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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1991
- Erscheinungsdatum
- 1991
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199100000
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19910000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19910000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1991
-
- Ausgabe Nr. 1, 07.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 2, 14.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 3, 21.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 4, 28.01.1991 1
- Ausgabe Nr. 5, 04.02.1991 1
- Ausgabe Nr. 6, 11.02.1991 1
- Ausgabe Nr. 7, 18.02.1991 1
- Ausgabe Nr. 8, 25.02.1991 1
- Ausgabe Nr. 9, 04.03.1991 1
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- Ausgabe Nr. 11, 18.03.1991 1
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- Ausgabe Nr. 17, 29.04.1991 1
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- Ausgabe Nr. 19, 13.05.1991 1
- Ausgabe Nr. 20, 21.05.1991 1
- Ausgabe Nr. 21, 27.05.1991 1
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- Ausgabe Nr. 24, 17.06.1991 1
- Ausgabe Nr. 25, 24.06.1991 1
- Ausgabe Nr. 26, 01.07.1991 1
- Ausgabe Nr. 27, 08.07.1991 1
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Projektpapier: Fakultät für Höhere Studien D ie Zivilisation am Ende des 20. Jahrhunderts stellt die Univer sitäten voranspruchsvollere Her ausforderungen als jemals zuvor in ihrer Geschichte. Derzeit scheinen sie für die komplexe geistige Durchdringung und die aktive Mitgestaltung der zivilisatori schen Prozesse in Politik und Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft nur unzurei chend gerüstet. Noch immer ist der Uni versitätsalltag in Lehre und Forschung von der spezialistischen Zerfällung der Disziplinen gekennzeichnet. Die an den Universitäten der fünf neuen Bundes länder wahrnehmbare Tendenz, die in der DDR-Hochschulreform am Ende der sechziger Jahre zerschlagenen Instituts- Strukturen ohne wirklich innovative Konzepte zu erneuern, vollzieht sich in den Bahnen einer „konservativen Mo dernisierung“. Auch die Konzepte zu stärkerer Regionalisierung der Univer sitäten, d. h. ihre Einbindung in die Strukturen und Aufgaben der Länder kann - so notwendig sie partiell sein mag - nicht ihr mittel- und langfristiger Zu kunftsweg sein. Entsprechend der zivilisatorischen Lage, wie sie sich in ihren Spannungen, Widersprüchen und vielfach schon nicht mehr kontrollierbaren Entwicklungs schüben darbietet, sind weiträumige Problemhorizonte und entsprechende wissenschaftliche Zugriffsformen gefor dert. Für die Universitäten bedeutet das: energische Förderung von Interdiszipli narität und Internationalität. Die gegen wärtig umlaufenden Projekte zu eu ropäischen Hochschulen, Graduierten kollegs, Europäischen Instituten etc. sind ein deutlicher Ausdruck des akade mischen Handlungsbedarfs. F reilich erscheint es wenig reali stisch, gleich ganze Universitäten auf das erforderliche interdiszi plinäre und interkulturelle Niveau zu he ben. Was schon unter intakten Univer sitätsverhältnissen Westdeutschlands an der Beharrungskraft der Tradition seinen Widerstand findet, mutet unter den Über gangsverhältnissen der Universitäten Ostdeutschlands beinahe schon als Uto pie an. Daraus ergibt sich die Konsequenz, mittlere Lösungen zu finden. Es wird vorgeschlagen, an der Universität Leip zig eine Fakultät für Höhere Studien zu gründen. Sie könnte sich als Paradigma für einen universitären Entwicklungs weg verstehen, der unter dem Druck ei ner zivilisatorischen Lage, die von fran zösischen Politologen und Kulturtheore tikern bereits als Zustand einer „ingou- vernabilite