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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1990
- Erscheinungsdatum
- 1990
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-199000007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19900000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19900000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Ausgabe
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- -
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- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1990
-
- Ausgabe Nr. 1, 12.01.1990 1
- Ausgabe Nr. 2, 19.01.1999 1
- Ausgabe Nr. 3, 26.01.1990 1
- Ausgabe Nr. 4, 05.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 5, 12.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 6, 19.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 7, 26.02.1990 1
- Ausgabe Nr. 8, 05.03.1990 1
- Ausgabe Nr. 9, 12.03.1990 1
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- Ausgabe Nr. 17, 14.05.1990 1
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- Ausgabe Nr. 25, 09.07.1990 1
- Ausgabe Nr. 26, 16.07.1990 1
- Ausgabe Nr. 27, 23.07.1990 1
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- Ausgabe Nr. 30, 01.10.1990 1
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- Ausgabe Nr. 32, 15.10.1990 1
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- Ausgabe Nr. 38, 26.11.1990 1
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- Ausgabe Nr. 41, 17.12.1990 1
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Anrechts veranstaltungen Dienstags in der 19 Dienstag, 24. 4., 19.30 Uhr, Hör saal 19* „Lauter Leute oder Jetzt reichts aber“ Schalls vierter Brecht-Abend — mit Ekkehard Schall und Karl- Heinz Nehring Künstlerische Ensembles der KMU / Arbeiter jugendanrecht Mittwoch, 11. 4., 20 Uhr, Großer Saal im Neuen Gewandhaus* Akademisches Orchester Sonderkonzert mit Werken Mo zarts, Schuberts und Chopins Leitung: MD Prof. Dr. Horst För ster (Für Interessenten sind noch Karten bei der HA Kultur erhält lich, telefonische . Bestellung 7 96 04 03 möglich.) Zyklus Schrift stellerlesungen Donnerstag, 19. 4., 19.30 Uhr, Hörsaal 12* Jürgen Rennert Akademisches Orchester Montag, 9. 4., 20 Uhr, Großer Saal im Neuen Gewandhaus* V. Akademisches Konzert mit: Camillo Radicke, Klavier Mozart — Serenade D-Dur KV 204 Chopin — Klavierkonzert e-Moll op. 11 Schubert — 3. Sinfonie D-Dur Leitung: MD Prof. Dr. Horst För ster Poetisches Theater eLouls Fürnberg" Dienstag, 17. 4. — Premiere!, Montag, 23. 4., Dienstag, 24. 4., 20 Uhr, Ernst-Beyer-Haus* „Glasmenagerie“ Regie: Frank Bechert Einmaliges Gastspiel! Mittwoch, 18. 4., 20 Uhr, Ernst- Beyer-Haus mit der Gruppe Mime mobil (Pa ris) — Bewegungstheater Samstag, 21: 4., Sonntag, 22. 4., 20 Uhr, Ernst-Beyer-Haus „Wedekind“ — eine szenisch-mu sikalische Collage Regie: Ute Pinkert/Thomas Seyda / Lelpziger Uni- versitäischor Dienstag, 10. 4., 19.30 Uhr, Niko- laikirche* „Johannes-Passion“ mit: Venceslava Hruba-Freiber- ger, Susan McAdoo (USA), Al brecht Lepetit,. Egbert Junghans Andreas Sommerfeld; Leipziger Kammerorchester. Dirigent: Prof. John E. Floreen (USA) Ensemble „Solidarität" Montag, 30. 