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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1991
- Erscheinungsdatum
- 1991
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199100000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19910000
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- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1991
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Größen-Wahn Auf dem XX. Parteitag der KPdSU im Jahre 1956 wurde dem „Perso nenkult“ der Kampf angesagt. Aber die mit größte Merkwürdigkeit der kommunistischen Bewegung und auch ihrer Philosophie blieb beste hen: eine übermäßige Hochschät zung einzelner Persönlichkeiten und ihrer Lehren. Und das bei den Erben jener Bewegung, die wie keine ande re „Masse“, „Klasse“, „Volk“, „alle“ fortlaufend in ihrem Propagandaar senal verwendete. Gewiß — auch die Naturwissen schaftler ehren ihre „Großen“. Sie versammeln sich auch einmal vor den Büsten oder Denkmälern von Char les Darwin, Isaac Newton, Emil Fi scher oder Robert Koch. Aus der Art und Weise, wie diese Forscher wirk ten, lassen sich durchaus noch Anre gungen entnehmen. Trotzdem denkt kein Naturwissenschaftler daran, et was deshalb und gar nur deshalb für wahr zu halten, weil es vielleicht Dar win oder Koch gesagt haben. Wenn Naturforscher Wissenschaftsge schichte betreiben, dann suchen sie gerade aus den Irrtümern, den Ein seitigkeiten, den Mängeln auch der Größten von einst zu lernen und es geht nicht um blinde Anbetung. Ne ben anderen hatte Francis Bacon (1561-1626) schon zu Anfang des 17. Jh. die „Idole des Theaters“, die Autorität einstiger Großer als wis senschaftshemmend zurückgewie sen. Gerade in Abkehr von dem Glau ben an einstige Autoritäten entstand die moderne Naturwissenschaft, die damit durchaus vergangener Lei stung noch Anerkennung zollte. Ein Feind des Autoritätenglaubens war auch Karl Marx! Warum kam es zu dieser Sklaverei der Geister vor wenigen Persönlich keiten? Lag es an dem mangelnden Selbstvertrauen führender Personen? Konnte man hinter einstigen Großen die eigene Unvollkommenheit ver bergen? So groß auch die Verdienste einer Persönlichkeit sind: sterblich waren sie alle, und viele schon Jahre vor dem Tode kränklich. Manche hatten Arteriosklerose, andere gar die Par- kinsonsche Krankheit. Und diesen Führern sollte blindlings weiter ver traut werden, nur, weil sie einmal auch etwas geleistet hatten? Justus Liebig war gewiß einer der großen Forscher des 19. Jh. und niemand kann seine Verdienste in der Agri kulturchemie und bei der Analyse or ganischer Verbindungen bestreiten. Aber hinsichtlich niederer Pilze als Erreger von Pflanzenkrankheiten und der Rolle von Mikroben für die Gärung irrte er lange, indem er das ablehnte. Wie schlimm, wenn eine „Autorität“ dann wichtige Forschun gen abblockt. Jeder Autofahrer wird namentlich im Alter auf seinen Gesundheitszu stand überprüft. Wer untersucht im 20. Jh. die großen Staatenlenker auf ihre psychische Gesundheit? Im 19. Jh. wurden wahnsinnige Könige der Bayern wenigstens entmündigt. Im Schatten der Großen gedeihen eben viele Mittlere. In ihrem Rahmen kön nen auch sie dann „Führer“ spielen, indem sie die Gedanken der ganz Oberen weitergeben. Auf Konferen zen sollten dann sowohl die Reihen folge der Referate und die Sitzord nung dafür sorgen, daß sich neue, un gewohnte Ideen nicht in den Vorder grund drängen konnten. Gewiß, jede staatliche Ordnung braucht auch Au torität. Aber wehe, wenn diese Auto rität Sinnloses macht und „zu spät kommt“. Leider bestraft das „Leben“ nicht nur sie, sondern viele, viele mit. Dr. rer. nat. GOTTFRIED ZIRNSTEIN Vermarktet In der Mongolei hat sich ein wahrer „Boom“ um die