge der Tagungsleitung schrift lich überreichten, spiegelte sich das rege Interesse für das Anliegen der Tagung wider. Wissenschaftler, Ar beiter und Studenten gaben wertvolle Erfahrungsberichte über die gelei stete Arbeit und gleichzeitig wichtige Anregungen zur Verbesserung des kombinierten Studiums. Es soll an dieser Stelle nur der Beitrag von Herrn Nationalpreisträger Professor Dr. Wolf (Direktor des Anorganisch- Chemischen Instituts) erwähnt wer den, in dem er das kombinierte Stu dium für Lehrerstudenten begrüßte (Fortsetzung von Seite 1) Besondere Beachtung erfuhren ent sprechend den dringenden Erforder nissen der Praxis die Probleme des wissenschaftlichen Höchststandes der Erzeugnisse und Produktionsverfah ren sowie die Entwicklung und Aus sagefähigkeit von Kennziffern zum Ermitteln des ökonomischen Nutzens von Rekonstrukti onsmaßnahmen. Hier wurden insbesondere wichtige prak tische Erfahrungen über die Verkür zung der Konstruktionszeiten durch planmäßige Organisation und kollek tive Arbeit vermittelt und metho dische Hinweise für das Bestimmen des Weltniveaus für einzelne Erzeug nisse gegeben. In Auseinandersetzung mit verschiedenen Auffassungen, wie der Nutzen von Rekonstruktionsmaß- nahmen ermittelt werden kann, Kam übereinstimmend zum Ausdruck, daß eine allseitige Beurteilung des Nutz effektes notwendig ist. Ein Beschrän ken auf Wertkennziffern wurde als unzureichend erachtet. Beim Behandeln der Arbeitskräfte Probleme wurde nochmals hervor gehoben, daß die Lösung der umfang reichen Aufgaben der Rekonstruktion eine breite Entfaltung der Massen initiative erfordert. Es gilt besonders, die neuen Formen des sozialistischen Wettbewerbes zu fördern. Darüber hinaus Sind die Probleme des umfas senden Qualifizierens und des Ver besserns der bisherigen Grundsätze der Arbeitsbewertung zu lösen. Die Schwerpunkte der weiteren wissenschaftlichen Arbeit sind neben dem stärkeren Koordinieren der For schungstätigkeit die Konzentration auf die Hauptprobleme der sozialisti schen Rekonstruktion — insbesondere Ermittlung des Nutzeffekts —und das schnelle Einführen der Forschungs ergebnisse in die Praxis. und empfahl, im nächsten Semester für das 1. Studienjahr ein einführen des Seminar unter Einbeziehung von Kollegen aus den Betrieben zu Grundfragen der Chemie durchzu führen. Eine allgemeine Forderung, die in sehr vielen Diskussionsbeiträ gen auftauchte, besteht darin, eine Methodik der Grundlehrgänge zu ent wickeln. Weiterhin sprachen sehr viele Dis kussionsredner, besonders aus den Betrieben mit großer Herzlichkeit da_ von, wie sich die Studenten durch ihre Arbeit bei den Arbeitern Ach tung und Vertrauen erworben haben. Dieser Faktor zeigt uns, wie nützlich die Arbeit im Betrieb für die sozialistische Entwicklung des Be wußtseins bei unseren Studenten ist. Selbst wenn man noch unmittelbar unter dem Eindruck der soeben zu Ende gegangenen Konferenz steht, so kann man sich doch der Einschätzung, die Professor Müller im Schlußwort gab, daß die Tagung ihr Anliegen er füllte, anschließen. Es wird der gründlichen Auswertung in den näch sten Tagen und Wochen bedürfen, um die zahlreichen Anregungen zu durchdenken und dadurch zu einer weiteren Verbesserung der Lehrer ausbildung beizutragen. Verwirkli chen wir die Gedanken der Konfe renz, verbessern wir dadurch die po lytechnische Ausbildung unserer Leh rerstudenten, so werden wir unserer Hauptforderung, die die Gesellschaft an uns stellt, sozialistische Lehrer für die allgemeinbildende polytech nische Oberschule auszubilden, ge. recht werden. Horst Wenge Mit der Konferenz wurden neue Ansatzpunkte für die sozialistische Gemeinschaftsarbeit zwischen den Wissenschaftlern und Praktikern ge schaffen. So beabsichtigen einige Ar beitskreise, ihre Tätigkeit auch nach dem Abschluß der Konferenz fortzu setzen. Insgesamt erfüllte die Konferenz ihre Aufgaben. Es muß jedoch festge stellt werden, daß einige Probleme in der Diskussion nicht genügend zur Geltung kamen. So hätte die füh rende Rolle der Partei der Arbeiter klasse beim Einbeziehen der Werk tätigen in die sozialistische Rekon struktion umfassender