4., 19.30 Uhr, Musika lische Komödie „We have a dream“ Traditionelles GROSSES KON ZERT des Ensembles mit allen Solisten und 20 Gruppen von vier Kontinenten (Karten von 4 Mark bis 10 Mark bei Leipzig-Information, Musik- Oelsner, Opernhaus Leipzig - Vorverkaufskasse) Telefonische Bestellung im En semblebüro (7 96 04 01/4 02) * Restkarten an der Abend kasse Beim Lärmen bei der Wahrheit bleiben Zu „Gute Kunst braucht Zeit und Raum" in UZ 10/90 „Nach dem Text, mag man mei nen, viel Lärm um nichts, Ge rüchte ..." Da kann man dem Auto ren des Beitrages in der UZ 10 „Gute Kunst braucht Zeit und Raum“ erst mal zustimmen, um dann aber zu ergänzen, daß er ne ben Gerüchten auch Verdrehungen, Halbwahrheiten und Lügen verar beitet hat. Und das, obwohl Frank- Rafael Boullon sich über die Sach verhalte, sprich über das Konzept der HA Kultur über die weitere Nut zung des Ernst-Beyer-Hauses, be stens informiert hat. Einige Grundgedanken dieses Konzepts: Das Ernst-Beyer-Haus soll in Zu kunft einem größeren Kreis von Uni versitätsangehörigen zur Verfügung stehen. Natürlich ist es und bleibt es ein Haus für die Volkskunst der KMU und natürlich werden die Möglichkeiten der volkskünstle rischen Freizeitbeschäftigung der Ensemble- und Zirkelmitglieder, die das Haus bisher nutzen können, nicht beschnitten. Das ist eine ent scheidende Voraussetzung. Aber: Unserer Meinung nach ist es nicht mehr vertretbar, daß die Gaststätte nur dann geöffnet ist, wenn Veranstaltungen stattfinden. An mehr als 2/3 der zur Verfügung stehenden Nachmittage und Abende, an denen Probenarbeit sattfindet, ist die Gaststätte unge nutzt; genauer: blockiert. Wenn also eine Trennung zwi schen Gaststätte und Probenräu men, einschließlich des Saales durch Zwischentüren erfolgt, kann das eine und das andere stattfinden, nämlich sowohl die volkskünstleri sche Arbeit als auch im gewissen Maße gleichzeitig ein Gaststättenbe trieb. Eine ganz einfache Rechnung. Dann werden an 5 Tagen in der Woche (wir haben zwei Schließtage vorgesehen, um die bisherige Form der Probenwochenenden für die En sembles zu garantieren) nachmit tags und abends Studenten und Mit arbeiter unserer Universität (es wird keine Wohngebietsgaststätte) hier eine Stätte der Kommunikation finden. Dann hätten auch Mitglie der von KMU-Ensembles und Zir keln, die nicht im Ernst-Beyer-Haus proben und arbeiten können. Mög lichkeiten, sich hier zu treffen. Und es sollen nach unseren Vor stellungen z. B. Schriftstellerlesun gen stattfinden (die von der Haupt abteilung Kultur organisierte An rechtsreihe im Hörsaal 12 ist hier besser aufgehoben) und auch litera risch-musikalische Programme (auch des Poetischen Theaters) oder kabarettistische Programme sollen angeboten werden. Natürlich spie len auch ökonomische Gesichts punkte eine Rolle, aber das wird wohl niemanden, der unvoreinge nommen denkt, in der jetzigen Si tuation verwundern. Damit könnte man es in der Dar stellung bewenden lassen, aber ei nige Richtigstellungen sind noch an gebracht. Was ist konkret passiert? Fakt ist: Das Konzept wurde mit den das Haus nutzenden Ensemble- und Zir kelleitern bzw. deren Vertretern be raten. Es gab ausschließlich Zustim mung — bis auf die Ablehnung des Leiters des Poetischen Theaters. Weiter: Vom Leiter der Hauptab teilung gab es folgende Zusage: An den im vorigen Jahr bereits ver abredeten Proben-, Termin- und Veranstaltungsplänen bis Ende des Studienjahres gibt es keine Verände rungen. Diese Zusage wurde und wird eingehalten. Die geplanten fi nanziellen Mittel für die Arbeit der Ensembles, Zirkel und Gruppen für 1990 wurden bestätigt. (Und auch da mit sichert die Karl-Marx-Universi- tät Vielfalt. Umfang und Niveau der volkskünstlerischen Arbeit!) Allerdings: Zur Messe tauchte ein Flugblatt auf. dessen wahrheitswid riger Inhalt auch schon in der „Jun gen Welt“ abgedruckt worden ist Darin heißt es: ..Die Überlegungen der Karl-Marx-Universität machen uns vorrangig aus finanziellen Grün den eine Weiterarbeit auf erreich tem Niveau unmöglich. Das heißt konkret: — Beschneidung von Probenräu men und -Zeiten — keine finanzielle Unterstützung in bisherigem Maße.