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Universitätszeitung
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- 1991
- Erscheinungsdatum
- 1991
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- Deutsch
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- SLUB Dresden
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Universitätszeitung
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Band 1991
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Zusammenfassung Systeme sind dann zur Evolution fähig, wenn sie aus miteinander ver koppelten Subsystemen bestehen, von denen eine begrenzte Anzahl ein irre guläres Verhalten zeigt. Das Gesamt system muß ferner von Input-Output- Beziehungen beeinflußt werden. Sy stemtheoretisch kann dann abgeleitet werden, daß in einem System mit Op timum-Eigenschaften eine nicht zu trennende Dualität von thermodyna mischem Gleichgewichtszustand und Nichtgleichgewicht, Konstanz und Entwicklung, kollektiver Stabilität und individueller Kreativität usw. exi stiert. Nur ein System mit derartigen Eigenschaften kann nach permanen tem Einfluß von „kleinen“ äußeren oder nach kurzfristigem Einfluß von „großen“ äußeren Störungen diese überleben (kompensieren) bzw. derar tige Einflüsse sogar zur eigenen Wei ¬ terentwicklung ausnutzen (organisie ren). Andererseits ergibt sich das schein bare Paradoxon, daß ein extrem stabi les System (ohne eine begrenzte An zahl von inneren Irregularitäten) nicht auf neue Systemstörungen eine adä quate Antwort geben kann, so daß es nach einer bestimmten Zeit in einen extrem instabilen Zustand „kippt“ und sich selbst zerstört. Ein soziobiologi sches'Beispiel für ersteren Fall ist die soziale Marktwirtschaft, ein Beispiel für zweiteren Fall ist das bolsche wistische Wirtschaftssystem. Im Epi log werden nichtvorhersagbare Schwierigkeiten (im Sinne der Chaos theorie der Systemanalyse bzw. des kollektiven Unterbewußtseins) beim Übergang des bolschewistisch-kom munistischen Systems zur sozialen Marktwirtschaft skizziert. Motto: Ein Einzelner kann einer Zeit nicht sie untergeht (KIERKEGAARD 1923). helfen, er kann nur ausdrücken, daß Zeit an der Informationsflut des frem den Know-how. Das Fehlen des eige nen Know-how und das „Ersticken“ durch nicht verarbeitbare Informati ¬ onsflut führt dazu, daß dieser Staat neuen Anforderungen der Umwelt nicht mehr gerecht werden kann; somit zerstört sich dieser Staat selbst. Evolution in soziobiologischen Systemen 1. Soziale Netzwerke Es gelten die folgenden Randbedin gungen: Ein soziales Netzwerk (Ge samtsystem) besteht aus miteinander verbundenen Subsystemen (units). Die Änderung des Zustandes eines einzel nen Subsystems hängt ab: 1. vom In itialzustand dieses Subsystems, 2. vom Zustand der übrigen Subsysteme, (die über Kopplungsbeziehungen sich und das Subsystem beeinflussen). 3. vom Zustand der Umgebung (die über Input-Output-Beziehungen das System und weitere Systeme „stören“). Im Unterschied zu naturwissen schaftlich definierten Systemen liegt bei soziobiologischen Systemen eine wesentliche Schwierigkeit in der un vorhersagbaren, chaotischen Kompo nente der Kopplungsbeziehungen. Die Tabelle zeigt Beispiele für derartige Systeme. Tabelle, Beispiele von Systemeigenschaften Eigenschaft in Natur bei sozialen Systemen Subsysteme Organismen, Organe, Zellen Staaten, Gemeinden, Familien: Konzerne, mittelständige Betriebe, Handwerker innere Instabilität Mutationen, Nicht gleichgewichte Kreativität des Einzelnen, Risiko, Meinungsstreit lokale Stabilität Konstanz der Art kollektiv akzeptierte Dogmen, Disziplin per se, Bürokratie, Hierarchien . | _u. . . .: äußere Einflüsse Sonnenenergie, Nahrungsmittel Reiseve rkehr, Inf orma t ions t rans fe r, neue Entwicklungen Kopplungs beziehungen intrazelluläres Netz werk, chemische KommunikationsSysteme der