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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1991
- Erscheinungsdatum
- 1991
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199100000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19910000
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- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1991
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- Ausgabe Nr. 1, 07.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 2, 14.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 3, 21.01.1991 1
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B evor dann im Juli nichts mehr geht, das Theater in die verdienten Ferien tritt, hob sich der Vorhang (oder auch nicht) zu drei Premieren. Trotz oder wegen vieler Gastspielverpflichtungen, der 1. Eu ropäischen Lachmesse und des Leipziger Publikums bot man Theater in allen Häu- Bitte, das Spiel zu machen Die Juni-Premieren im Leipziger Schauspiel sem. Getreu der Konzeption setzt man auf aufgeschlossene Zuschauer, Theatererfah rung und Engagement der Mitwirkenden, bietet Neues und bedient Bedürfnisse. 1. FRAU UND MANN UND (DEREN) PSYCHE „Der Vater“ August Strindbergs im Kellertheater Männer haben Phantasien. Männer ken nen Süchte. Sie haben Wünsche. Sie haben Zweifel. Männer spielen Rollen, solche des Auch die alte Amme (Marylu Poolmann) kann den Vater (Matthias Hummitzsch) vor dem alltäglichen Wahnsinn nicht retten. Starken, Mächtigen, des Denkers und Lei ters, die des Für- und Versorgers. Männer sind Väter. Und wo Familien sind, ist das Oberhaupt der Vater. Die Macht der Frauen sind die Wünsche des Mannes, der Weg sei ner Entmachtung ist sein Zweifel. „Mann und Frau gegeneinander, unaufhörlich den ganzen Tag?“ Das ist Natur - oder? „Der Vater“ (1887) zweifelt. Sicher ist, wer die Mutter des Kindes, doch ein letztes Geheimnis bleibt um die Vaterschaft. Der Vater „muß seine Kinder hinnehmen auf Treu und Glauben“. Und ist der Zweifel ge weckt, ist es schwer, ihn beiseite zu räumen; vorausgesetzt, man versucht es. Der Zwei fel gerät zur Psychose, und der Mann er krankt. Der Zweifel bleibt, genährt von der Mutter. Die Psychose wird Wahnsinn, die Maschinerie läuft. Unaufgehalten bis zum Ende. „Mann und Frau gegeneinander, un aufhörlich den ganzen Tag?“ Liebe ist Kampf - oder? „Kein Mensch, der mit anderen Zusam menleben möchte, kommt umhin, an und mit diesen zu arbeiten.“ Und mehr denn je wird die Familie zum Schlachtfeld aufge stauter Aggressionen und Ängste. In August Strindbergs (1849-1912) Trauerspiel domi nieren Ohnmacht und Haß. Dietrich Kunzes Inszenierung läßt beides nicht eskalieren. Zwar wird die Frage ,wer-wen‘ entschieden, doch erweisen sich die Kategorien von gut und böse als untaug lich. Durch eine aufmerksame Dramaturgie (Matthias Caffier) werden Akzente verscho ben, und Ellen Hellwig und Matthias Hum mitzsch vermögen nuancenreich die Beweg gründe und Regungen widerzuspiegeln. Das ist hohe Schauspielkunst. Nur ist die „Pup- penheim“-Ausstattung Gerhard Rochs so traditionell, daß sie in die Atmosphäre des Kellertheaters nicht recht passen will. Der neuentdeckte Strindberg auf der Lei pziger Bühne setzt fort, was mit der „Rozz- njogd“ und „Offene Zweierbeziehung“ be gann und „Love Letters" im Herbst weiter führen: Frau und Mann und beider Psyche heute und gestern als Anlaß zum Nachden ken im Für- und Miteinander. Der Gott der Liebe muß kein Gott des Kampfes sein. 2. DAS EXPERIMENT Bonnie Showers inszenierte Gertrude Steins „Geburtstagsbuch“ in der Neuen Szene „Meine Arbeit am Theater basiert auf Er kundung verschiedener Ebenen des menschlichen Bewußtseins, die unsere .Wirklichkeit’ bestimmen.