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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1991
- Erscheinungsdatum
- 1991
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199100000
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19910000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19910000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1991
-
- Ausgabe Nr. 1, 07.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 2, 14.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 3, 21.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 4, 28.01.1991 1
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- Ausgabe Nr. 11, 18.03.1991 1
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Ernst-Beyer-Haus 10. I./12. I., 20 Uhr Chiffre „908243“ 13. I./14. 1., 20 Uhr „Stadtgang“ Musikinstrumen tenmuseum (Eingang Täubchenweg 2 e) 7. 120 Uhr, Hörsaal des Museums „Ist die Bachforschung noch zu ret ten?“ Dr. H.-J. Schulze, Bachforscher 13. 1., 10.30 Uhr Öffentliche Führung mit Dr. Hans Grüß 20. 1., 10.30 Öffentliche Führung mit Dr. Winfried Schrammek academixer 8. 1.bis 11. 1.,20 Uhr, 12. 1., 18und21 Uhr, 13. l.und 15. l.bis 19. 1., 220Uhr „Eine schöne Gesellschaft“ (akademixer-Keller, Kupfergasse, Tel. 20 04 89) Von Schwarzfahrern, Poli zisten und Schwächen Konzertlesung mit dem Duo Sonnenschirm „Besser es juckt, als wenns brennt“, so der Titel des Programms im Dezember in der Moritzbastei. Vor bemerkenswert zahlreichem Pub likum präsentierte sich das Duo Sonnen schirm (Dieter Beckert, Jürgen B. Wolff) in gewohnter Schwärze mit brachial romantischen Gesängen und gutgemeinten Pseudoweisheiten. Unabgeschreckt durch derzeitige kulturunfreundliche Verhältnisse und trotz zweier technischer Pannen legten die beiden ordentlich los, satirisch über die aktuellen Wichtigkeiten herzuziehen und den Frust, gleich welcher Art, in die Knie zu zwingen.Zum Teil boten sie Ausschnitte von ihrer kürzlich erschienen zweiten LP „Flucht nach vom“. Die größtenteils balladenhaften Lieder werden mit unschuldigem Ernst vorge tragen, Schwarzfahrer, Polizisten, Schließfächer und mehr werden besun gen, ein „Wahl“-märchen und andere Episoden erzählt, die bedeutendsten Figu ren darin mit originellen Requisiten ge spielt, wobei spritzige Überleitungen zwi schen den Programmteilen als Brücken die nen. Gefragt ist nicht das Große, Glorreiche, vielmehr sind es die kleinen Schwächen, Ei genheiten, Peinlichkeiten, die aufgegriffen werden und die besungenen Gestalten zu zwar seltsam resistenten, aber doch ver wandt scheinenden Wesen werden lassen. Die Spannung wird dabei durch permanente Verschlimmerung der Situation, hinterrücks staltung zu einer recht herzerfrischenden angebrachte Gemeinheiten und hübsche Sache. Wortspiele getragen. So wurde die Veran- ANNEGRET HÄNSEL Museum der bil denden Künste Sonderausstellungen: Hans-Peter Hund Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle, Mo notypien, Holzschnitte (noch bis zum 3. Februar) 40 Künstler aus Israel Zeitgenössische Skulptur und Zeich nung (noch bis zum 21. Januar) 16. L, 17 Uhr „Der deutsche Impressionismus und seine Vorläufer“ Öffentliche Führung mit Margret Rost Kino im Grassi 10. bis 16. L, 17.30 Uhr: SEX, LÜGEN UND VIDEO (Goldene Palmne in Cannes ‘89) 10. bis 16. L, 20.15 Uhr: STRANGER THAN PARADISE (Jim Jarmusch) 7. bis 13. L, 22.15 UHr: RENDEZVOUS UNTERM NIE ¬ RENTISCH (Eine schrille Revue durch die Pupertät der Republik) 14. bis 16. 