du monde“ beschrieben wird, ohnehin unausweichlich sein dürfte. Un ter diesem Aspekt wäre eine Fakultät für Höhere Studien als Einübungs- und Lernfeld für eine gesamtuniversitäre Zu kunft begreifen. Die mannigfachen Interdependenzen in den zivilisatorischen Prozessen, bei spielsweise zwischen Politik, Recht und Wirtschaft, zwischen postmoderner Sin nexplosion (bzw. Sinnverlust) und den Bewegungen gesellschaftlicher Kräfte, zwischen dem internationalen Techno logie- und Kulturtransfer und der neuen Stärkung ethnischer oder nationaler Identitäten, die Interdependenz zwi schen religiösem Fundamentalismus und politischem Radikalismus, das Nord-Süd-Gefälle, die ökologische Kri se und vieles andere mehr erzwingen die universitäre Entschränkung verfestigter methodischer und methodologischer Kanones. Insbesondere geht es um die enge Ver flechtung von Geistes- und Sozialwis senschaften (um von weiteren Verflech tungen mit technischen und naturwis senschaftlichen Disziplinen zu schwei gen). In der Fakultät für Höhere Studien sollten Vertreter der Philosophie, der So ziologie, der Volkswirtschaft, der Poli tikwissenschaft, der Rechtswissen schaft, der Geschichtswissenschaft und ggf. auch der Religionswissenschaft und Ethnologie durch die interdisziplinäre Vernetzung ihrer fachlichen Perspekti ven Gelegenheit erhalten, neue Dimen sionen für Forschung und Lehre eröffnen zu helfen. Mit näheren inhaltlichen Überlegungen solchen Vernetzungen dungsgänge ergeben, beispielsweise Ausbildungsgänge in einer Business- School mit erheblichem kultur- und gei steswissenschaftlichen Anteil (auch in Spezialisierung auf bestimmte Regionen in Europa oder in einem anderen Teil der Welt). Vorstellbar wäre auch, daß in den Erprobungen der Fakultät für Höhere Studien Bausteine für ein interfakultati ves Grundlagenstudium sichtbar wer den. I n der Lehre sollte sich die Fakultät auf den Graduiertenunterricht (in er ster Linie Doktoranden) konzentrie ren. Sowohl in der Zusammensetzung der Lehrkräfte als auch in der Integrati on von Doktoranden und Habilitanden wäre es die Aufgabe der Fakultät für Höhere Studien, sich europaoffen - offen Frühere kluge Gedanken: Titel der Reformschrift Wilhelm Traugott Krugs von 1829 für die Neugestaltung der Leipziger Uni. vorgreifen zu wollen, wäre unseriös. Aus der Verschränkung bzw. aus dem en gen Kontakt von wichtigen Teilberei chen der Geistes- und Sozialwissen schaften könnten sich neue Ausbil gleichermaßen nach West- wie nach Ost europa - zu gestalten. Als Unterrichts sprachen wären deutsch, englisch, fran zösisch und russisch anzubieten, wobei bei jedem Bewerber die Kenntnis von zwei dieser Sprachen und Grundkennt nisse in einer dritten vorauszusetzen sind. Um diese nach Lage der Dinge ziemlich hoch angelegte Qualifikations latte meistern zu können, müßte die Fa kultät wahrscheinlich zusätzliche Inten sivsprachkurse anbieten. Der erste Schritt zur Verwirklichung des Projekts ist die Berufung eines Grün dungsdekans. Er muß aus dem Pool je ner Wissenschaftler gewonnen werden, die über Erfahrungen in interdisziplinä rer Arbeit und in der Wissenschaftspoli tik verfügen. Außerdem sollte der Grün dungsdekan weder von der Universität Leipzig noch von einer anderen Univer sität Ostdeutschlands kommen, um in terne Spannungen von vornherein so weit wie möglich zu vermindern. In Ge meinschaft mit dem Gründungsdekan ist von den zuständigen Instanzen in einem zweiten Schritt als „Fakultätskern“ ein Gründungsausschuß ins Leben zu rufen (Laufzeit: drei Jahre), dem auch Gelehr te aus der ehemaligen DDR angehören können. Im Endeffekt sollte die Fakultät zu gleichen Teilen aus auswärtigen Ge lehrten und