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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 3.1959
- Erscheinungsdatum
- 1959
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-195900005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19590000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19590000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
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Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 3.1959
-
- Ausgabe Nr. 1, 09.01.1959 1
- Ausgabe Nr. 2, 23.01.1959 1
- Ausgabe Nr. 3, 06.02.1959 1
- Ausgabe Nr. 4, 21.02.1959 1
- Ausgabe Nr. 5, 07.03.1959 1
- Ausgabe Nr. 6, 21.03.1959 1
- Ausgabe Nr. 7, 03.04.1959 1
- Ausgabe Nr. 8, 10.04.1959 1
- Ausgabe Nr. 9, 17.04.1959 1
- Ausgabe Nr. 10, 24.04.1959 1
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- Ausgabe Nr. 12, 08.05.1959 1
- Ausgabe Nr. 13, 15.05.1959 1
- Ausgabe Nr. 14, 23.05.1959 1
- Ausgabe Nr. 15, 30.05.1959 1
- Ausgabe Nr. 16, 06.06.1959 1
- Ausgabe Nr. 17, 15.06.1959 1
- Ausgabe Nr. 18, 22.06.1959 1
- Ausgabe Nr. 19, 29.06.1959 1
- Ausgabe Nr. 20, 06.07.1959 1
- Ausgabe Nr. 21, 13.07.1959 1
- Ausgabe Nr. 22, 20.07.1959 1
- Ausgabe Nr. 23, 27.07.1959 1
- Ausgabe Nr. 24, 03.08.1959 1
- Ausgabe Nr. 25, 10.08.1959 1
- Ausgabe Nr. 26, 17.08.1959 1
- Ausgabe Nr. 27, 24.08.1959 1
- Ausgabe Nr. 28, 01.09.1959 1
- Ausgabe Nr. 29, 07.09.1959 1
- Ausgabe Nr. 30, 15.09.1959 1
- Ausgabe Nr. 31, 22.09.1959 1
- Ausgabe Nr. 32, 30.09.1959 1
- Ausgabe Nr. 33/34, 06.10.1959 1
- Ausgabe Nr. 35, 22.10.1959 1
- Ausgabe Nr. 36, 26.10.1959 1
- Ausgabe Nr. 37, 03.11. 1959 1
- Ausgabe Nr. 38, 10.11.1959 1
- Ausgabe Nr. 39, 16.11.1959 1
- Ausgabe Nr. 40, 24.11.1959 1
- Ausgabe Nr. 41, 30.11.1959 1
- Ausgabe Nr. 42, 08.12.1959 1
- Ausgabe Nr. 43/44, 16.12.1959 1
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Band 3.1959
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Wissenschaftliche Konferenz der Juristentakultät: Staat und Recht bei der Leitung der Industrie in der DDR Von Prof. Dr. Heinz Such, Dekan der Juristenfakultät Anläßlich der 550-Jahr-Feier der Karl-Marx-Universität führt die Ju ristenfakultät eine wissenschaftliche Konferenz über das Thema „Die Rolle des Staates und des Rechts bei der Lei tung der Industrie in der Deutschen De mokratischen Republik“ durch. An ihr nehmen Mitarbeiter der zentralen staat lichen Organe, der WB, der Wirt schaftsräte und Kreisplankommissionen, der volkseigenen Betriebe, der Staatli chen Vertragsgerichte, Rechts- und Wirt schaftswissenschaftler aus der Republik, der Sowjetunion, den volksdemokrati schen Ländern und aus Westdeutschland teil. Ständig wachsende Teilnahme der Volksmassen an der Leitung von Staat und Wirtschaft Im Zuge des Aufbaus unserer neuen Staats- und Gesellschaftsordnung ist die sozialistische Organisation der ge sellschaftlichen Arbeit entstanden, die ihrem Wesen nach in jeder Hinsicht der kapitalistischen Wirtschaftsweise über legen ist. Unter der Führung ihres Staa tes, der Arbeiter-und-Bauern-Macht, werden die Volksmassen zu immer freieren, bewußteren Gestaltern der wirtschaftlichen Verhältnisse. Mit der Schaffung des Volkseigentums beginnen die spezifischen ökonomischen Gesetze des Sozialismus zu wirken, es entstehen neue gesellschaftliche Beziehungen zwi schen den Menschen. In ständiger, tag täglicher Arbeit lehren die Partei der Arbeiterklasse und der