Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1991
- Erscheinungsdatum
- 1991
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199100000
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19910000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19910000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1991
-
- Ausgabe Nr. 1, 07.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 2, 14.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 3, 21.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 4, 28.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 5, 04.02.1991 1
- Ausgabe Nr. 6, 11.02.1991 1
- Ausgabe Nr. 7, 18.02.1991 1
- Ausgabe Nr. 8, 25.02.1991 1
- Ausgabe Nr. 9, 04.03.1991 1
- Ausgabe Nr. 10, 11.03.1991 1
- Ausgabe Nr. 11, 18.03.1991 1
- Ausgabe Nr. 12, 25.03.1991 1
- Ausgabe Nr. 13, 01.04.1991 1
- Ausgabe Nr. 14, 08.04.1991 1
- Ausgabe Nr. 15, 15.04.1991 1
- Ausgabe Nr. 16, 22.04.1991 1
- Ausgabe Nr. 17, 29.04.1991 1
- Ausgabe Nr. 18, 06.05.1991 1
- Ausgabe Nr. 19, 13.05.1991 1
- Ausgabe Nr. 20, 21.05.1991 1
- Ausgabe Nr. 21, 27.05.1991 1
- Ausgabe Nr. 22, 03.06.1991 1
- Ausgabe Nr. 23, 10.06.1991 1
- Ausgabe Nr. 24, 17.06.1991 1
- Ausgabe Nr. 25, 24.06.1991 1
- Ausgabe Nr. 26, 01.07.1991 1
- Ausgabe Nr. 27, 08.07.1991 1
- Ausgabe Nr. 28, 15.07.1991 1
-
Band
Band 1991
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
rbeiter arbeiten, Landwirte landwirtschaften. Und Studenten studieren. Der Acker der Studiosi heißt Hörsaal, ihre Werkhalle Lesesaal. Zur Arbeit kommen sie auf ihrem Fahrrad - dem größeren. Das kleinere klemmt auf der Nase, die Räder so zwischen Pfennig- und Groschen größe. Augenringe umrahmen die Felgen, zeugen von Überstunden. So vielen, daß Kamm und Rasierpinsel ar beitslos werden, das Haar — vom Kinn bis zum Scheitel - wild wuchert. Die Schlosserkombi der akademischen Azubis besteht aus Jeansstoff, der stellenweise den Geist aufzugeben scheint. Die geistigen Schwerarbeiter ernten offenbar kaum Früchte, ihre Lohntüte ist schlank. Welt, wie bist du ungerecht! Diesen Vorwurf muß sich Mutter Erde anhören, seitdem ihre Verwandte, Alma mater, Erdenbürger mit Geist ernähren will, dabei aber mensaver an der Bibliotheke. Doch die Kunden verweilten nicht im Bücherhaus, sondern hetzten mit den Wälzern unterm Arm zu uns, der Copierge meinde. Ihre Mitglieder waren recht festlich gekleidet. Seidene Hemden und Blusen oberhalb der Gürtellinie, dar unter bis zur Sohle nichts Minderwer tigeres. Am betuchtesten schien der Vordermann meiner Vorderfrau zu sein. Er trug einen cremefarbenen Anzug von der Markenfirma „Ross“, nicht unter 600,- wie ich bei „Blumi ger“ gesehen hatte. Aus den Ärmeln ragten braungebrannte Hände mit drei bis vier Goldringen. Die Füße steckten in Lackschuhen made in Italy. Weiter waren nur noch weinrote Brillenbügel hinter den Ohren zu sehen. Zum Zeitvertreib malte ich mir die Vorderansicht aus. Geblümelter Kulturstrick aus Seide, am Hemd be festigt mit einer goldenen „Büroklam mer“ - ganz sicher, ohne Krawatten nadel steht man heute da wie in Einer trägt der Studenten Last dorbene Mägen und mähnen verhange ne Bleichgesichter hervorgebracht hat. Beinahe hätte sie sogar Deutschland seinen größten Dichter vorenthalten. Mit 18 unterlag der geniale Goethe fast den Strapazen seines Studiums; ein Blutsturz wollte dem jungen Leben ein Ende setzen. Genau 222 Jahre wurden seine Leipziger Kommilitonen noch diesen Gefahren ausgesetzt. Erst dann kam ein Retter zu Hilfe: der Copierer. Welche Heilstat