“ Vergangenheit, Zukunft, Traum, Politik und Traumwelt - „Was ist das ,ICH’? Für diese Art Theater verlasse ich mich stark auf die Flexibilität und Unmittelbarkeit der menschlichen Stimme, um nicht nur Gedanken, Ideen, sondern auch Rhythmen, Stimmungen und .andere’ Ebenen des Bewußtseins auszu drücken“, so die amerikanische Regisseurin Bonnie Showers. Im Herbst 1989 sah’s der Intendant und fragte, ob nicht auch Leipzig Platz für solche Inszenierungen böte. Und Leipzig bot. Zuschauen, Entspannen, Nachdenken. Das Spiel mit der Improvisation - ein Ex periment von Bonnie Showers. Als Textgrundlage für ihre Zen-Komödie nutzt Bonnie Showers ein „Geburtstags buch“ Gertrude Steins (1874-1946), dies ist ein Spruch für jeden Tag des Jahres. „Aber es wäre nicht Gertrude Stein, würde sie nicht auch mit dieser Form spielen, sie zerschla gen, um hinter einen neuen Sinn zu kom men.“ An einem Abend ein Jahr für die Zu schauer. Zen-Komödie heißt nicht, nach verborgenen Sinnen forschen, auf Interpre tationen hoffen. Zen-Komödie heißt, Thea ter auf sich wirken zu lassen, sich ausliefem den Assoziationen, Zusammenhängen, Phantasien. Heißt, abschweifen und sich wieder fangen. Auf der Bühne wirken sie ben Schauspieler nebst sieben Betten. Bon nie Showers fordert der Wirkenden Bewe- gungs- und Rhythmusgefühl, Sprach- und Stimmbeherrschung, ihr Aufeinander-an list und Stückeschreiber, war ein Kind des 18. Jahrhunderts und lebt noch heute im Schatten seiner großen Kollegen Beaumar chais und Moliere. Dabei sind sein Stücke neben aller Komödienhaftigkeit Stücke, die seismographisch die Psyche der Zeit auf zeichneten. Ein Entdecken für und auf der Bühne tut not. Ein Grafensohn will eine Grafentochter ehelichen. Zur abgemachten beiderseitigen Begutachtung wird der Bräutigam Diener und der Diener Graf. Die Braut tut ein glei ches und niemand bis auf Vater und Bruder weiß um die Vertauschung der Kinder. Und tatsächlich wird sich doch in die richtige (Standes-)Person verliebt. Und das unter den voyeuristischen Augen der Verwandt schaft. Nein, wirklich, der Stoff, aus dem Rokokokomödienlieben sind. Und all das inszenierte Lutz Graf für des Ei, sieh! Lisette (Claudia Wenzel) zeigt Arlequin (Jochen Noch) was. Das macht Spaß. Fotos: ARNOLD gewiesen-Sein. Der Spieler ist die Spieler; der Alte, die Junge, das Paar, die Gesell schaft, der Schläfer, die Weise. Die Tage sind Sprache, die Sprache Musik. Die Ge spräche sind Spiele, die Spiele Philosophie. Die Landkarte ist ICH, ich bin Amerika - „denn in Amerika ist soviel Raum dort..." Das Experimentierfeld Neue Szene sei zum weiteren Probieren empfohlen. Das Experiment als Theaterangebot, man muß es nur wahmehmen und Zuschauen, Ent spannen, Nachdenken, mehr nicht. 3. KOMÖDIE UND ZUFALL Marivaux's „Spiel von Liebe und Zu fall“ im Schauspielhaus Wie der Zufall so spielt: Anläßlich der Lachmesse fiel das Sommerstück „Die Pur purinsel“ ins Wasser. Nicht fertig, nicht zeit gemäß, nicht publikumswürdig. Wer war da so blind, nicht zu bemerken, daß die Thea terkutsche in den Graben steuert? Der Re gisseur, der Intendant, der Dramaturg? Man scheint es gewohnt, was wurde nicht schon alles in den Sand gesetzt. Die Rage hielt sich in Grenzen. Doch wohin das Geld, die Zeit und das Engagement vieler? Es ist und bleibt blamabel. Nun gut. Statt Bulgakov jetzt Marivaux's „Spiel von Liebe und Zufall“. Und eine Komödie ist zur Lachmesse angebracht. Das Stück, inszeniert für die Schwetzinger Festspiele, ist von einem, den keiner recht kennt. Pierre Carlet de Chamblain de Mari- vaux (? - 1763), ein Beamtensohn, Jouma- Hauses große Bühne und die Festspiele, na klar. Aber schon im hervorragenden Büh nenbild von Jaqueline Peevski ist der Wurm drin. Wahrlich, Leipziger Komödianten komödieren