sozialistische Staat die Massen, Staat und Wirtschaft zu leiten, die Gesetze der gesellschaft lichen Entwicklung kennenzulernen und sie zu meistern. Schritt für Schritt wer den auf diese Weise die Talente und Fähigkeiten des gesamten Volkes'ent wickelt. Die wachsende Einsicht in die Erfordernisse der objektiven Gesetz mäßigkeiten führt dazu, daß Politik und Oekonomie, Staat und Wirtschaft im mer enger verbunden werden und sich eine ständig fortschreitende Verschmel zung von Staat und Volksmassen voll zieht. Es sind die Werktätigen, die in den Volksvertretungen den staatlichen Wir haben aus zwei Kaiastrophen gelernt (Fortsetzung von Seite 1) ner Bundeswehr. Das Adenauerregime kann sich noch halten, da seine Gegner in Westdeutschland nicht geschlossen und unter einheitlicher Führung kämp fen. Die großen Erfolge der Werktätigen in der DDR werden nicht nur unsere Re publik stärken und ihr Ansehen er höhen, sondern auch den Prozeß der Herausbildung einer einheitlichen Kampffront zur Bändigung des deut schen Militarismus in Westdeutschland beschleunigen Zweimal ist es den deutschen Milita risten gelungen, die Völker in einen Weltkrieg zu stürzen. In beiden Welt kriegen erlitten die deutschen Militari sten eine Niederlage. Heute besteht durch die Stärke der sozialistischen Staaten und der immer mehr wachsen den Kräfte des Friedens in allen Län dern die reale Möglichkeit, einen Welt krieg zu verhindern. Diesem Ziel dient auch die Arbeit aller Angehörigen unserer Karl-Marx- Universität. Willen bilden und seinen Inhalt be stimmen, wie er sich insbesondere in den Gesetzen über den Volkswirt schaftsplan und den zu seiner Ausfüh rung ergehenden gesetzlichen Bestim mungen äußert; die gleichen Werktäti gen, die diesen staatlichen Willen bei ihrer leitenden Tätigkeit in den Staats- und Wirtschaftsorganen konkretisieren und im Kollektiv der Betriebe und in der Zusammenarbeit mit anderen Be trieben bei der Erfüllung und Ueber- erfüllung der Pläne verwirklichen. Während unter kapitalistischen Be dingungen die Arbeit nur ein Mittel des Broterwerbes ist, das Kapital die Tätig keit der Lohnarbeiter organisiert und ihnen in Gestalt des Kapitalisten als fremde, sie unterdrückende und ausbeu tende Macht gegenübertritt, wird unter sozialistischen Bedingungen die Arbeit zu einer unmittelbar gesellschaftlichen Tätigkeit, zu einem fundamentalen Le bensbedürfnis, und von den Werktäti gen selbst unter Führung der Arbeiter klasse und ihrer Partei, durch den so zialistischen Staat und sein Recht, or ganisiert. Die schaffenden Menschen werden selbst zu Organisatoren ihrer Arbeit. Mit dem Gesetzeswerk über die Ver vollkommnung und Vereinfachung der Arbeit des Staatsapparates in der DDR vom Februar 1958 wurde eine neue, höhere Einheit von Politik und Oeko nomie, von Staat und Wirtschaft, Staat und Volksmassen geschaffen; die sozia listische Leitung der sozialistischen Wirtschaft trat in eine qualitativ neue Stufe ihrer Entwicklung. Es ist die Auf gabe der wissenschaftlichen Konferenz der Juristenfakultät, an Hand einer Analyse der Verwirklichung des Ge setzeswerkes von 1958 den gegenwärtig erreichten Stand der Entwicklung der staatlichen Leitung der Industrie fest zustellen, das Neue zu ermitteln und zu verallgemeinern, das in der Tätigkeit der Werktätigen in den Betrieben und Leitungsorganen in Verwirklichung des Gesetzeswerkes entstanden ist, zugleich die Hemmnisse aufzudecken, die der