“ Nichts von dem ist wahr. Aber mit Wissen des Leiters des Poetischen Theaters. Michael Ha- metner, wurden „alle interessierten Zuschauer“ aufgerufen. ihre Stimme für das Poetische Theater abzugeben und aufgefordert: „Su chen Sie gemeinsam mit uns nach fi ¬ nanziellen Möglichkeiten für eine weitere Existenz — Ihr Poetisches Theater der KMU“ Dies ist ganz einfach eine schlimme und böse Erfindung, Un wahrheit, (warum beschönigen ?) Lüge, die hier in die Öffentlichkeit gebracht wird. Übrigens nach Aus sage des Leiters des Poetischen Theaters ebenfalls vom Autoren des UZ-Artikels, Frank-Rafael, verfaßt. Muß sich eine Universität, müs sen sich viele — ob leitende oder nicht leitende Mitarbeiter dieser Universität — die Beträchtliches für die Volkskunst geleistet und an Be dingungen und Möglichkeiten ge schaffen haben, damit einige hun dert Mitarbeiter dieser Universität und Bürger des Territoriums in ih rer Freizeit ihren Interessen nach volkskünstlerischer Betätigung nach gehen können, müssen die sich so et was unterstellen lassen? Zurück zur besagten UZ-Ver- öffentlichung. Frank-Rafael Boul lon erwähnt einen Technikraum, der auf Anweisung zu räumen wäre. (Er ist übrigens schon ge räumt). Aber man sollte die Leser, die nicht wissen können, worum es sich handelt, richtig informieren. Bei diesem „Technikraum“ handelt es sich um eine ehemalige Küche, die gekachelt ist, die Gas- und Was seranschluß hat, deren Fußboden ge ¬ fliest und mit Wasserabfluß verse hen ist, die Zentralheizung und eine direkte Tür zum Hof des Ernst- Beyer-Hauses aufweist. Die hier ge lagerte Technik wurde ohne Beein trächtigung in einen Kellerraum verlagert. Mit diesem bisher zweck entfremdet benutzten Raum ist eine Grundvoraussetzung für einen (den Hygieneanforderungen entsprechen den!) Verkauf von Getränken und eines Imbisses gegeben. Woher der Autor die Idee mit der Speisegast stätte nahm (die er auch in der DAZ — „Die Andere Zeitung“ ver öffentlichen ließ) ist sein Geheim nis. Natürlich ließen sich noch wei tere Richtigstellungen vornehmen, z. B. der Lüge über ein Verbot der Wolokolamsker-Inszenierung. Aber diese Erfindung kann man sicher kommentarlos ablegen. Im Namen aller Mitarbeiter der HA Kultur kann ich versichern: Alle unsere Überlegungen gingen und gehen davon aus, wie wir ga rantieren können, daß die volks künstlerische Arbeit an der Univer sität im breiten Umfang und mit hohem Niveau erhalten wird. Dabei müssen wir selbstverständlich an die Gesamtheit der Ensembles, Zir kel und Gruppen denken und kön nen uns nicht nur den Belangen eines Ensembles widmen. Dr. WOLFGANG LENHART, Leiter der HA Kultur Soll Kommunikation befördern - die „Kneipe“ im Beyerhaus A uf die Frage eines Reporters, wann ihr denn die besten Ideen für ihre Romane kämen, antwortete sie au genzwinkernd: „Das ist kein Geheim nis, junger Mann, und "sehr einfach, beim Abwasch. Das ist eine dermaßen stumpfsinnige Angelegenheit, so daß ich mich wundere, warum nicht mehr Frauen Kriminalgeschichten schreiben." Sie hat es jedenfalls gekonnt und „verdiente mit ihren Morden mehr Geld als irgendeine Frau seit Lucrezia Bor gia". Laut Guinness-Buch der Rekorde ist sie (auch heute noch) die meistver kaufte Schriftstellerin der Welt, deren Bücher eine Gesamtauflage von über 400 Millionen Exemplaren haben und in 103 Sprachen übersetzt wurden. Na, wenn das keine Kunst ist. Demgegenüber nimmt sich der Le bensweg der „Queen of