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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1991
- Erscheinungsdatum
- 1991
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199100000
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19910000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19910000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1991
-
- Ausgabe Nr. 1, 07.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 2, 14.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 3, 21.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 4, 28.01.1991 1
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6 KULTUR/UNTERHALTUNG 18. Februar 1991 UZ/08 Filmzyklus 19. 2., 18 Uhr, Hörsaal 19 „Das gelobte Land“ (A. Wajda) 26. 2., 19 Uhr, Hörsaal 19 „Chronik von Liebesunfällen" (Wajda) jeweils anschließend Diskussion mit Fred Gehler Karten an der Abendkasse Ägyptisches Museum Am 27. 2. findet um 14.30 Uhr im Rah men der Feriengestaltung eine Führung zum Thema „Mumien, Särge und was noch“ statt. (Schillerstr. 6) Moritzbastei 19. 2., 20 Uhr, VT „Schönes grünes Mond“ Theaterprojekt NAUNDÖRFCHEN 21.2., 20 Uhr, RT „Das Boot e. V.“ Eine psychosoziale Selbsthilfegruppe stellt sich vor 21.2., 20 Uhr, VT „Eine Zukunft mit Marxisten?“ Forum mit Prof. Okun, Dr. Pofdrack, Prof. Wittich Kino im Grassi 21.2. bis 24. 2., 17.30 Uhr „Stadt der Frauen“ (Fellini) 25. 2. bis 27. 2, 17.30 Uhr „Drugstore Cowboy“ (Matt Dillon) 21.2. bis 27. 2., 20.15 Uhr „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ 21.2. bis 27. 2., 22.15 Uhr „Das deutsche Kettensägen-Massa- ker“ (Die erste Stunde der Wiedervereinigung) Museum der bildenden Künste Führungen: 20. 2., 17 Uhr Caspar David Friedrich und sein Kreis 24. 2., 10.30 Uhr "3 ' Meisterwerke der Renaissance 27. 2„ 17 Uhr Realismus und Idealismus in der Ma lerei des 19. Jahrhunderts Studenten - Alltag im 19. Jahrhundert Einer meiner Freunde, ein profilierter und produktiver Historiker, beklagte sich über seinen Nachfolger. Dieser werfe al les weg, während er alles aufhebe. Wir ge ben ihm Recht. Als Entschuldigung las sen wir lediglich gelten, daß unser Freund in einer geräumigen Altbauwohnung lebt, während sein Nachfolger mit einer Neu bauwohnung vorlieb nehmen muß. Glücklicherweise haben die Eltern (oder der Vater) des berühmten Orienta listen Heinrich Leberecht Fleischer (1801-1888), der von 1819 bis 1824 an der Leipziger Universität Theologie und orientalische Sprachen studierte, die Briefe ihres Sohnes aus dieser Zeit nicht weggeworfen, so daß wir über den Alltag eines Leipziger Studenten dieser Zeit recht gut informiert sind. Fast ein Jahr hundert später fand sich ein findiger Kopf, der diese Briefe analysierte und kommentierte. Daraus folgender Auszug: „Während nun in der Jetztzeit viele Stu denten einen nicht unbeträchtlichen Teil des Semesters fern von der Universität zubringen, so war in der Zeit, von der wir sprechen, das Gegenteil der Fall. Die Re gel war, daß der Student, der nicht aus der Nähe der Universitätsstadt stammte, nur p" Hieuri JZ 154. Folge heißt, Mühmchen, wochenlang bei den verwandten Studenten wohnen und unter ihrer ritterlichen Führung die Schönhei ten der Lindenstadt kennenlemen, ver stößt durchaus nicht gegen die gute Sitte. Großes Fürstenkolleg in der Ritterstraße, erbaut im 18. Jh. zu Ostern in die