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Universitätszeitung
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- 1991
- Erscheinungsdatum
- 1991
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- Deutsch
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- Z. gr. 2. 459
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- SLUB Dresden
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Band 1991
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UZ/16 22. April 1991 UNI-INTERNATIONAL 5 Zur Geschichte und Kultur der Kurden Ältester Schauplatz der menschlichen Zivilisation Sumerischer Zeuge Im Feudalismus Reich der Meder Dr. ZUHDI AL-DAHOODI Auf dem Zenit seiner Macht stand das medische Großreich unter Kyaxares, der 620 v. Chr. die Skythen in dem le gendären Feldzug in der Nähe des Ur- mia-Sees vernichtend schlug und schließlich dreizehn Jahre später mit der Krieg und Überfälle auf durchziehen de Karawanen wurden für die Altkurden zu einer Notwendigkeit für ihre Exi stenz. Es ist anzunehmen, daß eine mi Der Kampf des kurdischen Volkes be sitzt, trotz ernsthafter Niederlagen und Mängel sowie der ihn umgebenden komplizierten Umstände, ein hervorste chendes Merkmal - die Entschlossen heit, den Kampf um die Erlangung sei Seit 1961 bis heute führen die iraki schen Regierungen einen systemati schen Vernichtungskrieg gegen die Kur den. Bekanntlich wurden dort hundert tausend Kurden in den Süden deportiert. Die Stadt Halabja wurde am 17. März 1988 auf Befehl Sadam Husseins mit Giftgas angegriffen, 5000 Tote waren unter der kurdischen Bevölkerung zu beklagen. Vermutlich führte die Notwendigkeit der Abwehr von Angriffen, beispiels weise der skythischen Welle (635 bis 625 v. Chr.), dazu, daß sich ein großer Teil der Altkurden in bestimmten Ge bieten zusammenschloß und so das Reich der Meder schuf. Die wesentliche Grenze dieses Reiches, etwa identisch mit der des heutigen Kurdistans, schloß im Norden jedoch ganz Armenien ein und reichte vom Schwarzen bis zum Ka spischen Meer. Im Nordosten umfaßte dieses Reich das gesamte Gebiet der Parther und dehnte sich nach Osten und Süden bis zu den Grenzen des heutigen Iran aus. Das kurdische Siedlungsgebiet heute (schraffiert), das Land der Karda ist mit „XXX“ gekennzeichnet. Eroberung Ninives die fast 2000 Jahre währende Vorherrschaft der assyrischen Könige endgültig zerbrach. Auf diesem Zeitpunkt wird vielfach der Beginn der Geschichte der Kurden datiert, hier setzt auch die Legende von Kawe dem Schmied ein. In dieser Zeit befanden sich die Alt kurden in der letzten Etappe der Urge sellschaft, im Äneolitikum (Steinkup ferzeit). Die innerhalb der Gemein schaft gewachsenen Bindungen waren in dieser Periode noch nicht zerstört. Funde aus dieser Zeit zeugen von der Kraft der kollektiven Arbeit. Als infol ge der häufigen Kriege die Verteidigung der Siedlungen verstärkt werden muß te, wurden mächtige Befestigungen er richtet. Die kollektive Verteidigung läßt darauf schließen, daß eine zentrale Lei tung in Form einer Sippenversammlung vorhanden war. Die in der Gentilge meinschaft lebenden Stämme befanden sich je nach ihrer territorialen Lage auf einer unterschiedlichen Entwicklungs stufe und waren wahrscheinlich meist voneinander isoliert. Die fehlende Ein heit der Stammesverbände und der ge ringe Kontakt zu den Nachbarstaaten waren die Ursachen für die langsame und uneinheitliche Entwicklung der ge sellschaftlichen Verhältnisse der Alt kurden. 