herausgearbei tet werden müssen. Die auf dem 5. Bundeskongreß des FDGB darge legten Aufgaben wurden nur zweit rangig behandelt. Desgleichen fanden die Probleme der Kontrolle der Er füllung von Rekonstruktionsmaßnah men nicht die ihnen gebührende Be achtung. Der Dekan der Wirtschaftswissen schaftlichen Fakultät, Genosse Prof. Dr. Schmidt, führte in seinem Schluß- wort aus, daß die Ergebnisse der Kon ferenz schnell und gründlich auszu werten und zu veröffentlichen sind. Die Konferenz hat erneut gezeigt, daß die sozialistische Rekonstruktion die komplizierteste Aufgabe ist, die es jetzt zu lösen gilt. Die Aufgabe der Wirtschaftswissenschaftler besteht darin, die Praxis bei der Durchfüh rung der sozialistischen Rekonstruk tion wirksam zu unterstützen und damit zur Erfüllung des Siebenjahr planes beizutragen. Das sollte u. a. auch dadurch geschehen, daß unserem Patenbetrieb, dem VEB Drehmaschi nenwerk Leipzig, eine größere Höfe seitens unserer Wirtschaftswissen- schaftlichen Fakultät gegeben wird. L. W./K. W. Rekonstruktionsei fahrungen veralgemeinern IN MEMORIAM Prof. Dr. Karl Schneider-Carius Völlig unerwartet verschied am 1. Dezember 1959 der Direktor des Geophysikalischen Instituts und seiner Observatorien Collm und Zingst, Professor mit Lehrstuhl für das Fach Meteorologie, Dr. Karl Schneider-Carius. Das Ziel seiner Ar beit an der Karl-Marx-Universität, deren Ruf er am 1. Februar 1955 folgte, war, die frühere Weltgeltung des Geophysikalischen Instituts un serer Universität auf neuer Grund lage wiederzuerlangen. An einem Universitätsinstitut alle Zweige der Geophysik — die Physik der festen Erde, der Atmosphäre und des Mee res — in Lehre und Forschung ver eint zu sehen, war das Programm, für dessen Erfüllung er rastlos bis zu seinem Tode tätig war. Die Erfah rungen und Erkenntnisse seines ar beitsreichen Lebens boten die begrün dete Aussicht, das gesteckte Ziel zu erreichen. Geboren am 2. Juni 1896 in Bardo wick, Kreis Lüneburg, studierte er von 1914 bis 1921 mit einer Unter brechung während des ersten Welt krieges an der Berliner Universität Mathematik, Physik, Meteorologie, Geophysik und Geographie. Nach seiner Promotion im Jahre 1921 ar beitete er als wissenschaftlicher Assistent am Aeronautischen Obser vatorium Lindenberg. In dieser Zeit führte er mit die ersten regelmäßigen Wetterflüge in Westdeutschland durch, durch die er die grundlegen den Erfahrungen für sein späteres wissenschaftliches Werk, das sich in erster Linie mit der Grundschicht der Atmosphäre beschäftigte, sam meln konnte. Nachdem er 1925 Leiter der Thüringischen Landeswetter warte geworden war, begann er seine Lehrtätigkeit im Jahre 1926 an der Universität Jena, wo er sich 1930 ha bilitierte und 1931 zum a.o. Professor erannt wurde. Später lehrte Prof. Schneider-Carius an den Universitä ten München, Frankfurt und Heidel berg. Nach dem Krieg war Prof. Schnei- der-Carius Mitarbeiter des westdeut schen Wetterdienstes, wo er zuletzt die Leitung der Klimaabteilung inne hatte. Prof. Sehneider-Carius — im mer schon aufgeschlossen und die sich anbahnende gesellschaftliche Entwicklung erkennend — gehörte zu den Wissenschaftlern, die dem Bon ner Staat den Rücken kehrten und in die Deutsche Demokratische Repu blik übersiedelten, zu der er sich auch in der Oeffentlichkeit ehrlichen Herzens bekannte. Die Karl-Marx-Universität konnte sich glücklich schätzen, einen so er fahrenen Praktiker, von dessen wis senschaftlicher Leistung viele Arbei ten und auch Bücher zeugen, als Direktor des Geophysikalischen Insti tuts zu bekommen. Grundzüge der sozialistischen Uni versität, wie die Notwendigkeit einer engen Verbindung der Studierenden zur Praxis waren Hauptanliegen des Verstorbenen, bildeten sie doch eine der wesentlichsten Erkenntnisse aus seinen langjährigen Erfahrungen. Für den parteilosen Gelehrten war es eine große Freude und Anerkennung seiner Bestrebungen, als er zusam men mit anderen Wissenschaftlern Gast des V. Parteitages der Partei der Arbeiterklasse war. Bleibende Verdienste hat sich Prof. Schneider-Carius mit der Gründung des Maritimen Observatoriums Zingst als