1., 22.15 Uhr: MÜLLERS BÜRO Moritzbastei 8. L, Cafe, 20 Uhr Ausstellungseröffnung 8. 1., VT. 21 Uhr Konzert mit der Losen Skiffeigemein schaft + Kabarett 10. L, VT, 20 Uhr Forum: Politisches Denken nach der Totalitarismusdoktrin Wir hoffen und wünschen mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, daß sie leichter werden. Tun wir etwas dafür! Alles Gute für 1991! Tie Uraufführung im Züricher I ^Schauspielhaus am 19. April — 1947 wurde ein handfester Skan dal: Da tanzen zwei Münsteraner Täu fer, kurz bevor sie gerädert werden, im Schlafliemd auf dem Dachfirst und prei sen derb deftig Heiterkeit und Lust. Doch nicht nur Friedrich Dürrenmatts Thea- terdebüt „Es steht geschrieben" sorgte und sorgt für Aufsehen, auch seine welt bekannten Komödien waren stets eine Herausforderung für Regisseure und fanden ein interessiertes, manchesmal schockierendes Publikum. „Romulus der Große" (1949), der letzte römische Kaiser, der nicht ohne Hintergedanken den Ausverkauf des ihm zugefallenen Reiches oganisiert. „Der Besuch der al ten Dame " (1955) gestaltete sich für de ren ehemaligen Geliebten als mörderi sches Geldspiel. Daß die Welt noch nicht reif genug für ihre wissenschaftlichen Entdeckungen ist, wissen „Die Physi ker" (1962) und glauben, im Irrenhaus die Menschheit vor sich bewahren zu können, vergeblich. „Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genom men hat." Ein Klassiker - wie Becht’s „DasLeben des Galilei" undKipphard's „In Sachen J. Robert Oppenheimer". Der Autor schon Legende zu Lebzeiten. Die Figuren, Traumrollen für jeden Schauspieler, unter den Uraufführenden Namen wie Therese Giese,, Gustav Knuth, Theo Lingen, Erich Ponto, Han ne Hiob oder Bernd Wicki. Friedrich Dürrenmatt wurde am 5. Ja nuar 1921 in Konolfingen (Kanton Bern) geboren. „Mein Vater war Pfarrer, mein Großvater väterlicherseits Politiker und Dichter im großen Dorfe Herzogen buchsee. Meine Mutter (der ich äußer lich gleiche) stammt aus einem schönen Ende einer Geschichte In memoriam und honoris causa: Dürrenmatt bestimmten Regeln seine Opfer erwählt; im Roman „Das Versprechen" scheitert der Kommisär, da ein Zufall eben jene scheinbaren Gesetzmäßigkeiten außer Kraft setzt. Ein Zweifel an menschlichen Fähigkeiten? Kaum, aber ein Infra gestellen einer posivistischen Sicherheit. Dorfe nahe den Bergen. Ihr Vater war Gemeindepräsident und Patriarch. “ In diesem „Mutterschoß des Dorfes“ ver bringt Dürrenmatt seine ersten 14 Le bensjahre. „Die Welt der Erfahrung war klein, ein läppisches Dorf, nicht mehr, die Welt der Überlieferung gewaltig. “ Auch wenn Friedrich Dürrenmatt seit 1935 in der Stadt lebte, das Dorf hat ihn geprägt. „Die Geschichte meiner Schriftstellerei ist die Geschichte meiner Stoffe, Stoffe jedoch sind verwandelte Eindrücke.