1 ie Kurden gehören zu den ältesten Bergvölkern des Nahen Ostens. Den größten Teil dieses Volkes kann man als Ureinwohner, die also nicht durch Vol ke! Wanderung ansässig geworden sind, bezeichnen. Das kurdische Gebiet, „Kurdistan“, welches heute zwischen den Staaten Türkei, Iran, Irak, Syrien und UdSSR aufgeteilt ist, war einst Sc hauplatz der Entstehung der Mensch heit und der Entwicklung frühester Kul- turen. Stolz auf einer Tafel festhalten, daß er das Land Gutium erobert habe. Und ei ner seiner Nachfolger pries sich, Auf stände der Guti in den Bergen unter drückt zu haben. Vermutlich stellten die Berge für die an Ebenen gewöhnten Su merer auch ein militärisch schwer zu lö sendes Problem dar, denn die Guti er hoben sich fortwährend gegen die Su merer, besiegten sie schließlich 2150 v. Chr. und bildeten runde einhundert Jah re die Vorherrschaft in einem Gebiet, das etwa dem heutigen Zentralkurdistan entspricht. Dieses Reich zerbrach je doch bald wieder, aber babylonische und assyrische Könige haben immer wieder gegen dieses Bergvolk, das sich ständig erhob, gekämpft. Sei es, weil sie sich generell weigerten, fremde Ober- heiten anzuerkennen, weil sie den ihnen auferlegten Abgaben nicht nachkamen oder sich sträubten, Rekruten für baby lonische oder assyrische Heere zu stel len. Deren Könige antworteten darauf in der Regel mit neuerlichen Überfällen. So rühmt sich um 1100 v. Chr. der As syrerkönig Tiglatpileser (1115 bis 1076) auf einer Schrifttafel des militärischen Sieges über die Völker der Guti. Stalin hatte die kurdische Republik Mahabad (23. Januar bis 17. Dezem ber 1946), nicht ohne Kompromiß mit der iranischen Regierung, im Stich ge lassen, so daß sie durch iranische Trup pen vernichtet werden konnte. Die zweite einschneidende Teilung erfolgte mit dem Sykes-Picot-Geheim abkommen von 1916 auf den politi schen Trümmern des Osmanischen Im periums. Kurdistan wurde in vier Teile zerlegt, die den Territorien der Türkei, Irans, Iraks und Syriens zugeschlagen wurden. Nachdem die Großmächte am Ende des ersten Weltkrieges die Märkte und Einflußspären unter sich aufgeteilt hat ten, (diese Aufteilung umfaßte die Re gionen des Osmanischen Reiches, dar unter Kurdistan), begannen sie, die mit ihrer Hilfe an die Macht gekommenen, meist reaktionären Regierungen zu un terstützen. Diese Kräfte, die ihren Ein fluß auf die Region ausbreiteten, sind es vor allem, die an der bis heute beste henden Teilung Kurdistans mitwirkten. Ohne Zweifel hat die bestehende Auf teilung Kurdistans zwischen der Türkei, dem Iran und dem Irak der kurdischen nationalen Befreiungsbewegung eine besondere Situation auferlegt, da sich die Verhältnisse in jedem dieser Länder unterscheiden, und der Entwicklungs stand der kurdischen nationalen Befrei ungsbewegung in jedem Teil Kurdistans verschieden ist. Die Bewegung hat un ter den gegenwärtigen Bedingungen re gionalen Charakter, der mit der natio nal-demokratischen Befreiungsbewe gung jener Länder, auf die Kurdistan aufgeteilt ist, verbunden ist. Zwei entscheidende Epochen der Ent wicklung vollzogen sich hier: Die „Faust-" und „Klingenkultur“ (200 000 bis 100 000 v. Chr.) und die Kultur der Neandertaler (52 000 bis 35 000 v. Chr.), aus welcher die Schanidar- Hihlen in der Nähe von Sulaimania in Ir ikisch-Kurdistan stammen. Das Land Gutium oder Karda wird häufig in frühen Keilschrifttexten er wähnt. Anlaß mögen vor allem kriege rische Auseinandersetzungen gegeben haben, denn die Könige der Guti oder Kurdie werden als mächtig und ge fürchtet beschrieben. Demzufolge schi en es sich bereits um ein größeres und kriegerisches Volk gehandelt zu haben, das einen nicht unwesentlichen Macht faktor in der Region bildete. Die Analyse der Geschichtsschrei bung aus der Antike ermöglicht uns ei nige Schlußfolgerungen über das ge sellschaftliche Leben der Altkurden. Im wesentlichen läßt sich ihre Entwicklung seit 460 v. Chr. bis zur Zeitwende durch ’ vier Merkmale chrakterisieren: Ackerbau und Viehzucht haben keine dominierende Rolle gespielt, da man nur die kleinen Flächen zwischen den Gebirgen zur Verfügung hatte. Die künstliche Bewässerung als „erste Be dingung des Ackerbaus im Orient“ erü brigte sich, weil natürliche Wasserquel len und Regen in genügendem Maße vorhanden waren. In erster Linie muß te man also Waffen herstellen, sowohl für die Jagd, als auch für Raubüberfäl le und die Verteidigung der Wohnsied lungen. litärische Demokratie vorhanden war. Aufgabe der Führer war