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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1991
- Erscheinungsdatum
- 1991
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199100000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19910000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1991
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6 KULTUR/UNTERHALTUNG 18. März 1991 UZ/11 Noch bis zum 6.4.1991 ist die Gedächtnisausstellung Hans Mayer-Foreyt (1916-1981) in der Galerie im Hörsaaigebäude zu sehen. Mayer-Foreyt, seit 1946 in Leipzig ansässig und auch hier verstorben, war u. a. als Dozent an der Hochschule für Grafik und Buchkunst tätig. Foto: TSCHIMGE Gastspiele und Premieren an Leipzigs Bühnen Shakehands bei Shakespeare W er legt denn heute noch etwas gern in fremde Hände, zumal des Abends? Das Leipziger Schauspiel tat's und halte volle Ränge. Für zwei Tage im Februar (25./26.) gehörte die große Büh ne dem Londoner „Royal National Thea ter“, die „King Lear“ und „Richard 111“ gaben und damit Leipzig die Ehre. Ging doch in Sachsen die im Frühjahr 1990 be gonnene Welttournee zu Ende. Das Lei pziger Theaterpublikum (was es also durchaus gibt) ließ sich sehen, um zu se hen und gesehen zu werden. Standing ovations nach den königlichen Spielen für Royal Britain. Offiziell „königlich“ ist das Theater erst seit 1988, maje(ä)st(h)a(e)tisch war es je. 1963 gründete Sir Laurence Olivier im legen dären Old Vic seine Schauspieltruppe. Nun im neuen Hause besuchen sie jähr lich mehr als 700.000 - Zahlen, die einen schon andächtig werden lassen. Und ne ben den Spielen im Stammhaus geht man auf Tournee, und eben eine dieser ging nun, nach Paris, Tokio, Kairo, Madrid ... in den Sachsenmetropolen in Anwesen heit des britischen Botschafters und an derer Landes- und Stadthonoratioren dem glücklichen Ende entgegen. Die Engländer bestachen durch eine exzellente Schauspielkunst und perfekte Inszenierungen. Ist die von „König Le ar“ durch Deborah Warner eher traditio nell, hat man bei „Richard III.“, in Sze ne gesetzt von Richard Eyre, der auch In tendant des Hauses ist, eine Ausdeutung a la Diktatoren, die man kennt. Brian Cox gibt seinen Lear zwar kindlich-naiv -wer teilt denn heut noch Länder? -, aber nie trottlig. Can McKellens Richard III. ist sehr wohl der Intrigant, dem man es aber auf den ersten Blick wahrlich nicht an sieht. Aus dem geschlossenen Ensemble keine Leistung, die herausfiele, die Abende stets königlich. N un kann man ja auch Shakespeare adaptieren, Heiner Müller hat dies z. B. mit dem Hamlet getan. Und man kann Shakespeare neu übersetzen, auch dies tat Heiner Müller. Das Poetische Theater tat nun wiederum beides mit dem Heiner Müller. Hamlet übersetzt ins Sprachlose und als roter Faden eines sze nischen Tagebuchs, eben „Hamlet u. a.“. Aber vielleicht traut man mehr den großen Namen als denen von Wolodia Tarsjanz und Evelyn Müller. Das Tage buch ist/scheint eine Pantomime, aber viele gute Bilder machen noch kein gut es Stück. Ab des Stückes Mitte wieder holen sich die Mimen und geht der rote Hamletfaden verloren. Schade, war es doch ein Abend von choreographischen Einfällen, einer hörenswerten Toncolla ge und mehr als engagierter Akteure, be sonders der Falk Elstermanns. Nach län gerem Stöhnen (des Windes) neigt sich der Abend seinem Ende, aber auch der Ruf nach „Mutter“ läßt das Theater nicht recht (be-)greifen. Möge das Ernst-Bey er-Haus weiter so gefüllt bleiben, und möge die Bühne noch mehr Platz für den Zuschauer geben, denn sonst steht man erneut da draußen und sieht noch nicht mal was. W ortwitz und komödiantische Spi ellust hat stets auch der göße Bri te befördert, neben den Tragödien und Königsdramen stammt aus Shakespeares (?) Feder auch mehr als eine göttliche Komödie, auch die der Irrungen. Machen wir diese zur