er- forderlichen Wende zu einer qualifizier ten Leitung der Industrie entgegen stehen und die Wege zu deren Ueber- windung zu zeigen. Die im Gesetzeswerk vorgesehenen neuen staatlichen und rechtlichen For men der Leitung der Industrie haben ihre Bewährungsprobe bereits bestan den, wie die Steigerung der Zuwachs rate der industriellen Bruttoproduktion in den ersten sieben Monaten dieses Jahres auf 12,7 Prozent, die eingeleitete Planung und Durchführung der sozia listischen Rekonstruktion und die Er arbeitung der Perspektivpläne bis zum Jahre 1965 für die einzelnen Industrie- und Wirtschaftszweige, die territorialen Bereiche, für jeden Betrieb und jede Institution bestätigen. Eine neue, höhere Einheit von Demokratie und Zentralis mus entwickelt sich im Zuge der Ver wirklichung des Gesetzeswerkes, die uns die Gewähr für den Erfolg des Kampfes um den Frieden, für den Sieg des Sozialismus, für die nationale Wie dergeburt Deutschlands als friedlieben der, demokratischer Staat gibt. Die vier Hauptrichtungen des Ge setzeswerkes bestimmen auch den In halt der Darlegungen auf der wissen- schaftlichen Konferenz. Diese sind: 1. die Vervollkommnung der Planung, insbesondere der Perspektivplanung und der komplexen Planung; 2. die Verbes ¬ serung der Leitung der Industrie, vor allem die Konzentrierung der Tätigkeit der zentralen und der den Betrieben übergeordneten Leitungsorgane auf die Grundfragen, die Erweiterung der Ver antwortung und der Befugnisse der nachgeordneten Organe einschließlich der Betriebe für die Planung und die ope rative Leitung des jeweiligen Bereichs, die breitere und intensivere Mitwirkung der Werktätigen an der Tätigkeit der Leitung durch die übergeordneten Or gane; 3. die Leitung der Betriebe auf neue, sozialistische Art, damit die Her stellung der engeren Einheit von Be triebsleitung und Betriebskollektiv, der Einheit des Betriebes als Leitungs-, Wirtschaftsorgan und Arbeitskollektiv; 4. die Erhöhung der Verantwortung und Befugnisse der örtlichen staatlichen Machtorgane. Konferenz hilft Probleme der sozia listischen Rekonstruktion klären Auf der Konferenz sollen unter die sen leitenden Gesichtspunkten an Hand der Planung und Durchführung der so zialistischen Rekonstruktion eine Reihe von Problemkreisen behandelt werden. Dazu gehören einmal Probleme des Leitungssystems der Industrie, die im Zusammenhang mit der Erarbeitung der Pläne der sozialistischen Rekonstruk tion und ihrer Durchführung entstan den sind, Probleme der Aufgabenstel lung, der Struktur und der Arbeitsweise der zentralen und örtlichen Leitungs organe der Industrie. Im Mittelpunkt stehen hierbei die WB und die Wirt schaftsräte bei den Räten der Bezirke einschließlich der Kreisplankommissio nen sowie deren wechselseitige Zusam menarbeit in der Leitung der Industrie. Der zweite Problemkreis hat die Ver besserung der Zusammenarbeit der so zialistischen Industriebetriebe durch die Leitungsorgane und durch die Betriebe selbst im Zusammenhang mit der sozia listischen Rekonstruktion zum Gegen stand. Damit soll ein Beitrag zur er höhten Nutzbarmachung der unerschöpf lichen produktiven und bewußtseinsbil denden Kraft geleistet werden, die in der Zusammenarbeit der sozialistischen Betriebe (in der sozialistischen zwischen betrieblichen Kooperation) verborgen ist. Ein dritter Problemkreis behandelt die Verbesserung der staatlichen Leitung der Forschungs- und Entwicklungsarbei ten. Gemäß