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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1991
- Erscheinungsdatum
- 1991
- Sprache
- Deutsch
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- Z. gr. 2. 459
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- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199100000
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- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1991
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Resonanz bei Fach koliegen gefunden Eindrücke vom XXV. Deutschen Orientalisten tag in München sie hier zuallererst von Angesicht zu An gesicht“ (ib.) kennenzulemen. In den Tagen vom 9.-13. April erfüllte reger wissenschaftlicher Disput die Räume der Ludwig-Maximilian-Universität. Entsprechend meinem Ausbildungspro fil hörte ich die Vorträge der Sektion Ara bistik und Islamwissenschaft. Aus der Fül le von Vorträgen ragten diejenigen hervor, die eine neue wissenschaftliche Konzepti on vorschlugen (wie Prof. T. Nagel aus Göttingen über die Neubewertung der isla mischen Traditionswissenschaft), die eine überwältigende Wissensfülle mit interdis ziplinärem Anspruch darboten (wie Prof. C. Colpe aus Berlin über den Welthert- schaftsgedanken bei den Moghul-Kai- sem), oder Vorträge, deren anschließende Diskussion neue wissenschaftliche Anre gungen gaben (wie in dem Disput Johann von Ess’ mit dem Leipziger Dr. G. Hoff mann über die Bedeutung des „Pöbels“ von Bagdad und dessen geistiger Führung), oder der nachdenklich stimmende Vortrag von Magda Gohar-Chrobog aus Bonn, in dem sie auf die fehlende orientalistische Rezeption des literarischen Werkes ihres Vaters Yousuf Gohar aufmerksam machte und somit der europäischen Orientalistik vorwarf, ein verzerrtes Bild der arabischen Literaturlandschaft darzustellen. Zustimmend und mit der Bitte zur Ver öffentlichung für ein größeres Publikum, wurde der Vortrag von Frau Dr. G. Krämer aus München aufgenommen, sie widerleg te die von den Medien und von manchem ,Islamexperten ‘ vertretene These vom selbstgefälligen und irrationalen Islam, in dem sie Beispiele von scharfer Kritik und Selbstkritik innerhalb (!) der islamischen Bewegung lieferte. Was den Einstieg der Arabisten und Is lamwissenschaftler aus den neuen Bundes ländern betrifft, so brauchten sie nicht wie Goldziher das Gefühl zu haben, „eine höchst armselige Figur in den erlesenen Zusammenkünften der berühmtesten Ver treter“ ihres Faches abzugeben (ib.). Ihre Vorträge (v. a. die von Prof. H. Preißler über den Prediger Ibn al-Djauzi und Dr. A. Karachouli, der über den arabi schen Lyriker und Wegbereiter der .Mo derne’ in der arabischen Lyrik, Adonis, und dessen Sprache, den Adonismus, referier te) fanden große Resonanz bei den Fach kollegen. Weiterhin ist erwähnenswert, daß auf dem Orientalistentag beschlossen wurde, den XXVI. Orientalistentag und die Ju biläumstagung der Deutschen Morgenlän dischen Gesellschaft (DMG) 1995 in Leip zig abzuhalten. Gleichzeitig sollen alle Bemühungen unternommen werden, die DMG-Bibliothek in Halle mit dem gieße- ner Bücherbestand aufzustocken und den juristischen Sitz der DMG eventuell wie der (!) nach Leipzig zu verlegen. Ermuti gende Zeichen, die deutsche Einheit auch in der Orientalistik voranzubringen. Als im Jahre 1868 Ignaz Goldziher sein „Auf zu Fleischer!