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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1991
- Erscheinungsdatum
- 1991
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199100000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19910000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1991
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- Ausgabe Nr. 1, 07.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 2, 14.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 3, 21.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 4, 28.01.1991 1
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- Ausgabe Nr. 6, 11.02.1991 1
- Ausgabe Nr. 7, 18.02.1991 1
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„Daß unsre Greise nicht mehr bet teln gehn!“ Sozialdemokratie und So zialpolitik im Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn 1880 bis 1914, hrsg. v. Helmut Konrad, Wien/Zürich: Europaverlag 1991,156 S. Es war im Mai 1980 in Leipzig, als auf der Basis des abgeschlossenen Kulturab kommens zwischen der damaligen DDR und der Republik Österreich das erste bi laterale Symposium von Historikern, ge tragen von der Sektion Geschichte der Karl-Marx-Universität und dem Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung, stattfand. 1981 in Linz und seitdem aller zwei Jahre im Wechsel folgten die nächsten Veranstal tungen. Mit dem anzuzeigenden Buch liegt nunmehr der sechste Veröffentli chungsband vor. Unter der obigen Generalüberschrift wurde in einem ersten Schwerpunkt der 100. Jahrestag der faktischen Gründung der II.Internationale mit einbezogen. Jut ta Seidel (Leipzig) analysierte die deut schen’ und österreichischen Maifest schriften, die 1890 erstmals erschienen, während Helmut Konrad (Graz) die poli tischen Strömungen in der österreichi schen Arbeiterbewegung in deren Grün dungsjahr 1889 auslotete. Gewerkschaftliche Fragestellungen machten einen zweiten Themenkomplex aus. Die österreichischen Gewerkschaf- Erfrischend und anregend 6. Band von Geschichts- symposienreihe liegt vor ten zwischen 1880 und 1910 untersuchte Margarete Grandner (Wien), den interna tionalen Kongreß für Arbeiterschutz 1897 in Zürich stellte Harald Koth (Leip zig) dar, auf die Position der österreichi schen Gewerkschaften gegenüber den/der Frauen(bewegung) ging Gabriel la Hauch (Linz) ein. Drittens wurde sich regionalen Unter suchungen gewidmet. Thomas Kaminsky (Leipzig) sprach über Errungenschaften und Probleme der Gewerkschaften in Leipzig am Vorabend des Ersten Welt krieges, und Ingrid Bauer (Salzburg) be schäftigte sich mit Aktions- und Protest formen der Sozialdemokratie in der Salz burger Provinz. Um die Arbeiter nicht „unter sich“ zu betrachten, behandelte Konrad Canis (Berlin) die unterschiedli chen Richtungen in der deutschen Regie rungspolitik gegenüber der Arbeiterbe wegung zwischen 1890 und 1903. Rudolf Ardelt (Linz) und Wolfgang Maderthaner (Wien), die intensiv mitdiskutierten, ver mochten es aufgrund vielfältiger Ver pflichtungen nicht rechtzeitig, ihren schriftlichen Beitrag zu vollenden. Die Debatte zu jedem der Vorträge war erfri schend und anregend, sie reichte von Zu stimmung bis Widerspruch. Im Vorwort des Herausgebers heißt es: „Das Ludwig Boltzmann Institut für Ge schichte der Arbeiterbewegung geht da von aus, daß diese Symposien, deren An spruch und deren Ertrag auch der vorlie gende Band dokumentiert, weitergeführt werden. Das nächste Symposium ist für Mai 1991 in Leipzig bereits fix geplant. Und 1993 wird wieder die österreichische Seite Veranstalter sein. Es ist zu hoffen, daß das Fundament, das für eine verglei chende Aufarbeitung der frühen Arbei tergeschichte im letzten Jahrzehnt gelegt werden konnte, sich als tragfähig für wei tere längerfristige Konzeptionen er weist.