Komödie der (deutschen) Einheit, werden sich die Regisseure Die trich Kunze und Matthias Hummitzsch gedacht haben: Brüder finden Brüder wieder, Diener ihresgleichen und schließlich manch einer auch noch die rechte Frau. Das paßt: linke Dinger wer den vereitelt, Gold ist nicht weg, nur in den falschen Händen und wird vor dem endgültigen Verschwinden gesichert. Dazu Schauspieler mit ungebändigter Spielfreude - Jochen Noch und Matthias Hummitzsch bestechen diesmal komödi antisch -, ein paar Slapstik-Gags, manch guter Einfall, manch aktuelles Wort. Die Damen haben es bei den Herren etwas schwerer, doch müssen sie sich auch nicht verdoppeln, dies tun dafür Hagen Oechel und Dirk Fenselau ganz schön perfekt. Doch bei all diesem fragt man sich, wo ist denn Shakespeare abgeblie ben? Im Textbuch (von der bremer Sha kespeare Company) muß er doch gestan den haben. Oder? A uf der Strecke bleibt Shakespeare nicht, aber.nun hat man sich in Lei pzig die Maßstäbe mehr als hoch setzen lassen, königlich hoch eben. Stadteigene Inszenierungen reichen noch nicht zur Thronbesteigung. Da setzen wir halt die Maßstäbe wieder nach unten und sind's zufrieden. Naja, oder wir gehen mal wie der ins Grassi-Kino, da kommt Anfang April „Henry V.“ - wieder Shakespeare, wieder königlich, wieder britisch. Und sehen lassen kann man sich auch da. HENNER KOTTE UZ-Filmkritik: Pappa ante portas Männliche Schwächen oder Die Lust der Verwandlung „Der Pappa wirds schon richten“, heißt es in einem volkstümlichen Schlager, derzwar nicht den musikalischen Geschmack des Verfassers trifft, aber Erzkomödiant Victor von Bülow alias Loriot durchaus zu seinem zweiten Film inspiriert haben könnte. Denn Direktor-Pappa Lohse, der richtet - Schaden an oder auch das bis dahin so geordnete gut bürgerliche Familienleben - zugrunde, wohlgemerkt. Nach Beleuchtung der inni gen Mutter-Sohn-Beziehung in „Ödipussi“ mußte ja fast zwangsläufig, wo bliebe sonst die satirische Sorgfaltspflicht, der deutsche Pappa auf seine Familienverträglichkeit hin untersucht werden. Dieser nun hat es seinem Chef noch mal so richtig gegeben, berichtet er jedenfalls später zu Hause, muß aber dennoch mit sei nen 60 Lenzen in Pension gehen. Nun wird wohl niemand annehmen, daß langjährige Tätigkeit in Chefetagen Lebensnahe und - tüchligkeit entscheidend fördern. Sollte je mand doch, wird er schnell eines Besseren belehrt, denn wo Pappa Lohse den heimi schen Haushalt nach ökonomisch effizien ten Methoden reorganisiert, da lauert nicht nur das Chaos, da bricht es ungeschminkt herein. So ist der häusliche Friede akut ge fährdet und die entnervte Ehefrau (Evelyn Hamann, wer sonst) bald auf Jobsuche. Die Szenerie kommentiert Schlitzohr Loriot folgendermaßen: „Ich habe mit gewissem Erstaunen festgestellt, daß kaum eine Frau ihren Mann ganztägig zu Hause erträgt,auch wenn sie sich seit Jahren über Pappas man gelnde Zeit für die Familie beklagt. Männer und Frauen haben es nun mal nicht gelernt, zusammenzuleben.“ Gelegenheiten genug also für Autor, Re gisseur und Hauptdarsteller Loriot, den ihm eigenen trockenen Humor mehr als anklin gen zu lassen. Am gelungensten erscheinen dabei wiedereinmal die Szenen, die sich mit den Fährnissen der Kommunikation be schäftigen. Klassisch (ein echter Loriot) die Episode im Lebensmittelgeschäft, als 4 Leute sich einander zugewandt zwar verbal äußern, aber nicht miteinander sprechen. Dazu ab und an ein wenig Fachdeutsch in die alltägliche Kommunikation eingestreut, Ellipsen entleerter Sprachschablonen an einandergereiht, schon wird Verständigung schier unmöglich. Daß die Bauchmuskeln der Zuschauer ständig gespannt bleiben, dafür sorgen zudem geschickt placierte Slapstick-Einlagen und Loriots offensicht liche Spielfreude. Verkleiden macht halt Spaß, und so erscheint der Meister noch in drei Nebenrollen: Als verlauster Straßen musiker, schon arg seniler Opa Hoppenstedt und als Lyriker Frohwein,'leicht degeneriert und im Peter-Handke-Outfit mit John- Lennon-Touch. „Hannibal ante portas!