Volltext Seite (XML)
Das wichtigste der Studienreform waren Jedoch die inhaltlichen Veränderungen im Lehrbetrieb, die der Uebergang zur langfristi gen Planung in der DDR und überhaupt die neue, die sozialistische Entwicklungsetappe der Republik notwendig gemacht hatten. Kernstück der Neuordnung wurde die obli gatorische Einführung des gesellschaftlichen Grundstudiums, des Studiums des Marxismus- Leninismus, für alle Studenten. Das ist die be deutendste Errungenschaft der Arbeiterklasse an der demokratischen Universität. Zugleich begann auch der Russisch-Unterricht für alle Studenten, damit die Wissenschaft des ersten sozialistischen Staates besser als vordem stu diert und nutzbar gemacht werden konnte. Der Lehrbetrieb wurde durch die Einfüh rung des Zehn-Monate-Studienjahres völlig neu geordnet. Von nun an erfolgte das Stu dium nach festumrissenen Plänen, die für Lehrende und Studierende verbindlich waren. Die Methoden des Studiums erfuhren eine wesentliche Veränderung, indem aus den bewährten, bisher von der FDJ getragenen und geleiteten Studiengruppen die staatlichen Seminargruppen hervorgingen. Mit der Hoch- Schulreform erhöht sich ferner die Eigenver antwortlichkeit der Universität in Lehre, Aus bildung und Forschung. Die neuen Aufgaben, die der gesetzmäßige Uebergang zu einer höheren Entwicklungs etappe im Hochschulwesen mit sich brachte, wurden von Wissenschaftlern und Studenten der Universität mit großer Energie und hohem Verantwortungsbewußtsein aufgegrif fen und in Angriff genommen. Besondere Verdienste erwarb sich Prof. Dr. Georg Mayer, der seit dem 30. Juli 1948 Prorektor und als Nachfolger des hervorragenden Etnologen, Prof. Dr. Julius Lips, seit dem 24. März 1950 ununterbrochen bis heute als Rektor der Universität vorsteht. Die Erfolge bei der Ver wirklichung derStud’enreform wären ohne den tatkräftigen Einsatz des Lehrkörpers und der seither stark anwachsenden Assistentenschaft nicht möglich gewesen. Das betrifft vor allem die breite Einführung des gesellschaftswis senschaftlichen Grundstudiums. Der Abschluß des ersten großen Freundschaftsvertrages zwischen einer deutschen Universität, der Leipziger Universität, mit einem volkseigenen Großbetrieb, dem Kombinat Böhlen, am 29. Juli 1950 wurde zu einem wichtigen Schritt der Verbundenheit von Universitäts angehörigen und Arbeitern. Im September 1951 waren bereits 45,3 Prozent Arbeiter- und Bauernstudenten an der Universität immatri kuliert. Weit stärker als in der Vergangenheit half seitdem die Wissenschaft der Praxis durch die Ausbildung staatsbewußter Kader, durch Publikationen und Tagungen, durch neue Forschungsergebnisse. All das gab der FDJ-Delegiertenkonferenz vom 1. Februar 1953 Berechtigung, dem Aka demischen Senat im Karl-Marx-Jahr den Vorschlag zu unterbreiten, der Leipziger Uni versität möge der Name des größten Sohnes der deutschen Nation, Karl Marx, verliehen Werden. Als der Senat diesen Vorschlag auf griff und nach dem Beschluß des Ministerrates vom 30. April die Namensgebung am 5. Mai 1953 vollzogen wurde, war ein Höhepunkt in der Universitätsgeschichte erreicht. Die Ur kunde der Regierung enthielt die Begründung für die hohe Auszeichnung der Leipziger Uni versität: „Das Präsidium des Ministerrates verleiht diesen großen und stolzen Namen der Universität Leipzig, weil sie als eine der größten und bedeutendsten Universitäten, in der DDR beispielgebend war bei der Einfüh rung und Verstärkung des Arbeiter- und Bauernstudiums, an der Durchsetzung der Wissenschaft des Marxismus-Leninismus, und sich damit große Verdienste um die De mokratisierung des deutschen Hochschul- wesens erworben hat.“ Mit dieser Namens gebung erhielt die Karl-Marx-Universität zu gleich als erste Universität ein neues Statut) das der neuen Entwicklungsetappe entsprach. Die Angehörigen der Karl-Marx-Universität sehen seither in der Auszeichnung mit dem Namen des größten deutschen Revolutionärs und Wissenschaftlers eine ebenso hohe Ehre wie Verpflichtung, mit ihrer Wissenschaft dem sozialistischen Aufbau zu dienen und in enger Verbundenheit mit der Arbeiterklasse und den Werktätigen hohe Leistungen in Lehre und Forschung zu erzielen. Gemeinsam mit zahlreichen westdeutschen Wissenschaftlern bekundeten Wissenschaftler und Studenten der DDR durch Taten ihren Willen, für Frieden und Wohlstand des Vol kes zu arbeiten und den Kriegstreibern ent gegenzutreten. Nachdem die 3. Parteikonferenz der SED größere Aufgaben für die Wissenschaft ge stellt hatte, um das Tempo des sozialistischen Aufbaus zu erhöhen, erwuchsen auch den Uni versitäten neue Aufgaben. Daher beginnt 1956/57 auch an der Karl- Marx-Universität eine neue Phase in der so zialistischen Umgestaltung. Unserer Universi tät wurde an diesem Wendepunkt unmittel bare und persönliche Hilfe durch den Ersten Sekretär des Zentralkomitees der SED, Ge nossen Walter Ulbricht, zuteil. Seine Briefe an den Dekan der Landwirtschaftlich-Gärtne rischen Fakultät vom 27. April 1955 und 7. Mai 1956, seine Ausführungen auf der Ver sammlung dieser Fakultät am 7. April 1958 und seine bedeutsame Rede auf der Delegier tenkonferenz der SED-Parteiorganisation am 21./22. Dezember 1956 orientierten prinzipiell auf die Grundfragen der weiteren Entwick lung von Forschung, Lehre und Erziehung für Frieden und Sozialismus; sie wiesen die Richtung der weiteren sozialistischen Umge staltung. Walter Ulbricht half durch seine offene und freundschaftliche Kritik, das Zu rückbleiben der Wissenschaft hinter der so zialistischen Praxis zu erkennen und zu über winden und damit das wissenschaftliche Niveau zu erhöhen. Es begann eine große Aussprache an der Karl-Marx-Universität über die Grundfragen der weiteren Entwicklung, über den einzig möglichen und gesetzmäßigen sozialistischen Entwicklungsweg. Die Diskussionen stützten sich vor allem auf die Dokumente so bedeut samer Tagungen des Zentralkomitees der SED wie des 30. und des 33. Plenums. Ein erstes Ergebnis dieser umfassenden Dis kussionen war die überaus bedeutsams „Grundsatzerklärung des Akademischen Se nats zur sozialistischen Entwicklung der Karl- Marx-Universität Leipzig vom 20. Dezem ber 1957“, in der es eindeutig und prägnant hieß: »Wir, die Mitglieder des Senats der