die Verteidi gung und die Organisation von Raubü berfällen. Die Beute war offensichtlich nicht so erheblich, daß sich durch deren Aneignung eine herrschende Schicht herausbilden konnte. Diese hatte zur Folge, daß sich später der Feudalismus nur schwach entwickeln konnte. Zusammenfassend ist festzustellen, daß die kurdischen Stämme nicht den üblichen gesellschaftlichen Entwick lungsprozeß durchlaufen haben. Sie lebten am Rande hoch entwickelter Staaten, ohne deren Zivilisation aufzu nehmen. So blieben die patriarchali schen Stammesverhältnisse erhalten. Hier sind auch die Ursachen dafür zu su chen, warum es den Kurden bis heute nicht gelungen ist, einen einheitlichen Staat zu gründen. Im Ergebnis blutiger Kämpfe wurden sie um 635 n. Chr. in den Islam einverleibt. (Unser Autor, selbst Kurde, arbeitet am Institut für Universal- und Kultur geschichte der Neuzeit an der Univer sität Leipzig, an der er auch studierte und promovierte; zahlreiche Veröffent lichungen, darunter Romane und Er zählungen.) In den schwer zugänglichen Bergen aber verblieben Volksstämme, die den Persern hartnäckigen Widerstand boten, sich als autonom betrachteten, und die von nun an ein nicht mehr auszulö schendes Potential in der Geschichte der Völker Vorderasiens darstellen sollten - die Karduchen, die Vorväter der Kur den. Dörfer, aber noch keine Befestigungen erwähnt: Als die Griechen das Gebirge überstiegen und die Dörfer erreichten, die in den Tälern und Schluchten lagen, „da verließen die Karduchen ihre Häu ser und flüchteten mit Weib und Kind auf die Berge. Lebensmittel aber konn te man in Menge finden; auch waren die Häuser reichlich mit ehernem Geschirr versehen...“ Diese recht unterschiedlichen Dar stellungen, zwischen denen ja nur ein unbedeutender Zeitraum liegt, lassen uns zu der Schlußfolgerung gelangen, daß die Altkurden keinen einheitlichen gesellschaftlichen Entwicklungsstand besaßen. 3. Häufig erwähnt wird die militäri sche Schlagkraft dieses Bergvolkes bei der Verteidigung. Gefürchtet waren be sonders die Schleuderer und die Bo genschützen, deren Pfeile „durch Schild und Panzer drangen.“ Selbstbestimmung komplizierter Weg In diesem Gebiet entstanden auch die frühesten Siedlungen, in denen die Menschen Ackerbau und Viehzucht be- trieben. Diese waren durch ihre günsti ge geographische Lage geschützt und von der übrigen Welt isoliert. Sehr alte Spuren der mit dem Ackerbau verbun denen Lebensweise wurden nordöstlich vom Oberlauf des Tigris entdeckt. Die se Fundorte liegen in der unmittelbaren Nähe jener Gebiete, in denen sich die neben der ägyptischen älteste Zivilisa tion der Erde entwickelt hat, wo die er sten Städte gebaut wurden, und die er sten Saaten entstanden. Der sumerische König Sargon I. (ca. 2340 bis 2284) ließ um 2340 v. Chr. voll 1. Ein Teil der Bevölkerung lebte noch unter urgesellschaftlichen Ver hältnissen. Diodor schilderte: „Sie (die Karduchen) hausen in Höhlen und nähren sich von Eicheln, Schwämmen und dem eingesalzenen Fleisch der wilden Tiere.“ 2. Bei Strabon lesen wir, daß sie be festigte Wohnstätten besaßen: „Am Ti gris hingegen liegen die Ortschaften der Gordyaier, welche vormals Karducher hießen, und ihre Städte Sarisa, Satalka und Pinaka, eine starke Feste mit drei Burgen, jede mit einer eigenen Mauer umschlossen, so daß sie gleichsam eine Dreistadt ist.“ Bei Xenophon hingegen werden nur Das kurdische Volk erstrebt in allen Teilen Kurdistans die Verwirklichung seines legitimen Wunsches - die Erlan gung des Selbstbestimmungsrechtes, Natürlich ist das Selbstbestimmungs recht nicht auf die Trennung und die Er richtung eines unabhängigen National staates beschränkt, sondern es bedeutet auch die Gründung von demokratischen Republiken in der Türkei, im Iran und im Irak, Republiken, in denen es den / Kurden selbst überlassen ist, über eine Trennung oder freiwillige Vereinigung zu entscheiden. (Teil 2 folgt.) Die traditionellen Führungen aus den Reihen der Feudalherren und Stammes