der Aufgabenstellung des 5. Plenums des Zentralkomitees der So zialistischen Einheitspartei Deutschlands sollen hierbei die vielfältigen neuen Lei tungsformen, die sich bei der Organi sierung der Zusammenarbeit der Kon struktionsbüros, der Forschungsinstitute und der Produktionsbetriebe heraus gebildet haben, sowie Fragen der sozia listischen Gemeinschaften für For schungs- und Entwicklungsarbeiten un tersucht werden. Ein letzter Problemkreis betrifft die weitere sozialistische Umgestaltung der privaten Wirtschaft, die im Zusammen hang mit der sozialistischen Rekonstruk tion in eine neue Stufe ihrer Entwick lung getreten ist. Eine Reihe von Arbeitsgruppen der Fakultät aus Wissenschaftlern und Stu denten sind dabei, im konkreten Stu dium der sozialistischen Praxis die Vor aussetzungen für einen erfolgreichen Verlauf der wissenschaftlichen Konfe renz der Juristenfakultät der Karl- Marx-Universität zu schaffen. Er wirkte an unserer Universität C. F. HOMMEL C. F. Hommel gehört zu den be deutendsten fortschrittlichen Rechts lehrern, die an der Leipziger Univer sität gewirkt haben. Er lebte in der Zeit des Feudalabsolutismus, von 1722 bis 1781, als Bürger der aufstre- benden Handels- und Messestadt Leipzig, wo er frühzeitig Gelegenheit hatte, die Interessen des Handels bürgertums kennenzulernen, dessen ideologischer Wortführer er werden sollte. Hommel betrachtete schon als Schüler der Nicolaischule die feudale Wirklichkeit mit kritischen Augen und lehnte die polizeistaatliche Ju stizpraxis und das feudalabsoluti stische Recht ab, das er später ein mal „einen Mischmasch und eine Mißgeburt“, ein „entsetzliches Unge heuer“ nannte. Er widmete sich vor allem dem Studium der Naturwis senschaften, insbesondere der Mecha nik und Mathematik sowie dem eng lischen und französischen philosophi schen^ Materialismus und erwarb sich so das geistige Rüstzeug für seinen späteren Kampf gegen die feudal theologische Staats- und Rechts theorie. Nachdem er auf Wunsch sei nes Vaters die Rechte studiert hatte, erwarb er 1744 die üblichen juristi schen Würden, wurde „Magister der Weltweisheit“ und Doktor beider Rechte. Daraufhin war er als Rechts lehrer an der Leipziger Fakultät tä tig und wurde schließlich 1752 Ordi- narius der Juristenfakultät und deren ständiger Dekan sowie Bei sitzer am Oberhofgericht in Leipzig. Im Wintersemester 1763 stand er schließlich der Leipziger Universität als Rektor vor. Der unversöhnliche Gegensatz zwischen seinem aufklärerischen philosophischen Denken und dem feudalen Recht,Has er zu lehren und zu erforschen hatte, führte ihn zu der damals in ganz Europa verbrei teten Naturrechtslehre, die ihm die Prinzipien eines neuen Rechts dar bot. Dies entsprach den Belangen der Handelsbourgeoisie, mit der es C. F. Hommel in Leipzig vor allem zu tun hatte. In seinen Werken, ins besondere in dem 1763 geschriebe nen „Jus mundi universale“ (Ein heitliches Weltrecht) und seiner 1765 entstandenen Streitschrift „Principis cura leges“ (Des Fürstens höchste Sorgfalt: die Gesetze) entwickelte er sich zum Vertreter der entschiedenen strafrechtlichen Aufklärung, die in dem großen italienischen Strafrechts lehrer Beccaria ihren Wortführer gefunden hatte. Den feudal-theologi schen Rechtsanschauungen, die die geistige Herrschaft der Theologie und der Kirche und die politische Herr schaft des polizeistaatlichen Absolu tismus rechtfertigten, stellte er sein Natur- und Menschenrecht