Person Tschingiskans entwickelt, dessen 800. Geburtstag 1990 offiziell begangen wurde. Ge schäftemacher verschiedenster Art versuchen daraus Kapital zu schlagen. So legten sich Hotels, Kooperativen und Künstlerteams seinen Namen zu. Sogar Parks wurden nach ihm benannt. Das Porträt des Begründers des mon golischen Staates prangt bereits auf zahlreichen Etiketten von Getränkefla schen, Porzellan-, Keramik- und Gip serzeugnissen. In der Hauptstadt Ulan-Bator wurde die Gesellschaft „Jurte Tschingiskans“ gebildet, welche die wahre Rolle des großen Ahnen bei der Vereinigung der Nomadenstämme und bei der Schaf fung eines Staates propagieren will. Diese Gesellschaft selbst wird jedoch -z. B. durch die Zeitung „Ulan-Bator“ - wegen der Idee kritisiert, einen Schnell-Foto-Salon zu eröffnen, wo die Besucher, vor allem, die frei kon vertierbare Valuta besitzen, sich auf dem Thron des Großen Kan fotogra fieren lassen können. Die Zeitung und andere betrachten dies als Verun glimpfung des Andenkens an den großen Vorfahren. (Aus „Prawda“ übersetzt von EBERHARD LOHSE). D ie Revolution, die im Herbst 1989 als demokratische Bewegung be gann, in den folgenden Monaten immer mehr eine nationale Dimension bekam und schließlich zum 3. 10. 1990 führte, hat dem Historiker viel Stoff für seine Forschungen und viel Grund zum Nachdenken über sich selbst gegeben. Tatsache ist, daß die akademischen Fachvertreter in ihrer großen Mehrzahl nicht zu den Protagonisten der 89er Volksbewegung gehört haben, und das hat sicherlich viele Gründe. Festgestellt wurde erst unlängst, daß die Geschichts wissenschaft der DDR in den 40 Jahren ihrer Existenz eine Herrschaftswissen schaft gewesen ist. Das Urteil ist hart, aber es trifft zu. Daß Historiker nicht außerhalb von Raum und Zeit stehen und stehen können, dafür bedarf es keines Beweises, unbestreitbar ist aber auch. wurde ganz wesentlich befördertdurch die drängenden Fragen und Fordeungen der Studenten. Wenn es etwas gib, wor auf diese Universität stolz sein kann, dann ist es der demokratische Instnkt ih rer Studenten, wie er sich in de Pro testaktionen des Herbstes 1989 ud auf den Konzilien 1990 gezeigt hat, hr un bedingter Wille, die Dinge andrs und besser zu machen, der auch für del Fach bereich Geschichte, für die Zukunft von historischer Forschung und Lehe nicht hoch genug bewertet werden kam. Als Ergebnis dieser Diskussioien und Auseinandersetzungen zeichnensich er ste personelle Veränderungen d. Ver schiedene Hochschullehrer sine in den vorzeitigen Ruhestand getreten oder werden das noch tun. In den Wissen- schaftsbereichen hat es verschiedene Leitungsveränderungen gegeben. Ver sachlichen Voraussetzungen für ein sol ches Institut und hinsichtlich des gün stigsten Zeitpunktes für seine Gründung. Mit der Verständigung über neue Strukturen sind die Veränderungen im Fachbereich Geschichte aber nicht er schöpft. Instituts- und seminarübergrei fend haben sich jüngere Kolleginnen zur Verfolgung mentalitätsgeschichtlicher Fragestellungen zusammengetan, und sie können dafür auf wertvolle eigene Vorarbeiten und Grundlegungen aus den letzten Jahren zurückgreifen. In ähnli cher Weise und auf ähnlicher Ebene gibt es Vorstellungen zum Aufbau einer spe ziellen Frauenforschung bzw. zur Er weiterung laufender Forschungsvorha ben durch die Aufnahme entsprechender Fragestellungen. Neue Kolloquia sind entstanden, über die Einrichtung neuer Publikationsreihen und spezieller Fach zeitschriften wird nachgedacht und innovativen Kranen, 8 ■ ■ 3 • : . ... . )agampmgEg"ugg gggEmggm #deeg“gAegK I I #g AmB gp6mhqAgg9 I *8*N*n*-lM* MwmwI I daß sie in diesem Lande ein Prinzip kul- tuviert haben, das wissenschaftliche Ob jektivität ernsthaft