Heimat ging; denn die Sommerferien waren damals nicht so aus gedehnt wie jetzt. Die kollegienfreie Zeit wurde zum Arbeiten benutzt, dann und wann auch zu kleinen Erholungsreisen. Umgekehrt waren Verwandtenbesuche während und außerhalb der Ferien in Lei pzig etwas Gewöhnliches; daß Schwe stern und Cousinen, oder wie es damals ... wie aber gestaltete sich der Verkehr der Studenten untereinander und dem Philisterium gegenüber? Sehen wir uns zuerst den äußeren Menschen an. Je nach der Wichtigkeit des Tages war die Klei dung eine andere. An den Wochentagen besteht sie aus Stiefeln mit halbhohen blanken Schäften, die, solange die Schäf te noch gut sind, über den gelben Nan ¬ kinghosen getragen werden; sind sie un ansehnlich geworden, werden die Hosen darüber gezogen. Erbsgelb ist die stehen de Farbe des Beinkleides, die des ge wöhnlichen Rockes grün oder braun. In der Woche trägt der Student weder Vor hemden, noch Westen, noch Halsbinde. Hut oder Mütze, Ziegenhainer und lange Pfeife vervollständigen das Bild des nicht einer Korporation angehörigen Bur schen. Die forschen Burschen aber, be sonders die Landsmannschafter und Bur schenschafter, klirren mit großen Sporen einher; letztere sind außerdem an den weißen, gewöhnlich von zarter Hand ge stickten, leinenen Schulterkragen er kenntlich. Am Sonntage hingegen wer den die guten Stiefel über den gelben Ka- simirhosen getragen, dazu kommt als Rock der blaue Klappenrock, d. h. ein Rock mit breiten Schößen und Mantel kragen, ferner Vorhemdchen, Weste und ein mächtiges seidenes Halstuch, das, viele Male um den Hals geschlungen, kumtartig den Kopf in die Höhe steift. Bei besonders festlichen Gelegenheiten tritt an Stelle des Klappenrockes der Frack. Aber nur bei den Kommunionen, Be gräbnissen und im Examen ziemen sich zum Frack und breitschößiger Weste niedrige Schuhe, lange schwarze seidene Strümpfe und kurze seidene Pantalons. Zuhause halten den Leib Filzschuhe und Manchesterschlafrock warm; an Stelle des letzteren tritt häufig auch ein Kanin chenpelz, für den der Jude auf dem Brühl zwar 8 Taler fordert, aber nur 5 erhält. Läßter auch bald die Haare und platzt in den Nähten, so erspart er doch die teure Feuerung. Die gewöhnliche Anrede unter den Kommilitonen ist „Ihr“, zum „Du“ gehört die Brüderschaft. Die gewöhnliche Be nennung ist Studio, im Plural Studios; sie zerfallen in krasse Füchse, Brandfüch se,Bursche und alte Bursche. Die Re nommisten heißen forsche Bursche. Der Ruf „Bursche heraus, Perat Police!“ er klingt noch und tut seine Wirkung. Die Muttersöhnchen heißen Butterherzen, die vor dem Examen Stehenden Examenmu sen. Wer sich unhonorig benimmt, kommt in den bekannten V-ß. Kollegia werden geschwänzt und nachgeritten; der Bier wirt heißt Kneipier. Die jungen Kaufleu te müssen sich Benennungen wie Laden schwengel, Schwanks (nicht Schwunke, wie wir sagten) und Pomadenhengste ge fallen lassen, während „mit Pomade ge nießen“ so viel ist wie „mit Ruhe ge nießen“, die jüngeren Dienstmädchen heißen, wie noch jetzt, Besen, die älteren Aufwartungen Christel; die Eckensteher, die Packträgerdienste verrichten, Flie genschnäpper, die Ladenmädchen Licht mädchen.