als das auf Erfahrung beruhende und die natürlichen Bedürfnisse des (bour geoisen) Individuums zum Ausdruck bringende Recht entgegen, dessen Grundlage der Nutzen und die Frei heit des einzelnen und dessen Schranken nur der Nutzen und die Freiheit aller Einzelnen, der in der bürgerlichen Gesellschaft vereinigten Individuen sein sollte. Weitergehend dis die anderen deutschen Aufklärer legte er diesen neuen Rechts anschauungen den mechanischen Materialismus zugrunde, den die fortgeschrittensten westeuropäischen Philosophen entwickelt hatten;Hom mel war der einzige namhafte Ver treter der mechanisch-materialisti schen strafrechtlichen Aufklärung im Deutschland des 18. Jahrhunderts. Von dieser philosophischen Grund lage ausgehend, verkündete Hommel das erste bürgerliche Reformpro gramm des Strafrechts in Deutsch land, in dem er u. a. forderte: Die Gesetze müssen der Freiheit dienen und sollen, entgegen der drakoni schen Härte der feudalen Straf gesetze, möglichst gelinde sein. Ver altete Gesetze sollen überprüft und gemildert oder aufgehoben werden; soweit dies noch nicht geschehen ist, soll der aufgeklärte Richter die alten Gesetze im fortschrittlichen Sinne, zugunsten der Angeklagten mildern oder auch umgehen. Im Gegensatz zu dem Wirrwarr und der reglemen tierenden Weitschweifigkeit der alten Gesetze forderte er die Vorbeugung gegen Verbrechen durch Beseitigung der Verbrechensursachen, die er rich tig in den materiellen Verhältnissen der Menschen suchte. Er forderte die weitgehende Beschränkung der To desstrafe und die Einführung neuer Strafarten, die mit nützlicher Arbeit verbunden sein sollten. In konse quenter Trennung der religiösen Moralnormen von den staatlichen Rechtsnormen lehnte er die Allge- meinverbindlichkeit des sogenannten göttlichen Rechts ab und forderte, Verstöße gegen die religiösen Moral normen nicht mehr als strafrecht liche Verbrechen zu betrachten. In scharfem Gegensatz zu absolutisti schen Staatstheorien bestand er dar auf, daß auch der Monarch den Ge setzen zu gehorchen habe. Durch seine philosophischen An sichten und seine Reformforderun gen bereitete Hommel den Boden für die Entwicklung des Strafrechte der fortschrittlichen Bourgeoisie, das sich von den Prinzipien der formalen Gleichheit und Freiheit aller Bürger leiten ließ. Indem er die Natur rechtslehren an die Interessen der deutschen Bürger des 18. Jahrhun derts, insbesondere der Handelsbür- ger anpaßte, die maximale bürger liche Freiheit rechtfertigte und durch die Bildung eines einheitlichen Systems die Sammlung der fort schrittlich Denkenden seiner Zeit förderte, hat Hommel nicht- nur die progressiven Rechtsanschauungen des 18. Jahrhunderts verbreitet, son dern auch dazu beigetragen, den da mals einzig möglichen Weg des na tionalen und sozialen Fortschritts, den Weg der Freiheit von den feu dalen Banden, für die bürgerliche Gesellschaft zu bereiten. Dr. Brehme Es ist eine Tatsache, daß die Leipziger Universität in den vergangenen Jahr hunderten in einem viel geringeren Maße fortschrittliche politische Traditio nen besitzt als ihre Nachbaruniversitä- ten Jena und Halle. Sie ist lange Zeit eine in wissenschaftlicher, politischer und verwaltungsmäßiger Hinsicht rückstän dige Landesuniversität gewesen, die neuen geistigen Strömungen anfangs stets ablehnend gegenüberstand und ih nen schließlich nur langsam folgte. Erstim 19. Jahrhundert änderte sich das Bild. Wollen wir