“ ausrief, verspürte er den Wunsch, beim spiritus rector der Lei pziger Orientalistik zu studieren. Ich kehr te aus München mit der Hoffnung zurück, daß Leipzig immer mehr ein Anziehungs punkt für Studenten und Wissenschaftler der Orientalistik sein wird. ANDREAS CHRISTMANN, Student der Islamwissenschaft WISSENSCHAFT UND BILDUNG 5 UZ/18 6. Mai 1991 So sah es - wissenschaftlich nicht ganz exakt - der „Südkurier . Faksi Konferenz in Konstanz Spektrometrieanwendungen und -entwicklungen vorgestellt Vom 8. 4.91 bis 12.4. 91 fand an der Universität Konstanz das 6. Colloqui um über atomspektrometrische Spu renanalytik (6. CAS) statt. Diese Kon ferenz wird in einem zweijährigen Rhy thmus von Dr. Bernhard Welz, be schäftigt beim Bodenseewerk PER KIN-ELMER GmbH Überlingen, einer bekannten Firma des wissenschaftli chen Gerätebaus, in Konstanz organi siert. Auf der Konferenz wurden methodi sche Entwicklungen und neueste appli- kative Anwendungen der analytischen Atmospektrometrie und anorganischen Massenspektrometrie vorgestellt. Die se Methoden sind wichtig für Untersu chungen in der Umwelt, der Medizin, der Technik, Metallurgie, Landwirt schaft und allen Naturwissenschaten. Die Konferenz ist die größte ihrer Art in den alten Bundesländern. An der letz ten Konferenz nahmen mehr als 400 Wissenschaftler, vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum (incl. Öster reich und Schweiz) teil. Auch aus den USA, dem UK, Schweden, der CSFR und Polen waren Gäste angereist. Die Organisatoren der Konferenz hatten sich durch starke Reduzierung der Tagungsgebühren (auf 20 %) für Teilnehmer aus den neuen Bundeslän dern bemüht, viele Wissenschaftler für ihre Konferenz zu interessieren. Mehr als 50 Wissenschaftler aus den neuen Bundesländern hatten diese Möglich keiten in Anspruch genommen. Von der Universität Leipzig nahm an der Konferenz Prof. Dr. sc. Klaus Ditt rich, Sektion Chemie, WB Analytik, auf Einladung des Veranstalters teil. Er hielt einen Vortrag aus seinem For schungsgebiet - der analytischen Atomspektroskopie - über „Probleme und Möglichkeiten der ETV-1CP-AES im Vergleich zur FANES und ET- AAS“. Prof. Dittrich war der wissenschaftli ¬ che und organisatorische Leiter der „Analytiktreffen - Atomspektroskopie, Fortschritte und analytische Anwen- düngen“, die im vierjährigen Rhythmus innerhalb derin jedem Jahr stattfindenden Analytiktreffen-Serie veranstaltet wurden. Die letzte Konfe- renz dieser Art wurde vom 5. bis 7: 2- vember 1990 durchgeführt. Sie hatte et wa 450 Teilnehmer aus 20 Landern. Auch hier war man bemüht gewesen, aktive Vereinigung zu betreiben und viele Teilnehmer aus den alten Bun desländern einzuladen. Es waren eben falls mehr als 50 erschienen. In Konstanz wurde von den beiden wissenschaftlichen Leitern der Konfe renzen vorgesehen, künftig diese atom- Spektrometrischen Konferenzserien, die hinsichtlich ihrer Größe und ihres wissenschaftlichen Inhaltes nahezu identisch sind, zu vereinigen und im zweijährigen Rhythmus in Leipzig und in Konstanz stattfinden zu lassen. Die- se Aktivität soll dazu dienen, die wis senschaftlichen Verbindungen zwi schen den alten und neuen Bundeslän dern zu verbessern und vor allem auch das vielerorts entstandene „Tagungs durcheinander“ zu ordnen. Neben der Intensivierung der Beziehungen mit der Industrie des wissenschaftlichen Gerä tebaus werden sicher auch die Bezie hungen zwischen einer der jüngsten Universitäten (Universität Konstanz — 25 Jahre) und der Zweitältesten Uni versität Deutschlands (Universität Lei pzig - 582 Jahre) durch diese Vereini gung wachsen. Die nächste Konferenz wird etwa 1993 in Leipzig sein. Prof. Dittrich wird als Mitglied des Vorstandes des Deutschen Arbeitskrei ses für Spektroskopie (DASp) der Ge sellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) versuchen, auch