Insekten, Geschwindigkeits konstanten von Kompartimenten Kontäkte zwischen Individuen, Familien, Firmen 2. Innere Instabilitäten Wir verstehen unter „inneren Insta bilitäten" (oder inneren Irregularitä ten) Individuen, die Nietzsche als die „Erfinder von neuen Werten“ und „Baumeister“ bezeichnete. Sie haben große Courage, sind risikobereit; be sitzen jedoch auch die Fähigkeit, an dere Meinungen zu tolerieren und mit hin zu akzeptieren. Ebenso entwickeln und akzeptieren sie „obskure Ideen“. Das Kriterium ist, daß ihre Meinung von denen der Majorität abweicht, nicht jedoch die „Richtigkeit“ der Mei nung. Damit jedoch derartige Instabilitäten zum Tragen kommen, müssen innere Kopplungsbeziehungen bestehen, z. B. die Möglichkeit eines freien Austau sches von Meinungen, freier Reisever kehr, technologischer und ökonomi scher Transfer. Systemtheoretischer Ausdruck dafür ist „innere Kopplungs beziehung“. Zu beachten ist, daß nichts, was der Mensch denkt und wie er handelt, absolut frei von Fehlern sein kann. Daher können die inneren Kopp lungsbedingungen zugleich als innere Rückkopplungen eingesetzt werden, um nach dem trial-and-error-Prinzip als Korrekturmechanismen zu wirken. Damit wird verhindert, daß „Querulan ten“ ein zu großes Übergewicht erhal ten und so das System aufgrund einer zu großen Instabilität zerstört wird. Dies setzt voraus, daß im System auch lokale Stabilitäten vorhanden sind, al so Individuen des Establishment in Wirtschaft, Technik und Wissenschaft, welche eine realativ traditionelle Ein stellung haben. Eine nichtausgegliche ne Balance zwischen Instabilität und Stabilität mit der Dominanz eines Ex trems führt zur Systemzerstörung: Die Massenordnung haut sich einen universellen Daseinsapparat auf, der durch die Vollendung" (= extreme Sta- hilität) „ wie durch sein Zusamtnenhre- chen“ (= extreme innere Instabilität) •■sich seihst und somit die eigentliche Daseinswelt zerstört“ (JASPERS, 1931). Das Problem ist daher, Suchstrategi- en zu entwickeln, die einen optimalen Kompromiß zwischen den zwei Extre- men ermöglichen. So liegt eine wesentliche Ursache des heutigen Selbstmitleides etlicher „Romantiker“ darin begründet, daß sich ihre unrealistischen Forderungen an Wissenschaft und Technik als „Er satz von Religion und Ideologie“ und moderne „Glücksbringer“ niemals er füllen konnten; zumal Wissenschaft, Technik und Wirtschaft zugleich noch als Instanzen angesehen wurden, die die Aufgabe hätten, Fehler der Regie renden auszugleichen. In einer offenen Gesellschaft sind derartige Instabilitä ten aufgrund der verschiedenen Rück kopplungsmechanismen keine gravie rende Gefahr; sie stellen sogar einen wichtigen Faktor der „Volksgesund heit“ dar, da sie zur Erheiterung und da mit dem Wohlbefinden dienen können. In einer geschlossenen Gesellschaft je doch können derartige „Schwärmer“ ein wesentliches Bedrohungspotential werden - falls die Hierarchie ihnen glaubt - da hier keine inneren Kopp lungsbeziehungen existieren. Andererseits ist der effektivste Weg, Wissenschaft, Technik und Ökonomie zu paralysieren, daß Menschen mit kreativen Ideen a priori unterdrückt werden, so daß sich kein eigenes Po tential an Know-how entwickeln kann. Eine derartige Unterdrückung kann aus zwei Komponenten bestehen: dem di rekten Weg (psychischer und physi scher Terror) und dem indirekten Weg (keine Möglichkeit, Rückkopplungen durch äußere Einflüsse und innere Kommunikation zu realisieren, d. h. z. B. kein freier Reiseverkehr); „Die geordnete Maschinerie setzt sich gegen ihrer bestehenden Ordnung gefährlichen Initiative individuellen Wagemuts und Ursprungs, ohne die je doch das Ganze selbst nicht fortdauern könnte in den immer neuen Situationen der Umwelt" (JASPERS 1931). Es gibt folgerichtig einen simplen Weg, einen Staat durch sich selbst her aus zu zerstören: Hat dieser Staat per se die Tendenz, zu einer extremen Sta bilität, so gebe man Know-how und technisches Wissen preis (man erleich tere diesem Staat z. B. die Spionage). Es besteht dann die scheinbare Mög lichkeit, extreme Stabilität bei „gelie hener Kreativität“ zu erhalten, d. h., dieser Staat entwickelt kein eigenes Potential an kreativen Menschen. Da her „erstickt“ er sogar in absehbarer Nach Section 8 von „Heuristic Aspects in System Theory: How Does a System Choo- se its Boom and Bust?