die progressiven bürger lich-demokratischen Ueberlieferungen der Leipziger Universitätsgeschichte für unsere gegenwärtigen Aufgaben nutz barmachen, so verdientunserebesondere Aufmerksamkeit das Auftreten Leipzi ger Studenten in der Revolution 1848'49. Schon in der Vorbereitungsperiode der Revolution war Leipzig ein bedeutender Stützpunkt der demokratischen Stu dentenbewegung Eine 1839 unter Mit hilfe Robert Blums illegal gegründete Burschenschaft baute eine sich über viele deutsche Universitäten erstreckende ge heime Studentenorganisation auf- Ihr Ziel bestnnd darin, unter den Studenten das Verständnis für die vor dem deut schen Volk stehenden politischen Aufga ben zu wecken, sie für die Teilnahme am Kampf um die nationale Einigung zu be geistern und fortschrittliche Reformen de s studentischen Lebens einzuführen. Von der Polizei schärfstens verfolgt, von den Professoren kaum geduldet, waren die an Zahl rasch anwachsenden illena- len Studentenverbindungen im Vormärz nicht zu unterdrücken gewesen. Universitätszeitung, 1. 9. 1959. Seite 2 Zur Geschichte unserer Universität: Leipziger Studenten 1848/49 Das politische Selbstbewußtsein der Studenten, das diese demokratischen Vereinigungen gefördert hatten, zeigte sich, als die Revolution ausbrach. In die sem Augenblick ging das Bemühen der Leipziger städtischen Behörden und der liberalen Bourgeoisie dahin, alles zu tun, um einen offenen Volkskampf gegen die reaktionären Gewalten zu vermeiden und die Auseinandersetzungen in gesetz lichen Bahnen zu halten. Als ein mögli ches „Unruhezentrum" galt insbesondere ein Teil der Leipziger Studentenschaft, der bereits in Volksversammlungen die beginnende Revoluion lebhaft begrüßt hatte. Der damalige Rektor, Professor Har tenstein, hielt es unter diesen Umstän den tür notwendig, am 4. März 1848 in einer Aussprache in der Aula die ver sammelten Studenten aufzufordern, Ruhe zu bewahren und der Einsicht der hnlbabsolutistischen Regierung zu ver trauen. Mit naiver Ungeschicklichkeit reizte er die Studenten durch die Zumu tung, ihr Einverständnis mit seinen Aus. führungen durch ein lautes Ja zu be kunden. Während nur ein kleiner Teil dieser Aufforderung nachkam. wollten die anderen protestieren, worauf ihnen das Wort abgeschnitten wurde. Rasch fanden sie sich zusammen und verfaß ten eine geharnischte Protesterklärung an den Rektor, in der sie sich entschie den dagegen verwahrten, politisch ent mündigt zu werden. Am Abend des glei chen Tages saih Leipzig einen studenti schen Demonstrationszug durch die Stra ßen der Stadt ziehen, von dem Hochrufe auf bekannte demokratische Politiker ausgebracht und patriotische Lieder ge sungen wurden. Diese kleine Episode war der Auftakt für die Bildung eines verhältnismäßig starken und im Verlaufe der Revolution immer stärker werdenden demokrati schen Flügels in der Leipziger Studenten schaft. Noch Tage vor der Einsetzung einer sächsischen Märzregierung sorgte er dafür, daß sich- viele Studenten ent gegen dem Willen des Akademischen Se nats und der städtischen Machthaber be waffneten. Als die Schleswig-Holsteiner für ihr nationales Selbstbestimmungs recht gegen Dänemark zu kämpfen be gannen, gehörten Leipziger Studenten mit zu einem Freischarenzug, der in den revolutionären Volkskrieg zog. Zahlreich entstanden nun legale Studentenvereine an der Universität, von denen einige die an der Weiterführung der Revolution in teressierten kleinbürgerlichen