die Potenzen dieser Organisationen in die beschriebene Konferenz-Ehe mit einzubringen. Prof. Dr. KLAUS DITTRICH Gedanken ums Gehirn Internationales Neurobiologisches Symposium an Uni Leipzig Die Alma mater Lipsiensis war vom 24. bis 29. März Gastgeber des IV. Internatio nalen Reinhardsbrunner Symposiums über Zirkumventrikuläre Organe zum Thema „Circumventricular Organs and Brain Fluid Environment: Molecular and Func- tional Aspects“. Das im Jahre 1968 durch Günther Ster- ba (Zoologisches Institut Leipzig) in Rein- hardsbrunn initiierte erste Symposium zu dieser Thematik erwies sich als frucht bringender Anstoß für Untersuchungen ei niger kleiner Bezirke im Gehirn von Wir beltieren, die jedoch, wie man nunmehr weiß, u. a. den chemischen Signalfluß im Blutstrom messen und, daraus abgeleitet, regulative Hirnleistungen induzieren, wel che wiederum auf Körperfunktionen rück wirken. Das Symposium findet in einem Rhythmus von etwa 5 Jahren statt, wird durch ein Lokales Organisationskomitee der Sektion Biowissenschaften der Leipzi ger Universität (1991 durch Prof. Ermisch, Prof. Landgraf, Dr. Rühle, Dr. Andrä) aus gerichtet und durch ein Internationales Or ganisationskomitee, bestehend aus 18 Fachwissenschaftlern aus 10 Ländern, ge fördert. Die Teilnehmer kamen aus 18 Ländern. Ihre Zahl war auch bei diesem Symposi um auf etwa 120 beschränkt worden. Es ist nicht zuletzt dem wissenschaftlichen Ruf der Mitglieder des Internationalen Organi sationskomitees geschuldet, daß für die et wa 30 Hauptvorträge führende Speziali sten sowie für die finanzielle Sicherung des Symposiums Sponsoren gewonnen werden konnten. Ein wesentlicher Aspekt des Symposi ums waren wiederum die ausführlichen „general discussions", in denen unter Lei tung von „main chairpersons" die wich tigsten methodischen Entwicklungen, strittige Probleme und die Tragfähigkeit von Konzepten diskutiert wurden. DieVer- Circumventricular Organs and Brain Fluid Environment: Molecular and Functional Aspects March 24 to 29.1991 Leipzig, Germany treter sehr unterschiedlicher Disziplinen, von der Zoologie bis zur Positronen-Emis- sions-Tomographie und von der Grundla genforschung bis zur Klinik sowie zur pharmazeutischen Industrie, konnten hier ihr Gedankengut einbringen. Das Symposium war jeweils mit Haupt vorträgen, Kurzreferaten und Postern in 4 Komplexe untergliedert: „Microenvironment of the Brain- Blood-Interstitial Fluid-CSF“, „Barriers within the Brain: Transport-Exchange“, „Circumventricular Organs: Receptors and Effectors“ sowie „Circumventricular Organs and Brain Fluids: Systemic and Be- havioral Aspects“. Die Proceedings der Veranstaltung wer den in der repräsentativen Buchreihe „Pro gress in Brain Research“ (Elsevier, Am sterdam) publiziert werden. Prof. Dr. ARMIN ERMISCH Aus der Wissenschafts- und Geistesgeschichte der Universität Leipzig Kant im Diskurs der Alma mater Lipsiensis Von Dozent Dr. sc. phil. Konrad Lindner Dem Anschein nach war die Univer sität Leipzig seit 1409 wohl noch nie ein „Mekka der Philosophie“. Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) verließ die Alma mater und seine Heimatstadt im Streit. Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) wurde an keine der beiden kursächsischen Universitäten berufen. Friedrich Ludwig Gottlob Frege (1848-1925) lehrte in Jena, Edmund Husserl (1859-1938) wirkte bis 1901 in Halle, und Ernst Cassirer (1874-1945) hatte bis zu seiner Emigration einen Lehrstuhl in Hamburg. Leipzig war nicht unbedeutend, was Wilhelm Wundt (1832-1920), Hans Driesch (1867-1941) und Hans-Georg Gadamer (1900) personifizieren, aber andere deutsche Universitäten waren im Be reich der Fachphilosophie meist besser. Ein solcher erster Eindruck legitimiert nun aber keineswegs, daß seit mehr als 4 Jahrzehnten auf eine seriöse empiri sche Forschung zur Philosophie- und Geistesgeschichte der Leipziger Uni versität weitgehend verzichtet wurde. Es waren vor allem die Psychologie, die Medizin und nicht zuletzt die Phy sik, die den Aufschwung und den Ruf der Universität in den beiden letzten Jahrhunderten begründeten. Von den Forschungen in den Natur- und Human wissenschaften gingen dann .auch im mer wieder Wirkungen aus, die eben falls die philosophische Diskussion er staunlich beförderten. Ein Thema, wel ches die hiesigen Geister seit zwei Jahr hunderten erregte, das war der Vergleich der Physik des Engländers Isaac New ton (1643-1727) mit der Philosophie des deutschen Weltweisen Immanuel Kant (1724-1804). Drei derartige Fälle sollen hier einmal ausgewählt werden. Fichte an Johanna Rahn (siehe Fo to), aus Leipzig am 5. September 1790: „Ich hatte mich ... ganz dem Studium der Kantischen Philoso phie hingegeben...” Schelling (siehe Bleistiftzeich nung) an seine Mutter, aus Leipzig am 2. Mai 1796: „Die Vorlesungen haben bereits angefangen. Indeß sind mir gewisse Lectionen hier äußerst angenehm...” der Naturforschung registrierte und nach einer Brücke zwischen dem Er klärungsmodus in der Mechanik und dem Erklärungsmodus in der Physiolo gie suchte. Um das aber zu können, be suchte Schelling zunächst bei den Ma thematikern und dann bei den Medizi nern der Universität Vorlesungen: 1.) „Notwendigkeitsbegriffe" konn ten identifiziert werden mit der Ratio nalität der theoretischen Mechanik, die ausgehend von Galileo Galilei (1564-1642) und Newton dann von den Mathematikern des 18. Jahrhunderts auf die Idealisierung des Punktatoms und Laplace-Determinismus festgelegt wur de. Kant nahm die Extrapolation der Er klärungsart klassischer Mechanik zu dem Standard der Naturforschung über haupt vor, die er jedoch als Typus der Verstandeserkenntnis deutete, von der er den Typus der Vemunfterkenntnis ab hob. Dynamische Naturphilosophie war von Kant dementsprechend als Teildis ziplin der Metaphysik konzipiert wor den, womit durchaus der Startpunkt zu Schellings „spekulativer Physik“ ge setzt worden war. 2.) „Freiheitsbegriffe“ konnten iden tifiziert werden mit der Rationalität der Physiologie, in der - wie bei der Erfor schung des Lebens insgesamt - der Ge sichtspunkt des Ganzen, der Selbstor ganisation, des Organismus den Modus der Idealisierung prägte. Kant hatte in seiner „Kritik der Urteilskraft“ diesen Rationalitätstyp analysiert und in Deutschland eine allgemeine Diskussi on zur gnoseologischen Spezifik der Le bensforschung ausgelöst. auf implizierte, daß auch physikalisches Wissen stets menschliches Wissen ist und dementsprechend eine bestimmte sprachliche Verfassung besitzt. Diese Sicht wird in der oben erwähnten Rede weise Schellings von der „Bilderspra che“ der Physik erkennbar. Damit hob Schelling jedoch ein Moment hervor, das in dem Wissenschaftsmodell Ne wtons vernachlässigt worden war und das in der Geschichte der Physik erst viel später und zwar im 20. Jahrhundert mit der Besinnung auf die Subjektivität der Theorienbildung im Kontext der Quan tenmechanik offenbar wurde. Schelling suchte also nach einer For mulierung von Kants Theorie der Mate rie, die für den Sinnhorizont des Lebens offen ist, weshalb er den Begriff des „Geistes“ mit dem Imperativ zu korri gieren, aber auch aufzuwerten bemüht war: „Die Natur soll der sichtbare Geist, der Geist die unsichtbare Natur seyn.