“ GERHILD SCHWENDLER Streik auf Sächsisch? - Jürgen Hart, Anke Geißler und Christian Becher (v.I.n.r.) Foto: LÜTTIG Alles (schon mal) gelaufen Nicht alles, aber vieles. Dramaturgie und Pointen, Bewegungen und Einfälle schienen nicht nur bekannt. Wer zu den Stammgästen im academixer-Keller gehört, konnte passagenweise („ Vor lauf“, „Wehr oder was“) mitsprechen im „neuen“ Programm „alles gelau fen “. Nun werden Kabarettprogramme ja bekanntlich nicht für die ortsansäs sigen Kritiker gemacht, sondern für das Publikum, das gewöhnlich wechselt. Und jenes belachte herzlich die Ka lauer über Ananas-Krause und Blu- men-Kohl. Und das ist schließlich die Hauptsache. Variiert wird ein dem Einheimischen bis ins Blut vertrautes Thema: Das War ten. Heute: „Das Warten auf höherer geistiger Ebene“. Dieses ist die (exoti sche) Frucht unserer „Revolution“. Aber Vorsicht, nicht zu lange warten, denn „ wer zu Späth kam, den bestrafte das Leben “. Ja, es ist schon kein leichtes Ding, in solchen Zeiten Kabarett zu spielen, wenn man Ansprüche an sich selbst und sein Publikum stellt. Was zum Thema nehmen? Wen (möglichst unbestraft) zum Gespött machen? „Hoffnungsträ ger“ Anke Geißler (a. G.) versucht, die ses Problem mit dem Zuschauer zu erör tern, aber „um über Politiker zu lachen, muß man doch nicht ins Kabarett ge hen. “ Warum denn? Jürgen Hart, Christian Becher und Anke Geißler gelingt (trotz besagter be reits bekannter Passagen), was anderen inzwischen versagt bleibt: Sie entlassen ihr Publikum optimistisch. Herausra gend Jürgen Hart. Er ist halt nicht „nur“ Komiker, er ist ein exzellenter Schauspieler, provoziert Lachsalven und Nachdenklichkeit gleichermaßen, wenn er die typisch DDR-deutsche Mentalität in Gestalt eines alten aus ei nem alten Trabi Aussteigenden (in des Wortes doppeltem Sinne) vorführt. Besonders erfreulich ist, daß die Mi xer auf ihr Publikum nicht warten muß ten. Es kam — wie einst — in hellen Scharen und auf seine Kosten. E. L. (Nächste Aufführungen am 19. 2., 22. 2„ 23. 2., 26.-28. 2., jeweils 20 Uhr UZapfen UZ verleiht Goldene Einsen Aus Beständen der ehemaligen Pionierarbeitsgemeinschaft„Junges Auto“ Aufgrund des Überhandnehmens unliebsamer Verkehrsbegegnungen, welche, wie Bürgerbefragungen erga ben, zu erheblichen Lärmbelästigun gen führen, gestatten wir uns, hiermit einen kleinen Fahrschulwiederholtest durchzuführen. Der ausgefüllte und ausgeschnip pelte Bogen kann uns dann im nach hinein unter dem Kennwort „Brems licht“ zugesandt werden, worauf wir nach Auswertung allen glücklichen Rechthabern den Besitz oben erwähn ten Souvenirs ermöglichen werden. Eine offizielle Auflösung wird es aus Platzgründen nicht geben, deshalb be schränken wir uns darauf, an Ihre In telligenz zu appellieren: Beantworten Sie das Formular sachlich und verlas sen Sie sich nicht auf trügerische Emo tionen! Wie verhalten Sie sich als Autofah rer richtig? I. Vor Ihnen auf der Fahrbahn be wirft sich eine Horde Unmündiger mit einem Ball. a) Sie achten sorgfältig auf die Far be des Balles und entscheiden nach diesem Kriterium die Weiterfahrt. b) In Ihnen erwachen kindliche Er innerungen. Ihren Tränen freien Lauf lassend steigen Sie aus und spielen mit. c) Sie reiben sich erst, wenn Sie Gas gegeben haben, erstaunt die Augen, doch das tut nichts, denn Sie helfen da mit, globale Probleme zu lösen. 