einer Lehr- und Forschungsstätte für Meereskunde und Maritime Me teorologie im Jahre 1957 erworben. Damit waren erstmalig an einem In stitut alle Hauptzweige der Geophy sik vertreten. Durch seine Initiative wurden die Arbeiten am Geophysi kalischen Observatorium Collm reor ganisiert und neue Forschungszweige — z. B. Physik der Hochatmosphäre — eingerichtet. In jüngster Zeit war es unserem Direktor, Prof. Dr. Schnei- der-Carius, gelungen,für seine Studie- renden und Mitarbeiter Möglichkeiten zu finden, die Vorgänge in der Atmo sphäre vom Flugzeug aus zu studie ren. Auch anderen Zweigen der Meteorologie und Geophysik wid mete er seine Aufmerksamkeit. Vor kurzer Zeit erst war Prof. Schneider-Carius voller Anregungen und positiver Eindrücke von einer Studienreise aus der Sowjetunion zu rückgekehrt. Ihm selbst war die Ver wirklichung seiner weiteren Vor haben nicht mehr vergönnt. Sein großes Ziel konnte er nicht mehr er reichen. Er hat den Weg gezeigt und die Fundamente gelegt. Für uns und seine Mitarbeiter heißt es jetzt, den Weg weiterzugehen und seine Ge danken und Pläne zum Wohle unse res Staates in die Tat umzusetzen. Kollektiv der Wissenschaftler des Geophysikalischen Institutes Ein 4. Dezember 1943 darf sich nie wiederholen Millionenwerte fielen den Bomben zum Opfer / Den Bonner Militarismus bändigen, um den Frieden zu bewahren Am 4. Dezember 1943, als sich die Niederlage der deutschen Imperialisten und Militaristen unter den Schlägen der Sowjetarmee immer mehr abzu zeichnen begann, sank der Großteil der Gebäude der Leipziger Universität bei einem anglo-amerikanischen Luftangriff in Schutt und Asche, ber zweite Welt krieg war das Ergebnis der verbreche rischen Politik der deutschen Imperia listen und Militaristen. Heute, da die selben Kräfte in Westdeutschland atomar rüsten und erneut einen Krieg vorbereiten, mahnt uns der 4. Dezem ber 1943, den Kriegstreibern in den Arm zu fallen und gemeinsam mit allen demokratischen und patriotischen Kräften in Westdeutschland den deut schen Militarismus zu bändigen. Der Aufbau der Unversitätsgebäude hatte sich in langwährenden Etappen vollzogen, die Jahrhunderte umspann ten. Die Vernichtung der Institute und Kliniken, ihrer Büchereien, Sammlun gen und Geräte geschah innerhalb ein und einem halben Jahr. Nach einem leichten Angriff am 20. Oktober 1943 erfolgte ein schwerer Luftangriff auf Leipzig am 4. Dezem ber 1943. Die britische Luftwaffe hatte an diesem Tage 1500 Bombenflugzeuge mit Spreng- und Brandbomben gegen Leipzig eingesetzt. Die Luftwarnung erfolgte sehr spät, so daß viele Men schen beim Beginn des Angriffs, etwa um 3.45 Uhr, die Luftschutzräume noch i nicht aufgesucht hatten. In einem fast pausenlosen Bombenhagel gingen weite Teile des Leipziger Stadtzentrums und des Süd Viertels, der Ost- und Nord vorstadt in Flammen auf oder fielen Sprengbomben zum Opfer. In der gan zen Stadt wurden schwere Verwüstun gen angerichtet. Ohne Rücksicht auf die Markierun gen mit dem Roten Kreuz wurden fast alle Kliniken der Universität zerstört oder beschädigt. Das Universitätsvier- tel am heutigen Karl-Marx-Platz, der Schillerstraße, der Universitätsstraße und der Grimmaischen Straße, ist in dieser Nacht fast restlos untergegangen. Es gab kaum ein Institut oder eine Klinik, wo nicht Schäden festzustellen gewesen wären. So berichtet der da malige Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik, daß er sich bemüht habe, vorher geeignete Schutzräume für seine Patienten zu erhalten; leider ohne Erfolg. Die Patienten mußten, teilweise frisch operiert, den Angriff in behelfsmäßig hergerichteten Kellern überstehen. Die Kinderklinik wurde u. a. auf das Schwerste getroffen. Der Keller des Hauptgebäudes stürzte zu sammen. Die Aerzte und Schwestern retteten aber unter Lebensgefahr fast alle schwerkranken Kinder aus den Trümmern und Flammen. In dem Luftsschutzraum einer Schule, der von Patienten und Schwestern der Kinderklinik aufgesucht worden war, wurden zahlreiche Menschen durch einer. Volltreffer eingeschlossen. Erst in letzter Minute konnten die zum Teil schwerkranken Kinder noch geborgen werden. Die