Crime" recht unspektakulär aus. Die tatsächliche Geburt der Legende Agatha Christie war 1890 in Torquay an der englischen Südküste. Die Nachzüglerin der Familie Miller soll sich das Lesen selbst bei gebracht haben, in den mathemati schen Grundbegriffen unterwies sie der Vater. Erst mit 16 Jahren wurde sie auf eine Höhere-Töchter-Schule nach Paris geschickt und studierte Klavier und Ge sang. Schon 1901 erschien ihr erstes Gedicht in der Lokalpresse über die horriblen (fürchterlichen) Straßenbah nen in der Großstadt. Ihre Mutter hatte sie zum Schreiben ermutigt. 1914 heira tete sie den Offizier Archibald Christie, Agatha der kurz darauf mobilisiert wurde. Wäh rend des Krieges arbeitete Agatha Christie als Krankenschwester, später als Apothekerin. In dieser Zeit entsteht der Plan zu ihrem ersten Kriminal roman: „Das fehlende Glied in der Ket te" (1920) - Schwester und Mutter rie ten ihr, das wirkliche Verschwinden ei ner nicht geringen Menge Arsen in ei ner Geschichte zu verarbeiten. Aller dings wird das Resultat vom Verleger zurückgeschickt. Den endgültigen, wenn auch umstrittenen Durchbruch erzielt sie mit „Alibi" (1926), „einem geradezu Aus dem Leben einer Legende klassischen Werk mit einem engum- grenzten Kreis an Verdächtigen und der verblüffendsten Lösung im Kriminal roman überhaupt". Nach den nicht zu akzeptierenden Fehltritten ihres Mannes zog Agatha Christie die Konsequenz: Sie ließ sich scheiden. Aber sollte dies der Grund gewesen sein, sich in die eisigen Fluten des Kanals bei Torquay zu stürzen? Als sie drei Tage später geborgen wurde, konnte sie sich an nichts erinnern. Was durchaus im Bereich des Möglichen liegt - retrograde Amnesie. Doch ob der Roman „Laternen am Meer" un bewußt das Geschehen der drei Tage widerspiegelt, dürfte trotz vorhandener Parallelen angezweifelt werden. Mit Vanessa Redgrave in der Hauptrolle gab Hollywood seine Deutung der Ge schichte: „Agatha“ (1978). 1930 heiratete die nun schon arri vierte Schriftstellerin den Archäologen Max Mallowau, welchen sie auf ihren ausgedehnten Orientreisen kennenlern te. Auch als Handlqngsort ihrer Stories erwies sich diese Umgebung als lukra tiv, sei es nun Altägypten („Rächende Geister" - 1944) oder das moderne („Tod auf dem Nil" - 1937). Zusammen mit ihrem Mann war Agatha Christie ei ne anerkannte Wissenschaftlerin auf diesem Gebiet der Frühgesthichte. „Ich will es gleich gestehen: Von den zwei Dingen, die mich in meinem Leben mehr als alles sonst beeindruckt haben, war das erste mein Wagen. Mein grau er, stupsnasiger . Morris Cowley. Das zweite war, als ich 40 Jahre später mit der Königin im Buckingham Palast di nierte." Denn Agatha Christie erhält 1956 den Orden des britischen Empires und wird damit geadelt - wer wird das schon. Als sie 1976 starb, flaggte die Krimi- veelt halbmast — geblieben sind ihre Geschichten, Detektive und augenzwin kernde Ironie. Und lesen kann man sie jetzt ja. HENNER KOTTE Deutsche brüllen für Deutsch land. Sachsen brüllen für Deutsch land. Westberliner brüllen gegen Deutschland. Gegen solch ein Deutschland. Gegen solch ein Deutschland, wo der Deutsche „gehorcht, wo er kann, wie dies einem an sich trä gen Geiste wohltut“ (Nietzsche). Gegen solch ein Deutschland, wo der Deutsche um sich blickt, er schreckt, verstummt. Gegen solch ein Deutschland, wo es für den Deutschen nur zwei Möglichkei ten gibt — Schreien oder Schwei gen. Die zehn Studenten der West berliner Theaterschule tun das mit dem 52 Jahre alten, dem erschreckend neuen Brecht-Stück „99 Prozent — Szenen aus Furcht und Elend des Dritten Reiches“. 