Wissenschaftlern Ost deutschlands (speziell der Leipziger Universität) zusammengesetzt sein. Die Lehrtätigkeit an der Fakultät für Höhere Studien sollte die Hälfte eines durchschnittlichen Lehrdeputats nicht überschreiten. Das besagt auch, daß die auswärtigen Mitglieder der Fakultät zunächst für eine zusätzliche Teil-Lehr tätigkeit berufen werden, wobei die Ver gütung etwa die Hälfte vom Mittelwert eines durchschnittlichen europäischen Professorengehalts betragen könnte. Mitglieder der Leipziger Universität, die an der Fakultät lehren, könnten ihre Lehrtätigkeit in der grundständigen Aus bildung anrechnen lassen. In den weite ren Entwicklungsphasen der Fakultät muß dann auch die Möglichkeit der Voll- anstellung geprüft werden. Derzeit ist sie wenig realistisch, da hochrangige aus wärtige Gelehrte in aller Regel nur noch für Teilverpflichtungen zu gewinnen sind. D urch Umsetzung von Stellen der beteiligten Fachbereiche, durch Umwidmung freigewordener Stellen und durch Zuwendungen von dritter Seite sind die finanziellen Grund lagen für die Fakultät zu schaffen. Die Bereitstellung von Räumen, von Sach kosten und von Stellen für wissen schaftliche und nichtwissenschaftliche Mitarbeiter ist durch Zuschüsse von staatlicher und dritter Seite zu unterstüt zen bzw. zu gewährleisten. In der Zweckbestimmung und in der Verteilung der Mittel - von den Reiseko sten bis zur Ausstattung - wäre die Fa kultät in unternehmerische Selbstverant wortung gestellt. Auch die Formen und Inhalte der Lehre und Forschung sowie spezieller Weiterbildungsprogramme lä ge ganz in der Zuständigkeit der Fakul tät, ebenso die Einschreibung zu den postgradualen Studien und die Annahme der Betreuung von Dissertationen. Die Schaffung interdisziplinärer und internationaler Standards - das haben die universitätsreformerischen Erfahrungen gezeigt - gelingt am ehesten in über schaubaren Parzellen. Prof. Dr. theol. et phil. KURT NOWAK Theologische Fakultät B rockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden, 19., völlig neu bearb. Auf. Band 1-14 (A bis Mo dus). Mannheim 1986-91: F.A. Brockhaus. Sie besitzen nur eine 5bändige Enzy klopädie und einen älteren 9bänder (beide seinerzeit nicht ohne Mühe er worben), und beide lassen Sie im Stich, wenn Sie sich über Sachverhalte infor mieren wollen, mit denen Sie neuer dings konfrontiert sind? Zum Beispiel: akademischer Mittelbau, Alexander von Humboldt-Stiftung, Arbeitsbe schaffungsmaßnahmen, Arbeitslosen versicherung, Ausbildungsförde- rung/Bafög, BAT, Boat people, Bun deswehruniversitäten, Curriculum, Deutscher Akademischer Austausch- dienst (DAAD), Drittmittelforschung, Fachhochschulen, Fernuniversität, Länder- u. Finanzausgleich, Fraunho fergesellschaft, Fritz Thyssen Stiftung, Gesamthochschule, Gymnasium, Hochschulrahmengesetz, Lehrfreiheit, völkerungsentwicklung, Bildung, Bio technologie, Bürgerinitiative, Bürger rechtsbewegung, Bürokratie, Chancen gleichheit, Christentum, Computer, Da tenschutz, Demokratie, Desertifikation (Wüsten-Ausbreitung), deutsche Frage, Dienstleistungsgesellschaft, Eigentum, Einkommensverteilung, Elite, Emanzi pation, Entwicklungspolitik, Erwach senenbildung, Erziehung, Ethik, Euro pagedanke, Exotismus (positive Be wertung von Fremden), Familie, Frei zeit, Frieden, Gentechnologie, Gerech tigkeit, Geschichtsbewußtsein, Gesell schaftskritik, Gesundheit, Gewalt, Ge wässerschutz, Glück, Grundwerte, Hei mat, Hoffnung, Ideologie, Inflation, In novation, Islam, Journalismus, Jugend, Kernenergie, Klimaänderung, Kommu nalpolitik, Konfliktbewältigung, Kon junktur, Konsum, Kultur, künstliche In telligenz, Lärm, Lebensqualität, Lei stungsgesellschaft, Lernen, Luftver schmutzung, Macht, Management, Ma