behinderte, gelegent lich direkt in Frage stellte. Die Verknüp fung von wissenschaftlicher Zielstellung mit politischer Vorgabe hat beträchtliche geistige und moralische Schäden ange richtet bei denen, an die die Historiker ihre Arbeiten adressiert haben, und bei ihnen selbst. Ihre Forschungen sind dadurch bela stet, sie sind aber trotzdem nicht wertlos, denn auch unter diesen Vorzeichen und in diesem Bedingungsgefüge wurde ernsthaft und hartnäckig gearbeitet, wur de um Zugang zu den historischen Quel len gekämpft und um wissenschaftliche Aussagen gerungen,wurden historische Einsichten von Belang formuliert. Ganz sicher hat es auch sehr viel Provinzialis mus in der Geschichtswissenschaft der DDR gegeben, es wurde kaum gegen die Mauer angeschrieben und manche unnötige und unsinnige Barriere sogar selbst errichtet, aber viele Historiker ha ben die internationale Diskussion ge sucht und sich nicht hinter Mauern und Barrieren versteckt. Und wenn heute ge legentlich davon die Rede ist, daß nur po litischer Opportunismus den Zugang zum internationalen Wissenschaftsbe trieb ermöglichte, dann sollte doch aus Gründen der Fairneß ergänzt werden, daß auch Leistungen diesen Zugang frei gemacht und erzwungen haben. Zweifellos gibt es Unterschiede in der Art des wissenschaftlichen Versagens und im Maß der persönlichen Schuld, aberdas ist nicht nureine Altersfrage und es hat auch nicht nur mit dem konkreten historischen Gegenstand und Zeitab schnitt zu tun, den der einzelne wissen schaftlich vertritt und bearbeitet. Ich glaube, daß jeder Hochschullehrer zunächst einmal für sich selbst die Fra ge beantworten muß, ob sein wissen schaftlicher Gegenstand in einer verän derten Gesellschaft überhaupt noch exi stiert, und daß er dann mit sich ins Rei ne kommen muß, ob er diesen Gegen stand weiter vertreten kann und will. Dieser komplizierte und quälende Pro zeß der Selbstbefragung und Selbstver ständigung war und ist Teil individueller und gemeinsamer Vergangenheitsbe wältigung an der Sektion Geschichte, denn er wurde seit dem Frühjahr 90 er gänzt und erweitert durch offene Dis kussionen unter den Kollegen, und er schiedene Angehörige des wissenschaft lichen Mittelbaus haben sich dazu ent schlossen, auf eine akademische Lauf bahn zu verzichten und eine Perspektive außerhalb der Hochschule zt suchen. Die neue Struktur eines Fachbereiches Geschichte nimmt Gestalt an. Die regio nalgeschichtliche Forschung ist dank solcher Professoren wie Max Steinmetz und Karl Czok auch in den vergangenen Jahren nie völlig zum Erliegen gekom men, sie gewinnt aber unter den Bedin gungen ostdeutscher Länderbildung ei ne ganz neue Perspektive und soll durch die Schaffung eines Rudolf-Kötzschke- Seminars für sächsische Landesge schichte auf eine Grundlage gestellt wer den, auf der in Zukunft weiter gebaut werden kann. Die weltgeschichtliche Orientierung Leipziger Historiker in der Nachfolge von Karl Lamprecht und Wal ter Markov soll in einem Institut für Kul tur- und Universalgeschichte weiterge führt werden. Formiert hat sich gegen manche Widerstände in den letzten zwei Jahrzehnten eine leistungsfähige sozial geschichtliche Forschung, getragen von Historikern der mittleren und jüngsten Generation, die sich zu einem Institut für neuere deutsche und Sozialgeschichte zusammenschließen und ihre Leistun gen auch in andere neue Struktureinhei ten einbringen wollen. Überlegungen gibt es zum Aufbau einer Ost- und Süd osteuropawissenschaft, die in Leipzig ei ne lange Tradition besitzt und auch eine Zukunft haben könnte, wenn es gelingt, sie als spezielles Nebenfach- und Zu satzstudium zu etablieren und besonders ihren historischen Zweig von den Ei nengungen und Belastungen der Ver gangenheit zü