“, publiziert vom Autor im Jahre 1983 in Zool. Jahrb. Anat. HO, 171-196. Mit Genehmigung des Verlages und Herausgebers, Prof. Dr. Dr. Dr. J. H. Scharf (Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina). Zu den mathematischen Grund lagen und naturwissenschaftlichen Beispielen (etwa Hysterese bei Polyelektrolyten, or ganisiertes Kristall wachstum, organisiertes Wachstum von biologischen Zellen und un differenziertes Wachstum von Krebszellen mit Systemzerstörung) vgl. Original. Der Autor ist Leiter eines Sonderforschungsbereiches über computerassisted drug design (Pharmakochemie) und Gesellschafter einer GmbH (Umwelttechnologie). Er war von 1984-1990 Koordinator eines Industrieforschungsprogramms mit einem ame rikanischen Chemiekonzern (Insektizid-Herbizid-Sektor), ist Verfasser von drei Mo nographien seines Fachgebietes (bei Academic Press und bei Wiley, New York; 1984, 1988 und 1990 in 2 Vols.) und von über 150, zumeist angloamerikanisch-sprachigen wissenschaftlichen Publikationen. Er ist Patentinhaber und Mitherausgeber von Drug Design & Delivery (U. K.) sowie Mitglied wissenschaftlicher Gesellschaften, u. a. der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. Der „Epilog“ dieses Artikels basiert auf einem „Vorspann zur aktuellen Situation in Mitteldeutschland“, gehalten während eines Studiumaufenthaltes bei der Ciba-Geigy AG in Basel (Juni 1990) im Rahmen des Seminars über computer-assisted drug design des Autors. Aktualisierte Version eines eingeladenen Beitrags für Orientierungen zur Wirt schafts- und Gesellschaftspolitik, Ludwig-Erhard-Stiftung e. V. (1990). 3. Systemorganisation Für eine Organisation bzw. Evoluti on von Systemen ist es erforderlich, daß vor dem Einfluß von äußeren Störungen auf das System schon eine große Anzahl an verschiedenen Ideen, Meinungen, Zielen, Strukturen, Ent scheidungsmöglichkeiten usw. vor handen ist. In anderen Worten, es exi stiert a priori ein Reservoir an inneren Instabilitäten (ohne einen kritischen Wert zu überschreiten). Beim Eintref fen einer äußeren Störung, wobei hier keine Aussage über deren Natur wich tig ist (etwa permanent - „klein“ oder plötzlich-auftretend und „große“ Ein flüsse) kann nur eine Selektion der be stehenden Eigenschaften stattfinden. Diejenigen Ideen, Meinungen usw. aus dem Pool, die am besten den neuen Einflüssen „angepaßt“ sind, überle ben, vermehren sich nach dem Prinzip des Schneeball-Effekts (Nachahmer), und setzen sich daher durch. Mit anderen Worten bedeutet dies, daß es kein direktes Anpassen auf ei ne Störung gibt, sondern eine Wahl aus bereits vorhandenen multiplen Mög lichkeiten durch die von außen wir kenden Störungen. Somit sind die äußeren Störparameter zu inneren Ordnungsparametern geworden, die jedoch nicht Ordnungen aufzwingen, sondern auswählen helfen. Diese Peri odizität zwischen innerer Instabilität und Stabilität manifestiert sich in ei nem metastabilen Gesamtsystem. Mann kann zeigen, daß periodicity re- flects the temporary expression of a well-suited society with the potency to act flexibly to perturbations. Mithin bedeutet ein periodisches Verhalten - unabhängig davon, ob zusätzlich noch ein aufsteigender Trend aufgelagert ist - ein System, was stabil genug ist, um eventuelle Störungen ohne gravieren de Änderungen des Gesamtsystems auszugleichen, was jedoch auch dyna misch genug ist, um diese Störungen