nipulation, Marktwirtschaft, Massen Fußballkrieg und Guillotine Magister, Max-Planck-Gesellschaft? Da kann ich Ihnen den neuesten Brockhaus empfehlen. Dieser Wissens speicher aus dem deutschen Lexikon verlag ist hierzulande an Quantität und Qualität unübertroffen und hält auch in ternationalem Vergleich stand. Wenn 1994 Band 24 erscheint, besitzen Sie auf 2 Mio Zeilen = 17 000 Seiten Groß format = 140 cm im Regal 260000 Ar tikel (10 000 mehr als im Großen Brock haus, 18. Auflage, 1977-82) mit 35 000 teils mehrfarbigen Abbildungen, Kar ten, Tabellen usw.! Neu sind etwa: Aerobic, Allende (Is abel), Antisatellitenwaffen, Aquino, Aznavour, Baez, Basisdemokratie, Brodskij, Camp David, Challenger, Compact Disc/CD, Computergraphik, Crash-Test, Cruise-Missile, Daten schutz, Demonstrationsrecht, Deng Xiaoping, Deponie, Digitalschallplatte, Eco, eheänliche Lebensgemeinschaft, Einschaltquote, Einwegverpackung, Embryotransfer, Endlagerung, Gastar beiterdeutsch, Geiselaffäre, Geschwi- ster-Scholl-Preis, Glasnost, Golfkrieg, Gorbatschow, Graduiertenkolleg, Graue Panther, Greenpeace, Grekowa, Hacker, Hausbesetzung, Historiker streit, HIV, Hongkongfilme, Jäger 90, James Bond, Jelinek, Jugendsprache, Kir (royal), Knochenmarktransplantati on, krebserzeugende Arbeitsstoffe, Krug (Manfred), Kultfilm (18 Z. Text, 2 Literaturangaben), Kulturstadt Euro pas, Lasermedizin, Leihmutter, Lieder macher. Die Enzyklopädie informiert Sie auch über: Banker, Bildungsfor schung, Bildungsamtplan, Brockhaus (die 1. Auflage erschien 1808-11). Body-Suit, GAU, Hochschulver band, Intifada, In-vitro-Fertilisation, Killersatellit, Kulturhoheit der Länder, Kultusministerkonferenz, Leggings. Man vermißt nur weniges (manches gab es noch nicht, als der betreffende Band gedruckt wurde): Ampelkoali tion, Blaue Liste, Bustier, Drittelparität (im Art. „Hochschulen“ erwähnt) Fax (kommt wohl unter: Telefax), faxen. In- Standbesetzung, Macho (berücksich tigt: Machismo). Besonders wichtig 240 „Schlüsselbe griffe“ (sie sind jeweils auf der Titel blatt-Rückseite genannt und im Text op tisch hervorgehoben), z. B. Abfallbe seitigung, Abrüstung, Aggressivität, Alkoholismus, Allergie, Alternativkul tur, Angst, Arbeit, Arbeitslosigkeit (854 Zeilen; 18. Aufl.: 120 Z.), Armut, Asy lrecht, Ausbeutung der Erde, ausländi sche Arbeitnehmer, Automatisierung, Autorität, Banken, Befreiungstheolo gie, Behinderte, Berlinfrage, Beruf, Be vernichtungsmittel, Meeresverschmut zung, Menschenrechte, Minderheit, Mobilität... Man erfährt insgesamt sehr viel Wichtiges und Interessantes, so über den „Fußballkrieg“ 1969 zwischen Honduras und El Salvador, der mehre re tausend Opfer forderte, und über die Guillotine, die von dem Arzt Guillotin erfunden, in der durch einen anderen Arzt verbesserten Form von einem deutschen Klavierbauer hergestellt wurde! . Jeder 6. Band (bisher also 6 und 12) erhält Nachträge: Barscheiaffäre, Mau er-Abriß, Honecker im Hausarrest, de Maiziere DDR-Premier, Ceausescu hingerichtet, Stadt Breshnew wieder mit altem Namen, Cheney Verteidi gungsminister... Der AIDS-Nachtrag in 6 ist ausführlicher als der AIDS-Artikel in 1; ein kürzerer Nachtrag auch in 12. Aktualität überall: Band 14 berichtet, daß der ägyptische Schriftsteller Maf- hus 1988 den Literaturnobelpreis er hielt. Zusätzliche Informationen geben Werkstattberichte auf den Schutzum schlägen. Es ist viel Primär- und Sekundärlite ratur beigegeben. - Die Texte: knapp, aber durchweg gut lesbar. Papier und Druck (Abstimmung von Text und Bild, Nutzung der Ränder!), Goldschnitt (nicht fürs Bücherschrank- Image des „Bildungsbürgers“, sondern werterhaltender Staubschutz!) und Ein band - Aufmachung und Ausstattung insgesamt bereiten einen geradezu sinn lichen Genuß. Jeder Band kostete bis 30.4. 