“ riefen die ent setzten Römer, als der karthagische Feldherr vor ihren Toren stand. Dieser populäre Angstschrei der Weltgeschichte erfährt durch Loriot eine zeitgemäße Abwandlung. HOLGER GÖPEL Verwandlungskünstler LORIOT alias Opa Hoppenstedt (li.), Straßenmusikant (m.) und Lothar Frohwein (re.) Fotos: TOBIAS-Film Ausstellungszentrum Kroch-Haus 18. März bis 24. April Hannoversche Maler der neuen Sachlichkeit Eine Ausstellung der Niedersächsi schen Sparkassenstiftung mit Bildern aus den Sammlungen der Stadtsparkas se Hannover, der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und dem Sprengel Museum Hannover Ausstellungsgespräch am 17. April, 18 Uhr Museum des Kunsthandwerks Karin Korn Gläser - Leuchten - Objekte bis 2. Juni Concetta Mason (USA) Glasobjekte bis 13. April Kino im Grassi 21.3.-27. 3., 16 Uhr DER FREMDE (Visconti) 14. 3.-27.3., 19 und 21 Uhr GREEN CARD 21.3.-27. 3., 23 Uhr . NIKITA Ska, immer nur Ska Messer Banzani im „Anker“ Die Rhythmen des Ska, auch „ weißer Ra^gae “ genannt, brachten sie alle zu sammen und vereinten sie zu einer sich wiegenden, schwitzenden, überglückli chen Menge: Alt-Blueser, hahnekamm tragende Punk-Modisten, Root-Rocker mit Elvistolle, Edel-Gruftis, (Pseudo-) Intellektuelle. Mit einem Wort — Leip- Zigs Rockergilde in ihrer breiten Streuung hatte sich im „Anker" eingefunden, das Erscheinen einer Debüt-LP zu feiern. Geladen zum Fest hatten „Messer Banzani", zu zeigen, was besagtes Vinyl wert sei. Und sie boten den knapp 10Ö0 (!) begeisterten Fans im übervollen Club eine sagenhafte Performance: Ska, der von den Beinen über den Bauch in den Kopf ging. Anteil hatten daran, neben den aktuellen „Banzani", auch die ge ladenen Gäste - Gründungs- und ehe malige Mitglieder der Band, die Jungs von „Michele Baresi". So waren zeit weise 15 Leute auf der Bühne, sorgten für ein Happening, das so schnell keiner vergessen wird. Hervorzuheben ist die Bläsergruppe, die im Zusammenspiel Trompete, Posaune, Altsaxophon und in Soli überzeugte, nebenbei vieles beitrug zur Stage-Show. Übrigens ebenso wie Sänger-Gitarrist Leander Popp, der souverän englischsprachig sang und moderierte. Einige Worte zur Platte. Produziert wurde sie gemeinschaftlich vom Lü becker Label ORANGE ST und DT 64. Wer sie nicht direkt beim Konzert erwer ben konnte, dürfte sie in ortsüblichen Plattenläden kaum finden. Dies sollte al lerdings kein gravierendes Hindernis sein, die Erstauflage von 3000 Stück un ter die richtigen Leute zu bringen. In Lei pzig werden das Woodstock Center (Kochstr.) und die Connewitzer Verlags buchhandlung den Vertrieb übernehmen. Mir fehlt auf der LP nur ein richtiger „Hit“, etwas wie „Peace is wonder“, ein Song, der, aus welchen Gründen auch im mer, keine Aufnahme fand. Ansonsten fühlt man sich an goldene Ska-Zeiten En de der 70er/Anfang der 80er erinnert: Es grüßen „The Specials" und „Madness“. Die ehemalige Garagenhand möchte nun auch kommerziell größere Brötchen backen, im April/Mai geht 's auf Tournee. Berlin und Rostock. Hamburg und Tü bingen stehen u. a. im Plan. Viel Erfolg bleibt zu wünschen für die im Sommer ge planten Gigs in Dänemark und Schwe den. hase es war schon immer meine höchste Lust, Menschengesichter zu malen.“ (FELIXMÜLLER „Legenden“, S. 98) Unter diesem Motto hätte durchaus eine derzeit in der Staatlichen Galerie Moritz burg in Halle an der Saale zu sehende Re trospektive mit Werken Conrad Felixmül- lers (1897-1977) stehen können. Zur vorgezogenen Vernisage am 10. Fe bruar (nicht wie geplant und im Katalog aus gewiesen am 24. 