zur inneren Entwicklung zusätzlich auszunutzen. Dies geschieht nach dem oben skizzierten Gesetz einer Evoluti on, welches in der Natur generell gilt. 4. Hierarchische Strukturen Es ist sofort einsehbar, daß hierarchische zweiseitigen Kopplungsbeziehungen her- Strukturen aus der „Degeneration“ von vorgehen: L 21 L 32 L 13 offen: *1 # 0, L30 + 0 geschlossen: input x, & Output L30 sind 0 Rückkopplung: L13 # O hierarchisch: L13 = 0, sowie l 12 = l 23 = 0 Somit „kontrolliert“ das erste Subsystem S1 das zweite Subsystem S2, das zweite kontrolliert das dritte Subsystem S3, usw., d. h. man erhält ein lineares System ohne Rückkopplung. Der scheinbare Vorteil ist, daß die Störung X1 direkt nur das erste Sub system beei n fl ußt. Das Problem ist, daß die ses die weiteren Subsysteme sequentiell be einflußt, d. h. die Störung beeinflußt indi rekt die anderen Subsysteme. Außerdem be ¬ stehen innerhalb der Subsysteme keine Rückkopplungsmechanismen. Wenn also das „führende" Subsystem sich irgendeinen Fehler leistet, wird dieser sofort weiterge geben und verstärkt, ohne jemals über trial- and-error korrigierbar zu sein. Die Konse quenz ist, daß rein hierarchische Strukturen mit wachsender Zeit ihres Bestehens sich selbst eliminieren. 5. „Krankhafte Zustände“ Ein extrem stabiles System hat das Bestreben, immer wieder zum An fangszustand zu streben. Mathema tisch gesehen entspricht dies ge dämpften Oszillationen. Falls die äußeren Störungen relativ gering und kurzfristig sind, besteht durchaus die Möglichkeit, daß das System dyna misch reagiert und die Einflüsse (noch) kompensieren kann. Mit wach sender Zeit jedoch müssen immer stär kere Anstrengungen gemacht werden, um die Störungen auszugleichen. Ur sache hierfür ist, daß die sehr starken Repressionen im System (u. U. ka schiert durch kosmetische Konzessio nen), die „Überkontrolle“, die Isolie rung auf allen Ebenen, zur extremen Systemstabilität führt (allerdings nur bezogen auf den Anfangszustand). Das System ist unfähig, auf lang anhalten de „kleine“ Störungen oder kurzfristi ge „starke“ Einflüsse zu reagieren („Friedhofsruhe“). Oft werden die Störungen gut erkannt, der relative Sy stemstillstand wird jedoch oft als „dy namisches Abblocken“ der Störung fehlinterpretiert. Deshalb wird auch keine Initiative ergriffen, von innen heraus das Systemverhalten zu ändern. In der nächsten Stufe wird versucht, das Problem über Massenaufmärsche der Menschen, pseudo-wissenschaftli- che Begründungen für die Weisheit und Güte des Systems und Diskussio nen ohne praktische Konsequenzen zu lösen. Wenn jedoch zu hart diskutiert wird, wird der Prozeß wieder gestoppt. Folge sind eine Desillusionierung, die anfängliche Begeisterung schlägt in tiefe Resignation, gepaart mit Wut, um, die Kreativität ist gleich Null, und a shadow-boxing comes more and mo- re in the foreground. Die Produktivität sinkt, und der passive Widerstand wächst. In der nächsten Phase wird versucht, militärische Disziplinierungsmaßnah men durchzuführen. Dies jedoch hat einen nur begrenzten Effekt. Der Trend zur Inferiorität ist irreversibel. The Sy stem is only interested to survival the next day: „Dann kommt eine neue Flora und Fauna von Menschen herauf, die in festeren Zeitaltern nicht wachsen kön nen, ..., in denen die .Schauspieler', al le Arten Schauspieler, die eigentlichen Herren sind jetzt erlahmt die bau ende Kraft: der Mut, auf lange Fernen hin Pläne zu machen“ (NIETZSCHE 1883). Im letzten Stadium haben die inne ren Widersprüche ein Ausmaß er reicht, daß das System zerbricht. Paradoxically helpless, a strong and extremely stable System is unable to use its power as to to without it. The resulting consequences are the same in both cases, because the System is un- responsive to reach a new stable state. Somit führt das Konzept der extremen Systemstabilität nach einer