befreien. Das Gewicht der Ur-, Früh- und alten Geschichte und der Geschichte des Mittelalters soll durch selbständige Institute und erweiterte Fra gestellungen verstärkt werden. Ausführ liche und z. T. kontroverse Diskussio nen gab es zur Frage eines Institutes für Zeitgeschichte. Inzwischen besteht weit gehende Einigkeit, daß die Fachrichtung ein solches Institut braucht, das eine Flucht der Historiker in ältere Ge schichtsperioden kein Ausweg aus den gegenwärtigen Problemen sein kann, sondern zu ebenso gefährlichen Verein seitigungen führen muß, wie das in der Vergangenheit durch die Konzentration auf die neue und neueste Geschichte der Fall gewesen ist. Meinungsverschieden heiten gibt es allerdings noch hinsicht lich der notwendigen personellen und schon konkret verhandelt. Damit schließt sich der Kreis, denn die gegen wärtige und künftige Leitung des Fach bereiches hat eine große Verantwortung dafür, daß die Komplexität historischer Forschung und damit auch die Attrakti vität des Ausbildungsangebotes für Ge schichtsstudenten gesichert wird. Dazu ist es nötig, den wirklich potenten und innovativen Kräften am Ort eine Per spektive zu geben und zugleich neue Kräfte von außerhalb zu gewinnen. In diese Richtung sind erste wichtige Schritte durch die Einladung von Gast professoren und Gastdozenten bereits gegangen worden, die nächsten Schritte zur Berufung ausgewiesener Fachleute aus dem In- und Ausland auf Leipziger Lehrstühle müssen folgen. In dieser Öff nung wird immer mehr eine Chance ge sehen, die den Weg frei macht zu echtem wissenschaftlichen Wettbewerb, der für Forschung und Lehre von existentieller Bedeutung ist. Einigen mag der Prozeß des Neu durchdenkens und der Neugestaltung bei den Historikern zu langsam gehen, er ist aber vielleicht gründlicher und wohl auch ehrlicher als manche schnelle Wen dung und manches schnelle Vergessen, das mancherorts zu beobachten ist. Ob etwas bleibt, wird die Zukunft zei gen, daß etwas wird, darum geht es hier und jetzt. Prof. KLAUS-PETER MATSCHKE, Sprecher der Hochschullehrer im Rat der Sektion Geschichte Nachtrag: Dieser Beitrag wurde Ende 1990 bei der Redaktion der UZ einge reicht, kann aber aus Raumgründen erst jetzt erscheinen. Inzwischen ist die Aus einandersetzung zur Bewältigung der Vergangenheit und zur Gewinnung neu er Positionen bei den Historikern wei tergegangen. Sie wurde durch den Be schluß der sächsischen Staatsregierung zur Abwicklung von Teilen des Fachbe reichs nicht befördert, sondern ernsthaft erschwert und weiter kompliziert. Es bleibt zu hoffen, daß bei den kommen den Personalevaluierungen und Struktu rentscheidungen sachliche Gesichts punkte die Oberhand gewinnen und Lö sungen gesucht werden, die Forschung und Lehre auf pluralistischer Grundlage und hohem Niveau möglich machen. MATSCHKE HÄNSEl. "ARIER ALLER [ANDER. VEREINIGT EWH! VW-Stiftung gibt Impulse für Geistes wissenschaften (vws). Für die Einrichtung von drei „Neuen Professuren" im Bereich der Geisteswissenschaften hat die Volks wagen-Stiftung Starthilfen von je 1 Mio DM bewilligt. An der Ruhr-Uni versität Bochum wird eine Professur für „Geschichte und Theorie der Gei steswissenschaften“ eingerichtet, die sich in Forschung und Lehre der Rolle der Geisteswissenschaften in der mo dernen Welt widmen wird. Die Profes sur stellt innerhalb der deutschen Wis senschaftsinstitutionen ein ausgespro chenes Novum dar, ebenso wie eine Professur „Musik im 20. Jahrhundert unter Einschluß neuer Musiktechnolo gien und Medienkunde“, die am Mu sikwissenschaftlichen Institut der Uni versität zu Köln eingerichtet wird. Be reits vor einiger Zeit hatte die Volks wagen-Stiftung der Universität Trier eine Starthilfe für die Einrichtung