2. Sie nähern sich einer Kreuzung gleichrangiger Straßen. Von keiner Seite kommt etwas. a) Sie halten an und warten auf Fahr zeuge, die von rechts kommen und da mit die Vorfahrt haben. b) Sie wenden schleunigst und fah ren zurück, da Ihrer sensiblen Seele Einsamkeit, und sei es im Verkehr, nicht zuzumuten ist. c) Sie lassen das Fahrzeug mitten auf der Kreuzung stehen und rennen weg, da die Karre ohnehin schon alt ist. 3. Sie befinden sich in einem Stau. a) Sie nutzen die Zeit, sich mit einer Weinflasche und Ihrer Beifahrerin auf den Hintersitz zu verziehen. b) Sie laufen an der Warteschlange entlang und tauschen gegen ein Ent gelt mit dem Vordersten den Wagen. c) Sie denken sich eine plausiblere Ausrede für Ihr Zuspätkommen aus. 4. Auf der Fahrbahn ist Rollsplit aus gelegt. a) Sie halten an, um einige Steinchen als Erinnerung aufzusammeln. b) Sie hupen dreimal nachdrücklich. c) Sie hupen zweimal nachdrück lich. 5. Glatteis ist angesagt. a) Sie fahren auf dem Fußweg, um anderen nicht im Wege zu sein. b) Sie schreiben eine Eingabe an die Landesregierung. c) Da sich der Bremsweg erheblich verlängert, beginnen Sie mit dem Bremsen schon bei Fahrtantritt. Vielen Dank fürs Mitmachen! ANNEGRET HÄNSEL die Hoffnung unsrer ...war am 8. Februar der Studentenchor „Vivat academia“ mit seinem Leiter Die ter Graubner (re., während einer Probe). Im erfreulicherweise fast gefüllten Kleinen Saal des Gewandhauses zu Lei pzig entfachten die Sänger und Musi kanten das Publikum, das nach zwei stündigem Konzert mindestens fünf Zu gaben ertrotzte. Das Repertoire des Chores war - wie gewohnt - ein internationales, vom „Ne gro Spiritual“ über das „Wolgalied“, vom „Zigeunerlied“ bis zum „Kongolesi schen Gondellied“, von Orff bis „Orfeo negro“. Stimmte auch hie und da mal ein Ton nicht, wurde zuweilen auch ein Ein satz verpaßt, war der Tenor manchmal gar nicht mehr zu hören - Vivat acade mia bewies, daß nicht Perfektionismus, sondern echte Spiel- und Sangesfreude das Publikum auf Hochtouren bringt. Tüpfelchen auf dem „I“: Der Erzkomö diant Graubner. Eine zweite Aufführung des Konzer tes „Morgenlicht, du bist die Hoffnung unsrer Tage“ findet am 17. April, 19 Uhr, statt. E.L. Foto: ARIUNTSCHIMEG Die UZ-Filmkritik Noch vor zwei Jahren hätte dieser Film schwerlich eine Chance in unseren Kinos bekommen. Und dies trotz oder gerade we gen des gewählten Sujets. Letzte Kriegs monate und Nachkriegszeit in Deutschland, „große“ Geschichte und die „kleinen“ Leu te. Die Sicht auf die Dinge macht den Un terschied, die des Bayern Vilsmaier hätte vor den Augen hagerianischer Kulturver weser kaum bestehen können. Kein Film über „Großkopfete“, wie er ihn treffend cha rakterisiert. Ein Liebesfilm. Liebe? In die ser Zeit? Nun gut. Oder besser: Naja. Da zu keiner der so Verwirrten ob seiner poli tischen Gesinnung „Verfolgter des Nazire- gimes“, kein fortschrittlicher Genosse noch so peripher ins Bild gesetzt. Statt dessen wiedererwachende Freude am Leben nach den Entbehrungen der Kriegsjahre. Amerikanische GI-Bars, Be fend, jemanden zu treffen, der ihn kannte. Ihr Mann bleibt verschollen, dafür begegnet ihr Hans, ein Luftikus, „King“ im „Organi sieren“. Es ist nicht einfach für ihn, die Lie be zu Kati zu erringen, zu selbstbewußt sind die Frauen in einer Zeit, als Emanzipation bitterste Notwendigkeit ist. Im „Trümmer- leben“ spielen sie die Hauptrolle: als Ehe frauen, Mütter, Schutträumerinnen, Ziegel- putzerinnen - als Statthalterinnen vermiß ter, gefallener, gefangener Männer. Die Schlußszene, Katis Mann kehrt schließlich doch heim, sie