ervollbracht hat, fiel mir erst kürzlich wieder auf, als ich den Messias aller Studenten besuchte. Ich reihte mich in die Schar der Erlösten ein und rechnete erfahrungsgemäß mit Wartezeiten ä la Leninmausoleum oder Papstaudienz. Automatisch begannen Blicke und Gedanken zu schweifen, ob wohl zunächst nichts Neues ins Auge stach. Im Hörsäalgebäude hallten schnelle Schritte. Ein Prof eilte zur Vorle sung. Hörbar klappte er die Tür zu. Leiser hörte ich die Begrüßung: „LieberStudent, in der heutigen ... Aha, das Studien jahr begnügt sich nüt einem Schrift führer, sonst ist noch eine Ko-Pro- tokollantln üblich — wegen der Emanzipation, Frauen schreiben bogenförmiger. Im Nachbar saal mit 500 Plätzen schloß der Vorle ser gerade seine Ausführungen, die beiden Zuhörer öffneten die Tür und schritten zur Vervielfältigung ihrer ge meinnützigen Mitschriften. In der Hand mehrere Copie-Schecks ä 500 Stück. Ein Glück, daß sie nach mir kom men. Wie der Hörsaal konnte auch der Le sesaal an diesem Tag wieder Leersaal heißen. Trotzdem herrschte Andrang Unterho... — Donnerwetter!!! Zum Weiterspinnen kam ich nicht, der Vorderfrau entglitt ein Blatt, der Gentleman davor hob es auf, drehte sich um, und mich traf fast der Schlag. Tatsächlich, Tino, der Verschollene. Hier in der Uni. „Du unter uns?“ staunte ich hörbar. Die Frage kam wie ein Bumerang zurück: „Du unter uns?“ Na, haste Töne! Meine Mund winkel fielen nach unten. Tino grinste. Ich versicherte mich, richtig verstan den zu haben: „Also DU hast hier stu diert, und ICH war abwesend?“ „Ich hab’ mich nie exen lassen. Bin voll da bei. Auch zur Prüfung. Du auch ?", gab der nie verlorene Sohn zu verstehen. Weiter erfuhr ich, daß er ne Menge Kohle verdient hatte und in derZeit, zu gegeben, kaum hier war. Er käme ge rade aus dem Urlaub in der Karibik, erzählte der Kommilitone schließlich. „Du siehst auch echt relaxed aus“, bescheinigte ich ihm und erkun- (jligte mich, wie er das mit den Prüfungen an stellen will. „Deshalb stehe ich ja hier. Werde paar Hefter copieren, und dann geht alles seinen Gang. “ Was „alles seinen Gang “ heißt, wollte mir Tino an dieser Stelle nicht verraten. Später, unter vier Ohren, flüsterte er mir seine Geheim pläne zu. Die wichtigsten Passagen, vor allem Definitionen, verkleinert er mit dem Copierer auf DIN-A-12-For- mat und versteckt sie in seinen Siegel ringen. Mit einer Spezialbrille, die völ lig normal aussieht, ist jedes Wort zu entziffern, schwärte Tino, wünschte auch mir viel Glück und fuhr mit dem Audi 100 davon. Copieren geht über Studieren. GERT FRIEDRICH Ihr FACHBUCHSPEZIALIST im Herzen der Stadt UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG Leipzig GmbH Grimmaische Straße 30 0-7010 Leipzig Tel. 282502 Indien, wie es wirklich ist Jagdis Candra: „Unberührbar“. Kiepenheuer Verlag Leipzig u. Weimar. 1991. 458 S., 32,00 DM. „Dieser Roman beruht auf un auslöschbaren Erinnerungen an meine Kindheit, die sich mit quälen dem Schmerz in mein Gedächtnis eingegraben haben.“ - schreibt der indische Schriftsteller Jagdis Candra über seinen 1972 erschienenen Roman „Dharti, dhan na apna“ (Unberührbar; wörtliche Über setzung etwa: Wir haben nichts, weder Land noch Besitz). Jagdis Candra erzählt die Ge schichte des jungen Kali, der nach langer Abwesenheit in sein Heimat dorf zurückkehrt. Soziale Spannun gen zwischen Angehörigen der sozi al höher gestellten Kasten und den rechtlosen „unberührbaren“ Dorfbe wohnern prägen das tägliche Leben in seinem Dorf. Jahrhundertealte Tradi tionen im Zusammenleben