einer „Neuen Professur“ für „Jiddistik" be willigt. Es handelt sich um die erste Professur für Jiddistik im deutschen Sprachraum, nachdem frühere ver heißungsvolle Ansätze der nationalso zialistischen Gewaltherrschaft zum Opfer gefallen waren. Bei allen drei Professuren finanziert die Volkswagen- Stiftung eine mehrjährige Startphase. Die Professur „Geschichte und Theorie der Geisteswissenschaften“ an der Universität Bochum soll sich erst mals eigens einem aktuellen Problem widmen, dessen Bedeutung in jüngster Zeit mehr und mehr erkannt wird: Die Stellung der Geisteswissenschaften im Kontext der Wissenschaften und der Gesellschaft ist ebenso umstritten wie ihr spezifischer Wissenschaftscharak ter und ihre Ziele. Aufgabe der neuen Professur wird es sein, sich mit allen wichtigen historischen und theoreti schen Aspekten der Geisteswissen schaften zu befassen und zu ihrer Orts bestimmung in der modernen Zivilisa tion beizutragen. Dazu gehören insbe sondere Methodenprobleme der Gei steswissenschaften, ihr Verhältnis zu den Naturwissenschaften , ihr Beitrag zur interkulturellen Verständigung so wie die Folgen von „Verwissenschaft lichung“. Die Einrichtung einer Professur „Musik im 20. Jahrhundert unter Ein schluß neuer Musiktechnologien und Medienkunde“ an der Universität Köln geht von der Überlegung aus, daß die jeweils avantgardistische „Neue Mu sik“ im Zusammenhang mit den neuen Musiktechnologien (elektronische Mu- sik/musikalische Informatik) zu erfor schen ist und diese Technologien wie derum in Wechselbeziehung zur Dar bietung der Musik in verschiedenen Medien (Schallplatte, Film, Rundfunk, Fernsehen, Video) zu sehen sind. Bei dieser Grundlagenforschung geht es darum, akustische, musikpsychologi sche und musiksoziologische Metho den erstmals miteinander zu verbinden. In der Lehre sollen Studierende be fähigt werden, den Anforderungen ei ner durch technische Medien bestimm ten Vermittlung von Musik in Rund funk und Fernsehen, in der Schallplat tenindustrie, bei Musikorganisationen und Kulturveranstaltungen gerecht zu werden. Gegenstand der „Jiddistik“, der eine „Neue Professur“ an der Universität ge widmet ist, ist vornehmlich die Sprache und Literatur der Juden in Deutschland (im wesentlichen bis zur Aufklärung) und der aus Deutschland vertriebenen Juden in Oberitalien (bis etwa 1600) so wie der osteuropäischen und der aus Osteuropa in alle Welt verstreuten Ju den. Daß die Wanderung der Juden aus Osteuropa kein abgeschlossener Vor gang ist, lehren gerade die letzten Mo nate. Kontakte: — Prof. Dr. K. Stratmann, Dekan der Fakultät für Philosophie, Pädagogik und Publizistik der Universität Bo chum, Tel.: (0234) 700-27 12/27 13 — Prof. Dr.. K. W. Niemöller, Prof. Dr. J. Fricke, Musikwissenschaftliches Institut der Universität Köln, Tel.: (0221)470-22 49 — Prof. Dr. W. Röll, Fachbereich II der Universität Trier, Tel. (0651) 201-23 05 Makaber, makaber... In der „Weltbühne“ 34/90 berichtete Christian Neef über den starken Anti semitismus beim „Großen Bruder“. Bis 1989 war dies ein Tabu, weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte. Wer die Sowjetunion von Reisen kannte, wuß te natürlich Bescheid. (A propos „An tisemitismus“: 1935 „bat“ das Reich spropagandaministerium, „in der Ju denfrage das Wort,antisemitisch' oder .Antisemitismus' zu vermeiden, weil die deutsche Politik sich nur gegen die Juden, nicht aber gegen die Semiten schlechthin richtet. Es soll stattdessen das Wort antijüdisch gebraucht wer den“; das Substantiv wurde durch „an tijüdische Politik“ o. ä. ersetzt. Mit die ser Sprachmanipulation wollten die Nazis die Gefühle potentieller arabi scher Parteigänger schonen...) 