185, da nach 198 DM, die großformatige Kunstdruckseite also 23 bzw. 26 Pfen nige! Wer das Werk vorm 1.5. subskri bieren konnte, sparte bei 24 Bänden 312 DM. Jeder Käufer kann kostenlos den Auskunftsdienst in Anspruch nehmen. Er kann (muß nicht) das bereits fertige 5bändige Vorauslexikon A-Z mit 140 000 Artikeln für 360 DM kaufen (ab Mai: 480 DM). Auf den erschienenen Weltatlas gehe ich bei anderer Gelegenheit ein. „Brockhaus Enzyklopädie“ ist das stichwortreichste deutsche Großlexi kon, dank reicher Verlagserfahrung denkbar ausgereift, wissenschaftlich fundiert und zugleich praxisnah, stän dig aktualisiert, mit hervorragendem Outfit - für Sie und noch für Ihre Kin der ein unentbehrliches Arbeitsinstru ment, das exzellente Information und ein faszinierendes Lesevergnügen bie tet. Prof. Dr. habil. JÜRGEN WERNER A nmerkungen beim Lesen von „Transit. Europäische Revue“. Heft 1: Osteuropa - Übergän ge zur Demokratie? Hrsg, von Krzy sztof Michalski. Frankfurt/Main: Verlag Neue Kritik 1990, 20 DM. Gerade im deutschen Herbst - des Jah res 1990 - verstummten die Stimmen nicht, das Ende realsozialistischer Herr schaft und die bloße Proklamation eines Rechtsstaates bedeute die Demokratisie rung Osteuropas. Es drängt sich einem dabei der Eindruck auf, als sei Europa nur staatstechnisch ausfindig zu machen. Hat der Vulgär-Marxismus doch ge siegt? Dessen Protagonisten hatten doch glauben machen wollen, man müsse nur die Macht im Staate haben, um seine Herrschaftsform bestimmen zu können: was für die Majoritätgutsei, hat den ein zelnen Menschen glücklich zu machen. Die erste Ausgabe von „Transit. Eu ropäische Revue“ versucht erst gar nicht zu verschweigen, daß der osteuropäische Raum unerkannt den Keller des eu ropäischen Hauses bezogen hat. Auch die bejubelten „friedlichen Revolutio nen“ erbringen noch nicht einmal den Schlüssel zum Fahrstuhl in Richtung ei ner transstaatlichen, westlichen Demo kratie: fest verwurzelte Intoleranzen, Fremdenfeindlichkeit und sozial ver wurzelte und mafiotisch gesteuerte Na tionalitätenkonflikte verhindern zunächst selbst den bloßen Anschluß an das EG-Wirtschaftsgebiet. Es wäre eine Illusion zu glauben, die DDR hätte sich mit ihrem formalen Beitritt dazu aus den osteuropäischenProblemen gestohlen. „Transit“, so der mit dem „Wiener In stitut für die Wissenschaft vom Men schen“ assoziierte internationale Her ausgeberbeirat um Krzysztof Michalski (Boston/Wien), Ralf Dahrendorf (Ox ford), Francois Furnit (Paris), Borislaw Geremek (Warszawa) und Petr Pithart (Praha), „will dazu beitragen, den deutsch-deutschen Bannkreis zu durch brechen, indem gezielt Perspektiven und Erfahrungen aus den Ländern im Osten Europas ins Spiel gebracht werden.“ „Transit“ ist ein vorübergehender Auf enthaltsort im West-östlichen Verände rungsgeschehen. Wenn selbst die sozial-liberale Perest rojka letztlich als der keineswegs neue, eindimensionale Versuch des Rückzuges des Reformflügels der Partei auf die Staatsmacht desertiert ist, so richten sich die recht-staatlich eingerichteten allge meinen Gesetzesnormen jetzt gegen je den umwälzenden Versuch der Machter oberung einer neuen Herrschaftslogik. Während die Maßstab setzende Allge meinheit der dekretierenden, absoluten Regierung, Politbüro, Volksdeputierten kongreß etc. ins vordemokratische Zeit alter gehört, repräsentierte die gestärkte Bürokratie, die die angestrebte Rechts gleichheit zu verwalten hätte, bereits die Massendemokratie des Verfassungsstaa tes im Europa des 20. Jahrhunderts. Da jedoch in den sozialen Rechtsstaaten in Westeuropa nach dem ersten Weltkrieg zunehmend