läßt Hans schwei gend gehen, bleibt, gerade mit Sicht auf ein neu gewonnenes Selbstvertrauen der „Trümmerfrauen“, halbherzig - wie wohl manches im Film. Zwar gaben besagte Frauen mit ihrem Ruf zum Aufräumen diesem den Titel, spielen jedoch nur eine bescheidene Nebenrolle. bop-Klänge, Schokolade und Kaugum mi - schon in jenen Jahren eine andere Welt als im „Rama Dama“ Wer eine Hommage er wartet an die unzähligen Frauen, die die Ärmel auf krempelten, Osten Deutschlands. Vorsichtiger Optimis mus anstelle von Resignation im Gewände reinigender Katharsis. Und selbst diesen nicht in bezug auf den demokratischen Neuaufbau, sondern in Hinsicht auf das, was das alltägliche Leben bestimmt. Die Kinder, Erlösung vom ständigen Fliegeralarm, ein Mensch zum Lieben, ein üppiger, sich ver schwenderisch gebender Frühling. Diesmal konnte Neu-Regisseur Joseph Vilsmaier (als Kameramann Zusammenar beit mit Filmemachern wie Franz-Peter Wirth, Michael Verhoeven, Ulrich Edel) nicht, wie noch zu seinem Erstling „Herbst milch“ (bis jetzt knapp 2,6 Millionen Besu cher) auf einen Bestseller als Vorlage zurückgreifen. Die Rede ist von Anna Wim- Schneiders gleichnamigem autobiographi schen Roman. Der Stoff für „Rama Dama“ ergab sich aus der Befragung hunderter von Frauen; deren Erinnerungen an die Jahre 1944/45 flossen maßgeblich in das Dreh buch ein. Fast alle erwähnten sie den unbe schreiblich schönen Frühling 1945. Und so lieben sich die beiden Protagonisten Kati (Dana Vavrova) und Hans (Werner Stocker) zum ersten Mal inmitten saftig grüner Wie sen, einer symbolhaft blühenden Natur, die im krassen Gegensatz zu den Trümmer- landschaften deutscher Städte steht. Katis Mann Felix ist 1944 an die Ostfront kommandiert worden. Wie unzählige ande re Frauen auch, steht sie nach Kriegsende mit seinem Photo auf dem Bahnhof, hof- die Folgen des von Männern geführten Krie ges überwinden zu helfen, sieht sich getäuscht. Entbehrungen und Not, aber auch ihr unbeschreiblicher Mut, sind das Thema von „Rama Dama“ nicht. Zerbombte Häu ser, Trümmerbahn, Schuttberge, auf die Vilsmaier ob ihrer beeindruckenden Echt heit zu Recht stolz ist (die Aufnahmen ent standen in einem Prager Abrißviertel), wir ken oft nur als Staffage. Einige Szenen wir ken wegen ihrer aufgesetzten Symbolhaf- tigkeit platt, so die eigentlich berührende Geburtsszene (die Vavrova wurde vorab bei der Geburt ihres zweiten Kindes gefilmt), in die ständig nahende amerikanische Panzer geschnitten werden. Überhaupt regiert an einigen Stellen Effekthascherei, die Szenen wechseln zu schnell, ohne sich erst entfal ten zu können. Was bleibt, ist ein zwiespältiges Gefühl. Die Erinnerungen der befragten Frauen, wenn auch im Rückblick sicherlich etwas verklärt, hätten die Chance geboten, einen subjektiven Blick Betroffener auf ein Stück Zeitgeschichte zu gewähren. Ist Zeitkolorit aber fast ausschließlich nur aus den Kulis sen erkennbar, muß der Film flach bleiben. Auf der anderen Seite zeigt Vilsmaier Mut zur Darstellung großer Gefühle, zu kräfti gen Farben, zu schönen Bildern. Etwas, was Kino zum Erlebnis macht, was das Publi kum, die Besucherzahlen beweisen es, ho noriert. HOLGER GÖPEL Der Krieg ist vorbei. Kati (Dana Vavrova) hofft, ihren Ehemann Felix in einem der vielen Heimkehrerzüge zu entdecken. Foto: Senator Film
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