hervorragend, Claudia Wenzel und Jochen Noch an der Spitze. Aber sie tun des Guten stets das zuviel, was ins Peinli che gerät. Der Kratzfuß wird zum Ventila tor, der Bückling ein Hinfall, der Schlag stock zum rosa Penis. Und das Zuviel muß ihnen doch jemand gesagt haben, nicht? Dramaturgisch (Matthias Caffier) nicht recht ausgewogen, pendelt die Geschichte zwischen Romeo und Julia (beachtlich Su sanne Stein und Guido Lamprecht) und Ca sanova und der Pompadour. Einsichtig wird das Liebesspiel von allen sich verliebt Glau benden nicht. Lacht man über damalige Ver hältnisse, Verhalten oder Menschen? Man müßte sich entscheiden. Aber derweil lacht das Publikum über den nächsten Griff unter die Gürtellinie. Beifall hat es gegeben, in Schwetzingen und Leipzig. Das verhaltene Pre- mieren-Buh galt dem Regisseur, wohl an gebracht. „Keine schlechte Ware für gut es Geld“, allerdings auch keine gute. Drei Premieren an Leipzigs Bühnen, die das Bemühen um eigenen Stil und unver wechselbares Gesicht erkennen lassen. Man ist auf dem Wege. Bleibt die Hoffnung auf weitere Anregungen, komödiantisches Spiel und das Eröffnen neuer Räume durch das Leipziger Schauspiel, auch im weiteren die Bitte, das Spiel zu machen. HENNER KOTTE rezension JZ Hans Günther Bickert/Norbert Nail Marburger Karzer-Buch. 15 Kapi tel zum Universitätsgefängnis und zum historischen Studententum Dr. Wolfram Hitzeroth Verlag, Marburg 1989 In jenen Zeiten, als da Universitäten noch eine weitergehende Gerichtsbarkeit als heutzutage eigen war, verfügten sie auch über Strafvollzugsorgane und -ein- richtungen. Eine nicht unbedeutende Funktion war die des Universitätspe- dells, dessen Qualifikationsmerkmale der Marburger Rektor Prof. Dr. Fritz Hermann Bernhard Andre in einem Schreiben vom 1. August 1906 defi niert. Gefragt waren körperliche Lei stungsfähigkeit, Zuverlässigkeit, Takt und sichere Ruhe. So wurde am 10. Ju ni 1906 ein Pedell auf Empfehlung eines Professors eingestellt, der außer den Be amtentugenden über zwei weitere Ei- Feuchte Höhle und „liebe Stätt“- Der Karzer genschaften verfügte: flinke Beine und Nüchternheit. Zu den berühmtesten Studenten der Marburger Universität zählt der Begrün der der Moskauer Universität, Lomo- nossov. Wie andere später bedeutende Persönlichkeiten auch, führte er ein flot tes Studentenleben. So heißt es über ihn, daß er „der Wollust zu sehr ergeben ge wesen sei“ und sich „an Weibs-Personen gehangen habe“. Diese Beispiele aus dem „Marburger Karzer-Buch“, einer auf gründlichen Re cherchen beruhenden, flüssig geschrie benen, sehr gut bebilderten und hervor ragend gestalteten Publikation, mögen zum Lesen anregen, erfassen aber nicht das Wesen des Werkes. Anregungen ga ben den Autoren Aufnahmen aus dem Marburger Univerisätskarzer, der in den Jahren zwischen 1789 und 1931 als „Strafvollzugsanstalt“ fungierte und 1987/88 restauriert wurde. Nach einem Auszug aus Mark Twains „Bummel durch Europa“, Urteilen über den Karzer aus den Jahren 1749 und 1835, einer sprachwissenschaftlichen Erörterung des Begriffs „Karzer“, folgt eine kurze Geschichte des Marburger akademischen Karzers. Daraus ist bereits ersichtlich, daß die Autoren es geschickt verstanden, leichter und schwerer ver dauliche Kost zu vermischen. Sie haben die Quellen und die Literatur sorgfältig ausgewertet und waren erfolgreich bemüht, den Vergleich zu anderen Uni- verisäten zu suchen und gesellschaftliche Hintergründe aufzuzeigen. Davon zeu gen besonders die letzten drei Kapitel („Pedelle, Wächter, Wärter: Skizzen aus dem Beamtenleben“, „Über Strafen und Delikte“ und „Vom Zweikampf'). Bei aller Bewunderung seien jedoch drei Anmerkungen gestattet. So wäre es erstens angebracht gewesen, dem aussa gekräftigen