“ Ünd „Ich habe in meine heutige Tätigkeit aus der Welt meiner Kindheit Wichtiges hinübergerettet: Nicht nur die ersten Eindrücke, nicht nur das Modell zu meiner heutigen Welt, auch die Methode meiner Kunst selbst. Wie mir im Atelier des Dorfkünstlers die Malerei als ein Handwerk gegenüber trat, als ein Hantieren mit Pinsel, Kohle und Feder usw., so ist mir heute die Schrifstellerei ein Beschäftigen und Ex perimentieren mit verschiedenen Mate rien. Ich schlage mich mit Theater, Rund funk, Romanen und Fernsehen herum, und vom Großvater her weiß ich, daß Schreiben eine Form des Kämpfen sein kann. “ „Ich bin kein Dorfschriftsteller, aber das Dorf brachte mich hervor, und so bin ich noch immer ein,Dörfler mit einer langsamen Sprache. “ Und auch wenn in seinen Werken das Thema oft die Religi on ist, ist Friedrich Dürrenmatt kein Dichter einer solchen. Im Bewußtsein ist er vor allem als Dramatiker eigenen Stils; weniger als Hörspielautor, obwohl in erster Linie als Gelderwerb gedacht, muß man bei dem „ Unternehmen der Wega“ (1954/1969), der „Abendstunde im Spätherbst “ (1958) oder dem „Nächt lichen Gespräch mit einem verachteten Menschen“ (1951) schon genau hin hören. Letzteres nennt Dürrenmatt einen „Kurs für Zeitgenossen“, und wie in all seinen Werken benennt er auch dort Pro bleme der G. genwart. Wie existieren in der heutigen Welt? Und so beffragt Frie-. drich Dürrenmatt Mythos, Geschichte, Philosophie und schließlich sich selbst. „ Wie besteht der Künstler in einer Welt der Bildung, der Analphabeten? Eine Frage, die mich bedrückt, auf die ich kei ne Antwort weiß. Vielleicht am besten, indem er Kriminalromane schreibt, Kunst da tut, wo sie niemand vermutet. “ Und die Romane „Der lichter und sein Henker“ (1952), „Der Verdacht“ (1953), „Das Versprechen“ (1958), „Die Panne“ (1960) oder „Justiz“ (1985) sind nicht nur einer Fangemein de ein Begriff. Dabei sind Dürrenmatts Kriminalromane Anti-Kriminalromane, Requien auf die Gattung, jedoch nicht ihr Abgesang. Bewußt wird immer mögliche Aufklärung eines Verbrechens durch ra tionale Detektion hinterfragt, .denn Zu fälle können nicht nur den Fällen eine unerwartete Wendung geben. Im Film „Es geschah am hellerlichten Tag“ (1956, mit Heinz Rühmann und Gert Fröbe in den Hauptrollen) wird ein Se xualtäter dadurch überführt, da er nach Am 5. Januar wäre Friedrich Dürren matt 70 Jahre alt geworden. In einer „Abendstunde im. Spätherbst“ des 13. Dezember 1990 starb er, ist seine Le ¬ bensgeschichte zu Ende. Doch wird die Geschichte seiner Geschichten wohl ein eunendliche werden und noch unzählige Leser, Zuschauer und Hörer begeistern. Da bin ich zufällig ganz sicher, denn Friedrich Dürrenmatt verstand sein Handwerk. HENNER KOTTE Am 12. Dezember 1990 ging durch die Medien die Nachricht: die kürzlich gebildete sächsische Landesregierung habe neben vielen anderen Hochschulein richtungen das Institut für Literatur in Leipzig zur Auflösung verurteilt. Gleichzeitig ist zu lesen, der sächsis che Landesvater Professor Biedenkopf halte Kultur für die „Seele der Gesell schaft“ - eine Ansicht, die ihn zweifellos ehrt. Aber was zählt zur Kultur? Offen sichtlich die repräsentative Opernkunst und Orchestermusik, das Prächtige, Kuli narische, Unterhaltsame, das in der Regel isters.). Alle nur denkbaren Künste sind reich mit Ausbildungsstätten gesegnet; Gesangskunst, Musik, Schauspiel, Malerei, Architektur... Die Schriftsteller haben bislang im deutschsprachigen Raum nur diese einzige Hochschule. Es gibt zahllose akademische Institute, an denen man lernt, über Literatur zu schreiben; doch nur diese eine, an dem Literatur unmittelbar geschriebebn wird. Und nun soll ausgerechnet diese einzige Stätte ihrer Art getilgt werden. Ist es nicht absurd, daß zu Zeiten eines gesell schaftlichen Neuanfangs, der dringlich Verteidigung der Poesie ohne unbequeme Fragen