der ver schiedenen Kasten haben ihre Gültig keit noch lange nicht verloren, ob wohl schon hier und da Protest auf flammt. Auch die Liebe Kalis zu dem Mädchen Gyano wird auf die Probe gestellt. Candra zeichnet ein schonungs los realistisches und überaus viel fältiges Bild des heutigen Indiens. In eindringlichen Szenen sowie klaren und schlichten Worten zeigt er die Not der untersten Schichten, ihre Verzweiflung und Ohnmacht gegenü ber Kasten schranken und Krank heiten, aber auch gegenüber Natur ereignissen. Darüber hinaus nimmt der Leser „teil an den Sitten und Bräuchen, an den Feierlichkeiten und Festen, am Streit und Zwist der Dorfbewohner“. - schreibt Frau Döz. Dr. M. Gatzlaff, die ..dem deutschen Leser durch ihre Über setzung aus dem Hindi diesen Roman zugänglich gemacht hat. Fremde Länder und deren Kulturen unter anderem über deren Literatur Den schweren Weg der sprichwörtlich schönen indischen Frau zur Gleichbe rechtigung zeichnet B. Sahni in „Ba- santi“. Foto: UZ/Archiv kennenzulemen, kann eine sehr un terhaltsame und spannende Angele genheit sein. Außerdem gewinnt man unter Umständen einen anderen Blickwinkel,um über den Tellerrand der eigenen guten Stube hinaus blicken zu können. Für ein zukünfti ges geeintes Europa wird es heilsam sein, sich anderen Kulturkreisen zu öffnen, und das über die Literatur hin aus. Indien bietet dafür einen besonders umfangreichen und für den europäi schen Leser faszinierenden Hinter grund. An der Leipziger Universität hat die Erforschung der Geschichte, Philosophie, Literatur und nicht zuletzt der Vielzahl der Sprachen Indiens eine lange Tradition. Seit 150 Jahren ist die Indologie fester Bestandteil der Wissenschaftsdiszi plinen an der Leipziger Universität. Hier hat vor allem die Neuindologie in den letzten 30 Jahren eine Heimstatt gefunden. Verbunden ist diese Zeit mit dem Namen Margot Gatzlaff, die sich immer wieder um die Übersetzung indischer Literatur verdient gemacht hat. So erschien beim Reclam-Verlag 1976 die Übersetzung des Romans von Premtschand „Nirmala oder die Geschichte eines bitteren Lebens“ und 1984 der Roman „Basanti“ von Bhischam Sahni. Die Indologie an unserer Univer sität war in den letzten Jahrzehnten oft einer restriktiven Politik ausgesetzt, was sich u. a. in einem Ausbildungs verbot sowie dem Nichtbesetzen des Lehrstuhls für Indologie äußerte. Dennoch hat sie sich behaupten kön nen, was nicht zuletzt die Publikati onslisten von Prof, K. Mylius und Dr. M. Gatzlaff eindrucksvoll dokumen tieren. Im vergangenen Jahr durften erstmals wieder Studenten immatri kuliert werden, was zu neuen Hoff nungen für die Leipziger Indologie berechtigt. Der Schriftsteller Jagdis Candra je denfalls plant eine Fortsetzung seines Romans, dessen Geschichte optimi stischer als die vorliegende sein soll. Auch der Titel verrät es schon: „Dhar ti, dhan apna“ (Wir haben Land und Besitz). INES MAASS, Sektion ANW Religion und Alltag Andreas Heller, Therese Weber, Olivia Wiebel-Fan- derl. Interdisziplinäre Beiträge zu einer Sozialge schichte des Katholizismus in lebensgeschicht lichen Aufzeichnungen. Böhlau Verlag Wien/Köln 1990.300 S. Der Titel des Bandes ist gleichzeitig Pro gramm für eine neue Art der Annäherung an geschichtliche Phänomene. Eine Projekt gruppe, die sich als „gemeinsames Diskus- sionsforum“, verstand, „in dem aufgrund fachspezifischer Kenntnisse, der individu ellen Lebensgeschichte und nicht zuletzt der persönlichen Glaubensbindung unter schiedliche Sicht- und Interpretationswei sen möglich waren“ (S. 25), erarbeitete so ein gänzlich differenziertes Bild der Pro blematik. Es wurde jedoch eine gemeinsame Quellengrundlage gewählt. Nicht - wie in der „orthodoxen““ Geschichtswissenschaft noch dominierend - offizielle, „normative“, Quellen wurden ausgewertet. Auf der Grundlage von 151 ausgewählten Autobio graphien - vor allem von Menschen solcher sozialer Schichten, für die lebens geschichtliche Aufzeichnungen eher ungewohnt waren - sollte versucht werden, ein Defizit in der sozialwissenschaftlichen Forschung - die Wirkung von Religion in verschiedenen Bereichen des Alltags - aus zufüllen. Die lebensgeschichtlichen Erinnerungen zeigen auf eindrucksvolle Weise, wie ka tholisches Dogma durch volksfrommen Glauben gebrochen wurde und wird. In die sem Kontext spielten die Heiligen als „An- sprechpartner für die alltäglichen Sorgen“ (S. 65) und „tröstende Freunde“ (S. 71) - be sonders ausgeprägt in der Marienverehrung - im Gegensatz zu dem unnahbaren, rich tenden Gottvater eine hervorragende Rolle: „Wenn ich Mutterliebe und Geborgenheit oft sehr vermißt habe, tröstete ich mich mit dem Glauben, daß mich dafür die Himmel mutter umso lieber hätte.“ (S. 71) Eine Ten denz, die offensichtlich bedingt durch die allzu abstrakte Welt des Dogmas schon seit den Anfängen des christlichen Monotheis mus einsetzte. Gleichzeitig machen die relativ breiten Ausführungen über religiöse Empfindun gen in der Kindheit deutlich, welche psy chischen Folgen eine autoritäre, auf Furcht programmierte katholische Erziehung - ei ne „alltagspraktisch relevante Belohnungs- Bestrafungs-Pädagogik“ (S. 50) zeitigen konnte. Einige Aussagen der Autorinnen machen betroffen: „Das neue Testament macht mir Angst. Die zehn Gebote Gottes, die fünf Kirchengebote, die sieben Hauptsünden, Verdammnis und Hölle ha ben in mir große Furcht hervorgerufen, und ich habe den Eindruck bekommen, daß al les, was einen Menschen glücklich macht, Sünde sei.“ (S. 122) Ein wesentliches Mit tel zur Disziplinierung stellte die „Selbst anklage“ dar, die unablässige Suche nach der eigenen Schuld. Zusammenfassend stellt A. Heller fest: „Eine ganze Palette von Formen, von Glaubensanschauungen, von Alltagsritua len im Umgang mit der transzendenten Wirklichkeit läßt sich als katholisch be schreiben. Katholischsein ist ein Lebensge fühl, eine Lebensform einer alltäglichen, sozial plausibilisierten Selbstverständlich keit.“ (S. 289) Die Beiträge zeigen in außerordentlich anregender und überzeugender Weise, wie differenzierter sich erlebte Geschichte dar- stellt im Gegensatz zu einer Geschichts schreibung, die sich ausschließlich an ar chivalischen Quellen orientiert. Gerade un ter den Bedingungen eines ideologisch-au toritären Welt- und Normensystems ent wickelt sich offenbar eine vielfältige Ei gendynamik persönlicher Sozialisation nicht nur entgegen, sondern im Rahmen, durch Anpassung und „Zurechtrücken“ vor gegebener dualer Denkstrukturen. Die Behandlung des Themas wirft die Frage auf: Sollte bzw. müßte nicht hierzu lande und jetzt die Problematik „Sozialisti sche Ideologie und Alltag".auf der Tages ordnung stehen? Dr. CHRISTIANE GRIESE D ie 53. Auflage des bewährten Nachschlagewerkes liegt in 2 Bänden vor: 1 umfaßt die alten Bun desländer einschließlich Berlin-West, 2 die neuen Länder mit Berlin-Ost. Band 1 enthält zunächst eine „Über sicht über Studienmöglichkeiten und Zulassungsbeschränkungen“, geord net nach „Fächergruppen“ und inner halb dieser Gruppen (alphabetisch) nach Fächern, allerdings nur bis zu ei nem gewissen