Vorwort eine kurze Einlei tung folgen zu lassen, aus der hervorgeht, wie die eigenständige Gerichtsbarkeit der Universität mehr und mehr einge schränkt wurde und welche Folgen sich daraus für Universitätsgericht und Kar zerstrafen ergaben. Nur so lassen sich die Widersprüche erklären, daß sich - um Leipziger Beispiele anzuführen - im er sten Drittel des 19. Jahrhunderts ein Stu dent über die Haftbedingungen in diesen alten Gefängnissen „voll Schmerz und Ungeziefer, durch dicke Mauern feucht, durch kleine Fensterhöhlen des Lichts und der Luft mehr als billig beraubt“ be klagt, während am Ende des 19. Jahr hunderts ein Student darüber sinniert, daß er von einer „lieben Stätt" Abschied nehmen mußte und das keinesfalls iro nisch meinte. Zweitens kann man das Bedauern der Autoren teilen, daß eine Dokumentation von Erlebnissen prominenter und weni ger prominenter Karzer-Insassen kaum möglich war, da sich die bisher erschlos senen Quellen als unergiebig erwiesen. Da sind die Leipziger Universitätshisto riker, da sie z. B. mit der von Curt Mül ler herausgegebenen Publikation „Aus dem Carcer-Album“ (Leipzig o. J.) über eine entsprechende Quelle verfügen, in einer besseren Lage. Drittens wären systematisch Eruierun gen über die studentischen Verfehlungen angebracht gewesen, die zu Karzerstra fen führten. Allerdings kann aus Leipzi ger Sicht die Quellenlage nicht beurteilt werden. Zum Schluß noch ein Hinweis, der auf den humoristischen Aspekt zielt. Inter essante Definitionen bietet die Publika tion „Burschicoses Wörterbuch oder: Er klärung aller im Studentenleben vor- kommenden Sitten, Ausdrücke, Wörter, Redensarten und des Comments, nebst Angabe der auf allen Universitäten be stehenden Corps, ihrer Erben und der Kneipen...“ (Leipzig 1846). GÜNTER KATSCH Das Museum des Kunsthandwerks im Grassimuseum zeigt: D ie Ausstellung „Schenkungen, Stif tungen, Vermächtnisse“ findet statt anläßlich der Wiederbegründung eines Museums vereins, der den Namen „Freun des- und Förderkreis Museum des Kunst handwerks, Grassimuseum Leipzig e. V.“ trägt. Die Ausstellung zeigt kostbares und re präsentatives Sammlungsgut, welches durch eine der im Ausstellungstitel ge nannten Erwerbungsarten in das Eigen tum des Museums übergegangen ist. Da mit wird ein Stück unbekannter Mu seumsgeschichte vorgestellt und gleich zeitig überzeugend nachgewiesen, welch großartige und befördernde Wirkung von den früheren Museumsvereinen ausge gangen ist. In einer ausgewogenen und miteinander harmonisierenden Zusam menstellung vereinigt die Exposition fast 400 Objekte verschiedener Epochen und Kulturkreise. Darunter be finden sich so herausragen de Stücke wie die granat gemmenge schmückte goldene Halskette aus Olbia (1. Jh. v. u. Z.), erstklassige Beispiele spät mittelalterlicher Kunst wie Peter Breuers Altarfiguren aus der Zwickauer Nikolai- kirche, hochstehende Leipziger Gold schmiedekunst des 17. Jahrhunderts der Meister Kauxdorf und Krumpholz oder jene Kacheln und vom Krieg fragmen tierten Kaminteile aus jüngerer Zeit (1919) von Max Klingers Hand. In be sonderer Weise ist die Omament stichsammlung präsent, deren umfängli cher Grundstock als bisher größte und wohl wertvollste (Vereins-)Stiftung im Bestand des Museums angesehen werden muß. Graphische Blätter und illustrierte Bücher dokumentieren die künstlerische Erfassung der menschlichen Figur in un terschiedlichen Genres und Techniken - von der typisierenden Abbildung im alt ¬ deutschen Holzschnitt über die Trachten- und Modeblätter bis hin zum Akt - in ei nem Zeitraum von über 5 Jahrhunderten. Hier sind als besonders hervorhebens wert ein Blatt aus der Frühzeit des Kup ferstichs (Mair von Landshut, um 1490), ein holländisches Städte- und Kartenwerk