auskommt. Aber wie ist es um die Literatur bestellt, die manchmal sehr viel „Seele“ und wo möglich kritischen Geist entwickelt? Und wie um eine Hochschule, die sich zur Aufgabe macht, Dichtern das Schreiben iemen zu erleichtern? Die wird wohl in die „Warteschleife“ versetzt, ein neu deutsches Wort, das eine Art Schlinge, Netz oder Katapult umschreibt. Oder sie wird „abgewickelt“, ein Wort aus der Gerichtsvollzieherpraxis. Ein barbarisch er Begriff, der deutlich Ansprüche erhebt, im „Wörterbuch der Unmenschen“ einen Platz zu finden. Hinreichend fragmen tiert, bleibt dem Literaturinstitut besten falls der Anschluß an eine andere Ein richtung. Wozu überhaupt brauchen Schriftsteller eine Hochschule? Für ihre Ausbildung sei doch eher die Praxis angemessen. (Auf der Leipziger Protest demonstration am 13. Dezember berich tete dies ein Student als telefonische Äußerung des sächsischen Bildungsmin ¬ der Kreativität bedarf, gerade diese aus gegrenzt wird? Bei ihrem Beschluß berief sich die sächsische Landesregierung auf die Prinzipien von Freiheit und demokratischer Rechtsstaatlichkeit. Stu denten und dozenten, die in die Entschei dungsfindung in keiner Weise einbezo gen wurden, sehen das anders. „Daß viele Fehler unterlaufen, auch bei uns riesige Fehler gemacht werden, die man in die Kategorien Arroganz, Überheblichkeit oder schlicht Ignoranz eingliedern kann, das steht für mich völlig außer Frage.“ So Professor Kurt Biedenkopf in einem Gespräch mit Christa Wolf. Späte Ein sicht? Frühe Vorsicht! Die Begegnung fand im Juni 1990 statt. Soll die Poesie und mit ihr die gesamte Kunst verteidigt werden, darf dieser Beschluß keinen Be stand haben. Dozenten und Studentensprecher des Instituts für Literatur „Johannes R. Becher" (aus LVZ vom 15./16. Dezember 1990) Eine Chance für die Unsterblichkeit Interview mit Ullrich Kiehl, verantwortlicher Mitarbeiter für die Sammlung literarischer Nachlässe in der Leipziger Stadtbibliothek Daß die zur Stadtbibliothek ge hörige, weltbekannte Musikbiblio thek Leipzigs auch Nachlässe von Komponisten und Musikerpersön lichkeiten bewahrt, hat vielleicht die ser oder jener schon einmal gehört. Jetzt beginnen Sie, Schriftsteller nachlässe zu sammeln. Was gehört denn zu Ihrem Bestand? Die Leipziger Stadtbibliothek hat bis jetzt die literarischen Nachlässe von Dr. TrudeRichter, Karl-Heinz Küster, Ilse Czech-Kuckhoff und Hans-Robert Schröter aufgenommen. Als nächstes soll der Nachlaß von Manfred Künne hinzukommen; wir sind mit der Fami lie dieses Schriftstellers darüber im Ge spräch. Wir bemühen uns besonders um das Werk der in der Region Leipzig ansäs sigen Autoren, was alle einschließt, die -trotz Ortswechsels - hier wichtige Le bens- und Schaffensjahre verbracht ha ben und sich der Stadt nach wie vor ver bunden fühlen. In Zukunft würden wir gern mit den Schriftstellern selbst Vor absprachen treffen, Teile ihres Oevres schon zu deren Lebzeiten bei uns auf zunehmen. Einesteils ermöglicht das ein frühzeitiges Aufarbeiten und Er schließen, läßt Raum für Rückfragen und Erläuterungen, andererseits erhal ten die Autoren die unbedingte Ge wißheit, daß wir ihr Werk achten, es ordnen und katalogisieren, es bei uns al so in guten Händen ist. Es wird durch die Leipziger Stadtbibliothek für die Mitwelt zugänglich und bleibt für die Nachwelt erhalten. Eventuell ge wünschte Sperrfristen, überhaupt