2.), erschienen auch zwei seiner frühen Modelle, die des öfteren in den Gemälden der zwanziger Jahre gemeinsam mit dem Maler zu finden sind: seine beiden Söhne Titus und Lucca Felixmüller. Schon die ersten Bilder, in denen noch im pressionistische Nachwehen der Dresdner Akademieausbildung seines Lehrers Carl Bantzer spürbar werden, stellen Freunde oder ihm verwandte Personen dar. So eröff net das Düsseldorfer Bild „Hanna und Pe ter August Böckstiegel (Öl/Lw. 1914) nicht nur einen in seinem Werk immer wieder kehrenden Zyklus von Darstellungen mit verliebten Paaren, sondern es gibt, neben der Schwester Felixmüllers, die Böckstie gel 1919 heiratete, auch einen damals schon den Dresdner Akademiebetrieb beeinflus senden Künstler wider. Seinem „Porträt Ot to Dix - malend“ (Öl/Lw. 1920 - Natio nalgalerie Berlin) und dem „Bildnis Raoul Hausmann“ (Öl/Lw., Lindenau- Museum Altenburg) folgen 1926/27 die bekannten Holzschnitte von Liebermann, Corinth und Rohlfs. Auch die Familie blieb, neben den etwa 300 Eigendarstellungen, zentrales Motiv im CEvre des Malers. Die früh verstorbene Mut ter war eines seiner ersten Modelle. Sie er blickt man auf einem in großzügig aufge tragenen Farben und kantig expressiven Körperformen gehaltenen Gemälde von 1915 (Privatbesitz). Auch dem Vater, einem gelernten Schmied, begegnet man des öfte ren in Gemälden der Ausstellung. Sicher wird seine soziale Herkunft dazu beigetragen haben, daß sich Felixmüller häufig dem Milieu einfacher Leute zu wandte. Sein Bruder Hellmut war Berg bauingenieur. Durch ihn fand er motivi schen Zugang zum sächsischen Steinkohle bergbau. 1920/21 entstanden auf und nach einer Reise in das Ruhrrevier Tuschzeich nungen, Holzschnitte und Gemälde in der noch expressiv-kubistischen Formenphase, von denen der Kunstkritiker und Freund Carl Stemheim sagte: „Da ist wahrhaftig der Pöbel malfähig geworden.“ Kurz nur war seine Berührung mit der dreidimensionalen Kunst. Figürliche Holz reliefs und kleine Bronzen von 1923 strah len sinnlich-erotische Momente aus, denen man - natürlichineineranderen,sachlich realistischen Formensprache - in gezeich neten Frauenakten (zwischen 1926 und 1931) gegenübersteht. Überall wähnt man sich beim Betrachten der Frauendarstellungen seinem Ideal nahe, daß wohl ohne Zweifel in der von tiefer Lie be und intimer Leidenschaft zu Londa Frei- in von Berg (1898-1978), seiner Frau seit 1918, lag. Sie wurde sein sicher treuestes und ihm wertvollstes Modell. Der Wandel vom expressionistischen zum sachlich-realistichen Stil nimmt in dem Dresdner Bild „Musik am Abend“ (1925) - noch expressiv, dissonant - auf dem verso das Bildnis „Jutta“ (1926) - fast neusach lich, klar - zu sehen ist, materiellen Aus druck an. Es ist, wie einige Arbeiten eben falls, nicht im Katalog verzeichnet. Leider sucht man in dem mit mehreren Essays ver sehenem Begleitbuch einige ausgestellte Werke vergebens. Felixmüller, der auch Opfer der national sozialistischen Kampagne „Entartete Kunst“ wurde und dessen Arbeiten unter dem Spruch: „Kunst predigt Klassenkampf im gleichnamigen Katalog der Münchner Propagandaschau von 1937 zu finden sind, konnte nur dank der Unterstützung seines Freundes Hanns Canon von der Gablentz über diese von offiziellem Malverbot und Isolation geprägte Zeit kommen. Heimatli che Landschaften, Reiseeindrücke von Norwegen und England sowie Bildnisauf träge zählen zum Repertoire jener Jahre. Bis 1967 lebte Felixmüller in der DDR und hatte eine Professur an der Universität in Halle (bis 1962) inne. Fast peinlich ist man von den Darstellungen in der Art des „Maschinist Junghans“ oder „Auf dem Kohlebunker“ (beide Öl/Lw. 1951) berührt, da sie mehr Huldigung an Staatskunstnor men jener Zeit als eigene künstlerische In tentionen zur Geltung bringen. Auch die Farben scheinen sich in den Ölbildern zu wandeln - sie wirken flau und weichlich. Wohl nicht unbeeinflußt von Kontroversen um den „wahren sozialistischen Realismus“ fanden diese