führer beschränkten die Aufstände meist auf deren Regionen, wobei sie sich auf den Stamm beziehungsweise die mit ihm verbündeten Feudalherren stützten und grundsätzlich die breiten Massen, die tatsächliches Interesse am Kampf gegen die Unterdrückung hat ten, nicht in Anspruch nahmen. Fast im mer begingen sie dabei den Fehler, sich mit Mächten einzulassen, welche die kurdische Bewegung als Druckmittel gegen ihre Gegner benutzten, um eige ne Interessen zu sichern. Aus diesem Grunde fielen die meisten dieser Auf stände dem Feilschen der sich bekämp fenden Staaten zum Opfer, die ihren Einfluß in der Region u. a. auf Kosten des kurdischen Volkes sichern wollten. Hinzu kommt, daß alle Regierungen, die Kurdistan teilen, dem imperialisti schen Einfluß unterlagen, der letztlich das Schicksal der Völker in der Region bestimmte. Lebens und Siedlungsraum eines Teils der Vorfahren der Kurden dürften die heutigen Zentralgebiete Kurdistans gewesen sein. Aufgrund der unter schiedlichen Lokalisierung in den Be richten der Sumerer, Babylonier und Assyrer handelt es sich im wesentlichen um drei Siedlungsgebiete, die vonein ander getrennt waren und deren Be wohner weitgehend isoliert unter urge sellschaftlichen Verhältnissen lebten. Diese geographisch bedingte Isolati on dürfte bis einschließlich der Herr schaft der Assyrer ethnographisch kaum verändert worden sein. Erst die Meder und Skythen, die mit ihrem Eindringen beträchtliche Völker- und Stammesbe- wegungen in Vorderasien auslösten, ha ben wahrscheinlich diese Isolation zum Teil aufgebrochen; Stämme beider könnten sich mit der ursprünglichen Be völkerung vermischt haben. Somit wä re auch eine Erklärung gefunden für die Tatsache, daß sogenannte „Altkurden“ erst unter den Skythen gegen die Meder gekämpft haben, um wenige Jahre spä ter mit den Medern zusammen, die As syrer vernichtend zu schlagen. Die Sky then mußten sich in den Norden zurück ziehen, und das Reich der Meder wurde zerschlagen. Die ersten kurdischen Dynastien ent standen Mitte des 10. Jahrhunderts, al so mit der Entwicklung des Feudalis mus im arabischen Kalifat. Im Jahr 1101 wird der Begriff „Kurdistan“ zum ersten Male durch die Seldschuken erwähnt. (Bildung der Provinz „Kurdistan“ aus Djibal und Bahar, nördlich von Hama- dan im heutigen Iranisch-Kurdistan). Nach der Schlacht von Tschaldyran (1514) zwischen dem türkischen Reich und Persien, welche die erste Teilung Kurdistans zur Folge hatte, wurde durch das Abkommen von Dahan (1639) zwi schen Schah Abbas und Sultan Murad IV. die Teilung Kurdistans festgelegt. Die Kurden in der Türkei erhielten das Recht, erbliche Regierungen (Kürd Hukümetleri) von Malatiya bis Bayazid und Shahrazur zu bilden. Das furchtbare Flüchtlingselend der kurdischen Bevölkerung des Irak (unser Repro zeigt ein „Lager“ hinter der türkischen Grenze) fordert auch unsere tatkräftige Solidarität! nes legitimen Rechtes auf Selbstbe stimmung fortzusetzen. Die nationale kurdische Befreiungsbewegung durch lief äußerst schwierige und komplizier te subjektive und objektive Bedingun gen, die es ihr unmöglich machten, ih re Ziele zu erreichen. Der Bewegung fehlt vor allem eine einheitliche Führung, die breiteste kurdische Volks massen mobilisieren konnte und die ein grundlegendes Interesse am nationalen demokratischen Befreiungskampf in den verschiedenen Etappen gegen das osmanische Joch, die Schah-Herrschaft oder später gegen Kolonialismus, Re aktion und Chauvinismus besaßen. Hier, im Raum des heutigen Nordi raks, wurden in den Vorbergen Südkur distans drei alte Siedlungsplätze gefun den. Sie liegen ziemlich dicht beieinan der und repräsentieren verschiedene kulturelle Etappen der dortigen Bevöl kerung, die diese, bei der Entwicklung ihrer Wirtschaft und Lebensweise durchlaufen hat. Der erste Siedlungsplatz, die Höhle I alegaura, war von Sammlern und Jä gern bewohnt, die ein für den Süden ty pisches Leben führten und die Hau stierzucht und den Pflanzenbau noch nicht