1987 lernte ich auf einem Kongreß in Delphi Heiner Müller kennen. Es war für mich eine große Überraschung, daß Müller, der doch sc manchen düsteren Text geschrieben hat - Müllers Anti pode Hacks hat ihn, mit der ihm eige nen Vorliebe für pointierte Formulie- Abrüstungsmünze 50 Dollar kostet auf dem amerikani schen Markt eine numismatische Rarität: der einzige „konvertierbare Rubel“, der dem US-Dollar gleichwertig ist und in den USA Mitte November (1990) in Umlauf gebracht wurde - als seltenes Sammler objekt und Souivenir. Dieser „Rubel- Dollar“ ist höchst ungewöhnlich und sym bolisch gedacht, handelt es sich doch um eine „Abrüstungsmünze“. Sie wurde im Moskauer Münzhof aus einer Alumini um-Titan-Legierung geprägt, dem Metall, aus dem die Umkleidung der sowjetischen Mittelstreckenrakete „SS-4“ bestand. Die Idee, das Metall der Raketen zu verwen den, die entsprechend dem sowjetisch amerikanischen Vertrag über Raketen mittlerer Reichweite vernichtet wurden und daraus „Abrüstungsmünzen“ zu prä gen, stammt vom Sowjetischen Komitee zum Schutz des Friedens. Insgesamt wurden 170 000 dieser Mün zen gefertigt. Auf der einen Seite jeder dieser Münzen steht „Abrüstungsrubel“ und „Abrüstungsdollar“ zusammen mit einem kleinen Olivenzweig. Rundum sind in Russisch und Englisch die Worte ge prägt: „Als Zeichen der Freundschaft. Aus dem Metall von Raketen hergestellt“. Auf der anderen Seite der Münzen ist eine Glocke abgebildet, das Symbol des So wjetischen Komitees zum Schutz des Friedens und dessen Name ebenfalls in zwei Sprachen. Den Vertrieb der Münzen hat in den USA die „ICS Corporation“ rungen, „unseren nördlichen Seneca“ genannt -, ein denkbar heiterwitziger Mensch ist, der eine wohlpointierte Anekdote nach der anderen zum besten gab, darunter folgendes: Eine Matka bekommt Besuch vom KGB. Es ist aufgefallen, daß sie gele gentlich im Berjoska-Laden einkauft; die Herren möchten wissen, woher sie die Valuta hat. - Ganz einfach: Während des Krieges habe ich drei Ju den vor der SS versteckt. Sie haben überlebt, sind nach Amerika gegegan- gen und schicken mir jetzt ab und zu ein paar Dollar. - Dagegen haben wir ja gar nichts, kauf die ruhig weiter dein Päckchen Kaffee. Aber wenn sich das im letzten Krieg abgespielt hat, müssen diese Juden doch schon ziemlich alt sein? - Ja, um die 80. - Aber da wer den sie doch irgendwann einmal ster ben, und was machts du dann ohne die se Juden?-Die Alte,pfiffig: Hab schon wieder drei versteckt. JÜRGEN WERNER übernommen. Um die Echtheit der Mün zen zu wahren und Fälschungen zu ver hindern, übergibt die Vertriebsfirma den Käufern spezielle Certifikate, die von de ren Präsidenten und dem Vorsitzenden des Sowjetischen Komitees zum Schutz des Friedens unterzeichnet sind. Einen Teil der Gewinne erhalten das USA-Zentrum für Krebsforschungen, Hiroshima und Nagasaki sowie die Kinder von Tscher nobyl. Die USA-Vertriebsfirma hofft, der UdSSR rund 1,7 Millionen Dollar über geben zu können. Geländegängiges Ein ungewöhnliches Fortbewe gungsmittel, ein „Schreitmobil“, wird in Kürze dem Ministerium für Land wirtschaft der USA zur Verfügung ste hen. Die üblichen Räder sind durch „Beine“ ersetzt, die Beinen eines Men schen ähneln. Diese höchst gelän degängige Neuentwicklung schont nach Ansicht der Fachleute den Boden von Wäldern und Feldern vor dem Bo dendruck durch Autoreifen und bietet die Möglichkeit, sich im Wald fortzu bewegen ohne daß Bäume und Sträu cher beschädigt werden. Auch gebirgi ges oder Sumpfgelände bilden kein Hindernis für das „Schreitmobil“, wie seine Schöpfer vom Polytechnischen Institut und der Universität im USA- Staat Virginia betonen. (Aus „Prawda" und „Krasnaja Swesda" übersetzt von EBERHARD LOHSE.)
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