Veränderungen im Werk des Künstlers ihren Niederschlag. Ihre ersten „unschönen“ Auswirkungen sind schon 1947 in einer von ihm ansonsten souverän beherrschten graphischen Technik, dem Holzschnitt, wahrzunehmen, wie das plaka tiv-agitatorische Blatt „Der Schriftsteller Friedrich Wolf' belegt. Die Übersiedlung nach West-Berlin, wo der Maler bis zu seinem Tod in Zehlendorf lebte, brachte noch einmal eine gewisse Wandlung, wie Aquarelle von Husum oder „An der Glienicker Brücke“ (1967 Privat besitz), nun schon jenseits der Mauer, in ih rer kunstvoll-leichten Art überzeugend vor Augen führen. ROCCO THIEDE Ausstellung in der Staatlichen Galerie Moritzburg Halle, Friedemann-Bach-Platz 5, Dienstag 14-21 Uhr - freier Eintritt, Mittwoch bis Sonntag 10-13 und 14-18 Uhr. UZ veröffentlicht zwei an uns fehlgeleitete Briefe, die das Bemühen unserer Bürger und Beauftragten um unser schönes Leipzig zur Schau stellen sollen An die zuständige Kommission Eingabe Nachdem nun, wie freilich einzusehen war, selbst von meiner Seite, also für jeden vernünftigen Menschen, der unaufhaltsame Verfall dieser Stadt wenigstens für gute Zwecke nutzbar gemacht wurde, indem man auf die ohnehin morschen Dächer Erde schüttete und Kohlrüben säte, wogegen in den feuchten Kellern Champignonzuchten gegründet wurden, in den Rohren soge nannter „Turmbepflanzung“ graue Kletter bohnen wuchern und auf den Schutthalden Pfefferminze wächst, was die Versorgung der Obdachlosen wesentlich erleichtert und die Zahl der Arbeitssuchenden in der Ern tezeit verringert, nachdem also bereits dies alles unternommen wurde, möchte ich doch noch auf zweierlei aufmerksam machen: Erstens ist festzustellen, daß das Projekt durch die Mieter nicht nur keine tatkräftige Unterstützung findet, sondern sogar boy kottiert wird, denn sie weigern sich, den für die Finanzierung der Sache notwendigen Mietmehrbetrag zu zahlen. Zweitens bin ich zwar nicht sicher, ob Ratten und Mäuse Pilze fressen, fürchte aber trotzdem vorausschauend um die frisch an gelegten Kulturen. Ich gebe zu, daß mir zu diesem Problem sogar eine Idee gekommen ist, die darauf hinausläuft, diese Tiere u. a. in die Armenversorgung miteinzubeziehen und im Zuge der Arbeitsbeschaffungsmaß nahmn den Beruf des „Rattenfängers von Leipzig“ zu kreieren. Mit ergebenen Gruß! Ihr Heinrich Sorgepflicht Grundstücksmakler Lieber Herr Sorgepflicht, Grund stücksmakler! Gleich zu Anfang ein symbolisches Hän deschütteln als Dank dafür, daß Sie so auf opferungsvoll mit uns Hand in Hand arbei ten. Beide Hinweise haben wir bedacht und potentielle Größen der Stadt zur Diskussi on hinzugezogen. So wollen wir Sie jetzt nicht unnütz auf die Folter spannen und Ih nen unser Ergebnis ans offene Herz legen. 1. Alle Mieter, die es sich erlauben. Ein wände gegen das Projekt, die finanziellen Maßnahmen allgemein oder deren Ausmaß, also die Höhe der Miete, zu erheben oder gar ihrer Zahlungspflicht nicht nachzukom men, werden in die unzähligen Autowracks umgesiedelt, wobei auch die quälende Fra ge nach dem Wohin mit dem Schrott aus der Welt wäre. Die Mietshäuser können dann entweder lückenlos bepflanzt oder wieder vermietet werden oder beides. 2. Ein Teil bzw. einige Kellen des aus dem Dachgemüse hergestellten Kohlrübenein topfes wird zur Fütterung der Ratten ver wendet. So sind sie vom Frischgemüse ab gelenkt. Und der so verwendete Teil der Nahrung geht auch nicht verloren. Mc Do- nald's, in seiner Ansiedlung hier begriffen, wird in Kürze unseren Menschen Maus- und Rattburger zu akzeptablen Preisen anbielen. Eine nette Geste. Obendrein fließt noch Geld durch den Verkauf der Rattenfelle an Brühl ins Stadtsäckel. Mitten im Kampf um den Ruf, in einer reichen und wohltätigen Stadt zu leben, grüßt sie liebenswürdig Die zuständige Kommission A. H.
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