die Forderungen der Arbei- Die perestroikaspezifische Rechts staatsidee setzte der aufklärerischen Par teiung den Staatsbürger vor, und hat mit dem politischen Bürger nichts gemein, der seine Universalität nicht schon wie der an eine nur bedingt kontrollierbare Regierung abzugeben bereit ist. Die Ostdeutschland ist Osteuropa terbewegung integrierbar waren und al le antizentralistischen Forderungen der nichtbolschewistischen Opposition in Rußland nach der Machtmonopolisie rung im Frühjahr 1918 rechtsstaatlich verfolgt wurden, kam die Perestroika ein halbes Jahrhundert zu spät. Gorbatschow hatte auf einen zentrali stischen Gesetzesstaat gesetzt; Bre schnew hatte aber bereits die Stammes- fürsten der Gebietskomitees unterwclt- lich organisiert. brüske Kritik an Solschenizyn und die Fixierung des Westens auf die Reformen Gorbatschows vergißt bei aller berech tigten Sorge um die Berechenbarkeit der sibirischen Raketen die möglichen Chancen spezifisch-russischer Demo kratievarianten. Im Kreisel parlamenta rischer Ordnungen ist es dabei ziemlich zynisch, in russischen Demokratiefor men nichtparlamentarischer Art plötz lich Diktaturen zu erkennen, die vorher niemand erkennen wollte. Hierbei steht der Westen in den Traditionen seiner Hilflosigkeit von vor 1989, als verbrei tet außer dem Ruf: „Die Mauer muß weg!“ nicht zu vernehmen war. Die ein stige Orientierung der Wähleröffentlich keit in Osteuropa (und hier unterschei det sich Ostdeutschland eben gerade nicht vom übrigen Osteuropa) auf einen den Wohlstand sichernden Staat ist die verborgene Fortsetzung der Bindung der Gesetzgebung an eine Verfassung und an die darin verankerten oligarchischen Freiheits-, Gleichheits- und Gerechtig keitsideen des Staatssozialismus. In „Transit“ erklärt gerade der deut sche Verfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde, daß beispielsweise para dox in Osteuropa der neue Staat die ge sellschaftlichen Institutionen erst schaf fen müsse, die auch dem Staat gegenü ber widerständige Macht ausüben sollen (S. 130). In einer Öffentlichkeit, in der noch „gut“ stalinistisch Staat und Ge sellschaft faktisch identisch gedacht und die Heilserwartung auf Regierungen un gebrochen ist, ist dieser Gedanke unge heuerlich. Ob dabei staatsferne (öffent lich-rechtliche) Mächte entstehen, ist mindestens fraglich. Timophy Garton Ash fragt am Ende seines Beitrages über die Deutschland erspart gebliebene Um formung der Dissidenten-Pullover ge tragenen Revolutionäre in Prag und War schau zu Machthabern, ob das demokra tische Europa am Bug oder an der Oder ende. Warum eigentlich nicht an Elbe und Werra? Die Umwandlung der DDR in eine aus sich heraus kaum entwicke lungsfähige Industrieregion ist in vollem Gange, die massenhafte Abwanderung innovationsbereiter Arbeitskräfte und der ostspezifische Neutaylorismus un tergraben zweifelsohne nicht nur die An wartschaften gewerkschaftlicher Um verteilungsvorhaben. Dann sind wir wirklich dazu verdammt, wie der Pariser Historiker Francois Furet aus der ver nichtenden Geschichte der europäischen Linken extrahiert, die Demokratie nur aus der Utopie der Zukunft zu nähren? „Transit“ bietet dazu Gesprächsange bote und Wegmarken genug: so den Ab druck der Diskussionen einer Konferenz des Juli 1990 zu den Dimensionen der Demokratie in Mitteleuropa und Vorträ ge zum Wertewandel in Südosteuropa. Die kommenden Hefte zu Identität und Geschichte Europas, zur Archäologie der europäischen Avantgarden und den neuen Nationalismen lassen Antworten erwarten auf die Frage, auf nach Euro pa? MICHAEL HÄNEL (Der Autor promoviert über die russi sche politische Philosophie.)
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