bestimm ten Zeit zu einer extremen Instabilität und mithin Systemzerstörung. Eine Therapie dieses Systems ist hoffnungslos, da jede Art von Thera pie ein anderes System ergeben muß, welches mit dem ursprünglichen nichts mehr zu tun hat. Es ist dies die Einführung der oben erwähnten Rand bedingungen der Evolution: Entwick lung von inneren Instabilitäten, Ein führung von inneren Kopplungsbedin gungen inkl. von inneren Rückkopp lungen, und die Herstellung von Input- Output-Beziehungen (also ein open System). Nur so wird erreicht, daß das System nicht zu instabil und nicht zu stabil wird. In einem derartigen Sinne sind staat liche Regulationsmechanismen das Öl, was zur Vermeidung von Mißbrauch gut ist, um das Gesamtsy stem am Leben zu erhalten. Das dies niemals zu 100 % möglich ist, liegt am Charak ter der Definition von „Leben“ - es enthält eine stark probabilistische und z. T. chaotische Komponente (im Sin ne von Wahrscheinlichkeits- und Sy stemtheorie). Allerdings dürfen dirigi stische Zwangsmaßnahmen niemals soweit gehen, daß sie Kreativität und Motivation des einzelnen sowie die freie Kommunikation blockieren; die Konsequenzen sind zu gefährlich für das Gesamtsystem, da es dann etwai ge neue Einflüsse der Umgebung we der kompensieren noch organisieren kann. 6. Epilog Soweit die (freie) Übersetzung der Section 8 meiner systemtheoretischen Studie aus dem Jahre 1983. Es besteht nun kein Zweifel mehr, daß ein zu sta biles System, wie es das bolsche wistisch-asiatische System Lenins war und das dann auf Europa von Stalin übertragen wurde, a priori zum Schei tern verurteilt war und ist. Andererseits ist auch ein extrem instabiles System, wie es der frühe Kapitalismus war, a priori zum Scheitern verurteilt gewe sen. Die soziale Marktwirtschaft stellt einen Kompromiß zwischen Stabilität und Instabilität, also thermodyna misch-systemtheoretisch eine Metasta bilität mit inneren Rückkopplungsme chanismen, dar (technische Systeme haben äußere Rückkopplungsbezie hungen - ein gravierender Unter schied!) Somit ist die soziale Markt wirtschaft von allen möglichen Syste men das einzige System, welches zur Evolution fähig ist, d. h., welches aus einer Anzahl von prae-existierenden Ideen, Strukturen usw. diejenigen aus zuwählen vermag, die neuen Anforde rungen der Umwelt optimal angepaßt sind. Daher sind boom and bust der so zialen Marktwirtschaft weiter nichts als der temporäre Ausdruck, daß das Ge samtsystem funktioniert. Man verglei che etwa die Zeitabhängigkeit des Kon junkturzyklus (Periodizität mit pro gressiven Trend) mit der Kurve des Wachstums eines einzelnen biologi schen Organismus (die Endlichkeit des Individuums kann dann in das Modell eingehen, wenn die Kopplungsbezie hungen zwischen den Individuen erfaßt werden, und ist somit keine Schwierig keit in der Homologiebildung). Falls diese Ansicht korrekt ist, dann müssen neben den Vorteilen der sozialen Marktwirtschaft für das Gesamtsystem auch die relativen Nachteile für einzel ne Personen in Kauf genommen werden (etwa das Steuersystem). Nur die Vor teile zu übernehmen, impliziert, sy stemtheoretisch gesprochen, die Ab lehnung des Gesamtsystems. Dies kann man mathematisch zeigen (über Stabi litätskriterien von nichtlinearen, nicht konservativen und offenen Systemen), ist aber auch in den Biowissenschaften wohlbekannt: Jedes Arzneimittel, das biologisch eine eigentlich erwünschte Wirkung (Hauptwirkung) hat, hat im mer zugleich auch eine (unerwünschte) Nebenwirkung, so daß tatsächlich die Umkehrung richtig ist: Ohne Neben wirkung keine Hauptwirkung. Alles an dere ist Wunschdenken, Illusion und eventuell sogar Scharlatanerie. Es kommt hier „nur“ immer auf die Häu figkeit des unerwünschten Faktors an. Daher ist das duale bzw. binäre Denken des Abendlandes (entweder-oder) zu ersetzen durch sowohl-als-auch, wobei sich der Kreis zu unseren Vorfahren, den alten Indern, schließt (vgl. dazu die Ausführungen von Schopenhauer über Abendland und die indischePhilo- Sophie). 