1937/38 im Exil geschrieben, angesichts von Furcht und Elend in allen soziale Schichten im fa schistischen Deutschland. 1989 von den Westberlinern wieder aufgenommen, um Wut und Zu pur - Brecht Trauer über den 89er 7,5-Pro- zent-Wahlfeldzug der Reps in WB rauszulassen. 1990 in der DDR gespielt — nach Naumburg und Halle nun auch im Leipziger Ernst-Beyer-Haus. Für DDR- Deutsche, denen Furcht und Schrecken der jüngsten Vergan genheit noch in den Gliedern sit zen und von denen offenbar man che schon wieder nach einem neuen Schrecken rufen. Aus dieser Deutschland-BRD- DDR-Deutschland-Konstellation wuchs ungeheure Spannung. Und Denk-Lust. Über die typisch deutsche (?) Neurose. Und über Möglichkeiten einer Therapie. Über das Leben zwischen stumm sein und brüllen. Und über eine ferne Zukunft, in der vielleicht normaler Ton, normaler Streit, normale Stille, normaler Lärm Gewohnheit sind ... Werden die düsteren Schilderungen aus Brechts Szenen irgendwann nur noch per Buch und Theater exi stieren: Die Eltern, die Angst vor ihrem eigenen Sohn haben, wie in „Spitzel“. Der Pfarrer, der dem Sterbenden nicht die Wahrheit sagen darf, wie in „Bergpredigt“. Die Ehefrau, die andere vor den Machenschaften ihres Mannes warnt, wie in „Kreidekreuz“. Die Arbeiterfrauen, die durch Ge schenke bestochen werden, wie in „Winterhilfe“. Und die Volks masse. die wie „... zigtausend Besoffene klingen, denen man das Bier bezahlt hat“, wie in „Volks befragung“? Die Studenten brachten diese Szenen ganz wahrhaftig, ganz pur rüber. Vielleicht zu wahrhaftig, zu pur. Und zu sehr als Schau- Spieler. Mit ausladenden, manch mal übertriebenen Gesten — we niger im Brechtschen Sinne der .sozialen Haltung“. Es schien mir mehr Außen- als Innenleben. Die Requisiten wurden auf das nötigste beschränkt. Möbel der 30er Jahre in einem geschlosse nen Raum. Gerade ausreichend, um das Milieu zu charakterisie ren. „Diese authentische Form haben wir ganz bewußt gewählt. Bei uns sind die meisten Theater mit Glanz und Glimmer über laden. Wir wollten etwas dage genstellen: die Schlichtheit des Alltags.“ — So Matthias Gebhard, einer der Chefs. Das haben sie je denfalls am Donnerstagabend im Beyerhaus - geschafft — diese Schlichtheit und diese Furcht und dieses Elend nahezubringen. ARIANE RIECKER „Das Kaninchen bin ich“ Zwei ominöse Herren im Trench coat berichten der Oberschülerin Maria von der Verhaftung ihres Bruders, die angeblich dessen weite re negative Entwicklung aufhalten soll. Bei der kurz darauf anberaum ten Verhandlung werden Maria und ihre Wirtin des Saales verwiesen; der Bruder erhält (noch vor der Er richtung der „Mauer“) „wegen staats^efährdender Hetze“ drei Jah re Zuchthaus. Das Mädchen ist von DEFA 1965 Regie: Kurt Maetzig seiner Unschuld überzeugt, glaubt an einen Justizirrtum. Doch schon bald soll das Mißtrauen der Ver antwortlichen auch sie erfassen. Der Schuldirektor gestattet zwar einen Besuch des Gefangenen, bezweifelt aber ob solcher Verwandtschaft Ma rias Studienberechtigung. Schon kurz nach der sie erschütternden er sten Begegnung in Brandenburg er hält sie die Ablehnung der Universi tät auf ihre Bewerbung in der Fach richtung Slawistik. Sie wird Kellnerin in einem Amü sierlokal, wo sie sith angesichts ih rer unübersehbaren weiblichen Rei ze ständiger Anträge der männlichen Gästeschar erwehren muß. Aus Le thargie erwacht sie erst, als sie den „Traum-Mann“ trifft. Kurzem Schock nach der Erkenntnis, in Paul Deister dem einstigen Ankläger ih res Bruders gegenüberzustehen, folgt bald um so heftigere Liebesbezie hung. Sie verbringt Silvester mit dem