Schwestern mußten die sehr hohen Einzäunungen des Eilenbur ger Bahngeländes übersteigen, um ihre kleinen Schützlinge in Sicherheit brin gen zu können. Drei Schwestern der Klinik fanden am 4. Dezember bei der Ausübung ihres Berufes den Tod. Auch in den anderen Kliniken der Univer sität gab es Verluste unter dem Pflege personal, während die Patienten mei stens gerettet werden konnten. Die Bilanz des 4. Dezember 1943 war für die Universität erschreckend. Die Philosophische Fakultät, Abteilung I (sogenannte Geisteswissenschaften), die Theologische Fakultät und die juri stische Fakultät hatten alle ihre Ein richtungen mit Inventar und Biblio theken verloren. Auch die anderen Fa kultäten hatten schwere Verluste er litten. Was die Flammen und Spreng bomben verschonten, war durch Lösch wasserschäden und einen Kälteeinbruch bei zerstörten Fenstern und Türen er neut gefährdet. Andere Gebäude brann ten, wie z. B. das Mineralogische Insti tut in der Talstraße, von Stockwerk zu Stockwerk weiter, ohne daß die ver zweifelten Löschversuche der Beleg schaft das Verhängnis verhindern konnten. In der Universitätsstraße fraß sich der Brand von einem Haus zum anderen weiter. Nach dem 4. Dezember war Leipzig am 20. 2. 1944, 30. 11. 1944, 27. 2. 1945, 7. 3. 1945, 6. 4. 1945 und 10. 4. 1945 erneut Ziel von Luftangriffen, die auch an den Universitätsbauten immer wieder neue Schäden verursachten. Am 27. 2. 1945 wurde das Universitäts-Rent amt in der Schillerstraße restlos ver nichtet. Besonders am 6. 4. 1945 wur den schlimme Zerstörungen durch Sprengbomben angerichtet. Die Univer sitäts-Bibliothek, bis dahin noch nicht sehr betroffen, wurde zu einem großen Teil in Trümmer gelegt. Auch im Kli nikviertel und bei den naturwissen schaftlichen Instituten gab es erneut schwere Verwüstungen und viele Todes opfer. Zwischen den einzelnen Angriffen versuchten die Universitätsangehörigen Notdächer zu errichten, Glasschäden zu beheben und behelfsmäßige Räume für eine gewisse Tätigkeit der Institute herzurichten. Aber die Voraussetzungen für eine systematische Lehr- und For schungstätigkeit waren kaum noch ge geben. Nach der Katastrophe vom 4. 12. 1943 sind im verstärkten Maße Aus lagerungen von Büchern und Geräten vorgenommen worden. Als die Kampfhandlungen in Leipzig in den Apriltagen 1945 zu Ende gingen und die amerikanischen Besatzungs truppen einzogen, war von der einst mals berühmten und gut ausgestattelen Universität nicht mehr viel übriggeblie ben. Von den 103 selbständigen Univer sitätseinrichtungen (Behörden, Insti tuten und Kliniken) waren nur etwa 16 ohne nennenswerte Schäden davon gekommen. 87 Universitätseinrichtun- gen waren entweder vollkommen zer stört oder so schwer beschädigt, daß die normalen Funktionen kaum ausge übt werden konnten. Die amerikani schen Behörden, denen von Anfang an klar war, daß Leipzig zur damaligen sowjetischen Besatzungszone gehören würde, haben den Wiederaufbau nicht unterstützt, im Gegenteil, sie ver schleppten noch eine große Anzahl Wissenschaftler kurz vor ihrem Abzug. Im Gegensatz dazu haben es die sowje tischen Besatzungsbehörden vom ersten Tag an als ihre Pflicht angesehen, der Universität bei der Beseitigung der schlimmsten Schäden an den Universi tätsgebäuden zu helfen, um die Voraus setzungen für die baldige Wiedereröff nung zu schaffen. Unter der Arbeiter-und-Bauern-Macht wurden die zerstörten Institute und Einrichtungen der Universität zum gro ßen Teil wieder aufgebaut und neue, modern und großzügig eingerichtete In stitute kamen hinzu. Unsere Karl-Marx- Universität erreichte eine nie gekannte Blüte. In der DDR dient die Wissen schaft dem sozialistischen Aufbau, d. h. dem Wohle des werktätigen Volkes und dem Frieden. Forschung und Lehre hel fen. die großen Ziele des Siebenjahr planes zu erfüllen und tragen dazu bei, die Lebensfrage der deutschen Nation, die Bändigung des deutschen Militaris mus, zu lösen. So schaffen wir die Vor aussetzungen. damit sich die Schrecken des 4 Dezember 1943 nie wiederholen. Harro Walde Universitätszeitung, 8. 12. 1959, S. 3
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)