kannten. Augenfällig sind die Ver änderungen, die in der Wirtschaft und in der Kultur bei den Bewohnern des zeit lich auf die Höhle Palegaura folgenden Siedlungsplatzes Karim-Schahir (wahr scheinlich 6. Jahrtausend v. Chr.) ein traten. Seine Bewohner hatten' das Höhlenleben bereits aufgegeben. Bei den Ausgrabungen in Karim-Schahir konnten zwar keine sinndeutigen Spu ren von Bauwerken festgestellt werden, doch bezeugen Steinpflaster, die von zerstörten Mauern und Fußböden erhal ten geblieben sind, daß sich hier auch Häuser befunden haben müssen. Diese Elemente einer grundlegend neuen Le bensweise werden durch andere Merk male der neolithischen Kultur ergänzt und verstärkt: Werkzeuge mit geschlif fenen Schneiden, geschliffene Armbän der, Schmuckgegenstände aus Mu scheln und Stein, grobe Skulpturen aus ungebranntem Lehm, Haustiere oder Tiere, die eine Mittelstellung zwischen wilden und domestizierten Tieren ein nahmen u. a. Die Existenz eines Ackerbaus in voll entwickelter Form ist eindeutig belegt durch die Funde von Qualat Jarmo aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. Die Bewoh ner bauten Häuser von regelmäßiger rechteckiger Form, in deren Mitte sich kleine ovale Öfen befanden. Das Ge treide wurde mit Sicheln gemäht, deren Schneiden aus scharfen Feuersteinklin gen bestanden. Die Veränderungen in der Lebensweise fanden auch in den Glaubensvorstellungen der Bewohner von Qualat Jarmo ihre Widerspiege lung. Im Mittelpunkt ihres Glaubens stand der Mutter-Erde-Fruchtbarkeits- kult. Dafür sprachen die Statuetten sit zender Frauen, die die Muttergöttin dar stellen. Diese Ureinwohner kamen auch spä ter kaum mit den hochentwickelten Staaten der alten Welt in Berührung. Nicht selten in ihrer langen Geschichte waren sie die Zielscheibe des Angriffs dieser Staaten, hatten es aber immer wieder verstanden, ihr Territorium er folgreich zu verteidigen. Nie haben sie den Versuch unternommen, ihre ge schützten Gebirge zu verlassen, oder andere Gebiete zu erobern. Das war Wohl auch eine Ursache dafür, daß sie viele große Staaten und Mächte über dauern konnten. Das 20. Jahrhundert brachte keine Lösung der kurdischen Frage, im Ge genteil, die Kurden wurden noch bruta ler bekämpft. Nach dem ersten Welt krieg erneut den Interessen der Großmächte entsprechend aufgeteilt, wurden die Kurden von dem türkischen Führer Atatürk ausgenutzt und im Stich gelassen, wurde im Jahre 1925 gegen sie Massenmord verübt. Insgesamt hat das medische Großreich knapp einhundert Jahre eine dominierende Rolle gespielt, dann wur de es vom persischen Vasallenkönig Kyros II. (gest. ca. 529 v. Chr.) erobert Die älteste schriftliche Erwähnung der Kurden ist uns von Sumerern über liefert. Ein Land „Karda“ wird in einer Inschrift erwähnt, die Irnanna, der mächtige Oberwesir des sumerischen Königs Susin (2037 bis 2029 v. Chr.), auf zwei Türangelsteinen eines Tem pelneubaus in Girsu (mod. Tello) im heutigen Südirak anbringen ließ. Gegen Ende der Aufzählung seiner Titel und Funktionen erwähnt er, daß er Militär gouverneur von Urbilum, dem heutigen Erbil, Bezirksstatthalter von Hamazi und Karahar und Militärgouverneur der Su-Leute und des Landes Karda gewe sen sei. Die genannten Orte und Gebie te liegen alle im Osttigrisgebiet zwi schen dem oberen Zab im Norden, dem Oberlauf der Dijala im Süden und dem Kamm des Zagrosgebirges im Osten, al so in einem Gebiet, das heute das Kern stück von Irakisch-Kurdistan darstellt. Zur Zeit dieser Inschrift war diese Ge gend überwiegend von einer nichtsemi tischen, hurritischen Bevölkerung be siedelt. Eines ihrer politischen Zentren war das erwähnte Karahar (heute Kara- han-al-Sadia), das sich am Oberlauf der Dijala befindet (siehe Karte). Vergleicht man diese sumerischen Zeugnisse mit einander, so ergibt sich mit dem Land Karda ein Territorium, das heute im we sentlichen die Zentralgebiete Türkisch- Kurdistans und Irakisch-Kurdistans darstellt.
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