“ Die Vorbereitungen für die sie bente Tagung, die sich mit biographi schen und quellenkritischen Problemen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhun dert beschäftigen wird, laufen. Doz. Dr. sc. HARALD KOTH Schriftenreihe zum Bundesrecht Im Rudolf Haufe Verlag erschienen das gefragte „Rentenrecht“ (159 Seiten, 6,80 DM) und das „Schwerbehinder tenrecht“ (255 Seiten, 12,80 DM). Die 2., veränderte Auflage „Gesamt vollstreckungsordnung. Konkursord nung“ (78 Seiten, 7,80 DM) wurde eben so in diese Schriftenreihe aufgenommen wie das seit dem I. Oktober 1990 für die fünf beigetretenen Länder gültige Poli-' zeigesetz (82 Seiten, 9,80 DM). Neuer Computertomograph im Probebetrieb Im Probebetrieb läuft hier „Soma tom Plus“ - der neue Computerto mograph in der Klinik für Radiolo gie des Bereiches Medizin der Uni versität Leipzig (UZ berichtete in Ausgabe 10 auf Seite 2). Die besonderen Merkmale dieses derzeit leistungsfähigsten Gerätes auf dem Weltmarkt sind kurze Auf nahmezeiten und sehr hohe räumli che Auflösung. Dadurch wirs es möglich, mittels mehrerer Details und dreidimensionaler Darstellung, Krankheitsbilder zu erhalten, die al ¬ te Computertomographen nicht zei gen konnten. Letztendlich ergeben sich bessere Diagnoseergebnisse und Möglichkeiten der Operations planung. Foto: KLAUS-DIETER GLOGER D aß der Sozialismus mit den Men schen, so wie sie seit zehntau senden von Jahren gebaut sind, ebensowenig realisierbar ist wie etwa das Urchristentum, hat mittlerweile ein jeder erkannt und akzeptiert. Daß der rei ne Kapitalismus und der reine Sozialis mus, eine These und eine Antithese, bei de versagt, aber dabei etwas Neues be wirkt haben, ist offenbar vielen nicht be wußt. Die Synthese, genannt soziale langen Zeiträumen erzielt wurde, eine Art Gesetzmäßigkeit. Nach einer langen Evolution der Gegensätze steigerten sich diese bis zur Gefahr des Overkills. SDI war die letzte große Steigerung. Rußland, welches nicht mehr mithalten konnte - Tendenz zum Gleichgewicht? - hat den dritten Weltkrieg „verloren“. Doch es entwickelte sich, von Michail Gorbatschow, wohl einem Philosophen, erkannt und ausgelöst, der Beginn einer kennen, wieviel Eifer, Können, guter Wille und beinahe schon Gründerdyna mik in den jungen Menschen steckt. Die studentische Jugend wie auch alle Fach kräfte tragen eine große Verantwortung für das Gelingen des Aufbaus. Es gibt ne gative Beispiele in der Weltgeschichte, wo die verbliebene Bevölkerung nach entsprechendem endgültigen Exodus der Mehrheit der Fachkräfte und der Intelli genz den Anschluß nicht mehr fand (z. Der Osten - vom Westen aus betrachtet Im aufblühenden Markt für alle große Chancen Doch bis es soweit ist, gibt es unendlich viel zu tun Marktwirtschaft, ein freiheitliches, de mokratisches „kapitalistisches“ System, dessen Produktionsfaktoren Kapital und Boden (um Marx zu folgen) allerdings von ihrem Ertrag 20-60 %, nimmt man die Gewerbesteuer hinzu, gegen 70 % zur Umverteilung abführen und im Falle der Sozialversicherung beim Lohn ca. 34 % der Arbeitseinkommen vorher schon zur „Umverteilung“ gegeben haben, diese soziale Marktwirtschaft ist eben mehr sozialistisch (wahrscheinlich ein wenig zu viel) als kapitalistisch, aber sicher das beste Wirtschaftssystem, was es je gab. Dieser Dritte Weg nützt den menschli- sehen Egoismus zur Leistungserstellung und zusammen mit der Konkurrenz zu Innovation und Fortschritt, begrenzt ihn jedoch zugunsten des neben egoistischen Zielen im Menschen auch vorhandenen Altruismus, schützt die soziale Gerech tigkeit. Weshalb geht der Aufbruch nur so zö gernd vor sich? Erst längere Aufenthal te lassen einen Westler erahnen, wie das „Mittelalter“ und reifere Menschen emp finden. „Was wir 40 Jahre lang gemacht haben und alles, was steht, ist nichts. Un sere Produkte, unsere Arbeit konnten im Westen nur über den Preis - meistens we nigstens - verkauft werden.“ Als Schwei zer überlege ich mir, wie wir mit unse rem hinlänglich bekannten Nationalstolz (nicht Nationalismus!) empfinden wür den, wenn wir in diese Lage geraten wür den; oder ein Araber, wenn durch einen Bulldozer alles, inkl. Moscheen, nieder gewalzt, danach Kirchen aufgestellt und ihm erklärt würde, er sei jetzt Christ und solle sein Land aufbauen. Ein Hinweis auf die Geschichte vor 1933, als das gleiche Volk Ostdeutsch lands kulturell und wirtschaftlich zur Spitze gehörte, tröstet im Augenblick wenig. Doch die Weltgeschichte hat Demütigungen ganz anderer Dimensio nen bereitet: Denken wir an die Juden, die Deutschen nach 1945, an Afrika, an dere Kolonialgebiete, die Indianer, die Palästinenser, die Kurden und viele mehr. Im Kosmos herrscht eine Tendenz zum Gleichgewicht, welches jeweils in sehr Integration. Möglicherweise handelt es sich um einen Evolutionsschub in diese Richtung, wie sie sich schon durch die Idee des Völkerbundes, der deutsch französischen Freundschaft (Schumann- Adenauer) und die ersten Gedanken an eine Weltregierung (Henri Kissinger) an gedeutet und in der heutigen Bedeutung und Kraft der UNO, den Wenden und der überwältigenden Hilfsbereitschaft, z. B. für Rußland und vielerorts in der Welt, fortgesetzt hat. Der Krieg im Irak, die Verteilungsprobleme in vielen Ländern und eine derzeit eher aggressive Haltung des vom Christentum über Jahrhunderte mißachteten Islam sind eher die Spätfol gen der früheren Gegensätze. Mitten in diesem Scenario zur Inte gration stehen die neuen Bundesländer. Die heutigen wirtschaftlichen Zustände im Lande sind eine Folge der gesell schaftlichen Entwicklung, nicht des Volkes oder des Einzelnen. Nicht die Mentalität hat sich geändert, sondern der Sozialismus hat - wie in ausnahmslos al len sozialistischen Ländern sichtbar - ei ne gewisse Lethargie-„Kosmetik“ auf getragen. Bekanntlich kam die DDR un ter den sozialistischen Republiken noch am weitesten. Aus dem ehedem gefähr lichen und bösen Deutschen entwickelte sich in der BRD ein äußerst anständiger Partner -und zahlungsfreudiger - im in ternationalen Konzert. Ostdeutschland hat durch seine friedliche Wende be stätigt und in außerordentlichem Maße dazu beigetragen, daß das Ausland kei ne Angst mehr haben muß. Das Ausland achtet dieses Land nicht nur, es vertraut ihm auch. Der wirtschaftliche und Gefühls schock - ich glaube nicht einmal, daß es ein politischer ist - wird bald von der Dy namik abgelöst werden, welche erfor derlich ist, nicht nur zu Konsum und Wohlstand zu gelangen, sondern mit den anderen entwickelten Ländern guten Willens zusammen bei der Lösung der großen ethischen und ökologischen Pro bleme (dritte Welt, N-S) mitzuhelfen und dafür die wirtschaftlichen Grundlagen zu