aus der Offizin der berühmten Verleger familie Blaeu (1649), zwei der seltenen Radierungen Tiepolos (1743/49) und ei ne Inkunabel der modernen Buchkunst, das von Toulouse-Lautrec lithographierte Album von 1894, zu nennen. Mit der Ausstellung verbindet sich der Wunsch, das ehemals funktionierende Gefüge aus Museumstätigkeit und priva tem Engagement, die unterbrochenen Be ziehungen zwischen Rezipienten und wis senschaftlicher Produktion wie musealer Präsentation wieder herzustellen. An den Besucher ergeht die direkte Aufforde rung, sich un mittelbar für die Belange des Museums zu engagieren, sei es durch Spenden für ein infolge Diebstahls beschädigtes Ob jekt (Nautiluspokal von 1599) oder als Mitglied des neugegründeten Freundes- und Förderkreises. Informationen dazu liegen in der Ausstellung aus bzw. sind über das Musern anzufordem. Zur Aus stellung sind eine kostenlose Broschüre und ein Plakat (3,- DM) erschienen. Die Ausstellung ist zu sehen bis zum 4. 8. 1991. Öffnungszeiten des Museums: Dienstag und Donnerstag 10-18 Uhr Mittwoch 14—20 Uhr Freitag 10-13 Uhr Sonnabend und Sonntag 10-17 Uhr Öffnungszeiten der Bibliothek: Mittwoch und Donnerstag 9.30-17 Uhr Geschenktes D ie Geschichte der Mode ist auch eine Geschichte der modischen Accessoi res. Sie reicht weit in die Vergangenheit, wobei die Modeströmungen immer das ergänzende Beiwerk bestimmten. Diese unzähligen Nebensächlichkeiten und Kleinigkeiten prägten jedoch auch das Er scheinungsbild. Sie kamen und vergingen wieder mit dem Wandel des Kleidungs- Überspitzungen der Mode durchsetzen. Die Mode wurde im Barock und Roko ko von Frankreich bestimmt, wobei ver sucht wurde, alle Lebensbereiche in einer stilistischen Einheit zu gestalten. Das ist vor allem im 18. Jahrhundert hervorra gend gelungen und führte somit auch zu Accessoires von großer Schönheit, Fein heit und Qualität. In diesem Jahrhundert Stiles. Die Mode ging über vie le Jahrhun derte von den Höfen aus. Gerade auch die Entwicklungsgeschichte der Accessoires zeigt diese Verbindung deutlich, denn manche dieser Gegenstän de symbolisierten in ihrem Ursprung Macht und Würde. Diese Hoheitszeichen wandelten sich im Laufe der Zeiten zum modischen Beiwerk, das zur alltäglichen Kleidung der Angehörigen des Hofes und des Adels gehörte. Das Bürgertum ent wickelte neben der Bildung von Macht und Einfluß auch einen Anspruch an kost barer und modischer Kleidung. Seit dem späten Mittelalter erließen die Obrigkei ten der Städte Kleiderordnungen für die Bürger, an denen die hierarchische Ord nung der Gesellschaft abgelesen werden konnte. Diese in Abständen erlassenen Gesetze und genau definierten Vor schriften konnten sich kaum gegen die ständigen Neuerungen und auch wirkten Künstler am Hofe als „Mo deschöpfer“, daneben wur den in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts die ersten Mo dezeitschriften in Frankreich gedruckt, gefolgt von den Städten Leipzig, Frank furt und Wien. Damit konnten die Mo delle des Modezentrums Paris ohne Zeit verzug den modebewußten Damen und Herren zugänglich gemacht werden. Auch nach der Französischen Revolution und damit der Abschaffung des höfischen Modediktates diente das Modejoumal der Verbreitung der in schneller Folge entste henden Neuheiten. Erst im 20. Jahrhundert setzte eine ge wisse Vereinheitlichung der Kleidung ein, bedingt durch die Konfektionierung und die Möglichkeit, alle zur modischen Ver vollständigung benötigten Dinge in großen Kaufhäusern zu erwerben. (Sonderausstellung zu sehen bis zum 18.8.1991) Accessoires UZapfen Heute: Aus dem vollen Leben gegriffen „Ich könnte auch dreidimensional re den, aber das kompliziert bloß die Si tuation!“
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