Verheirateten in dessen Wochenend grundstück am Rande eines kleinen Ortes unweit Berlins. Paul verwei gert, um seine Karriere nicht zu ge fährden, im Nachhinein Unterstüt zung für den Bruder- Nach Krank schreibung zieht Maria für längere Zeit nach Breganz. Paul gibt ihr in einer Wochenendehe erstmals das Gefühl wirklichen Gebrauchtwer dens. Er läßt sie Fachliteratur über setzen, woraus sie unter anderem das Verfassen eines Gnadengesuchs zu erlernen hofft. Sie hilft in der Gast stätte des Ortes als Kellnerin aus und erlebt dort eine für sie bislang unbekannte Form von Gerichtsbar keit. Bei der öffentlichen Austra gung des Falls um den Fischer Grambow erfährt sie eine Recht sprechung, deren Grundlage Ver trauen ist und die helfen will. Der Bürgermeister weist Paul mit seiner engstirnigen Meinung in die Schran ken. Plötzlich dringt Frau Deister in die Idylle vor, um von Pauls Selbst mordversuch zu berichten und Maria zum Räumen des Terrains zu be wegen. Bei späterer Aussprache ge steht Paul, Marias Bruder vor allem aus persönlichem Ehrgeiz heraus, hart bestraft zu haben; nun will er ihn erneut mißbrauchen, indem er vorzeitige Entlassung erwirkt und so gegenüber seinen Kollegen früheren Dogmatismus ablegt. Dies kann für Maria nur Trennung bedeuten. Dann freilich verteidigt sie ihre Liebe ge gen den Bruder, der sie wegen der Beziehung zu seinem einstigen ge sellschaftlichen Ankläger schlägt. Letztlich geht das Mädchen aus al lem gestärkt hervor, ist sie nicht mehr „das Kaninchen“. Sie bewirbt sich erneut um ein Studium und er hält die Zulassung. Der Film erzählt konsequent aus der Sicht Marias. Einige offenkundi ge Mängel machen der Realismus der Geschichte und die schonungs lose Offenheit wieder wett, die Zu spitzung nicht scheut. „Spur der Steine“ beispielsweise, künstlerisch geschlossen und hand werklich gediegen produziert, besitzt bei weitem nicht jene Härte der Konstellationen. Hier agieren Men schengruppen, wird Brisanz vom Kollektiv aufgefangen, ist mit dem Zuschauer unterschwellig Optimis mus verabredet, der nie Zweifel dar an dufkommen läßt, daß schon alles „seinen Gang gehen“ wird. — Der Film bringt die frühe Begeg- nung- mit Darstellern wie Angelika Waller und Alfred Müller. Die Wal ler, heute eine unserer führenden Aktricen, bekam, erstmals Gelegen heit, Talent und Proportionen zu präsentieren. Die Figur der Maria, früh auf sich selbst zurückgeworfen, wird bis zur Grenze des Aushalt baren beansprucht. Auch als sich der Bruder durchaus nicht als der positi ve Held erweist, den sie und der Zu schauer erwarten, findet sie für sich nötigen Abstand. Müller, später in „For eyes only“ smarter Supermann, spielt einen Richter zwischen Karrierismus und Gefühl, dem der eigene Opportunis mus beinahe zum Verhängnis wird. Irma Münch bekam den stets un dankbaren Part der hintergangenen Ehefrau, die um ihren Mann ringt. Eingesetzt im vordergründig arran gierten Szenenkomplex um das Luft gewehr erhielt sie kaum Gelegenheit zu überzeugendem Spiel. Ein Ver hältnis der Oberschülerin Maria zu ihrem Sportlehrer ist aus heutiger Sicht für jene Zeiten kaum vorstell bar. Auch mit der Musik wird ober flächlich umgegangen, eine Melodie im stets gleichen Einspiel überstra paziert. Die Dramaturgie gestattet, vor allem im Mittelteil, einige Län gen. — Ungeachtet dessen lohnt der Gang ins Kino, da nicht abzusehen ist, wie lange noch solch schockie rend realistische und ehrliche Filme hiesiger Produktion zu sehen sein werden. HANS-PETER LAUSCHKE, Sektion Germ./Literaturwiss.
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