alle Rechtsnormen, halten wir natürlich streng ein. Was gehört eigentlich zu einem li terarischen Nachlaß? Briefe, Manuskripte, Typoskripte, Veröffentlichungen, Rezensionen, Fo tos, biographische Notizen, Tage bücher, Äußerungen von Schriftsteller kollegen zur Person oder zum Werk... Eigentlich alle Dokumente, die das li terarische, literaturwissenschaftliche und biographische Umfeld erhellen. Sie ermöglichen uns - und späteren Ge nerationen - Leipzig als Schauplatz und Enstehungsort von Literatur zu begrei fen und zu erforschen. Sie haben mit dieser Arbeit erst be gonnen. Müssen Sie da nicht auch re trospektiv viele Lücken füllen? Erst 1987 wurde die systematische Sammlung von literarischen Nachläs sen Leipziger Autoren ermöglicht; Pa te standen dabei der Schriftstellerver band und der Rat des Bezirkes. Das war natürlich recht spät, und viele wertvol le, wichtige Zeitzeugnisse sind in alle Winde zerstreut oder verloren. Das würde ich schon gern alles rekonstru ieren versuchen, und sei es über Kopi en. Die Lebenszeit der Autoren, deren Nachlässe wir bewahren und er schließen wollen, umspannt unser Jahr hundert. Ich denke, daß wir auch unse ¬ re Recherchen so weit ausdehnen müs sen. In frühere Zeiten zurück wollen wir eigentlich nur dann, wenn uns etwas Spektakuläres angeboten wird. Sie wirken in einer Zeit des radi kalen Umbruchs. Verlage lösen sich auf oder verändern ihr Profil, For schungsrichtungen werden liqui diert, Bibliotheken geben Bestände auf. Besteht nicht gerade jetzt die Ge fahr, daß bedeutsame, das literari sche Leben Leipzigsbetreffende Do kumente verschwinden? Ich bemühe mich, so viel zu retten, wie nur mögklich ist. Ich habe dem Schriftstellerverband, dem Institut für Geschichte der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts, dem Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ und auch Ein zelpersonen angeboten, von unseren Möglichkeiten Gebrauch zu machen. Hier im Haus am Leuschnerplatz 10/11, wo hoffentlich schon bald die Leipziger Stadtbibliothek wiedereröffnet wird, können alle Dokumente ihren Platz fin den, die das literarische Leben Leipzigs und seines Umlandes betreffen. Wir bieten auch allen Autoren unseren Dienst an. Sie sollten bedenken, ob nicht hier, am Ort ihres Wirkens, die Zeugnisse ihres Lebens und Schaffens besser aufbewahrt sind und später mehr genutzt werden, als wenn sie beispiels weise in einem hauptstädtischen Archiv lagern. Wie arbeiten Sie mit den Nachläs sen? Behutsam, sorgsam, ebenso rück schauend wie vorherbestimmt. Die künstlerische Tätigkeit, die oft eigen willige Individualität vieler Autoren so wie die konkreten, jeweils im einzelnen zu untersuchenden historischen Fakten erlauben keine vorschnellen, schablo nenhaften Einordnungsversuche. Wir bereiten mit unserer Arbeit ja den Bo den für künftige Forschung. Eine Ausstellung im nächsten Jahr soll hier im Haus vorführen, wie gründ lich wir mit dem uns anvertrauten Ma terial umgehen und welch auf schlußreiche Entdeckungen die oftmals unbekannten, unveröffentlicheten Do kumente ermöglichen. Nachlässe, die die Leipziger Stadt bibliothek bewahrt, sind somit der Öffentlichkeit zugängig? Sobald das räumlich möglich ist, werden wir uns über jeden freuen, der bei uns wissenschaftlich arbeiten möchte. (Das Gespräch führte Renate Florstedt)
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