Demokra ten unterstützten. Besonders die Ange hörigen der Burschenschaften Marko- mannia und Wartburg entfalteten eine starke politische Aktivität. Politisch pas sive Mitglieder wurden aus ihren Reihen ausgeschlossen. Studenten prägten in einem nicht ge ringen Maße auchdas Leipziger Partei leben im Revolutionsjahr mit. Viele ge hörten dem Republikanischen Klub und dem Deutschen Vaterlandsverein an, de mokratischen Organisationen, die damals einen großen Einfluß hatten. Bei Aus einandersetzungen im Vaterlandsverein drängten besonders die Studenten nach links, zu größerer Entschiedenheit im re volutionären Vorgeben. Meist in der Form des. Gedichts brachten revolutio näre Leipziger Studenten ihren demo kratischen Patriotismus und ihre Ent schlossenheit zu persönlicher Einsatzbe reitschaft zum Ausdruck. Daß das nicht leere Worte waren, zeigte sich im Endstadium der Revolu tion. Ueber der Ablehnung der Reichs verfassung durch den sächsischen König war in den ersten Maitagen 1849 in Sach sen und auch besonders in Leipzig erneut eine revolutionäre Situation entstanden. Als die Regierung von Leipzig Truppen nach Dresden ziehen wollte, um den dort ausgebrochenen Aufstand des Volkes nie- derzuschlagen, versuchten gemeinsammit Leipziger Volksmassen mutige Studenten durch den Bau von Barrikaden und das Aufreißen von Schienen diesen Ab- mar eh zu hindern. Am nächsten Tag, dem 4. Mai. gelang es einer Anzahl von ihnen, gestützt auf ihren vorherrschenden Einfluß im Stu dentenausschuß, den Rektor und die re volutionsfeindliche Führung der Leipzi ger Kommunalgnrde zu täuschen und sich in den Besitz von Waffen zu setzen, die der Universität gehörten. Wohlaus gerüstet schlossen sich über dreißig Studenten den nach Dresden eilenden revolutionären Kämpfern für die Volks' sache an. Zunächst in einer geschlosst' nen Formation kämpfend, dann auf die einzelnen Barrikaden verteilt, bewähr ten sie sich als tapfere Soldaten der Re volution. Als der Dresdner Aufstand durch den Einsatz konterrevolutionärer preußischer Truppen zusammenbrach wurden viele Studenten verhaftet und zu hohen Kerkerstrafen verurteilt. Die in Leipzig zurückgebliebenen Kom militonen des demokratischen Flügels erwiesen sich ihrer kämpfenden Kani®' raden wert. Als vom Rektor die Azf forderung an sie erging, sich in reaktio. näre militärische Formationen einzure hen, lehnten über 170 Studenten dies«® Verlangen in einem Aufruf an die LeiP ziger Bevölkerung ab, der unter den d 9 ' maligen politischen Bedingungen eine außerordentlich mutige Tat war. Die Geschichte der Leipziger Unive sität hat bis zum Beginn des 20. Jahr hunderts keinen solchen politischen Höhepunkt aufzuweisen, wie die Teil nahme der Studenten an der demokra tischen Bewegung in der Revolution von 1948/49 darstellte. So rechtfertigten sie damals die Hoffnungen, die die demo kratischen Volksmnssen auf den besten Teil der deutschen Jugend setzten, wenn ihnen auch kein dauernder Erfolg be* sch jeden war. Dr. Rolf Weber verötentlicht unter der Lizenz-Nummer 388.5 des Presseamtes beim Ministerpräsidenten der DDR. - Erscheint wöchentlich. Anschri der Redaktion: Leipzig C 1. Ritterstraße 252 Telefon 77 71 Sekretariat App. 26: Eang konto 203 203 bei der Stadt- und Kreisspar kasse Leipzig. - Druck: Leipziger volkszenunn Leipzig C 1. Peterssteinweg 19. - Bestellungen nimmt jedes Postamt entgegen.
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