schaffen. In den Vorlesungen hier konnte ich er- B. gewisse Alpentäler und griechische Inseln). Wenn es auch nützlich sein mag, drü ben ein halbes Jahr hinzuzulernen, die Jugend sollte dies nur mit dem „Reise koffer“ und dem festen Willen tun, rasch in die Heimat zurückzukehren, um ihr rasch vorwärts zu helfen. Schon die mit telfristigen Berufschancen hier sind so groß, daß sie diesen Entschluß reich be lohnen werden, sowohl in DM und Kar riere, als auch in Lebenssinn und Zufrie denheit. Deshalb sehe ich die Zukunft sehr po sitiv. Es soll nicht verkannt werden, daß die marktwirtschaftliche Expansion, fast einem Überfall ähnlich (an welchem die eigenen Bürger nicht unschuldig sind - eine weitere Folge der geschichtlichen Entwicklung -), zunächst Kritik und Mißmut hervorruft, den geschilderten Identitätsverlust noch verstärkt hat. Weil die Gewinne der Konsumgüterhandels firmen meist zwischen 1 bis 4 % der Um sätze liegen, wovon noch gut die Hälfte an den Staat fließt, kann diese derzeitige Situation als eine Art Lizenzgebühr für den schnelleren Aufbau Ost hingenom men werden; denn die Geschichte steht nicht still, in einem aufblühenden Markt liegen für alle große Chancen, und es gibt so unendlich viel zu tun. Wenn die ostdeutsche Konsumgüter industrie die bekannten Erfolgsfaktoren, beste Qualität, Kundenorientiertheit (z. B. pünktlichste Lieferung), flexible Or ganisation mit wenigen Hierarchiestufen und Innovationsdynamik realisiert, wird dies der Verbraucher sehr rasch honorie ren und sich das Pendel wenden. In einer Zeit immer schnellerer Produktverbesse- rung und vieler neuer Nutzenpotentiale wird auch die Investitionsgüterindustrie ihren Anschluß finden. Die Voraussetzungen sind in erster Li nie Selbstvertrauen, Mut und Wille zum Aufbruch, sie sind bereits sichtbar. Ost deutschland schafft es auch im markt wirtschaftlichen System. Dr. ERIC LEIMBACHER (Unser Autor ist Gastdozent an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig.) Eine Anmerkung zur Solschenizyn-Diskussion Rußland der 90er Jahre in Gefahr? Westliche Wahl-Demokratie als Frage an Millionen Warum erschrickt mancher vor ei nem alten Mann mit Bart? Raddatz ver dammt ihn wie einen ungelehrigen Schüler in der „Zeit“ als „Ayatollah Solschenizyn“ und der SPIEGEL rückt ihn im Interesse der apokalyptischen Suggestion der „Massenflucht in den Westen?“ pflegeleicht in die Nähe von „Pamjat“. Was hat Alexander Solschenizyn nur Unanständiges getan, daß die führen den Blätter des westlich-deutschen Massenintellektuellen ihn „mit wach sendem Zorn lesen“ und zum Dichter warmer Bauernstuben erklären. Er hat sich erlaubt, die westliche Wahl-De mokratie als Gefahr für das Rußland der 1990er Jahre eben für die demo kratische Volkssouveränität nach der Herrschaft der KPdSU zu erklären; und zwar als Frage an Millionen russischer Leser: „Die Achtung der menschlichen Per sönlichkeit ist ein weiterreichendes Prinzip als die Demokratie und sie muß unbedingt aufrechterh£(lten werden. Doch die Achtung der menschlichen Persönlichkeit muß nicht unbedingt in der Form des Parlamentarismus erfol gen.