Grad: So gibt es zu „Ge schichte“ nur die Untergruppen Ur-, Vor-, Frühgeschichte, Ost-/Südosteu- ropäische Geschichte, Geschichte der exakten Wissenschaften, nicht: Alte-, Mittelalter-, Neuzeitgeschichte usw. Drucktechnische Hervorhebungen oder ein Register würden das Gesuch te schneller finden lassen. Es folgt ein Abriß zur Geschichte des BRD-Hoch- schulwesens. Der Hauptteil bietet Da ten zu den Bildungsstätten: Wissen schaftliche Hochschulen, Kunst- und Musikhochschulen, Fachhochschu- .1 Handbuch zum deutschen Hochschul wesen Deutscher Hochschulführer. 53. Aufl., 2 Bde., Stuttgart 1990, Dr. Josef Raabe Verlag len, Verwaltungshochschulen. Innerhalb dieser Gruppen ist benut zerfreundlich alphabetisch nach Städ ten geordnet. Noch übersichtlicher wäre es, wenn die Gruppen durch ver schiedenfarbiges Papier o. ä. vonein ander abgehoben wären. Die Daten: Adresse, Telefon, Fax usw.; Recht sträger; Präsident/Rektor und Stell vertreter; alle Einrichtungen bis hin zu den Fakultäten/Fachbereichen, Insti tuten etc., auch sie mit Anschrift usw. und mit sämtlichen Professoren jedes Faches. Band 2 liefert nach einer Übersicht über das DDR-Hochschulwesen Da ten über: Universitäten, Technische Universitäten und Technische Hoch schulen; Medizinische Akademien etc. Wegen den schon für 1990 erwar teten, inzwischen zum Teil erfolgten personellen Veränderungen ist auf Nennung der Hochschullehrer ver zichtet; lediglich die Bereichsleiter und die Fachgebiete sind angeführt. (“Arbeitsschwerpunkte“ trifft nur be dingt zu.) Allerdings sind auch viele Rektoren, Institutsdirektoren usw. schon nicht mehr im Amt; das war ab- zusehen, spricht aber nicht dagegen, daß Band 2 überhaupt vorgelegt wur de. - Mehrfach ist mit zu heißer Nadel genäht: So sind auf S. 65 die Prorek toren der Universität Leipzig ohne je den akademischen Titel, dafür ist der damalige Rektor zum Professor und Doktor der Medizin, Philosophie und Theologie zugleich befördert worden, und S. 359 werden die Mitarbeiter der Theaterhochschule Leipzig „ohne Be reich Medizin“ erfaßt! Auf weitere Einzelheiten sei nicht eingegangen. Das hier vorgestellte Nachschlagewerk ist zur Information nützlich, Band 1 besonders für den 'Osten', 2 besonders für den 'Westen'. Prof. Eft. habil. JÜRGEN WERNER So muß es auf der Titanic gewesen sein, als die Kapelle weitergespielt hat - Eine Meinung zum Cyberpunk - Greg Bear, der mit dem Ruf kokettiert, wider Willen ein Cyberpunker zu sein, fragte die Anwesenden: „Wie viele von ihnen denken, daß die Leute in 50 Jah ren noch eindeutig als Menschen er kennbar sein werden?“ Ein Wald von Händen erhob sich... So geschehen auf dem „Neuromanti schen Forum“ in Austin. Was sind das für junge Schriftsteller, die sich dort tref fen und allen Ernstes behaupten, eine neue Literaturgattung zu vertreten? Bru ce Sterling, William Gibson, Rudy Rucker, John Shirley? Aha, aber nie gehört. Was ist denn so neu daran? Kaum neue SF-Vokabeln, vermutlich mangelnde Phantasie. Und der übliche Stil: Hand lungsbetonte Sätze, klare, schnelle Ak tionen. Und wie üblich über Computer, Genetik und Bioelektronik. Nicht mal Aliens! Und der Ostblock und die dritte Welt weder als Zukunftshoffnung noch als Feind: Eine dunkle Masse, drohend wie das Menetekel. Nichts Neues also. Mit derselben Berechtigung könnte man fragen, wieso die E-Gitarre etwas Neues war. Oder was 'dran ist an der Punkmusik. Rockige Rhythmen, ver stümmelte Melodien, düstere Themen, aggressives Äußeres, provokantes Auf treten. Alles schon dagewesen. Und zu ¬ sammen... eine neue Musikrichtung. Die ihren Ursprung bei den Skins und Punks der 50er Jahre hat. Und ihren großen Druchbruch, nachdem sich abzeichnete, daß die Hippiebewegung ihren Zenit überschritten hat. Die Blumenkinder können keinen Staat ändern, auch wenn sie Molotow-Cocktails in die Hand neh men. Punks können das auch nicht, sie wollen es aber auch nicht. Die feindliche Gesellschaft ist ihr Lebensraum und die brutalen Regeln gehören zum Spiel. Kei ne Zukunft - das ist klar, aber bis dahin ist keine Zeit zu verlieren. Und genau diese Punks von heute ren nen und stolpern durch die kybernetische (mhm, deshalb Cyber) Zukunft. Eine Welt, in der alles zu haben ist. Und alles zu vernichten. Vorausgesetzt man besitzt Geld oder einen multinationalen Spon sor. Es sind „ausgebrannte Typen“, aus nahmslos Männer. Männer, die stark und schnell waren und nun in Todessehn sucht eine exotische Rolle spielen in dem unwirklichen Szenario. Doch dann kommt durch eine höhere Macht die Chance, noch einmal der Beste zu sein. Bevor sie sterben, körperlich oder nur für die zuschauende Masse. Verlierer, die In karnation des amerikanischen Traums. Wie wir frustrierten Europäer ihn sehen, oder? Und wieso ist diese Zukunft so hart, schnell, grob, äußerlich...? Es kommen doch keine neuen Wider sprüche hinzu in unser festgefügtes Weltbild. Wohl wahr, aber die Mittel, mit denen die Konflikte ausgetragen wer den, sind neue, bessere. Mit dem Kin derreim „Messer, Schere, Gabel, Licht...“ kann man schon jetzt keinen mehr beeindrucken. Und wenn heute Ba seballschläger und Pistole genannt wer den müßten, sind es morgen bestimmt Bazookas und implantierte Pfeilschleu dern. Und die Dokumentation der Grup penzugehörigkeit durch Uniformen gehört ja eh schon zur Tagesordnung. Wenn man sich vergegenwärtigt, daß in Amerika Straßengangs aufeinander schießen, weil die andere falschfarbige Schnürsenkel trägt, dann werden die Ge danken der Cyberpunker verständlich. Wir sind Zeugen der Entmenschli chung der Produktion. Es ist interessant zu sehen, daß die heile, kleinbürgerliche Welt genau an dem Ast sägen muß, auf dem sie sitzt. Die heutigen Arbeitslo senzahlen werden in Kürze ein schöner Traum sein. Und als Beschäftigung in der reichlichen Freizeit werden der Al kohol und die Prostitution bald nicht mehr reichen. Die Vergnügen werden to tal sein müssen. Und das ist dank Che ¬ mie, Medizin und Informatik kein Pro blem mehr. Drogen, die einem das Le ben verschönen, sind billig und der Kampf gegen das organisierte Verbre chen aussichtslos. Kein Fachmann be zweifelt heute ernsthaft, daß man sich in Kürze in den Computer „einloggt“, statt mit ihm über ein Terminal zu kommuni zieren. Der Rechner wird schnell genug sein, die Informationen direkt an die Ner ven zu senden. Das schafft grandiose Möglichkeiten für die Unterhaltungsin dustrie: Man sieht nicht mehr, wie böse J. R. ist, man ist selbst der böse J. R.! Realität und Schein sind objektiv für den Nutzer dieser „Decks" dasselbe. Die Cyberpunker, obwohl mit „Mir- rorshades" (verspiegelten Sonnenbril len) uniformiert, um ihre Unangreifbar keit zu zeigen, wehren sich jedoch un verständlicherweise gegen den Namen „Cyberpunk“. Sie nennen sich „Neuro mantics“. Ein Wortspiel aus „Necro- mantik“ = Geistesbeschwörer und „neu ro“ von zum Nervensystem gehörig. Aber auch „neu romantisch“. Nun, man darf gespannt sein. Übrigens sagte Greg Bear in der eingangs zitierten Szene: „Sie irren sich alle!“ GeKo
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)