“ Heisenberg 1928. Noch ein weiteres Ereignis soll ange führt werden, das nur etwa sechs Jahr zehnte zurückliegt. Es war Werner Hei senberg (1901-1976), der in der Aula der Universität Leipzig am 1. Februar 1928 seine Antrittsvorlesung hielt. Be wußt hatte er Leipzig und nicht das schö nere Zürich gewählt. Hier wollte er an dem Aufbau eines Instituts für Theore tische Physik mitwirken, das sein Vor bild in dem Wirken von Niels Bohr (1885-1962) in Kopenhagen hatte. Da bei wählte er sich für das erste größere öffentliche Auftreten vor den Gelehrten der Universität das Thema „Erkenntnis theoretische Probleme in der modernen Heisenberg (Foto von 1927) ent schied sich nicht für das schönere Zürich, sondern für das sächsische Leipzig. „Ich wollte lieber in Deutschland bleiben.“ Fichte 1790/91. Ab Sommer 1790 hielt sich Fichte für einige Monate in Leipzig auf. Er war noch Junggeselle. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Fichte an einem Auszug aus Kants gerade erschienener „Kritik der Urteilskraft“. In seinem Manuskript verfolgte er das Rationalitätsproblem, das aus der Spaltung des geistigen Uni versums in „Notwendigkeitsbegriffe“ und „Freiheitsbegriffe“ resultierte. Das Universum menschlichen Wissens war demnach nicht homogen, und allein in dem Bereich des Wissens über die Na tur gab es zwischen der Physik und der Physiologie eine erstaunliche Differenz in den Sprachen dieser Disziplinen. Wenn Fichte 1791 nach dem „Verei- nigungspunet" beider Typen menschli chen Wissens über die Natur fragte, traf er genau jene großen naturphilosophi schen Debatten des 18. Jahrhunderts, an denen sich Kant zeitlebens beteiligt hat te, und denen sich dann aber auch Schel ling in seinem ersten großen Buch „Ideen zu einer Philosophie der Natur“ (1797) zuwenden sollte. Wir können aber feststellen, daß bereits vor 200 Jah ren im Umfeld der Leipziger Universität von dem jungen Fichte über das Kausa- litäts- und Rationalitätsproblem heiß nachgedacht wurde. Schelling 1796/97. Schon in seiner „Naturgeschichte“ (1755) hatte Kant die Möglichkeit einer Klärung der Frage nach einem „Newton der Raupe“ berührt, wenn auch mit Skepsis. Es war dies eine Thematik, auf die er in der „Kritik der Urteilskraft“ und im „Opus postumum“ zurückkam. Schelling wandte sich 1796 in Leipzig aber genau diesen Problemen zu, die we der Fichte in Jena noch Kant in Königs berg suspekt waren, wenn er die Ver schiedenheit der Rationalitätstypen in Schellings Hypothese über die Uni versalität dynamischer Naturerklärung brachte es mit sich, daß er für den Be reich der Physik das Phänomen der „Bil dersprache“ betonte, um das vorherr schende und sich weiter durchsetzende Bild des Atomismus relativieren zu kön nen. Dabei folgte er Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799), dem Ordina rius der Physik in Göttingen; aber auch der Leipziger Mathematiker Moritz von Prasse (1769-1814) favorisierte in sei ner Preisschrift „Systematis Atomici et Dynamici Expositio et Comparatio" (1798) die Hypothese eines dynami schen Kräftekonzepts der Materie. Ana log versuchte Schelling dann im Verlauf der Arbeiten an dem Buch „Von der Weltseele“ ab Sommer 1797 für die Physiologie ein naturphilosophisches Modell zu formulieren, welches sowohl das Extrem des Mechanizismus als auch das Dilemma des Vitalismus vermeiden sollte. Diese Detailstudien waren jedoch in einen größeren Rahmen eingeordnet. In der Einleitung zu seinen „Ideen“ er klärte Schelling: „Nun behaupte ich aber, daß von Seyn und Leben nur ein unmittelbares Wissen möglich ist, und daß, was i s t und 1 e b t, als es vorerst und vor allem Andern für sich selbst da ist, seines Lebens durch sein Leben sich bewußt wird.