“ Denn wer verhindert die demokrati sche Machtabgabe des Volkes an eine Regierung etwa des Chefs der Mafia oder des KGB in Sverdlovsk? Eine rumänische Variante reicht eigentlich in Europa. Und wer will es dem russi schen Denker verargen, wenn er vorre volutionäre Formen russischer Selbst regierung zu beerben sucht. Die Über nahme des Marxismus in die russische Emanzipationsbewegung durch Plechanow Ende des vorigen Jahrhun derts war ihm Import von Ideologien genug. Man könnte doch den Spieß umkehren: Die deutschen Gewerk schaften würden heute noch in den Gartenlauben sitzen, wenn ihnen der russische Aufstand von 1905 nicht die „Räte“-Idee vorgelebt hätte, mit der sie den Kaiser nach Holland schicken konnten und den mörderischen Krieg gegen Rußland beendeten und schnell vergaßen. Und jetzt wissen die Deutschen wie der, was für Rußland gut ist? Reibung der Kulturen und kritische Kenntnis nahme der parlamentarisch und trans- parlamentarisch orientierten politi schen Gruppen und Parteien im neuen Rußland würden wohl mehr Gehalt für die europäische Idee als gegenseitige Besserwisserei erbringen. Auch die Orientierung auf die Rechtsstaatsidee bei Gorbatschow beantwortet nicht die Frage nach der Rolle der Individuen im Weltenplan: sie war in den letzten 150 Jahren ein Mittel gegen europäische Polizeistaaten; aber auch von tyranni schen oder demokratischen Autokrati en gegen jede Opposition. „Ziviler Un gehorsam“, und so verstehe ich die rus sische Traditionalisierung der Achtung der menschlichen Persönlichkeit, kann zu neuen demokratischen Formen in Rußland führen. Die ersten Gesetze nach der Machteroberung im Oktober 1917 waren hingegen zumeist repres siv gegen jeden zivilen Ungehorsam gerichtet; folglich, um mit Rechts staatlichkeit die neue „Arbeiter- und Bauernregierung“ zu etablieren: Ver bot der oppositionellen Presse (27. Ok tober); Einsetzung von Richtern (22. November); Bildung der Tscheka (7. Dezember); Auflösung der Konstitu ierenden Versammlung (6. Januar 1918). Die offensichtliche Crux dieser marxistisch geformten Rechtsstaats idee altliberaler Ausführung, d. h. der einzelne Fall wurde aus der allgemei-. nen Norm beurteilt, war die Ausrich tung auf den Zentralstaat und die Ein setzung einer Verwaltungsbürokratie als letztlich einzig gesetzgebender In stitution. An dieser Antinomie schei terte der Einbürgerungsversuch sozia ler Sicherung (gegen Armut) im Staat., Während die normsetzende Allge meinheit der dekretierenden, absoluten Regierung ins vordemokratische Zeit alter gehört, repräsentiert die gestärkte Bürokratie bereits die Massendemo kratie des monopolistischen Kapitalis mus im Europa des 20. Jahrhunderts. Während in den sozialen Rechtsstaaten in Westeuropa die Forderungen der Ar beiterbewegung integrierbar waren, blieben alle antizentralistischen Forde rungen der nichtbolschewistischen Opposition nach der Machtmonopoli sierung im Frühjahr 1918 in Rußland rechtsstaatlich verfolgbar. Die marxi stische Rechtsstaatsidee setzt die auf klärerische Parteiung voraus und war die Verabschiedung von der Anti- Herrrschafts-Theorie des frühen Kom munismus, die von moralischen vor modernen Impulsen ausging. Die Bin dungen der Gesetzgebung an eine Ver fassung und an die darin verankerten Freiheits-, Gleichheits- und Gerechtig keitsideen waren in beiden Formen stets von den sich einbürgernden Olig archien gefährdet. Etwas anderes als die wortgewaltige Warnung davor, erneut nur abstrakt westliche Gesellschaftsmodelle auf Rußland zu übertragen, hat Solscheni zyn überhaupt nicht getätigt: Macht und Herrschaft nach Gorbatschow sind völlig offen - und das ist eine Chance. MICHAEL HÄNEL (Der Autor promoviert über russische politische Philosophie.) Mit Fulbright-Stipendium an eine amerikanische Uni Bewerbungen noch bis August möglich Die binationale Fulbright-Kommission in der