7. Ergänzung: Mitteldeutschland im Sommer 1990 und sein Bildungssystem MOTTO: „Wirtschaftspolitik“ (und wissenschaftlich-technisches Management) „besteht zu 50 % aus Psychologie“ (Karl Schiller) Noch eine Anmerkung: Soll Mittel deutschland nach der Einheit wieder im alten Glanz auferstehen, dann ist tatsächlich eine der Voraussetzungen, daß Kreativität und Motivation nicht durch Ideologen gehemmt werden. Denn jene, die allzusehr von Ideen durchdrungen sind, leiten daraus all zuhäufig Kompetenzen ab, der Wirt schaft, Wissenschaft und Technik ihre moralischen Kriterien aufnötigen zu dürfen. Dies ist die wichtigste Ursache für den völlig miserablen Zustand im Bildungssystem (vom Gymnasium bis zu den Universitäten), was modernes Know-how, technische Ausstattung und kommerzielles Denken betrifft. Nur ein völlig verändertes Bildungs system kann zur Entwicklung von Mo tivation und Kreativität, also zur Ent wicklung von inneren Irregularitäten im systemtheoretischen Sinne, beitra gen. Daher sind Neuberufungen von in ternational ausgewiesenen Wissen schaftlern, die zugleich praktische Er fahrungen mit der Industrieforschung in internationalen Konzernen haben, die einzige Möglichkeit, sehr schnell das entsprechende Know-how in For schung, Entwicklung und Marketing an die Studentenschaft weiterzugeben. Über den „Schneeballeffekt“ wird dann eine „Verstärkerfunktion“ erreicht und somit die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg der sozialen Marktwirt schaft, die Integration von Wissen schaft, moderner Technik und effizien ten ökonomischen Strukturen. Nur so kann auch der ansonsten bald eintre tenden Abwanderung von potentiellen Führungskräften aus Mitteldeutsch land, die weniger als 33 % des Ein kommens von vergleichbaren Führungskräften aus Westeuropa ha ben, begegnet werden, und nur so kön nen der Sozialstaat und auch die „Wie dergutmachung“ an Opfern des Stali nismus (wenn dies überhaupt möglich ist) finanziert werden. Es entbehrt nicht einer gewissen Tra gik-Komik und Peinlichkeit, wenn alle möglichen Kooperationsbeziehungen zu westlichen Universitäten und Stif tungen angestrebt werden in der Hoff nung, daß dann automatisch die Pro bleme schon lösbar sein werden, jedoch die Fähigkeit und eventuell sogar die Bereitschaft, selbständig Verantwor tung zu tragen, „die Ärmel hochzu krempeln“ und Probleme selbst zu lö sen, weitgehend fehlen. Daher ist die Umprofilierung des Bildungswesens in Mitteldeutschland der entscheidende Faktor nach der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion. Erinnern wir uns: „Marktwirtschaft ist ja nichts anderes, als Irrtümer von gestern heu te zu korrigieren“ (Innovation & Ma nagement, Juli 1990, S. 1). Dies ist je doch das trial-and-error Prinzip der Sy stemtheorie. Die einzige Möglichkeit, abendländische Wertvorstellungen und somit die soziale Marktwirtschaft ein zuführen, ist, das wissenschaftliche, technische und volkswirtschaftliche Management durch Persönlichkeiten zu er- und besetzen, welche nachweis bar für innovative Ideen in der Wirt schaft und Technik und deren industri elle Verwertung Verdienste haben. Hinweise: Ich möchte an dieser Stel le noch auf die Arbeiten des Direktors des Instituts für Wirtschaftspolitik der Universität Kiel, Gerhard Prosi, hin weisen, der sich ausführlich mit der so zialen Marktwirtschaft als humane Ordnung (Schriftenreihe des Mittel standinstitutes Schleswig-Holstein e.V„ Bd. 5, 1990) und der Bedeutung der Kreativität bei der Organisation von Systemen (Orientierungen zur Wirt schafts- und Gesellschaftspolitik, Lud wig-Erhard-Stiftung e.V. Heft I, 1989, S. 7 ff.) auseinandergesetzt.
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