“ In dieser Unterscheidung zwischen dem „mittelbaren“ und dem „unmittelbaren“ Wissen war der Gesichtspunkt des „Ver stehens“ präsent. Die Selbstbezüglich keit des Lebens beschrieb Schelling, um dann die Unterscheidung Kants zwi schen „Verstand“ und „Vernunft“ durch die Einführung der hermeneutischen Perspektive in die Naturphilosophie verschärfen zu können. Das Wissen in der zeitgenössischen Physik, Chemie und Physiologie fiel unter das „mittel bare“ Wissen, weil auf äußere Struktu ren gerichtet. Schelling hielt jedoch die Sprache und die Methoden dieser Dis ziplinen nicht für erschöpfend unter sucht. Er führte den Gesichtspunkt der „Innenwelt“ ein, was den Hinweis dar Physik“. Diese Rede ging in ihrer Pro vokation wohl noch über das hinaus, was der junge Fichte und der junge Schelling in Leipzig gewagt hatten. Die Fachkollegen Heisenbergs mußten sich wundem, daß sich ihr jüngster Profes sor so energisch für die Erkenntnistheo rie Kants interessierte. Bei den Philosophen aber mußte die ser Angriff eines „Außenseiters“ auf ihr Heiligtum der „reinen Vernunft“ eine tiefe Verunsicherung erzeugen: „Es liegt... sehr nahe, zu glauben, daß diese Kantschen Begriffe („Raum“, „Zeit", „Kausalität“ - K. L.) letzten Endes gar nicht der reinen Vernunft entstammen, sondern eben der alltäglichen Erfah rung. Die Naturwissenschaftler glauben also, daß der Teil unseres Denkens, der von Kant,reine Vernunft’ genannt wird, doch geformt ist durch die alltäglichen Erfahrungen, daß also die Schlüsse, die a priori und synthetisch scheinen,, in Wirklichkeit Schlüsse a posteriori wa ren... Es wäre eine ungeheuer interes sante, aber auch sehr schwere Aufgabe, noch einmal das Kantsche Grundpro blem der Erkenntnistheorie aufzurollen, sozusagen von vorne anzufangen und noch einmal die Scheidung zu versu chen, wieviel unserer Erkenntnis aus der Erfahrung stammt und wieviel aus dem Denkvermögen.“ In der Tat, ein Anfang „von vorne“ er scheint auch 1991 in der Philosophie als unerläßlich in Leipzig. Einige der berühmten Leipziger Studenten und Professoren aus der Vergangenheit dürf ten dabei durchaus interessante Wegge fährten sein. Literaturhinweise in meiner öffentli chen Vorlesung am Mittwoch, dem 8. Mai, in der Zeit von 17.00 bis 18.30 Uhr. (Neues Seminargebäude, Raum 4-31/32) D er regelmäßig stattfindende Orientalistentag führt Vertre ter aller Bereiche der Orien talistik (von der Altorientali stik und Semitistik bis zu den Ostasienwissenschaften) zusammen und gibt wichtige Impulse für die weitere wis senschaftliche Arbeit. Schon der Vater der modernen Islam wissenschaft, Ignaz Goldziher, schrieb nach dem VI. Orientalistentag 1883 in Lei den von „12 schönen Tagen in wissen schaftlicher Förderung und gesellschaftli chem Wohlbehagen“. (I. Goldziher, Tage buch, Budapest 1977) Eben diese Atmosphäre wissenschaftli cher Anregung umgab mich in München auf dem XXV. Orientalistentag, an dem sich rund 450 Wissenschaftler aus Nord-, West- und Osteuropa, Japan und den USA sowie aus Syrien, Jordanien, Südafrika und derTürkei beteiligten. Für viele der 60 Wis senschaftler (davon 17 von der Universität Leipzig) aus den neuen Bundesländern war es wie 1883 für Goldziher die erste Gele genheit, an einem Orientalistenkongreß teilzunehmen, „den bedeutendsten ihrer speziellen Fachgenossen zu begegnen und
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