Bundesrepublik Deutschland ver anstaltet ein leistungsorientiertes Stipen dienprogramm für deutsche Studenten und Graduierte der Universitäten und Technischen Hochschulen, die im akade mischen Jahr 1992/93 einen Studienauf enthalt in den Vereinigten Staaten von Amerika verbringen möchten. Der Tradition des Fulbright-Program mes entsprechend, dienen die Stipendien der Fortsetzung, Ergänzung und Vertie fung der von den Bewerbern in Deutsch land verfolgten Studiengänge und fördern den kulturellen Austausch sowie die zwi schenmenschliche Begegnung mit den USA. Die Förderung im Rahmen des Stipen dienprogrammes bezieht sich auf Voll zeitstudien für die Dauer eines akademi schen Jahres; Berufspraktika können im Rahmen dieses Programmes nicht geför dert werden! Die Auswahl erfolgt im Wettbewerb unter allen Bewerbern/Be- Werberinnen. Erfolgreiche Bewerber werden an ame rikanische Hochschulen vermittelt. Es be steht keine freie Hochschulwahl. 1. Art der Stipendien Bewerber müssen sich entscheiden, ob sie sich für ein Voll- oder Teilstipendium bewerben möchten. a) Vollstipendien decken in der Regel die mit dem USA-Aufenthalt in Verbin dung stehenden Kosten wie Studienge bühren und Lebensunterhalt. Es kann im Einzelfall notwendig sein, Taschengeld und ähnliche Ausgaben aus eigenen Mit teln zu bestreiten. Für die geringe Anzahl von Vollstipendien kann sich nur bewer ben, wer das Studium nach dem 1. Juli 1991 abschließt. Graduierte sind vom Vollstipendienprogramm ausgeschlossen. b) Teilstipendien erfordern Eigenlei stungen in Höhe von DM 3000 zur teil weisen Deckung der in den USA anfal lenden Lebenshaltungskosten. Die darü ber hinausgehenden Lebenshaltungsko sten und Studiengebühren werden im Rahmen des Teilstipendiums gedeckt. Für Teilstipendien können sich Studenten und Graduierte (Abschlußexamen zwischen 1989 und dem 1. Juli 1991) bewerben. Graduierte werden vor allem auf die Be werbungsmöglichkeit beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), Bonn, hingewiesen. Studenten können häufig auch durch das BAFÖG ge fördert werden. Sowohl Teil- als auch Vollstipendien schließen die Kosten der direkten Reise zum Studienort in den USA und zurück mit ein. 2. Voraussetzungen zur Teilnahme Gemeinsam für Voll- und Teilstipendi en gelten folgende Bewerbungs Vorausset zungen: 1. deutsche Staatsangehörigkeit (deutsch-amerikanische Doppelstaatsan gehörigkeit muß nach amerikanischen Maßgaben zum Ausschluß führen); 2. ständiger Wohnsitz in Deutschland; 3. Studium von mindestens vier Fachseme- stem zum Zeitpunkt der Abreise nach USA (August 1992), davon mindestens zwei an deutschen Universitäten/Hoch- schulen; 4. gute englische Sprachkennt nisse; für die Zulassung an einer ameri kanischen Hochschule, nicht aber für die Fulbright-Stipendienbewerbung, ist der „Test of English as a Foreign Language“ (TOEFL) erforderlich (Informationsma terial und Anmeldeformulare für den TO EFL sind erhältlich bei: CITO-TOEFL, P. O. Box 1203, 6801 BE Amhem, Nieder lande); 5. als Altersgrenze werden in der Regel 35 Jahre festgesetzt (Ausnahmen möglich). 3. Bewerbung Die Bewerbung kann in der Zeit vom 22. April bis 5. August 1991 erfolgen. Die erforderlichen Bewerbungsformulare sind direkt beim Sekretariat der Fulbright- Kommission anzufordern und werden dort auch eingereicht. Die Entscheidung, ob die Bewerbung erfolgreich war, wird den Kandidaten voraussichtlich Anfang November 1991 mitgeteilt.
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